Gipfelstürmer von Puppenprinzessin ================================================================================ Kapitel 4: Klärungen -------------------- Es war nicht schwer, die Hütte seines temporären Interesses zu finden, immerhin war es die Einzige, die zuvor unbewohnt war und die Einzige, in der nun abgesehen von der Haupthütte Licht brannte. Zuvor war ein erneutes lautes Knallen zu hören gewesen, das selbst über den Sturm hinweg verdeutlichte, dass jemand sehr unbarmherzig mit einer Tür umging. Ein weiteres Mal. Gegen den Wind gelehnt schritt Itachi zu jener Hütte hinüber, zögerte kurz vor ihrer Tür, trat aber dann nach kurzem Klopfen ein. Um es nicht zu tun, war er dann doch zu höflich, auch wenn das bedeutete, dass er noch länger in dieser Eiseskälte stehen musste. Nicht, dass es drinnen mittlerweile wesentlich wärmer wäre. „Kann man auf diesem Scheißberg nichtmal eine einzige ruhige Minute für sich sein?“ Natürlich würde sein Eintreten nicht unbemerkt bleiben. Was den Uchiha allerdings überraschte war, dass er nicht direkt angeschrieen wurde; es war mehr eine Art zetriges Mosern, mit dem Hidan ihn hier begrüßte. Jener saß auf einem der Sitzmöbel und hatte eine geöffnete Flasche Vodka in der Hand. Er war so weit in den Sitz gerutscht, dass sein Kopf auf der Rückenlehne ruhte und die Augen zur Decke richtete. Das Bild ließ den Schwarzhaarigen eine Augenbraue heben. „Echt mal, wie schwer kann es sein, diesen einzigen verdammten Wunsch zu berücksichtigen? Dieser Scheißkerl von Leader hat mich beschissen!“ Lila Augen starrten weiterhin ins Leere; hatte er bemerkt, wer sich hier zu ihm gesellt hatte? Itachi war sich nicht ganz sicher allerdings ließ er ihn vorerst reden und hielt sich an dem Glauben fest, dass er zu den wenigen zählte, die nicht einfach so mit einem Heben der Stimme bedacht wurden. Er war sich recht sicher, dass je länger sein Gegenüber redete, er auch umso näher an den eigentlichen Kernpunkt seiner Wut gelangen würde. Der Silberhaarige setzte die Flasche an und nahm einen großen Zug. Sein geöffneter Rucksack stand neben ihm, scheinbar war hier jemand mit Alkohol im Handgepäck verreist. „Es wäre so leicht gewesen, hätten sie einfach einen von uns nicht hier her bestellt. Aber anstatt ausnahmsweise mal einen klugen Schritt zu tun, haben sie sich den Krawall ins Haus geholt. Oder besser die Hütte. Pah.“ Mittlerweile klang er nicht mehr ganz so aufgebracht, was den Uchihaspross dazu verleitete, gegenüber von ihm Platz zu nehmen. Vielleicht konnte er ja wirklich etwas tun; an allererster Stelle stand allerdings, sich jeglichen Kommentar zu Krawallfähigkeiten zu verkneifen. „Yahiko und Konan haben nur unserem Schwur entsprechend gehandelt. Damals war noch nicht absehbar, was in der Zwischenzeit passieren würde, und wir sind doch hier, weil wir als Gruppe agieren wollten – nicht als Einzelne.“ Die dunkle Stimme die nun zu ihm herüberwehte, ließ Hidan wohl endgültig erkennen, wer sich entschlossen hatte, ihm Gesellschaft zu leisten. Am liebsten hätte er etwas geschlagen, ja zertreten, an irgendetwas seine Wut ausgelassen, aber die Präsenz des Uchihas ließ ihn merkwürdigerweise ruhig bleiben und es bei einem erneuten Schluck belassen. Es war schwierig, wenn er sich nicht direkt über irgendetwas aufregen konnte, das führte in den meisten Fällen dazu, dass er sich mit dem Thema seiner Missgunst auseinandersetzen musste – und für den Fall, dass er zu der unwahrscheinlichen Schlussfolgerung kam, dass etwas seine Schuld war, wurde er nur noch rasender. Itachi blieb derweil ruhig, stützte sich nur mit den Ellenbogen auf seine Knie und sah seinen Gegenüber an, welcher noch immer keine Anstalten machte, selbiges zu tun. „Sicher war es absehbar“, ließ jener schließlich verlauten. „Du kannst dich doch an den Abend erinnern.“ Die Wut war beinahe verraucht; es war so ungewöhnlich, welche Seite von ihm das Thema – welches er sich weigerte zu benennen – regelmäßig auszulösen wusste. Er war kein Mann, der an anderen hing, er war unabhängig, verdammt noch mal und diese eine Sache, dieser eine Mensch, führte ihm immer vor Augen, dass dieses Wunschdenken in seiner Natur entlarvt wurde. Mehr als genau das war es nämlich nicht – ein Wunsch. Er hing nämlich an ihm. Der Schwarzhaarige wog seine Worte ab, bevor er antwortete, unsicher, wie viel seines Wissens er preis zu geben bereit war. „Ich erinnere mich. Allerdings stand damals noch nicht fest, was passieren würde.“ Vielleicht war es das Beste, erst herauszufinden, was genau sein Gegenüber wusste? Sein damaliges Gespräch mit Kakuzu würde er schwerlich in allen Einzelheiten rekapitulieren, damit sich Hidan besser fühlte und davon absah, ihnen die wenigen Tage die sie zusammen verbrachten noch weiter zu erschweren – aber die ein oder andere Information konnte sicherlich gewinnbringend genutzt werden. „Dreh- und Angelpunkt ist also Kakuzu, sehe ich das richtig?“ „Ist schwer zu übersehen. Dieser Wichser.“ Ein weiterer Schluck Vodka folgte. Anscheinend hatte hier jemand Erfahrung darin, seinen Kummer mit Alkohol weg zu spülen. „Und sag bloß seinen Namen nicht, sonst kotz’ ich dir gleich vor die Füße.“ Lila Augen schlossen sich und er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er konnte auf dieses ganze Gespräch gut verzichten, allerdings hatte er so eine Ahnung, dass Itachi nicht locker lassen würde. Sein Gegenüber nickte und hakte in seinem Kopf den ersten Punkt auf der Liste ab. „Und all das – dein Gram, deine Wut, dein Unwille, sich in seiner Nähe zu befinden – bezieht sich auf eure Trennung?“ Er würde naiv vorgehen, sich wenn es sein musste, jedes Detail drei mal erklären lassen; denn es kam nicht darauf an, welche Schlüsse er zog, sondern zu welchem Schluss Hidan kam, würde er einmal das komplette Szenario durchspielen. Besagter schnaufte. „Als ob sich mein Leben nur um ihn drehen würde. Pfhht. Ich kann ihn nicht sonderlich leiden, soviel steht mal fest. Aber diese Arschkrampe von Leader hat mir nicht den Hauch einer Entscheidung gelassen, nicht zu kommen.“ Aha. Gut, damit konnte er arbeiten. „Also geht es hier nicht um Ka- den, dessen Namen ich nicht nennen darf, sondern um Yahiko, auf welchen sich deine Wut projiziert, weil er dich in deiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt hat.“ „Verdammt richtig!“ „Wie hat er das geschafft?“ „…“ „Du bist doch… so ein selbstbestimmter Mensch. Wie konnte er dich zu einem solchen Maße beeinflussen?“ „…“ Itachi war klar, dass er hier an einer scheinbar recht sensiblen Stelle hantierte. Trotzdem musste ein bisschen Selbsterkenntnis her, um die ganze Situation zu schlichten. Er wartete, bis der Silberhaarige sich dazu entschloss, ihm zu antworten – anscheinend waren schlagfertige Antworten gerade ausverkauft. „Du bist ein Arschloch, Uchiha.“ Schlagfertige Antworten ja, Beleidigungen scheinbar nicht. Am liebsten wollte er ihm raten, sich zur Haupthütte zurückzuscheren und ihn seinen Alkohol trinken zu lassen. Wäre eine bessere Alternative, als ihm zu unterbreiten, wie Yahiko ihn an den Eiern zu packen bekommen hatte. „Er sagte, dass dieser Pisser von Geizhals nicht auftauchen würde.“ … Wieso er es ihm doch erzählte? Sonst interessierte sich ja niemand für seine Probleme. Oder für das, was er als solche betrachtete. Ihnen war wohl beiden klar, dass Hidans Antwort nur darauf hindeutete, dass Kakuzu noch immer eine recht große Rolle für ihn spielte. Der Schwarzhaarige ließ den Satz sacken und sich eine neuerliche Pause bilden, ehe er erneut ansetzte. „Wenn es so ist, ist die Lüge anscheinend nicht das Grundproblem.“ Wieder eine Pause nach den Worten, auf die es scheinbar nicht für nötig betrachtet wurde, zu antworten. „Was genau ist das Problem mit dem, dessen Namen ich nicht nennen darf?“ Die Augen seines Gegenübers öffneten sich, er schien tatsächlich krampfhaft nachzudenken. Dass er jedoch nur einen Moment später quasi aufsprang und begann, in der Hütte auf und ab zu laufen – und das in einem irren Tempo – war selbst für den Uchiha nicht vorauszusehen. Ebenso wenig wie die Schimpftirade, die folgte, ihn davor bewahrte, seine Lider leicht nach oben zu ziehen. „Du willst wissen, was das Problem ist? Diese scheißverdammte Arschkrampe ist das Problem! Ka-ku-zu. Ich schwöre dir, ich hätte nie auch nur ein Wort mit diesem Wichser gewechselt, hätte ich gewusst, wo das endet! Er ist ’n gottverdammtes Arschloch! Spielt mir die ganze Zeit irgendwas von großer Zweisamkeit und dem Scheißwort mit L vor und lässt mich am Ende ohne IRGENDWAS sitzen! Geld! Geld ist doch alles, worum es sich bei ihm dreht! Soll er doch genug Geld haben, um sich mit den verfickten Scheinen den Arsch zu wischen!“ Immer schneller lief er auf und ab, seine Stimme hob und senkte sich in einem, wie Itachi fand, ungesundem Sermon. „Ich hoffe, er erstickt irgendwann an diesem Scheißzeug! Anders verdient hätte es Mister ’Oh, ich tue alles für ein bisschen mehr auf dem Konto’ doch nicht! Lassen wir halt unseren Freund für einen Scheißjob sitzen. Jawohl! Ein Anruf und er ist weg. Scheiße. SCHEIßE! Alter, er hat mich nur von vorn bis hinten belogen, das ist das Problem! ER ist das Scheißproblem! Das Problem ist, dass ich ihm scheißegal war und das vermutlich von Anfang an. Dass ich sein gottverfluchter Zeitvertreib war. Mit mir kann man’s ja machen…“ Während der letzten Sätze wurde seine Stimme immer leise, bis die letzten Worte nur noch ein Murmeln waren. Mit einem etwas zu kontrollierten Ein- und Ausatmen setzte er erneut die Vodkaflasche an und nahm einen kräftigen Zug… bevor er sie auf eine Flugreise sandte, und an der gegenüberliegenden Wand zerschellen ließ. „Scheiße! Uchiha, ich schwöre, ich bringe dich um, wenn du auch nur ein einziges Sterbenswörtchen weiter plauderst!“ Es war recht offensichtlich, dass er momentan mehr als nur einen Mordplan parat hatte, um besagten Uchiha unter die Erde – oder unter den Schnee – zu bringen. Dieser allerdings hatte mittlerweile seine Fassung wieder gewonnen und sah herzlich unbeeindruckt aus. „Du hast mein Wort, dass davon niemand etwas erfährt – unter der Voraussetzung, dass du mir zuhörst.“ Schwarze Iriden sahen zu dem Silberhaarigen auf und wollten ihm auch auf diese Weise ein Versprechen geben. Er war endlich nah an der Wahrheit; nicht, dass er es nicht geahnt hätte, aber es war wichtig, dass Hidan es sich zumindest vor sich selbst eingestand. Ansonsten könnte er noch stundenlang versuchen, auf ihn einzureden. „Dann rede eben.“ Die Antwort kam prompt, der Preis für seine Forderung schien gering und eine Einwilligung brauchte daher nicht sonderlich ausgiebige Überlegung. Hinsetzen würde er sich noch nicht, dafür war er zu aufgewühlt; auf diese Weise konnte er zumindest verhindern, dass seine überschüssige Energie sich darin äußerte, etwas entzwei zu schlagen. Er atmete vorsichtig und tief aus. Vermutlich würden die nächsten Minuten wirklich darüber entscheiden, ob die kommende Woche angenehm oder unangenehm werden würde. „Du warst ihm nicht egal, Hidan. Die Entscheidung diesen Job anzunehmen war nicht leicht für ihn.“ Fest waren seine Augen auf die Bewegungen des Anderen fixiert, die nun abrupt zum Stillstand kamen. „Ach, und woher willst du das wissen? Das Gedudel kannst du dir sparen. So einfach wie es ihm gefallen ist, alles hinter sich zu lassen?! Einfach so, bei einem Anruf?“ Wieder schnaubte er. Wem wollte der Uchiha denn hier Märchen erzählen? Er hatte geglaubt, Kakuzu gut zu kennen, immerhin war er mit ihm zusammen gewesen – und schien ihn im Endeffekt kein Bisschen gekannt zu haben. Was wollte ihm also nun dieser Besserwisser weismachen? Das war doch lächerlich! Itachi ließ derweil ein tonloses Seufzen hören. „Ich weiß es. Ich habe damals mit ihm geredet.“ Es war Adventszeit nach ihrem Abschluss der Oberstufe. Die Innenstadt war zuhauf ausstaffiert mit Lichterketten, Kränzen, Plastikfiguren, alles soweit das Auge reichte. Menschen wuselten über Plätze, tranken Glühwein und aßen Waffeln, nahmen sich die Zeit für ihre Liebsten, wenn sich nicht gerade im letzten Geschenkestress vor dem Heiligen Abend untergingen. Dass sich zwei Freunde bei all dem Trubel begegneten, war entsprechend überraschend. Aus einem kurzen Gespräch drohte ein langes zu werden, sodass man beschloss, sich in einem der überfüllten Cafés niederzulassen, von denen die an die Märkte grenzenden momentan bis ’Ende offen’ angeschlagen hatten. Über gefüllten und wärmenden Kaffeetassen wurde die Konversation immer gehaltvoller und komplexer… und persönlicher. Itachis Blick hielt eine deutliche Note von Sorge, als er sein Gegenüber musterte. Er hatte nicht erwartet, dass sich Kakuzu ihm anvertrauen würde – oder sich irgendjemandem anvertrauen würde… oder das was ihn umtrieb überhaupt als etwas zu klassifizieren, das er anderen anvertrauen konnte. Nun saß er jedoch hier und es fiel ihm schwer, eine gewisse Überraschung zu verbergen. „Es wird nicht besser, je länger es sich hinzieht. Ich hätte nach unserem Trip reinen Tisch machen sollen.“ Der Größere rieb sich unwirsch über die Nasenwurzel, sich seines eigenen Problems deutlich bewusst. Nur dass er keine Lösung fand, pisste ihn gehörig an. Der Uchihaspross nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Du bist sicher, dass es ihn so mitnehmen wird? Mit Verlaub, ihr habt nicht immer dein Eindruck einer besonders harmonischen Beziehung gemacht.“ Kurz hob sich seine Augenbraue, er riss sich aber recht schnell wieder zusammen und unterdrückte die Regung. Kakuzu nickte nur. „Ich weiß. Aber ich muss dir sicherlich nicht erklären, dass das Bild nach außen oft ein anderes ist, als nach innen?“ Er wartete auf eine zustimmende Geste Itachis, welche auch kam. „Nun, bei uns ist vermutlich eine Art Extremfall am Werk.“ Eine lange Pause folgte. „Ich will ihn nicht zurücklassen.“ „Dann tu es nicht.“ Es war eine fragende Note in seiner Stimme zu finden. Ihm war bewusst, wie naiv dieser Vorschlag war, er erwartete sogar direkten Widerspruch – allerdings kam dieser nicht. Sein Gegenüber starrte nur lang auf seine Tasse, bevor er den Uchiha wieder ansah. „Ich würde. Aber es geht nicht. Weißt du… es war seit jeher mein Traum. Ich wollte Geld scheffeln, solang ich denken kann, es gab quasi nichts anderes. Das war das, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Und nun kommt dieser kleine Idiot daher, mischt sich in mein Leben ein und bringt mich dazu, meinen dessen Inhalt in Frage zu stellen.“ Ein Kopfschütteln unterbrach seine Worte. „Ich bin nicht willens, mich schon so früh in meinem Leben aus dem Konzept bringen zu lassen, Itachi. Das Risiko ist zu groß. Vielleicht, irgendwann…“ Vielleicht würde es ja irgendwann klappen? Wenn er seinen Traum zumindest ansatzweise erfüllt hatte? Itachi konnte den Gedanken weiter denken, konnte mittlerweile nachvollziehen, was es war, das seinem Freund so große Probleme bereitete. Es war eine Vermutung, aber er konnte sich zusammen reimen, dass Hidan ihm einiges bedeuten musste, wenn er seine Entscheidung so lang hinauszögerte. Den Grund für dessen scheinbare Besessenheit ließ er unbeachtet. „Wie lang weißt du es schon?“ „Der Anruf kam vor zwei Wochen. Ich kann frühestens im Februar anfangen, daher habe ich noch einen Puffer. Sonst könnte ich mir die ganze Zeitschinderei nicht erlauben.“ Nun folgte ein Seufzen Kakuzus. Er hatte im Grunde schon damit abgeschlossen, dass sich seiner von dem Weg seines Freundes trennen würde, jedoch war es nicht ganz leicht, sich diesen Fakt immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ein raues Lachen stieg aus seiner Kehle auf. „Und ihm so etwas zu Weihnachten mitzuteilen, ist vermutlich die charmanteste aller Arten.“ Itachi stimmte ein, wenn auch mit einem ebenso ironischen Unterton. „Weil wir alle so charmant sind. Es gibt niemand charmanten unter uns. Nur ’nicht charmant’ und ’nicht charmant minus zwei’.“ Er sah sich gezwungen, über das Lächeln zu schmunzeln, welches er bei Kakuzu ausgelöst hatte, bevor er wieder ernst wurde. „Nun, dann bleibt dir nicht viel übrig, außer es ihm zu sagen. Wie sagt man? Kurz und schmerzlos?“ Sein Gegenüber schnaubte. „Es geht um Hidan. Es wird eher lang und schmerzvoll.“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Du hast Recht. Es ewig geheim zu halten, wird schwer, sobald ich wegziehe. Es wird schon gehen. Ich werd’ mir etwas einfallen lassen.“ Dass Kakuzus Einfall darin bestehen würde, Hidan zu sagen, er würde zeitnah zu einem Telefonanruf verschwinden, den er bereits Wochen zuvor empfangen hatte, fand selbst er für seine Verhältnisse kritisch. Oder aber, er hatte seinen Rat zu ernst genommen. Vielleicht hätte er es sich besser überlegen sollen, als er die Worte ’kurz und schmerzlos’ verwendete. Von alldem, was binnen Sekundenbruchteilen in seinem Kopf Revue passierte, teilte er dem Kraftausdruckfanatiker nichts mit. Er hatte auch Kakuzu damals sein Wort gegeben, nicht über die Thematik zu sprechen, und dieses Versprechen gedachte er einzuhalten. Es gab nur wenige, essentielle Dinge, die Hidan wissen musste. „Du warst ihm nicht egal und es fiel ihm nicht leicht, weg zu ziehen.“ Er wusste, dass er sich wiederholte, hatte er aber eine gewisse Art von Ahnung, dass ihm sein Gegenüber nicht einfach so Glauben schenken würde. Itachi vermutete sogar, dass Kakuzu ihn vor fünf Jahren mitgenommen hätte, hätte sich eine reelle Möglichkeit ergeben. Für den Moment schien jemand wie in der Kälte zu Eis erstarrt. Lila Iriden waren stechend auf sein Gesicht fixiert, und wäre er nicht aus dem Büro gewohnt, dass Leute versuchten, ihn nieder zu starren, hätte er sicher den Blick abgewandt. Nun allerdings hielt er der Wucht in Hidans Augen stand, bis dieser einsah, dass lediglicher Blickkontakt nicht den gewünschten Effekt haben würde. „Wieso sollte ich dir glauben?“ Er zuckte mit den Schultern. „Habe ich einen Grund, dich anzulügen?“ „Allerdings. Zum Beispiel den, dass ich mit dir in dieses Irrenhaus zurückgehe und mich wie ein umgänglicher Mensch verhalte?“ „Touché. Habe ich dich jemals angelogen?“ Hidan schien zu überlegen, legte dann den Kopf schief. „Nicht, dass ich mich erinnern könnte.“ Innerlich atmete der Uchiha auf. Entweder er hatte es wirklich noch nicht getan – wovon er ausging – Hidan hatte es nicht herausgefunden, oder er hatte es nach dem Herausfinden mit ausreichend Alkohol bedacht, um die Erinnerung zu löschen. „Ich tue es auch diesmal nicht. Wenn es darum geht, dass du glaubst, ihm egal gewesen zu sein, dann ist deine Sorge unbegründet.“ „Das ändert nichts an der Tatsache, dass er gegangen ist.“ „Es ändert aber etwas daran, dass du glaubst, es hätte ihm nichts bedeutet.“ Ein recht unnachgiebiger Blickkontakt baute sich auf, den wohl keiner von ihnen in naher Zukunft unterbrechen würde. Vermutlich hatte Itachi wirklich genau den einen Knopf gefunden, den es bei Hidan zu drücken galt, um ihm ein wenig Vernunft und Menschenverstand… und Verständnis einzutrichtern. Die daraufhin aufkeimende Diskussion würde sich noch eine Weile ziehen, die Oberhand jedoch vom logischen Standpunkt her eher auf Seite des Schwarzhaarigen liegen. Fraglich war nur, ob Logik überhaupt in irgendeiner Weise zum Argument werden könnte. „Eventuell sollte mal jemand nachsehen, vielleicht hat er Itachi mittlerweile filetiert.“ „Als ob, hm. Den Uchiha kriegt man doch nicht so leicht klein.“ „Unseren Motzkübel aber auch nicht“, antwortete Kakuzu ebenso unbeeindruckt, wie auch sein Einwand vor wenigen Sekunden geklungen hatte. Er würdigte Deidara nicht einmal eines Blickes, sondern nippte schlicht an seinem Glas, welches mit dem heißgeliebten Burbon gefüllt war. Die zugestoßenen Gruppenmitglieder hatten sich mittlerweile ebenfalls niedergelassen und sie mit allen nötigen Utensilien versorgt. Das blauhaarige Organisationstalent hatte es tatsächlich geschafft, für jeden den passenden Spiritus einzukaufen und gleichzeitig auch noch etwas zu Essen zu finden, dass ihnen allen zusagte. Jene Blauhaarige lehnte sich nun gegen ihren Freund und schien den Moment der Ruhe zu genießen. „Ich glaube, er hat gute Chancen, das Dilemma wieder hin zu biegen“, merke Yahiko an und erntete ein Nicken von Konan. Er hatte noch immer ein deutlich schlechtes Gewissen und im Grunde hing ebendieses an einem seidenen Faden, den momentan ein gewisser Schwarzhaariger spannte. Sie würden ja sehen, ob Itachi Hidan zur Rückkehr bewegen können würde. Würde diese Rückkehr dann auch noch friedlich verlaufen, sollte man überlegen, den Uchiha für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Ein gewisser Rotschopf ließ ein leises Schnauben hören. „Na wenn einer Chancen hat, dann er. Immerhin –“ Sasori wurde von einem Öffnen der Hüttentür unterbrochen, welches allgemeines Augenbrauenheben zur Folge hatte. Ihre Gruppenstärke schien soeben um zwei anzusteigen, welche sich nun ihrer Jacken entledigten und sich zu ihnen setzten. „Haben wir was verpasst?“ Das gezwungene Lächeln auf Itachis Zügen, ließ mehr von der Anstrengung erahnen, die er in der letzten halben Stunde investiert hatte, als ihm lieb war. Den Blick zu Kakuzu konnte er nicht unterdrücken, allerdings kam von jenem keine direkte Reaktion. Nein, von wem allerdings eine Reaktion kam, war Hidan; dessen Lachen klang altbekannt abfällig, was die Hoffnung aufkeimen ließ, dass er sich von nun an wieder normal verhalten würde – zumindest für seine Belange. „Wo denkst du nur hin, ohne mich geht doch hier gar nichts~!“ Es hagelte keinen Widerspruch, was den Silberhaarigen nur in seiner Annahme zu bestärken schien. Dafür gab es allerdings erneut ausreichend skeptische Gesichtsmimik zu sehen. Der Moment unangenehmer Stille, der folgte, wurde von Konan unterbrochen, welche sich aufrichtete und zu einer der Kisten ging, die sie noch zuvor mit ’für die Gruppe’ betitelt hatte. „Wisst ihr… Ich habe mir gedacht, dass es ganz interessant wäre, eine gewisse Abendbeschäftigung zu wiederholen.“ „Welche? Alkohol und Chips? Na, dafür stehen die Chancen gut, hm.“ Bernsteinaugen schossen Deidara einen recht unfreundlichen Blick zu, der deutlich besagte ’Halt die Klappe’. „Allgegenwärtiges kann man schlecht als eine ’gewisse’ Abendbeschäftigung bezeichnen, nicht wahr?“ Sie barg einen kleinen Stoffbeutel in Händen, als sie wieder zu Yahiko zurückkehrte, und sich neben ihm niederließ. Für alle gut sichtbar hielt sie ihn mit zwei Fingern hoch. „Und? Erinnert ihr euch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)