Die Liebe einer Mutter von Lilly_Mae ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Erklärung: ~.~.~.~. = Zeitsprung Die Liebe einer Mutter Epilog Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch. Franz Grillparzer Müde schaute ich mich um. Dunkle Regale, dunkle Couch und Sessel. Hier und dort eine kleine, dekorative Statue. Alles war ordentlich aufgeräumt. So hatte Mama mir das beigebracht. Sie hatte uns alle auf Ordnung gepolt. Am Anfang wollte ich ihr gefallen und hatte deswegen Ordnung gehalten. Zuerst nur aus Liebe, dann aus Gewohnheit und zum Schluss aus Vernunft. Ich sah den Sinn darin. Ein müdes Lächeln erschien auf meine Lippen. Im Dunkeln saß ich hier. Hier in meiner leeren Wohnung. Einsamkeit überfiel mich. Ich wollte nach Hause. Nach Hause zu meiner Familie. Verzweifelt und verwirrt fuhr ich mir durch die Haare. Seit Stunde saß ich hier und wusste nicht, was ich tun sollte. Zornig warf ich einen Blick auf den Gegenstand, der mir so viel Kopfzerbrechen einbrachte. Warum? Warum kam das jetzt? Ich verstand es nicht. Ein Brief. Ein einzelner Brief warf mein bisheriges Leben aus der Bahn. Schwache Erinnerungen kamen hoch. Ein Duft. Eine Stimme. Erinnerung an Dunkelheit. Und an das Unbehagen. Angst würde ich es nicht nennen. Nur einen bösen Stich im Herzen. Auch an die schlimmste Stunden meines Lebens. Ein paar Jahre später. Doch diese waren mit Liebe und Vertrauen umspielt. Zerstreut strich ich mir wieder durch die Haare. Wütend schlug ich auf den Tisch.Schmerz fuhr in meine Knöchel und brachte mich zur Besinnung. Ich ließ mich nicht manipulieren. Von niemanden. Resolut stand ich auf und zerknüllte den Brief. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Weiß. Überall war es weiß. Unwohl saß ich auf meine Stuhl und sah mich um. Unwohl fühlte man sich wohl in solch einer Umgebung. Krankenschwestern liefen geschäftig umher. Unruhig wippte ich mit dem Bein. Das kann doch gar nicht so lang dauern? Ich wollte doch nur diese einzige Bitte schnell erfüllen und gehen. Dann öffnete sich eine Tür. Ein Arzt trat ein. Hinter sich eine Frau im fortgeschrittenen Alter. Ihre Haare trug sie länger als damals. Die braunen Augen abgestumpft. Sie sah mich an. Ausdruckslos schaute ich sie an. Als sie sich mir gegenüber setzte, trat der Arzt zurück und ging. Weiterhin einen neutralen Ausdruck im Gesicht wartete ich. Wartete auf den Grund ihrer Bitte. Dann fing sie an zu erzählen. Zu erklären. Entschuldigte sich sogar und beteuerte ihre Unschuld. Meiner Meinung nach wollte sie nur eine Bestätigung ihrer Darlegung und Erklärungen. Doch es kümmerte mich nicht. Sie war für mich gestorben. Es war mir egal, was sie sagte und ob sie sich entschuldigte. Eine Stunde ging das zu. Sechzig Minuten voller Beteuerungen. Und Lügen. Nachdem alles gesagt wurde, stand ich auf. Ich hatte bis jetzt stillschweigend da gesessen. Hatte nur zugehört. Stumm drehte ich mich um und ging auf die Tür zu. Da wurde sie wütend. Zornig schlug sie auf den Tisch. So könne er nicht mit ihr umgehen, schrie sie. Sie wäre doch seine Mutter. Er schuldete ihr etwas. Ich drehte mich ein letztes Mal zu ihr um, sah ihr in die Augen. Abgestumpft waren sie jetzt nicht mehr. In ihren blitzte Gewalttätigkeit und Gier. Wie konnte ein Mensch nur so weit sinken? Ich drehte mich ganz zu ihr, sah ihr direkt in diese kalten Augen und zog einen Schlussstrich. „Du bist nicht meiner Mutter und warst es nie.“ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Der Motor schnurrte. Die Landschaft flog nur so daher. Dieser kleine schnittige Wagen fuhr sich wunderbar. Es war ein so gutes Gefühl dieses Gefährt zu fahren und genau das brauchte ich jetzt. Freiheit. Schnelligkeit. Und keine Zeit zum Nachdenken, nur die Disziplin beim Fahren. So haben es mir schließlich meine Eltern beigebracht. Und nachdenken war gerade nicht sehr vorteilhaft. Schnell fuhr er durch die Landschaft. Die Landschaft, die ich von klein auf kannte. Die ich von klein auf liebte. Ich sah mich um. Felder. Wälder. Und ab und zu ein kleiner Teich. Von weitem sah ich einen Parkplatz, den ich nun ansteuerte. Parkte dort. Und sah mich um. Noch war der Himmel hell. Doch von weiter sah man dunkle Wolken. Ein Sturm zog auf. Ich griff nach meiner Kamera. Eine Gewohnheit, seit ich eine Kamera besaß. Meine erste Kamera. Ein Lächeln stahl sich auf meinen Lippen. Meine erste Kamera bekam ich zu meinem vierzehnten Geburtstag. Nachdem ich ein ganze Jahr lang keinen Ärger gemacht hatte. Die Jahre zuvor hatte ich meine Eltern fast zum Verzweifeln gebracht. Immer Ärger oder Dummheiten gemacht. Immer Streiche ausgeheckt Hatte mich immer in Schwierigkeiten gebracht. To – san wäre verrückt geworden, wenn Hinata nicht da gewesen wäre. Meine Mutter war die gutmütige Starke in solchen Situation. Immer hatte sie mich gefragt, warum ich dies oder jenes gemacht hatte. Immer war dort ein liebevoller Ausdruck in ihren Augen zu sehen, egal, was ich getan hatte. Und dann fühlte ich mich immer schlecht. Scham überkam mich. Ich hatte in diesen Situation nichts getan, um mir ihre Liebe verdient zu haben. Zwei Jahren ging dies so. Dann schenkte sie mir die Kamera. Und ich sah die Welt aus einem anderen Winkel. Seit ich diese Kamera hatte, machte ich nicht mehr zu viel Ärger. Ein paar Streiche zwar, aber nicht der Rede wert. Was Kinder nun Mal so taten, in dem Alter. Lächelnd nahm ich sie in die Hand und stieg aus. Ich musste unbedingt ein bisschen Dampf ablassen und das konnte ich am besten beim Fotografieren. Schließlich bin ich einer der Besten. Und ich grinste vor sich her. Der Beste! ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Wieder einmal saß ich in meiner Wohnung im Dunkeln. Und sah sich um. Überall standen Kartons. Entschlossen sah ich sie an. Meine Entscheidung war richtig. Vollkommen richtig. Kurz lachte ich auf. Alles war geplant. Meine Entscheidung waren nicht spontan. Ich hatte schon ein Paar Wohnungsbesichtigungen und auch Vorstellungsgespräche in Aussicht. Auch meine Möbel waren kurzfristig eingelagert worden, bis ich eine neue Wohnung beziehen konnte. Meine Familie würde überglücklich sein. Nochmals ging ich durch meine nun leer geräumte Wohnung. Die letzten Karton musste ich noch in meinen Wagen tragen. Eng würde es werden. Doch war es egal. Es war vollbracht. Alles würde gut werden. Schnell packte ich meine letzten Sachen in den Wagen. Ich sah auf. Die Wohnung war dunkel und leer. Ich nahm mein Schlüsselbund und zog zwei Schüssel ab, steckte sie in einen Umschlag und steckte ihn in den Briefkasten meiner Vermieterin. Meine letzte Aufgabe. Wehmütig stieg ich in meinen Wagen, brachte ihn zum Schnurren und fuhr los. Ohne Trauer. Ohne Bedauern. Grinsend fuhr ich durch Chicago. Ein letztes Mal. Dann fuhr ich auf den Highway. Zu einem bestimmten Ort. Zu einem bestimmten Ziel. Ich fuhr nach Hause. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Es war schon dunkel als ich die vertrauten Straßen entlang fuhr. Die Häuser waren erleuchtet. Ich kann mir denken, dass sie alle beim Essen oder vor dem Fernseher saßen. Wie es um diese Uhrzeit üblich war. Lächelnd bog ich in die Einfahrt meiner Eltern ein. Der Familienvan stand auch schon dort und auch To – sans Wagen. Ich stieg aus meinem Wagen aus und nahm meine Kameratasche und mein Koffer mit. Die Kartons ließ ich erst einmal im Wagen. Es war schon lange her, dass ich hier übernachtet hatte. Vielleicht ein halbes Jahr? Könnte hinkommen. Leise schlich ich ins Haus, zog meine Schuhe und Jacke aus und stellte meine Tasche an die Treppe. Weiterhin leise ging er auf die Küche zu und blieb in der offenen Tür stehen. Dort sah ich sie am Herd stehen. Ihre langen dunklen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Noch kein graues Haar war zu sehen, obwohl sie früher es immer andeutete. Summend rührte sie in irgendeinen Topf herum, aus dem es - wie immer – köstlich duftete. Langsam schlich ich zu ihr und wollte die Arme um sie schließen, doch vorher drehte sie sich um, als hätte sie Augen im Hinterkopf. Schuldbewusst hob ich die Hände. Ein Lächeln erschien auf ihre Lippen. Es erschien auch in ihren Augen. Meine Mutter legte ihren Löffel beiseite und drehte sich ganz zu mir. Ich ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. Sie war einen Kopf kleiner als ich und recht zart gebaut. Die Schwangerschaften sah man ihr nicht an, obwohl sie drei hinter sich hatte. Auch sie schloss die Arme um mich. So wie früher. So wie immer. Ich liebte sie. „Wie schaffst du es nur?“, fragte ich sie ein ums andere Mal. Sie wusste genau, was gemeint war. „Ich weiß es einfach.“, sagte sie nur und legte mir die Hand an die Wange. Ich gab ihr ein Kuss auf die Stirn, wie sie früher mir, drückte sie noch einmal kurz und ließ sie dann los. Mama drehte sich wieder zu ihrem Topf. „Bleibst du?“, fragte sie mich. Doch bevor ich antworten konnte, kam ein Wirbelsturm auf mich zu. Dunkle Haare wirbelten umher. Ein lautes Lachen war zu hören. Mit Schwung warf sich der Wirbelwind in meine Arme. Wir drehten uns und lachten gemeinsam. Yuu. Es war Sayuri, liebevoll genannt Yuu. Eine zierliche Zwölfjährige, die aussah wie unsere Mutter. Langsam ließ ich sie herunter und Yuu sah mich an. Ein breites Grinsen lag auf ihren Lippen. „Du bist da. Du bist da. Du bist da.“ hieß ihre Litanei. Ich zerzauste ihr das Haar und drehte mich wieder Mama zu. Lächelnd sagte ich zu ihr: „Ich bleibe.“ und ein Freudenschrei seitens Yuu war zu hören. Yuu zerrte mich aus der Küche. Grinsend sah ich zu Mama, die lächelnd den Kopf schüttelte, und ich ließ mich ins Wohnzimmer schleifen. Das Familienzimmer. Es hatte sich kaum verändert. Die Schränke waren die gleichen. Das Sofa das alte, doch mit einem neuen Überzug. Bilder und kleine Geschenke von den Kindern waren im ganzen Zimmer verteilt. Der Rest der Familie saß auf dem Sofa. To – san sah auf. Sah mich an. Und verzog überrascht als auch glücklich seine Lippen zu einem Lächeln. Zwei weitere Blondschöpfe erschienen hinter der Lehne. Zwei blaue Augenpaare wurden aufgerissen und verschwanden so schnell, wie sie gekommen sind. Dann kam der nächste Wirbelsturm auf mich zu, diesmal doppelt so stark. Yuu ließ meine Hand los und ich wurde umgerissen. Ausgestreckt lag ich am Boden. Auf mir die Zwillinge. Shiro und Jun. Beide glichen sich wie ein Ei das andere und auch die Ähnlichkeit zu mir und To – san war verblüffend. Lachend setzte ich mich auf und nahm jeweils einen der Neunjährigen in den Arm. Drückte sie an mich. To – san war währenddessen aufgestanden und zu uns herüber gekommen. Auf seinem Arm der Nachzögling. Die Überraschung. Hiromi. Mii war eine echte Überraschung für uns alle gewesen. Das kleine Mädchen war dieses Jahr fünf geworden. Sie hatte das Haar von Mama geerbt, aber die Augen von To – san. Schüchtern schaute sie zu uns. To – san reichte mir die Hand. Die Zwillinge loslassend nahm ich sie an und er zog mich auf die Beine. Meine Brüder umarmten meine Beine. Yuu nahm eine meiner Hände und To – san strahlte. Mama kam aus der Küche und stellte sich neben To – san, der einen Arm um ihre Taille legte. Freudestrahlend sahen sich meine Eltern ihre Schar an. Glücklich sahen sie aus und dann sagte er die besten Worte, die es für mich je gab. „Willkommen zu Hause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)