Twilight von Lyncifer ("Die Prinzessin von Dressrosa") ================================================================================ Kapitel 19: John und ich ------------------------ „Papa?“, fragend schaute ich ihn an. Er lächelte: „Ja, Twilight?“ „Du hast mich doch lieb, oder?“ Papa kicherte, hob mich hoch und setzte mich auf seinen Arm: „Natürlich, Twily. Dich und deine Mutter. Ich liebe euch beide über alles.“ Ich senkte meinen Blick auf meine Hände. Schon seit ich denken konnte, lebten Mama und ich eine Lüge. Wir logen Papa an, weil es die einzige Möglichkeit war, um eine Familie zu bleiben. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter: „Ich hab dich auf lieb, Papa.“ Ich schreckte hoch, als etwas Kaltes meine Wange berührte und schaute direkt in Johns Gesicht. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass er mir einen Beutel mit Eis gegen meine geschwollene Wange drückte. Aber, warum tat er das? Ich konnte ihn einfach nicht verstehen. „Warum machst du das?“, fragte ich ihn leise. Er zuckte mit den Schultern, drückte mir den Eisbeutel in die Hand und verließ die Zelle, schloss die Tür hinter sich. Einen Augenblick lang, blieb er noch stehen und schaute mich an, dann ging er und ließ mich allein, ohne mir eine Antwort auf meine Frage gegeben zu haben. Sein Blick in diesem Augenblick. Irgendwie schien er verzweifelt zu sein. So, als ob er sich selbst nicht mehr sicher war, das zu tun, was für ihn richtig erschien. Er wirkte auf mich ein wenig besorgt. Allerdings hatte ich keine Ahnung, über was er besorgt war. Vielleicht hatte er ja noch einmal mit Papa telefoniert und hatte ihm den Treffpunkt und die Uhrzeit gesagt. Wahrscheinlich war er deshalb besorgt. Weil er vielleicht Angst hatte, dass etwas schiefgehen könnte. Mein Blick glitt zu dem Eisbeutel, den ich immer noch in meiner Hand hielt. Ich seufzte leise, drückte ihn mir wieder auf die Wange. Die Kühlung tat gut. Dadurch würde die Schwellung wahrscheinlich auch zurückgehen. Trotzdem fragte ich mich, warum John mir diesen Eisbeutel gebracht hatte. Ob es ihm leid tat, dass er mich geschlagen hatte? Bestimmt nicht. Warum sollte es ihm auch leidtun? Immerhin bedeutete ich ihm nichts mehr. Überhaupt nichts … Langsam legte ich mein Kinn auf meinem Arm ab und schloss meine Augen. „Papa? Warum willst du eigentlich immer meine Haare kämmen?“, ich hatte meinen Blick auf meine Beine gerichtet, die ich vor und zurück baumeln ließ. „Ich mag deine Haare, Twiliy.“, antwortete er und ich schaute ihn an, legte meinen Kopf schief: „Aber, sie sind doch völlig anders, als die Haare von dir oder Mama.“ Papa lächelte: „Das mag schon sein. Aber, ich mag sie trotzdem. Weil sie eben eine schöne Farbe haben. Magst du deine Haare etwa nicht?“ „Doch schon.“, antwortete ich und schaute wieder nach vorn. Aber, ich hatte meine Haare nun einmal nicht von ihm. Deshalb verstand ich auch nicht, warum er meine Haare mochte. „Junge, junge. Dafür, dass du erst acht Jahre alt bist, sind deine Haare ganz schön lang.“, erzählte er, „Aber, das ist ja kein Wunder. Deine Mutter will sie ja nicht abschneiden.“ Ich nickte: „Ja. Mama mag meine Haare auch sehr.“ „Stimmt.“, kicherte er, „Sogar noch mehr, ich.“ Er hörte auf, meine Haare zu kämmen und ich drehte mich wieder zu ihm um. Er legte die Bürste wieder in eine Schublade zurück und kramte dann darin herum: „Soll ich dir einen Zopf flechten, Twily?“ Ich lächelte begeistert: „Au ja. Bitte, Papa.“ Ich liebte es, wenn er mir Zöpfe flocht. Er konnte das. Mama konnte es seltsamerweise nicht. Eines von wenigen Dingen, die sie nicht konnte. Dafür konnte sie sich unglaublich um Blumen kümmern. Und kochen konnte sie auch super. Papa und ich liebten ihr Essen. Es schmeckte einfach toll. Papa setzte sich wieder hinter mich und ich schaute wieder nach vorne. Ich merkte, wie er meine Haare in drei Strähnen aufteilte und dann anfing meine Haare zu flechten. „Weißt du, was ich nicht verstehe?“, fragte ich nach einer Weile. „Nein, was denn?“, kam es von Papa, während er weiter die Strähnen ineinander flocht. „Ich verstehe nicht, warum Mama keine Zöpfe flechten kann.“, antwortete ich, „Von meinen Freundinnen, können alle Mütter Zöpfe flechten.“ „Ist das denn schlimm, wenn deine Mutter es nicht kann?“ Ich schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht.“ „Na siehst du.“, sprach Papa, „Deine Mama kann zwar keine Zöpfe flechten, aber dafür kann sie andere Dinge ganz gut.“ Er band mir meine Haare mit einem Haargummi zusammen: „Sie kann unglaublich gut kochen und sie hat einen tollen grünen Daumen. Bei ihr geht nie eine Pflanze ein.“ Ja, da hatte Papa recht. Mama schaffte es sogar, halb vertrocknete Pflanzen wieder zum blühen zu bringen. Ich lächelte und lehnte mich nach hinten, Papa schlang sofort seine Arme um mich. Ich schaute grinsend zu ihm hoch: „Und du kannst toll zeichnen.“ Er kicherte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf: „Ach was. So toll bin ich nun auch wieder nicht.“ „Aber, ich finde deine Bilder richtig schön.“, erwiderte ich, „Kannst du mir beibringen, auch so toll zu malen?“ Kurz schaute er mich überrascht an, dann grinste er: „Natürlich, Twily. Wenn du das willst, bringe ich es dir bei.“ Ich lächelte glücklich. Eine Hand legte sich auf meinen Kopf und ich schaute auf. John stand vor mir, hielt ein Tablett in der Hand. Stumm stellte er es vor mir ab. Auf dem Tablett stand eine Schale Reis, ein Glas Wasser und ein Stück Brot. Neben der Schale lagen Essstäbchen. Stumm schaute ich das Essen an. „Es ist nicht vergiftet.“, sprach John plötzlich, „Du kannst ruhig essen.“ Ich zögerte noch einen Moment. Ich wusste nicht, ob er die Wahrheit sagte. Vielleicht war es besser, nichts zu essen. Allerdings schien mein Körper das anders zu sehen, denn er fing an zu knurren. „Nun komm schon.“, redete John auf mich ein, „Du musst etwas essen, Twilight.“ Kurz schaute ich ihn an, dann nahm ich die Schale Reis und die Essstäbchen. Langsam fing ich an zu essen. Der Reis war ziemlich trocken und unter normalen Umständen hätte ich ihn nicht gegessen. Allerdings trieb der Hunger es hinein. Ich hielt inne, als John sich plötzlich neben mich setzte, eine Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche kramte und sich eine herauszog. Die Schachtel steckte er in seine Jackentasche zurück und dann zog er ein Feuerzeug heraus, zündete seine Zigarette an, bevor er es wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. Genießerisch blies er den Rauch raus. „Seit wann rauchst du denn?“, fragte ich, bevor ich es vermeiden konnte. John zuckte mit den Schultern: „Seit fast einem Jahr. Es wirkt beruhigend auf mich.“ Ich nickte nur leicht und aß meinen Reis weiter. Irgendwie war es seltsam, dass wir so beieinander saßen. Es war einfach nur komisch. „Wenn alles gut geht, dann holt dein Vater dich morgen ab.“, sprach er nach einer Weile. Erneut hielt ich inne und schaute ihn erstaunt an: „Papa kommt her?“ John nickte, nachdem er noch einmal von seiner Zigarette gezogen hatte und den Rauch ausgeblasen hatte: „Ja, die Übergabe findet hier statt. Um zwölf bist du wieder frei.“ Ich schaute betrübt auf die halbleere Schale. „Warum machst du das alles?“, fragte ich flüsternd, schaute nicht auf. „Hm? Warum mache ich das? Vielleicht einfach, weil ich finde, dass ich auch ein Stück von dem Kuchen verdient habe.“, gab er mir zur Antwort, „Ich habe dich fünfzehn Jahre lang aufgezogen. Ich habe dir Spielsachen und Kleidung gekauft. Ich habe dir abends immer Geschichten vorgelesen und mich um dich gekümmert, wenn du Krank warst.“ „Das weiß ich alles.“, unterbrach ich ihn, „Immerhin war ich dabei.“ Ich stellte die Schüssel zurück und schaute ihn ernst an: „Aber, findest du nicht auch, dass dein Plan wahnsinnig ist? Du legst dich mit einem Mann an, der dich töten könnte.“ „Ich weiß.“, er drückte die Zigarette auf dem Boden aus, „immerhin ist dein Vater nicht irgendwer. Er ist einer der Shichibukai und dazu noch einer der stärksten. Die meisten Menschen erzittern schon, wenn sie allein seinen Namen hören.“ „Wenn du das alles weiß, warum legst du dich dann mit ihm an? Ist dein Verstand nur so vernebelt, dass du das realistische Denken verlernt hast?“ „Nein, das nicht.“, gab er zurück und ich dachte für einen Moment, das sein Blick traurig war. Dann ließ er seinen Kopf in den Nacken gleiten und schloss seine Augen. Schweigen entstand. Anscheinend war das Gespräch jetzt beendet. Ich seufzte, nahm die Schüssel wieder in die Hand und aß weiter. Irgendwie erleichterte es mich, dass ich morgen wieder frei kommen würde. Allerdings machte ich mir auch ein bisschen Sorgen. Dass Papa wütend war, konnte ich mir wirklich gut vorstellen. Und ich war mir ganz sicher, dass er irgendeinen Plan hatte, wie er John zur Strecke bringen konnte. Das war aber auch genau das, was mir Sorgen machte. Ich musste es ja zugeben. John war eigentlich kein schlechter Mensch. Immerhin hatte er mich aufgezogen und mich seit meiner Entführung, bis auf den einen Schlag, nicht schlecht behandelt. „Willst du nicht doch lieber aufhören?“, fragte ich, nachdem ich die Schale leergegessen hatte. Ich schaute John nicht an, wollte sein Gesicht nicht sehen. „Noch kannst du aufhören.“, erklärte ich, „Wenn du mich jetzt gehen lässt, werde ich dafür sorgen, dass Papa dich nicht umbringt.“ Ich hoffte wirklich, dass er auf mich hören würde, obwohl es eigentlich sehr unwahrscheinlich war. „Ich werde nicht aufhören, Twilight.“, antwortete er, wie ich es erwartet hatte. Er stand auf: „Dafür bin ich bereits viel zu weit gegangen.“ Dann ging er, schloss die Zellentür hinter sich und verschwand. Ich seufzte enttäuscht. Mehr als vorschlagen konnte ich es ihm nicht. Es war seine eigene Entscheidung. Ich seufzte und nahm das Stück Brot in die Hand und biss ab. Ich hörte lautes Gepolter von unten und ging aus meinem Zimmer. An der Treppe blieb ich stehen, belauschte den heftigen Streit meiner Eltern, die beide im Wohnzimmer waren. „Willst du mich eigentlich verarschen, Sarah?!“, schrie Papa und ich zuckte leicht zusammen. So laut hatte ich ihn noch nie gehört. Vor allem, gegenüber Mama war er nie laut geworden. „John, lass es mich doch erklären.“, versuchte Mama ihn zu beruhigen. „Was gibt es denn da noch zu erklären?!“, schrie er sie an, „Du hast mir jahrelang vorgespielt, das dieses Balg meine Tochter ist!“ Wieder zuckte ich zusammen. Er hatte also die Wahrheit herausgefunden. Ich schluckte, wagte es nicht, weiter herunter zu gehen. „Sie ist doch deine Tochter, John.“, sprach Mama ruhig, „Immerhin hast du sie großgezogen.“ „Ja, weil ich dachte das sie meine leibliche Tochter ist!“, brüllte er zurück, „Von wem ist die Göre?! Hast du mich betrogen, oder warst du schon vor unserer Beziehung schwanger?! Bist du etwas nur mit mir zusammen gekommen, damit dein Kuckuckskind einen Vater hat?!““Hör auf sie mit solchen Ausdrücken zu betiteln!“, rief meine Mutter schon etwas lauter, „Sie ist deine Tochter!“ „Dieses Balg ist nicht meine Tochter! Und sie wird es auch nie sein!“, wutentbrannt stapfte er aus dem Wohnzimmer, blieb an der Treppe stehen und schaute zu mir hoch. Sein Blick ließ mir beinahe das Blut in meinen Andern gefrieren. In seinen Augen war der pure Hass zu sehen. „Du bist an allem schuld, du miese Ratte!“, zischte e, ging zur Haustür und knallte sie hinter sich zu. Seine Worte taten sehr weh. Ich hätte nie gedacht, dass er einmal so etwas sagen würde. Langsam ging ich die Treppen runter und blieb im Türrahmen, des Wohnzimmers stehen. Mama saß auf dem Sofa, hatte ihr Gesicht in einer Hand vergraben und schüttelte leicht den Kopf. Langsam ging ich auf sie zu, setzte mich vorsichtig neben sie. „Mama?“, fragte ich vorsichtig, „Alles in Ordnung?“ Erschrocken schaute sie mich an: „Oh, Twilight. Hast du unseren Streit etwa mitbekommen?“ Ich nickte leicht und legte einen Arm um ihre Schultern: „Ja. Er hat es also herausgefunden?“ Mama nickte, strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter ihr Ohr: „Ja. Er hat die Geburtsurkunde gefunden, auf der dein wahrer Vater eingetragen ist.“ Erstaunt schaute ich sie an. Eine Geburtsurkunde, auf der mein leiblicher Vater eingetragen war? Ich wusste gar nicht, dass so eine Urkunde existierte. Vielleicht konnte ich ja so herausfinden, wer mein leiblicher Vater war. „Wo ist die Urkunde denn?“, fragte ich. „Er hat sie zerrissen.“, antwortete sie traurig und schaute zum Fenster, „Und hat die einzelnen Teile aus dem Fenster geworfen.“Mein Blick folgte ihrem. Es war ziemlich windig draußen. Klasse. Die Teile konnte ich vergessen. Ich seufzte: „Verstehe.“ Mama schaute mich wieder an, lächelte traurig: „Tut mir leid, das du das mitbekommen musstest.“ Ich schüttelte nur den Kopf: „Mach dir keine Gedanken, Mama. Ich wusste, dass er es irgendwann herausfindet.“ „Das mag sein.“, sie schaute auf ihre Knie, „Aber, ich hatte gehofft, dass es erst in ein paar Jahren passiert.““Ist doch ok, Mama.“, versuchte ich sie zu trösten, „Es wird alles gut.“ Ich hatte gerade das Glas Wasser ausgetrunken, als die Tür aufging und John auf mich zu kam. Ich stellte das Glas wieder auf das Tablett und John hob es hoch. „Du solltest wirklich aufhören.“, versuchte ich ihn zu überzeugen, „Sonst wirst du noch zu Grunde gehen.“ Er seufzte genervt: „Jetzt hör doch mal auf, mir so auf die Nerven zu gehen.“ „Ich mein ja nur.“, ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber, du musst es ja wissen. Du bist ja derjenige, der wahrscheinlich bald ins Gras beißen wird!“ „Jetzt reicht’s!“, zischte er und im nächsten Moment hielt er mir eine Pistole vor mein Gesicht. Mit großen Augen schaute ich sie an. Ich schluckte. Ich hatte echt keine Ahnung, warum er auf einmal so aggressiv war. War in der Zwischenzeit etwas passiert? Vielleicht war es keine gute Idee, ihn in diesem Augenblick noch weiter zu reizen. Ich schaute ihm in die Augen und entdeckte etwas … War das Zweifel? War er vielleicht gar nicht in der Lage, den Abzug zu drücken? Trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen. Ich drückte mich etwas näher an die Wand. Unsere Blicke trafen sich. Einen Augenblick noch zielte er mit seiner Pistole auf mich, dann seufzte er und ließ sie sinken. „Geh mir einfach nicht auf die Nerven.“, ernst schaute er mich an, „Hör auf, mich voll zu labern.“ Dann verließ er die Zelle und schloss die Tür. „Du wirst zugrunde gehen!“, rief ich und er blieb noch einmal stehen, schaute mich jedoch nicht an: „Ja, ich weiß.“ Dann verschwand er und ließ mich zurück. Erstaunt schaute ich ihm hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)