Deep Blue von Lisa_McCall (Which Colour has the water?) ================================================================================ Prolog: Stiller See ------------------- May Es ist angenehm. Nicht warm, nicht kalt. Mein ganzer Körper ist wie in Seide gehüllt. Schimmernde, weiche Seide. Silber glänzt die Oberfläche unter dem Himmelszelt. Eine wundervolle, Sternen klare Nacht. Diese Situation, dieser Augenblick wird auf ewig in meiner Erinnerung bleiben. Dies soll der letzte und gleichzeitig wunderschönste Moment sein, den ich erlebe. Ja, er ist perfeckt. Insgeheim hoffe ich, dass du den Brief, den ich auf den Tisch gelegt habe, nicht lesen wirst. Lieber würde ich dir diesen Moment zeigen, ihn mit dir erleben. Du würdest es sicher auch so unbeschreiblich schön finden. Irgendwann wirst du es verstehen. Du wirst mir folgen, davon bin ich überzeugt. Dann werden wir beide hinab sehen, auf dieser silbernen Fleck. Umrandet von grünen Schatten, die uns nie erreichen werden. Sie wiegen im Wind, heulen und peitschen. Doch es hilft ihnen nichts. Der Anker an ihren Füßen ist zu schwer. Es ist die gleiche Last, die auch ich, wie an einer Stahlkette hinter mir her ziehe. Die mich in die Tiefe reißt. Ich werde alle Sorgen, Ängste und Sünden mit mir nehmen. Sie werden unter der silbernen Decke verschwinden, in die schwarze Einsamkeit, wo niemand sie erreichen kann. Ich werde an dich denken und du an mich, ich weiß es. Und ich weiß auch, das du weinen wirst, doch ich werde nicht verstehen warum. Nur durch meine Hilfe, diese Hilfe, wirst du wieder lachen können. Denn so werden die Dämonen um uns herum auf den Grund verbannt, von dem sie niemals empor steigen können. Ich bin müde, will schlafen. Einen erholsamen Schlaf. Tief und lang. Und ich weiß genau so wird er sein... Jetzt kann ich eintauchen. Kapitel 1: Anfang ----------------- Ryan 'Wer war nur diese wunderschöne Frau, die nur ungefähr 10 Meter von mir entfernt saß?', das fragte ich mich jetzt bestimmt schon eine halbe Stunde, während ich nicht aufhören konnte, zu ihr rüber zu schauen. Um sie anzusprechen, war ich viel zu schüchtern. Mit ein bisschen Alkohol oder Kokain würde ich mich bestimmt überwinden können, aber was wenn sie es merkte? Dann würde ich gleich einen schlechten Eindruck bei ihr hinterlassen. Und trinken kann ich heute nicht, muss morgen arbeiten und hab dann immer einen Kater. Nervös rutschte ich auf meinem stuhl herum. Meine Handflächen waren feucht. "Ey, was ist denn los mit dir?", stieß Corey mich an. Ich erschrack und riss den Kopf zu ihm rum. "Man, Digger. Kiff mal einen, dann kommst du ein bisschen runter, oder warum zitterst du so?", grinste Logan. Mein Blick wanderte zur Tischplatte. Ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich mich nicht traute diese Frau anzusprechen, sie würden garantiert lachen. Plötzlich stand Corey, der übrigens mein bester Freund war, auf und ging zu ihr. Ich starrte ihm nach, wie ein Reh, dass ins Scheinwerferlicht eines Autos glotzte. Scheiße, jetzt zeigt er zu mir rüber und sie lacht. Top! Sie lacht mich aus! May Heute ist in dieser Bar wirklich nichts los. Ich wohne jetzt seit 3 Monaten in dieser riesigen Stadt und habe immer noch keine Freunde. Jeden Abend das gleiche Spiel. Mich spricht wohl nie jemand an. Bin ich echt so hässlich, oder sind die Leute hier einfach nur so verklemmt? Hey, da kommt ja einer auf mich zu, mal sehen was er will. "Na, ganz alleine hier?", meinte der Typ und gab mir die Hand. Er sah gut aus, irgendwie leicht der Typ Mann, auf den ich stehe. Tattoos, groß, gute Figur und ein selbstbewusstes Auftreten. Nur er roch nach irgendwas, das ich nicht definieren konnte, komisch. "Ja, bin vor kurzem erst her gezogen. Ich bin May.", antwortete ich. Er streckte mir die Hand entgegen und lächelte freundlich, aber reserviert: "Corey." Er schaute kurz nach hinter, während ich noch einen Schluck von meinem alkoholfreien Cocktail nahm. "Siehst du den da hinten mit der Mütze? Der Blonde mit den weißen Plugs? Das ist mein bester Kumpel und er starrt schon die ganze Zeit zu dir. Ich glaube er würde sich freuen, wenn du mit zu uns rüber kommst.", meinte er deutete mit dem Finger, auf ihn und grinste mich an. Ich lächelte freundlich: "Klar, gerne." Um so näher wir dem Tisch kamen, um so mehr wurde mein Lächeln zum Grinsen. Man sind das ein paar heiße Typen! Ryan Wir stellten uns einander vor und sie setzte sich zu uns. Corey war schon immer gut darin, neue Bekanntschaften zu machen. Im Gegensatz zu mir und Logan. Logan hatte gar kein Interesse daran und ich war zu schüchtern. Und jetzt redete sie die ganze Zeit mit Corey. Sie ist aus irgendeiner kleineren Stadt, hier her gezogen und nur ein Jahr jünger als ich. Sie arbeitet bei einer Zeitschrift als Journalistin. Dann stieß Lagon mit der Faust gegen Corey's Schulter: "Lass mal kurz frische Luft schnappen." Er zuckte mit den Schultern und sah nach draußen: "Mh... Schon wieder? Ich hab nicht mehr viel. Dann nimm dein Eigenes." Logan nickte: "Kommst du auch mit?" Die Frage war an mich gerichtet. Ich schüttelte den Kopf: "Ich bin grade knapp bei Kasse und ich will mich nicht bei euch durch schnorren. Außerdem hab ich heute schon." Corey lächelte, klopfte mir auf die Schulter und ging mit Logan, der mich verständnislos angesehen hatte, nach draußen. "Wovon redet ihr?", fragte May. Sie sah mich interessiert an. Ich zuckte mit den Schultern und ließ meinen Blick verlegen, über den Boden nach draußen schweifen: "Schau einfach hin." Ihr Blick war leicht angestrengt und sie lehnte sich noch vorne, wobei ich ihr genau in den Ausschnitt gucken konnte. Als sie sich wieder zurücklehnte, galt meine Aufmerksamkeit wieder ihrem Gesicht. May "Kiffen die etwa?!", fragte ich ruhig, aber verwundert. Der blonde Schönling zuckte die Schultern: "Ist bei uns normal. Du bist wahrscheinlich gegen sowas, aber glaub mir ich finde diese Einstellung gut." Ich hatte weiter aus dem Fenster geschaut, wandte jedoch, nach dieser Aussage, meinen Blick zu ihm. "Na ja, ich habe sowas noch nie ausprobiert. Ich bin irgendwie noch nie richtig nah an sowas dran gewesen.", erwiderte ich und stützte das Kinn auf die Faust. Kurz überlegte ich, bevor ich aufstand und mich Richtung Tür bewegte. "Hey, warte!", rief Ryan und klang irgendwie entsetzt. Ich ging einfach nach draußen, ohne ihn großartig zu beachten. "Ey, Jungs. Darf ich auch mal probieren?", fragte ich und lächelte. Corey warf einen blick zum Fenster, wahrscheinlich sah er zu Ryan. Während Logan mich angrinste und mir den Joint entgegenhielt: "Klar, für Neueinsteiger haben wir doch immer was übrig."   Kapitel 2: ----------- Ryan Sie haben ihn komplett aufgeraucht. Auch May hat ordentlich dran gezogen. Und Lagon hatte ihn gebaut. Er war so ziemlich der schlimmste von uns, der immer die heftigste Dröhnung brauchte, obwohl er der Jüngste war. Mist, jetzt wurde schon wieder jemand mit rein gezogen. Wie damals, mit Logan's erster Freundin. Sie starb vor 2 Jahren an einer Überdosis Heroin. Lagon fand sie abends als er nach Hause kam, doch sie war schon tot. Corey hielt es mit seiner Freundin anders. In ihrer Anwesenheit nahm er nie härtere Drogen und er wollte nicht, dass sie das gleiche tat wie er. Sarah, also Coreys Freundin, durfte höchstens mal einen Joint mitrauchen oder eine kleine Line Kocks ziehen. Aber auch das machte ihn immer wütend. Ich würde es genau so machen wie Corey, wenn ich mal eine Freundin hätte. Bestimmt. Sie kamen wieder rein. May Ich ließ mich auf den Stuhl neben Ryan und Corey sinken. Ich bemerkte, dass mein Mund trocken war, extrem trocken. Doch als ich einen Schluck trinken wollte, war es als hätte mir jemand Steine an die Arme gebunden. Hinter mir kam Musik aus 2 Lautsprechern, die an unterschiedlichen Ecken an der Wand befestigt waren. Ich kannte das Lied. Der Name war mir doch eben noch im Kopf rumgeschwirrt, wie hieß es noch gleich? "Der war gut...", meinte Logan. "Es war ein halber Blant du Trottel! Verschwendung!", erwiderte Corey. Ryan starrte auf die Tischplatte, immer noch. Logan hing in seinem Stuhl: "Du Mädchen! Deshalb hast du bei der Hälfte nicht mehr mitgemacht, ist dir wohl zu viel was? Haha, nur wegen ein oder zwei Milligramm mehr, machst du dir in die Hosen. Den Stoff hab eh ich bezahlt." Corey verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Ich wollte eigentlich was sagen, aber ich hab es vergessen... Ich höre jetzt lieber auf die Musik. Ryan Irgendwie kotzte es mich echt an! Wie May da auf ihrem Stuhl hing, wie ein Schluck Wasser und die Augen geschlossen hatte. Oder was Logan schon wieder für einen Müll laberte. Ich hätte Bock mich jetzt richtig weg zu dröhnen. Einfach eine Spritze in den Arm hauen und dem ganzen Scheiß hier aus dem Weg gehen. Corey Ich konnte sehen, dass Ryan total sauer war. Wahrscheinlich wieder auf Logan. Die Beiden können wirklich nicht mit und nicht ohne einander. Mir war allerdings auch Schleierhaft, wie Logan daran Gefallen finden konnte, gerade Frauen immer zu sowas anzustiften, beziehungsweise sie einfach machen lassen. Ich hab mich schonmal mit ihr angelegt. Wir haben uns richtig gestrittenen und ich bin nicht stolz drauf, aber ich haben ihn so heftig geschlagen, dass er in die Notaufnahme musste. Er hatte meiner Freundin Extasy und Acid verkauft, obwohl er weiß, dass ich nicht will, dass sie mit sowas anfängt. Ryan hatte ihn damals ins Krankenhaus gefahren und hätte fast noch einen Unfall gebaut, weil er so breit war. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Es war Sarah, die geschrieben hatte, sie würde in 10 Minuten hier sein. Sarah Als ich unsere Stammbar betrat, sah ich sofort, dass mal wieder dicke Luft war. Corey hatte eine ablehnende Haltung angenommen, Ryan verzog sauer das Gesicht und Logan war wie immer stoned. Und es saß noch eine Frau am Tisch, die ich nicht kannte. Aber sie sah nett aus. Ungefähr unser Alter und sie hatte auch Tattoos und einen Piercing. Ich schlang meine Arme von hinten um Corey und beugte mich zu ihm vor. Er küsste mich und schmeckte wie immer nach Gras. "Hey, ich bin Sarah.", sagte ich und streckte ihr die Hand entgegen. Sie sah auf meine Hand und bewegte dann erst langsam, die ihre: "Hey, May." Ok, auch breit. Dann setzte ich mich zwischen Logan und Corey, mit dem ich jetzt schon ein und ein halbes Jahr zusammen war. May Ich hab es geschafft meine Hand zu bewegen, sogar den ganzen Arm. Aber mir ist schlecht. Wie hieß nochmal die, die grade gekommen war? Egal, die Musik interessiert mich grade mehr. Ryan May machte mir Sorgen. Sie sah nicht gut aus. War wohl etwas zu viel, für das erste Mal. Ich legte meine Hand auf ihren Arm: "Alles okay bei dir?" Sie sah mich nicht an, ihre Augen waren wieder geschlossen. Es war nur ein leise 'Ja' aus ihrer Kehle zu hören. "Komm steh auf, wir gehen kurz raus.", ich legte ihren Arm um meine Schulter und sie öffnete die Augen. Dann schlug sie plötzlich meinen Arm weg. "Ich muss kurz auf die Toilette.", sagte sie nun klar verständlich. Ich nickte und setzte mich wieder. Hoffentlich muss sie nicht kotzen. Kapitel 3: ----------- May Kaum hatte ich die Tür der Kabine geöffnet, kam auch schon alles raus. Nicht wirklich schön, sowas. Als ich der Meinung war, es wäre vorbei hiefte ich mich langsam hoch. Als ich mich umdrehte stand dieses Mädchen, dass bei uns am Tisch saß vor mir: "Alles klar? Ryan meinte ich soll schauen, ob es dir gut geht... Mach dir nichts draus, ist mir auch schon passiert." Sie lächelte und ging mit mir zum Waschbecken, wo ich meinen Mund sauber machte. "Sorry, aber wie war nochmal dein Name?" "Sarah... Ja Kurzzeitgedächtnis kommt erst wieder, wenn die Wirkung nachlässt.", sagte Sarah und lächelte immer noch. Ich nickte nur. Dann gingen wir wieder zu den anderen. Ryan stand auf: "Ich gehe jetzt nach Hause, wir sehen uns morgen." Die anderen nickten nur. "Warte mal, wo musst du hin?", fragte ich. "In die Richtung.", sagte er und zeigte nach rechts. "Kann ich ein Stück mitkommen? Ich muss auch da lang und ich will nicht das ganze Stück allein laufen." "Klar." Ryan Wir verabschiedeten uns und gingen los. Man die 4 Kurzen vorhin haben echt gut getan. Oder waren es 5? Na ja, jedenfalls bin ich jetzt nicht mehr so nervös, wegen May. Wir gingen ein ganzes Ende schweigend nebeneinander her. Dann blieb sie stehen: "Also ich wohne in diesem Haus." Sie zeigte mit dem Finger auf einen Neubau. "Ok, gibst du mir noch deine Nummer? dann könnte wir uns nochmal treffen...", meinte ich. "Ja, aber du kannst auch gerne noch mit nach oben kommen, wenn du willst.", antwortete May und lächelte mich an. WAS?! Hat sie das grade echt gesagt? Ich glaub's nicht. Doch ich tat ganz unbeeindruckt: "Mh.. Ja klar, wieso nicht." Wir betraten den Flur ihrer Wohnung. Als die Tür hinter uns zu fiel blieb May direkt vor mir stehen und drehte sich um. Sie starrte in meine Augen und ich in ihre. Man, hatte die geile Augen! Aber was war das jetzt für eine komische Situation? Wie soll ich mich verhalten, was soll ich tun? .. Ok jetzt oder nie, die Frau ist optisch einfach der Wahnsinn und scheint eigentlich nicht dumm zu sein! Stürmisch zog ich ihre Hüfte an mich und küsste sie. May Super, genau das wollte ich heraus finden. Ist er also doch nicht ganz so schüchtern, wie er tut. Ich mag es, wenn Männer so sind. Nicht lange zögern, man muss wissen was man will und es durchziehen. Er konnte echt gut küssen! Seine Zunge drang immer weiter in meinen Mund, aber nicht zu weit. Ich spürte, wie seine Hände an meinen Hintern glitten. Es war komisch, denn ich konnte nicht sagen, ich hätte an diesem Abend jeden mit nach Hause genommen. Ich wollte ihn einfach. Er sah so gut aus und hatte irgendeine Art an sich, die mir gefiel. Meine Beine umschlangen seine Hüfte, während meine Hände unter sein T-Shirt glitten. Dann trug er mich ins Wohnzimmer, doch ich deutete kurz mit einem Finger zum Nebenzimmer, bevor ich sie wieder unter sein Shirt steckte. Wir waren in der Küche, wo er mich auf die Küchentheke gesetzt hatte. Ryan Ich löste mich von ihr und sah sie ungläubisch an: "Passiert das grade wirklich?" Sie lächelte mich an: "Sieht so aus, ja." Dann biss sie sich grinsend auf die Lippe, was echt zu heiß aussah. Mein Blick wanderte über ihre Oberkörper, während ich den Kopf schüttelte. Dann musste ich lachen: "Und dann auch noch in der Küche?!" Sie zuckte die Schultern und kicherte: "Warum nicht?" Ihre Finger umfuhren den Saum meines Oberteils, bevor sie es mir den Kopf zog. Dann betrachtet sie mich und fuhr mit den Händen über meine Brust. Auch ich zog ihr das Top über den Kopf meine Hände glitten unter ihren BH und massierten ihre Brüste. Sie legte den Kopf in den Nacken und stöhnte leicht. Ich küsste sie vom Dekollete, über den Bauch, bis runter zu ihrer Hose und zog May weiter aus. May Wow, Oben-ohne sah er sogar noch besser aus. Und er war so zärtlich zu mir... Ich wollte ihn. Kapitel 4: ----------- Ryan Am nächsten Morgen, wurde ich eindeutig zu früh geweckt. Mein Handy klingelte. Wer war das Arschloch? "Ja?", nuschelte ich verschlafen. "Ryan, was tust du? Wo hängst du schon wieder rum? Unser Chef ist schon total ausgerastet!", es war Chiara, meine Arbeitskollegin. "Oh Scheiße! Man ich hab voll verpennt und nicht dran gedacht! sag ihm mal ich bin gleich da!", meinte ich hecktisch. "Ok, mach hin!", zischte sie und legte wieder auf. Ich kannte Chiara schon etwas länger. Sie hatte mir die Ausbildung und den dazugehörigen Job verschafft, deshalb kriegte auch sie Ärger, wenn ich Mist baute. Der Chef, ein Glatzkopf mit riesigen Tunneln, meinte dann immer 'Du hast ihn angeschleppt, jetzt sorg auch dafür, dass er seine Arbeit ordentlich erledigt!'. Und es tat mir immer echt leid, wenn ich wie heute mal wieder, verpennt hatte. May schlief tief und fest, wie ein Stein. Na gut, würde ich auch tun, hätte ich mir erst die Birne weggekifft, gekotzt und wäre danach noch die halbe Nacht ... Na ja. Beschäftigt gewesen? Ich schlich mich aus dem Schlafzimmer, in die Küche, um meine Klamotten zu holen und hoffte, sie würde sich daran erinnern, dass ich ihr meine Nummer noch aufgeschrieben hatte. Dann sprintete ich los zum Tattoo- und Piercingstudio. May Als ich aufwachte, lag niemand mehr neben mir. Ich spürte, wie meine Lippe anfing zu zittern und eine Träne über meine Wange rollte. Hatte er mich etwa nur ausgenutzt? Wollte er wirklich nur mit mir ins Bett? Und ich fühlte mich gestern so glücklich mit ihm, als wir hier waren, alleine. War es nicht grade dieses gemeinsame aufwachen am nächsten Morgen, was die Sache erst wirklich perfekt machte?! Ok, vielleicht bin da etwas altmodisch oder zu sentimental. Plötzlich klingelte mein Handy. Eine SMS: hey, alles klar? haste zeit? hab langeweile... du süße Logan Ach ja, ich hatte ihm und Corey ja noch meine Nummer aufgeschrieben, als wir draußen standen. 'Du Süße'? Ist das sein ernst? Na gut, ich kenne ihn ja noch nicht richtig, vielleicht macht er ja gerne solche Witze. hey, ja wenn du willst können wir uns treffen. sag mir nur wann und wo. ;) 5 Minuten später kam eine Nachricht, in der seine Adresse stand und ob ich in einer Stunde, also um 14 Uhr, da sein würde. Ich stimmte zu. Logan Mal sehen ob sie es findet. Na, auf jeden Fall sehr gut, dass sie nicht Nein gesagt hat. Die Kleine würde ich mir gerne angeln. Die sieht vielleicht nicht ganz so geil aus wie Sarah, finde ich, aber man muss nehmen, was man kriegt. Hoffentlich hat Ryan sie gestern wirklich NUR nach Hause gebracht. Ich hätte so gern mal wieder eine Freundin, vorallem eine die so cool drauf ist, wie diese May. Nach einer Stunde klingelte es an der Tür, die ich daraufhin öffnete: "Naa. Komm rein." May lächelte: "Hey, ok!" Sie hatte eine kurze, ausgefranste Jeans und ein flattriges Oberteil. Man, dieser Hinter in dieser Jeans! Da möchte man am liebsten mal reinkneifen. Ich setzte mich auf's Sofa und sie ließ sich danaben nieder. Warum setzt sie sich so weit von mir weg? Zwischen uns war bestimmt noch ein ganzer Meter frei... May Ich hab genau gesehen, dass er mir auf den Hintern geglotzt hat. Na gut, von mir aus soll er gucken, aber wehe er behält seine Pfoten nicht bei sich! "Und wie war's gestern Abend noch so mit Ryan?", fragte er grinsend. Was geht ihn das an? Ist der eifersüchtig oder steckt der immer seine Nase in Sache, die ihn nichts angehen? "Gut.", antwortete ich nur, "Er hat mich halt nach Hause gebracht." Logan nickte: "Na ja ich glaube er steht auf dich. So, wie er dich gestern die ganze Zeit angestarrt hat und so aufgeregt war." Sag bloß... Ist mir noch gar nicht aufgefallen. "Kann sein.", erwiderte ich desintressiert. Er seufzte und ließ sich zurück an die Sofalehne fallen. Ich betrachtet das Zimmer. Für einen wie ihn, war es hier sehr ordentlich und ganz gut  eingerichtet. Ich fragte mich nur, wo er das Geld für diese teuren Elektrogeräte her nahm. Insgesamt sah es nicht nach einer typischen Junkie-Bude aus. "Was wollen wir mach?", fragte er und drehte den Kopf zu mir. Ich zuckte mit den Schultern: "Sag du, was." Sein Blick huschte nachdenklich durch den Raum: "Wir könnten zocken, kiffen, fernseh gucken, sex haben..." Logan sagte dies, als sei es ganz selbstverständlich, seinen Nachmittag so zu verbringen. Ich verzog das Gesicht: "Übertreib mal nicht. Gegen fernsehen hätte ich nichts einzuwenden." Er musste lachen: "Echt geil, diese ablehnende Art." Irgendwie nervt der. Corey Ryan hat mir grade geschrieben, dass zwischen ihm und May noch was gelaufen ist. Freut mich echt für ihn. Ich kann mich nicht mal mehr an den Namen seiner letzten Freundin erinnern, so lange ist es schon her. Aber ich denke nicht, dass sie ihm seinen größten Traum erfüllen kann. Ryan träumt schon lange davon, dieses ganze Umfeld hier, hinter sich zu lassen und einen Neustart zu machen. Er will keine Drogen mehr nehmen, seine Arbeit gewissenhafter erledigen, heiraten und Kinder haben. Halt sein Glück finden. Ich habe schon oft genug versucht ihn dabei zu unterstützen so gut es ging, aber es hat nie geklappt. Er rutschte immer wieder erneut ab und meistens war es danach, schlimmer als vorher. Ohne die richtige Frau an seiner Seite, half das alles nichts. Manchmal mache ich mir Sorgen, dass er irgendwann auf die dumme Idee kommt, sich etwas anzutun. Bei Logan war das anders. Er war uneinsichtig und der feste Überzeugung sein Leben sei perfekt und richtig. Wirklich dumm der Junge, aber wir haben ihn irgendwie trotzdem liebgewonnen. Und auch, wenn wir es nie zugeben würden: Wenn er nicht wäre, würde einfach etwas fehlen. May Toll! Ich bin jetzt erst eine halbe Stunde hier und schon wieder wurden mir Drogen angedreht. Wir haben irgend so ein weißes Pulver durch die Nase gezogen. Ich glaube er sagte, es war Speed. Warum kann ich denn nicht 'Nein' sagen?!     Kapitel 5: ----------- Ryan Endlich Feierabend! Natürlich hat der Chef wieder ordentlich Stress gemacht. Der soll sich nicht so aufspielen, dieser blöde Säufer. Wenigstens sind meine Kunden immer zufrieden mit meiner Arbeit. Egal, jetzt erstmal ne Pille schlucken und dann ab in die Bar. Als ich die Tür öffnete sah ich schon Corey, Sarah und May. Ich setzte mich zu ihnen und gab May einen Kuss. Sie wirkte leicht perplex. "Tut mir echt leid, dass ich heute morgen einfach abgehauen bin, aber ich musste zur Arbeit.", entschuldigte ich mich. Sie lächelte scheinbar erleichtert: "Na dann ist ja gut, ich hab mir schon Gedanken gemacht." Das Grinsen, konnte ich mir in diesem Moment nicht verkneifen. Dann fiel mein Blick auf Corey, der nachdenklich Löcher in die Luft starrte. "Was ist denn mit dir los?", wollte ich wissen. Er senkte den Blick: "Logan musste vorhin ganz schnell weg. Es gab schon wieder Stress mit seinem Dealer. Er hat mal wieder nicht pünktlich bezahlt." Ich seufzte: "Na super. Irgendwann wird das böse enden." Corey nickte wortlos. Logan Einfach laufen, nicht stehen bleiben. Ich weiß, dass sie immer noch hinter mir sind. Wenn mein Vorsprung weit genug ist biege ich einfach um die Ecke und versteckte mich. Das einzige Problem ist, dass die wissen wo ich wohne. Keuchend rannte ich um eine Ecke und presste mich flach an die Wand. Ich hörte, wie sie fluchend an mir vorbei liefen. Geschafft! Erschöpft sackte ich an der Wand zusammen. Sie werden mir auflauern, dort wo ich wohne. Ob sie mich verprügeln werden? Vielleicht brechen sie mir ein Bein oder einen Arm? Ich kann nur hoffen, dass es so sein wird. Keine Ahnung, wo ich das ganze Geld hernehmen soll. Meine spießer Eltern frage ich garantiert nicht. Nie wieder gehe ich zu denen! May Wir gingen nach ungefähr einer Stunde nach Hause. Es war irgendwie langweilig. Diesmal ging ich mit zu Ryan. Wir hielten den ganzen Weg lang Händchen und redeten über alles mögliche, wie Eltern, Schule, Arbeit, Hobbys. Wir hatten wirklich eine Menge gemeinsam und seine Ansichten gefielen mir. Als Ryan und ich bei ihm angekommen waren, gingen wir in die Küche. Seine Wohnung war klein, aber nicht hässlich. Sehr gemütlich. Überall hingen Familiefotos, von seinen verstorbenen Eltern. Er wollte für mich kochen, da wir beide Hunger hatten. Na mal sehen was dabei raus kommt. Ich hatte keine Ahnung was er da gekocht hatte, aber es war sau lecker! "Ich bin begeistert! Ich kenne keinen Mann der so gut kochen kann! Wirklich.", sagte ich, als wir aufgegessen hatten. Er zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen: "Na ja, ich hab angefangen selbst zu kochen, als es meiner Mutter imer schlechter ging und ich wollte ihr ja nicht irgendeinen Frass servieren. Immerhin hat sie immer gut für mich gesorgt." Ich nickte. Irgendwie fand ich das richtig süß, dass er so fürsorglich war. "Sag mal... Wie ist das eigentlich mit uns Beiden?", wollte ich wissen, während ich mich umsah. "Ähm. Ich weiß nicht. Also ich fand dich irgendwie auf Anhieb toll und... Na ja ich könnte mir gut vorstellen, mit dir zusammen zu sein. Vielleicht hört sich das bekloppt an, weil wir uns erst seit gestern kennen, aber ich fühle mich wohl in deiner Nähe.", meinte Ryan lächelnd. Ich stand auf und ging zu ihm, um ihn zu küssen. "Ich fände es wirklich schön mit dir zusammen zu sein und dich besser kennen zu lernen.", ssagte ich als wir uns voneinander lösten. Dann gingen wir ins Wohnzimmer, wo ich auf dem Tisch eine kleine Plastiktüte sah. Bestimmt Gras. "Sag mal... Wollen wir vielleicht noch einen rauchen?", fragte ich und zog grinsend eine Augenbraue hoch. Er verzog den Mund und schaute auf den Boden. Hab ich jetzt was falsches gesagt? Ich meine er kifft doch auch, oder? "Mhm... Wenn du unbedingt willst.", sagte er nach mehrern Sekunden. Ich nickte nur schmunzelnd. Ryan Warum will sie denn jetzt kiffen? Ich meine sie hat gestern gekotzt. Eigentlich schade. Irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass sie sie ausrastet und mir verbietet Drogen zu nehmen, oder sowas. Aber na gut, dann dreh ich jetzt halt einen... Nach ca. 8 Minuten, war der Joint weg und wir lagen neben einander auf der Couch. Sie spielten mit den Finger in meinen Haaren herum und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich hatte einen Arm um sie gelegt und starrte an die Decke, während meine Hand ihren Rücken streichelte. "Sag mal, was meinst du wie es ist, wenn man tot ist?", flüsterte ich. May hob den Kopf von meiner Brust und sah mich an. Unsere Blicke trafen sich. "Ich weiß nicht... Ich kann mir da gar nichts vorstellen. Und du?", antwortete sie leise. Ich lächelte und sah wieder an die Decke: "Ich glaube es ist, als würde man schlafen. Ein tiefer, fester, erholsamer Schlaf und jeder hat seinen eigenen Traum. Ich glaube das ist es, was die meisten Menschen als Paradies bezeichnen, denn jeder stellt es sich anders vor. Es sind einfach Träume, verstehst du?" May Ich nickte. Wow, irgendwie echt toll, was er da so sagte. Ich hatte noch nie so richtig darüber nachgedacht. Ok, meine Eltern leben ja auch noch, vielleicht denkt man durch so ein Erlebnis mehr über diese Dinge nach. Er legte seine Hand auf meine Taille. Ich spürte ein leichtes Kribbeln, das sich durch meinen Körper zog. Plötzlich vibrierte etwas. "Oh mein Handy, warte mal kurz, ist Corey... Ja, was gibts?", sagte Ryan und nahm den Anruf entgegen. Ich konnte beobachten, wie seine Augen sich weiteten und sein Mund sie immer weiter öffnete. Ich setzte mich auf und legte den Kopf schief. Er sah mich nur kurz an: "Ok, bleib ruhig, wir sind in 15 Minuten beim Krankenhaus." Dann war das Telefonat beendet: "Was ist passiert?", fragte ich hecktisch. Er sprang auf: "Corey hat Logan gerade gefunden, wir müssen zum Krankenhaus!" Mein Atem stockte kurz, dann sprang auch ich auf, rannte ihm nach in den Flur und zog mir blitzschnell die Schuhe an. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir ins Krankenhaus gekommen sind, so schnell ging alles. Kapitel 6: ----------- Ryan Ich riss die Eingangstür auf und rannte zur Treppe. 2. Stockwerk, hatte Corey gesagt. May folgte mir. Es wirkte alles wie in einem bösen Traum. Vielleicht wollte ich auch einfach nicht, dass es real war. Als wir die Treppe zum 2. Stock hinaufgelaufen waren, grenzte ich mein Tempo wieder ein. Ich konnte Sarah und Corey schon sehen. Er hatte den Kopf auf die Hände gestützt und sie lehnte an seiner Schulter. "Und wie geht es ihm?", fragte ich. Corey hob den Kopf: "Wir dürfen noch nicht zu ihm. Sein Zustand ist instabil und er hat starke innere Blutungen. U-und... Der Arzt meinte wir sollten schon mal mit dem schlimmsten rechnen." Seine Stimme zitterte. So hatte ich den sonst so starken, selbstbewussten, der wie ein Bruder für mich war, noch nie gesehen. Er schluchzte. Ich lehne mich an die Wand und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und durch die Haare. Scheiße! May stand ratlos daneben. Keiner wusste, was er sagen sollte, alle schwiegen. Ich hab es schon immer gehasst, auf diesen Gängen der Stationen zu warten, bis der Arzt kommt und einem sagt was los ist. Diese Ungewissheit und dieses scheiß Gefühl, dass man rein gar nichts tun kann! Ich fing an zu weinen. Corey hatte seine Tränen scheinbar schon aufgebraucht. Natürlich war Logan ein kleiner Spinner, der immer nur Mist baute, aber ein kleiner liebenswerter Spinner, der schon genau das gleiche hinter sich hatte wie wir und mit dem man Spaß haben konnte. Wir waren eine Familie. "Ich werd sie fertig machen! Das schwöre ich!", murmelte Corey. Sarah strich ihm mit der Hand über den Rücken: "Bleib ruhig, das bringt doch jetzt nichts!" Doch er schüttelte nur den Kopf: "Vergiss es, das kriegen sie wieder! Ist mir scheißegal, wie viele das sind und was für dicke Knarren die haben! Sowas macht keiner mit meinen Brüdern." Sarah sah mich bedrückt an, aber ich wendete den Blick ab, schaute zum Ende des langen, erdrückenden Ganges. May hockte sich neben mich und legte ihre Hand auf meine Schulter: "Es wird schon gut gehen." Es tat gut, dass sie versuchte mich zu beruhigen und mir das Gefühl gab, dass sie für mich da war. Trotzdem. Langsam musste doch mal jemand kommen und uns sagen, was nu Phase ist. Minuten fühlten sich an wie Stunden und das ticken der Uhr war fast schon bedrohlich. Diese gottverdammte Uhr, soll ihr Maul halten. Schon wieder fing ich an zu heulen. Es vergingen noch ca. 4 Stunden auf diese Art und Weise. Dann öffnete sich eine Tür. Ein großer Mann trat über die Türschwelle. Er hatte nur noch wenig Haare auf dem Kopf und trug eine rechteckige Brille. Es war der Oberarzt, wie ein Schild an seinem Kittel verriet. Ich stand auf und die anderen machten es mir nach. Der Arzt sagte mir und May 'Guten Tag' und gab uns die Hand. Dann begann er und es war wie immer, wie damals: "Also wir haben unser Bestes gegeben und wirklich alles versucht. Es tut mir leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber..." Das reichte. Mehr brauchte ich nicht zu hören, um zu wissen, dass Logan tot war. Ich starrte auf den Boden, unfähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen. Immer wieder hatte ich sein Bild vor Augen, wie er lachte und seine bescheuerten Witze riss. Ich nahm nichts mehr um mich herum wahr... Corey Nein! Das kann nicht sein! Der Typ soll seine Fresse halten! Der lügt doch! Ich starrte den Doctor an und spürte, wie die Wut in mir aufstieg... Es stimmt nicht, was er da sagt! Logan ist nicht tot! Nein! May "Corey, nicht!", schrie ich und versuchte ihn am Arm festzuhalten, doch vergebens. Er hatte dem Arzt schon seine Faust ins Gesicht geschleudert, welcher darauf hin zu Boden fiel. Sarah fing an zu schreien und boxte gegen seinen Oberarm: "Hör auf! Hör auf damit! Bitte hör doch auf!" Sie weinte so heftig, dass man Mühe hatte ihre Worte zu verstehen. Ihr Freund stand nun regungslos da und starrte auf sein Opfer. Seine Muskeln waren immer noch angespannt. Ryan kam mir vor, als wäre er grade in einer anderen Welt. Seiner Körper ist da, doch sein Geist, seine Gedanken, sind wie weggeblasen. Nur eine leere Hülle stand dort neben mir und nahm nicht mal wahr, dass sein bester Freund grade einen Arzt geschlagen hatte. Als Sarah Corey wieder beruhigt hatte und er sich entspannte, fing er an zu weinen. Doch Ryan, der vorhin noch einen ganzen Ozean vergossen hatte, stand einfach nur da. Emotionslos. Als wäre auch er gestorben. Logan Bevor ich starb, galten meine Gedanken Corey und Ryan, die sich immer um mich gekümmert haben. Die einzigen, die mich nicht wie ein Stück Dreck behandelt haben. Ich hoffe, die Ärzte haben den Brief in meiner Hosentasche gefunden und geben ihn euch. Ich konnte mir ja schon denken, dass es jetzt endlich mal so kommen musste. Kapitel 7: ----------- May Wir gingen alle noch zu Ryan und setzten uns in die Küche. Es herrschte schweigen. Ich saß auf Ryan's Schoß, er hatte seine Arme um mich gelegt und presste mich an sich. Sahra saß neben Corey und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Plötzlich seufzte Corey: "Ist scheiße." Wir nickten und Ryan antwortete: "Ja, aber wir können es nicht ändern. Eigentlich ist es besser so. Jetzt muss er das alles nicht mehr ertragen." Ich sah erst Ryan an und dann zu Corey, der unglaubwürdig das Gesicht verzog und zischte: "Was sagst du da?! Logan war doch glücklich, so wie es war. Er war zu jung um zu sterben!" Ryan starrte auf den Tisch: "Ach, denkst du das, ja?" Seine stimme war ruhig und er legte sein Kinn auf meine Schulter. Der Gesichtsausdruck von Corey hatte sich nicht geändert und er schüttelte den Kopf. Sarah legte ihre Hände beruhigend ab seine Unterarme und schaute ihm in die Augen, als wollte sie sagen 'Hey, hör auf'. Dann war die Stimmung scheinbar noch tiefer gesunken. Corey und Sarah blieben auch nicht mehr lange. Heute Nacht blieb ich natürlich bei Ryan, aber wir hatten keinen Sex. Er hat sich einfach nur an mich gekuschelt und ich an ihn. Ich konnte ihn nachts noch weinen hören, aber ich sagte nichts, weil ich nicht wusste was. Keine Worte, hätten das schönreden können. Ryan Natürlich mussten wir auch noch bei den Bullen antanzen. Immerhin wurde er ermordet. Oder galt das als Totschlag? Ich kenne mich damit nicht aus. Und natürlich haben wir ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir sagten einfach, wir hätte eine Vermutung wer es war, wüssten aber nicht warum. Ist klar, dass die auch noch wissen wollten, ob er in Drogengeschäffte verwickelt war, aber wir sagten nichts. Sonst wären wir wohl auch noch am Arsch gewesen. Auf die Polizei ist eh kein verlass. Die kümmern sich doch kein bisschen darum, wenn hier irgendein Junkie verreckt. Corey will es ja selbst regeln, aber ich werde mich da raus halten. Mit denen leg ich mich nicht an. Auf dem Polizeirevier, hatten sie uns außerdem etwas gegeben. Einen Zettel, der in seiner Hosentasche lag. Mit der Aufschrift 'Für Corey und Ryan'. Wir hatten beschlossen ihn später, in Ruhe zu lesen. Die Trauerfeier, sollte Übermorgen schon stattfinden, nach der Beisetzung. Corey hatte schon angekündigt, dass er nicht hingehen würde. So ein Arschloch! Macht einen riesen Aufstand und hat dann nicht mal den Anstand, dort zu erscheinen. Er meinte, dass er das noch nicht schaffen würde. Ich glaube, ich bin mittlerweile an diese Art von Feiern gewöhnt. Aber trotzdem ist es nicht so, als würde mir das nichts ausmachen! Corey Am Nachmittag saßen wir mal wieder bei Ryan. Diesmal im Wohnzimmer. Ich hielt den Zettel in der Hand. Ryan starrte ihn an. Ich seufzte: "Ok." Dann faltete ich ihn auseinander und laß vor: Lieber Corey, Lieber Ryan. Ich weiß, dass ich gleich sterben werde, deshalb schreibe ich jetzt noch diesen Brief. Ich war schon viel zu lange unbeschadet vor ihnen davon gekommen und irgendwann musste es ja mal ein Ende haben. Bitte weint nicht und ich hoffe ihr werdet glücklich, denn ihr wart die einzigen Menschen, die immer für mich da waren. Ihr wart meine Brüder und es tut mir leid, dass ich es euch nie gesagt habe, aber Leute, ich liebe euch wirklich. Vielleicht hat mein Tod ja auch was Gutes, ich meine vielleicht schafft ihr es jetzt besser von den Drogen los zu kommen. Oder ihr macht halt weiter. Dann aber richtig ok?! Ihr könnt alles haben, was mir gehört hat. Passt auf euch auf und macht keinen Scheiß. Viel Glück in dieser Dreckswelt. Logan Mir liefen die Tränen über die Wangen und auch Ryan, der sein Gesicht in den Händen vergrub, schluchzte. Ryan Ein paar Tage vergingen. Corey und ich stritten uns öfters, häufig hatte es etwas mit Logan zu tun. Wenn er das wüsste. Das hätte er nie gewollt, dass wir wegen ihm streiten. Und ich hatte meine täglich Dosis schon wieder erhöht. Für mich war das kein Problem, aber May wollte immer unbedingt mit machen. Wir hatten auch beschlossen in die Wohnung von Logan zu ziehen. Immerhin war sie sehr geräumig und top eingerichtet. Manche würden jetzt vielleicht sagen, dass es Schwachsinn ist, nach so kurzer Zeit schon zusammen zu ziehen, aber wir wollten es Beide. Es war, als wären wir füreinander bestimmt gewesen. Mit May lief eigentlich alles super. Aber natürlich kommen die Probleme nur selten allein. Ich hatte eine Abmahnung bekommen. Sollte ich noch einmal zu spät kommen, werde ich gekündigt. Und meine Chancen stehen schlecht, dann etwas neues zu finden. Höchstens etwas ganz, ganz mies bezahltes. Ich war grade auf dem Weg nach Hause. May hatte ihre Wohnung schon übergeben und ihre Sachen standen zurzeit in meinem Keller. Ich schloss die Tür auf und hörte Musik aus dem Badezimmer. Ich klopfte an die Tür. "Komm rein!", reif sie. Sie saß in der Badewanne, hörte laut Musik, irgendeine Rockband und hatte in der einen Hand ein Glas Sekt, in der anderen einen Joint. "Na, du lässt es dir ja gut gehen, was?!", ich lächelte. Sie nickte: "Na ja, warum nicht?"Ich ging zu ihr, um sie zu küssen. "Hast du dir den selbst gemacht?", erkundigte ich mich. "Ja, ich hoffe du hast nichts dagegen.", antwortete May, während sie mich entschuldigend ansah. Ich schüttelte den Kopf: "Schon Ok. Aber übertreib es nicht." Sie verzog das Gesicht und nuschelte: "Du nimmst viel mehr als ich." Ich drehte mich um und ging langsam Richtung Tür, im Türrahmen blieb ich stehen und seufzte: "May, bitte!" Dann ging ich in die Küche, um das Essen vorzubereiten. May Ryans Essen schmeckte wie immer super. Ich frage mich nur was er damit meint, dass ich es nicht übertreiben soll. Immerhin war er nicht besser, oder eigentlich schlimmmer. Aber ich fragte lieber nicht nach, da das Thema ihn zu belasten schien. "Und, mal wieder was von Corey gehört?", fing ich an. "Nee, nach der letzten Diskussion ist wieder Funkstille. Irgendwie scheiße, wenn man bedenkt, dass wir vor kurzem noch unzertrennlich waren. Aber das mit Logan hätte keiner aufhalten können. Wir wussten alle, dass es irgendwann so kommen würde.", sagte er nachdenklich. Stumm, nickte ich und sah auf den Tisch. Nun ja, der Verlust einer geliebten Person bringt immer Veränderungen mit sich. In dem Fall nur schlechte. Ryan fing abwesend an zu reden: "Ich hab echt alles verloren. Meine zwei besten Freunde, meine Eltern und bald auch noch meinen Job." Hilflosigkeit stieg in mir auf. Manchmal wusste ich nicht genau, wie ich ihm helfen konnte. Ich stand auf, ging zu ihm und legte meine Arme von hinten um ihn: "Aber du hast noch mich und ich werde bei dir bleiben! Versprochen." Plötzlich schlug er meine Arme weg und stand auf: "Ja, ganz toll! Echt! Das bringt mir ja auch so viel!" Sein Ton war schroff und er sprach laut. Warum war er plötzlich so gemein? Was soll das jetzt? Ich dachte er liebt mich, so wie ich ihn. Meine Augen füllten sich mit Flüssigkeit und meine Lippe fing unkontrollierbar an zu zittern. Ich starrte ihn an. Auf einmal wurde Ryans Blick wieder sanfter, fast etwas erschrocken. Langsam ging er auf mich zu, hob die Arme und schlang sie um mich: "Es tut mir leid! So war das nicht gemeint, wirklich! Ich wollte dich nicht verletzen, May. Ich liebe dich. Bitte, verzeih." Ich nickte, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und einen auf die Stirn. Dann löste er sich wieder und ging ins Wohnzimmer. Ich blieb noch einen Moment in der Küche stehen. Als ich etwas klappern hörte ging ich langsam zur Wohnzimmertür und lehnte mich gegen den Rahmen. Er erwärmte grade irgendeine Flüssigkeit mit einem Feuerzeug, wahrscheinlich Heroin. Mein Blick fiel auf den Boden: "Ich geh schon mal ins Bett, kommst du dann auch gleich?" Konzentriert starrte er auf die Flüssigkeit und nickte... Kapitel 8: ----------- Ryan Als ich aufwachte, war es 10 Minuten vor Arbeitsbeginn. Scheiß drauf! Eigentlich hab ich mir heute mit Absicht keinen Wecker gestellt. Ich hol mir heute einfach meine Kündigung ab und dann ist das Thema für mich durch. Ich hab echt keinen Bock mehr. Ich kam zirka eine halbe Stunde zu spät. Genau richtig! Der Chef meinte nur 'Du weißt, was das zu bedeuten hat' und Chiara schüttelte nur den Kopf. Die können mich alle mal! Hab ich mir nur gedacht. Keine weitere Minuten, tu ich mir das hier an, mit diesen Idioten. Als ich wieder nach Hause kam, saß May am PC und schrieb so eine Kolumne. Ich begrüßte sie mit einem Kuss und warf mich auf die Couch. Als ich grade den Fernseher eingeschaltet hatte vibrierte mein Handy. Es war Corey. "Ja?" "Hey, können wir uns nachher mal treffen? Ich muss mit dir reden." "Ja geht klar. Wann und wo?" "So in einer Stunde im Park?" "Ok. Bis dann." "Ciao." Dann war das Gespräch wieder beendet. "Wer war das?", fragte May, die immer noch auf die Tasten hämmerte. "Corey. Er will mit mir reden.", antwortete ich. Sie nickte. Ich schaute noch eine halbe Stunde fern, bevor ich los ging. "Bis später.", sagte ich zu May und gab ihr noch einen Kuss. Corey Ich werde ihm jetzt sagen, dass ich nicht mehr mit ihm befreundet sein will. Auch wenn es mir schwer fällt, aber ich kann das nicht mehr. In letzter Zeit ist zu viel passiert und es kotzt mich an, wie er damit umgeht. Ich meine, er und May wollen jetzt sogar die Wohnung von Logan übernehmen, einfach so! Ah, da kommt er ja schon. "Hey.", begrüßte ich ihn ohne ihm die Hand zu geben. "Was ist los?", fragte Ryan, der leicht verunsichert aussah. "Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Das heißt unsere Freundschaft ist hiermit beendet.", antwortete ich ausdruckslos. Ryan sah mich schockiert an: "A-Aber, warum? Wir sind schon seit dem Kindergarten beste Freunde! Nur weil Logan jetzt tot ist, willst du das alles wegschmeißen?!" Wie bitte? Der hat immer noch nichts gecheckt! Ich warf ihm einen bösen Blick zu: "Nur?!" Mein Gegenüber seufzte und ließ die Schultern hängen: "Corey, bitte! Wen hab ich denn schon außer dir? May vielleicht, aber wie lange das hält weiß auch niemand." Natürlich tat es mir leid und ich hätte in diesem moment echt heulen können, aber ich habe meine Entscheidung getroffen! Kopfschüttelnd wiederholte ich: "Nein, Ryan. Ich will NICHT mehr mit DIR befreundet sein!" Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging. "Viel Glück.", hörte ich Ryan noch traurig sagen. Scheiße, wieso ist er immer so abhängig von anderen? Es wäre leichter für mich, wenn er mich beschimpft hätte, total ausgerastet wäre. Aber ich konnte schon ahnen, dass es so laufen würde. So war Ryan einfach... May Die Flurtür öffnete sich. Ich saß immer noch an meiner Kolumne. "Das ging ja schnell. Was wollte er denn?", fragte ich ohne vom Bildschirm weg zu schauen. Es kam keine antworte. Ich hörte wie er in Bad ging, die Tür hinter sich zuschlug und abschloss. Dann sprang ich panisch auf und rannte zur Tür: "Ist alles ok?! Wieso schließt du ab? Ryan?" Auch jetzt bekam ich keine antwort. Es klapperte und die Dusche wurde aufgedreht. Vielleicht wollte er jetzt einfach etwas Zeit für sich? "Wenn du reden willst, dann bin ich für dich da, ja?", ich hatte Angst. Doch ich ging wieder ins Wohnzimmer. Es ließ mir keine Ruhe, jedoch wollte ich keinesfalls aufdringlich sein. Er kommt bestimmt gleich her und erzählt mir alles! Bestimmt. Nach  20 Minuten, war immer noch kein Ryan in Sicht. Ich hörte zwar noch das Wasser laufen, aber es war komisch. Normalerweise duscht er nicht so lange. Ich ging noch mal zum Bad und schlug gegen die Tür, während ich panisch schrie: "Ryan!!! Mach die verdammte Tür! Ryan ich mach mir Sorgen, bitte sag doch was!" Keine Reaktion. Ich lauschte an der Tür. Es hörte sich an, als würde das Wasser nur noch auf den Boden der Badewanne prallen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte Coreys Nummer. Nach dem dritten Piepen ging er ran, doch bevor er irgendwas sagen konnte schrie ich an mein Handy: "Was hast du gemacht?! Habt ihr Euch gestritten? Ich hab Angst Corey, ich glaube er hat sich irgendwas angetan!" Ich musste weinen. Am anderen Ende herrschte schweigen. Ich schrie erneut: "Corey!" "Ich bin in 5 Minuten da.", sagte er und legte wieder auf. Meine Beine fingen an zu zittern und ich sackte an der Tür zusammen. Scheiße, hoffentlich geht es ihm gut! Es war wieder, als wäre die Zeit stehen geblieben. Langsam waren meine Tränen aufgebraucht, doch ich konnte nicht aufhören, vor Verzweiflung zu schreien. Dann klingelte es endlich. Blitzschnell drückte ich auf den Knopf, der den Eingang öffnete und riss die Tür auf. Corey kam die Treppe hochgelaufen: "Wo ist er?", fragte er noch im Hausflur. "Im Bad.", schluchzte ich. Corey stieß mich zur Seite, obwohl ich ihm schon Platz gemacht hatte. Er ging einen Schritt von der Tür nach hinten und trat gegen sie. Mit einem Ruck, fiel die Tür aus dem Rahmen. Das Bad war vernebelt, vom Wasserdampf. Corey ging vor, ich hinterher. Und dann sah ich ihn. Ryan lag in der Ecke vor der Badewanne und war bewusstlos. Überall an ihm klebte Blut. Seine Arme und seine Brust, überall tiefe, lange Schnitte. Corey hatte sich vor ihn gekniet und versuchte ihn anzusprechen, während er seinen Kopf stützte. Dann drehte er den Kopf zu mir: "Jetzt ruf doch endlich mal den Notarzt!!!" Ich nickte nur und rannte in die Küche. Am Telefon war ich so hecktisch und verheult, dass der Mann am anderen Ende alles fragen musste. Als der Anruf beendet war rannte ich wieder ins Bad: "Sie sind gleich da." Corey sah mich nicht an. Sein Oberteil und seine Hände war blutverschmiert. Er starrte Ryan flehend an. Nachdem der Krankenwagen ihn motgenommen hatte, fuhren ich und Corey hinterher ins Krankenhaus. Wir sprachen kein Wort miteinander. Ryan, bitte halt durch! Bitte, gib nicht auf! Ich brauche dich.  Kapitel 9: ----------- Corey Mist! Ich konnte doch nicht ahnen, dass er so darauf reagieren würde. Wenn er jetzt stirbt, dann bin ich Schuld daran. Man, Ryan bitte stirb nicht! Es war wieder da gleiche warten, wie an dem Tag als Logan starb. Entsetzlich. Doch die Ärztin, die uns vorhin über den Weg lief, meinte wir hätten noch zur richtigen Zeit angerufen. Ich denke das kann man positiv auffassen. Irgendwie verspürte ich den Drang, mich bei May zu entschuldigen und sie zu trösten, doch ich tat es nicht. Ich konnte mich nicht dazu überwinden. May Endlich! Es ist alles gut gegangen und wir können jetzt sogar schon zu Ryan ins Zimmer. Ich sprang auf und wollte zum Zimmer gehen, doch dann fiel mir Corey ein: "Kommst du mit zu ihm?" "Ich weiß nicht. Geh vor, ich warte erstmal hier.", antwortete er. Ich nickte und setzte meinen Gang fort. Ryan lag im Bett und starrte an die Decke. Ob er jetzt froh oder traurig war, konnte ich nicht deuten, doch ich weiß, dass ich in diesem Moment überglücklich war. Ich rannte auf ihn zu und umarmte in, nachdem ich ihm einen Kuss gegeben hatte. Dann setzte ich mich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Ryan sah mich an: "Es tut mir leid! Aber ich war... Ich weiß nicht." "Ist schon Ok, ich versteh dich. Corey ist auch hier.", erzählte ich ihm. Ryan's Augen weiteten sich und er schluckte: "Warum?" "Ich hatte ihn vorhin angerufen.", erklärte ich ihm. Sein Blick richtete sich auf seine Bettdecke.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)