Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai (Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]) ================================================================================ Kapitel 15: Diebeswege ---------------------- Der erste Tag in den Bergen war ein Spaziergang gewesen. Am nächsten Morgen waren sie von Schneegestöber, peitschendem Wind und klirrender Kälte begrüßt worden und hatten erst in der Nacht die nächste Hütte erreicht. Shouta hatte damit gerechnet, dass es anstrengend werden würde und musste zugeben - zumindest vor sich selbst, Akatsuki würde er es nicht sagen -, dass er sich verschätzt hatte. Es zerrte mehr an seiner Kraft, als er es geplant hatte. Es half nichts, sich jetzt darüber zu beklagen und er würde es ins Flachland schaffen, ohne die Mission aufzuhalten und was danach kam würde er sehen. Im Flachland war das Vorankommen weniger anstrengend und notfalls würde er eben doch Pferde nehmen, Akatsuki bekam er sicher irgendwie überzeugt. Hoffte Shouta, der gerade eine Lawine löste, zumindest. Donnernd suchte sie sich einen Weg in die Tiefe, riss alles mit sich, was ihr in den Weg kam und stürzte in eine der Klippen. Sein Kekkei Genkai hatte er aktiviert. Natürlich. Es war nicht unmöglich die gefährlichen Stellen ohne es zu sehen – auch wenn es bei diesem Schneefall erheblich schwerer sein dürfte –, es gab erfahrene Wanderer, Bergführer und das ein oder andere Dorf in diesem Teil des Landes. Diese Menschen waren hier aufgewachsen, wussten auf was sie achten mussten und kannten den Schnee besser als jeder andere. Shouta hatte dieses Wissen nicht und musste sich auf das Takaragan verlassen. Kitschiger Name hin oder her – so schlimm fand er den  gar nicht und Sharingan war  nun auch kein toller Name. Kreativ war sowieso kein Name eines Kekkei Genkai. Gut, von so vielen hatte er nicht gehört, aber dabei war noch nie einfallsreicher gewesen. Außerdem war es sicher nicht nützlich. Vor allem nicht für so eine Mission.  Shouta hatte ja nie behauptet, dass es ein Kekkei Genkai war, was einem im Kampf voranbrachte. Natürlich tat es das auch, aber nicht mit irgendwelchen krassen Jutsus, sondern auf viel elegantere Art. Eine Art, die viel mehr Stil hatte. Und überhaupt- „Junge.“ Kakuzu brachte Shouta aus seiner Konzentration. Ohne ein genervtes Aufschnauben unterdrücken zu können, drehte er sich um. „Was?“   Er bemerkte das gefährliche Funkeln Kakuzus Augen. „'Tschuldigung.“ Er hob beschwichtigend seine Hände. „Ich meine: Was gibt es?“  Shouta bemühte sich freundlich zu sein und Kakuzu könnte das auch gerne anerkennen, fand er. Scheinbar tat er das auch. Jedenfalls machte er keine Anstalten, ihn schlagen zu wollen. Langsam hatte er es drauf, Kakuzu einschätzen zu können. Sehr gut. „Der Schneesturm wird stärker.“ Shouta biss sich auf die Zunge, um einen dummen Spruch herunter zu würgen. „Ja. Tut er.“ Er stoppte kurz. „Es gibt hier einige Höhlen, wir könnten dort eine Pause machen, wenn du das meinst. So lange wird der Sturm nicht anhalten.“ Er kam sich zwar wie ein dressiertes Hündchen vor, aber es war wohl besser, Kakuzus Gedanken zu erahnen und ihn nicht noch weiter zu nerven. Zumindest so lange sie hier oben waren. Shouta hatte keine Lust auf Stress, nicht, wenn er von Kälte und ziemlich tiefen Klippen umgeben war. „Führe uns zu der nächsten.“ „Geht klar.“ Shouta fand es seltsam, musste er zugeben, aber dagegen hatte er nichts. Sich nun hinzusetzen erschien ihm eine gute Aussicht. Die Höhle, wenn man sie überhaupt als so eine bezeichnen konnte, war klein und durch den großen Eingang nicht sonderlich gut geschützt, aber es reichte Shouta. Er saß an die Wand gelehnt, direkt neben Kakuzu – berührte ihn aber nicht, was in dieser Enge gar nicht so einfach war. Direkt im Wind wollte Shouta auch nicht setzen und Kakuzu nahm viel Platz ein.  Er war groß. Nicht unbedingt was die Körperhöhe betraf, Tsubasa war größer, aber die Muskelmasse war beeindruckend.  Generell war Kakuzu ein gewaltiger Mensch. Alleine der Körperbau zeigte, dass er selbst für einen Ninja verdammt gut trainiert war und – das hatte Shouta auch erfahren müssen – ebenso stark war. Doch war es nicht das, was Shouta vielleicht sogar faszinierte. Es war seine Präsenz. Kakuzu gab einem das Gefühl, um zwei Köpfe geschrumpft und mindestens zehn Jahre jünger worden zu sein. Natürlich reizte es ihn deswegen erst recht seine Klappe aufzureizen, zu sehen, wie weit er gehen konnte, aber Shouta konnte verstehen, dass andere einen ganz anderen Weg, als er einschlugen. Und soweit er aus den Gesprächen zwischen Hidan und Kakuzu heraus gehört hatte, war es dennoch nicht garantiert, nicht umgebracht zu werden. „Du bekommst Kopfschmerzen.“ Schon wieder brachte Kakuzu Shouta aus seinen Gedanken.   „Ja.“ Shouta fuhr sich durch die Haare. „Kekkei Genkai.“ „Dachte ich mir.“ Shouta sah aus dem Augenwinkeln, dass Hidan belustigt zu ihnen sah, reagierte aber nicht darauf sondern schloss seine Augen. Er antwortete auch gar nicht auf Kakuzus Aussage. Die Kopfschmerzen waren der größte Nachteil, den das Takaragan mit sich brachte. Es hatte einen Grund, dass der Mensch nicht alles bewusst wahrnahm, was um ihn herum geschah. Es waren zu viele Eindrücke auf einmal und es fiel Shouta schwer, sie zu ordnen. Er hatte keine Ahnung, wie er das überhaupt anstellen sollte. Wie denn auch, wenn er niemanden fragen konnte? Er hatte bis vor zehn Jahren nicht einmal gewusst, dass er es überhaupt besaß. Natürlich hatte seine Mutter ihm damals ab und an darüber erzählt, aber da sie es nicht besaß – oder es nie hatte aktivieren können –, war er davon ausgegangen, dass es bei ihm genauso war.  Als es sich dann tatsächlich aktiviert hatte, hatte es Shouta für mehrere Tage ans Bett gefesselt. Die Sommersonne schickte ihre ersten Strahlen auf den Trainingsplatz, eine kleine Lichtung in mitten eines der Kieferwäldern der Küste. Shouta wehrte die Kunais, die Hideaki nach ihm warf, mit seinem Dolch ab, grinste und sah, wie sie sich neben ihn in die Erde bohrten. „War das alles?“ Er lachte, als Hideaki weitere Kunais warf, musste jedoch mit einem Sprung nach hinten ausweichen. „Ich werde gerade erst warm!“, rief Hideaki ihm zu, griff in eine Tasche seiner Weste und zog etwas, was Shouta nicht erkennen konnte, hervor. Einen Moment später sah Shouta es im Sonnenlicht aufblitzen und brachte sich mit einem weiteren Sprung – diesen zur Seite – in Sicherheit. Was nun passierte war äußerst seltsam: Im ersten Moment wurde alles um ihn herum klar. Shouta erkannte am anderen Ende der Lichtung einen Strauch Preiselbeeren. Sah die weißen, glockenförmigen Blüten und hörte gleichzeitig, wie Hoshiko, die neben Tsuneo stand und den Probekampf beobachtete, einen erstaunten Laut von sich gab. Eine Hummel flog an ihm vorbei. Vögel über seinem Kopf. Und er erkannte, was Hideaki aus der Hosentasche gezogen hatte. Es waren Nadeln von denen er noch einmal welchen ausweichen musste. Dieses Mal war es leichter. Viel leichter. Hideakis – er schien beschlossen zu haben, weiter anzugreifen –  Wurfrichtung war leichter zu lesen, er erkannte die Muskeln, die zuckten und - Die ersten Momente waren vorbei. Shoutas Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Er konnte noch die Augen schließen, versuchen, die vielen Eindrücke zu ordnen. Dann verlor er die Kontrolle über seine Beine und einen Herzschlag später auch über sein Bewusstsein. Als er es wieder erlangte, lag er auf dem Boden. Blinzelnd öffnete Shouta seine Augen, sah direkt in Tsunseos, der ihm half, sich aufzurichten, stütze ihn dabei am Rücken. „Was war das?“ Shouta zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, auf einmal war alles komisch und-“ Er hatte wirklich vorgehabt, sich noch wegzudrehen, schaffte es aber nicht und übergab sich. Direkt auf Tsuneo. „Sehr genaue Beschreibung. Wirklich großartig.“ „Tut mir Leid.“ Shouta sah schuldbewusst – und peinlich berührt – zur Seite. Das war nicht geplant gewesen. „Halt lieber den Mund, bevor du mir noch mal dein Frühstück zeigen willst.“ Er zog ihn hoch, damit er stehen konnte. „Kannst du laufen?“ Shouta schüttelte schweigend seinen Kopf, drehte sich dann plötzlich von seinem Sensei weg, stolperte auf die Knie und übergab sich noch einmal. „Oh Scheiße.“ Er würgte noch schon wieder, behielt aber seinen Mageninhalt dieses Mal bei sich. So viel war auch nicht mehr übrig. „Shouta.“ Jemand hatte ihm am Arm gepackt. Zu verwirrt um zu reagieren, öffnete Shouta seine Augen und erkannte, dass dieser jemand Kakuzu war... Moment. Hatte er ihn gerade bei seinem Namen genannt? Seit wann machte er das? Langsam löste er sich aus seinem Griff, trat einen Schritt zurück und stolperte über einen Stein, der am Höhleneingang lag. Glücklicherweise fiel er nicht, das hätte ihm gerade noch gefehlt. „Was ist lost?“ „Du hast nicht reagiert.“ „Oh.“  Shouta wusste, dass er dämlich klingen musste. Hidan lachte, das war in Ordnung. Irgendwie. Aber nicht, dass Kakuzu  deutlich amüsiert war. Und gleichzeitig genervt. Kakuzu konnte wohl alle Gefühlsregungen mit genervt sein verbinden. Schaffte auch nicht jeder.  „Das Takaragan. Nebenwirkung.“  Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, fuhr sich durch das Haar und strich es über seine Ohren, die verdächtig heiß wurden. Scheiße. Hätte Kakuzu ihn nicht hochgezogen... „Nicht so wichtig. Gehen wir weiter.“ Der Schneefall hatte immerhin aufgehört. Hidan lief an ihm vorbei, grinste. Shouta sah ihm nicht nach, sondern immer noch zu Kakuzu. Er musste seinen Kopf ein wenig in den Nacken legen. Warum musste er so verdammt groß sein? „Sicher, dass du die Konzentration behältst?“ „Ja.“ Shouta wusste, dass er trotzig klang, aber dagegen konnte er gerade nichts tun. „Das war eine Ausnahme.“ Er reckte sein Kinn. Kakuzu trat einen Schritt auf ihn zu. „Dann gibt es keinen Grund, weiter rot zu werden.“ Er streckte tatsächlich seinen Arm aus, strich Shoutas Haar hinter das Ohr. Shouta starrte ihn an. Auch jetzt wusste er, dass anders handelte als geplant. Und auch, dass er verdammt dämlich aussehen musste. Großartig. Kakuzu erwiderte den Blick, zog seine Hand zurück. Nur kurz blieb er vor ihm stehen, dann verließ auch er die kleine Höhle. Shouta schnaubte, richtete seine Haare und fluchte leise. Was war das gewesen? Egal. Einfach weiter machen,  sich nichts anmerken lassen. Er zog sich den Schal tief ins Gesicht, schlug die Kapuze hoch.   „Beeilung. Wir müssen die Zeit in der Höhle nachholen.“ In dieser Nacht donnerten Pferdehufen durch die Straßen Pōtos. Beobachtet von einem Paar grauer Augen, die wohl verborgen im Schatten lagen. Der junge Mann zog sich den Stoff, der sein Gedicht vermummte, höher, presst sich an die Mauer hinter sich und sprintete in den nächsten Schatten, sobald die Soldaten an ihm vorbei geeilt waren. Er runzelte die Stirn. Um diese Uhrzeit waren für gewöhnlich keine Soldaten mehr unterwegs und wenn, dann nicht zu Pferd. Es musste etwas passiert sein. Er wartete noch einige Momente ab, lief schließlich ihnen nach. Wie jeder Dieb, und er war selbstverständlich einer, kannte er Pōto besser, als die Mitglieder des Königshaus. Den Soldaten war es eben nur gestattet, die offiziellen Wege zu gehen und so war es kein Problem den Pferden zu folgen. Kurze Abkürzungen, Wege durch Seitengassen und über Dächer und er behielt sie immer im Blick. Die Jutsus der Gilde machten ihn beinahe unsichtbar. Er verschmolz mit den Schatten und suchte hinter jeder sich bietenden Möglichkeit Schutz. Selbst für die Spürhunde wäre er nicht zu orten, aber diese waren nicht dabei. Die Soldaten waren zu Pferd, zwar bewaffnet, aber nicht in höchster Eile. Es war also keine Suche nach Verbrechern, weiteren Mitgliedern der Gilde … oder Aufständlern. Es konnte auch kein offizieller Auftrag sein. Nicht bei Nacht, das Königshaus wollte gesehen werden. Er folgte ihnen einige Zeit lang, vielleicht fünf Minuten und bemerkte, welchen Weg sie einschlugen. Das Adelsviertel. Nicht jeder der Bewohner hier gehörte tatsächlich zu den großen Familien, doch hatten sie genug Geld – durch welche Geschäfte auch immer – um sich hier einzukaufen. Hier zu leben. Und als sie durch die edleren, besser gebauten Gebäude aus Stein ritten, wurden sie langsamer. Würde man nicht zufällig aus dem Fenster schauen, oder in die Nacht hinein lauschen – und wer tat dies um diese Uhrzeit? - würde man sie nicht mehr bemerken. Schließlich hielten sie auf dem leergefegten Marktplatz. Umgeben von großartigen Läden, Restaurants, von denen er selbst nur träumen konnte und keine Menschen. Keine Häuser. Um diese Uhrzeit, zumindest in dieser Jahreszeit, war niemand hier. Der junge Mann kauerte sich dem Schutz eines, nun leeren, Blumenkübels einer Dachterasse und lauschte.  Er hatte etwas, jemanden bemerkt. „Ich weiß, dass du da bist. Komm heraus.“ Er flüsterte nur, doch war es deutlich genug, dass die Person, die sich nun langsam aus dem Schatten löste, es hören konnte. „Das dachte ich mir.“  Hätte man ihre Stimme nicht gehört, so wäre es nicht möglich gewesen zu erkennen, dass sie eine Frau war. Der dicke Mantel verbarg ihre Figur und ihr Gesicht war, bis auf ein käferschwarzes Auge, komplett unter Stoff verborgen. „Wie lange verfolgst du sie schon?“  Die junge Frau, ein Jahr jünger als er selbst, ging neben ihm die Hocke. Das Auge stur in Richtung der Soldaten gelenkt. „Einige Minuten. Als sie noch laut waren. Du?“ Geduckt lief er weiter, erreichte die perfekt platzierte Mauer und drückte sich gegen sie. Die Frau folgte ihm. „Seit dem sie in Pōto sind. Kamen aus Westen.“ Er wollte ihr noch antworten, doch stiegen einige Soldaten von Pferden. „Wo zum Teufel wollen die hin?“ Die Frau kniff das Auge zusammen. „Folgen wir ihnen.“ Ein kurzes Nicken, ein Tarnjutsu und sie waren von dem Dach herunter, folgten den Soldaten, die nun eine Seitengasse entlang liefen und schon nach kurzer Zeit die Tür zu einem der prunkvollen Wohnhäusern, die in diesem Bereich alle gleich aussahen, auf. Sie stürmten hinein, nicht lautlos, doch leise genug,  um nicht aufzufallen. Was passierte, konnten die Diebe erst sagen, als sich auf das Dach des Gebäudes begaben und durch eines der Oberlichter – ihm fiel abwertend auf, dass die eisernen Streben vergoldet waren – sahen. Die junge Frau fluchte leise. „Warum? Ich dachte, dass sie...“ Sie ging einen Schritt von dem Oberlicht zurück. „Was soll die Scheiße?“ Der Mann zuckte mit den Schultern, hatte die Stirn in Falten gelegt, während er zusah, wie die ein Soldat eine Frau erschlug. Das Knacken, das entstand, als ihr Schädel brach, konnte er zwar nicht hören, sich jedoch vorstellen. Das spritzende Blut tat das Übrige, um ihn dazu zu bringen, den Blick abzuwenden und sich noch einmal auf dem Dach umzusehen. Nicht, dass es ihm Leid um sie tat, das hatten die wenigstens Diebe mit dem Königssympathisanten, doch musste er zu geben, dass das Vorgehen äußerst brutal war. „Sie haben Kinder, oder?“ Sie war wieder neben ihn getreten, beugte sich jedoch nicht vor, sodass man sie nicht erkennen konnte. „Ja. Denk nicht mal daran, sie zu retten. Das gibt nur Ärger.“ Die Soldaten würden die Kinder suchen, zuerst bei der Gilde anfangen und wenn welche getötet werden sollte, würden sie vorsichtiger werden und das erschwerte die Arbeit. „Vielleicht können sie uns sagen, was los ist.“ Sie legte den Kopf ein wenig schief. „Außerdem kennst du mich.“ Er wusste, dass sie unter den dunklem Stoff, der ihr Gesicht verbarg, grinste. Manchmal wünschte er sich wirklich, sie nicht zu kennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)