Leben, Liebe, CHAOS von Dragonangel-Jana ================================================================================ Kapitel 12: Alte Heimat, schwere Bürde -------------------------------------- „Du hast bisher noch nicht viel über dein früheres Leben erzählt.“ Redet Trillian einfach drauf los und sieht mich auffordernd an. „Das mache ich auch erst, wenn mir danach ist und nicht wenn mich jemand dazu veranlassen will.“ „Hmmm.“ Beleidigt über die Abfuhr dreht er sich zum Fenster. `Warum soll ich jetzt darüber reden, wenn ich gegen die schmerzhaften Erinnerungen ankämpfe! Also echt, daran wie ich mich vielleicht gerade fühle denkt der nicht! ´ Ich spüre meinen schnellen Herzschlag, während ich aus den Wagen steige. Nun stehe ich vor einem verlassenen Gebäude, welches in dem schwachen, flackernden Licht der Straßenlaterne so unwirklich erscheint. Wir gehen zum Eingang, doch die Tür steht bereits offen und von innen kommen Geräusche. „Leise und langsam, aber wenn jemand auf einen Gegner trifft gilt: schnell und unkompliziert. Alles klar!“, erklärt Smoky die Vorgehensweise, doch davon bekomme ich nicht mehr viel mit, weil ich schon um die Hausecke verschwunden bin. `Was ist das führ ein Gefühl?´ Als ob mich etwas rufen würde, schleiche ich dicht an der Hauswand entlang. Bei jedem Fenster schiele ich kurz hinein, nur um dann geduckt darunter durch zu kriechen. `Nur noch eins.´ „Hast du schon mitbekommen, dass der Boss ein Balg haben soll?“ `Scheiße! Und was jetzt?´ Ich hocke hier unter dem letzten Fenster und hoffe, die beiden werden mich nicht bemerken. `Also, da ich momentan nicht weiter komme, höre ich einfach mal zu, vielleicht finde ich noch etwas Interessantes heraus. „Ja, eine Tochter, oder?“ `Der Typ soll eine Tochter haben? Wer war denn die Ärmste, die auf ihn reingefallen ist?´ „Genau, aber nicht von irgendeiner oder aus einer Laune heraus.“ „War ja klar, dass der vorher alles genau plant. Du weißt wer die Mutter ist, stimmts?“ `Na, nun rede endlich weiter! Sind das Kampfgeräusche?´ “Was ist denn jetzt schon wieder los.“ „Die bekommen auch nichts alleine auf die Reihe!“ Schon verschwinden sie, leider kann ich jetzt nichts weiter über die Frau herausfinden. Ich schleiche um die Ecke und entdecke eine Tür, die den Weg in den Zwischenraum von Erde und Veranda frei gibt. `Warum ist die mir früher nicht aufgefallen? Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich immer nur über die Treppe in den Garten gestürzt und wieder zurück ins Haus.´ Ich öffne sie und quetsche mich hindurch. Hier existiert ein rechteckiges Loch in der Hauswand und dahinter ist ein Raum. Nachdem ich es hinein geschafft habe und sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, stelle ich fest, dass ich mich im Keller befinde. Es gibt nur einen schmalen Gang, dem ich folge. Im anschließenden Raum befindet sich ein Altar. Ich trete näher. „Das ist es.“, flüstere ich ehrfürchtig. Wie benommen, streiche ich mit der Hand darüber und fühle eine starke Verbindung. Plötzlich reisen mich Stimmen aus meiner Trance. „Was soll der Mist! Durchsucht alles! Schattenschwinge will um jeden Preis dieses beschissene Buch haben.“ `Verdammt! Ich muss hier weg.´ Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappe ich mir das Buch und renne zurück zum Loch. Hier vergewissere ich mich, niemanden zu begegnen, sodass ich zuerst das Buch und dann mich durch den Ausgang hieve. Unter der Veranda hervor geschafft versuche ich so schnell wie möglich und doch sehr vorsichtig zurück zum Wagen zu gelangen. Doch dort stehen nicht mehr die Autos. Mir bleibt keine Wahl. Ich renne die Straße entlang. Auf einmal überkommt mich ein komisches Gefühl und ich renne völlig blind in den angrenzenden Wald hinein. Keine Ahnung, wo ich bin, noch warum ich hier bin, breche ich einfach zusammen. `Wer ist das? Vanzir? Nein, nicht nur.´ Ich höre viel aufgeregte Stimmen, die durcheinander reden. „Was ist denn passiert?“ Die Anderen sehen mich völlig erleichtert an. „Das wollten wir eigentlich von dir wissen. Als wir im Haus waren und die Kämpfe begannen, warst du plötzlich verschwunden. Es war alles zu chaotisch und wir mussten verschwinden.“ Vanzir hilft mir während der Erklärung auf die Beine. Ich höre allerdings nicht zu, denn stattdessen mustere ich meine Umgebung. Wir stehen auf einer kleinen Lichtung, die eine dunkle Magie ausstrahlt. Die Bäume und Büsche stehen dicht aneinander, der Himmel ist wolkenverhangen, grau, lichtundurchlässig und das Gras ist kurz, strohig. „Wir hatten nicht einmal bemerkt, dass du verschwunden warst. Erst als Iris uns darauf ansprach.“ Verdutzt sehe ich Roz an, der sich verlegen am Hinterkopf kratz und zu Himmel hinauf sieht. „Was? Wo ist das Buch?“ Suchend mustere ich meine Freunde und die Umgebung. „Du hast es gefunden?“ noch bevor ich auf Camilles Frage antworten kann, brüllt Smoky: „Und du hast es verloren! Wie kannst du so etwas wichtigen nur verlieren?“ Er redet wildes Zeug durcheinander, dass keiner zu verstehen schein. Redet sich immer mehr in Rage und beginnt plötzlich zu rauchen, was mich daraus schließen lässt, er wird sich verwandeln. Ich spüre wie sich die Luft verändert. Dieser Ort bringt einen dazu, negative Gefühle zu verstärken. Ich erschaudere und kralle mich immer mehr in Vanzirs Hemd, so dass er mich schützend in die Arme schließt. Er spannt seine Muskeln an, richtet sich auf und seine Aura strahlt Angriffslust aus. „Bitte lass dich nicht darauf ein.“ Flüstere ich ihm zu und sage dann etwas in Camilles Richtung: „Nur du kannst ihn beruhigen.“ Ich habe Angst um Cami, doch ich vertraue ihr im Bezug auf diesen feurigen Drachen, deshalb wende ich mich Vanzir zu. „Bitte, bitte sieh mich an.“ Langsam senkt sich sein Kopf in meine Richtung, doch sein Blick fixiert weiterhin stur und gefährlich den Drachen. Nun strecke ich meine zitternde Hand zu ihm hoch. Ich will seine Wange berühren und als ich sie berühre, richtet sich ein Blick auf mich. Sekunden später zieht er mich auf Augenhöhe und völlig überrumpelt spüre ich seine heißen Lippen auf meinen. Meine plötzliche Schockstarre löst sich, so dass ich mich gänzlich in diesem Kuss verliere. Eine halbe Ewigkeit vergeht, bis er sich von mir löst und wir uns schwer atmend gegenüber stehen. Ich bin durchflutet von tausenden Glücksgefühlen. Wir sehen uns einfach nur in die Augen, als sich bei und beiden gleichzeitig ein Lächeln auf die Lippen schleicht. Alles ist so perfekt. Ich befinde mich in seinen Armen, bin einfach nur über glücklich und würde für immer so hier stehen bleiben, als Rozs Lachen uns wieder in die Gegenwart zurück. Aus der Fassung gebracht, sehen wir ihn an. „Was ist so lustig?“ Erklang Vanzirs Stimme über mir. „Ach wir versuchten krampfhaft Smoky zu beruhigen, als er plötzlich einfach wie erstarrt stehen blieb und euch anstarrte, weil ihr anderweitig vertieft wart. Man, der hätte uns echt erledigen können und ihr habt nichts besseres zu tun, als zu knutschen!“ „Was denn? Ging doch alles gut.“ Witzelte Vanzir drauf los, doch ich spürte, er wollte dadurch nur dieser unangenehmen Situation ausweichen. „Du hast also das Buch gefunden. Wo bist du denn lang gelaufen? Vielleicht finden wir es.“ Spricht Trillian jetzt erst. Wir nicken ihm zu. Ich schieße kurz die Augen, um mich an meinen gestrigen Weg durch den Wald zu erinnern. Ohne auf die Anderen zu achten, setzte ich mich in Bewegung, nur um dann stolpernd durch das Dickicht zu stapfen. Die Zweige schlagen mir ins Gesicht, mit den Klamotten bleibe ich öfters irgendwo hängen. Ich höre das Gefluche meiner Freunde, allerdings interessiert es mich nicht sonderlich, da ich wieder das Gefühl habe, gerufen zu werden. Wenig später stand ich vor einem alten, riesigen, hohlen Baum. „Wow, das ist mal ein Baum.“ Vernahm ich dumpf Camis Stimme hinter mir. Anscheinend haben sie sich auch endlich durch das Unterholz geschlagen. Langsam und behutsam trete ich an den Baum heran. Mit einem heftigen Schmerzensschrei sinke ich auf die Knie. `Was war das denn? Warum habe ich das Gefühl zerrissen zu werden?´ „Du hast hier nichts verloren! Als Mischling zweier solchen Gegensätze darfst du das Buch nicht erhalten. Niemals!“ `Was? Ich glaub, ich hör nicht richtig!´ „Dieses Buch gehört aber meiner Familie und ich bin die Nächste in der Chronik.“ Presse ich durch meine Zähne. Auf ein Mal umgibt mich ein leuchtend goldenes Licht, meine Schmerzen verschwinden und ich erkenne das Buch vor mir. Es kommt auf mich zu, nachdem ich es in meine Arme schloss, erlischt das Licht, die Stimme schreit immer wieder „Nein!“ und mit jedem Mal, wird sie leiser. Mit dem Buch in den Armen lande ich etwas unbeholfen auf meinem Po. „Autsch.“ „Hey, da ist sie wieder!“ „Wo warst du auf einmal?“ Auf mich prasselten die Fragen nur so ein. `Wo ich war? Woher soll ich das denn wissen! Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass ich verschwunden war.´ „Was solls. Ich hab das Buch, also ist der Rest doch unwichtig.“, sage ich bestimmend. Ich versuche aufzustehen, aber meine Beine zittern recht stark, mir ist auch so schwindlig. Dieser Ort macht mich noch wahnsinnig! Ich spüre zwei starke Arme, welche mich behutsam hochheben und ich getragen werde. Ich bin noch bei Bewusstsein, zu mindest denke ich das. Vor meinem inneren Auge wird alles rot und ich höre eine düstere Stimme: „Sehr schön! Jetzt musst du es nur noch zu mir bringen. Folge einfach den Drang des Bösen, meine kleine Blutrose.“ „Was!“ Ich saß kerzengerade. Ich kann mich nicht mehr an das Gesagte erinnern, nur dieser Name schwirrte durch meinen Kopf. Den hatte ich schon öfters in meinen Träumen, aber auch im meinen Albträumen gehört. Was genau geschehen war, wusste ich nie, alles was hängen blieb war der Name, diese Bezeichnung, so beängstigend und vertraut. „Jane! Jane, hörst du mich?“ Ein geliebtes Gesicht erscheint vor meinen Augen. „Wo bin ich?“ „Im Gästezimmer der Schwestern. Wir sind gleich nach deinem Zusammenbruch, hier her gefahren.“ Ich spüre seinen musternden Blick auf mir, doch dieser Name will mich nicht in Ruhe lassen. „Jane, was beschäftig dich so?“ „Blutrose.“, murmel ich vor mich hin, dann sehe ich ihn an. „Weißt du etwas über `die Blutrose´?“ Er verneint es, allerdings sehe ich in seinen Augen, dass er lügt. `Warum verschweigt er es mir?´ “Kommst du mit runter?“ Nickend bestätige ich seine Frage und stehe vorsichtig vom Bett auf. Ich trage bequeme Sachen, höchstwahrscheinlich von Delia. Tapsend folge ich ihm in die Stube, in der sich bereits alle versammelt hatten und auf das Buch starrten. `Das ist es, aber was soll ich jetzt damit machen?´ Ich setzte mich zu Morio aufs Sofa. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)