Die Wahrheit über Wölfe von Idris ([Stiles / Derek]) ================================================================================ Kapitel 9: Zielscheiben ----------------------- Vorwort: Uhm …. hasst mich nicht? ^^* Es fängt so schön an… Außerdem: Actual Wolf!Derek (weil das viel cooler ist und ich einfach mal behaupte, dass Werwölfe das können. So.) Offensichtlich ist es ein größerer sozialer Faux Pas sich als Außenseiter ungefragt den Mitgliedern eines fremden Rudels zu nähern. Stiles ist kein Experte für interne Rudelpolitik, aber so viel schneidet er mit. „Es ist eine Provokation“, faucht Derek. Erica und Isaac hängen an seinen Lippen und nicken ernsthaft. „Er hat mir Kekse gereicht“, bemerkt Stiles vorsichtig. „Schokokekse.“ Er will ausnahmsweise wirklich nicht aus Prinzip konträr sein, er will nur nicht, dass das Ganze hier überbewertet wird. Immerhin wurde er nicht verstümmelt. Es ging um Kekse. Derek wirft ihm einen ungeduldigen Blick zu. Sekundenlang ist Stiles sicher, dass Derek seinen Einwand einfach ignorieren wird, aber zu seiner Überraschung bekommt er tatsächlich eine Antwort. „ER hat gewusst, dass du ein Mensch bist und dass du Teil eines Rudels bist, und er hat vermieden sich als Werwolf zu erkennen zu geben. Das ist … nicht okay. Du näherst dich menschlichen Mitgliedern eines fremden Rudels nicht, ohne dich als Werwolf zu erkennen zu geben“, sagt er widerwillig. „Das wird generell als…“ „…unhöflich angesehen?“ schlägt Stiles vor. „Taktlos? Unangemessen? Rüpelhaft? Dreist? Distanzlos? Ungehörig? Übergriffig?“ Derek funkelt ihn an, als ob Stiles das ganze nicht ernst genug nimmt. „Ja. Und unter keinen Umständen würdest du …Spuren auf jemanden hinterlassen.“ Von der Art wie er die Wörter hervor spuckt bekommt Stiles den Eindruck, dass dieses Verhalten in etwa gleichkommt der Frau seines Gastgebers in den Ausschnitt zu greifen und der minderjährigen Tochter einen Zehner in den Slip zu schieben. Oder irgendwie so. „Duftspuren“, kann Stiles sich nicht verkneifen hinzuzufügen. Dass er nach einem fremden Alpha riecht geht offenbar gar nicht. Das sagt natürlich niemand so direkt, aber Stiles ist ja nicht blöd. Den gesamten Abend über hängt immer mindestens ein Werwolf an seinem Hals, als ob sie ihn allesamt markieren wollen wie Hunde ihr Revier markieren. Sogar Jackson begrabscht ihn zwischendurch, auch wenn er das als mehr oder weniger gewalttätige Übergriffe tarnt, bei denen er Stiles in die Seite boxt oder ihn würgt. Ernsthaft, Jackson ist zwölf. Scott sieht unglücklich und frustriert aus, als ob er irgendetwas hätte verhindern müssen. „Es tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht. Ich hätte…“, beginnt er, aber Stiles schneidet mit ihm das Wort ab. „Scott, es ist okay. Ich hab auch nicht nachgedacht. Wer hätte schon ahnen können, dass feindliche Werwölfe jetzt schon im Supermarkt rumhängen. Ich meine, wo soll das hinführen? Verfolgen sie uns demnächst bis aufs Klo?“ Scott nickt und lässt geistesabwesend seine Finger über Stiles‘ Nacken wandern. Dann stockt er mitten in der Bewegung und blickt überrascht seine Hand an, als ob sie ein Eigenleben führt. Stiles muss sich auf die Zunge beißen, um nicht zu lachen. Scott – dein innerer Wolf. Innerer Wolf – das ist Scott. Lydia ist nachdenklich und in Gedanken versunken. „Ich bin okay“, sagt Stiles überflüssig. Nur für den Fall, dass sie sich möglicherweise Sorgen um sein Wohlergehen gemacht und angstvoll mit den Hände gerungen hat. (Es wäre ja möglich, oder?) „Hm“, macht sie und überprüft ihre Fingernägel. „Aber du darfst mich gerne anfassen, um deinen Duft auf mir zu hinterlassen“, schlägt Stiles hilfsbereit vor. „Ich glaube, ich passe.“ Sie hebt amüsiert einen Mundwinkel. „Wölfe sind äußerst territorial“, doziert sie ungefragt. „Ich hab ein bisschen recherchiert und das hier bestätigt meinen Verdacht, das Werwölfe dem Canis Lupus offenbar wirklich sehr artverwandt sind. Meiner Ansicht nach bewegen sie sich in einem ständigen Spanungsfeld zwischen ihrer menschlichen und ihrer Wolfseite. Ich bin sicher, wenn man sich die Amygdala in einem funktionalen MRT ansehen würde, würde man sehen, dass…“ „Dir ist schon klar, dass sie dich hören können oder?“ flüstert Stiles. Lydia wirft dem gesamten Raum, der verstummt ist und sie anstarrt, ein ungerührtes Lächeln zu. „Hat jemand Einwände, wenn ich euch in näherer Zukunft als Testobjekte benutze?“ „Ja“, grollt Derek. Lydia hebt die Augenbrauen. Derek wirft Stiles einen auffordernden Blick zu. Stiles zuckt hilflos mit den Achseln, denn was soll er jetzt dagegen machen? Derek knurrt. Stiles zieht eine Grimasse. Derek verdreht die Augen. Lydia lächelt selbstgefällig. „Gut.“ Sie zieht Stiles dichter zu sich und senkt die Stimme. „Derek war ziemlich aufgebracht, als Scott ohne dich hier aufgetaucht ist“, stellt sie zusammenhangslos fest. „Schon vorher, meine ich.“ „Nicht wahr? Irgendjemand sollte sich dringend die Zeit nehmen und ihm eine Runde Entspannungsyoga beibringen. Auf Dauer so einen hohen Blutdruck zu haben, kann gar nicht gesund sein.“ „Ach Stiles“, sagt Lydia und fährt ihm durch die kurz geschorenen Haare. „Für jemanden der so intelligent ist wie du, bist du manchmal ganz schön dumm.“ Mit diesen Worten steht sie auf, um sich neben Jackson zu setzen, als der anfängt die Zähne auszufahren. „Was? Hey…!“ Diejenige, die im Lauf des Abends am allermeisten an seinem Hals hängt (metaphorisch und tatsächlich) ist überraschenderweise Erica. Sie sieht blass und müde aus wie eine ausgebleichte Porzellanpuppe und ihre Verletzungen sind offenbar immer noch nicht vollständig verheilt. Ihre blonden Locken sind zu einem unordentlichen Knoten zusammen gebunden und sie trägt Jeans und ein viel zu weites T-Shirt. Beides sieht aus, als ob es mal Isaac gehört hätte. Sie zuckt zusammen bei unerwarteten Geräuschen wie ein nervöses Pferd und erinnert Stiles auf beunruhigende Art und Weise an die ewig unsichere, kränkelnde Erica vor der Verwandlung. Während Jackson und Scott eine erhitzte Diskussion auf der anderen Seite des Raumes haben und Derek Isaac irgendetwas rudelpolitisches erklärt, drückt sie sich an Stiles‘ Seite und lässt den Kopf auf seine Schulter sinken wie ein kleines Kind. „Danke“, sagt sie so leise, dass es kaum hörbar ist. Überrascht wendet Stiles den Kopf. „Wofür?“ „Dass du da warst.“ Er zuckt mit den Schultern. „Lydia hat die Hauptarbeit geleistet. Mein Beitrag zu deiner Rettung beschränkt sich auf Zufall, Unfall und einen zeitlich passenden Adrenalinstoß.“ Er findet nicht, dass er irgendeine Anerkennung dafür verdient hat, dass er panisch aufs Gaspedal getreten hat. Anstatt einer Antwort hebt Erica den Kopf und drückt ihm einen unerwarteten Kuss auf die Wange. „Oh“, sagt Stiles intelligent. Sie zuckt mit dem Schultern und ein winziges Lächeln spielt um ihre Lippen. „Du bist immer noch mein Batman.“ „Was immer du sagst, Catwoman.“ Sie schmiegt sich erneut an ihn, aber diesmal ist ein Stück Anspannung aus ihren Schultern gewichen, als ob sie sich sicherer fühlt, nur weil Stiles da ist. Was überhaupt keinen Sinn ergibt, auf wirklich keinem Planeten, denn immerhin ist er nur ein menschlicher Knautschball und sie ist diejenige mit Krallen und Zähnen. Als er den Kopf hebt, sieht er, dass Dereks unbewegter Blick auf ihm ruht. Es ist schon zwei Tage her, aber Stiles kann immer noch seine Hände auf dem Gesicht spüren, wie einen Phantomabdruck. Hitze schießt in seine Wangen. Hastig wendet er den Blick ab und drückt das Gesicht in Ericas blonden Locken, damit es niemand sieht. „Ich hab was zu sagen.“ Scott springt auf. Er ist die letzten zehn Minuten damit beschäftigt gewesen auf den Fingernägeln zu kauen und aufgewühlt hin und herzulaufen. Jetzt sieht er entschlossen und seine Hände sind zu Fäusten geballt. Er baut sich vor Derek auf, aber sein Blick ist auf den gesamten Raum gerichtet. „In den letzten Tagen ist viel passiert und Stiles hat mit mir geredet und ich…ich hab nachgedacht.“ Er atmet tief durch. „Ich bin bereit mich Derek anzuschließen und ihn als meinen Alpha anzuerkennen. Für den erforderlichen Zeitraum.“ Erleichtert signalisiert Stiles ‚Daumen hoch‘ in seine Richtung. Endlich. Isaac strahlt überrascht und sogar Derek sieht positiv überrascht aus. Er nickt ernsthaft. „Scott, ich…“ „Warte.“ Scott hebt eine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Ich habe eine Bedingung. Und sie ist keine Verhandlungssache.“ Überrascht lässt Stiles die Hände wieder sinken. Von einer Bedingung war vorher noch nie die Rede. Beunruhigt sieht er wie Scott einen Blick mit Jackson austauscht, der das Gesicht verzieht und dann widerwillig aufsteht und sich neben ihn stellt. „Was er sagt“, murmelt er und verschränkt die Arme. „Inklusive der Bedingung.“ Derek hebt die Augenbrauen. „Was ist die Bedingung?“ Scotts Augen flackern in Stiles Richtung und sofort wieder weg, und noch bevor er es ausspricht, weiß Stiles schon was er sagen wird. Er spürt wie sein ganzer Körper sich anspannt. „Meine Bedingung ist, dass, solange die Alphas sich hier herumtreiben, keine Menschen Teil unseres Rudels sind. Ich will, dass Menschen nicht mit hineingezogen werden. Das betrifft Allison, es betrifft meine Mum und Lydia und es… es betrifft Stiles.“ „Was.“ Lydias Stimme klingt schneidend. „Was?“ Stiles‘ Körper reagiert schon, noch bevor er den Gedanken zu Ende denken kann, und er springt auf. „Hast du sie noch alle? Was soll das?“ „Es ist zu gefährlich!“ Scott sieht beinah entschuldigend aus, aber nur beinah. Da ist der sture Zug um seinen Mund, den Stiles nur allzu gut kennt und der klar macht, dass Scott sich bei diesem Punkt nicht umstimmen lassen wird. „Und ich …ich habe schon viel zu lange dabei zugesehen wie du dich wegen mir in Gefahr bringst. Ich hätte viel früher etwas sagen sollen.“ „Wegen dir in Gefa-…“ Stiles ist so wütend, dass ihm die Stimme wegbleibt. „Scott, ohne mich wärst du tot! Ohne mich wären Zweidrittel der Anwesenden tot, okay?! Also was redest du da?“ „Er hat dir aufgelauert, Stiles!“ brüllt Scott. „Im Supermarkt! In der Öffentlichkeit! Er hat dich angefasst! Das war eine Warnung, okay? Es war kein Zufall, dass er da rumstand und es war kein Zufall, dass er dir über den Weg gelaufen ist! Das war eine Warnung! Derek!“ Er wirft Derek einen auffordernden Blick zu. Wortlos folgt Stiles seinem Blick. Derek sieht hin und hergerissen aus. Er hat die Lippen aufeinander gepresst und Stiles sieht wie sein Kehlkopf sich bewegt, als er schluckt. „Lydia könnte die Nächste sein“, sagt Jackson in die Stille hinein. „Das Risiko werde ich nicht eingehen.“ „Entschuldige bitte…?“ sagt Lydia eisig. Auch sie ist aufgestanden. Jackson weicht ihrem Blick aus. „Seit dem Moment indem ihr Erica geholfen habt, habt ihr Zielscheiben auf dem Rücken. Sorry Erica“, Scott wirft ihr einen entschuldigenden Blick zu. Erica schrumpft in ihrem Platz und senkt den Kopf. „Seitdem wissen sie, dass es euch gibt. Und so lange sie annehmen, dass ihr dazu gehört, werden sie euch benutzen, um uns zu treffen.“ „Das macht von vorne bis hinten keinen Sinn!“ faucht Stiles. „Wir haben doch einen Plan! Ich hab ihn dir erklärt, ich…“ „Stiles, euer fabelhafter Plan beschützt alle außer dich!“ Stiles stockt. Und sekundenlang erinnert er sich an Scotts ernstes Gesicht in dem Burgerladen. ‚Du vergisst immer das Wichtigste. Jedes Mal.‘ „Das erste Mal, als wir zusammen gearbeitet haben“, sagt Scott und diesmal sieht er Derek dabei an, „hat es dazu geführt, dass Peter ihn gekidnappt hat, um MICH zu finden. Nur dass Stiles das nicht mal erwähnt hat!“ Ein kollektives Luftschnappen geht durch den Raum. Stiles spürt wie sämtliches Blut aus seinem Gesicht weicht. „Das zweite Mal, als du und ich zusammengearbeitet haben, ist er von Gerard entführt und zusammengeschlagen worden. Als Warnung an MICH! Und er hat es uns nicht mal gesagt!“ Die einzige die nicht bodenlos überrascht aussieht von dieser Offenbarung ist Erica. Sie zuckt zusammen und senkt den Blick. Und Stiles fühlt sich, als hätte man ihm eine Faust in den Magen gerammt. „Woher…?“ stammelt er. Denn das hat er Scott nie erzählt. Weder das mit Peter noch das mit Gerard. Er hat es überhaupt niemandem erzählt. Scott schüttelt den Kopf. „Gerard hat meine Mum benutzt, um mich zu zwingen für ihn zu arbeiten“, sagt er leise. „Und mit Stiles hatte er genau das gleiche vor. Ich kann nicht ändern, dass meine Mum meine Mum ist. Aber ich werde nicht noch mehr Menschen in Gefahr bringen, die mir wichtig sind. Wenn Allison nicht… wenn sie nicht schon Schluss gemacht hätte, würde ich es jetzt tun.“ Seine Stimme bricht als er ihren Namen sagt und nur das hält Stiles davon ab, quer durch den Raum auf ihn zuzuspringen und ihn zu schütteln. „Du hast sie ja nicht mehr alle“, sagte er stattdessen. Seine Brust fühlt sich heiß und viel zu eng an und er fühlt sich plötzlich wieder wie das letzte Kind in der Sporthalle, das nicht gewählt wird und das keiner in seinem Team haben will. Das darf einfach nicht sein. „Wir haben es immer zusammen gemacht. Von Anfang an. Du kannst mich nicht… du kannst mich nicht rauswerfen!“ Scott senkt den Blick. Es sieht aus als bereite es ihm Schmerzen ihn anzusehen. „Ich will doch nicht… Es ist doch nur … vorübergehend. Nur bis sie wieder fort…“ „Derek“, sagt Stiles. Derek beißt die Zähne aufeinander. Stiles kann sehen wie seine Wangenknochen aufeinander reiben. „Wir könnten sie beschützen“, sagt er leise und an niemand bestimmtes gerichtet. „Nein.“ Scott schüttelt den Kopf. „Nein! Wir versuchen es die ganze Zeit und es endet immer gleich! Es endet immer damit, dass Menschen sterben. Es endet immer damit, dass jemand verletzt wird. Es endet immer damit, dass jemand unsere Schwachstelle ausfindig macht und zusticht.“ „Scott…“ „Es ist keine Verhandlungssache“, wiederholt er. „Das ist meine Bedingung. Und Jacksons auch. Ich will, dass wir uns von Stiles und Lydia fernhalten. Nur dieses eine Mal…“, seine Stimme wackelt und er holt tief Luft. „Nur dieses eine Mal will ich nicht derjenige sein, der eine Zielscheibe auf seinen Rücken malt.“ Derek wirft einen Blick zu Stiles, quer durch den ganzen Raum. Und Stiles denkt an die SMS die sie in den letzten Tagen hin und hergeschrieben haben und an geheime Planungstreffen in seinem Zimmer und Listen mit Teamgeist fördernden Rudelaktivitäten und an das Wort ‚wir‘, das so viel und regelmäßig zwischen ihnen gefallen ist. Wir schaffen das schon. Wir machen aus unserer Losertruppe ein Rudel. „Okay.“ Derek sagt es zu Scott, aber es ist immer noch Stiles, den er dabei ansieht. „Deal.“ Stiles schließt die Augen. „Oh mein Gott.“ Es ist Lydias Stimme, die die darauffolgende Stille unterbricht. Sie klingt angewidert. „Danke. Vielen Dank, dass das Gespräch gerade auf Twilight-Niveau gesunken ist, wo haarige Jungen entscheiden was gut für mich ist. Das ist eindeutig mein Zeichen mich zu verabschieden. Auf Wiedersehen.“ „Lydia…“ knurrt Jackson frustriert. „Nein! Ich werde jetzt nach Hause fahren und zwar ohne dich. Und solltest du es wagen mir zu folgen, um mich ‚zu beschützen‘ werde ich dir wehtun. Mit einer Nagelschere.“ Sie schnappt ihre Handtasche, bevor sie sich noch einmal an den gesamten Raum wendet. “Wenn ich zuhause angekommen bin, werde so lange duschen und alle meine Kleidungsstücke verbrennen, bis ich kein ‚Eau de Loup‘ mehr an mir habe. Und danach könnt ihr mich alle mal. Bis auf Stiles.“ Sie läuft an ihm vorbei und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. Stiles ist immer noch wie erstarrt und es fühlt sich an, als ob ihre Lippen an seiner Wange abfedern wie an einem Gummiball. Lydias Hand findet seine und sie drückt behutsam seine Finger. „Soll ich dich mitnehmen?“ fragt sie leise. Er schüttelt den Kopf. „Okay. Wir reden morgen“, bestimmt sie forsch, aber ihre Finger sind warm und sicher um seine geschlungen. „Ich hol dich morgen früh zur Schule ab.“ Er nickt und öffnet die Augen. „Danke“, flüstert er. Seine Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt. Ihre Schuhe klacken laut auf den Holzdielen, als sie nach draußen rauscht. Es ist das einzige Geräusch im Raum. „Jackson“, sagt Derek. Jackson seufzt. „Ich sehe zu, dass sie sicher nach Hause kommt“, sagt er, als sie außer Hörweite ist. Keiner antwortet darauf. Stiles lässt einen Blick durch den Raum schweifen. Über Erica, die immer noch auf der Couch sitzt und die Hände im Schoß zu Fäusten geballt hat und über Isaac, der vollkommen perplex aussieht und zwischen Scott und Stiles hin und her blickt. Und über Derek, der auf den Boden starrt und seinem Blick ausweicht. „So“, sagt Stiles und schiebt die Hände in die Hosentasche. Obwohl er ganz leise redet zucken alle drei zusammen. „Das war es dann wohl. Aus für Stilinski. War schön mit euch. Meistens nicht, aber hey.“ Es klingt bitterer als beabsichtigt. „Stiles, ich…“ Und dann steht Scott vor ihm. Er sieht entschlossen und entschuldigend zugleich aus und Stiles wendet den Kopf ab. Er kann ihn gerade nicht einmal ansehen. „Hör zu, ich bring dich nach Hause, okay? Und dann können wir darüber…“ Stiles schüttelt den Kopf. „Nein.“ „Lass mich wenigstens …“ „Ich will jetzt nicht mit dir reden, Scott.“ „Stiles…“ „Scott“, sagt Derek. Es klingt erstaunlich sacht. „Geh nach Hause.“ Widerwillig schüttelt Scott den Kopf. „Ich will doch nur…“ „Nicht jetzt. Geh. Nach Hause. Scott.“ Derek sagt es leise, aber bestimmt. Er benutzt seine Alphastimme, realisiert Stiles, und er ist vielleicht genauso überrascht wie Derek selbst, dass es funktioniert. Scott senkt den Kopf und entblößt seine Kehle, vermutlich eher unbewusst als mit Absicht, bevor er Stiles einen letzten Blick zuwirft und sich abwendet. In der Tür bleibt er noch einmal stehen. „Es tut mir leid“, sagt er. Es klingt erstickt. Stiles schluckt. Er zwingt sich seinen Blick nicht zu erwidern, denn er ist sicher, wenn er auch nur einen Blick auf Scotts tragische Hundeaugen erhascht, bricht er in Tränen aus. „Isaac, Erica“, sagt Derek ohne sie anzusehen. Wie auf Kommando stehen die beiden auf. „Seid vorsichtig auf dem Heimweg. Bleibt zusammen. Auch morgen in der Schule.“ Sie nicken beide. Isaac schlingt einen Arm um Erica, und Erica wirft einen letzten unglücklichen Blick in Stiles Richtung bevor sie auch verschwinden. Und dann sind es nur noch Stiles und Derek. „Ich bring dich zurück“, sagt Derek. Stiles protestiert nicht. Derek würde ihm vermutlich sowieso im Gebüsch hinterherschleichen, wenn er ablehnt. Die Farce können sie sich sparen. Als Derek nach den Autoschlüsseln greift schüttelt er allerdings den Kopf. „Zu Fuß“, sagt er. „Ich … ich brauche frische Luft.“ Das Fahrrad ist wie eine unüberwindbare Barriere zwischen ihnen und die ersten hundert Meter sagt keiner von ihnen einen Ton. Der Wald ist still um sie herum und Stiles fühlt sich übermüdet und unwirklich, als ob die letzten paar Tage nur ein böser Traum waren. Er fühlt sich leer, als ob etwas aus seiner Brust geschnitten wurde. Er ist raus. Er ist raus aus dem Rudel und Stiles ist selbst überrascht wie weh es tut. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er immer angenommen, dass das Ganze ein reines Wolf-Ding ist, dass ihn nur peripher etwas angeht, aber das ist es nicht. Er hat dazu gehört, und es war schön irgendwo dazu zu gehören. Die Revier-Markierungs-Einlage heute Abend hat ihn nicht einmal gestört. Es war unerwartet und vollkommen ungewohnt, aber es war schön, okay? Und jetzt wo es vorbei ist, kann er es endlich vor sich selbst zugeben. Es war schön auf einmal so einen greifbaren, sichtbaren Beweis zu haben, dass er anderen Menschen wichtig ist. Nicht nur seinem Dad, dessen Leben er sowieso nur schwerer macht als nötig. Scott kann es in noch so viele edelmütig klingende Worte packen wie er will, aber er ist rausgeworfen worden, und sie haben es über seinen Kopf hinweg entschieden, als ob er gar nicht da ist. Als ob seine Stimme nicht zählt. „Stiles…“ Derek verstummt sofort wieder. Er klingt hilflos. Vermutlich ist es das erste Mal in seinem Leben, dass er ein Gespräch anfängt, um angespanntes Schweigen zu durchbrechen. „Abgesehen davon, dass es immer noch eine Bruchbude ist, war es netter als erwartet“, sagt Stiles ohne ihn anzusehen. „Ich mag übrigens deine Couch. Sie ist sehr Retro.“ „Stiles.“ „Ich hätte dir vielleicht irgendwann geraten wenigstens Vorhänge aufzuhängen oder ein bisschen Geröll wegzuschaufeln, aber hey, das hat sich ja jetzt erübrigt.“ „Es tut mir leid.“ Stiles wirft ihm einen Seitenblick zu. „Ich weiß. Ich bin nicht böse auf dich.“ Es stimmt. Derek hat es immerhin versucht. Das rechnet er ihm an. Er weiß auch, dass Derek anders entschieden hätte, wenn Scott ihm irgendeine Wahl gelassen hätte. Zumindest hofft Stiles das. Dereks Schultern sinken nach unten, als ob ihm das tatsächlich etwas bedeutet. „Du weißt, warum Scott das macht, oder?“ Stiles schnaubt. „Ich bin nicht blöd.“ Es klingt bitterer als beabsichtigt. „Glaub mir, ich kenne seine gesammelten Heldenkomplexe und seinen Beschützerinstinkt und seinen Wunsch immer alle zu retten. Nur bisher ist ihm nie der Gedanke gekommen, das auf MICH zu übertragen.“ „Vielleicht genau deswegen“, sagt Derek leise. „Scott hat sich verändert in den letzten Wochen. Er ist … er ist erwachsen geworden. Er versucht nur Verantwortung zu übernehmen.“ „Das weiß ich doch!“ faucht Stiles und fährt sich mit einer Hand über seine stoppeligen Haare. „Gott. Seit wann versuchst du Scott zu verteidigen?“ Derek zuckt mit den Schultern. „Scott versucht einfach nur auf sein Rudel aufzupassen. Es ist nicht leicht ein guter Alpha zu sein.“ „Scott ist kein Alpha.“ Derek zuckt mit den Schultern. „Er ist dein Alpha?“ Überrascht hebt Stiles die Augenbrauen, denn soweit hat er bisher noch nicht gedacht. Aber dann fällt ihm ein, dass Derek das schon mal gesagt hat, dass er und Allison Scotts Rudel sind. Und vielleicht hat er nicht ganz unrecht damit. Hatte er nicht ganz unrecht, verbessert er sich innerlich zynisch. Denn offensichtlich ist er auch gerade aus Scotts Rudel rausgeflogen. Bevor er überhaupt kapiert hat, dass er dazu gehört. Yay Team Stilinski. „Es ist auch nicht einfach ein menschlicher Knautschball zu sein“, gibt er zurück. Dereks Mundwinkel zucken. „Das kriegst du doch sehr gut hin.“ „Bei dir weiß ich nie, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein soll.“ Stiles tritt gegen einen Stein, der ihm im Weg liegt, bevor er einen kurzen Blick hinüber zu Derek wirft. Trotz der Dunkelheit kann er seine scharf geschnittenen Wangenknochen sehen und seine nachdenklich verzogenen Augenbrauen. „Es wird nichts bringen, das ist dir schon klar, oder?“ „Ja.“ „Es ist völlig bescheuert anzunehmen, dass die Alphas uns plötzlich vergessen, nur weil wir nicht mehr mit euch herum hängen“, explodiert es aus Stiles heraus und er bleibt ruckartig stehen. „Und das ist das Schlimmste daran! Wenn auch nur der Hauch einer Chance bestünde, dass Lydia und ich dann wirklich aus der Schusslinie wären, würde ich…mich vielleicht sogar darauf einlassen. Aber es macht nicht den geringsten Sinn! Und wenn Scott auch nur einmal aufgepasst hätte bei irgendeinem drittklassigen Actionfilm, wo der Held versucht seine Freundin zu beschützen, indem er sich von ihr trennt, dann wüsste er das! Und wenn die Alphas auch nur drei Gehirnzellen besitzen, wird uns dieser Schachzug erst recht zu Zielscheiben machen!“ Derek ist ebenfalls stehen geblieben. „Ich weiß“, erwidert er schlicht. Wortlos starrt Stiles ihn an. Seine Brust hebt und senkt sich im Rhythmus seines pulsierenden Herzschlags. „Wieso hast du ‚ja‘ gesagt?“ platzt es aus ihm heraus. Derek wendet den Blick ab. ein Strahl Mondlicht landet auf seinem Gesicht und seine langen, dunklen Wimpern ruhen wie schwarze Tuschestriche auf seinen Wangen. „Weil sie mir keine Wahl gelassen haben. Und weil…“ Er stockt. „Es geht um dich“, sagt er plötzlich. Es ist sehr leise. „Viel mehr als um Lydia.“ Perplex klappt Stiles den Mund auf und wieder zu. „Was?“ „Und dieses Mal ist es allein meine Schuld. Deswegen…“ „Wovon redest du überhaupt?“ Derek verzieht das Gesicht, als ob es ihm unangenehm ist es auszusprechen. „Dass der Alpha dich heute… markiert hat. Das war für mich gedacht. Eine Provokation. An mich.“ Stiles blinzelt. Er fühlt sich, als ob er die Hälfte des Gespräches verpasst hätte. Nichts von dem was Derek sagt, macht irgendeinen Sinn. „Wieso ich? Lydia war diejenige, die den Alpha gepfeffersprayt hat wie ein Weltmeister. Sie hätten viel mehr Grund auf sie sauer zu sein. Und wieso sollte dich das provozieren? Das ist doch komplett…das macht überhaupt keinen Sinn. Vermutlich war es reiner Zufall. Er hat mich erschnuppert und gemerkt, dass ich zum Rudel gehöre und…“ „Aber du riechst nicht nach Rudel“, sagt Derek mit zusammengebissenen Zähnen und es klingt, als ob die Worte mit Gewalt aus seiner Kehle gezerrt werden. „Du riechst nach mir!“ Oh, denkt Stiles. Sein Gehirn fühlt sich mit einem Mal ungewohnt verlangsamt an. OH. OH! Moment…was? Vielleicht hat er irgendeinen Laut von sich gegeben. Oder vielleicht ist auch sein Schweigen Antwort genug, aber Derek flucht leise und wendet sich ab. „Meine Jacke“, sagte er wütend. Vielleicht ist er wütend auf sich selbst oder wütend auf Stiles, wütend auf die Alphas oder wütend auf die ganze Welt. Stiles ist nicht ganz sicher und Derek hat sich abgewendet, so dass er sein Gesicht nicht sehen kann. „Was?“ fragt er stupide. Er hat das vage Gefühl dieses Gespräch würde auch nicht mehr Sinn ergeben, wenn er chinesisch und Derek russisch reden würden. „Du hast meine Jacke getragen! Und es hat sie direkt zu dir geführt! Die Alphas! Es hat dich überhaupt erst in die Schusslinie gebracht. Es ist als ob… Ich habe dir eine Zielscheibe auf deinen Rücken gemalt.“ Stiles denkt an Ericas schwache Stimme auf seinem Rücksitz. ‚Du riechst nach ihm.‘ Und Dereks mehr oder weniger unerklärlichen Zorn deswegen. ‚Du trägst meine Jacke!‘ ‚Du hättest sie niemals nehmen dürfen!‘ Und sein resigniertes ‚Jetzt ist es ohnehin zu spät.‘ bei Deaton. Alles was damals keinen Sinn ergeben hat, ist plötzlich hell erleuchtet in seinem Kopf, als ob ein Scheinwerfer direkt darauf strahlt und alles bis ins kleinste Details, bis in den letzten dunklen Winkel ausleuchtet. „Wieso hast du nichts gesagt?“ fragt er atemlos. „Als ich sie mitgenommen habe? Du hast nichts gesagt! Du… du hast sie mir ausgeliehen!“ „Weil…“ Derek fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe. Stiles sieht das Aufblitzen eines Eckzahnes und er bekommt das Gefühl, dass Derek sich gerade ganz gewaltig zusammenreißt. „Wieso?“ bohrt Stiles. „Wieso hast du mich nicht davon abgehalten?“ „Ich wollte es!“ platzt es aus Derek heraus und er sieht im selben Moment so aus, als ob er es am liebsten gleich wieder zurück nehmen wollen würde. Stiles blinzelt ihn an. Seine Brust fühlt sich mit einem Mal gleichzeitig zu eng und zu weit an, als ob ein gigantischer Ballon in seinem Brustkorb aufgeblasen wird und die Rippen auseinander drückt. „D-dass ich nach dir rieche? Ist das ein Wolf-Ding…? Ein…ähm… ein Alpha-ding?“ Es muss ein Alpha-ding sein. Scott hat zumindest noch keine Anstalten gemacht, Stiles in seine verschwitzten Lacrosse-pads einzuwickeln. Derek seufzt. Es dauert einen Augenblick, bis er antwortet und Stiles wünscht sich, es wäre nicht so dunkel, damit er sein Gesicht besser sehen könnte. „Ja, Stiles.“ Er klingt dumpf. „Es ist ein Alpha-ding. Ich habe nicht nachgedacht. Es war instinktiv. Es… tut mir leid.“ Stiles hat das vage Gefühl, dass er mit Sicherheit beleidigt sein sollte, dass Derek es gut findet, ihn zu markieren wie ein Hund, der sein Beinchen an ihm hebt. Stiles ist kein Laternenpfahl. Aber Derek sieht so schuldbewusst und gequält aus deswegen, dass es schwer ist, wütend zu sein. Außerdem will Stiles kein Werwolf-Faschist sein, so wie Kate oder Gerad Argent es waren, mit ihrer ganzen ‚Menschen sind besser als Wölfe und Wölfe müssen alle sterben‘-Masche. Vielleicht ist es ein Werwolf-ding, etwas instinktbasiertes, gegen das Derek sich nicht wehren kann, genauso wie Scott sich nicht gegen den Sog des Vollmondes wehren kann. Stiles ist der Letzte, der hier irgendjemanden diskriminieren wird, nur weil er ein kleines haariges Problem hat. „Okay“, sagt er atemlos. „Ist nicht schlimm. Ich hätte sie mir ja nicht ausleihen müssen. Shit happens. Wir teilen uns einfach die Schuld wie bei einem guten Scheidungsprozess und…oh. Oooh! Oh mein Gott!“ Er fährt zusammen. „Scheidungsprozess. Warte. Warte! Oh mein Gott.“ Ihm ist gerade ein ganzer Kronleuchter aufgegangen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er Derek an. „Wenn du sagst, dass das als Provokation an DICH gedacht war“, sagt er langsam, „weil ich nach DIR rieche, dann meinst du damit…?“ „Ja“, sagt Derek knapp. „Die Alphas haben das Gefühl, ich bin… du bist… wir sind…?“ Er zeigt mit panisch wedelnden Handbewegungen zwischen sich und Derek hin und her. „Ja.“ Er hat nicht mal das passende Wort dafür. Wie nennen sie das in Natursendungen? Gefährten? Partner? Werwolf-Lebensabschnitts-Gefährten? Oh Gott… er hat das Gefühl sein Gehirn tropft heiß und in Breiform aus seinen Ohren. „Aber das ist natürlich völliger Blödsinn…?“ bringt er hervor. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Derek antwortet. „Natürlich.“ „Klar.“ Stiles lacht. Es hört sich sogar in seinen eigenen Ohren hysterisch an. „Was sonst.“ Oh mein Gott. Reiß dich zusammen Stiles, reiß dich zusammen! In welcher Welt sollte sich jemand, der aussieht wie Derek schon für schlaksige, minderjährige Knaben mit ADHS interessieren? Das ist sogar NOCH unwahrscheinlicher als dass er im Supermarkt, am Keksregal, von übrig gebliebenen Baywatch-Stunt Doubles angebaggert wird. Und das ist schon unwahrscheinlich genug. Werwölfe, wiederholt er verzweifelt. Im Zweifel ist das immer die logischere Erklärung. Es ist ein Wolf-ding. Alpha-ding. „Aber gibt es da nicht einen biologischen Imperativ, der dir vorschreibt, dass du dir als Alpha ein Weibchen suchen musst? Ich meine, Fortbestand der Art und so? Survival of the fittest.“ Oh Gott. Halt die Klappe, Stiles, HALT die Klappe! Derek wirft ihm einen Blick zu, als ob er wirklich nicht mehr weiß, was er dazu noch sagen soll und als ob er sehr nachdrücklich darüber nachdenkt, ob es nicht besser wäre Stiles von seinem Elend zu erlösen und ihm die Kehle durchzubeißen. „Ich…ähm, oh Gott, vergiss das“, stammelt Stiles hastig. Sein Gesicht glüht. „Bitte. Vergiss, dass ich das gesagt habe. Vergiss, dass irgendwelche Laute aus meinem Mund gekommen sind. Oder dass ich hier war. Heute Nacht. Lass uns einfach so tun als ob ich nichts gesagt habe oder gar nicht da war oder nie geboren wurde oder…“ „Stiles.“ „Ja?“ Seine Stimme überschlägt sich. Derek seufzt. Ein beinah amüsierter Zug spielt um seine Mundwinkel und er macht Anstalten etwas zu erwidern. Aber was auch immer er sagen will, wird unterbrochen als er ruckartig zusammenzuckt und sein ganzer Körper sich anspannt. „Was?“ haucht Stiles. „Shht!“ zischt Derek scharf. Er schließt die Augen. Stiles lauscht ebenfalls, aber sein menschliches Gehör ist leider keine große Hilfe. Genauer gesagt hört er gar nichts. Die Käuzchen sind verstummt und sogar das Rascheln der Blätter hat nachgelassen. Es ist… ganz still. Sein Puls schnell unwillkürlich in die Höhe als ihm klar wird, dass er erst innerhalb der letzten Sekunden verdächtig still um sie herum geworden ist. Das kann kein gutes Zeichen sein. Wenn man im Wald keine Tiere mehr hört, bedeutet das immer nur eins … „Stiles“, sagt Derek. Und dann: „LAUF!“ Eine Hand auf seiner Brust schubst ihn zurück, keine Sekunde zu früh. Ein schwarzer Schatten prallt gegen Derek, wie ein Güterzug der einen Lastwagen rammt, und sie gehen ineinander verkeilt zu Boden. Stiles stolpert zurück. Das nasse Laub unter seinen Füßen lässt ihn wegrutschen und das Fahrrad landet mit einem Scheppern neben ihm, als er unsanft auf dem Hintern landet. Sie stehen sich gegenüber, nur wenige Meter von ihm entfernt, knurrend und mit gefletschten Reißzähnen. Dereks Augen leuchten rot wie Ampeln in der Dunkelheit und er fährt die Krallen aus wie ein Klappmesser. Und der andere ist Kyle. Keksregal-Kyle. Baywatch-Ausschuss-Kyle. Bevor Stiles reagieren kann, gehen sie aufeinander los. Er hört fauchen und knurren, aber es ist zu dunkel, um zu erkennen, wer die Oberhand behält. Das Geräusch reißender Kleidung ertönt und dann stehen sich plötzlich zwei gigantische Wölfe gegenüber. Oh Gott, oh shit. Shit. Shit. Hektisch krabbelt Stiles zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baum prallt. Feuchte Erde durchweicht den Hosenboden seiner Jeans und sein Herz schlägt ihm bis zum Hals. Er hat Derek bisher noch nie in seiner Alpha-Form gesehen. Im Gegensatz zu Peters beinah grotesk entstellter Form sieht Derek tatsächlich aus wie ein echter Wolf, schwarz und gigantisch mit rotglühenden Augen. Aber Kyle ist in seiner Alphaform mindestens genauso groß wie Derek, wenn nicht noch etwas größer. Sie gehen aufeinander los und Stiles sieht gebleckte Zähne und Klauen, Bewegungen so schnell in der Dunkelheit, dass er ihnen kaum folgen kann. Einer der beiden jault auf und Stiles zuckt unwillkürlich zusammen. Es klingt wie ein getretener Hund und geht ihm durch Mark und Bein. ‚ Lauf ‘, hat Derek gesagt. Und jeder Instinkt in Stiles‘ Körper schreit ihm das gleiche zu. LAUF. Aber Derek ist ein suizidaler Alpha mit Kontroll-Problemen, der sich gerne und viel zu viel für andere aufopfert. Stiles kann nicht abhauen und ihn im Stich lassen. Das geht nicht, das ist nicht okay. So ist Stiles einfach nicht programmiert. Entschlossen zerrt er den Rucksack von seiner Schulter. Irgendetwas muss doch da drin sein, was er als Waffe benutzen kann, oder um sich zu verteidigen… Lineal… Taschenrechner… Butterbrot von letzter Woche ugh…Geldbeutel… zerknickter Batman Comic…shit…shit…fuck… Zirkel…Zirkel? Eher nicht. Seine Finger schließen sich um das kühle Metall seines Zirkels. Es ist völlig bescheuert. Er wird draufgehen. Aber es ist besser als nichts. Bevor er aufstehen kann, schließt sich eine Hand um seine Kehle und drückt zu. Stiles schnappt nach Luft. Bevor er sich versieht, wird er hochgezerrt wie eine Stoffpuppe und der Zirkel wird aus seinen taub werdenden Fingern entfernt. „Hattest du damit etwa irgendwas vor?“ fragt eine amüsierte Stimme. Es ist eine Frau, jung und barbieblond. Ihr Gesicht verschwimmt vor seinen Augen, als sie fester zudrückt. Aus der Ferne hört er wie das bedrohliche Fauchen abrupt verstummt, und dann Dereks (sehr, sehr menschliche) Stimme: „Lass ihn los!“ Stiles schnappt vergeblich nach Luft. Schwarze Flecken tanzen in seinem Gesichtsfeld. „Lass ihn los!“ Der Griff um seinen Hals wird unmerklich lockerer. Stiles würde gerne eine lässigen Spruch reißen, um die Situation zu entkrampfen; das ist immerhin das, was er am besten kann. Aber er bekommt gerade wirklich nur genug Sauerstoff, um bei Bewusstsein zu bleiben. Seine Finger kratzen hilflos an der Hand um seine Kehle und er spürte wie seine Augen in den Höhlen zurückrollen. „Stiles!“ Derek klingt als ob er versucht einschüchternd zu wirken, aber er klingt vor allem panisch und sehr, sehr jung. „Das ist ein Name? Stiles?“ Kyle lacht. „Unter diesen Umständen wundert es mich nicht, dass du ihn mir nicht verraten wolltest.“ „Ich hab… ihn dir nicht verraten… weil du… ein pädophiler Schleimsack bist“, gibt Stiles atemlos zurück. Fingernägel bohren sich in die empfindsame Haut direkt über seiner Halsschlagader und er presst die Augen zusammen. Derek gibt ein tiefes Grollen von sich, dass du die gesamte Lichtung hallt. Gleich wird alles explodieren. Stiles kann in jeder Faser seines Körpers spüren wie kurz davor die Situation ist ganz schrecklich den Bach runterzugehen. Killerbarbies Nägel bohren sich immer fester in seinen Hals. Und Derek hat keine Chance gegen zwei Alphas. Fortsetzung folgt: Nachwort: Ups? Cliffhanger! :D Bitte nicht böse sein auf Scott. Ernsthaft. Er hat seine Gründe und ich habe einen Plan … (irgendwie)? Einige Leute hatten mich nach meinem tumblr gefragt: http://argent-means-silver.tumblr.com/ Es ist 90% Teen Wolf – aber Vorsicht ich bin ganz dreister Multishipper. ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)