Speciousness von Lina_Kudo (Trügerischer Schein (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 3: New Start -------------------- Kapitel 3: NEW START „Ich möchte nicht mehr länger warten!“ ****Rückblick**** Ran lächelte ihn entschuldigend an. »Na ja, wir waren eben noch unterwegs und ich habe total die Zeit vergessen. Außerdem ist morgen doch sowieso Samstag.« Bestimmt war sie in irgendeinem Club oder Disko und hatte die ganze Nacht wild durchgetanzt. Das konnte sie einem kleinen Jungen natürlich schlecht im Detail erzählen. Allein die Vorstellung, wie sich bestimmt diverse Männer an sie herangemacht hatten auf der Tanzfläche, ließ sein Blut regelrecht kochen. Und wieder einmal verfluchte er das Schicksal, das es anscheinend nicht mit ihm gut gemeint und ihn in diesen Kinderkörper gesteckt hatte. Zwar wusste er, dass er gerade dabei war, sich in Selbstmitleid zu suhlen, doch er hatte nicht das geringste Bedürfnis, irgendetwas dagegen zu unternehmen. ****Rückblick**** Die nächsten Tage verstrichen wie im Fluge und es nahm alles seinen gewohnten Lauf. Na ja, fast. Ran war nämlich nun öfter unterwegs als jemals zuvor. Normalerweise blieb sie ja fast immer zu Hause, schmiss den gesamten Haushalt, lernte für die Schule oder verbrachte ihre restliche Zeit mit ihm. Die Tatsache, dass sie nun ihre meiste Freizeit außerhalb der Wohnung und vor allem ohne ihn verbrachte, störte ihn gewaltig, auch wenn das vielleicht selbstsüchtig war. Selbst wenn er sie als Shinichi anrief, freute sie sich gar nicht mehr so wie früher. Außerdem war sie so ungewöhnlich gut gelaunt. Zwar war sie das in seiner Gegenwart fast immer, weil sie eine Frohnatur war, aber trotzdem. Natürlich freute er sich, wenn es ihr so überaus gut ging. Aber diese gute Laune kam ihm etwas … übertrieben und unpassend vor. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Das sagte ihm sein Instinkt. Und darauf hatte er bisher ja immer vertrauen können. Konnte es vielleicht sein, dass … Nein. Er wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Denn allein dieser Gedankengang brach ihm das Herz. Sie … hatte doch nicht jemanden kennengelernt, oder? Er musste es herausfinden. Komme, was wolle! Als er am späten Nachmittag von Professor Agasa wieder nach Hause kam, hörte er auch schon ein fröhliches Summen aus Rans Zimmer. »Hallo Ran, ich bin wieder zurück«, begrüßte er sie von der Tür, und wieder einmal verschlug ihm ihr Anblick die Sprache. Meine Güte, hatte sie sich wieder herausgeputzt. Wenigstens hatte sie etwas mehr an als beim letzten Mal, aber trotzdem war sie äußerst schick gekleidet mit einem eleganten, knielangen Etuikleid in einem leuchtenden Rot und schwarzen Pumps, die ihre ohnehin bereits sehr langen Beine noch länger erschienen ließen. Wo wollte sie denn jetzt wieder hin? »Hallo mein Kleiner. Essen habe ich für dich schon vorbereitet; du musst es nur in die Mikrowelle schieben und fertig, okay? Ich habe noch etwas vor.« Ach, was du nicht sagst. Conan machte ein enttäuschtes Gesicht. Und diese Enttäuschung war keineswegs aufgesetzt. »Also muss ich wieder alleine essen?«, fragte er traurig und hoffte, sie damit doch noch dazu bewegen zu können, zu Hause zu bleiben. Bei ihm. Normalerweise zog diese Masche bei ihr immer. Ihr Herz war immer so leicht zu erweichen gewesen. Bis vor Kurzem zumindest. »Tut mir leid mein Kleiner, aber diese Verabredung kann ich leider nicht absagen«, entschuldigte sie sich, kniete sich zu ihm hinunter und tätschelte ihm versöhnlich den Kopf. Verabredung? Mit wem? »Du hast eine Verabredung? Mit wem denn? Und wo?« Er musste sich sehr beherrschen, um seine nun vollends ausgebrochene Eifersucht zu zügeln. Oh man, er klang doch gerade echt wie ein krankhaft eifersüchtiger Ehemann. Ran schien dies jedoch glücklicherweise nicht so zu sehen. Und wenn doch, ließ sie sich aber überhaupt nichts anmerken. »Ja, ich gehe mit Herrn Araide essen. Er ist echt total nett und anständig, nicht wahr? Noch dazu sieht er wirklich gut aus. Und dann ist er auch noch Arzt; also die perfekten Voraussetzungen hat er. Da muss man Sonoko wirklich Recht geben. Wir gehen in das Restaurant im obersten Stockwerk des Baker-Center-Gebäudes, also richtig fein essen. Ich bin schon total aufgeregt.« Das strahlende Lächeln auf ihrem Gesicht brach Conan das Herz. Fassungslos sah er zu Boden. Das durfte nicht wahr sein. Das war ein ganz schrecklicher Albtraum. Es fühlte sich an, als ob unzählige Schwerter gerade sein Herz durchbohrten. Hatte sie ihn etwa schon vergessen? Hatte sie es nun endgültig satt, auf ihn zu warten? Wollte sie sich stattdessen auf Araide einlassen? Und was ihn am meisten traf: Sie ging mit ihm zu diesem Restaurant essen. Das Restaurant, in dem sie mit ihm war. An dem Ort, wo er ihr eigentlich seine Liebe gestehen wollte. Sein Mund fühlte sich staubtrocken an, als er seine Stimme wiederfand: »Ist das da, wo du mit Shinichi gegessen hast?« Schlagartig wurden Rans Augen traurig. »Ja, da hast du Recht«, bekam sie lediglich ein Flüstern zu Stande. Doch im nächsten Moment strahlte sie reine Zuversicht aus. »Ich habe mir gedacht, dass der Ort, an dem er mich sitzen gelassen hat, ideal dafür ist, um einen neuen Lebensabschnitt zu wagen, verstehst du? Obwohl: Du bist noch zu jung, um das zu verstehen. Irgendwann habe ich nämlich auch ich nicht mehr die Kraft, zu warten ohne Aussicht auf … na ja, Glück. Wo habe ich denn die Garantie, dass er wirklich jemals wieder zurückkehren wird? Jedes Mal, wenn ich ihn mal kurz zu Gesicht bekomme, verschwindet er genauso schnell, wie er gekommen ist. Immer zieht er die Fälle mir vor. Ihm kann doch gar nicht so viel an mir liegen. Warum sollte ich all meine Liebe ewig für jemanden aufheben, dem jeder noch so kleine Fall wichtiger ist als ich?« Zum Ende hin wurde sie doch deprimiert, was man ihr auch deutlich ansah. Für Conan wurde das dadurch noch unerträglicher als ohnehin schon. Am liebsten würde er jetzt sofort die Katze aus dem Sack lassen und ihr die ganze Wahrheit sagen. Aber … sie in Gefahr zu bringen, nur, damit sie weiterhin auf ihn wartete. Nur, um seinen Arsch zu retten, damit sie ihm nicht aus den Fingern glitt. Er konnte nicht so egozentrisch sein … »Aber er hat dich doch gebeten, dass du auf ihn warten sollst. Er hat versprochen, zu dir zurückzukehren. Und wenn es das Letzte ist, was er in seinem Leben noch tun wird …« Sein Herz raste, als er seine Worte von damals wiederholte. Von Conans Stimme war am Ende nur noch ein Hauchen übrig. Seine Augen waren zu Boden gerichtet, doch trotzdem spürte er ihren Blick auf ihm brennen. »Und was er sagt ist Gesetz oder wie? Er ist ein analytischer, rationaler Denker, der von Gefühlen nicht die geringste Ahnung hat. Zwar hat er mir in London damals indirekt seine Liebe gestanden …« Sie stockte kurz, während sich auf ihren Wangen doch ein verräterischer Rotschimmer bildete. Conan war in diesem Moment jedoch zu blind, um davon Kenntnis zu nehmen. »Doch wenn er mich wirklich lieben würde, dann wäre er jetzt hier und würde nicht was weiß ich wo ständig an irgendwelchen Fällen arbeiten. Bei uns in Tokyo mangelt es schließlich auch nicht gerade an diversen Mordfällen.« Sie sah auf die Uhr. »Oh, schon so spät? Ich muss jetzt wirklich los, sonst komme ich noch zu spät. Also wenn ich zurück bin, wirst du schon im Bett sein; also wünsche ich dir schöne Träume und bis morgen, ja?« Sie gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und verließ schnellen Schrittes die Detektei. Conan blieb zutiefst schockiert zurück. Noch nie in seinem Leben war er sich so schäbig und einsam vorgekommen. Am liebsten wollte er raus aus seiner Haut. Mit irgendeinem Körper tauschen oder vielleicht sogar sein Gedächtnis löschen lassen, um tatsächlich nur noch ein normales siebenjähriges Kind sein. Alles war ihm lieber als den Schmerz, den er gerade durchlitt. Es fühlte sich für ihn so an, als wäre er ein Atemzug davon entfernt, sie zu verlieren. Oder hatte er sie schon längst verloren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)