Pokémon - A Tribute von Ligeia (Neue Abenteuer in Rubikon) ================================================================================ Kapitel 3: Ein neuer Freund --------------------------- Den Weg zu Professor Maples Labor hatten Valentina und Porygon schnell zurückgelegt und jetzt stand erstere keuchend von den vorangegangen Anstrengungen und immer noch etwas verstört vom Angriff Ursarings vor der Tür und war sich nicht sicher, ob sie wirklich – mit vier Stunden Verspätung – klingeln sollte. Das Mädchen bewegte den Finger in Richtung Knopf, seufzte jedoch dann und ließ ihn wieder sinken. „Ich kann das nicht“, murrte sie. „Pory“, kam es aufmunternd von unten und blickte zwischen ihre Füße. „Pory por pory por por por pory. Por por. Pory pory por… por pory pory pory Porygon!“, versuchte ihr das Pokémon zu erklären und sie musste unwillkürlich lachen, als sich kleine Flämmchen in seinen Augen bildeten, während es seine Kampfrede hielt – zumindest klang es danach, denn Valentina hatte eigentlich keine Ahnung, was das kleine Wesen ihr da gerade sagen wollte. Trotz allem verfehlte es seinen Effekt nicht; mit einem sanften Lächeln betätigte das Mädchen nämlich nun endlich die Klingel. Von Innen tönte ohrenbetäubender Lärm: Rascheln, Klacken, ein Gong, das Klirren von Metall und Papier das zerknüllt und weggeworfen wurde. Immerhin, der Professor schien noch da zu sein. Nach einigen Sekunden wurde alles still und kurz darauf wurde die Tür geöffnet: Der Professor war ein großer, schlanker Mann Anfang vierzig; das verrieten allerdings nur die Fältchen, die sich beim Lachen um die Augenspitzen und in den Mundwinkeln bildeten, denn ansonsten sah er vielleicht höchstens wie dreißig aus. Sein Haar war von einem verwaschenen braun und er trug es meistens wild durcheinander, sodass ein Rückschluss auf seine Arbeit nicht gerade schwer fiel. Wem das noch nicht genügte, dem sollten der lange weiße Kittel und die schmale, randlose Brille Zeichen genug sein, dass Professor Charles Maple Wissenschaftler war. Ursprünglich stammte er aus dem Klimainstitut bei Baumhausen City in Hoenn, doch inzwischen erforschte er von Trinomica Island aus das globale Klima im Zusammenhang mit dem Ökosystem der Pokémon. „Ach, Valentina, du bist’s. Komm doch rein“, sein freundliches Lächeln und seine zuvorkommende Art ließen in keinster Weise vermuten, dass er ihr wegen der Verspätung böse war. „Guten Tag, Professor“, brachte Angesprochene mühsam gepresst hervor und erwiderte sein Lächeln zwanghaft. Porygon stupste ihr aufmunternd mit der Nase in die Wade. „Nanu?“, nun fiel auch der Blick des Professors auf das Pokémon, „wen haben wir denn da? Wo kommst du denn her?“ Valentina wollte eben zur Klärung ansetzen, doch jäh unterbrach sie der Professor. „Ach wo bleiben meine Manieren? Ich habe Tee gemacht, kommt setzt euch!“ Verdattert folgte ihm Valentina in das bestens aufgeräumte Labor. Nicht einmal ein Notizblock oder Skizzen lagen herum – im Grunde wusste nie jemand, woran der Professor eigentlich gerade arbeitete. Bei Tee und Pokémonfutter – das Porygon fraß circa das Dreifache seiner eigenen Körpermaße, erzählte das Mädchen dem Professor die unglaubliche Geschichte, der Pokémon, die vom Himmel fielen. Während ihrer Erklärung schwieg er weitestgehend und stellt nur selten einige Zwischenfragen. Danach schwieg er lange und schloss dabei die Augen. Nachdem 5 Minuten vergangen waren, fürchtete Valentina schon er wäre eingeschlafen, doch da öffnete er schlagartig die Augen, sodass das Mädchen kurz erschrak. „Ist dir sonst nichts an ihm aufgefallen… an Porygon meine ich? Außer, dass es keine Attacken beherrscht?“, fragte Professor Maple. Erschrocken zuckte das Pokémon, das sich gerade an dem Sack Pokémonfutter bedienen wollte, den man achtlos stehen gelassen hatte, zusammen und fühlte sich, durch das Fallen seines Namens auf frischer Tat ertappt. Ich schaute mir das Pokémon zum ersten Mal genauer an und ging alles im Kopf durch, was ich von diesem Pokémon wusste. Es war kein Shiny, soviel war sicher. „… Porygon… Virtuell. Region: Kanto und Johto. Gewicht: 40kg… Größe: 0,8m… hm…“, all das rief sie sich in ihrem Kopf, doch bei letzterem blieb sie hängen. Sie selbst war nicht übermäßig groß und das Pokémon ging ihr gerade bis maximal ans Knie – damit war es nicht einmal einen halben Meter groß. „Es ist recht klein, findest du nicht?“, sprach der Professor schließlich ihre Gedanken aus. Valentina nickte. „Aber wieso?“ „Nun, das wüsste ich auch gerne… aber etwas scheint mit diesem Pokémon ganz und gar nicht zu stimmen. Sein plötzliches Erscheinen und das des Ursarings machen mir ebenfalls sorgen, zudem habe ich heute Morgen einige höchst seltsame Phän… jedenfalls würde ich es gerne zur Beobachtung hier lassen. Ich meine… wenn das für dich okay ist, Porygon?“ Ihre beiden Blicke richteten sich nun auf das etwas zu klein geratene Pokémon, welches verängstigt zwischen den beiden hin und her Blickte und sich schließlich mit einem aufgeregten „Porypory!“ unter Valentinas Stuhl versteckte. Der Professor lachte amüsiert auf. „Ich sehe, da haben sich neue Freunde gefunden. So etwas möchte ich nur ungern stören.“ Valentina sah es nicht, glaubte allerdings unter dem Stuhl ein erleichtertes Aufseufzen zu vernehmen. „Meine liebe Valentina“, der Wissenschaftler erhob salbungsvoll die Stimme, „ich gratuliere dir zu deinem ersten Pokémon.“ „Hä was?!“, sie war sichtlich entsetzt, „aber… aber… es kann doch gar nicht kämpfen, mit so einem Pokémon schaff ich es nicht einmal in die erste Stadt.“ „PORY!“, kam es empört von unter dem Stuhl und etwas biss ihr schmerzhaft in die Wade. „Entschuldige“, murmelte Valentina. Wieder lachte der Professor. „Keine Sorge. Ich habe ja schließlich auch noch ein Pokémon für dich, du hast heute also quasi den doppelten Jackpot. Warte einen Augenblick.“ Damit stand er auf und zurück blieb Valentina, ziemlich verwirrt. Glücklich sprang Porygon auf ihren Schoß und ließ sich von seiner neuen Trainerin den Kopf streicheln. Eine Uhr tickte in einer Ecke des Zimmers und diverse Apparaturen gaben seltsame Zisch- und Blubberlaute von sich. Valentina wusste nicht wieso, aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie hier ungern im Dunkeln alleine wäre. Porygon war innerhalb weniger Minuten auf ihrem Schoß eingeschlafen und zuckte nur gelegentlich mit seinen Füßen, die an Bauklötze erinnerten. Valentina lächelte ihren neuen Partner liebevoll an, fragte sich jedoch gleichzeitig, welche Geheimnisse das viel zu kleine Pokémon, das keine Attacken konnte, verbarg. Jetzt schien es allerdings todmüde und unempfänglich für alles in der Umgebung zu sein, denn der Professor kam nun mit lauten Schritten zurück. Vorsichtig legte das Mädchen ihr neues Pokémon auf den Tisch und stand auf. Lächelnd hielt ihr der Professor einen Pokéball entgegen, es war ein Luxusball, der die Bindung zwischen Trainer und Pokémon schon beim Fangen verbesserte. Er war in edlem Mattschwarz gehalten und mit edlen rot-goldenen Applikationen versehen. Sofort fragte sich Valentina was für ein neuer Partner sie wohl erwartete, ein Raupy würde man wohl kaum in einen Luxusball stecken – oder doch? „Valentina“, der Professor klang feierlich, „ich präsentiere dir hiermit dein eigentlich erstes Pokémon. Ich bin mir sicher, dass du dich ausgezeichnet darum kümmern wirst!“ Angesprochene wollte sofort nach dem Ball greifen, hielt jedoch inne. „Ehm… Professor?“ „Ja?“ „… macht es denn gar nichts, dass ich viel zu spät bin?“ Sie schluckte hart. „Wie?“, ein kurzer Moment der Stille, doch dann fing der Professor an schallend zu lachen. Valentina verstand die Welt nicht mehr. „Weißt du, ich dachte mir bereits, dass du nicht pünktlich sein wirst. Als ob ich zu seiner unchristlichen Uhrzeit aufstehen würde.“ Er lachte weiter. Das Mädchen kam sich ziemlich veralbert vor. „Sie sind gemein, Professor“, damit nahm sie den Pokéball und befreite das darin gefangene Wesen. Der weiße Strahl aus dem Ball verformte sich zu Blitzen, an deren Ende sich langsam die Silhouette eines Pokémons bildete. „Kindwurm!“, begrüßte das kleine blaue-weiße Pokémon die Umherstehenden. Valentina ließ ein schrilles Kreischen los, dass alle Anwesenden zusammenzuckten und sogar Porygon aus seinem Tiefschlaf erwachte. „Gott ist das süß!“, stieß sie aus, „woher haben sie das gewusst, Professor, ich meine, ich…“ Während sie den Professor unermüdlich bedrängte, nahmen sich die beiden Pokémon in Augenschein, dazu war Porygon heruntergeschwebt und stand nun Auge in Auge mit Kindwurm. Letzteres streckte dem Virtuell-Pokémon höflichst die Hand entgegen, welches die freundliche Geste lächelnd erwidern wollte, sich jedoch sofort seiner fehlenden Arme bewusst wurde. Kindwurm, das das Zögern Porygons missdeutete, wollte gerade beleidigt wegtreten, als sein Gegenüber ihm in Ermangelung andere Gliedmaßen seinen Schweif hinstreckte. Glücklich ergriff das Drachen Pokémon diesen und schüttelte somit das ganze Porygon ordentlich durch, welches danach nur K.O. vor sich hintrudelte. Valentina hatte inzwischen ihre überschwängliche Freude im Zaun und schüttelte nun auch zur Begrüßung die Pfote ihres neuen Partners, welcher sie abschätzend musterte. Dann rief sie es lächelnd zurück. Sie bedankte sich recht herzlich beim Professor und entschuldigte sich, da sie heute unbedingt noch packen musste und morgen bereits in aller Frühe abreisen wollte. Darauf nickte der Professor nur verständnisvoll und geleitete sie und Porygon zur Tür. „Valentina?“, fragte er sie dann und seine Miene wurde ernst und sorgenvoll, „ich möchte, dass du deinen neuen Freund hier genau beobachtest und mich sofort über alles informierst, was diesem Pokémon widerfährt. Hast du verstanden?“ Die Eindringlichkeit seiner Bitte erinnerte mehr an einen Befehl, der keine Widerworte duldete und erschrak die junge Trainerin, doch sie nickte. „Gut“, damit setzte Professor Maple wieder sein Strahlelächeln auf, „dass du mir gut auf die beiden aufpasst, Porygon!“ „Pory!“, kam es motiviert zur Antwort. „Also dann…“, Valentina hatte auf einmal einen schrecklichen Kloß im Hals, da es ihr erster Abschied auf so lange Zeit war. „Kopf hoch“, mit dem Zeigefinger tippte er ihr gegen die Stirn, „ich will dich Ende der Saison in der Pokémonliga gewinnen sehen!“ Angesprochene nickte. „Vielen Dank, Professor“, sie hatte eine kleine Träne im Augenwinkel, die von außen jedoch leicht zu übersehen war. „Eine gute Reise euch allen und viel Glück“, rief Professor Maple der frisch gebackenen Trainerin noch zu, als sie ihm bereits den Rücken gekehrt und ein Stück aufs Plateau gegangen war. Zur Antwort erhob sie nur die Hand zum Gruß. Danach schloss der Wissenschaftler seine Tür und kramte eines seiner Notizbücher heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)