Pokémon - A Tribute von Ligeia (Neue Abenteuer in Rubikon) ================================================================================ Kapitel 2: Kampf Debut ---------------------- Wie ein Donner rollte das Brüllen über das Plateau von Trinomica Island und ließ Valentina zusammenzucken, während Porygon panisch hin und her schwebte und dabei wie verrückt mit seinen Füßchen strampelte. Das Mädchen traute sich nicht umzudrehen und schluckte nur schwer, als sich hinter ihr etwas regte und seinen riesigen Schatten direkt auf sie warf – Porygon erstarrte vor Schreck. Wie in Zeitlupe und betend, dass es sich nur um eine Wolke handelte, die den Schatten warf, drehte sich Valentina um und erblickte braunes Fell. Ihre Augen wanderten nach oben… höher… höher… und vor ihr stand tatsächlich ein Ursaring, das nicht gerade glücklich aussah. Vorsichtig drehte sie den Kopf wieder nach vorne. „Ist das… das, was ich denke?“, fragte sie Porygon und ihre Stimme war ein einziges Zittern. Ein leises „Mhm, Pory“, kam als Antwort. Valentinas Kehle wurde trocken und sie war sich sicher, dass sie hier und jetzt sterben würde, wenn sie nicht sofort rannte, auch wenn sie das Ursaring sicher gleich eingeholt hätte, aber wenn sie es zumindest bis zur Arena schaffen könnte, die ebenfalls nicht unweit von hier war, dann könnte ihr Bruder ihr sicher aus der Patsche helfen. Ihr Gehirn arbeitete im Akkord. Wenn sie einfach Porygon hier lassen würde… das würde ihr Zeit verschaffen… und Porygon war ein Pokémon und konnte kämpfen. Das Mädchen blickte es abschätzend an, doch es schien zu ahnen, was sie vorhatte, denn es starrte sie finster an. “Okay… vielleicht doch nicht“, ging es Valentina durch den Kopf. Schließlich blieb ihr nur eine Möglichkeit: „Schau mal! Lecker Beeren!“, rief sie und deutete auf einen Beerenbaum, der nicht weit weg stand, allerdings genau entgegen ihrer geplanten Laufrichtung lag. Valentina nahm sich keine Zeit zu schauen, ob ihre „List“ funktionierte, sondern griff sich stattdessen nur das Porygon und rannte los. Das Brüllen hinter ihr zeigt allerdings, dass ihre Strategie nicht ganz aufgegangen war. Das Mädchen trieb sich weiter an, hatte allerdings ein Problem, oder eher zwei. 1. Waren nach dem Dauerlauf von Daheim bis zum Plateau ihre Beine fast am Ende ihrer Kräfte. 2. Wog ein Porygon nun leider knapp 40kg, sodass sie es nach wenigen Schritten wieder absetzen musste und nun an seiner Seite weiterjoggen, weil es nicht gerade schnell war. Das Brüllen Ursarings war vermutlich überall zu hören und Valentina hörte, wie die schweren, stampfenden Schritt ihr und Porygon immer näher kamen und dabei hatten die beiden nicht einen Bruchteil der Strecke zur Arena zurückgelegt. Inzwischen hatte sich auch keine einzige Idee, was sie jetzt noch retten könnte und schielte nur verstohlen auf Porygon, das neben ihr her schwebte… Porygon war ein Pokémon… Pokémon konnten kämpfen. „HALT!“, rief sie und blieb stehen. Immerhin das schien das Ursaring beeindruckt zu haben, denn die Schritte hinter ihr verhalten und stattdessen kam nur ein ungeduldiges Schnaufen. Entschlossen drehte sich Valentina um: „Halt. Ich bin doch keine Memme. Wir erledigen das jetzt richtig. Ursaring ich fordere dich zum Kampf!“ Dabei zeigte sie mit dem Finger auf das Bären-Pokémon und kam sich augenblicklich ziemlich bescheuert vor. Das klingt ja wie in einem schlechten Anime, schoss es ihr durch den Kopf. Doch Ursaring nickte nur zustimmend und brachte sich in Kampfposition. „Porygon, ich wähle dich!“, rief das Mädchen aus und zeigt auf Ursaring. „PORY?!“, kam es entsetzt von dem kleinen Wesen und es rührte sich keinen Zentimeter. „Porygon… Du bist dran!“, wiederholte sie, doch nach wie vor schwebte es regungslos in der Luft – Valentina kam sich ziemlich albern vor, wie das kleine Pokémon sie so geschockt betrachtete. Ursaring ließ ein ungeduldiges Knurren vernehmen. „Hör zu, Kleiner“, sie seufzte, „wir sitzen beide im selben Boot und wenn wir nicht schnell einen Ausweg finden geht es uns beiden an den Kragen. Du bist ein Pokémon und ich eine Trainerin – naja fast – und ich weiß, dass wir beide das schaffen können. Du bist ein Porygon und kannst starke Psychoattacken und ich kann die sagen, wie du sie sinnvoll verwendest. Ursaring ist vielleicht stark, aber wir beide, wir sind stärker. Was denkst du Porygon?“ „Pory! Por!“, motiviert sprang das Pokémon vor Valentina und baute sich – soweit es eben für ein Porygon möglich war – vor ihr auf. Ursaring ließ ein Brüllen hören und der Kampf begann. Zur Sicherheit wich die frisch gebackene Trainerin ein paar Schritte zurück. Sofort stürzte sich Ursaring mit einer wütenden Biss-Attacke auf Porygon, welches im letzten Moment und ziemlich panisch wegschweben konnte. Auffordernd blickte es seine Trainerin an, doch diese war mit der Situation etwas überfordert. Es war nicht das riesige Ursaring, oder die Tatsache, dass sie ziemlich arm dran waren, wenn sie verlieren würden, sondern eher der Fakt, dass dies Valentinas allererste echte Kampfsituation war – sie hatte Lampenfieber. „PORY!“, kam es empört und panisch von dem Virtuell-Pokémon und endlich schien sich in Valentina etwas zu regen. „Ehm ja“, murmelte schließlich, doch dann erhob sie ihre Stimme, „los Porygon! HYPERSTRAHL!“ Motiviert sprang Porygon nach vorne und bündelte seine Energie und es passierte… nichts. Es landete auf wieder auf dem Boden und schaute seine Trainerin mit einem Kopfschütteln an, Ursaring betrachtete das ganze Schauspiel nur etwas verdattert. Valentina klatschte sich an die Stirn. Sie hatte das beste Ergebnis aller Zeiten in Professor Maples Test zu Pokémon und Attacken gehabt und eben einem Porygon befohlen Hyperstrahl einzusetzen. „Entschuldigung!“, rief sie ihm zu, „ich meine natürlich, setz Konfusion ein!“ Bei dieser Attacke war sie sich ziemlich sicher, dass Porygon sie schon auf einem niedrigen Level beherrschte, doch egal wie sehr sich das Pokémon anstrengte es gelang ihm nicht die gewünschte Attacke einzusetzen. „Dann… probier mal Tackle“, inzwischen war ihre Entschlossenheit den Kampf zu gewinnen quasi verschwunden, denn irgendwie schien alles schief zu laufen – immerhin selbst auf Level 1 konnten Porygon schon Tackle, wobei allerdings ein Lv1-Pokémon ihre Chancen auf Sieg nicht gerade erhöhten. Porygon drehte sich zu Ursaring und fing an wie verrückt hin und her zu schweben. „PORYYYYYYYYYYYY!“, machte es und klang dabei höchst angestrengt und motiviert, doch aus seiner hin und her Bewegung wurde letztlich nur ein im Kreis Schweben, bis es stehen blieb und ihm so schwindlig war, dass es sich nicht mehr weiter bewegen konnte. „Echt jetzt?!“, fragte Valentina und war der Verzweiflung nahe. Ursaring hatte inzwischen auch die Geduld verloren, denn es ließ ein erneutes Grollen vernehmen und stürzte sich auf das nun schutzlose Porygon. Das Mädchen konnte das nicht ansehen, sondern sprintete los und stellte sich schützend vor das kampfunfähige Pokémon. Ursaring hatte sich vor ihr aufgebaut und die Klauen erhoben, sie kniff die Augen zu, rührte sich jedoch nicht von der Stelle und wartete auf den Schlag. „Laschoking! Aussetzer!“, rief eine Stimme links von ihr. „Lasch Lascho!“ Weiter geschah nichts und nach einigen Augenblicken traute sich Valentina endlich die Augen zu öffnen, nur wenige Millimeter vor ihrem Gesicht glänzte eine der scharfen Klauen Ursarings und bei diesem Anblick entgleisten ihr ihre Gesichtszüge. Ein fertiges „Pory“, war hinter ihr zu hören, als das blau-rosa Pokémon langsam wieder zu Bewusstsein kam. Valentina wich einige Schritte zurück und betrachtete vor sich das erstarrte Ursaring, das seltsam bläulich leuchtete. „Typisch Schwester, der erste Tag im Leben eines Trainers und schon ist die Hölle los“, die spöttische Stimme ihres Bruders näherte sich ihr von der Seite. „Pah“, versuchte sie möglichst würdevoll zu machen, doch es war unmöglich ihre Erleichterung über sein Erscheinen und ihre vorangegangene Angst zu verbergen. Selbst mit Laschokings Aussetzer fürchtete sie, dass das Ursaring jederzeit zur Pokémonfutter verarbeiten konnte. „Alles okay?“, eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie wandte sich nun endlich dem anderen zu. Ihr Bruder hatte wie sie selbst silbernes Haar und blasse Haut. Seine Augen schimmerten in einem hellen gelbgrün und er lächelte ihr aufmunternd zu. Nikolai war der hiesige Arenaleiter und mit seiner lockeren Art, seinem guten Aussehen und seinen starken Psycho-Pokémon (er war auch der achte Arenaleiter) der beliebteste unter den acht Würdenträgern. Er war 24 und als er damals als Trainer begonnen hatte, war Flegmon sein Starter gewesen, dass inzwischen zu seinem treuen Laschoking geworden war. Er zählte außerdem noch ein Metagross, ein Xatu und Guardevoir zu seinem Team. Mit allen Vieren war Valentina aufgewachsen und verstand sich fast so gut mit ihnen wie ihr Bruder. Was die wenigsten von ihm wussten: Nach der Meinung seiner kleinen Schwester war er zu alledem auch noch geistesgestört: Er nahm seine Schwester in den Schwitzkasten und rieb ihr mit der Faust über den Kopf. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht mit so großen Brocken anlegen, Schwesterchen? Immer muss dein Brüderchen auf dich aufpassen. Vielleicht bist du noch gar nicht so weit in dein eigenes Abenteuer zu ziehen?“ Nur mit Mühe konnte sie sich aus seiner Umklammerung befreien und fand nun endlich Zeit und Atem ihm die ungewöhnliche Situation zu erklären. „Was machst du überhaupt ihr?“, schloss sie ihre Schilderungen ab. „Ehm. Es ist 12 Uhr? Mittagspause?“, er tockte mit der Faust gegen ihren Kopf. 12 Uhr schon… Valentina schluckte. „Ach keine Sorge, Val“, ein unbeschwertes Lachen zeigte sich auf dem Gesicht ihres Bruders, „du kriegst schon ein Pokémon, das kämpfen kann.“ „PORY“, empört verpasst ihm das virtuelle Pokémon, das inzwischen wieder einigermaßen bei Kräften war eine Kopfnuss gegen sein Schienbein. „Au!“, er fluchte und rieb sich die schmerzende Stelle, „jedenfalls würde ich an deiner Stelle jetzt zu Professor Maple gehen und ihm das ganze erzählen, er hat dafür vielleicht eine Hypothese, dann kannst du ihm auch gleich deinen kleinen Freund hier vorstellen, ich wette nämlich, dass du den so schnell nicht mehr loswirst.“ Er deutete mit einem Nicken auf Porygon, das einen Freudentanz um seine neue Freundin vollführte und dabei immer wieder aufgeregt aufsprang. Dies war wohl seine Art für seine Rettung zu danken. „Und was machen wir… DAMIT?!“, mit einem eindringlichen Blick erinnert Val ihren Bruder daran, dass immer noch ein riesiges Ursaring regungslos in der Gegend rumstand. „Ach, lass das mal meine Sorge sein“, erwiderte Nikolai cool wie eh und je, „und jetzt beeil dich mal lieber. Drei Stunden Verspätung toleriert Professor Maple vielleicht noch, aber vielleicht gibt sie nach vier Stunden dein Pokémon doch jemand…“ Der Rest seine Worte ging unter, da seine kleine Schwester auf dem Absatz kehrt gemacht und zum Labor losgesprintet war. Ein panisches „PORY!“, tönte von ihrem neuen Freund, der verzweifelt versuchte ihr hinterherzuschweben. Ihr Bruder blieb nur grinsend stehen, bevor sich seine Miene schlagartig veränderte, als sein Blick auf das Ursaring fiel. Es durfte nicht hier sein. Es gab in ganz Rubikon keine Ursaring. Er warf noch einen besorgten Blick auf die Staubwolke, die seine Schwester hinterließ, bevor er einen Pokéball zückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)