Kasai to Mizu von Piratenqueen (Feuer und Wasser) ================================================================================ Kapitel 11: Versteckter Hinweis? -------------------------------- Kapitel 11: Versteckter Hinweis?   Schweigen. Endloses Schweigen erfüllte den Raum. Nur der regelmäßige Atem der rothaarigen war zu hören. Gedankenverloren beobachtete sie die kleinen und großen Fische, die im Aquarium der Sunny ihre Runden drehten. Auf Kasai wirkten die Fische einfach nur friedlich. Ruhig. Vielleicht auch etwas zu ruhig. Genauso ruhig lag die Revolutionärin auf dem Sofa. Die Füße an der Kopflehne aufgestützt und überschlagen, der Kopf befand sich dort, wo eigentlich hätten die Füße sein müssen und die Hände ruhten auf ihrem Bauch. Ihre schwarzen Seelenspiegel fixierten soeben einen kleinen Fisch, welcher auf einen Kollegen zu schwamm, der doppelt so groß war und ziemlich gefräßig aussah. Gleich wird er gefressen…, dachte sie sich und beobachtete sie weiterhin. Es war ja immer so. Die Schmächtigen werden von den Stärkeren gejagt und getötet. Eben die alte „Jäger und Gejagter“-Theorie. Genau wie bei ihr. Mizu jagte sie und sie? Sie rannte vor einem Kampf mit ihr davon, obwohl sie wusste, dass dieser nun einmal unumgänglich war. Ach, Mizu... Schnell schüttelte sie den Kopf und widmete sich wieder dem kleinen Fisch, wollte sie doch eigentlich mal den Kopf frei bekommen. Doch nun staunte sie nicht schlecht. Bedrohlich hatte der größere Fisch das Maul geöffnet, doch kam ihm der andere zuvor. Er war zwar klein, jedoch schnell und wendig. Geschickt wich er dem Angriff aus, schwamm um ihn herum und biss kräftig in seine Schwanzflosse. Schnell ließ er wieder von ihr ab und biss dem anderen mit seinen beeindruckenden Fangzähnen in den Kopf. Respekt, Kleiner. Kasai lächelte etwas, als ihr wieder einfiel, was man ihr als Kind beigebracht hatte. Gern erinnerte sie sich an ihre Familie zurück. Ihre Ratschläge waren immer gut gewesen und sie hatte sich stets sicher und geborgen gefühlt. Es war kein Vergleich mehr zur jetzigen Situation. Regel Nummer 1: Egal, wie stark der Gegner ist, halte stets die Augen und Ohren offen und handele mit Köpfchen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie ihr Trainer die Regeln aufgezählt hatte. Alles hatte sie mitgeschrieben, um auch ja nichts zu vergessen. Regel Nummer 2: Unterschätze NIEMALS deinen Gegner, so schwach er auch aussehen mag. Damals hatte sie gegen ein kleines Mädchen gekämpft und haushoch verloren. Unterschätzt hatte sie sie und dafür ziemlich Prügel von der Kleinen kassiert. Ihr Trainer hatte nur mit dem Kopf geschüttelt, sie sogar ausgelacht. Zwar war er streng gewesen, aber auch nett. Sie hatte ihn wirklich gemocht. Regel Nummer 3: Nicht jeder Gegner ist gleich dein Feind. Nicht jeder Kampf geht bis aufs Blut. Ja, Mizu und sie. Für Kasai würde es immer nur ein heftiger Streit zwischen Freundinnen sein. Keinen Grund hatte sie, diese Freundschaft zu beenden. Ein lauter Seufzer entwich ihr, als plötzlich die Türe geöffnet wurde. Lachend kamen Ivancov und Robin hinein. Sein Blick erfasste die Vize-Oberoffizierin sofort. Gleichgültig wurde der Blickkontakt erwidert. „Kasai-chan, haben wir etwa gestört?“ Sie schüttelte den Kopf, ihr war sowieso irgendwie langweilig gewesen. „Setzt euch ruhig. Tut so, als wäre ich gar nicht hier.“, winkte sie ab und schloss die Augen. Schulterzuckend liefen die Beiden zum Sofa und setzten sich. Fröhlich plauderten sie weiter, während die rothaarige ihren Gedanken nachging. Sie hatte aus irgendeinem Grund das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Irgendetwas in Mizus Akte. Nur, was? Wieder öffnete sich die Tür, als Sabo und Ruffy fröhlich quatschend eintraten. Sofort schaute sie zu den Beiden hinüber, eine Idee, um auf das Übersehende aufmerksam zu werden, machte sich in ihrem Kopf breit. Direkt sprach sie den blondhaarigen an. „Sabo, wo hast du Mizus Akte?“ Verwirrt sah er sie an, kramte jedoch im nächsten Moment in der Innentasche seiner Jacke. Schnell zog er das besagte Objekt hervor. „Immer dabei, nur für den Fall. Warum fragst du?“ „Ich brauche sie einmal. Ich glaube, ich hab was übersehen.“, erklärte sie. Er reichte ihr die Akte, setzte sich neben sie und Ruffy tat es ihm gleich. Geschickt richtete sie sich auf, in eine sitzende Position und schlug die erste Seite auf. „Wann ist sie zuletzt aktualisiert worden?“, fragte sie nach, sah dabei weiterhin auf die Seite. „Gestern, nachdem du verschwunden warst. Die Infos aus Impel Down sind also auch schon drin.“ „Gut.“ Sie überflog die Seite, schlug dann die nächste auf. Ihr Gefühl sagte ihr mal wieder, dass sie hier auf der richtigen Seite war. Auf dieser Seite waren die Opfer der letzten zwei Jahre vertreten. All diese Menschen waren der blauhaarigen zum Opfer gefallen, sie hatten gelitten und ihr Ende gefunden. Es traf sie wie ein Blitz. Diese verfluchte Seite hatte sie sich noch nie zuvor auch nur ansatzweise durchgelesen. „Auf der Seite fehlt noch was.“, unterbrach Sabo ihren Gedankengang. Interessiert sah sie ihn an. Was fehlte denn da? „Was denn?“ „Die wichtigsten Fotos von den Tatorten. Die Leute dieser Abteilung haben gesagt, dass da ziemlich unheimliche Sachen dabei sind.“, erklärte er. Unheimlich? Das musste sie sich mal genauer ansehen. „Wo sind die Bilder?“ „Auf dem Schiff. Die Abteilung hat uns extra eine Mappe dafür angefertigt, die liegt in der zweiten Schublade von Ivans Schreibtisch.“ Nickend erhob sie sich, legte das Schriftstück auf das Sofa und verließ mit schnellem Schritt die Bar, hielt jedoch noch kurz inne. „Sabo, tust du mir bitte den Gefallen und liest dir einmal die Namen der Opfer durch? Vielleicht gibt es ja jemand Bekanntes in der Liste.“ „Ja, ist gut.“ Eilig lief sie an Deck, wobei sie beinahe über Zorros Hantel, die auf dem Gras lag, stolperte. Doch, es interessierte sie gerade sehr wenig. Elegant sprang sie von der einen zur anderen Reling und rannte in Richtung Arbeitszimmer. Brutal stieß sie die Türe auf und riss die besagte Schublade auf. Da war sie also, die Fotomappe. Eine blaue Mappe auf der „Tatortfotos“ stand. Sie schnappte sich die Mappe und kehrte zur Sunny zurück.   „Hast du sie gefunden?“, fragte der blonde sofort nach. Mit einem knappen Nicken bestätigte sie die Frage. „Und, hast du irgendetwas interessantes gefunden?“, harkte sie nach. Kurz nickte er und lehnte sich nach hinten. „Erinnerst du dich an die beiden Schwestern, die immer die Sicherheitssysteme für uns installiert und andere gehackt haben?“ Stirnrunzelnd ließ sich die rothaarige zwischen den Brüdern nieder. „Natürlich erinnere ich mich an die Beiden. Yuka und Yukiko. Das waren doch Zwillinge, wenn mich nicht alles täuscht. Zwei tolle Mädels. Treu und haben immer ihr Wort gehalten. Warum fragst du?“ Tief seufzte er und schloss die Augen. Was hatte er denn nur? So langsam konnte sie es sich denken. „Yuka…Sie ist dabei.“ Ihre Augen weiteten sich. Yuka war auch dabei? Das konnte doch nicht…Das durfte nicht sein! Stille herrschte mit einem Mal im Raum. Kasais Mund öffnete sich zwar, jedoch bekam sie einfach keinen Ton heraus. Verwirrt sah der Strohhutkapitän umher. Was war denn jetzt los? Hatte er etwas verpasst? Sein Blick glitt zu seinem älteren Bruder. Betrübt starrte dieser auf den Boden. Gerade ihm war diese Erkenntnis sehr nah gegangen, was der jüngeren ziemlich bewusst war. Immerhin waren die Beiden mehr als nur Freunde gewesen. Ein Paar waren sie vor kurzem noch gewesen, doch hatte er mit ihr Schluss gemacht. Doch tröstliche Worte fielen ihr keine ein. Nicht ein einziges. In diesem Gebiet hatte sie noch nie etwas verloren gehabt. Langsam löste sich Sabo aus seiner Starre. „Jedenfalls, ich glaube, bei ihr entstand dieses unheimliche Foto. Hast du’s schon gesehen?“ Geistesabwesend schüttelte sie den Kopf. Kurzerhand hatte sie einen Blick auf die Todesursache von Yuka geworfen, wobei sie Bammel vor dem Foto bekam. Das würde kein schöner Anblick werden. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend öffnete sie die Mappe, durchsuchte sie nach Yukas Fotos und fand sie schließlich auch. Vorsichtig zog sie die Bilder aus ihrer Hülle. Bei diesem Anblick erstarrte sie. Die Todesursache war definitiv korrekt, kein Zweifel. Fünf Stichwunden in den Brustkorb und die Halsschlagader war durchtrennt worden, was auf dem Foto gut zu sehen war. Ihre kurzen lilafarbenen Haare waren an den Spitzen blutgetränkt. Ihre Kleidung war ebenfalls in ihrem eigenen Lebenssaft getränkt. Ein schrecklicher Anblick, wie sie fand. Kasai bemerkte es sofort, dies trug eindeutig Mizus Handschrift. Schwer schluckte sie den Kloß in ihrem Hals hinunter, während sie zu dem blonden hinüberschielte. Er war wie zu Stein erstarrt, saß einfach nur da und war gar nicht anwesend. Selbst der Strohhutträger schaute entsetzt auf das Foto in ihren Händen. In der Hoffnung, dass das nächste Bild nicht ganz so entsetzlich aussah, besah sie sich das nächste. Doch dieses Mal war sie es, die entsetzt hinaufstarrte. Auf dem Foto war eine Wand abgebildet auf welcher eine Blutspur entlanglief. Sie bildete dort einen Satz, besagter Satz jagte ihr einen Schauer über den Rücken, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Mit Blut war „Du kannst nicht entkommen!“ an die Wand geschmiert worden. Augenblicklich wurden ihr zwei Dinge bewusst. Die erste war, dass sie endlich vollständig realisierte, wie ernst die Lage in Wirklichkeit war. Viel ernster, als sie es eingeschätzt hatte. Die zweite Sache war, dass diese Aussage, die mit dem Blut ihrer Bekannten an eine Wand geschmiert worden war, zutraf. Es stimmte und sie war ziemlich traurig darüber. Es war wie ein Albtraum, der, statt ein Ende zu finden, immer schlimmer wurde. Die drei Bilder glitten ihr einfach aus der Hand, fielen zu Boden, wo nun auch das letzte Foto zum Vorschein kam. Yukas blutige Hand und daneben…ja, was? Kurzerhand stand Robin auf und schnappte sich es. Kurz betrachtete sie es, als sie erkannte, was genau dieses etwas war. „Kasai, das solltest du dir ansehen.“ Angesprochene schreckte hoch, war sie doch mit ihren Gedanken wieder einmal ganz woanders gewesen. „Was denn?“, fragte sie nach. Die schwarzhaarige streckte ihr das kleine Bild vor die Nase. „Ich glaube, Yuka hat euch eine Nachricht hinterlassen.“ Angestrengt sah sie auf die Abbildung, bis ihr eine Idee kam, was genau diese Buchstaben und Zahlen überhaupt bedeuteten. „Könnten das Koordinaten einer Insel sein? Aber, was heißt „Burezu“?“ „Vielleicht der Name einer Insel…“, überlegte die Archäologin, was anderes fiel ihr dazu einfach nicht ein. Jedoch ergab es auch Sinn. Koordinaten und der Name der dazugehörigen Insel. Entschlossen stand die rothaarige auf und rannte zur Tür. „Ich frag mal Nami, ob sie etwas weiß.“ Damit rannte sie auch schon los und suchte die orangehaarige.   „Also sind das wirklich die Koordinaten von Burezu, ja?“ „Ja, genau. Wollt ihr die Insel etwa ansteuern?“, fragte die Navigatorin nach. Mittlerweile waren alle in der Kombüse eingetroffen. Nachdenklich verschränkte sie die Arme vor der Brust. Was sollte sie tun? Würde sie dorthin fahren, müsste sie wahrscheinlich mit Mizu kämpfen. Doch, sie wollte das doch gar nicht! Aber ihr war bewusst, sie hatte keine andere Wahl. „Ich überlege es mir…“, murmelte sie und verließ fluchtartig die Küche. An Deck atmete sie erst einmal tief durch. Was sollte sie jetzt tun? Mizu war zum Greifen nahe, aber konnte sie es denn überhaupt? Mit ihr kämpfen? Waren sie denn noch gleichstark? Oder war Mizu vielleicht stärker als sie? „Verdammt…“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie presste die Zähne aufeinander. Am liebsten hätte sie laut losgeschrien, irgendwelche Sachen in der Gegend rumgeschmissen und irgendetwas zerstört. Jedoch hielt sie sich zurück, oder versuchte es zumindest. Wütend krallte sie ihre Finger in ihr rotes Haar und sank auf die Knie. „Verdammt!“ Ihre Faust rammte sich in das Holz der Sunny, ein Loch entstand an der Stelle. Langsam beruhigte sie sich wieder, zog die Faust mit einem kräftigen Ruck aus dem Holz. Plötzlich wurde die Tür aufgeschlagen. „Hey, Kasai, alles in Ordnung?“ Laut seufzte sie, drehte sich jedoch nicht um. Es war Ruffy, sie hatte ihn an der Stimme erkannt. „Klar, was sollte nicht in Ordnung sein?“ Ihre Stimme klang noch kälter als sonst. Es machte dem schwarzhaarigen fast schon Angst. „Ich hab einen Knall gehört und…“ Er brach ab, als er das Loch im Holz erblickte. Schnell erhob sie sich und sah zum Sonnenuntergang, es war schon ziemlich spät. So langsam sollte sie eine Entscheidung treffen und diese hatte sie gerade eben getroffen. „Ich hab mich nur abreagiert. Ist nix passiert. Aber, ich hab mich entschieden.“ Entschlossen ballte sie die Hände zu Fäusten und sah dem Sonnenuntergang entgegen. Ihr Blick war fest und entschlossen. „Wir steuern die Insel an. Ich bin bereit…“, sprach sie endlich aus. Die Entschlossenheit in ihrer Stimme wunderte ihn ein wenig. Gestern Nacht sah sie so zerbrechlich aus, meistens war sie kalt und jetzt war sie fest entschlossen. „…zu sterben.“, setzte sie fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)