Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai (Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]) ================================================================================ Kapitel 18: Winterworte ----------------------- „Du hast schon wieder verloren“, sagte Hoshiko und schlug Tsubasas König. Stumm stand die weiße Figur aus Glas da, bevor sie wieder mit den anderen auf seinen angestammten Platz gesetzt wurde, jedoch ohne das Vorhaben, ein erneutes Spiel zu beginnen. „Wo sind deine Gedanken?“ Tsubasa, dessen Gesicht im flackernden Licht des Feuers ungewöhnlich ernst und alt erschien, ließ seinen Blick auf dem Schachbrett ruhen und sah schließlich zu Hoshiko auf. „Sie sind nicht bei den Spielen.“ Ein Holzscheit knackte im Feuer, Funken stoben nach oben. „Ist es, weil er Ōrora verlassen wird?“ Sie war selbst erschrocken darüber, die schwer diese Worte im Raum lagen. Dabei wusste sie es schon lange. Doch war es etwas Anderes es auszusprechen, sich dem wirklich bewusst zu werden. Sie wollte es nicht, daran zu denken war schmerzhaft, aber es war kein Geheimnis mehr. Nicht für Hoshiko. Tsubasa schüttelte seinen Kopf. „Nein.“ Er stand auf um zum Kamin zu laufen. „Ich weiß seit fünf Jahren, dass Ōrora nicht mehr seine Heimat ist.“ Und seine Stimme verriet, dass er sich nicht mal sicher war, ob es sie jemals gewesen war. Er legte einige Scheite nach, beobachtete die Flammen, die das Holz auffraßen und trat zu einem Schrank. Tsubasa kam mit einem kleinen Glas und einer Flasche zurück. „Dein Schmerzmittel.“ Hoshiko nickte, goss sich etwas von der bläulichen, hellen Flüssigkeit in das Glas. „Danke.“ Ihr Arm schmerzte noch immer und im Laufe der Tage war ihr bewusst geworden, dass er nicht zu retten gewesen war. Sie war ein Krüppel. Sie wusste nicht, ob der Schmerz darüber noch kommen würde oder nie, im Moment war es eine einfache Tatsache. So, wie der Himmel blau war und Dinge auf den Boden fielen. Tsubasa räumte das Glas wieder beiseite, kam jedoch mit zwei weiteren und einer Flasche Wein zurück. „Wissen es Tsuneo und Hideaki?“ Er schüttete ihnen beiden ein, bevor er sich setzte. Erst wollte sie mit der Schulter zucken, eine natürliche Reaktion, dachte aber früh genug daran, dass das keine gute Idee war. Ausnahmslos jede Bewegung schmerzte. „Ich weiß es nicht genau. Ich denke, dass Tsuneo nichts davon ahnt. Du kennst ihn.“ Sie trank einen Schluck. „Und Hideaki“, Hoshiko machte eine hilflose Pause, „vielleicht weiß er es, will es aber nicht wahrhaben.“ „Ihr sprecht nicht darüber“, stellte Tsubasa fest. „Nein. Genauso wenig wie du mir nicht sagst, was los ist.“ Sie trank einen Schluck des Weins. „Und mir scheint es, als seien deine Gedanken weitreichender als ein Dieb, der uns verlässt.“ Tsubasa sah eine Zeit lang in den Raum hinein. „Das sind sie“, er trank einen Schluck, „auch, wenn wir es uns eigentlich nicht leisten können, noch mehr von uns zu verlieren.“ Sie schwiegen und der Wind ließ die Fensterläden klappern. Schließlich ergriff Tsubasa erneut das Wort. „Ich werde euch früh genug sagen, welche Gedanken ich habe. Bis dahin gedulde dich. Bis jetzt ist sowieso nichts sicher.“ Er blickte in die Augen der jungen Frau vor sich, sah, dass sich ihre Stirn runzelte und sie zu verstehen schien. Mit einer Bewegung, die fließend gewesen wäre, wäre nicht der steife Arm gewesen, stand sie auf. „Ich muss los.“ Sie drehte ihren Kopf zu Tsubasa. „Wir sehen uns.“ Sie verschwand lautlos aus dem Wohnzimmer und Tsubasa blieb zurück. Und dachte nach. Hidan war nicht dumm und so war es ein Leichtes zu bemerken, was zwischen Kakuzu und Shouta ablief. Es war auch nicht zu übersehen, dass sie aufeinander standen, um es dezent auszudrücken. Selbst in diesem Moment, in dem sie in einem abgesonderten Raum im Rattenspuck saßen und sich unterhielten. Shouta war den ganzen Tag lang fort gewesen, ohne zu sagen, wieso und wie für wie lange er wegblieb. Er war erst gegen Abend gekommen, um ihnen irgendetwas zu erzählen und saß nun auf einem abgewetzten Sofa, hatte ein Bein angewinkelt und warf Kakuzu immer wieder einen Blick zu. An sich wäre das nichts Seltsames. Kakuzu wurde oft angestarrt, kein Wunder, bei den Augen, der Maske und diesem Auftreten. Jedoch waren das hier andere Blicke und wurden sogar noch von diesem erwidert. Das war sehr seltsam. Generell war es einfach nur komisch Kakuzu und Shouta zu beobachten. Nicht, weil es beide Männer waren – um ehrlich zu sein würde es ihn mehr irritieren, wäre Shouta eine Frau – sondern weil er noch nie dabei zugesehen hatte, wie Kakuzu längerfristiges Interesse an jemandem gehabt hatte. Gut, dafür war auch nie Zeit gewesen. Er hatte Kakuzu ab und an mal mit einem Mann verschwinden sehen (jetzt, wo er darüber nachdachte, erinnerten die meisten davon zumindest grob an Shouta), aber das war selten vorgekommen. Kakuzu war keine Person, die flirtete und als Nukenin hatte man sowieso nicht immer die Möglichkeit dazu, mit irgendwem zu schlafen. Jetzt hatte er diese eben beinahe dauerhaft. Zumindest theoretisch. Und das schien er auszunutzen, wie es aussah – und sich anhörte – war der Sex ja gut. Hidan konnte das ja auch nachvollziehen, irgendwie zumindest, seltsam war es dennoch. Schließlich, bevor die beiden doch vergaßen, dass sie nicht alleine waren und übereinander herfielen, brach Hidan das Schweigen: „Was wolltest du uns jetzt sagen?“ Shouta hob seinen Blick, wirkte einen Moment sogar irritiert, bevor er sich durchs Haar fuhr und seufzte. „Ich fürchte, ich bringe euch schon wieder schlechte Neuigkeiten.“ Es war still. Kakuzu wirkte jedoch äußerst angespannt und Shouta fuhr fort. „Sie haben den Kristall aus der Hauptstadt geschafft, hinein ins Gebirge.“ „Und was heißt das?“ Es wunderte Hidan nicht, dass Kakuzu das nachfragte. Ihn selbst interessierte das ja auch. „Wir müssen quasi zurück. Der Ort befindet sich nordöstlich von hier, wenn wir Glück haben, wird das unseren Zeitplan nicht großartig ändern, aber es sieht nicht danach aus. Ich werde versuchen, was ich kann.“ Shouta zuckte mit den Schultern, sah dann abwechselnd Kakuzu und Hidan an. „Wenn ich es schaffe, können wir den Handelsweg nehmen, das wäre einfacher.“ Hidan glaubte nicht, dass es tatsächlich funktionieren würde, nicht bei dem Glück, das sie hatten. Und das stimmte ihn nicht besonders fröhlich. Ōrora war ein Drecksland. Es war kalt, arm und seine Lust, noch mehr Zeit hier zu verbringen hielt sich stark in Grenzen. Shouta, der zu spüren schien, wie die Stimmung sank, seufzte leise. „Ich bekomme das hin. Keine Sorge. Es ist sogar einfacher so, es weniger drumherum und wir können besser mit dem Kristall fliehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich gehe morgen noch mal los, kläre alles, dann gebe ich euch wieder Bescheid.“ „Wie lange brauchst du dafür?“ Auch diese Frage wunderte Hidan nicht im Geringsten. Das war eben Kakuzu. Shouta zog eine Augenbraue hoch. „Wenn ich das wüsste, hätte ich es dir schon gesagt“, er beugte sich ein Stück nach vorne, und Hidan wusste, was jetzt kommen würde, „und so wie du das sagst, klingt es, als sei es furchtbar mit mir in einem Zimmer zu schlafen.“ „Das ist es auch.“ Hidan war sich ziemlich sicher, dass Kakuzu das ernst meinte. Den Sex mal ausgenommen, da war er sich auch sicher: Darauf würde Kakuzu ungern verzichten, wenn er dann schon die Möglichkeit hatte. Unberührt von der Aussage, sprach Shouta in dem selben höhnischen und arroganten Tonfall, in dem er sonst immer sprach, weiter: „Das klang gestern ganz anders.“ Er lachte leise auf und Hidan bereute es, nicht gegangen zu sein. So genau hatte er das nicht wissen wollen. „Ich habe vielleicht einen Händler, bei dem wir mitreisen können, das wäre komfortabler und schneller, allerdings müssten wir die Kontrollen irgendwie umgehen.“ „Sonst noch was?“, fragte Hidan nach, bevor er mehr Details über das Sexleben seines Teampartners erfuhr. Dieser warf Shouta nun einen Blick zu, der sagte, dass guter Sex kein Grund war, jemanden nicht zu töten, worauf hin Shouta ein Lachen, das zu schnell kam, um selbstsicher zu wirken, ausstieß. „Kommt nicht wieder vor.“ Irgendetwas sagte Hidan, dass es doch wieder vorkommen würde und auch Kakuzu schien davon überzeugt. „Das erwarte ich.“ Kakuzu ließ es darauf beruhen, fixierte jedoch weiterhin Shouta, der sich nun wieder an Hidan wandte: „Nein, ich gebe morgen gegen Mittag Bescheid, was wir tun.“ Er sah ihn jedoch nur kurz an, blickte dann wieder zu Kakuzu und ließ sich von der unausgesprochenen Morddrohung nicht mehr beeindrucken. In Ordnung, daran würde er sich noch gewöhnen müssen. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was man so unglaublich geil an Kakuzu finden konnte. Vor allem nicht, wenn man wusste, dass er einundneunzig Jahre alt war und nicht … na ja, wie auch immer man sein Alter schätzen wollte. Vielleicht zwischen vierzig und fünfzig. Oder älter. Auf den ersten Blick war das wegen der Maske sowieso nicht zu sagen. Hidan wartete nicht ab, ob jemand noch etwas sagte, sondern lief einfach aus dem Zimmer, zurück auf den Gang und in den Hauptraum des Rattenspucks hinein. Er ließ sich an einen Tisch am Raumende fallen und blickte umher. Abschaum war wirklich die passende Bezeichnung für die Personen, die sich hier aufhielten. In einer Ecke saß eine Frau mit langen, fettigen Haaren, aus deren Mund nur einzelne Zähne heraus blickten und ihr gegenüber eine Person, dessen Geschlecht Hidan nicht einschätzen konnte. Oder wollte. Irgendwo weiter hinten lallte jemand betrunken ein seltsames Trinklied, von dem Hidan bis auf die Wörter 'saufen' und 'Met' nichts verstand. Ein weiterer Mann stürmte plötzlich in den Flur, Richtung Toiletten. Na lecker... Hidan beschloss wieder zu gehen, verdrehte die Augen und verließ den Rattenspuck. Draußen wurde er von Schnee, Kälte und einer unheilschwangeren Stille empfangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)