Are you my Daddy? von Pfeffersosse (Sommerwichteln für Alaiya) ================================================================================ Kapitel 1: Tenenbaum -------------------- Im Nebenzimmer blickte eine recht müde wirkende Frau auf das Treiben der kleinen Mädchen. Sie wusste, dass es nicht gut war, zu lange bei ihnen zu sein, da sie nicht das waren, was sie schienen. Nach Außen wirkten sie wie normale, kleine Kinder, aber im Inneren wuchs etwas, das diese normal wirkenden Kinder zu dem machte, was sie waren: Brutkästen. Ein leichter Schauer lief über ihren Rücken, als sie sich dem wieder einmal bewusst wurde. Sie hatte es geschafft. Die Gier und die gleichzeitige Angst zeichneten sich im Gesicht der Frau nieder. Ihre glimmende Zigarette lag unbeachtet zwischen ihren Fingern, als sie das Schauspiel auf der anderen Seite des Fensters beobachtete. Es war ungewöhnlich, was die Mädchen da taten. Eine stimmte ein Lied an und die anderen stimmten mit ein. Und was für ein Lied. Sie war sich nicht sicher, ob sie es gutheißen sollte, wie die Mädchen sich verhielten und ob sie dies einfach so durchgehen lassen konnte. Auch wenn sie sehr viel mit den Mädchen zu tun hatte, so war es ihr doch nicht wirklich möglich Verbote auszusprechen. Immerhin befanden sich die anwesenden Mädchen in einer Erziehungsanstalt. Sie sollten lernen, nur das zu tun, was man ihnen sagte. Obwohl es vielleicht doch erwünschenswert wäre, wenn das ein oder andere Verbot ausgesprochen würde. Seufzend strich sich die Frau über die Lider und sie blickte zu dem Mann neben ihr: „Und Sie denken wirklich, dass Subject Delta soweit ist?“ Ihr Akzent schwang mit jedem Wort durch und ihr Gegenüber nickte nur eifrig: „Ja, Suchong denken, man haben genug Konditionierung hinter sich.“ Yi Suchong, der Wissenschaftler, der mit ihr arbeitete, war erpicht darauf, dass sein ‚Meisterwerk’ endlich in Gebrauch genommen werden konnte. Immerhin habe er auf diesen Tag hingearbeitet und wolle dann auch die Früchte seiner Arbeit begutachten können, so seine Aussage. Ihre, Brigid Tenenbaum hieß die Frau, Früchte waren die kleinen Mädchen, welche vergnügt mit den Klötzchen spielten. Nur per Zufall war sie über etwas gestolpert, das ihr ganzes Weltbild verändern sollte. Sie war schon immer erpicht darauf gewesen, etwas zu kreieren, was die Menschheit bis jetzt noch nicht kannte und endlich war ihr durch die Entdeckung der Seeschnecken dieser Durchbruch gelungen. Der Schleim, welcher von diesen kleinen Wesen produziert wurde, bewirkte wahre Wunder, ließ Wunden heilen, Verletzungen schienen nie dagewesen zu sein, die Regenerationskraft des Wundermittels schien unerschöpflich. Doch einen Haken hatte die ganze Sache: Das einfache Absondern der Flüssigkeit würde die Seeschnecke schneller leeren, als man sie nachrüsten konnte. Also musste eine Lösung her und die bestand darin, kleinen Kindern – am Anfang hatte sie sogar die Tests mit Jungen vorgenommen - die Schnecke nahe des Magens zu implantieren. Die Waisenkinder, überwiegend Mädchen, erwiesen sich dabei als sehr hilfreich. Mit der Zeit vermehrte sich der Schleim, das sogenannte ADAM, in den Bäuchen der Mädchen und konnte abgezapft werden. Das einzige Problem bestand nur darin, dass das ADAM für bestimmte ‚Sachen’ gebraucht wurde, wie zum Beispiel die Drogen, welche sich in Rapture populär gemacht hatten. Viele Drogenabhängige, genannt Splicer, schlichen durch die Städte und würden alles für ein wenig ADAM tun. Über Leichen gingen die Splicer schon länger, aber seitdem das Projekt ‚Little Sister’ populär wurde, waren auch die kleinen Mädchen vor den gierigen Mäulern der Splicer nicht sicher. Und wie die Ironie es so wollte, waren Splicer auch die Hauptdarsteller, welche benötigt wurden, damit die Little Sister ADAM ernten konnten. Schon öfters wurden die Leichen der Mädchen gefunden, was auch gleichzeitig bedeutete, dass die Produktion einige Zeit zurückgestellt werden musste. Der ganze Kreislauf innerhalb Rapture wurde seit der Entdeckung des ADAMs nur noch darauf gebaut. Wenn man etwas auf sich hielt, nahm man Plasmide um die Erscheinung zu verändern. Doch bei zu häufiger und übertriebener Benutzung wirkte das ADAM alles andere als verschönernd. Man konnte klar erkennen, wer viele Plasmide nahm und wer nur gelegentlich oder überhaupt keines nahm. Die Geschwülste und Narbengewebe, welche sich mit der Zeit auf den Körpern der Drogenabhängigen abzeichneten, wiesen auf eine übertriebene Benutzung des Schleimes nach. Doch es wurde dennoch benötigt. Das ADAM war die Haupteinnahmequelle seit einiger Zeit. Tenenbaum und Suchong erwiesen sich daher als sehr nützlich, zumal sie beide an Menschenversuchen keine Tabus kannten. Sie blühten sogar eher auf, seit sie ihre eigentlichen Ziele verfolgen konnten. Doch nachdem die Little Sister bedroht wurden, fehlte es an etwas, das sie beschützte und so wurden die beiden Wissenschaftler damit beauftragt, etwas oder jemanden dazu zu bringen, auf die kleinen ‚Monster’ acht zu geben. Leichter gesagt als getan. Doch nach erfolgreicher Konditionierung und einem fachgerechten Umbau eines ‚Menschen’, wurden die sogenannten Big Daddys erfunden. Hünenhafte Gestalten, welche sich mit donnernden Schritten fortbewegten und die Gestalt eines einfachen Außenarbeiters hatten. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie sich nicht nur um anfallende Außenarbeiten und Reparaturen kümmern sollten, sondern auch auf das Wohlergehen der kleinen Brutstellen achten sollten. Gehirnwäsche und eine richtige ‚Programmierung’ machten es daher für einen Beschützer unmöglich, auf eigene Faust zu handeln. Sie wurden allein für den Zweck hergestellt, ihre Little Sister zu beschützen. Wenn auch nicht klar war, ob dieser letzte Punkt auch wirklich machbar war. Bis zum gegebenen Zeitpunkt war es ihnen nämlich gelungen, einen einzigen Mann zu einem Beschützer umzubauen: Subject Delta. Ein Abtrünniger, der seine Zeit im eigenen Gefängnis Persephone verbracht hatte. Ein Mann mit einem Namen, ein kurzzeitiger Held seiner Zeit: Johnny ‚Topside’. Sein wahrer Name war nicht bekannt, aber da er von oberhalb kam, nannten die Bewohner Raptures den ‚Eindringling’ Topside. Sein hünenhafter Körper lehnte momentan am Ende des Korridors an der Wand und wartete darauf, eingeschaltet zu werden. Die Inbetriebnahme würde sicherlich einige Arbeit mit sich bringen, aber es war beiden bewusst, dass sie bald etwas Wunderbares erleben würden. „Sie kleines Mädchen in Zimmer bringen und Suchong schauen zu, wie Subject Delta sich benehmen?“ Suchongs Augen fingen leicht an zu glitzern, er wollte seine gehirnmanipulierte Maschine in Betrieb nehmen, sehen wie sie sich benahm. Ob sie wirklich so sein würde, wie er sich das vorgestellt hatte. „Ja, ich werde eine Sister suchen gehen. Sie können schon einmal vorgehen, Suchong.“ Sie wollte sich gerade umdrehen, als sie Suchong mit der Zunge schnalzen hörte. „Nein, nicht eine Sister. Sie bringen Eleanor Lamb zu Suchong. Aufgabe sonst umsonst.“ Sein Blick war streng und Tenenbaum wollte auch kein Wort entgegnen. Sie nickte nur und ging dann durch die Tür. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als ein Schrei die Stille des Korridors durchschnitt und kurz darauf verstarb. Sie hatten wohl wieder einen Probanden verloren. Aber sollte dies ein Erfolg werden... Sie wusste, sie waren nah daran etwas Großes zu vollbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)