Die Wahrheit über Wölfe von Idris ([Stiles / Derek]) ================================================================================ Kapitel 17: Stiles absolutes Versagen sein Herz unter Kontrolle zu haben ------------------------------------------------------------------------ Vorwort: Ich sage es vorneweg - das ist jetzt nicht das allerletzte Kapitel. Aber ich will die Geschichte wirklich wirklich zu Ende zu schreiben und deswegen bekommt ihr jetzt wenigstens ein halbes Kapitel. Liest das hier überhaupt noch jemand? Wenn ja - das ist für euch. Und sorry für die halbe Ewigkeit, die ich euch habe warten lassen. Warnungen: Kitsch und Gefühle und weiterhin Krankenhausatmosphäre. Ich habe ganz viele medizinische Sachen geskippt. Aber dafür ganz viel Derek und ganz viel Stiles, der auf dem Schlauch steht. Jetzt wo er wenigstens stundenweise schafft wach zu bleiben und Gespräche zu führen ohne dabei einzuschlafen, erlaubt sein Vater, dass er noch anderen Besuch außer Scott bekommt. Allison und Lydia kommen vorbei, erstere mit einer riesigen Packung Pralinen und letztere mit einer Tonne an Schulbüchern. „Ernsthaft?“ Vollkommen verraten starrt Stiles sie an. „Ich dachte, wir sind ein TEAM!“ „Sind wir. Deswegen helfe ich dir auch bei den Hausaufgaben“, erwidert Lydia und lässt sich elegant auf der Bettkante nieder. „Entschuldige mal, ich bin fast drauf gegangen!“ protestiert er. „Willst du oben drein noch sitzen bleiben?“ Abrupt macht er den Mund zu und wieder. „Steht... steht das denn zur Debatte?“ fragt er kleinlaut. „Nicht, wenn du genug nacharbeitest und wenn du ein paar Hausarbeiten schreiben kannst, um deine Noten aufrecht zu halten. Das habe ich alles schon mit dem Direktor besprochen.“ Allison kichert und Stiles wirft ihr einen finsteren Blick zu. Okay, vielleicht möchte er doch lieber keinen Besuch mehr haben. Sie kommen trotzdem fast jeden Tag und meistens haben sie Scott im Schlepptau. Allison bringt ihm ein Messer mit (ein Messer!) und verspricht ihm Selbstvereidigung beizubringen, sobald er wieder länger als zwei Minuten stehen kann. Jackson kommt vorbei, wirft ihm verlegen eine Packung Krankenhausschokolade in den Schoß und sieht zwei Stunden schweigend mit ihm fern. Stiles ist nicht ganz sicher, ob Lydia das befohlen hat oder ob das seine eigene Idee war. So oder so ist es nicht so schlimm wie erwartet mit ihm Zeit zu verbringen. Aber vielleicht sind das auch nur die Schmerzmittel, die sein Gehirn vernebeln, und die er weiterhin in unangenehm hohen Dosen reingepumpt bekommt. Anscheinend tut es sehr nachhaltig weh, wenn einem der gesamte Brustkorb aufgerissen und wieder zugetackert wird. Wer hätte das gedacht. Sogar Isaac und Erica kommen vorbei. Isaac, der angestrengt versucht ein trauriges Gesicht zu machen und so zu tun als ob es ihm leid tut, dass Stiles beinah abgenippelt wäre, ist so ziemlich unterhaltsamste was Stiles die letzte Woche über erlebt hat. Erica dagegen tut es wirklich leid. Sie bricht in Tränen aus als sie ihn sieht. Sie rollt sich stumm auf seinem Bett zusammen und lässt sich die Haare streicheln. Sie sieht klein und verloren aus, und Stiles kann sich nur ansatzweise vorstellen, dass es was damit zu tun hat, dass sie plötzlich ohne Alpha dastehen. Weil Derek kein Alpha mehr ist. Weil Derek überhaupt nicht mehr da ist. Weil Stiles offenbar nicht der einzige ist, den Derek hinter sich gelassen hat. Vielleicht hat er auch einfach keinen Bock mehr auf eine Herde traumatisierter Teenager, die sich ständig in Schwierigkeiten bringen. Aber der Gedanke ist zu deprimierend um ihn zu Ende zu denken. Sein Dad geht wieder zur Arbeit, jetzt wo sein einziger Sohn nicht mehr unmittelbar vom Tode bedroht ist („nur noch vom Tod durch Langeweile! Ernsthaft Dad, bring mir Polizeiakten mit??!“) und Lydia überhäuft ihn mit Schulaufsätzen. Sie fangen an ihm die ersten Schläuche zu ziehen und Stiles darf mit Scotts Hilfe die ersten wackeligen Schritte zur Toilette machen. Es sind nur vier Meter bis zum Badezimmer, aber danach fühlt er sich schweißgebadet und zittrig und Scott trägt ihn die letzten Meter bis zum Bett. Sie verbuchen das trotzdem als Erfolg. Niemand, wirklich niemand von ihnen kommentiert die schwarze Lederjacke, die über seinem Bettende liegt. Nicht einmal die Schwestern schieben sie beiseite. Es ist als ob sie alle Teil einer riesigen Verschwörung sind. Nur ihre Blicke sind behutsam und mitleidig und Stiles weigert sich sie zu registrieren. Er weiß nicht worauf er wartet. Er weiß nur, dass er wartet und so lange die Jacke hier ist, ist es möglich, dass… Sie lassen ihn nachts wieder alleine schlafen. Was überhaupt kein Problem ist. Stiles ist vollkommen entspannt. Er ist immerhin erwachsen. Er ist ja keine zwölf mehr. Er braucht niemanden, der ihm Händchen hält. Ernsthaft. Schlafen ist easy. Schlafen ist für Weicheier. Augen zu und durch. Was kann dabei schiefgehen? Es klingt einfacher als es ist, und jede Faser von Stiles hasst, dass es nicht so einfach ist wie es klingt. Joanna ist tot. Sie ist tot, und auf einer Ebene weiß er das auch... aber in seinen Träumen ist sie es eben nicht. In seinen Träumen ist sie lebendig. Blut läuft aus ihrem Mund, als sie sich über ihn beugt. Sie kniet auf ihm und ihre Hand ist erhoben, bereit ihn zu durchbohren. Ihre ausgefahrenen Klauen funkeln im Mondlicht. „Hast du gedacht, du kommst davon? Dummes kleines Menschlein.“ Sie klingt verächtlich. „Bitte...“, haucht Stiles, nutzlos und hilflos im Traum genauso wie in der Realität. „Bitte nicht...“ Ihre Hand schießt nach unten und Schmerz explodiert in seiner Brust. Er kann nicht atmen. Er stirbt, er stirbt, er stirbt… Stiles schießt nach oben, schweratmend und mit einem Schrei auf den Lippen. Er will nicht sterben, er will nicht sterben … er…! „Stiles“, sagt eine Stimme und Stiles zuckt so heftig zusammen, dass er sich beinah sämtliche noch verbliebene Schläuche rausreißt. Er schießt nach hinten und drückt sich panisch mit dem Rücken gegen das Kopfende des Bettes. Jemand ist hier! Er hat keine Waffe und jemand ist hier! Oh Gott, oh fuck, nein neinneinNEIN… Er wedelte abwehrend mit den Händen, sein Herz hämmert wie ein Schlagbohrer und er bekommt keine Luft, er kann nicht atmen, er kann nicht… „Stiles! Hey… hey hey! Es ist okay. Es ist alles okay.“ Warme Hände greifen nach seinen Armen, sind plötzlich auf seinem Rücken, seiner Brust und helfen ihm sich aufzurichten. „Derek...?“ Er bekommt keine Luft mehr. Ihm schwindelt. „Derek...“ Es ist wirklich Derek. Life, in 3D und in Farbe. Seine Haare sind zerzaust als sei er sich einmal zu oft mit den Händen durchgefahren, und er ist groß und echt und unwirklich schön… Es ist Derek. Impulsiv verkrallt Stiles die Hände in Dereks T-Shirt und klammert sich an ihn. Er hat die plötzliche irrationale Angst. dass Derek wieder verschwindet, sobald er einmal loslässt, so wie das letzte Mal. Derek darf nicht verschwinden. Nicht schon wieder. „Du hast geträumt“, sagt Derek leise. „Es ist alles gut.“ Stiles schlägt nach ihm. Vollkommen ineffektiv. Seine Finger prallen an Dereks Brustkorb ab wie Wattebällchen an einer Marmorwand. Es ist nicht gut. Es ist nicht okay! Das letzte Mal als sie sich gesehen haben, lag Stiles auf dem kalten Waldboden und hat sein Leben ausgeblutet und gedacht, er würde Derek nie wieder sehen. Und danach war er weg! „Wo bist du...? Wieso...? Scott sagt...? Du warst nicht...?“ Er kann gar nicht so schnell atmen wie er ihm Dinge an den Kopf werfen möchte. „Stiles, Stiles! Stopp! Du tust dir weh!“ Abrupt bricht Stiles ab und schlingt die Arme um ihn. Bis zu diesem Augenblick hat er nicht gewusst wie sehr Derek ihm gefehlt hat. Oder, er hat es gewusst, aber er hat es nicht gewusst, nicht so wie jetzt, wo er es spürt in jeder einzelnen Faser seines Körpers, wo es ihm durch und durch geht, als ob seine Abwesenheit eine schmerzhafte, klaffende Wunde hinterlassen hat, die erst jetzt beginnt zu verheilen. Auch wenn Derek ihn nie so gewollt hat wie Stiles ihn gewollt hat… ihn gar nicht zu haben, seiner Anwesenheit ganz und gar beraubt zu sein, war das Schlimmste. Worte reichen nicht aus. Worte sind nicht genug. Er klammert sich an ihn wie ein Ertrinkender. „Geh nicht weg“, bricht es aus ihm heraus und er schämt sich dafür wie seine Stimme zittert. Derek zuckt zusammen, einen Moment lang wie erstarrt. Aber er macht keine Anstalten Stiles wieder abzuschütteln. Stattdessen nimmt er ihn in die Arme, so behutsam als sei Stiles eine Porzellanpuppe. „Ich geh nicht weg“, sagt er leise. Stiles denkt daran, wie er ihn im Wald gepackt und in seine Arme gezerrt hat. Nicht sanft, wie jetzt, sondern hart und fest und verzweifelt. Als ob er ihn nie wieder loslassen will. Als ob er ihn nicht mehr los lassen kann. Er möchte, dass Derek ihn noch einmal so hält. Gleich darauf schämt er sich für diesen Gedanken. Falsche Signale… „Dein Herz... hör auf damit!“ Derek klingt alarmiert und beinah fängt Stiles an zu lachen. Das hatten sie doch schon mal. Stiles absolutes Versagen darin sein Herz unter Kontrolle zu haben. In jeder Hinsicht. Er klammert sich an ihn und drückt sein Gesicht in Dereks Nacken. Sterne flimmern vor seinen Augen, und er schämt sich so sehr, fühlt sich so jämmerlich und erbärmlich, dass es ihn beinah erstickt. Derek ist ganz nah, und es ist quälend und wundervoll zugleich. Immer noch, denkt er verzweifelt. Nach allem was passiert ist, nach allem was sie durchgemacht haben. Wieso muss er denn immer noch so empfinden…? Wenn eine Nahtoderfahrung nicht genug ist um ihn davon zu kurieren, was dann? Dereks Hände wandern über seinen Rücken, seinen Kopf und seinen Nacken. Alles an ihm ist groß und warm und beruhigend. Beschützend. Stiles erinnert sich daran, dass seine Hände das letzte sind, was er gefühlt hat, bevor... bevor er... Zittrig atmet er aus. „Okay“, murmelt er irgendwann. Derek nickt. Offenbar registriert er langsam, dass er Stiles immer noch in den Armen hält, denn er fängt verlegen an die Hände sinken zu lassen und macht Anstalten ein Stück zurückzuweichen. „Wag es ja nicht“, befiehlt Stiles und wischt sich über die Augen. „Stiles, ich...“ „Wo warst du?“ faucht er. Seine Stimme wackelt bedenklich. Wortlos reicht Derek ihm ein Glas Wasser vom Nachttisch. Stiles umschlingt es mit zitternden Fingern und kippt es in großen Schlucken hinunter. „Ich war... nicht weit weg“, sagt Derek leise. „Ich musste nur...“ Er macht eine wortlose Handbewegung und seufzt als er Stiles erhobene Augenbrauen sieht. „Ich musste eine Weile mit mir allein sein.“ Zum ersten Mal hat Stiles Gelegenheit ihn wirklich anzusehen. Derek sieht fertig aus. Wie jemand, der seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen hat. Oder wie jemand der seit Wochen im Wald als Wolf herumgerannt ist. Möglicherweise hängt das eine auch mit dem anderen zusammen. Stiles kann sich vage vorstellen, dass man im Wald nicht besonders viel Schlaf bekommt. Ich musste eine Weile allein sein. „Scott hat mir erzählt was du getan hast…“, sagt er leise. „Ich… du hast… wie kann ich…“ Derek schließt die Augen. „Sag nichts.“ Es klingt gequält. Sein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Er hatte also recht. Derek HASST ihn und weiß vermutlich gar nicht wie er ihn noch ansehen soll. Stiles hat ihm das genommen, was Derek immer am meisten wollte… „Kann ich... kann ich deine Augen sehen?“ fragt er leise, und nur um sich noch ein bisschen mehr selbst zu quälen. Derek senkt den Kopf. Einen Moment lang ist er still und Stiles hat Angst, dass er mit dieser Bitte zu weit gegangen ist. Aber als er den Kopf wieder hebt, leuchten seine Augen blau. „Oh“, flüstert Stiles. Er hat einen Kloß im Hals. Derek nickt wortlos. „Es sieht schön aus... ich meine, es steht dir. Ich meine...“, sagt Stiles und beißt sich gleich darauf auf die Unterlippe. Innerlich verpasst er sich eine Ohrfeige. Oh man. Das ist sicher das LETZTE was Derek jetzt hören will. Wieso macht er ihm nicht gleich Vorschläge darüber welche Farben er tragen sollte, um seine Augen mehr zur Geltung zu bringen. „Ich wusste nicht...“, versucht er erneut und macht eine hilflose Handbewegung. „Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Das mit dem Alpha. Funken. Alphafunken. Ich wusste nicht, dass du es verlieren kannst.“ Das Blau in Dereks Augen erlischt. „Meine Mutter hat einmal davon gesprochen. Peter auch“, sagt er zögernd. „Ich dachte selbst, dass es nur eine Legende ist. Dass man es opfern kann für jemanden…“ Sein Blick flackert hinüber zu dem Monitor an Stiles Kopfende. „Stiles...“, sagt er zögernd. „Dein Herz... wir sollten nicht darüber reden...“ „Oh mein Gott! Lass mein Herz in Ruhe! Das macht einfach nur seine Arbeit“, protestiert Stiles. „Ihr seid alle nur völlig fixiert darauf.“ Derek sieht immer noch seltsam zerrissen aus, so als ob er ihm nicht glaubt. So als ob er befürchtet, dass Stiles jeden Moment auseinanderbrechen könnte. Stiles seufzt. „Gib mir deine Hand“, befiehlt er aus einem Impuls heraus. „Was?“ Verwirrt hebt Derek die Augenbrauen, aber er streckt ihm folgsam die rechte Hand entgegen. Stiles nimmt sie und legt sie behutsam auf seine Brust, direkt auf den dicken Verband und über sein stolperndes, pochendes Herz. Sekundenlang hat er ein Déjà vu, so intensiv, dass es ihm den Atem raubt. Derek und er. Im Wald. Derek, der Stiles' Hand auf seine Brust legt, sein Herzschlag sicher und fest unter Stiles' Fingerspitzen. Damit Stiles spüren kann, dass er die Wahrheit sagt. Damit er es spüren kann wie ein Wolf. Vielleicht hat Derek in diesem Moment das gleiche Déjà vu wie er. Derek atmet aus. Seine Schultern sacken nach unten, als ob er sich zum ersten Mal seit er in diesem Zimmer ist richtig entspannen kann. Seine Hand ist groß und seine ausgebreiteten Finger spannen sich quer über Stiles Brustkorb. Es ist warm und beruhigend und Stiles kann beinah spüren wie sein Herz langsamer wird und in einen etwas ruhigeren Takt fällt. Nicht sonderlich regelmäßig, aber das ist es ja noch nie gewesen. Es gibt tausend Dinge, die in seinem Kopf kreisen, Dinge, die Stiles ihm seit Tagen sagen möchte, aber nichts davon erscheint ihm plötzlich wichtig. Mit einem Mal fühlt er sich watteweich und schwebend, und erst als sich das vertraute Gefühl von kribbelnder Wärme in ihm ausbreitet, wird ihm klar was grade passiert. „Saugst du grade meine Schmerzen raus?“ fragt er resigniert. Bis zu diesem Augenblick hat er gedacht, dass er es sehr gut verstecken kann. Dass man ihm nichts anmerkt. Wenigstens haben die Ärzte ihm geglaubt und die Dosis entsprechend reduziert. Derek wirft ihm einen Blick zu, der deutlicher als Worte zum Ausdruck bringt, dass er Stiles für einen Idioten hält. Vielleicht ist er das auch. „Die Schmerzmittel machen mich so benebelt“, murmelt Stiles zu seiner Verteidigung. „Stiles…“ „Ich kann nicht benebelt sein! Ich muss doch bereit sein, wenn…“ Er stockt. „Ich muss bereit sein“, flüstert er. Bereit mich zu verteidigen. Bereit um mein Leben zu rennen. Derek erwidert nichts darauf, aber er nimmt seine Hand auch nicht weg. Eine einzelne komplizierte Emotion flackert über sein Gesicht, da und gleich wieder weg. Er blickt beiseite als Stiles sich hastig mit dem Handrücken über die Augen wischt, als ob er ihn nicht ansehen kann. „Ich bin wirklich okay“ versichert Stiles, auch wenn er grade sehr eindrücklich unter Beweis gestellt hat, dass er immer noch genug Material für hundert Therapiesitzungen mit sich herumschleppt. Aber er fühlt sich auch so schon erbärmlich genug. „Ich bin nur... ein bisschen angekratzt.“ Derek verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. „Ich weiß“, sagt Stiles rasch. „Eine Weile war es sehr angekratzt. Glaub mir, weder mein Dad noch Scott werden mich das so schnell vergessen lassen. Aber ich bin okay. Oder werde es zumindest bald wieder sein“, korrigiert er, als Derek einen skeptischen Blick auf die Drähte und Schläuche wirft, mit denen immer noch Stiles verkabelt ist, und die das Ganze schlimmer und viel dramatischer aussehen lassen, als es ist. „Beim nächsten Upgrade bin ich wieder so gut wie neu.“ „Upgrade?“ Stiles hebt sein Handgelenk hoch, an dem der Schlauch hängt. „Na ja, wenn ich von Kabel auf Wireless umsteige.“ Derek wirft ihm einen Blick zu. „Zu früh?“ Derek funkelt ihn an. „...viel zu früh?“ Verteidigend hebt Stiles die Hände. „Okay, okay. Ich sehe schon, dass mein subtiler Humor hier nicht geschätzt wird.“ Derek senkt den Blick, aber nicht schnell genug um zu verhindern, dass Stiles das winzige Lächeln sehen kann, das um seine Lippen spielt. Es fühlt sich an wie ein winziger Sieg. Danach sind sie still. Stiles, weil ihm zum ersten Mal in seinem Leben die Worte fehlen und Derek… nun, vermutlich weil er Derek ist. Finster und schweigsam ist seine Grundeinstellung. Seine Hand ruht immer noch auf Stiles' Brustkorb, groß und warm und beruhigend, und er macht keine Anstalten sie wegzunehmen. Stiles drückt sein heißes Gesicht in das Kissen und seufzt unwillkürlich. Er fühlt sich ein wenig betrunken. Und besser noch - er fühlt sich sicher. Das erste Mal seit langem fühlt er sich sicher, unantastbar, so als ob ihn nichts berühren kann. Nicht so lange Derek hier ist und ihn bewacht. Es ist ein Gefühl wie eine warme Decke, die sich über ihm ausbreitet. Vielleicht, denkt er berauscht, vielleicht hasst Derek ihn doch nicht so sehr, dass er ihn nie wiedersehen will. Vielleicht können sie wenigstens noch Freunde bleiben. Wenigstens das. Vielleicht… vielleicht. Erst als er seine Augenlider zum dritten Mal in fünf Minuten wieder nach oben zwingt, seufzt Derek. „Du solltest schlafen“, stellt er fest. Stiles spannt sich an und beißt sich reflexartig auf die Unterlippe. „Was?“ „Denkst du nicht, wir müssen… reden?“ murmelt er. „Über … Dinge?“ „Ja.“ Derek nickt. „Aber nicht jetzt. Nicht hier. Nicht… nicht so lange du verkabelt bist.“ „Wann sonst? Woher soll ich wissen, dass du nicht wieder wochenlang verschwindest? Oder dich in einen Wolf verwandelst, um Gesprächen erfolgreich aus dem Weg zu gehen?“ „Ich komme morgen wieder.“ Stiles nickt und spürt wie ein wenig Anspannung aus seinen Schultern weicht. Er weiß nicht, seit wann er Derek Hale einfach so alles glaubt, was er sagt. Aber er tut es. Vielleicht weil Derek so ernsthaft aussieht in diesem Moment, so fest entschlossen, als ob er innerlich Pakte ablegt und heilige Eide schwört, die er niemals aussprechen wird. Stiles glaubt ihm. „Kannst du… würdest du… noch ein bisschen…“ Er zögert, unsicher ob er das verlangen darf, nachdem was Derek alles schon für ihn getan hat. Unsicher, ob er überhaupt noch irgendetwas verlangen darf. Verständnis gleitet über Dereks Gesicht und seine Augen werden weich. „Natürlich“, sagt er leise. „Ich habe doch gesagt, ich gehe nicht weg.“ „Wie lange?“ „Bis die Frühschicht beginnt.“ Stiles nickt, beruhigt. „Es sind die Medikamente“, murmelt er zu seiner Verteidigung. „Sie machen die Träume so...real. So echt. Ich meine, ich weiß, dass sie tot ist, aber...“ „...es fühlt sich nicht so an.“ Stiles nickt, froh dass er es nicht erklären muss und lässt endlich zu, dass ihm die Augen zufallen. Derek bleibt neben ihm sitzen wie ein großer, finsterer Wachhund und dieser Gedanke ist so beruhigend, dass Stiles vor Erleichterung ganz schwach wird. Niemand wird an Derek vorbeikommen. Niemand wird ihm etwas tun, so lange Derek hier ist. Stiles legt seine Finger über Dereks Hand und es ist nur deswegen nicht peinlich, weil er schon so müde ist, dass es gar nicht mehr zählt. „Schlaf ruhig“, sagt Derek. „Ich bin hier.“ Und Stiles hofft, dass es sich nicht nur auf hier und jetzt bezieht, sondern auch auf alles, was danach noch kommt. - Derek bleibt tatsächlich. Zuerst sieht es nicht danach aus, weil er am nächsten Morgen so spurlos verschwunden ist wie eine nächtliche Fata Morgana. Stiles schiebt eine Runde Panik, so lange bis er bemerkt, dass Derek ihm einen Zettel hinterlassen hat. Darauf ist ein in wenigen Strichen hingeworfener Wolf zu sehen und ein hastig hingekritzeltes: „Bis heute Abend“. Okay. Cool. Das ist… das ist cool. Das ist… Stiles spürt wie sein Gesicht brennt während er den Zettel hastig zusammenknüllt und unter sein Kopfkissen schiebt. „War Derek zufällig bei dir?“ fragt Scott nach der Schule, mit dem gruselig hellseherischen Gespür eines besten Freundes. „Wie kommst du auf die Idee?“ fragt Stiles zurück, um Zeit zu gewinnen. Scott zuckt mit den Schultern. „Weiß nicht. Wir müssen dringend mit ihm besprechen wie es jetzt weitergeht. Ich dachte, du bist vermutlich der Erste, der wüsste, wenn er wieder da ist.“ „Wieso ich?“ Scott wirft ihm einen Blick zu, als sei das ganz offensichtlich. „Dachte nur“, sagt er schließlich. Stiles schweigt und wechselt das Thema. Es fühlt sich an wie ein Geheimnis, dass Derek wieder da ist, so als ob er gar nicht möchte, dass es alle wissen. Das – und ein kleiner, besitzergreifender Teil von ihm, das gesteht er sich ein, möchte ihn auch nicht teilen. Noch nicht. Er wird ihn früh genug wieder hergeben müssen … Zwei Nächte lang spielen sie das gleiche Spiel. Derek taucht auf, wenn alle anderen weg sind, dann, wenn Stiles schon nicht mehr daran glaubt, dass er noch kommt. Dann erstickt er jedes Gespräch im Keim, indem er finster neben ihm auf der Bettkante sitzt und Stiles die Schmerzen raussaugt, so lange bis Stiles high ist wie ein Wölkchen und sanft in den Schlaf gleitet. Dass Stiles nicht ausgiebiger dagegen protestiert ist einzig allein der Tatsache geschuldet, dass sein Körper ein mieser Verräter ist, der sich auf den ersehnten Schlaf stürzt wie ein Süchtiger auf ein Stück Crack. Er macht tausend Anstalten Derek zu fragen wieso. Wieso hat er Stiles gerettet? Wieso um diesen Preis? Wieso ist er hier? Aber in letzter Sekunde beißt er sich auf die Unterlippe und schweigt. Vielleicht gibt es keinen Grund. Vielleicht ist das alles nur ein Wolfding. Ein Alphading. Nichts Persönliches. Am dritten Tag wird er unangekündigt entkabelt und nach einem langen, ernsten Gespräch zwischen dem Arzt und seinem Vater wird Stiles in Aussicht gestellt, dass er morgen nach Hause kann, wenn er verspricht nur zu sitzen und zu liegen und generell mustergültig brav zu sein, wenigstens so lange bis die Fäden gezogen werden können. Die Fäden … Rabiat schiebt Stiles diesen Gedanken beiseite. Sein Vater sieht viel zu erleichtert und viel zu glücklich aus, als dass er jetzt an so etwas Banales wie seinen vollkommen zerstörten Brustkorb denken könnte. Morgen… „Morgen“, flüstert er, als sich kurz vor Mitternacht ein dunkler, inzwischen sehr vertrauter Schatten auf seine Bettkante schiebt. „Ich weiß“, ist die ebenso leise Antwort. Danach sagt niemand mehr etwas. Im Halbschlaf tastet Stiles nach Dereks Hand, die sich wie von selbst auf seinen Brustkorb schiebt, und hält sie fest. Beinah schmerzhaft wird ihm bewusst, dass das alles nur okay ist, so lange er im Krankenhaus ist. Das Berühren, das Anfassen, die ganze Nähe … das ist alles nur okay, weil Stiles beinah gestorben ist. Wenn man beinah draufgeht, dann gelten die ganzen Regeln nicht mehr. An Krankenbett darf man auch Händchen halten ohne dass es etwas bedeutet. Aber morgen … Morgen Abend werden andere Regeln gelten. Morgen wird alles anders sein. Nachwort: Ich schwöre, ich werde diese Geschichte beenden und wenn es das letzte ist was ich tue. :D Ich war zwischendurch abgelenkt, weil sich im RL unglaublich viel getan hat und weil ich an meinem eigenen Buch geschrieben habe. (Irgendjemand Interesse an Urban Fantasy mit Werwölfen? Ja/Nein/Vielleicht? *hust*) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)