Die Wahrheit über Wölfe von Idris ([Stiles / Derek]) ================================================================================ Kapitel 14: Nur ein Mensch -------------------------- Warnungen für diesen Teil: Blut, Gewalt und Androhung von Gewalt. Es ist nicht allzu explizit weil ich ein totales Weichei bin was so was angeht, also keine Angst. Außerdem hier nochmal die Warnung: Die Story ist schon so alt, dass ich sie vor Staffel 3a angefangen hatte und mir damals einfach ein eigenes Alpharudel ausgedacht habe. Nicht dass die besonders wichtig wären, aber ich brauchte halt Bösewichter. Ups. Vorwort: Ich bin ganz schlecht mit Action also sorry schon mal im voraus. ^^* Außerdem hat Stiles einen grauenhaften Plan, aber es ist canon, dass seine Pläne grauenhaft sind (hey das ist der Junge, der es für ne gute Idee gehalten hat nachts in den Wald zu gehen um nach einer Leiche zu suchen, just saying). Und weil es schon so lange her ist, ein kurzes WAS BISHER GESCHAH: (Fernsehtrailer-StyleZ! XD) Stiles fährt sich mit der Zungenspitze über die trocken gewordenen Lippen. „Es ist Peter“, stößt er hervor. „Peter steckt dahinter. Peter hat Scott an die Alphas ausgeliefert.“ // „Wenn ich es schaffe… wenn ich es irgendwie schaffe Scott rauszuholen… wie viele kannst du in Schach halten?“ „Ich könnte zwei oder drei in Schach halten“, sagt Allison. „Wenn ich eine gute Position habe. Je nachdem wie sie sich aufteilen vielleicht auch mehr.“ Er nickt. „Ich verschaff dir einen guten Platz“, verspricht er. „Ich servier sie dir auf dem Silbertablett.“ // „Stiles.“ Sein Vater klingt ernst. „Die Leichen wurden in der Nähe des alten Hale Hauses gefunden. Wir haben eben einen Haftbefehl für Derek Hale rausgegeben.“ // „Ich habe einen Plan“, sagt Stiles leise. „Aber dieser Plan beinhaltet, dass du mir Vorsprung lassen musst.“ „Stiles. Nein.“ Vermutlich hört Derek sein rasendes, pochendes, stolperndes Herz durch die Leitung. Wie ein Warnsignal. Wie eine Sirene. Stiles Stilinski hat eine suizidal wahnsinnigen Plan. Stiles Stilinski hat Todesangst. // Derek flucht. „Wie lange?“ Seine Stimme klingt belegt. „Wie lange brauchst du Zeit?“ „Bis ihr das Signal hört.“ „Was für ein Signal?“ Es ist eine ganz und gar unauffällige Hütte, klein und aus Backstein, sehr beschaulich. Nur die Lichtung auf der sie steht, ist dunkel und bedrohlich, und die Bäume, die sie umgeben, machen die beginnende Abenddämmerung schwarz und undurchdringlich. Alles ist still und in keinem der Fenster brennt Licht. Stiles hat einen wilden Moment der Panik, indem er nur einen, einen einzigen Gedanken hat: Sie sind falsch. Sie müssen falsch sein. Nie im Leben wird in dieser unglaublich idyllischen, kleinen Hütte gerade sein bester Freund gefoltert. Nie im Leben. Sein Herz stolpert aus dem Takt vor lauter Panik. Peter hat sie reingelegt. Peter hat sie verarscht. Sie haben wertvolle Zeit vergeudet nur weil er etwas geglaubt hat, was Peter Hale behauptet hat, nur weil… Er wird zurück gehen und… er wird… er wird… „Shhht“, macht Allison und presst eine Hand auf seinen Mund. „Sei still. Hörst du das?“ wispert sie, direkt an seinem Ohr. Ihr dunkles, frisch geschnittenes Haar kitzelt an seiner Wange. Stiles lauscht und schüttelt den Kopf. Er hört gar nichts. „Genau“, sagt sie leise und nimmt ihre Hand von seinem Mund. Als er sie fragend ansieht, ergänzt sie: „Alle Tiere sind fort. Alle Beutetiere.“ Er versteht. „Sie sind immer noch hier“, haucht er. Werwölfe sind die Apex Prädatoren, das oberste Raubtier in der Nahrungskette. Jedes Beutetier mit halbwegs gesundem Verstand wird in ihrer Gegenwart das Weite suchen. Allison nickt und Stiles‘ Kehle fühlt sich plötzlich sehr trocken an. „Wir machen es wie geplant“, sagt sie und schafft es, es gleichzeitig wie eine Aufforderung und wie eine Frage klingen zu lassen. „Ja.“ „Gut. Ich warte auf das Signal“, sagt sie und stopft kompromisslos ihre gesamte Ausrüstung in einen Rucksack, den sie die Schultern überstreifen kann. „Ich gebe dir eine Viertelstunde Vorsprung. Nicht mehr. Und wenn ich bis dahin nichts von dir oder Scott höre…“ „…bestellst du schon mal eine Pizza?“ schlägt Stiles vor. „Nein, Stiles.“ Ihr Tonfall ist entschlossen, aber ihr Gesichtsausdruck ist weich. „Dann stürme ich das Haus, notfalls auch alleine. Ich lasse euch nicht da drin.“ „Klingt fair.“ Sie zögert kurz. „Wir werden ihn doch zurückkriegen, oder?“ fragt sie leise, der einzige Riss aus Unsicherheit in ihrer Rüstung aus kühler Professionalität. „Auf jeden Fall“, versichert er. „Mach dir keine Sorgen.“ „Das mach ich so oder so.“ Aber sie lächelt dankbar. Sie und Lydia umarmen sich kurz und heftig, bevor sie zielstrebig auf den nächstgelegenen Baum zuläuft. Stiles sieht ihr nach. Allison klettert flink und absolut lautlos. Anfangs kann Stiles noch ihr dunkles Haar sehen, aber je höher sie kommt, desto mehr verschmilzt sie mit dem Schatten der Äste, bis sie schließlich für das menschliche Auge nicht mehr zu sehen ist. Er atmet aus und dreht sich um. „Lydia“, sagt er und greift nach ihrer Hand. Überrascht hebt sie den Blick. Sie hat den Beutel an Ebereschenpulver in der Hand, den sie aus dem Auto mitgenommen haben. Der letzte der noch übrig ist. „Fangen wir jetzt an oder was?“ fragt sie. Er schluckt und fährt sich über die Unterlippe. Er muss sich jetzt entscheiden, in dieser Sekunde, denn sobald die Alphas erst einmal verstanden haben, was passiert, wird alles zu spät sein. Andererseits hat er seine Entscheidung schon längst getroffen. „Lauf“, sagt er leise. „Lydia. Lauf.“ Ihre Augen werden weit und sie verzieht ungläubig den Mund. „Bist du verrückt? Was ist mit dem Pulver? Einer muss es doch…“ Eindringlich schüttelt er den Kopf. „Ich mach das. Lauf“, wiederholt er. „Soweit du kannst. Finde Derek und die anderen. Sie sollten jeden Moment hier aufkreuzen.“ „Was ist mit Allison?“ „Du hast sie doch gehört. Ihr Dad ist auf dem Weg hierher. Er wird jeden Moment da sein.“ „Aber du brauchst mich“, zischt sie leise zurück. Ihre Hand umklammert seine. „Stiles. Du brauchst mich.“ Ein behutsames Lächeln zerrt an seinen Lippen. Er beugt sich vor und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich brauch dich in einem Stück“, flüstert er zurück. „Und jetzt lauf. Tu mir den Gefallen. Und sag Derek…“ Hilflos zuckt er mit den Schultern. Er weiß nicht, wieso ihm das jetzt einfällt. „Überzeug ihn, dass ich Zeit brauche. Halt ihn davon ab, etwas Dummes zu tun. Und… lauf.“ Sie wirft ihm einen letzten Blick zu, ihre Lippen zusammengepresst, ihre Augen weit, bevor sie sich umdreht und abrupt seine Hand loslässt. Er sieht ihr nicht nach als sie verschwindet. Das würde sich zu sehr wie ein Abschied anfühlen, als ob sie sich nie mehr wieder sehen. Stattdessen benutzt er das Ebereschenpulver so wie geplant. Es geht schneller als gedacht. Danach geht er langsam auf die Hütte zu, Schritt für Schritt. Er hört wie das trockene Laub unter seinen Füßen knistert. Sein Herz hämmert laut in seiner Brust, laut genug, dass man ihn bestimmt meilenweit in alle Richtungen hören kann. Ein kleines, verängstigtes Beutetier, das direkt in die Höhle des Löwen marschiert. Er hat keinen anderen Plan, also tut er das Einzige, was er tun kann. Er klopft an die Tür. Es ist weder Kyle, noch Barbie, der sie ihm öffnet. Es ist ein großer Kerl, locker zwei Meter hoch mit massiven Schultern und einem breiten Kreuz. Stiles muss den Kopf in den Nacken legen, als er zu ihm aufblickt. Die Augen des Riesen werden schmal als er Stiles sieht. „Was zum Teufel…“, knurrt er. „Wo ist Scott?“ bringt Stiles hervor. Ihm ist ein wenig schwindelig vor lauter Todesangst und seine Brust fühlt sich an wie zugeschnürt, wie die Vorboten einer herannahenden Panikattacke. Sein Plan hängt davon ab, dass sie ihn hineinlassen und ihn nicht gleich hier und jetzt töten. Sein ganzer Plan hängt davon ab, dass sie ihn harmlos genug finden, dass sie ihn nicht sofort töten, nur weil sie es könnten. ‚Du weißt doch, wieso ich es sein muss. Weil ich 147 Pfund blasse Haut und Sarkasmus bin.‘ Einen Moment lang sieht der Riese aus, als ob ihn etwas aus dem Konzept gebracht hätte, bevor er das Gesicht verzieht zu etwas, was vermutlich aussehen soll wie ein Grinsen. „Ein Mensch“, sagt er, offensichtlich nicht an Stiles gerichtet, sondern an irgendjemanden hinter ihn. „Es ist nur ein Mensch.“ „Rotkäppchen“, sagt eine andere Stimme hinter ihm. Es ist Kyle. Er hat spöttisch die Augenbrauen erhoben, so als ob Stiles für nichts anderes als zu seiner Unterhaltung hergekommen sei. „Du solltest verschwinden, bevor wir dir die Kehle herausreißen.“ Der Riese fletscht die Zähne. „Soll das ein Scherz sein? Wo ist sein Rudel?“ fragt er über seinen Kopf hinweg, als ob Stiles so klein und bedeutungslos ist, dass es sich gar nicht lohnt ihn direkt anzusprechen. Kyle hebt den Kopf und scheint zu riechen. Ein langsames Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Stiles schluckt als auch er eine lange Reihe weißer, scharfer Reißzähne entblößt. „Nicht hier“, flüstert Kyle, beinah ungläubig. „Rotkäppchen war dumm genug alleine hier aufzutauchen. Seine einzige Verstärkung ist… ein Mensch? Ein Mädchen.“ Es klingt verächtlich. Stiles hat vermutet, dass sie Allison riechen werden. Und er hat gehofft, dass ihre Reaktion genau das sein würde. Verachtung. Aber es ist nicht ‚nur ein Mädchen‘. Es ist Allison Argent. Und allein das Wissen, dass sie da ist und ihm den Rückendeckung gibt, hilft Stiles seinen wild stolpernden Herzschlag ein wenig zu beruhigen. Er hebt das Kinn und blickt Kyle direkt ins Gesicht. „Hier ist der Deal“, sagt er langsam und deutlich. „Ihr könnt uns Scott einfach so zurückgeben. Und dann werden wir gehen und euch in Ruhe lassen.“ „Oder?“ fragt Kyle, offensichtlich belustigt. „Oder wir holen uns Scott mit Gewalt. Und das wird nicht schön werden. Für euch.“ Brüllendes Gelächter ist seine Antwort. Damit hat Stiles gerechnet. Womit er nicht gerechnet hat, ist die Hand, die sich plötzlich um seine Kehle schlingt und ihn mit ins Innere zerrt. Er gibt einen überraschten Laut von sich. Der Boden verschwindet unter seinen Füßen als er hochgerissen wird. Brutal wird er an eine Wand gedrückt und dann starrt er plötzlich in das Gesicht von Barbiewolf. Sie sieht nicht belustigt aus. Sie ist wütend. „Wie hast du uns gefunden?“ knurrt sie mit gefletschten Zähnen. „Seid ihr verrückt?“ faucht sie zu den beiden anderen. „Er sollte überhaupt nicht hier sein!“ Und das ist auch Teil des Plans. Nicht das gewürgt werden. Nicht der Teil wo er langsam Sterne sieht, weil die Hand um seine Kehle immer fester zudrückt. „Joanna, hör auf“, brüllt Kyles Stimme von weit weg. „Wenn er erstickt, kriegst du auch keine Antwort aus ihm raus!“ Joanna. Barbiewolf ist Joanna. Und Joanna hat offenbar Aggressionsbewältigungsprobleme und zwar ganz gewaltig. Der Griff um seine Kehle lässt nach und Stiles schnappt hektisch nach Luft. Es fühlt sich an wie Luft durch einen Strohhalm zu saugen und es dauert einen endlosen Augenblick, bis die schwarzen Punkte in seinem Blickfeld sich in Wohlgefallen auflösen. „Wie. Hast. Du. Uns. Gefunden?“ wiederholt Joanna. „Scott“, würgt Stiles hervor. Er hustet und seine Augen tränen. „Was?“ Joannas Augen werden schmal. „Er ist… ein wahrer Alpha“, keucht Stiles. Seine Stimme ist heiser und kratzig. Sie lacht höhnisch. „Das weiß ich. Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß.“ Und jetzt kommt der Teil des Planes, der völlig suizidal und wahnsinnig ist, weil Stiles ihn darauf aufbaut, dass er etwas glaubt, was Peter Hale ihm gesagt hat. Dass er Worte glaubt, die aus Peter Hales Mund gekommen sind. Nämlich, dass die Alphas selber keine Ahnung haben wie das Ganze funktioniert. Dass sie genauso im Dunkeln tappen wie Peter was diese ganze wahre Alpha-Sache angeht. „Wir sind miteinander verbunden“, behauptet er eiskalt. Der Griff um seinen Hals wird fester und er redet hastig weiter, bevor sie ihm wieder die Luft abdreht. „Ich bin sein Anker. Deaton… er hat ein Ritual durchgeführt um Scotts Werwolf-Seite unter Kontrolle zu halten.“ Ihre Augen werden schmal und sie legt den Kopf schief. Er weiß, dass sie versucht auf seinen Herzschlag zu lauschen. „Was bedeutet das?“ „Dass Scott ohne mich vollkommen nutzlos für euch ist. Er… er braucht mich, um die vollständige Verwandlung zu triggern.“ ‚Niemand von uns weiß, ob du lügst, Stiles. Dein Herzschlag ist komplett neben der Spur.‘ Bitte, denkt er verzweifelt. Bitte lass Peter nur einmal im Leben die Wahrheit gesagt haben. Nur einmal. Bitte. Denn das ist ein totales Lügenmärchen, was er hier gerade zusammen spinnt. Er hat keine Ahnung was ein wahrer Alpha überhaupt sein soll und ob Scott einer ist, oder ob er selbst auch nur das Geringste damit zu tun hat, dass Scott sich in einen verwandelt. Aber sie müssen ihn zu Scott bringen. Ihr ganzer Plan funktioniert nur, wenn sie ihn zu Scott bringen. „So ein Schwachsinn!“ faucht Joanna wütend und fährt die Klauen aus. Rot fließt in ihre Augen wie Blut. Shit… Oh shit… Sein Herz bleibt stehen und einen Moment lang kann Stiles sein ganzes Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen sehen. Das war‘s jetzt, denkt er. Aus, vorbei. Ich hab gelogen, Derek, dieser Plan beinhaltet gar nicht, dass ich ihn überlebe… „Warte!“ Das ist der Riese der ihm die Tür geöffnet hat. Stiles hat ihn ‚Brutus‘ getauft. „Joanna. Warte.“ Vorsichtig öffnet Stiles die Augen wieder. „Was? Du glaubst diesen hirnverbrannten Schwachsinn doch nicht etwa?“ zischt sie wütend. Kyle und Brutus tauschen hinter ihrem Rücken einen Blick. „Bisher sind wir aber auch nicht wirklich weitergekommen mit McCall“, sagt Kyle. „Vielleicht ist es einen Versuch wert.“ Oh Kyle, denkt Stiles beinah benebelt vor Erleichterung. Oh Kyle. So dumm wie er schön ist. Danke Kyle. Wirklich. „Hm“, macht Joanna unzufrieden. Sie betrachtet ihn misstrauisch. „Ich bitte dich“, sagt Kyle herablassend. „Was soll er schon anrichten? Was soll das Mädchen da draußen schon anrichten. Wenn er uns Schwachsinn auftischt, kannst du ihm immer noch die Kehle rausreißen. Nachdem ich Spaß mit ihm hatte.“ Er lächelt vielsagend. Gott segne die Idioten dieser Welt. Stiles hält sich nur mit Gewalt davon ab, verächtlich den Mund zu verziehen. Ja bitte. Er braucht nichts weiter als ein paar Minuten. Sie müssen ihn nur ein paar Minuten länger am Leben lassen, dann hat Stiles alle Zeit, die er braucht für seinen Plan. Stiles Plan, der… nicht beinhaltet, dass er kopfüber über Brutus Schulter geworfen wird. „Bring ihn nach hinten“, befiehlt Joanna. Ihr Blick ruht nachdenklich auf Stiles. Sie klingt immer noch nicht ganz überzeugt von der Story, die er ihr aufgetischt hat. Aber das ist okay. Sie muss nicht überzeugt sein. Sie muss nur lange genug willig sein, es wenigstens in Betracht zu ziehen, bis Stiles Scott gefunden hat. „Du hast zwei Minuten Zeit mit ihm und dann will ich Ergebnisse sehen. Und falls nicht…“ Sie klappt eine einzelne Kralle aus und fährt damit langsam Stiles‘ Kehle entlang, direkt über seiner hektisch pochende Schlagader. Alles in Stiles erstarrt. Er wagt es nicht einmal einzuatmen. Der Wikipedia-Artikel, den er irgendwann mal dazu gelesen hat, flackert wie eine Bildersequenz vor seinem inneren Augen auf. Bei einer Ruptur der Aorta und dem damit verbundenen schnellen Zusammenbruch des Blutkreislaufs tritt der Tod innerhalb von wenigen Sekunden ein. „Vielleicht inspiriert es McCall ja sich ein bisschen kooperativer zu zeigen, wenn er dabei zusehen darf wie sein bester Freund langsam vor ihm verblutet.“ Sie beugt sich vor und senkt ihre Stimme. „Und wenn du irgendetwas machst, was mir missfällt, dann reiße ich dir den Kopf ab und schicke ihn Derek Hale zum Geburtstag. Ich habe den Eindruck, das würde ihm nicht gefallen.“ Stiles schluckt und nickt wortlos. Wow. Nichts ist toller als ständig als das ultimative Druckmittel für sämtliche seiner Werwolfbekanntschaften herhalten zu müssen. Phantastisch. Wirklich begeisternd. So macht es richtig Spaß, das wehrlose Menschlein im Rudel zu sein. Ihm ist ein wenig übel. Dann setzt Brutus sich in Bewegung. Stiles wird durch einen langen, dunklen Gang geschleppt (von innen ist die Hütte deutlich größer als von außen), bis sie in einem Zimmer angekommen sind, wo Brutus ihn ohne Vorwarnung fallen lässt. Stiles landet kopfüber und mit verknäuelten Gliedmaßen auf dem Boden. „Au! Hey, Vorsicht“, beschwert er sich, während er sich aufrappelt. „Das muss doch nicht s-…“ Er bricht ab. Seine Augen weiten sich und er ist so schnell auf den Beinen, dass ihm beinah schwindelig wird. „Scott…?“ haucht er. Alles in ihm kommt zu einem plötzlichen, abrupten Stillstand. Sekundenlang vergisst er alles, was er tun muss, er vergisst den ganzen Plan und er vergisst die Tatsache, dass er sich gerade willentlich in eine Hütte voller Alphas begeben hat. Es ist ein Bild wie aus einem Alptraum. Sein bester Freund hängt an zwei Metallketten von der Decke hinunter. Seine Füße schleifen auf dem Boden und sein Kopf hängt leblos nach unten. Blut tropft über seine Brust und durchtränkt sein beinah vollständig zerstörtes T-Shirt. Blutverklebte Haarsträhnen verdecken seine Augen. Zwei weitere Alphas stehen um ihn herum, ein Mann und eine Frau. Sie haben Zähne und Klauen ausgefahren und ihre Augen leuchten rot. Blut tropft von ihren Händen. Scotts Blut. Stiles’ Herz stolpert schmerzhaft in seiner Brust. Er macht einen Schritt nach vorne und wird ruckartig festgehalten. Er ist zu spät, denkt Stiles wie betäubt. Er ist zu spät. Er spürt wie seine Beine sekundenlang einknicken und nur Brutus Klammergriff hält ihn aufrecht. Scott ist tot. Er ist zu spät. Stiles gibt ein ersticktes Schluchzen von sich. „Was soll das?“ fragt die Frau. Sie leckt Blut von ihren Krallen als sei es Steaksauce, und Stiles spürt wie sein Magen sich umdreht. „Wir sind beschäftigt. Du hast gesagt, wir kriegen noch eine halbe Stunde mit ihm.“ „Wer ist das?“, faucht der Mann. „Bring ihn weg!“ Dann brüllen sich alle an, aber Stiles bekommt kaum mit, was sie sagen. Brutus Griff um ihn ist so fest, dass Stiles das Gefühl hat, dass sämtliche seiner Rippen gleich zerbersten wie morsches Holz. Er bekommt keine Luft. Und er kann nicht sehen, ob Scott noch atmet… er kann nicht erkennen, ob sein Brustkorb sich bewegt… ob er… Nein. Nein. Er reißt sich zusammen. Sie brauchen ihn lebendig. Sie brauchen ihn am Leben. Scott ist nicht tot. Er kann nicht tot sein. „Scott…“ wispert er, sein Blick fixiert auf seinen besten Freund. Und dann hört er etwas. Und offenbar hören es alle anderen auch, denn die lauten Stimmen um ihn herum verstummen schlagartig. Scott gibt ein leises Stöhnen von sich und Stiles wird ganz schlecht vor Erleichterung. „Scotty…“, flüstert er, als ob er wieder zehn wäre und Scott neun dreiviertel. Er versucht ermutigend zu klingen, aber seine Stimme wackelt. Ruckartig schnellt Scotts Kopf nach oben. Eine Sekunde lang glaubt Stiles an eine optische Täuschung, denn die sonst schokoladenbraunen Augen seines besten Freundes leuchten rot. Ein Raunen geht durch den Raum. „Stiles…?“ Scotts Stimme ist ein leises Krächzen. Er blinzelt verwirrt. Es muss eine optische Täuschung gewesen sein, denkt Stiles mit pochendem Herzen. Denn als Scotts Lider sich erneut öffnen, schimmert in seinen Augen nur das inzwischen allzu vertraute, warme Goldgelb. Aber das Licht darin erlischt so schnell wie eine Kerze, die ausgeblasen wird. „Stiles…?“ Scott klingt benebelt. Hinter Stiles wird hektisch geflüstert, aber er hört nicht zu. Sein gesamter Aufmerksamkeitsfokus ist auf seinen besten Freund gerichtet. Scott sieht mehr tot als lebendig aus. Sein linkes Auge ist zugeschwollen und seine Unterlippe ist blutverkrustet. Dunkle Haarsträhnen kleben verschmiert an seiner Stirn. Er sieht nicht aus wie ein wahrer Alpha oder wie eine übernatürlich starke Kreatur. Er sieht aus wie in der sechsten Klasse, als zwei Idioten aus dem Lacrosse Team ihn mit Klamotten unter die Dusche gezerrt und ihn unter dem kalten Wasser festgehalten haben, bis er einen Asthmaanfall bekommen hat. Damals hat Stiles den Feueralarm gedrückt, damit sie aufhören. Dieses Mal ist er bereit noch einen Schritt weiter zu gehen. Dieses Mal… wird er das Feuer legen. „Stiles?“ Mit einem Mal klingt Scott wacher. Sein Blick fliegt durch den Raum, landet auf den anwesenden Alphas und dann auf Stiles, und nackte Panik macht sich in seinem Gesicht breit. „Oh mein Gott. Nein, nein, nein… Wieso bist du hier? Du kannst nicht…“ Er schüttelt so heftig den Kopf als versuche er aus einem einzigen, langen Alptraum aufzuwachen, nur um festzustellen, dass er gar nicht schläft. Heftig zerrt er an den Ketten. „Lasst ihn gehen“, fordert er aufgelöst. „Lasst ihn sofort gehen, er hat gar nichts damit zu tun!“ „Es ist okay“, versichert Stiles mit wackeliger Stimme. „Scott, es ist okay.“ „Sei still“, grollt Brutus und schüttelt ihn so heftig, dass seine Zähne hart aufeinander klacken. „Aufhören!“ brüllt Scott. In seine Stimme hat sich ein Grollen hineingeschlichen das vorher nicht da gewesen ist und was Stiles noch nie bei ihm gehört hat. Die Ketten rasseln bedenklich als er daran zerrt. In seinen Augen flackert es. Sekundenlang ist Stiles nicht sicher, ob es in seinen Augen rot leuchtet oder golden und das ist schon beängstigend genug. Hinter ihm wird gefaucht und Joanna zischt etwas, was er nicht versteht. Die beiden Alphas, die eben noch neben Scott gestanden haben, weichen langsam zurück. Sie sind offenbar genauso überrascht wie Stiles. „Lass mich los“, stößt Stiles hervor und zerrt an Brutus Armen. „Lass mich los!“ Wie zur Bestätigung zerrt Scott mit so viel Wucht an den Ketten, die ihn festhalten, dass der halbe Raum erzittert. Das hier ist keine Gefängniszelle, erkennt Stiles während seine Augen in Windeseile das Zimmer abscannen. Es ist nicht dafür gebaut worden einen wütenden Werwolf festzuhalten, das sieht er sofort. Das ist alles nur improvisiert. Die Ketten sind behelfsmäßig in die Decke gehämmert worden, und der Rest des Raumes besteht nur aus Holzwänden und einem einzigen Fenster zur Hinterseite der Hütte. Nichts davon wird einen Werwolf aufhalten. „Lass ihn los“, befiehlt Joanna leise. „Ich will sehen was passiert.“ Brutus löst seinen Klammergriff um ihn, und Stiles hat eine Sekunde von ‚oh du wirst gleich sehen, was passiert, Miststück‘, bevor er nach vorne stürzt und sich Scott praktisch entgegen wirft. Er schlingt die Arme um seinen Hals. Scott atmet aus und sinkt ihm entgegen soweit die Ketten es zulassen. „Stiles…“, haucht er. „Wieso bist du…?“ Stiles schüttelt den Kopf. Er weiß, dass jetzt alles auf das Timing ankommt. Alles muss jetzt ganz, ganz schnell gehen. Aber er hat gesehen wie Scott an den Ketten gezerrt hat. Er hat das Fenster gesehen. Er weiß, dass Allison auf das Signal wartet. Es muss klappen… es muss… „Weißt du noch, wie Wölfe mit ihrem Rudel kommunizieren?“, flüstert er, direkt an Scotts Ohr. Scott nickt langsam, seine Augen weit aufgerissen und tellergroß. „Tu es. Scott. Tu es JETZT!“ Scott zögert nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er den Kopf zurücklegt und den Mund öffnet. Er hat Stiles immer vertraut, schon als sie Kinder waren, und er tut es auch jetzt. Ein tiefes, lautes Heulen ertönt, irgendwo zwischen Wolfsgeheul und Löwengebrüll, in einer knochenmarkerschütternden Lautstärke. Der Boden vibriert, Staub rieselt von der Decke und Stiles hält sich unwillkürlich die Ohren zu. Er ist sicher, dass man es im ganzen Wald hören kann. Das ist Allisons Signal. Es ist Dereks Signal. Es ist das Signal für alle. Es geht los. Das Heulen verhallt und Scott sinkt erschöpft in sich zusammen. Und dann ertönt das schönste Geräusch von allen. Es ist ein Antwortheulen aus einem halben Dutzend Kehlen, das aus dem Wald heraus ertönt wie ein Echo. Es ist leise, als ob es aus größerer Entfernung kommt, aber deutlich genug, dass sogar Stiles mit seinem schwachen, menschlichen Gehör sie hören kann. Überrascht hebt Scott den Kopf. Stiles lächelt ihn an. Das ist Derek, denkt er mit einem seltsamen Gefühl in seiner Brust. Das sind Erica und Isaac und Jackson… Das ist ihr Rudel. Und es ist Derek. Er ist da. Derek ist wirklich gekommen. Danach passiert alles ganz schnell. Zähne klacken. Joanna flucht. „Reißt ihm die Kehle heraus!“ zischt sie. „Nein!“ schreit Scott. Entsetzt zerrt er an den Ketten. Stiles schafft es gerade noch seine Hand in die Hosentasche zu schieben, bevor jemand Anstalten macht nach ihm zu greifen. Krallen zerfetzen seinen Pullover und streifen seine Haut, während er herumwirbelt. Er zerrt einen Schwung schwarzglitzerndes Pulver hervor und es wirbelt wie Feenstaub um ihn herum. Bitte, denkt er atemlos. bitte! Es ist kaum mehr als eine Handvoll und es ist alles, was noch übrig ist. ‚Du musst daran glauben!‘ rasselt es durch seinen Kopf. ‚Du musst daran glauben. Sei ein Funke. Sei ein Funke!‘ Eine atemlose Sekunde ist er nicht sicher, ob es klappen wird. Er hat das bisher nur ein einziges Mal gemacht und das war mehr Zufall, Unfall, Glück als sonst irgendwas. Aber dann ordnet sich das Pulver zu einem sauberen Halbkreis an, die den Raum halbiert und Scott und ihn von den Alphas abtrennt. Die Klauenhand, die versucht nach ihm zu greifen, prallt gegen die unsichtbare Barriere wie gegen eine Betonwand. Stiles stolpert zurück gegen Scotts Brust. Erleichtert atmet er aus. „Hah!“ rutscht es ihm heraus und er ballt triumphierend die Hand zur Faust. „Hah!“ Einer der Alphas versucht erneut nach ihm auszuholen, aber keine Sekunde später trifft der erste Brandpfeil das Haus. Er explodiert in einen Funkenregen. Ein kollektives Grollen geht durch den Raum. „Raus!“ faucht Joanna. „Los! Wir werden angegriffen.“ Sie preschen durch die offene Zimmertür nach draußen. Im Türrahmen bleibt sie noch einmal stehen und wirbelt herum. „Um dich kümmere ich mich später“, flüstert sie und in ihren Augen glüht roter Hass. Stiles schluckt und blickt ihr nach. Er will über ‚später‘ nicht einmal nachdenken. Er weiß nicht einmal ob sie in fünf Minuten noch am Leben sind. Fortsetzung folgt Ich schwöre das nächste Update geht schneller, denn der nächste Teil ist basically schon fertig (eigentlich war das ein langes Kapitel, aber es wurde dann wirklich SEHR lang. *hust*) Und es ist mal wieder Zeit für Fakten und Fiktion: 1.) In 2x08 hat Stiles ja schon mal geschafft einen Kreis aus Eberesche zu legen (den Werwölfe offenbar nicht übertreten können), deswegen dachte ich, das schafft er bestimmt nochmal. Guter Junge. 2.) Spoiler: Scott wird in Staffel 3a tatsächlich zum Alpha, wenn auch auf etwas anderem Wege als hier ... ;D 3.) In der Serie ist es canon dass die Werwölfe anhand des Herzschlages von jemandem hören können ob dieser lügt oder nicht (unser Herzschlag beschleunigt sich oder wird unregelmäßig wenn man lügt, auf diesem Prinzip basieren auch Lügendetektoren. Bei geübten Lügnern funktioniert das natürlich nicht, bzw es gibt Tricks das umzugehen.) ;) Adderall verursacht tatsächlich Tachykardie und Palpitationen, die in der Regel wohl nicht gesundheitsbedrohlich sind, aber die es einem Werwolf erschweren sollte zu erkennen ob Stiles die Wahrheit sagt oder nicht. Deswegen habe ich dass hier mit eingebaut. Und nochmal ganz zum Schluss, weil mich einige danach gefragt hatten: Man kann sämtliche Staffeln "Teen Wolf" inklusive der vierten (!) bei Amazon Instant Video gucken (ja auf deutsch!) - wenn man prime Mitglied ist sogar kostenlos. ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)