Star Trek TOS - Routinemission mit Folgen (1) von leni1983 (Erster Teil - Eine rätselhafte Grippewelle) ================================================================================ Kapitel 1: McCoys schlimmster Patient ------------------------------------- Kirk an Krankenstation! Kirk an Krankenstation! Pille, bitte melde dich!", schallte es am frühen Morgen durch die Räume der Krankenstation der Enterprise. Die Betten waren fast alle belegt und geschäftige Schwestern und Pfleger huschten zwischen den Erkrankten hin und her. McCoy, der gerade die Anzeigetafel eines schlafenden Patienten studierte, unterbrach seine Tätigkeit und ging zum nächsten Wandinterkom. „Hier McCoy. Was gibt es, Jim?" Doch statt einer Antwort vernahm der Schiffsarzt zunächst nur ein merkwürdiges, würgendes Geräusch mit anschließendem Husten. Kurz darauf meldete sich der Captain wieder. Er klang ziemlich gequält. „Entschuldigung, Pille. Ich weiß, du hast zurzeit Einiges zu tun. Hast du vielleicht ein Mittel gegen Übelkeit, Fieber und Kopfschmerzen?" McCoy seufzte. Also hatte es den Captain jetzt auch erwischt. Diese seltsame, ziemlich hartnäckige Grippe hatte sehr bald zwei Drittel der Crew infiziert. „Nicht du auch noch, Jim.", stöhnte McCoy leise. Kirk musste gegen seinen Willen und trotz seines Zustandes lächeln. „Ich fürchte doch, Pille. Schick mir einfach ein paar Mittelchen und ich halte dich nicht länger von der Arbeit ab.", gab er betont lässig zurück. McCoy blieb ernst. „Das ist nicht witzig, Jim. Wenn es nur so einfach wäre... Über die Hälfte der Crew liegt hier in der Krankenstation bzw. in angrenzenden Sektionen. Wir haben schon einige Flure in zusätzliche Krankenzimmer umgebaut. Einige weitere kranke Besatzungsmitglieder sind in ihren eigenen Quartieren. Ich kann hier nur noch Notfälle unterbringen." Der Captain wurde nun auch wieder ernst, die Lage war nun schon seit einigen Tagen ziemlich kritisch. „Ich weiß, Pille. Ich verlasse meine Kabine nicht und halte mich an die Quarantäne, wenn uns diese vielleicht jetzt auch nicht mehr viel nützt. Pack mir ein Päckchen zusammen, ja? Ich schicke Spock bei dir vorbei, er behauptet ja nach wie vor, immun zu sein. Er kann mir die Medikamente bringen." In diesem Moment erforderte ein neuer Notfall McCoys Aufmerksamkeit. „Okay, Jim, einverstanden. Leg dich jetzt ins Bett und ruh dich aus. Denk dran, so viel wie zu möglich trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Aber melde dich sofort, wenn es schlimmer wird. Ich muss jetzt zu meinen anderen Patienten." Mit diesen Worten unterbrach der Arzt die Verbindung. Jim Kirk seufzte. „Ich hoffe, dass es nicht mehr schlimmer werden kann.", sagte er zu sich selbst. Es klang wie ein Stoßgebet. Dann suchte er zunächst die Hygienezelle auf, und es dauerte eine Weile, bis er sich wieder in der Lage fühlte, seinen vulkanischen Ersten Offizier zu verständigen. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht zur Krankenstation gebracht werden möchten, Captain?", fragte Spock nun zum wiederholten Male und musterte besorgt Kirks blasses Gesicht. Der Vulkanier hatte nach Kirks Nachricht umgehend die Medikamente aus der Krankenstation geholt und zu seinem kommandieren Offizier gebracht. Der Captain, der auf dem Rand seiner Koje saß, und die sorgenvollen Blicke seines außerirdischen Freundes spürte, winkte ab. „McCoy hat auch ohne mich schon alle Hände voll zu tun. Es reicht schon, dass Sie mir die Medizin gebracht haben, Spock. Vielen Dank.“ Spock wollte nun seinerseits abwinken, dass man sich für logisches Verhalten nicht bedankte. Er war zurzeit einer der wenigen außerirdischen, gegen diese Grippe immunen Lebewesen an Bord, die die Krankheit weder bekommen noch übertragen konnten. Doch der Vulkanier überlegte es sich anders und formulierte eine menschlich angemessenere Antwort für seinen Freund. „Gern geschehen, Jim.“ Kirk lächelte über Spocks Versuch ihn aufzuheitern und bildete sich ein, dass auch in den Mundwinkeln des Vulkaniers für eine Sekunde zumindest die Andeutung eines Lächelns zu sehen war. Obwohl Jim sich so elend fühlte, dass er sich am liebsten sofort ins Bett gelegt hätte, erkundigte er sich nach der Situation auf der Brücke. Er wollte, wenn er schon nicht selbst auf der Brücke sein konnte, wenigstens wissen, was dort oben ohne ihn geschah. Außerdem sollte Spock nicht wissen, wie schlecht er sich wirklich fühlte. Captain Kirk war kein Mensch, der sich gern von irgendetwas in die Knie zwingen ließ, schon gar nicht von einer Grippe. Leider war es keine normale Grippe. Dr. McCoy hatte noch immer nicht die Ursache der Krankheit gefunden, was die Suche nach einem Gegenmittel schwierig bis unmöglich machte. Die Medikamente halfen auch nur sehr bedingt und nicht wie üblicherweise. Trotzdem, Kirk hatte sich schon mit weitaus schlimmeren Leiden geplagt und dennoch im Kommandosessel seine Arbeit verrichtet. Diesmal war er aufgrund der Quarantäne gezwungen, seine Pflichten Pflichten sein zu lassen und sich aufs Gesundwerden zu konzentrieren. Es fiel ihm schwer, sehr schwer sogar. Zur Untätigkeit verdammt, fühlte er sich noch mieser und zudem auch noch ziemlich nutzlos. Spock versicherte seinem vorgesetzten Offizier in einem kurzen Bericht, dass die derzeitige Aufgabe, die Erforschung eines kürzlich entdeckten Raumnebels, nach Plan und bis auf die vielen erkrankten Besatzungsmitglieder ohne weitere Zwischenfälle verlief. Kirk war froh, dass sie zurzeit nur einen Routineauftrag hatten. Die Mission der Enterprise lautete, einen Sektor am Rand des bisher erforschten Gebietes zu erkunden und zu kartographieren. Dieser Arbeit waren sie nachgegangen, als sie den Nebel entdeckten und beschlossen ihn sich genauer anzusehen. Daraufhin ordnete Captain Kirk durch Durchquerung des Nebels, eine genaue Analyse seiner Zusammensetzung und das Sammeln von Proben an. Kurz darauf hatte aus bisher unbekannten Gründen schlagartig die Erkrankung der Besatzung seinen Lauf genommen. Spocks Aufmerksamkeit war nicht entgangen, dass Kirks Gesichtsfarbe inzwischen noch etwas weißer geworden war. Der Vulkanier hätte das kaum mehr für möglich gehalten. Am liebsten hätte er Jim persönlich in die Krankenstation gebracht, er musste dringend mit dem Schiffsarzt reden. Doktor McCoy sollte sich dem Captain gegenüber entschiedener durchsetzen, zumindest in diesem besonderen Fall. Der Chefarzt des Schiffes hatte die medizinische Autorität auf der Enterprise, die in besonderen Fällen auch die Autorität des Captains außer Kraft setzte, wenn dieser nicht mehr diensttauglich war. Doch Spock befürchtete, dass der gute Doktor zurzeit ganz andere Sorgen hatte, als den Captain der Enterprise, der seinem Arzt und Freund seine Erkrankung wahrscheinlich nicht ganz so dramatisch geschildert hatte, wie sie vielleicht war. Natürlich sprach Spock diese Gedanken dem Captain gegenüber nicht aus, stattdessen sagte er, nachdem er seinen Bericht beendet hatte: „Mit Ihrer Erlaubnis werde ich jetzt auf die Brücke zurückkehren, Captain.“ James T. Kirk entließ ihn dankbar mit einem Nicken. Inzwischen war der Kommandant des Sternenschiffs Enterprise sogar froh, dass sein Erster Offizier sich anschickte, die Kabine zu verlassen. Ihm war schon wieder furchtbar übel und er wollte auf keinen Fall, dass Spock mitbekam, wie schlecht es ihm wirklich ging. An der Tür wandte sich Spock nochmal um: „Gute Besserung, Jim.“, sagte er leise, dann glitt die Tür zischend hinter ihm zu. Der Captain stürzte ins Bad. Kapitel 2: Fürsorge ------------------- Im Korridor vor dem Quartier des Captains kontaktierte Mr. Spock die Brücke vom Wandinterkom aus. Wie er erwartet hatte, gab es nichts Neues von dem Nebel. Die Analyse der Bestandteile und die Erforschung und Aufzeichnung des Phänomens verliefen ohne besondere Vorkommnisse und trotz des krankheitsbedingten Personalmangels mit nur sehr geringer Abweichung vom Zeitplan. Viele Vorgänge waren computergesteuert und ihre Überwachung erforderte zum Glück nur wenig Personal. Spock informierte Lieutenant Nyota Uhura, die zurzeit das Kommando inne hatte, dass er in Kürze zur Brücke zurückkehren würde, aber vorher noch kurz die Krankenstation aufsuchen wollte. Uhura bestätigte und der Commander unterbrach die Verbindung. Als Mr. Spock die Krankenstation Minuten später betrat, begrüßte ihn Doktor McCoy ziemlich barsch mit den Worten: „Hallo Spock! Schon wieder hier? Haben Sie nichts Besseres zu tun?“ Spock zog eine Augenbraue hoch, erwiderte aber nichts. Er schob die Gereiztheit des Doktors auf den Stress, dem der Arzt in den letzten Tagen ausgesetzt gewesen war und sah davon ab, sie auf seine eigene Person zu beziehen. Als McCoy ihn abwartend anblickte, und ungeduldig auf den Zehen zu wippen begann, antwortete Spock völlig ruhig: „Es geht um den Captain, Doktor. Hätten Sie eine Minute Zeit?“ Leonard McCoy wirkte kurz überrascht. Anschließend huschte ein Ausdruck von Sorge über sein Gesicht. Nach einem Augenblick zuckte der Arzt hilflos mit den Schultern. „Eigentlich habe ich keine Zeit, Mr. Spock.“, gab er grimmig zurück. „Ich muss gleichzeitig an mehreren Orten sein. Sie sehen ja selbst…“, murmelte er dann resigniert und schloss mit einer Handbewegung die ganze Krankenstation mit allen Patienten ein, aber dann winkte er den Vulkanier doch in sein Büro. Mit einem schweren Seufzer ließ sich der Schiffsarzt in seinen Stuhl fallen, während Spock stehen blieb. „Was ist mit Jim? Es tut mir leid, aber ich habe wirklich nicht viel Zeit.“ Spock nickte verständnisvoll. „Das weiß ich, Doktor. Ich werde Sie auch nicht lange aufhalten. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich befürchte, dass es dem Captain in Wirklichkeit schlechter geht, als er es Ihnen gegenüber zugegeben hat.“ „Wie üblich.“ McCoy seufzte erneut. „Das habe ich befürchtet. Das ist typisch für ihn.“ Spock nickte nur zustimmend. Jim ging meist nicht sonderlich rücksichtsvoll mit seinem Körper um. Ein Umstand, den er selbst sehr bedauerte, wog für ihn doch das Wohl seines Captains schwerer als sein eigenes. Nach einer kurzen Pause sprach McCoy weiter. „Ich muss zugeben, dass ich zurzeit über jeden Patienten froh bin, der in seinem Quartier bleibt, Spock. Aber ich werde Jim einen Besuch abstatten, sobald …“ Er zögerte. „… sobald ich kann.“, vollendete er den Satz schließlich resigniert und realisierte seine eigene Erschöpfung. Am liebsten wäre McCoy sofort zu Kirk gegangen. Doch er hatte das Gefühl gleichzeitig an zehn verschiedenen Orten sein zu müssen. Die Müdigkeit übermannte ihn, raubte ihm allmählich die letzten Kraftreserven. Er war seit Stunden – Oder waren es schon Tage? – fast pausenlos auf den Beinen und hätte jetzt am liebsten den Kopf auf den Schreibtisch gelegt, um ein Nickerchen zu machen. Stumm fragte er sich, wie lange er das alles noch durchhalten würde. Er war froh, dass er bisher noch keine Anzeichen der Krankheit an sich bemerkt hatte, aber wenn er so weiter machte, würde er diese merkwürdige Grippe auch nicht mehr brauchen und einfach vor Erschöpfung umfallen. Spock musterte ihn besorgt, er schien seine Gedanken zu lesen. „Doktor McCoy, wann haben Sie zum letzten Mal geschlafen?“, fragte der Vulkanier leise. Leonard McCoy zuckte erneut hilflos mit den Schultern. „Seit diese Epidemie ausgebrochen ist? Ich weiß nicht mehr… hin und wieder mal ein oder zwei Stunden zwischendrin…“ Er gestattete es sich, die Augen zu reiben, es fühlte sich an, als hätte ihm jemand Schmirgelpapier unter die Lider gelegt. Spock blickte ihn einen Augenblick schweigend an und der Doktor glaubte ein mitfühlendes Flackern in seinen dunklen Augen aufblitzen zu sehen. Aber vielleicht sah er vor lauter Müdigkeit auch schon Gespenster. Ihm fiel etwas anderes ein. „Spock, sind Sie sicher, dass Sie wirklich gegen die Krankheit immun sind?“ Spock nickte. „Absolut, Doktor. Ich bin Vulkanier, und wir besitzen eine natürliche Immunität.“ Doktor McCoy schüttelte den Kopf. „Sie sind auch zur Hälfte Mensch, Spock. Wenn Sie das auch immer wieder gerne unerwähnt lassen…“, erwiderte der Schiffsarzt müde, „...und denken Sie daran, Menschen sind offenbar nicht immun.“ „Das ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen.“, gab der Vulkanier mit stoischer Ruhe zurück. „Ich werde Ihnen so viele freiwillige Helfer schicken, wie ich im Dienst entbehren kann, Doktor. Dann können Sie auch die erkrankten Crewmitglieder in den Zusatzkrankenzimmern auf den Korridoren und in den Quartieren besser versorgen.“ McCoy nickte dankbar und Spock fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Verständigen Sie jetzt Doktor M’Benga, Leonard. Er kann Sie vertreten, damit Sie einige Stunden schlafen können.“ McCoy war zu ausgelaugt, um sich Spocks Anweisung zu widersetzen. Ohne zu Widersprechen, dankte er dem Ersten Offizier leise und sank Sekunden später auf dem Schreibtisch zusammen, noch bevor Spock den Raum ganz verlassen hatte. Der Vulkanier kehrte zurück und legte dem schlafenden Arzt eine Decke um die Schultern, bevor er endgültig aus dem Büro ging. Commander Spock informierte Schwester Chapel und bat dann Doktor M’Benga auf die Krankenstation, der inzwischen einige Stunden ausgeruht hatte. Bevor Spock jedoch die Krankenstation verlassen konnte, rief Schwester Chapel ihn nochmal leise zurück. „Mr. Spock. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Doktor McCoy wollte nicht auf mich hören, als ich ihm sagte, dass er dringend eine Pause braucht.“, sagte sie und deutete auf die verschlossene Tür von McCoys Büro. Spock zog es vor, nur zu nicken. Doch bevor der Erste Offizier sich auf den Weg zur Brücke machen konnte, hatte die Krankenschwester noch ein weiteres Anliegen. Noch immer im Flüsterton, um die geschwächten Patienten nicht zu stören, bat sie ihn zurück zu McCoys Büro. „Mr. Spock, würden Sie mir noch einen Gefallen tun und den Doktor auf die Couch legen? Ich selbst kann ihn nicht bewegen, ohne ihn aufzuwecken und wenn er stundenlang mit dem Kopf auf dem Schreibtisch liegt, dann wird er sicherlich aufgrund der unbequemen Lage nicht mit bester Laune aufwachen.“ Spock Reaktion bestand zunächst in einer hochgezogenen Augenbraue. Doch dann nickte der Vulkanier verständnisvoll. Leise betraten sie das Büro. Sanft hob der Vulkanier den guten Doktor in seine Arme und bettete ihn auf die kleine Couch, die in einer Ecke stand. Das Körpergewicht des Menschen bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten. Schwester Chapel breitete wieder die Decke über McCoy, dann verließen sie gemeinsam das Zimmer. Die Krankenschwester bedankte sich erneut leise bei dem Ersten Offizier. Spock verabschiedete sich und verließ mit dem Versprechen, das weitere Helfer auf die Krankenstation kommen würden, selbige in Richtung des Turbolifts. Nun machte er sich endlich auf den Weg zur Brücke. Vom Turbolift aus kontaktierte er die das Kommandozentrum des Schiffes. „Spock an Brücke.“ „Brücke. Lieutenant Uhura, Sir.“, meldete sich die afrikanische Schönheit vom Stamm der Bantu mit ihrer melodiösen Stimme. „Gibt es Neuigkeiten, Lieutenant?“, fragte Spock. Nyota Uhura wechselte einen Blick mit den anderen diensthabenden Crewmitgliedern auf der Brücke. Der Steuermann und die Navigatorin schüttelten die Köpfe. Die junge Frau an der Wissenschaftsstation teilte Uhura präzise den Fortschritt der Mission mit, Uhura gab den Statusreport anschließend an Mr. Spock weiter. „Es verläuft zurzeit alles wie vorgesehen, Mr. Spock, mit einer geringen Abweichung vom Zeitplan. Die Erkundung und die Analyse des Nebels sind zu 78,34 Prozent abgeschlossen.“ Die Crew wusste, dass Spock präzise Angaben wünschte. „Sehr gut, Lieutenant.“, erwiderte Spock zufrieden und unterbrach die Verbindung, da sich in diesem Moment die Aufzugtüren zur Brücke öffneten. Spock trat aus dem Turbolift hinaus und Uhura erhob sich mit natürlicher Eleganz aus dem Kommandosessel. Sie blickte den Vulkanier erwartungsvoll an, als sie zur Kommunikationskonsole ging, wo sie sich auf ihrem eigenen Stuhl niederließ. Da das noch gesunde Personal durch die Quarantäne von ihren Freunden und Kameraden getrennt war, waren sie alle froh, wenn sie Neuigkeiten erfuhren. Kurz darauf stellte Uhura schließlich leise die Frage, die die ihr im Moment am meisten Herzen lag und wahrscheinlich nicht nur ihr allein. „Mr. Spock, wie geht es dem Captain und wie sieht es auf der Krankenstation aus?“ Kapitel 3: Intuition -------------------- Mr. Spock drehte sich zunächst zu Lieutenant Nyota Uhura um, dann ließ er den Blick zu allen anwesenden Brückenoffizieren wandern. „Die Lage ist ernst. Inzwischen ist fast ein Drittel der gesamten Crew erkrankt. Dem Captain geht es den Umständen entsprechend.“, antwortete er und seine Stimme klang noch ernster als sonst. Die Brückencrew sah ziemlich besorgt aus. Der erste Offizier fuhr fort: „Es werden noch freiwillige Helfer auf der Krankenstation gebraucht, deren Dienst nicht essentiell für das Funktionieren des Schiffs und die Erfüllung der Mission sind. Einige Crewmitglieder, denen es nicht ganz so schlecht geht, dass sie als Notfälle eingestuft werden müssten, werden in ihren Quartieren behandelt und versorgt. Dr. McCoy kann nur noch Notfälle auf der Krankenstation und in den angebauten Sektionen aufnehmen. Die Gefahr einer Ansteckung für die freiwilligen Helfer besteht natürlich trotz aller Hygienemaßnahmen. Daher ist dies auch kein Befehl, sondern eine Bitte. Würden Sie bitte eine schiffsweite Verbindung für mich zu öffnen, Lieutenant?“, schloss Commander Spock seinen Bericht. Uhura nickte und ihre schlanken Finger tanzten über die Konsole. „Sie können sprechen, Sir.“ „An die gesamte Besatzung der Enterprise, hier spricht der zurzeit kommandierende, Erste Offizier Spock. Aufgrund der anhaltend hohen Erkrankungsrate der Crew werden freiwillige Helfer gesucht, die Doktor McCoy und sein Team bei der Versorgung der Patienten unterstützen. Da die Gefahr einer Ansteckung für den Großteil von Ihnen besteht, möchte ich Sie bitten, dies nicht als Befehl, sondern als Bitte aufzufassen. Wenn Sie helfen möchten, sprechen Sie mit den direkten Vorgesetzten ihrer Abteilungen, ob sie im Dienst zurzeit dringend benötigt werden, und melden Sie sich dann bei deren Zustimmung auf der Krankenstation oder bei Lieutenant Uhura. Ich wiederhole, die erbetene Hilfeleistung ist freiwillig und kein Befehl. Gegen die Erkrankung immune Spezies wie Vulkanier, Andorianer und Rigelianer werden allerdings dringend gebeten, sich als Helfer zu melden, unerheblich welchen Dienst und welche Aufgabe sie zurzeit ausüben. Spock Ende.“ Uhura unterbrach die schiffsweite Verbindung. Fast gleichzeitig trafen Dutzende von Meldungen an ihrer Konsole ein. Überall auf dem Schiff wollten Crewmitglieder ihren Kameraden und Freunden helfen. Beinahe wäre das Kommunikationssystem durch die vielen Angebote zusammengebrochen. Spock hatte ebenfalls vor, sich als Helfer zur Verfügung zu stellen, solange die Mission nach Plan verlief und da Lieutenant Uhura nun mit ihrem Aufgabenbereich aufgrund der Koordination der Helfer für die Krankenstation zu viel zu tun hatte, um auch noch das Kommando zu übernehmen, bat der Vulkanier Chefingenieur Scott zur Brücke, da Chekov und Sulu zurzeit ebenfalls erkrankt waren und ihre Vertreter über keinerlei Kommandoerfahrung verfügten. Der Schotte betonte, er habe zurzeit ohnehin nicht mehr zu tun, als seine Maschinen zu warten und zu polieren und meldete sich kurz darauf auf der Brücke, wo Spock ihm das Kommando übergab. Der Vulkanier stieg erneut in den Turbolift. Eigentlich hatte er vorgehabt, direkt zur Krankenstation zu fahren, um dort seine Hilfe anzubieten, doch im Turbolift überkam ihn eine merkwürdige Empfindung. Irgendetwas stimmte nicht. ‚Jim…‘ Es war wie eine Art Vorahnung. Obwohl Spock es wahrscheinlich nie zugegeben hätte, vertraute er nun ohne zu zögern diesem Gefühl. „Computer. Kurskorrektur.“, ordnete er an. „Quartier des Captains.“ „Bestätigt.“, schnarrte die elektronische Stimme der Enterprise und es folgte eine allgemeine Warnung im Bezug auf die Epidemie und die Quarantäne an Bord, denn auch die Krankenstation lag auf diesem Deck. Noch auf dem Korridor versuchte Spock besorgt durch die psychische Verbindung zu seinem menschlichen Freund durchzudringen, er fühlte, dass mit Jim etwas nicht in Ordnung war. Als er die Tür zum Quartier des Captains erreichte, traf ihn überraschend eine Welle des Schmerzes. „Jim!“, keuchte der Vulkanier und war heilfroh, dass sich außer ihm niemand auf dem Gang befand. Er stützte sich kurz an der Wand ab, überbrückte den Öffnungsmechanismus mit seinem persönlichen Code und taumelte dann in die Kabine. Dem Captain ging es wie befürchtet bedeutend schlechter. Spock tastete sich Halbdunkel des Raumes zu Kirks Bett, noch immer schwankend. Doch allmählich gewann seine vulkanische Seite die Kontrolle zurück. Die telepathische Verbindung zwischen ihm und Kirk festigte sich und Spock verwunderte es nicht, dass der Captain aufgrund der Schmerzen nicht mehr bei Bewusstsein war. „Jim…“, murmelte er leise, ließ sich am Rand des Bettes nieder und tastete nach den Nervenpunkten im Gesicht des Captains. Kaum hörbar murmelte Spock automatisch die Worte, die für die mentale Verbindung mit Kirk eigentlich gar nicht mehr nötig waren. “My mind to your mind…my thoughts to your thoughts… Our minds are melting, our minds are one…”* Die geflüsterten Worte klangen in der Stille des Zimmers fast wie eine geheime Zauberformel. Als Kirks Bewusstsein die wachsende mentale Verbindung spürte und Spock ihm einen Teil der Schmerzen genommen hatte, schlug er die Augen auf. „Spock…“, krächzte er angestrengt. Spock atmete tief durch und besann sich auf seine vulkanischen Gedankenregeln, um die Schmerzen auszuhalten und in einem Teil seines Bewusstseins für immer zu verschließen. Dann intensivierte er die Verbindung. ‚Ich bin hier, Jim.‘, sagte er, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. ‚Spock…‘ Die Antwort war leise, aber unverkennbar eine Antwort, die in Spocks Gedanken wiederhallte. Der Vulkanier fühlte die Dankbarkeit seines Freundes wie einen angenehm warmen Windhauch, der ihn umarmte und es sagte ihm mehr als tausend Worte. Kurz darauf bemerkte Spock, wie Jim sich auch körperlich entspannte, der Captain atmete ruhiger und sein Puls stabilisierte sich. Spock gestattete es sich erleichtert aufzuatmen, froh darüber, seiner Intuition – wie die Menschen es nennen würden – nachgegeben zu haben. Was gewesen wäre, wenn er nicht gekommen wäre, daran wagte er nicht zu denken. „Spock an Dr. McCoy. Spock an Dr. McCoy.“ Leonard McCoy fuhr ruckartig aus dem Schlaf, als er Spocks Stimme vernahm und stieß sich den Kopf an einem niedrig hängenden Wandregal mit Speicherdisketten, wovon einige klappernd zu Boden fielen. Er fluchte und blinzelte verwirrt, weil er für einen Moment nicht wusste, wo er sich befand. Sich aufsetzend schaute er sich um und erkannte seinen Schreibtisch, der in seinem Büro in der Krankenstation stand. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er und Spock in eben diesem Raum miteinander gesprochen hatten. War er etwa eingeschlafen? „Verdammt!“, fluchte er erneut und versuchte auf die Beine zu kommen. Wie lange hatte er geschlafen? Bei dem Versuch aufzustehen, bemerkte er, dass jemand eine Decke über ihn gebreitet hatte. Bestimmt Christine. Aber wie zum Teufel kam er auf dieses Sofa? „Spock an Dr. McCoy.“ Die Stimme des Vulkaniers klang zunehmend drängender. Nun endgültig wach, versuchte McCoy sich hektisch aus der Decke zu befreien und fast wäre er gestolpert. Leicht schnaufend erreichte er das Interkom an seinem Schreibtisch. „Hier McCoy.“, meldete er sich schließlich. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Spock antwortete. „Doktor, bitte kommen Sie umgehend zur Kabine des Captains.“ „Ich bin sofort, da. McCoy Ende.“, versprach der Schiffsarzt. Die Art und Weise wie der Erste Offizier umgehend gesagt hatte, beunruhigte ihn. Ihm fiel wieder ein, dass Spock ihm vor kurzem mitgeteilt hatte, dass es Jim wirklich schlecht ging. „Spock Ende.“ McCoy unterbrach die Verbindung. Alarmiert schnappte er sich die nächste Medotasche, die ihm ins Auge fiel, teilte Christine Chapel in knappen Worten mit, wohin er unterwegs war und schon war er verschwunden. Seine Müdigkeit war vor lauter Sorge wie weggeblasen. Außer Atem erreichte Schiffsarzt schließlich nur eine Minute später das Quartier des Captains und hielt sich nicht damit auf, den Türsummer zu betätigen. Er benutzte seinen Code für Notfälle und trat schnell durch die sich zischend öffnende Tür. In der Kabine herrschte ziemliche Dunkelheit und McCoy blieb abrupt stehen. „Spock?“, fragte er in die Dunkelheit. „Jim?“ Er erhielt zunächst keine Antwort. McCoys Sorge wuchs. Er blinzelte, in der Hoffnung, dass seine Augen, die noch auf die grellen Lichter des Korridors eingestellt waren, sich dann schneller an die schlechten Lichtverhältnisse gewöhnen würden. „Hier drüben, Doktor.“, antwortete Spocks ruhige Stimme nach nur einem Augenblick, der dem Arzt allerdings wie eine Ewigkeit vorkam. Allmählich konnte McCoy in dem Dämmerlicht Umrisse ausmachen. Er ging vorsichtig in Richtung von Kirks Bett, stolperte aber, als er mit dem Bein gegen etwas Massives stieß und fluchte unterdrückt. „Leise, Doktor.“, mahnte Spock. „Der Captain ist gerade eingeschlafen.“ Irritiert hob McCoy die Augenbrauen. „Spock, ist das jetzt ein Notfall oder nicht?“, flüsterte er verwirrt und es klang auch ein bisschen vorwurfsvoll. Dann bemerkte er, dass Spock seine Hand langsam von Kirks Schläfe löste. Erneut wanderten seine Brauen in die Höhe. „Spock, was ist passiert?“, fragte er. Der Vulkanier erwiderte seinen Blick ungerührt. „Als ich ihn fand, war er bewusstlos, Doktor.“, berichtete er. „Er hatte ziemliche Schmerzen.“ Der Arzt blickte forschend in Spocks Gesicht und kniff die Augen zusammen. Mittlerweile konnte er im Halbdunkel ganz gut sehen. „So wie Sie aussehen, hatten Sie eine Kostprobe davon.“, bemerkte er und es klang nicht wie eine Frage. Besorgt schaute McCoy den Vulkanier an, doch Spock wandte den Kopf ab. McCoy tat es in Anbetracht Umstände nun leid, so direkt gewesen zu sein, und daher ließ er Spock einen Moment in Ruhe und musterte seinen jetzt schlafenden Captain und Freund. Das Gesicht des Captains war eingefallen, noch ziemlich blass und schweißbedeckt, wenngleich er jetzt sicher deutlich besser aussah, als zu dem Zeitpunkt, wo Spock ihn gefunden hatte. Der Arzt murmelte etwas vor sich hin und studierte Kirk mit dem medizinischen Tricorder, den er mitgebracht hatte. Dann fühlte er seinen Puls auf die altmodische Art und Weise. Wieder gab er ein paar unverständliche Brummlaute von sich. „Was haben Sie gesagt, Doktor?“, fragte Spock, der nun wieder aufblickte. McCoy schaute zum Ersten Offizier auf, der irgendwie abwesend wirkte. Er erschien ihm irgendwie in Gedanken versunken. McCoy überlegte, ob es an der Mentalverschmelzung lag. Dann besann er sich. „Sie haben ihm womöglich das Leben gerettet, Spock…“, sagte er leise. „Diese verdammte Grippe hat ihn schlimmer erwischt als alle anderen. Wie haben Sie ihn gefunden? Ich meine, woher wussten Sie…?“ Leonard unterbrach sich und beobachtete den Vulkanier. Spock sah nachdenklich aus. Spock wog seine möglichen Antworten ab. Er war unsicher, ob er McCoy gegenüber ehrlich antworten und seine Ahnung ansprechen sollte. Würde der Arzt ihn später mit seinem Gefühl aufziehen? McCoy wartete noch immer auf eine Reaktion, er war aber nun vorsichtig, Spock nicht zu drängen. Spock holte schließlich Luft und hob und senkte die Schultern. „Es war nur eine – Ahnung…“, sagte er dann leise. Überrascht von Spocks ehrlicher und unverkennbar emotionaler Antwort, schwieg McCoy zunächst. Die Offenheit des Vulkaniers rührte ihn und erinnerte ihn daran, was Sie beide trotz aller Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten miteinander verband: Die tiefe Zuneigung zu einem Mann, der nicht nur ihr Captain, sondern vor allem auch ihr Freund war. Auf keinen Fall wollte McCoy diese Verbundenheit durch eine dumme Bemerkung über vorhandene oder nicht vorhandene vulkanische oder menschliche Gefühle zerstören. „Danke, Spock. Für alles.“, sagte er schließlich leise und traute sich nicht, dem Vulkanier in die Augen zu schauen. Er hoffe, das Spock verstand, was er meinte. Seine Gedanken überschlugen sich und er fühlte sich schrecklich schuldig. Stumm richtete er ein Dankgebet an Spock und verfluchte gleichzeitig sich selbst. Warum hatte er sich nicht gekümmert, als Spock ihm gesagt hatte, dass es dem Captain wirklich schlecht ging? Eine Hand legte sich verständnisvoll auf seine Schulter und McCoy zuckte zusammen, wand sich um und blickte überrascht in Spocks dunkle Augen. Der Vulkanier hatte jedes Wort verstanden, scheinbar auch die, die Leonard nicht laut ausgesprochen hatte. Der Arzt kämpfte mit seinen Gefühlen, denn auch wenn sie es beide vehement leugneten, auch er und Spock waren Freunde. Er machte sich außerdem nach wie vor große Vorwürfe wegen Jims Zusammenbruch. Spock riss ihn aus seinen Gedanken. „Doktor, wir sollten den Captain jetzt zur Krankenstation bringen.“, sagte der Vulkanier leise. McCoy straffte die Schultern, nickte und ging zum Computerterminal, um sich mit der Krankenstation in Verbindung zu setzen und alles Nötige in die Wege zu leiten. Er ließ Gänge räumen, die auf ihrem Weg lagen, erstens wegen der Quarantäne und des Weiteren, um Aufsehen zu vermeiden. McCoy war froh, dass Jim tief und fest schlief, als er und Spock kurz darauf durch die leeren Flure gingen. Sonst hätte der Captain der Enterprise sich wahrscheinlich auch nicht so ohne weiteres von seinem Ersten Offizier durch die Korridore der Enterprise in die Krankenstation tragen lassen. Sie benutzten einen Seiteneingang, um den anderen Patienten auszuweichen und erreichten einen abgeriegelten Bereich, wo schon alles für die Ankunft des Captains vorbereitet war. „Danke, Spock.“, sagte Dr. McCoy noch einmal, als der Captain im Krankenbett lag. Spock war die ganze Zeit nicht von Jims Seite gewichen. Einen Moment lang konnte man an seiner Körperhaltung deutlich die Sorge um seinen Freund ablesen, das entging auch McCoy nicht. Mitfühlend sagte der leise: „Jim wird wieder gesund. Er bekommt jetzt eine Infusion und es wird immer jemand in seiner Nähe sein. Es wird ihm bald besser gehen.“ ‚Hoffe ich.‘, dachte er dann stumm bei sich. Spock nickte wortlos und korrigierte umgehend seine Haltung, da Schwester Chapel mit einer Kollegin den Raum betrat, um den Captain zu versorgen. „Ich werde mit Ihrer Erlaubnis nach den anderen Besatzungsmitgliedern sehen, die krank in ihren Quartieren sind. Mr. Scott hat derzeit das Kommando.“, teilte Spock McCoy im üblichen, emotionslosen Tonfall mit. Der Schiffarzt nickte. „Ich bin einverstanden und sehr dankbar für Ihre Hilfe, Mr. Spock.“, erwiderte er ebenso ruhig wie der Vulkanier. Doch in seinen blauen Augen blitzte es trotz seiner Sorge auf. Spock konnte wunderbar überzeugend so tun, als ob alles okay wäre, aber McCoy wusste es besser. Wenn es um Jim ging, dann waren er und Spock sich ausnahmsweise mal einig, für beide gab es nichts, was wichtiger war, als das Wohl von James T. Kirk. Auch wenn Spock das niemals laut ausgesprochen hätte. Spock wandte sich nochmal um und zog eine Augenbraue hoch, als ob er McCoys Gedanken erraten hätte. Doch der Arzt beachtete ihn schon nicht mehr, sondern kümmerte sich um den Captain und so verließ der Vulkanier den Raum. Sorgsam darauf bedacht, die Verbindung zu Kirks Bewusstsein solange wie möglich aufrecht zu halten, um seinen kranken Freund zu beruhigen, hatte Spock nach einiger Zeit und wachsender Entfernung erstaunt festgestellt, dass das Band zwischen ihnen nicht abriss, es bestand nach wie vor und dehnte sich aus. Spock hob verwundert eine Augenbraue. Die Stärke der mentalen Verbindung verblüffte ihn. Doch da die Freundschaft, die ihn mit Jim verband, ebenfalls höchst ungewöhnlich und ebenso intensiv war, durfte es ihn eigentlich nicht wundern. Wahrscheinlich war er sich der Verbindung zuvor nie so bewusst gewesen. Er schob diese Gedanken beiseite und machte sich auf den Weg, nach den erkrankten Crewmitgliedern zu sehen. *Da es für das englische Wort „mind“ keine wirkliche deutsche Entsprechung gibt und es auf Deutsch einfach nicht so schön klingt, habe ich an dieser Stelle die englische Formulierung gewählt. Übersetzt auf Deutsch lautet die Zeile in etwa: „Mein Bewusstsein zu deinem/Ihrem Bewusstsein. Meine Gedanken zu deinen/Ihren Gedanken. Unsere Bewusstseinssphären verschmelzen, sind eins…“ Das klingt aber nicht so schön wie die englischen Zeilen und finde es außerdem blöd, wenn sich Kirk und Spock in privaten Momenten siezen…Da geht auch in der Serie und in den Filmen viel bei der Übersetzung verloren. Wenn man einmal den Orginalton gesehen bzw. gehört hat, will man es nicht mehr auf Deutsch gucken… Ich hoffe, es hat euch gefallen… Kapitel 4: Überraschende Genesung --------------------------------- Chefingenieur Montgomery Scott starrte gedankenverloren auf den Hauptbildschirm. Seit Tagen zeigte der große Monitor das gleiche, farbenfrohe Bild, wenn es auch je nach Blickwinkel und Standort immer ein wenig variierte. Der Raumnebel, den sie erforschten, verfügte über ein erstaunliches Farbspektrum. Der Chefingenieur hätte die Aussicht weit mehr genossen, wenn die Lage an Bord aufgrund der Grippe nicht so ernst gewesen wäre. „Lieutenant Mason, wie lange noch, bis die Erforschung des Nebels abgeschlossen ist?“, wandte er sich an den Mann, der jetzt an Spocks Konsole stand. Der Lieutenant, in der blauen Uniform der wissenschaftlichen Sektion, blickte auf. „Wir haben die Erforschung des Nebels zu 97,45 Prozent abgeschlossen und verlassen den Nebel bei unserer gegenwärtigen Geschwindigkeit in vier Stunden und 24 Minuten, Mr. Scott.“, meldete Antony Mason. „Danke, Lieutenant. Weitermachen.“, brummte Scotty und beschloss einen Logbucheintrag zu verfassen, um über den gegenwärtigen Stand der Dinge zu berichten. Spock besuchte derweil ein Crewmitglied nach dem anderen, erkundigte sich nach Symptomen und Beschwerden und fertigte in Gedanken eine Liste der Krankheitsanzeichen für McCoy an. Natürlich versorgte er die Männer und Frauen auch mit allem, was sie dringend benötigten und teils aufgrund der Krankheit bzw. der Quarantäne nicht mehr selbst besorgen konnten – Medikamente, Nahrungsmittel oder zusätzliche Decken. Ein Crewmitglied äußerte den ungewöhnlichen Wunsch nach einer altmodischen Wärmflasche und mit Mr. Scotts Hilfe gelang es Commander Spock innerhalb kurzer Zeit, ein solches Objekt durch den Replikator herstellen zu lassen. Doch trotz der vielen Arbeit kehrten Spocks Gedanken hartnäckig immer wieder zu James T. Kirk zurück. Es widerstrebte dem Vulkanier, von Jims Seite gewichen zu sein. Er machte sich große Sorgen um seinen erkrankten menschlichen Freund. Ihm war bewusst, dass diese Gedanken unlogisch waren. Heimlich gestand er sich ein, dass sie menschlich waren. Es war logisch, den anderen kranken Crewmitgliedern zu helfen. Da er Jim außerdem kaum von Nutzen sein konnte, indem er bloß an seinem Bett stand und dabei Dr. McCoy auf die Nerven ging, begnügte er sich mit der Gewissheit, dass die psychische Verbindung zu seinem Captain und Freund nach wie vor bestand. Als Jim Kirk einige Stunden später erste Anzeichen eines Erwachens zeigte, war Dr. McCoy sofort an seiner Seite und studierte konzentriert die Anzeigen auf dem medizinischen Monitor. Die Augenlider des Captains flatterten, blieben aber noch geschlossen. Kirks Lippen bewegten sich allerdings und McCoy lächelte kopfschüttelnd, als er erkannte, was Jim sagte, obwohl dieser keinen Ton rausbrachte. Es war nur ein Wort. Nur fünf Buchstaben. Eine einzige Silbe. Spock. „Hallo Jim. Deinem vermaledeiten Spitzohr geht es gut, er kümmert sich um deine Crew und dein Schiff.“, flüsterte McCoy nahe an Jims Ohr und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Nun öffnete Kirk doch die Augen, wenn er auch schwer kämpfen musste, um sie offen zu halten. Er fixierte McCoy und versuchte erneut zu sprechen, doch er fabrizierte nur ein krächzendes Geräusch. Leonard McCoy schüttelte erneut den Kopf über so viel Sturheit. „Es ist alles gut. Ich bin hier, Jim. Ich sage Spock, er soll dir Bericht erstatten, wenn du das nächste Mal erwachst. Jetzt schlaf noch ein bisschen. Okay?“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. Doch der Captain schien nicht einverstanden zu sein, er fuchtelte stumm mit den Händen und machte Anstalten sich im Bett aufzurichten. Doch bevor McCoy ihn aufhalten musste, ließ Jim sich selbst wieder in die Kissen sinken, verärgert, dass sein Körper ihm nicht gehorchte. In seinem Kopf drehte sich alles und er fürchtete, dass er jeden Moment wieder besinnungslos werden würde. Mit stechendem Blick starrte James T. Kirk Leonard McCoy an, weil er bemerkte, dass der gute Doktor ganz zufrieden aussah, weil Jim ihm diesmal nicht entwischen konnte. Es wurmte ihn noch zusätzlich, dass er nicht mal eine bissige Bemerkung an seinen Freund Pille richten konnte, weil ihm die Stimme ebenfalls nicht gehorchte. Er brachte ein „Mmmpf“ zustande und fiel kurz darauf erneut in einen Erschöpfungsschlaf. Sein letzter bewusster Gedanke galt Spock und er meinte ein mentales Echo von McCoys Worten in seinem Kopf erklingen zu hören, nur das es nicht der Arzt war, der jetzt sprach. ‚Ich bin hier, Jim. Es ist alles gut. Schlaf…‘ Kirks Augen klappten endgültig zu und McCoy, der ihn beobachtet hatte, machte sich auf, nach den anderen Patienten zu sehen. Für Kirk bestand zurzeit keine akute Gefahr mehr. „Mr. Scott, wir verlassen jetzt den Raumnebel. Die Erkundung des Nebels ist abgeschlossen, die Analyse durch die Laborcomputer läuft derzeit noch. Es wurden ausreichend Proben gesammelt und wir nehmen Kurs auf ein nahegelegenes Sonnensystem, welches noch nicht kartographisch erfasst wurde. Wir folgen nun wieder dem ursprünglichen Kurs und unserem Auftrag.“, meldete der Navigator. Scotty nickte und beobachtete wie die letzten Ausläufer des bunten Nebels vom Bildschirm verschwanden. Dann unterdrückte er ein Gähnen. Er hoffte, dass er bald abgelöst wurde, die Brückencrew hatte mit der Erforschung des Weltraums zu tun, und mit der Steuerung des Schiffes, aber er begann sich zu langweilen. Es war sehr zu ruhig auf der Brücke und aus Langeweile resultiert ja bekanntlich Müdigkeit. Er fragte sich besorgt, wie es den erkrankten Besatzungsmitgliedern ging. Er wollte gerade die Krankenstation kontaktieren, als im selben Moment McCoy die Brücke anfunkte. „Krankenstation an Brücke.“ Der Chefingenieur betätigte eine Taste. „Hier Mr. Scott. Was gibt es, Doktor? Brauchen Sie noch weitere Helfer?“ „Nein, Scotty. Ist Mr. Spock bei Ihnen? Hier geschieht gerade etwas sehr Eigenartiges... Vielen Patienten geht es urplötzlich besser.“ „Aber, Doktor… Das ist doch gut.“, bemerkte Scotty irritiert. „Aber Scotty, es geht so schnell… Es kann es unmöglich an der medizinischen Behandlung liegen…“, versuchte McCoy zu erklären. Dann bat er: „Würden Sie mir bitte Mr. Spock in die Krankenstation schicken?“ Man konnte die Verwirrung des Arztes beinahe greifen, wenn man auch die Gründe dafür nicht nachvollziehen konnte. Scotty nickte daher und bestätigte dann. „Das werde ich sofort tun, Doktor.“ Der Schotte wechselte einen verwirrten Blick mit Lieutenant Uhura, doch die Kommunikationsoffizierin zuckte nur ebenso ratlos mit den Schultern. Anschließend verständigte sie über Interkom den Ersten Offizier des Schiffes. „Mr. Spock, bitte melden Sie sich so schnell wie möglich in der Krankenstation!“ „Hier, Spock, Lieutenant. Was ist passiert?“, meldete sich der Vulkanier. „Doktor McCoy möchte, dass Sie sofort in die Krankenstation kommen. Seinen Patienten geht es urplötzlich besser, aber er führt diese ungewöhnlich schnelle Genesung nicht auf die medizinische Behandlung zurück und wünscht Ihren Rat.“, erklärte Uhura. Ein Moment herrschte Schweigen, scheinbar war auch Mr. Spock zumindest leicht irritiert. Dann fragte er: „Status des Schiffes und der Mission?“ Mr. Scott schaltete sich hinzu: „Das Schiff ist voll einsatzbereit, Mr. Spock. Die Erforschung des Nebels ist erfolgreich abgeschlossen, wir haben ihn seit ein paar Minuten hinter uns gelassen. Wir verfolgen jetzt wieder unseren ursprünglichen Auftrag – die Kartographierung dieses Sektors. Wir steuern auf ein unerforschtes Sonnensystem zu, es ist nur einige, wenige Tage entfernt.“ „Einige, wenige Tage, Mr. Scott? Haben Sie etwas präzisere Angaben für mich?“, erkundigte sich Mr. Spock kritisch und Scotty verdrehte scherzhaft die Augen und tauschte ein schelmisches Grinsen mit Lieutenant Uhura, bevor er sich vom diensthabenden Navigator die genaue Entfernung und Ankunftszeit geben ließ. Jene Werte meldete er dann dem Ersten Offizier. „Danke, Mr. Scott. Machen Sie weiter. Ich werde mich sofort auf den Weg zu Doktor McCoy machen. Spock Ende.“ Nur einige, wenige Minuten später - präzise 2,54 Minuten - traf Spock auf der Krankenstation ein. Es herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung. Viele Betten waren bereits leer, einige Schwestern liefen geschäftig hin und her, räumten auf und desinfizierten alles. Es waren auch schon Leute unterwegs, die die Notfallunterkünfte auf den umliegenden Korridoren und Sektionen demontierten. Spock fand den Doktor in Krankenzimmer des Captains. Auch Jim Kirk schien es wie dem Rest der Mannschaft wesentlich besser zu gehen, denn er diskutierte eifrig mit seinem Schiffsarzt. Scheinbar war er hochmotiviert, das Bett und auch die Krankenstation zu verlassen. Spock musterte Jim prüfend, als er zur Tür eintrat. Der Captain sah wirklich viel besser aus, eigentlich wirkte er kerngesund, so als ob er niemals krank gewesen wäre. Als Spock eintrat, verstummten die beiden Freunde und blickten zusammen den Vulkanier an. „Sie haben mich rufen lassen, Doktor? Wegen ungewöhnlicher… Vorfälle?“, fragte Spock. Doktor McCoy nickte eifrig. „Richtig, denn ich habe keinerlei Erklärung für dieses Phänomen.“ Und mit einer Geste wies er auf die benachbarten Zimmer, wo sich viele ehemalige Patienten gerade dazu aufmachten, die Krankenstation völlig gesund und munter zu verlassen.“ James T. Kirk nutzte die Gelegenheit, während McCoy sich Spock zugewandt hatte und wagte, wie er zumindest glaubte – heimlich, einen neuen Versuch, sein Bett zu verlassen. McCoy bemerkte es jedoch, ließ ihn aber widerwillig gewähren, wenn er ihn auch nicht aus den Augen ließ vor Sorge. Doch Jim hatte keinen Schwächeanfall, ihm wurde auch nicht schwindlig. Er stellte sich einfach auf seine Füße, streckte sich kurz und zupfte dann etwas unbehaglich an seiner Patientenbekleidung herum. Er wechselte einen kurzen Blick mit seinem Ersten Offizier, den dieser erwiderte und huschte einen Moment aus dem Zimmer, um eine der geschäftig herumlaufenden Schwestern zu bitten, ihm eine frische Uniform zu besorgen. Leonard McCoy war ziemlich ratlos und außerdem ziemlich mit den Nerven fertig. Er war nun bald eine Woche im Dauereinsatz gewesen, ohne dabei wirklich etwas gegen diese Krankheit ausrichten zu können. „Versteht mich bitte nicht falsch,“, brummte er, nachdem Jim ins Zimmer zurückgekehrt war, „ich finde es wunderbar, dass alle wieder gesund werden und dass schneller, als mein Team und ich es je hätten zustande bringen können. Aber ich begreife nicht, warum…“ Spock verstand nun das Problem des Doktors. Es war wirklich ein Rätsel, eines an welchem sein Verstand sofort zu arbeiten begann. Während der Vulkanier alle vorhandenen Fakten stumm analysierte, erhielt Jim die gewünschte Uniform, setzte sich aufs Bett und begann sich umzuziehen. Der Doktor brütete derweil ebenfalls wortlos vor sich hin. Der Captain zog sich gerade den zweiten Stiefel über den Fuß, als Spock sich plötzlich straffte. „Captain, möglicherweise handelte es bei dem Vorfall nicht um eine Krankheit der Crew.“, äußerte sich der Vulkanier. Jim, der jetzt fertig angezogen war, stand vom Bettrand auf und kam zu seinen beiden Freunden. McCoy horchte auf. „Was soll es denn sonst gewesen sein? Es sah mir verdammt nach einer ziemlichen Grippe aus.“ Spock nickte. „Zum einen haben Sie Recht: Es sah danach aus. Aber ließ sich das Phänomen denn auch so behandeln wie eine Grippe?“ Der Schiffarzt schüttelte betrübt den Kopf. „Leider nicht. Keines unserer üblichen Medikamente wirkte, eigentlich wirkte kaum etwas. Daher hat mich die rasche Genesung der Besatzung ja umso mehr irritiert.“ Spock nickte erneut zustimmend. „Und das völlig zu Recht. Captain, ich glaube, ich habe die Ursache für unsere sogenannte Grippewelle gefunden.“ Captain Kirk und Dr. McCoy blickten ihren zur Hälfte menschlichen Freund erwartungsvoll an. Die Geschichte wird bald fortgesetzt in "Routinemission mit Folgen (2) - Dunkle Nebel". Ich wünsche Euch einen Guten Rutsch ins Neue Jahr! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)