Mein wahres Gesicht~! von Raoii ================================================================================ Kapitel 1: 失敗は成功のもと。- Scheitern ist die Grundlage des Erfolges. --------------------------------------------------------------- Die dunklen Wolken ziehen langsam am Himmel hinüber, die Wolkenkratzer versperren die Sicht auf Sonne… Langsam wird es Herbst und die Stadt kühlt wieder ab. Meine dunkel blaue Sweatjacke wird bald nicht mehr reichen, um mich warm zu halten. Wäre auch zu schön, wenn dieses Jahr der Sommer länger dauern würde. Mit leicht gesenktem Kopf gehe ich die Straße hinab. An den Menschenmassen vorbei, durch sie durch, blicke sie an. Bin mitten drin und doch fühle ich mich so… gesondert… so anders wie der Rest. Als wären es alles Tiger und ich ein Leopard. Einsam und zudem alleine. Doch wenn man umgeben von Aasfressern ist, ist man dann nicht lieber alleine? Oder sollte man es doch wagen jemanden zu treffen? Es könnte immer hin doch noch jemand dabei sein, der einen die Hand reicht und nicht nur das Bild und die Umstände sieht, sondern den eigentlichen Menschen. Den Charakter, die starke Persönlichkeit welche sich gebildet hat. Zwar hängt sie am seidenen Faden, aber sie gibt es. Doch die meisten, nehmen deine Hand nur um sie dir zu brechen… Dir wieder und wieder zu zeigen wie falsch die ganze Welt doch ist. Wie verlogen wir sind und unberechenbar… Zu was diese Men-schen nicht alles in der Lage sind ist unglaublich und leider… Leider ist da immer einer der alles abbekommt. Der es spürt… Wie Feuer, das durch die Adern brennt und hinterher ein Zeichen ins Gehirn setzt, welches dann nur kleine Anstöße braucht um wieder zu glühen, um einem zu zeigen wie weh es tut eine Hand zu nehmen… Ich habe diesen Fehler oft begangen. Zu oft habe ich an das Gute im Menschen geglaubt… So Naiv… Aber tiefer als an den Grund kann ich nicht sinken. Doch selbst hier unten saß ich oft und blutete… Einsam… Dann wenn man nicht alleine sein möchte, ist man es. Keiner Blickt auf einen und man fragt sich wo der Sinn in dem Dasein ist… Warum es gerade jetzt passiert und mit einem… Irgendwann kommt der Punkt an den man nicht mehr fragt oder in meinem Fall einfach das Sprechen aufgibt. Wozu reden wenn keiner wirklich zu hört. Man fragt nur aus Freundlichkeit wie der Tag war, wie es einem geht oder was passiert ist. Die Menschheit ist egoistisch und wenn ich könnte würde ich sie hassen und verlassen. Aber andererseits muss ich es mir doch auch selbst beweisen können, dass ich es kann und besser bin. Ich finde noch einen Weg hier heraus… An Ende der Straße, welche ich lang schritt, drehe ich mich noch einmal um. Dieser Idealismus. Jeder sieht so gleich aus, alle tragen ähnliche Kleidung, allen sieht man an das sie Geld verdienen und super sind. Warum ist das so wichtig? Warum dieses Materialistische? Was ist mit Freunden oder Liebe? Jemanden der einen mag wie man ist, einen zuhört, da ist und hilft. Was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht, aber so was braucht man nicht. Das Leben ist gut, hast du Geld, ja wenn du es hast. Langsam wende ich meinen Körper wieder in die Richtung, in welche ich gehen will. Rechts in den kleinen Park, dort hindurch, die nächste Straße noch runter und dann die Brücke links, dort unter lebe ich. Lange schon. Aber trotzdem ist es jeden Tag aufs Neue schwer, dieser Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Ich habe gar nichts. Also außer die fünf Leute, die mit mir dort wohnen, einen Schlafsack und das was ich am Tag finde beziehungsweise verdiene. Aber das ist ok, ich bin so groß geworden, es ist besser als mein Leben davor. Natürlich frage ich mir andauernd, wo ist mein Sinn im Leben, was mache ich hier überhaupt und wozu brauche ich dieses verdammte Leben eigentlich? Dieser Suizid Gedanke hat sich in mein Herz gefressen, in mein Gehirn. Es ist wie ein Spiel mit dem Feuer, manchmal ist es verdammt schwer die kleine Flamme auch klein zu lassen. Zu oft habe ich mir, in diesem Sinne, die Arme verbrannt. Natürlich bin ich nicht stolz drauf, aber es gehört zu meinem Leben und der Vergangenheit. Ich war schon soweit die Flamme zu Feuer werden zu lassen. Aber Akira hat mich dran gehindert. Er ist so wie der große Bruder den ich nie hatte. Er passt auf mich auf und umsorgt mich. Das obwohl ich nie auch nur ein Wort an ihn verlor. Akira merkt mir sofort an wenn es mir wieder schlechter geht. Das Leben widert mich an, jedoch meinte Akira beim letzten Mal, als ich am Boden war zu mir : „命あっての物種。“ (Inochi atte no monodane. - So lange es Leben gibt, gibt es Hoffnung.) Das gab mir… Kraft… Irgendwie hab ich weiter gemacht dadurch. Es ist wahr, wir leben also haben wir auch irgendwo Hoffnung, Hoffnung weiter zu leben, weiter zu gehen und weiter zu machen. Selbst wenn wir nur einander haben, haben wir etwas an dem wir festhalten. Festen Schrittes schreite ich vor zu dem eben besagten Ort, dort angekommen werde ich auch von einem breit grinsenden Akira empfangen. Diese Wärme und Freude die dieser Mensch ausstrahlt ist schon unglaublich. Er begrüßt mich und drückt mir noch warme gebratene Nudeln in die Hand. Meine Augen weiteten sich vor Begeisterung. Mit diesem Blick schau ich ihn auch an. Der größere erklärt mir, dass er wen kennengelernt hat, jemanden echt nettes und dieser hat ihn Geld gegeben. Ein Lächeln fliegt über meine Lippen, ehe ich mich über das Essen her mache. Während dessen erzählt er mir, dass ich morgen noch etwas zu essen kaufen soll und er sucht uns was Wärmeres zum Anziehen. Das klang nach einen Plan, das es kalt und nass wird könnte nur noch wenige Tage dauern. Die Nacht war kurz und mal wieder wurde ich von Alpträumen heimgesucht. Mit einen stöhnen stand ich auf und richtete meine Klamotten. Ich achtete viel auf mein Äußeres, ich möchte nicht, dass man es mir auf den ersten Blick ansieht, dass ich von der Straße komme. Eigentlich ein abschreckendes Beispiel der Gesellschaft, wenn sie es wissen zeigen sie mit dem Finger auf dich. Man ist eine Schande, ein Klotz am Bein. Ein Niemand. Jemand der eigentlich nicht existiert und den die Leute trotzdem hassen. Als wäre man ohne Grund auf der Straße, als wären wir aus Spaß hier. Als hätten wir Freude daran zu Hungern und im Winter fast zu erfrieren. Aber die Leute sehen nicht unsere Geschichte sondern nur das wir auf der Straße leben. Sie sehen nicht die Vergangenheit, nicht die Schmerzen und Qualen, nicht die Tränen und Einsamkeit, nur das was sie sehen wollen. Akira war schon weg, Keiko war auch nicht da. Megumi und Akiko schliefen noch. Ich drehte den beiden den Rücken zu und schlenderte den Weg hinunter. Ich hab ja Zeit, genau genommen den ganzen Tag. Immerhin gab es keine Verpflichtung. Nur wenn ich Geld ausgebe, das ich es auch wieder eintreiben muss. Nur eigentlich war das ja sogar ein Auftragskauf. Trotzdem, später würde ich das Geld noch irgendwie wieder beschaffen. Mein Ziel war ein kleiner Einkaufsladen in der Nähe, er war gut und trotzdem bezahlbar. Auch für uns. Der Inhaber kennt uns sogar schon und erlässt uns manchmal ein paar Yen. Am Ziel angekommen, betrete ich den Laden. Er ist relativ leer, das ist gut, ich mag Menschenmassen nicht. Der Laden hat Akikos Lieblings Bonbons im Angebot, also nehme ich gleich welche mit. Sonst kauf ich vor allem fertig Produkte die einfach nichts mehr brauchen, wärme könnten wir dem essen noch zufügen, aber dann hört es auch auf. Viel Kauf ich nicht, immerhin haben wir uns abgewöhnt auf Vorrat zu kaufen, das bringt nichts. Die Lebensmittel vergammeln ehe wir sie essen können und das ist nicht Sinn der Sache. Ich begebe mich langsam zur Kasse, der Inhaber lächelt mich breit an. Schüchtern lächle ich leicht zurück, gebe ihm die Sachen die ich kaufen möchte. „Hat Akira nicht heute Geburtstag?“ – fragte mich Ronin, so heißt der Inhaber. Ich nickte nur. Er dreht sich daraufhin um und geht weg. Verdutzt bleib ich stehen und schaue ihn nach. Er kommt mit einem Karton in der Hand wieder. „Ich pack das mit ein, aber lass das Akira öffnen. Ist ein Ge-schenk von mir ja?“ Er zwinkerte mir zu, verwirrt nickte ich nur wieder. Er konnte sich Akiras Geburtstag besser merken als ich, das ist mal wieder meine wirklich glänzende Seite. Man bin ich super, ja Akira hat Geburtstag und ich hab es mal wieder total vergessen. Ich bezahlte, nickte ihn noch einmal zu und begebe mich raus. Draußen angekommen fällt mir mein kleiner Blau-goldener Omamori runter. Ich bücke mich und hebe ihn auf, beim hoch kommen werde ich umgestoßen. Es dauert keine zwei Sekunden da liege ich auf dem Boden. Völlig schockiert ziehe ich scharf die Luft ein. Richte mich auf und blicke mich um. Mich blickt ein Mann an. Er trägt Make-up, seine Haare sind schwarz, so tiefschwarz und glänzend wie seine Lederjacke. Er öffnet seine rot geschminkten Lippen um etwas zu sagen. Panik ergreift mich, ein Gespräch… Eigentlich muss ich mich sogar entschuldigen, so schnell wie ich lag stand ich. Nahm den Karton und meinen Omamori und lief, ohne den hübschen, jungen Mann noch einmal anzusehen die Straße hinab. Einfach weg. Ich… Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Ich will mit niemanden sprechen. Ich tu es auch nicht. Aber wenn kann nicht spricht kann man auch nicht erklären warum man nicht spricht. Das macht die Sache immer so schwer. Was wäre wenn er sich nur entschuldigen wollte? Ich blieb stehen. Blickte mich um, er sah mir nach, nur konnte ich aus der Entfernung den Blick nicht deuten. Vielleicht etwas erstaunt oder doch eher wütend? Es ist wohl besser wenn ich einfach weiter gehe. Ich ziehe meinen Kopf ein und gehe so geduckt die Straße weiter runter… Jetzt muss ich definitiv neues Geld beschaffen, um das essen neu zu kaufen. Das Gesicht des Frem-den ging mir nicht aus dem Kopf. Sein leicht kantiges Gesicht, die Wangenknochen waren abgezeichnet, dazu diese vollen roten Lippen, welche wunderschön Geschwungen waren und dazu diese tiefen braunen Augen. Aber sein Mantel, welcher er trug schien teuer zu sein. Vermutlich war er aus besseren Verhältnissen. Warum denk ich überhaupt über ihn nach? Es war ein schöner Fremder den ich vermutlich nie wieder sehe… Glaube ich… Kapitel 2: 百語より一笑。- Ein Lächeln ist hundert Worte wert ------------------------------------------------------ Drei Wochen ist es nun her, dass ich ihn gesehen hatte. Einige Male hatte ich von ihm geträumt. Von seinen vollen, geschwungenen Lippen, den schwarz hinterlegten Augen und seine gepiercten Ohren. Selbst dieses Detail ist mir in der Hektik welche ich an den Tag legte aufgefallen. Als hätte ich ihn schon so oft gesehen und erst jetzt wahrgenommen. Als wären das keine 5 Sekunden sondern Minuten gewesen die ich ihn betrachtet hatte… Wieder und wieder habe ich von unserer Szene geträumt. Sie hat mich einfach gefesselt. Diese Begegnung, etwas so alltägliches und trotzdem reißt es mich voll aus der Bahn. Vielleicht weil ich einfach nicht gut auf Menschen zu sprechen bin und normalerweise jeden Körperkontakt meide. Ihn war ich nun so nah, ohne es zu wollen. Vielleicht hat sich deswegen sein Gesicht in mein Gehirn gebrannt. Damit ich ihn wieder erkenne. Als wäre diese Stadt so klein das ich ihn wiedersehen würde. Was mal ich mir da wieder aus? Manchmal bin ich mehr Kind als ich zugeben mag. Selbst wenn Wünschen nach jagen ja an sich nichts Schlechtes ist, aber dennoch sollte man wenigstens etwas realistisch bleiben. Dennoch wäre es wirklich schön sein Gesicht noch einmal erblicken zu können. Es war auch ein Hauch von Wärme da, welcher mich durchzuckte als ich ihn sah. Während ich mir so den Kopf zerbrach, trottete ich durch einen der vielen Parks. Vorbei an den ganzen Menschen, die wohl gerade Mittagspause haben, vorbei an den Pärchen die über alles einander anlächelnd. Diese Menschen schienen zufrieden, jedenfalls die Meisten. Einige können nie genug haben oder sehen nicht ihr Glück in dem was sie haben. Andere werden kaputt gemacht, weil sie leben wie sie sind… Aber nicht so wie die anderen es wollen. Gedanken verloren streune ich durch einen großen Park. In der Mittagszeit fällt man hier nicht so auf und ich beobachte gerne andere Menschen. Irgendwie, man erkennt oft schon nach kurzer Zeit wie die Menschen eigentlich so ticken. Anhand ihrer Bewegungen und Gestiken. Ganz einfach. Wobei sich natürliche viele Gruppen gebildet haben und es sehr viele Menschen gibt, welche sich in diese Gruppen rein zwängen, aus Angst nicht angenommen zu werden. So haben die Schulmädchen ihre ganz eigenen Arten, genauso wie die Geschäftsmänner. Als würde man Abgrenzungen anhand des Jobs machen. Und trotzdem sind sie irgendwie alle gleich. Ich finde das sehr schade, diesen Zwang der Gesellschaft, so kann man sich nur bei seinen Freunden komplett öffnen und fallen lassen. Man kann sich kaum Individualisieren. Man hat diese Box in die man reinpassen soll und wenn man das nicht tut, ist man unten durch. Das ist glaub ich das gute an meinen Leben, meinen Leuten. Wir verstellen uns nicht und haben es auch nicht vor, wir haben uns so kennengelernt und angefangen uns so zu akzeptieren wie wir sind. Das ist auch weder schwer noch kompliziert. Das geht einfach und ist gut so. Ich weiß nicht ob die Leute hier so was zu schätzen wissen. Ich blicke sie an. Mit einen mal trifft mich der Schlag oder so was in der Art. Zumindest bin ich unfähig mich zu bewegen. Bleibe einfach, mitten auf dem Weg stehen. Theoretisch mir direkt gegenüber. Steht der besagte Fremde. Zwischen uns stehen nur gut 30 Menschen und ein paar Bänke. Panisch blicke ich mich um. Manchmal wünschte ich, ich würde nicht immer alleine rum laufen sondern könnte Akira, gerade in solchen Situationen, einfach an mich ziehen und so tun als würde ich ihn gar nicht sehen. Ok, ohne solche Menschen, weiter gehen. In der Masse untertauchen. Aber wie soll ein Leopard zwischen Tigern unsichtbar werden? Gute Frage, nächste Frage… Aber, warum mach ich mir überhaupt solche Gedanken? Er hatte sich mich bestimmt nicht gemerkt. Warum sollte er auch? Ich mein, ich bin ihn umgelaufen und mehr nicht, er war sicher sauer. Er war bestimmt so sauer das er sich tierisch über mich aufgeregt hat aber schon nach zwei Sekunden meine Gesicht ganz und gar vergessen hatte. Sicherlich würde er mich nicht wieder erkennen. Einerseits finde ich dies ja auch sehr schade, gerne wäre ich ihm wieder begegnet, wenigstens ein zweites mal, etwas länger. Ein drittes mal würde es so oder so nicht gegeben. Die Menschen verunsichert es, das ich einfach nicht rede. Ich mach es ja nicht so, das ich nur kaum rede, sondern das ich wirklich gar nicht rede. Gut hin und wieder lass ich mal einen Satz von mir hören, aber im Grunde rede ich nicht mit ihnen. Bis auf Akira hat es auch kein anderer gewagt länger als ein Treffen mich auszuhalten. Ich mein, es ist ja nicht so das ich gar nicht kommunizieren, es gibt ja noch Körpersprache. Aber das scheint den meisten nicht zu reichen. Da ich nun sehr vom Thema abgekommen war konnt ich auch weiter gehen, ohne auf ihn zu achten. Irgendwann erweckte ein Mädchen mit türkisen Haaren meine Aufmerksamkeit. Ihr Style war sehr interessant, wohl das was man unter Visual Kei verstand. Als ich wieder gerade aussah, blieb ich wie versteinert stehen und starrte. Er stand direkt vor mir. Ich wusste gar nicht was ich tun sollte, geschweige denn wie ich mich bitte verhalten sollte wenn er mich gleich anmachen würde. Aber er lächelte nur. Dann fing er an zu reden: „Guten Tag. Ich bin wirklich froh Sie wieder zu treffen. Bei unserem letzten Treffen sind wir ja, im wahrsten sinne des Wortes sehr aneinander geraten. Ich möchte mich dafür zuerst bei Ihnen sehr entschuldigen.“ Er schaute mich an und ich konnte nichts als mit großen Augen zurück zu gucken… Entschuldigte er sich gerade wirklich? Das heißt, er erkennt mich wieder? Und es tut IHM leid? Hat nicht eigentlich heutzutage immer der andere Schuld? Ich nickte nur. „Ich war wirklich sehr in Eile und hatte Sie dann übersehen. Können Sie meine Entschuldigung an-nehmen?“ Wieder nickte ich. „Danke. Hier, durch mich ist ja ihr Einkauf vernichtet gewesen, das ist weder fair noch nett.“ Er drückte mir 2,500 Yen in die Hand. Ich traute meinen Augen nicht. Soviel Freundlichkeit, gepackt in diesen Menschen. Irgendwie war gerade mein gesamtes Bild dieser Gesellschaft zerissen, durch ihn. Er war das komplette Gegenteil vom dem was ich täglich erlebte. Er sah auch sich und versuchte das wieder zu biegen, jeder andere hätte mich angemacht, weil ich ja Schuld hätte weil ich der kleinere bin und der bin der scheiße ist, weil ich ja nicht die Person bin… Und er ist so, nett und lieb. Ich wollte ihn Geld zurückgeben denn ich hatte ja nicht ganz 1.500 Yen bezahlt. Doch winkte er ab. Er war wohl der Meinung dies war ok so. Er erzählte mir, dass er so in Eile war, weil er zu spät zu einem Treffen war. Ein wichtiges, wie er meinte. Wieder nickte ich. Ich schaute ihn an, hörte aufmerksam zu. Brachte jedoch nichts anderes zustande als nur zu nicken. Diese Situation. So fremd, so merkwürdig, so anders. Dieser Mann. So nett, so schön, so freundlich. Ein Chaos in mir. Hatte das Gefühl ich wollte mit ihm reden. Aber warum sollte ich das plötzlich wollen? Warum sollte ich es wollen, mit ihm zu reden. Er ist doch auch nur ein Mensch, ein Mensch wie sie hier alle. Warum sollte er also nicht genauso verlogen sein? Diese Unsicherheit und dennoch dieser Wille was zu sagen. Es war ein einziges hin und her… Was sollte ich tun?? Er erzählte mir noch etwas von seiner Arbeit, um dann zu sagen er müsste los. „Hoffentlich sehen wir uns Bald wieder.“ – sagte er lächelnd. Dieser Satz. So, für jeden wohl unbedeutend. Jedoch ist es das erste Mal, das jemand ihn mir gegenüber bringt. Ein leichtes lächeln formte sich auf meinen Lippen. Irgendwas sagte mir, das es gut ist. Das es ok ist. Das er anders ist. Oder spricht da das Naive-Ich aus mir? Selbst wenn… Lass ich es auf dieses eine Mal es auch noch ankommen. Soll mir meine Vernunft später ein schlechtes Gewissen machen. Dieser eine Moment und das lächeln auf seinen Lippen… Das macht alles gut. „百語より一笑。“ (Hyaku go yori isshou - Ein Lächeln ist hundert Worte wert.) Waren die letzten Worte welche er an mich wendete, ehe er in der Menschenmasse unter ging… Mit einen etwas verwirrten, mulmigen Gefühl ging ich wieder Heim. In der Hoffnung. Ihn so bald wie möglich wieder zu sehen… Kapitel 3: 玉磨がかざれば光なし。 - Wenn man den Edelstein nicht schleift, hat er keinen Glanz. ------------------------------------------------------------------------------------ Die Tage verstrichen und ich war wohl nachdenklicher als sonst eh schon. Meine Gedanken kreisten um diesen Mann. Der doch eigentlich mir noch so fremd war und dennoch… blieb dieses Gefühl, das Gefühl was schon mir sagte das er anders ist. Nett und sich keine Vorurteile bildete. War es denn so falsch noch einmal an das Gute glauben zu wollen? Irgendwie hatte ich ein ganz schönes hin und her in meinem inneren. Ich war zerissen… Auf der einen Seite standen die Erfahrungen und die Vergangenheit und auf der anderen dieses Gefühl und sein Lächeln. Seine Augen leuchteten auf als er mich anlächelte, so wahr war sein lächeln. Von Grund auf ehrlich. Aber auch bei unseren letzten treffen wirkte er ziemlich… hoch. Wie schon vorm Laden hatte er teure Klamotten an. Die Schuhe waren Designerschuhe. Das sah man. Im allgemein wirkte er ziemlich gepflegt. Er gibt wohl ziemlich Acht auf sich. Dies gab mir ein ungutes Gefühl. Ich mein… Der Mensch, selbst wenn er freundlich scheint, hat immer noch das Materielle im Sinn. Damit hat er was, damit kann er was vorzeigen. Wer gibt denn heutzutage noch Acht auf den Menschen an sich? Wenn man die optische Hürde bewältigt hat, reden die Menschen mit dir, aber auch nur um dir weitere Proben zu stellen und irgendwann… Dann wenn das eigens erstellte Aussiebungsverfahren beendet ist, sind sie bereit sich mit dir anzu-freunden. Aber das schafft man eigentlich nicht. Es sind und bleiben oberflächliche Beziehungen, das Interesse liegt weniger in dem wer du bist sondern viel mehr in dem was du aus dir machst. Fällst du auf bist du interessanter, stichst du hervor sehen dich die Menschen, ob nun gut oder schlecht ist etwas anderes aber sie sehen dich. Ansonsten bist du nur wie der Samen einer Löwenzahnpflanze der leise mit dem Wind durch die Welt getragen wird. Unbeachtet, unsichtbar. Vielleicht sehe ich die Welt auch nur aus meinen Standpunkt aus so. Einfach weil hier nichts ist. Weil ich hier nichts habe und diesen Egoismus einfach nicht nachvollziehen kann. Einfach nicht verstehen kann wie man sich so beschränken kann und gleichzeitig sich so anderen Sachen gegenüber verschließt. Wo bleibt denn da noch der Sinn wenn man nicht frei nach Laune leben kann? Aber es wird der nächsten Generation so vorgelebt, dieses Schematische. Sich ins Muster fügen. Also wird da auch so schnell keine Änderung kommen. Zu hoffen bleibt nur, das es Menschen gibt die denken wie ich, aber bedeutend sind und das diese Menschen nie den Mut und nie die Hoffnung verlieren zu versuchen was an dieser Welt zu ändern. Damit es immer eine schöne Welt bleibt und es immer gute Sachen geben wird, für die es sich lohnt zu leben. Das einzige auf was man sich stützen kann sind Menschen die es wirklich ernst und ehrlich mit einen meinen. Aber gibt es sowas wie wahre Freundschaft noch? Steckt so langsam nicht hinter allem der eigene Vorzug? Mein Blick wanderte über die vier. Es war abends und sie saßen ums Feuer. Erzählten und lachten. Ich zweifelte an diesen Menschen nicht, hielt sie sogar für ehrlich aber dennoch wusste ich mich nicht ihnen zu öffnen. War froh, dass sie mich weiterhin aufnahmen und nicht verurteilen, ich wusste zwar das Keiko das am meisten nervte und sie mich deswegen nur sehr wenig mochte aber dies änderte auch nicht groß etwas an der Tatsache das ich schwieg und auch weiter schweigen würde… Megumi merkte, dass ich zu ihnen rüber sah und winkte mich zu ihnen. Langsam richtete ich mich auf und ging hin, setzte mich ans Feuer. Das Wasser plätscherte in meinem linken Ohr. Ich verfolgte das Gespräch der vier und lächelte über deren Witze und Storys. Irgendwie, wollt ich nirgends anders sein als mit diesen Menschen zusammen. Es war ein warmes, gar familiäres Gefühl bei ihnen. So Willkommen. Ich weiß zwar nicht wieso aber ich glaube er würde sie auch mögen. Ein lächeln ging über meine Lippen, ich kannte nicht mal seinen Namen und ich beziehe ihn in mein Leben. Wie ein verliebtes Schulmädchen… Dieser Gedankengang lies mein Gesicht wieder versteinern. Liebe? Sowas unsinniges, ich meine ich kenne ihn nicht mal, es sollte eher Faszination sein oder so etwas in der Art. Was ist es eigentlich was mich so an ihm hält? Ich weiß doch gar nichts über ihn, außer das er mir Geld gegeben hat, sich entschuldigt hat und mit mir gesprochen hat obwohl ich nicht ein Wort an ihn verlor. Nya und das er mich wieder sehen wollte. Was ist also so besonders an ihm das mir nichts anderes mehr in den Kopf ging? Immer hin könnte er noch immer viele, sehr viele schlechte Seiten beziehungsweise Charakterzüge haben. Ich sollte wohl weniger über ihn nachdenken. Zumindest solange ich ihn nicht mehr kannte, wer weiß, vielleicht wendet er sich ja doch noch wie-der ab, weil ihn irgendwas dann doch nicht passt. Ich sollte mir vielleicht doch nicht zu große Hoffnungen machen. Mein Blick war fest auf dieses Feuer gerichtet, welches vor mir brannte. Eine ungemeine Kraft die sich da vor mir zusammenballte. Feuer kann so viel zerstören. Noch lange saßen wir am Feuer. Bis es fast runter gebrannt war, dann legten wir uns nieder zum schlafen. Lang schlief ich, die Sonne stand schon fast ganz oben als ich wieder erwachte. Ich stand auf und richtete meine Klamotten. Nur Keiko war da, sie sah mich herablassend an und drehte mir dann wieder den Rücken zu. Ich verlies den Platz und lief die Straße runter. Ging in ein Laden hinein, hier konnte man gegen wenig Geld duschen und seine Sachen waschen lassen. Darauf sparte ich immer. Sollte ich es jemals aus diesen Loch an Leben wieder hinaus schaffen würde ich meine Badewanne wohl heiraten. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte und meine Sachen wieder anziehen konnte ging ich draußen einfach drauf los. Wie so oft zog ich einfach von Gasse zu Gasse. Kam irgendwann wieder an einen kleinen Park an. Ich kannte diesen nicht mal. Ein kleines Eiscafe zierte die Mitte des runden Parks. Das Gras war sattgrün und die Bänke welche überall standen Schneeweiß angemalt. Es standen einige große Bäume verteilt im Park. Der Weg zum Café war mit Kirschbäumen geziert. Sie waren groß, einige alt und knöcherig. Alles war ordentlich gemacht. Durch den Wind fiel Laub von den Bäumen auf das Gras, jedoch wenn man sich die Leere der Zweige ansah müsste dort schon viel mehr liegen. Vermutlich wird es täglich weggeräumt. Ich schlich den Weg entlang. Es war so Leer hier. Kaum ein Mensch war im Park. Aber gerade das machte diesen Moment glaube ich so schön. Vertieft in die Gegend erschrak ich als sich eine Stimme neben mir erhob und mich mit den Worten „So sieht man sich also wieder…“ an mich richtete. Ich machte einen großen Schritt zur Seite und sah die Person an. Stellte dann fest, dass es nur ER war. Er entschuldigte sich dafür mich erschrocken zu haben und ich musste über mich selbst lachen. Dabei schüttelte ich leicht den Kopf. „Lust auf ein Eis?“ – fragte er mich lächelnd. Kurz dachte ich nach ob ich noch Geld über hätte für so etwas, ja für uns ja Besonderes. Da ich mir nicht sicher war griff ich in meine Hosentasche und holte ein paar Münzen hervor. Betrachtete sie mit schrägem Kopf. Es waren nur drei 50-Yen Münzen. Ich schloss die Hand und steckte die Münzen wieder weg, schüttelte dann etwas niedergeschlagen den Kopf. Immer hin bräuchte ich, für den Fall das keiner etwas besorgt hatte, noch so viel wie möglich für ein Abendbrot. Sah ihn danach nicht mal an, wir hatten das Café nun bald erreicht. Ich ging mit ihm ins Café und auch an die Kasse, betrachtete die Sorten. Lange war es her, dass ich Eis aß. Beim letzten Mal hatte ich Schokolade gegessen, das wusste ich noch. Ich bekam mit wie er bestellte und sich dann zu mir wendete. „Schokolade?“ – ging es über seine Lippen. Instinktiv nickte ich und er bestellte. Er meinte später, dass er sich gemein vorkommt wenn er alleine isst. Wir saßen gemeinsam nebeneinander auf einer Bank im Park, vor uns ein kleiner Sandweg. Ich beobachte wieder die Menschen, ehe mein Blick wieder zu ihm glitt. Mehr auf seine Hose, dann auf sein Oberteil, der offene Mantel und seine Kette welche er trug. Dann in sein Gesicht um festzustellen das er mich ansah. Etwas beschämt sah ich wieder zu Boden. Hob nur langsam den Blick und sah ihn in die Augen. Sehr unsicher aber ich sah ihn an. Seine perfekten Lippen verzogen sich in ein Schmunzeln. „Du faszinierst mich, weißt du das eigentlich?“ kam es ruhig von seinen Stimmenbändern. Mein Blick verunsicherte sich noch mehr als ohne hin schon. Ich fasziniere ihn? Ich? – Wir kennen uns doch gar nicht bis kaum. Ich rede nicht mit ihm, er weiß doch gar nichts von mir. Ich weiß lediglich was von ihm aber ansonsten, was sollte ihn also an mir faszinieren. Wir sehen uns jetzt doch auch gerade erst zum dritten Mal. Fragend zog ich allmählich meine Augenbrauen zusammen und legte hinzu meinen Kopf leicht schräg. Er lachte. Sein lachen war … ansteckend. Leicht errötet, wie ich schon war, blickte ich auf den Boden und lächelte breit. „Weißt du… Das faszinierende an dir ist einfach, dass obwohl ich dich ja nicht kenne, also wir kennen uns ja nicht wirklich, ich mich dir trotzdem in dem Sinne nahe fühle, als würde ich dich schon Jahre kennen.“ – sprach er und legte dabei eine Ruhe in seine Stimme, welche mich wiederum faszinierte. Aber… er formulierte das aus, was ich auch schon dachte. Immerhin hab ich mich ihm immer so nah gefühlt, so sicher. Hatte das Gefühl er sei, anders. Besser. Denkt er damit das gleiche über mich? Hieße das, er wolle mich vielleicht noch öfter sehen? Aber – könnte ich mich ihm dann öffnen? Würde ich mit ihm reden? Erneut Blickte ich ihn an, er betrachtete mich wieder, jedoch es störte mich weniger. Ich würde es versuchen wollen. Er… Ich brach den Gedanken ab, da er erneut das Wort erhob. „Aber ich finde wir sollten, für den weiteren Umgang, Namen austauschen. Findest du nicht?“ Stumm lächelte ich ihn an und nickte. Ungewiss dessen wie er sich vorstellte das wir sie austauschen. „Schreiben kannst du oder?“ – Ich nickte wieder nur. „Noch einmal Kind sein.“ Er zwinkerte mir zu und lächelte, hob dann einen Stock auf und begann in den Sand vor uns zu schreiben. Tsuzuku. Ich blickte das Zeichen an, dann ihn, danach wieder das Zeichen. Nun nahm ich ihn den Stock aus der Hand und schrieb meinen Namen darunter. Meto. Er sprach ihn aus, seine Stimme umschloss das `e`, ließ ihn einen leichten Hauch von einem ´a´ nach-geben. Ich sah auf. Die Uhr, welche ein paar Meter von uns entfernt beim Café stand, zeigte mir, dass es bald Zeit wäre zu gehen. Immerhin bräuchte ich eine ganze Weile bis ich daheim wäre. Zu Fuß dauert es dreimal so lang, wie mit der Bahn. Pünktlich zum Abendessen, wenn es denn was gab, wollte ich schon wieder zuhause sein. Selbst wenn es nichts gab, würden wir gemeinsam los ziehen, um uns was zu essen zu besorgen. Tsuzuku verfolgte meinen Blick wohl. „Musst du bald wieder nach Hause?“ – fragte er und betrachtete ebenfalls die Uhr. Ich sah ihn an, atmete tief ein und nickte schließlich. Es war schade, ich wollte nicht schon wieder gehen. Irgendwo verstanden wir uns ja gut. Das mochte ich, im allgemein mochte ich ihn. Die Zeit mit ihm. Es war anders, wenn auch ungewohnt. Aber im positiven Sinne. Hörbar schwer atmete ich wieder aus… Mein Blick entglitt den seinen. Er wanderte durch den langsam voller werdenden Park. Die meisten Leute hatten jetzt Schluss und Bahnen sowie Straßen würden nun verstopfen an Menschen die nach Hause flüchten. In den Alltag. In ihr Leben. Zu ihren Freunden. Zu ihrer Familie. An einen Ort wo sie sich wohl fühlen, warm, geborgen und einfach gut. An einen Ort den man ohne nach zudenken und mit guten Gewissen sein Zuhause nennen kann. Viele Menschen telefonierten, andere gingen in Gruppen oder zu zweit und Unterhielten sich. Es war so normal. So Menschlich. Und dieser Mann… Tsuzuku war sein Name, suchte gerade mich auf, der unmenschlicher nicht sein konnte. Er verabschiedete sich… „Es war schön dich wieder zu treffen. Bis Bald.“ Ein Nicken und ein Lächeln auf seinen Lippen waren das was er mir schenkte, ehe er aufstand und ging. Ich sah ihm nach, mehr seinen Rücken. Leichter Regen setzte ein, je weiter er verschwand, desto stärker wurde der Regen. Und ich saß da… gefesselt von dem was gesagt wurde… Blickte auf die leere Bank neben mir. Es wirkte doch alles wie ein Traum… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)