The Meaning Of Friendship von Satoni (wird überarbeitet | NaruSasu | SasuNaru | AU) ================================================================================ Prolog: H A P P Y . B I T H D A Y --------------------------------- - H A P P Y B I T H D A Y - Von hysterischen Müttern, Peter-Pan, Zukunftsplänen und verlorenen Traditionen „Du willst nach New York?“ „Genau.“ „Ganz allein?“ „Exakt.“ „Nur weil da eventuell irgendwo Sasuke lebt?“ „Japp!“ Ich schiebe mir ein Stück Kuchen in den Mund und blicke neugierig zu meiner Mutter auf, die mir sicher gleich an die Gurgel gehen wird. Sollte ich vielleicht doch die Flucht ergreifen? Ihre Ader pulsiert schon wieso so bedrohlich. Ich muss unwillkürlich bei ihrem Anblick schmunzeln. Nein, ich glaube, ich möchte sehen, wie sie explodiert. Gleich geht’s los... „Okay, verstehe ...“, drei, „Ich hab da nur noch eine kleine Frage, mein Sohn ...“, zwei, „... sag mir ...“, eins, „... hast du sie noch alle? Was fällt dir eigentlich ein! Nur über meine Leiche, du kleiner ...“ Sie will nach meinen Kragen greifen, doch wird sie von meinem Vater aufgehalten, der sich schützend vor mich stellt. „So war das nicht gemeint, Naruto“, er sieht mich entschuldigend an. „Sie liebt dich sehr und fragt sich, warum du uns nicht schon vorher davon erzählst hast.“ Ja, sicher wollte sie nur das damit sagen. Ich schüttle leicht den Kopf. „Weil sie mir sonst den Kuchen vergiftet hätte.“ Noch ein Stück Kuchen landet in meinem Mund, während mich meine Eltern etwas fassungslos mustern. „Das hätte sie doch nicht gemacht, Naruto ...“ – „Oh doch, das hätte ich!“ Wutentbrannt befreit sie sich aus dem Griff meines Vaters, funkelt mich einen kurzen Moment lang böse an, während ihre Stirnader wild pulsiert und stapft dann fluchend in die Küche. Sie ist ein herzensguter Mensch, wirklich, aber wenn sie mal wütend ist, dann... dann will man ihr nicht im Dunkeln begegnen. Ich schüttle mich kurz und blicke dann zu meinen Vater hinüber. „Ist sie etwa sauer?“, frage ich dann scherzhaft und grinse schräg. Mein Vater seufzt kurz auf und lässt sich dann wieder auf den Stuhl neben mir nieder. Mit dem einen Ellenbogen stützt er sich am Tisch ab und sieht mich mit einer Mischung aus Besorgung und Ernsthaftigkeit an. „Bist du dir sicher, dass du das machen willst, Naruto?“, fragt er mich dann schon beinahe vorsichtig mit gedämpfter Stimme. „Aber so was von!“, antworte ich ihm prompt, um ihm zu zeigen, wie ernst mir das ist, wie viel es mir bedeutet und wie stur ich auf meiner Meinung beharren werden. „Und seit wann planst du das schon?“ Er schlägt lässig die Beine über einander und blickt mir fest in die Augen. „Seit dem Tag, an dem Sasuke mit seiner Familie verschwunden ist. Dass sie nun in New York leben, habe ich damals schon von einer Nachbarin erfahren“, ich stochere abwesend mit der Gabel in meinen Kuchen herum. „Ich habe viel gearbeitet, um mir das Flugticket kaufen zu können. Kannst du vielleicht ... Mum etwas beruhigen? Denn umstimmen wird sie mich nicht.“ Er sieht mich einen Moment lang an, ehe er seine rechte Hand hebt und diese zu meinen Kopf führt. Kurz darauf spüre ich auch schon seine Hand in meinen Haaren, die leicht durch meine Strähnen fährt. Ich wehre mich nicht groß dagegen. Nur dieses eine Mal. „Die Sturheit hast du eindeutig von ihr geerbt“, lächelt er dann. „Ich versuche mein Bestes, aber versprechen kann ich nichts.“ Er lässt wieder von meinen Haaren ab und sieht nachdenklich zu den zwei Kerzen auf dem Tisch. Eine Zwei und eine Eins. Eine bedeutungsvolle Zahl. Eine Zahl, die alles verändert. Eine Zahl, die jetzt mein Alter bestimmt. Volljährigkeit. „Mein kleiner Junge wird langsam erwachsen, hm?“ Er lächelt etwas melancholisch und sieht aus dem Fenster. Einundzwanzig. Irgendwie kann ich mich mit dem Alter noch nicht so ganz identifizieren. Das passt nicht zu mir. Irgendwie. Es klingt so alt. Dabei bin ich doch die Jugend in Person. „Ich werde nie erwachsen werden, Dad“, grinse ich dann frech und werfe eine Schokolinse nach ihm, die den Tisch verzieren. „Du leidest wohl am Pansyndrom, hm?“ Er sieht mich belustigt an. Ich stutze und runzle verwirrt die Stirn. Was soll das denn jetzt heißen? „Hey, kein Grund mich zu beleidigen ...“, protestiere ich dann leise, verschränke die Arme vor der Brust und fange an zu schmollen. „Weißt du überhaupt, was das ist?“ Mein Vater lacht beherzt und schaut mich weiterhin lächelnd an. „Nein, aber es klang nicht nett ...“ Ich lege die Stirn weiter in Falten und schaue ihn eingeschnappt an. „Peter-Pan - der Junge, der nie erwachsen werden wollte. Den Rest muss du dir selbst erdenken“, erklärt er mir dann lächelnd. Hm. Pansyndrom ... Peter-Pan ... nicht erwachsen werden wollen ... „Ah, ich habs!“ Ich grinse ihn wissend an und nicke mehrmals. „Und? Hab ich dich damit jetzt beleidigt?“ „Nein. Sogar ziemlich gut getroffen würde ich sagen“, antworte ich kleinlaut und kratze mich verlegen am Hinterkopf. Ein lautes Klingeln durchdringt plötzlich den Raum und lässt mich sofort aufspringen. „Das sind sicher Sai und Sakura!“, grinse ich dann breit, laufe vom Wohnzimmer aus in den Flur hinein und reiße sogleich die Haustür auf. Mit viel Schwung, ohne daran zu denken, dass ich dabei ein paar Schuhe bei Seite schleudere. „Aaalles Gute, Narutooooo!“ Eine tiefe Stimme brüllt mir schon beinahe entgegen. Ich zucke erschrocken zusammen. Nein, das sind definitiv nicht Sakura und Sai. Es folgt ein herzhaftes Lachen und ehe ich mich dagegen wehren kann, werde ich auch schon in eine kräftige Umarmung gezogen. Und wenn ich kräftig sage, dann meine ich auch: kräftig. „Du ... erdrückst ... mich ... alter Sack!“, bekomme ich mit aller Mühe gequält heraus und werde auch schon wieder mit einem lauten Lachen los gelassen. Schwer atmend halte ich mir kurz die Brust. Er hat es wohl echt drauf angelegt, mich zu erdrücken. Echt jetzt. „Du bist ja richtig groß geworden“, lächelt mich Tsunade dann an. „Alles Gute, Naruto.“ Sie boxt mir grob in die Seite, als sich unsere Blicke treffen und entledigt sich ihrer Schuhe. Ja, so liebevoll ist sie immer zu mir. Ich streife mir kurz lächelnd über den Arm. Okay Leute, genug das Geburtstagskind gequält. „Schön, dass ihr kommen konntet.“ Mein Vater steht plötzlich lächelnd hinter mir und bettet beide Hände auf meine Schultern. Der alte Mann erwidert das Lächeln breit, blickt uns aber dann fragend an, als er sich kurz umsieht. „Nanu? Wo hast du denn deine reizende Frau gelassen, Minato?“, kommt es dann etwas verwundert von Jiraiya. Ich lächle entschuldigend, als sein [i[Naruto-du-hast-doch-wieder-was-ausgefressen-Blick auf mich fällt und streife mir verlegen durchs Haar. „Die zerreißt sicher gerade Kinderfotos von mir ...“ „Du willst also nach New York?“ „Japp.“ „Um deinen Freund Sasuke zu finden?“ Ich seufze bei der Frage. Geht das wieder so los, ja? Wissen die denn alle nicht, was wahre Freundschaft bedeutet? Theatralisch sacke ich auf meinen Stuhl zusammen und raufe mir verzweifelt durchs Haar. „Genau“, antworte ich dann etwas genervt, während mein Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte macht. „Auch wenn du keine Ahnung hast, wo du überhaupt suchen sollst?“ „Exakt.“ Ein Bisschen kopflos gehe ich schon an die Sache ran, aber mehr Informationen hatte die alte Frau nun mal nicht. Zumal sie fast einen Herzinfarkt bekommen hat, als ich sie damals etwas psychopatisch an den Schultern gepackt hatte und sie nach Sasuke ausgefragt habe. Ich kann nur hoffen, dass sie sich beim Namen der Stadt nicht vertan hat ... das wäre sonst irgendwie ein wenig unpraktisch. Unweigerlich huscht ein Grinsen über mein Gesicht. Die Frau dachte sicher, ich sei verrückt. In diesem Moment war ich das eigentlich auch. Ein bisschen. Nur ein Bisschen. Aber wie soll man sonst reagieren, wenn der beste Freund einfach spurlos verschwunden ist. Samt Familie. Das Haus leer. Keine Nachricht. Nichts. Und nur ein "Zu Verkaufen"-Schild im Vordergarten. Rote Schrift auf weißem Grund. Ich habe es umgetreten. Aus Versehen versteht sich. „DAS nenne ich Mut, mein Junge!“ Verwirrt blicke ich zu meinem Patenonkel auf, der mich breit grinsend anschaut. Tsunade verpasst ihm kurzerhand einen Schlag auf den Hinterkopf. Ich muss kurz auflachen, doch vergeht mir das Lachen ganz schnell wieder, als mich Tsunades Todesblick trifft. Ich blinzle sie nervös an und schlucke schwer. Ich kenne diesen Blick nur zu gut. Nur frage ich mich, warum er immer mir zugeworfen wird ... „Und wo willst du schlafen? Wo willst du arbeiten? Wie willst du Geld verdienen? Und wo willst du anfangen zu suchen? Wo hast du nur deinen Kopf? Denkst du überhaupt irgendwann mal über dein Handeln nach? So läuft das Leben nicht, Naruto! Werd erwachsen!“ Eine Frage nach der anderen prasselt erbarmungslos auf mich herab. Ich habe ehrlich gesagt auf keine davon eine Antwort. So viel planen liegt mir einfach nicht. Hauptsache ich habe das Flugticket und ein Ziel. Mehr brauche ich zur Zeit nicht. „Das wird sich schon irgendwie ergeben.“ Ich grinse zuversichtlich und deute ihr mit der Hand, sie solle runter kommen. Es hat sich doch bisher immer alles irgendwie ergeben. Wieso sollte es diesmal also anders laufen? Tsunade sieht mich kurz misstrauisch an und seufzt dann entmutigt. „Du bist ja so ein Träumer, Naruto. Ein hoffnungsloser Träumer." Sie lächelt leicht und streicht sich kurz durchs Haar. „Deine Mutter muss krank vor Sorge sein, so, wie ich sie kenne. Seltsam, dass sie dir noch nicht den Kopf abgerissen hat." Bedrohlich lässt sie ihre Fingerkuppen knacken und beugt sich nach vorne. „Vielleicht sollte ich das für sie übernehmen ...“ Ihre grünen Augen funkeln mir entgegen. Erschrocken zucke ich zusammen und halte abwehrend meine Hände hoch. Und ich habe gedacht, ich käme da heile raus ... wahrscheinlich bin ich wirklich ein Träumer. Und wenn schon. „Hey, ich hab heute Geburtstag!“ Meine Argumentation lässt zu wünschen übrig, ja, ich weiß. Hilfesuchend schaue ich zu Jiraiya, der mir nur belustigt eine Grimasse schneidet. Ich schaue ihn verständnislos an. Ist das sein Ernst? Wirklich? Er lässt mich auf dem Schlachtfeld allein? Das merke ich mir. „Naruto!“ Oh, meine Rettung, oh, ich bin gerettet! Mit funkelnden Augen strahle ich meinen Vater an. Etwas verwirrt mustert er uns, scheint zu verstehen und lacht kurz auf. „Und? Wie ist es gelaufen?“ Meine Stimme überschlägt sich beinahe vor Neugierde, während er sich wieder auf den Platz neben mir niederlässt. Er seufzt und lässt seinen Blick kurz in die Runde gleiten. „Sie lässt es sich durch den Kopf gehen." „Hurra!“, platz es ungehalten aus mir heraus und falle fast vom Stuhl. „Hey hey, das heißt nicht, dass sie damit einverstanden ist“, versucht er dann meine Euphorie zu bremsen und zieht mich wieder sanft zurück auf den Stuhl. „Aber immerhin heißt es auch nicht, dass sie es nicht ist.“ Ich grinse breit und werfe mir prompt ein paar Schokotaler in den Mund. „Da hat er Recht“, stimmt mir Jiraiya dann zu und zwinkert mir unterstützend entgegen, worauf er aber einen weiteren Schlag seitens seiner Frau einstecken muss. Ich grinse triumphal. Das geschieht ihm Recht. Das ist die Rache für das feige Grimassen-schneiden. Fast im selben Moment durchdringt ein lautes Sirren das Haus und lässt mich aufschrecken. „Ich geh schon!“, sage ich dann rasch und springe auch schon wieder auf. Das müssen jetzt aber wirklich Sakura und Sai sein. Mit einem Ruck reiße ich wieder die Haustür auf und muss unwillkürlich grinsen, als ich die Beiden vor mir stehen sehe. „Happy Birthday, Narutooo“, flötet mir Sakura entgegen, lächelt breit und hält mir ein kleines Präsent hin, welches ich dankend annehme. Sie umarmt mich kurz und tritt an mir vorbei ins Wohnzimmer, nachdem sie aus ihren Schuhen geschlüpft ist. Hinter ihr tritt auch schon Sai in den Flur, der mich auch mit einem Lächeln begrüßt. „Alles Gute, Naruto!“, auch er reicht mir ein Geschenk mit einer kleinen Karte anbei, „Die Karte ist von uns beiden. Sakura meinte, dass ein paar nette Worte nicht schlecht wären. Ich durfte auch die Karte aussuchen!“, erklärt er mir dann voller Stolz. Neugierig mustere ich das Kärtchen und kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Drei kleine Bären also. Und der in der Mitte trägt ein kleines Hütchen. Typisch Sai. „Danke!", grinse ich ihn dann an und lege die Präsente auf der Kommode im Flur ab. Ich schließe die Tür hinter ihm und will ihm gerade folgen, als mich etwas am Arm packt und zurückhält. Verwirrt blicke ich mich um, sehe wie mein Handgelenk umklammert wird und treffe kurz darauf auf die Augen meiner Mutter. „Wann wirst du fliegen?“, fragt sie mich dann ernst. Ich schlucke schwer. „Morgen früh um 10:45 geht mein Flug von Hanada aus“, erkläre ich ihr dann vorsichtig. Einen Moment lang schweigen wir uns an. Als sie ihre Hand hebt, kneife ich reflexartig meine Augen zusammen, doch spüre ich keinen Schlag auf meiner Wange, wie eigentlich erwartet. Behutsam fährt ihre Hand stattdessen über meine Wange, ehe sie mich in ihre Arme schließt und leise seufzt. „Oh, Naruto ...“, ich spüre, wie sie leicht den Kopf schüttelt und mich dann traurig ansieht. „Wenn du mir nicht mindestens alle zwei Tage schreibst oder mich anrufst, dann komme ich persönlich nach und drehe dir den Hals um“, spricht sie mir dann liebevoll zu und presst die Lippen fest aufeinander, während sich ihre Stirn besorgt in Falten legt. Meine Mundwinkel heben sich innerhalb von Millisekunden. „Wenn du mich überhaupt findest in der großen Stadt", grinse ich dann und strecke ihr neckend die Zunge entgegen. „Ich bitte dich. Eine Mutter weiß immer, wo ihr Sohn ist. Da mach dir mal keine Sorgen“, lacht sie dann auf und lächelt mich an. „Aber nun, lass uns erstmal deinen Geburtstag weiter feiern ..." „Danke, Mama....“, flüstere ich noch, ehe sie mich wieder mit ins Wohnzimmer zieht. * * * * * „Du starrst schon die ganze Zeit auf dein Handy, erwartest du einen Anruf?“ „Nein.“ Ich packe mein Handy bei Seite und schaue fragend zu meinen Bruder, der im Türrahmen meines Zimmers steht und mich schon eine ganze Weile zu beobachten scheint. Sein Blick ruht auf mir. „Hast du sonst nichts Besseres zu tun, Itachi?“ Ich lächle etwas amüsiert und lehne mich zurück, was dem Stuhl ein Quietschen entlockt. „Das Gleiche könnte ich dich auch fragen“, er schaut zum Kalender an der Wand, „Der 10. Oktober, Sasuke. Hat nicht irgendjemand heute Geburtstag?“ Fast schon erwartungsvoll sieht er mich an, während seine Hände in den Hosentaschen verschwinden. „Hmh“, mache ich nur und drehe mich mit samt Stuhl in Richtung Fenster. Die Dämmerung hat bereits begonnen. In der Ferne kann ich den Central Park sehen. Ich seufze. Er weiß genau, wer heute Geburtstag hat und fragt dennoch nach. Typisch. „Willst du ihm nicht wenigstens zu seinem 21. Geburtstag gratulieren? Er würde sich sicher freuen“, fragt er mich dann mit ruhiger Stimme und ich höre, wie er näher tritt. Das Laminat verrät ihn. „Nein", erwidere ich kurz und stütze mein Kinn in meine rechte Hand, die von der Lehne gestützt wird. „Wieso?", will er dann wissen, woraufhin ich die Augen verdrehe. „Ich habe seine Nummer nicht", erkläre ich ihm ruhig. Eine Lüge. Aber ich lasse sie so stehen. „Und wenn du sie hättest, würdest du dann anrufen?“ Seine Neugierde ist heute wohl nicht zu stoppen. Ich seufze genervt auf und fahre mir durchs Haar. „Nein", wiederhole ich anschließend mit etwas Nachdruck in der Stimme. „Hmh“, ich höre, wie er wieder kehrt macht. Kurz bevor er mein Büro wieder verlässt bleibt er allerdings stehen. „Ob der Kleine auch so oft an dich denkt, wie du an ihn?“, dann schließt sich die Tür und er lässt mich mit den Worten allein. * * * * * - Vier Jahre zuvor - „Steht auf, Idiot!“ Mit einem Rutsch zieht Sasuke die Vorhänge auf und lässt die Sonne erbarmungslos das Zimmer durchfluten. So erbarmungslos, dass sich tatsächlich im Bett etwas regt und komische Laute von sich gibt, die nicht ganz als Worte identifiziert werden können. Müde wird an der Decke gezogen und langsam mit den Beinen gestrampelt, sodass sich ein nackter Fuß ans Tageslicht verirrt und leicht zu zucken beginnt. „Wie spät ist es denn?“, grummelt der Blondschopf dann leise und zieht murrend die Decke über den Kopf, um der Helligkeit zur entgehen. Dabei wird nun auch der zweite Fuß entblößt und muss sich dem Licht entgegenstellen. Allein gelassen von dem eigenen Träger, fängt dieser Fuß nun auch mit den Zähnen an zu zucken. „Halb zehn“, antwortet der Schwarzhaarige knapp und sieht wieder zum Bett. Das Zucken fällt ihn sofort auf. Kurz überlegt er, ob er nicht einfach nach den Füßen des Blonden greifen soll, doch fällt ihm gleichzeitig ein, was beim letzten Mal passiert ist, als er das tat. Ein blaues Auge braucht er heute nun wirklich nicht. Er seufzt und schmunzelt leicht. Der Tritt war nicht ohne. Wirklich nicht. Aber irgendwie war es auch lustig. Naruto kann wie ein Mädchen kreischen. „Und wieso bist du so früh schon hier?“, stöhnt der Blonde dann leicht empört und schaut vorsichtig unter seiner Decke hervor zu Sasuke. Eingeschnappt schnaubt er ihm entgegen und sieht ihn abwartend an. Der Angesprochene hebt skeptisch eine Augenbraue und blinzelt Naruto als Antwort zunächst verständnislos an. „Du hast Geburtstag vielleicht?“, antwortet er dann seinem Gegenüber mit einer rhetorischen Frage und verschränkt die Arme vor der Brust. „Echt?“ Mit einem Ruck schnellt Naruto in die Höhe und schlägt die Decke grob zur Seite. Seine Augen funkeln vor Freude in der frühen Mittagssonne, während sein Lächeln seine schlechte Laune vergessen lässt. „Wie kann man vergessen, dass man Geburtstag hat?“ Sasuke stöhnt abfällig und sieht den Blonden ohne jegliches Verständnis an. „Das mach ich mit Absicht, damit ich mich umso mehr freue!“, grinst Naruto dann breit und erhebt sich, „Und was machen wir heute?“, fragt er anschließend beiläufig, während er sich von Kopf bis Fuß ausgiebig zu strecken beginnt. Seine Fersen verlassen sogar kurz den Boden, während seine Arme sich der Decke entgegen dehnen. Da nur eine Boxershorts seinen Körper bedeckt, tapst der Blonde auch schon auf seinen Kleiderschrank zu. Voller Elan reißt er ihn auf und sucht nach einen brauchbaren, aber auch sauberen Shirt, was sich als nicht allzu einfach erweist. „Das Gleiche, wie jedes Jahr“ Sasuke beobachtet ihn einen Moment lang, vielleicht auch zwei, greift dann nach dem Päckchen, welches er zuvor auf Narutos Schreibtisch abgelegt hatte und lässt es kurz in seinen Händen verweilen. „Also Ramen zum Frühstück bei Ichirakus, Mittags in den Zoo und Abends Filmmarathon“, grinst der Blonde dann breit und zieht sich ein sauberes, auch noch orangenes T-Shirt über den Kopf. Gesucht und gefunden. „Hier, fang!“ Naruto schaut erschrocken auf und schafft es gerade so in der Drehung das kleine Päckchen aufzufangen, welches Sasuke ihm zugeworfen hat. „Ich dachte wir schenken uns nichts?“ Etwas verwirrt betrachtet er das Geschenk in seinen Händen und runzelt leicht die Stirn, während sein Gegenüber sich auf dem Bett niederlässt. Blaues Papier umschließt das Päckchen, welches trotz seiner kleinen Größe recht schwer in der Hand liegt. „Du hast dich doch auch nicht daran gehalten“, argumentiert Sasuke dann. „Mach es einfach auf“, fordert er seinen Kumpel anschließend auf, lässt sich rücklings auf die weiche Matratze fallen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf, wodurch sein schwarzes T-Shirt ein Stück weit nach oben rutscht. Sein Blick richtet sich auf die Decke, während der Geruch, der nach Schlaf riechenden Bettbezüge ihn umhüllt. Er hört, wie Naruto neugierig das Geschenkpapier aufreißt und Sekunden später scharf die Luft einzieht. Es herrscht kurz eiserne Stille, bis der Blonde vorsichtig das Wort ergreift. „Das is nicht dein Ernst ...“, presst er dann fassungslos hervor. Seine Stimme klingt heiser. „Da du dein Handy letztens im Klo ertränken musstest, dache ich mir, du könntest ein Neues gut gebrauchen“, erklärt der Angesprochene ihm dann mit ruhiger Stimme und schließt die Augen. „Auch wenn ich weiß, dass du mich so sicher wieder mit SMS’s bombardierst" Zu 50% bestehen diese Nachrichten immerhin aus Smileys. Naruto geht sehr fahrlässig mit diesen Zeichen um. Man muss nicht erwähnen, dass das Sasuke missfällt. „Das kann ich nicht annehmen, Sasuke“, entgegnet der Blonde bestürzt und presst fest die Lippen auf einander. Fest entschlossen, das Geschenk nicht anzunehmen. „Doch, das kannst du", seufzt der Schwarzhaarige dann leicht gelangweilt. „Aber-", versucht Naruto ihm zu widersprechen, wird dabei allerdings prompt unterbrochen. „Kein ‚Aber’. Versuch es diesmal einfach besser zu behandeln, als dein Altes“, Sasuke richtet sich wieder auf und sieht seinem Gegenüber direkt in die Augen, „Noch ein Handy werde ich dir sicher nicht schenken ... Trottel!“. Kapitel 1: F L Y . H I G H -------------------------- - F L Y H I G H - Von Abschieden, einem großen Fan und einem nächtlichen Überfall „Du bist so ein Sturkopf, Naruto ...“, höre ich Sakura murmeln, während sie ihr Gesicht in meiner Jacke vergräbt. Ich fahre ihr kurz über den Rücken und muss unwillkürlich lächeln. „Immerhin merke ich jetzt, wie viel ich euch eigentlich bedeute ... “, sage ich dann leise, woraufhin sie mir prompt mit letzter Kraft in die Seite boxt und sich wieder aus der Umarmung löst. Ihre Schläge waren schonmal besser. „Du bist nicht nur unglaublich stur, sondern auch unglaublich dumm“, voller Trotz sieht sie mich vorwurfsvoll an und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wenn du nicht anrufst, dann ...“ „Ich weiß: dann drehst du mir den Hals um. Da bist du nicht die Einzig“, falle ich ihr kurzerhand ins Wort und grinse sie breit an. „Es wird schon alles gut werden“, verspreche ich ihr dann und entlocke ihr so noch ein letztes Lächeln, ehe ich mich an Sai wende. „Ich weiß zwar nicht genau, was die passenden Worte für einen Abschied sind, aber ich denke, dir viel Glück zu wünschen, nicht ganz falsch sein kann“, er lächelt mich etwas unbeholfen an und streckt mir dann die Hand entgegen. Ich muss unweigerlich lachen. Als er nach drei Sekunden allerdings immer noch voller Erwartung auf meine Hand warte, vergeht mir das Lachen. Ist das sein Ernst? „Du bist nicht ganz dicht, Sai. Echt jetzt!“, grinse ich ihm zu, ehe ich den Volltrottel ohne länger zu zögern in die Arme schließe. Zuerst scheint er etwas geschockt zu sein, bis sich dann schließlich doch seine Arme heben und mich umschließen. „So macht man das“, spreche ich ihm dann zu und will mich gerade wieder lösen, als ich merke, dass er mich immer noch umarmt. Sein Griff ist beharrlich um mich geschlossen, während sein Kopf auf meiner Schulter ruht. Ich runzle verwirrt die Stirn. „... Sai?", frage ich dann vorsichtig und tippe ihn auf den Rücken. Keine Reaktion. „... Sai!" Nun mit etwas Nachdruck in der Stimme, doch kommt immer noch keine Reaktion seinerseits. Hilfesuchend blicke ich zu Sakura, die allerdings nichts Besseres zu tun hat, als mit ihrem Handy Fotos von uns zu machen und dabei zu Kichern. „Hey ... Kumpel ... das reicht langsam ... Sai ... komm ... lass los ...", murmle ich dann leise, als uns schon alle Leute beim Vorbeigehen mustern und mir vor Scham schon die Röte ins Gesicht steigt. Bestimmend drücke ich ihn von mir und dann, ja dann, lässt er endlich los. Das waren zwanzig Sekunden. Mindestens. Echt jetzt. Verständnislos schaue ich ihn an, doch Sai lächelt nur zufrieden. „Das war ... schön", erklärt er mir dann. „Glaubst du, ich kann Sakura auch so umarmen?", fragt er mich anschließend. Ich schaue über seine Schulter hinweg zu der Besagten. Heftig schüttelt diese den Kopf und hält abwehrend die Hände vor sich. Ihre grünen Augen sind weit geöffnet und schauen mich beinahe flehend an. Ein Grinsen huscht über meine Lippen. Rache. „Aber klaaar. Nur zu. Und lass sie nicht so schnell los. Echt jetzt!" Ich kann mir mein Lachen nicht verkneifen, als Sai mit offenen Armen auf Sakura zusteuert. „Hey! Nein! Wehe! Nicht mal, wenn ich auswandere!", ruft sie noch, ehe sie die Flucht ergreift und sich zwischen meinen Eltern versteckt. Im Augenwinkel kann ich schon sehen, wie Jiraiya nun näher tritt und mir Etwas vor die Nase hält. Überrascht sehe ich zu ihm auf. Sein Grinsen ist so breit, wie eh und je und ähnelt meinem überraschend stark. „Falls dir im Flugzeug langweilig wird, Kleiner“ Er drück mir ein Buch in die Hand und zwinkert mir zu. Verwundert blicke ich auf das Cover, wo mir bei genauerer Betrachtung auffällt, dass das nicht irgendein Buch ist... „Flirt-Wildnis?“, ich grinse schräg und blättere kurz die Seiten durch. Scheint wohl eines seiner neuen Schmuddelbücher zu sein. Ich kann nicht abstreiten, dass sich seine Bücher schon sehr gut verkaufen. Gelesen habe ich allerdings noch nie eines von ihnen. Wie gesagt: Schmuddelbücher. „Ich habe es sogar signiert. Das Buch kommt eigentlich auch erst im Dezember raus. Du könntest es teuer verkaufen, wenn du Geld brauchst“, lächelt der Alte dann voller Stolz und lacht laut. Darauf wollte er also hinaus. Ich nicke verstehend. „Danke“, sage ich, erwidere das Lächeln und werde sogleich noch einmal in eine feste Umarmung gezogen. Ich hebe für einen Moment sogar vom Boden ab. Meine Luft wird mir dabei kurz abgeschnürt, aber das stört mich diesmal nicht sonderlich. Nach einigen Sekunden des Erdrückens, werde ich wieder auf den Boden abgesetzt. Mehr oder weniger sanft. „Ich habe auch Etwas für dich, Naruto.“ Überraschend schaue ich dann zu Tsunade, die mir vorsichtig eine Kette um den Hals hängt und mich anlächelt. Verwundert blinzle ich sie an und als ich an mir hinunterblicke, schimmert mir ein länglicher türkis-grüner Kristall entgegen. Meine Augen weiten sich. Aber das ist doch ... „Diese Kette bedeutet mir viel, Naruto. Sie gehörte meiner ersten Liebe, meinem Bruder und nun dir. Pass gut auf dich auf, ja?“ Sachte legt sie ihre beiden Hände in meinen Nacken und zieht mich langsam zu sich hinunter, bis ihre Lippen wie in Zeitlupe meine Stirn berühren und dort kurz verweilen. Ich schließe für einen Moment die Augen, bis sie sich wieder von mir löst. „Ich weißt das zu schätzen, Tsunade, danke“, lächle ich sie dankbar an und umarme sie noch einmal herzlich, ehe ich mich schließlich an meine Eltern wende. Im Augenwinkel kann ich sehen, wie Sai Sakura nun doch erwischt hat. Auch wenn sich Sakura lauthals zu wehren versucht. Sai scheint das nichts auszumachen. „Pass bitte auf dich auf, mein Liebling.“ Meine Mutter sieht mich aus gläsernen Augen an. Ich merke, wie sehr sie versucht, die Tränen zu unterdrücken. Ganz schaffen tut sie das aber nicht. In ihren Augenwinkeln fängt es schon an zu glitzern. Sie schließt mich fest in die Arme und will mich gar nicht mehr loslassen. Ich seufze leise und schließe die Augen. Mein Atem geht tief. Ihr Haar riecht nach Pfirsich. „Danke für alles ...“, flüstere ich ihr leise zu, woraufhin sie mich nur noch fester an sich drückt. Abwesend blinzle ich auf ihr rotes, langes Haar und streiche sanft darüber, vergrabe meine Hand kurz darin. „Ich sage dir Bescheid, wenn ich gut angekommen bin“, versichere ich ihr dann leise, während sie sich schweren Herzens von mir löst und sich auf die Unterlippe beißt. Rasch hält sie mit einer Handbewegung eine Träne auf, die gerade ihre Wange hinunter kullern wollte. „Na das hoffe ich doch!“ Ihre Stimme ist leise und zittert leicht. Das genaue Gegenteil von ihrer sonstigen Art. Man merkt, wie sie versucht stark zu bleiben, aber schaffen tut sie es nicht. Nach meiner Mutter schließt mich als letztes mein Vater in die Arme. „Der Umschlag in deinem Rucksack ist für dich, Naruto. Für den Notfall. Bitte ruf uns an, wenn irgendwas passiert ...“, flüstert er mir in der Umarmung zu und gleitet mir mit der rechten Hand ein letztes Mal lächelnd durchs Haar, was ich ohne Proteste zulasse. „Pass bloß auf dich auf, mein Sohn“, predigt er mir noch leise und löst sich schlussendlich von mir. „Danke, Dad.“ Ich erwidere sein Lächeln, aber irgendwie fällt es schwer, es zu erwidern. Schwerer als gedacht, um ehrlich zu sein. Ich gehe ein paar Schritte in Richtung Flughafenkontrolle und schaue noch einmal in die Runde. Alle sehen irgendwie traurig aus und lächeln mir dennoch mit aller Kraft zu. Ungewollt entgleiten nun auch mir die Gesichtszüge. Rasch reibe ich mir mit dem Handrücken über die Lieder, um ihnen ein letztes Mal ein Lächeln zu schenken, ehe ich mich schließlich umdrehe und zur Kontrolle gehe. Ich zeige dem Mann meine Bordkarte und lege stumm meinen Rucksack auf das Laufband, wo ich kurz zuvor noch das Buch von Jiraiya hineingestopft habe. Meine orangene Jacke ziehe ich mir auch aus und lege sie in einen extra Korb, samt Handy, Uhr und Kette. Die Uhr hat mir Sakura gestern geschenkt. Sie ist orange und besteht aus einem silikonartigen Material. Extra, damit ich sie nicht so schnell kaputt machen kann, hat sie gesagt. Ich lächle leicht und sehe dem Korb zu, wie er in dem großen grauen Kasten verschwindet. Ich spüre ihre Blicke in meinem Rücke, bringe es aber nicht übers Herz mich noch einmal umzudrehen. Stumm passiere ich dann den Schalter - die Lippen fest auf einander gepresst. Minuten später bin ich mit der Kontrolle fertig und lege meine Sachen wieder an. Mit der Jacke und dem Ticket in der Hand streife ich nun etwas orientierungslos durch den viel zu großen Flughafen, folge ahnungslos der Menge und bleibe schließlich an einer großen Anzeige stehen. Ein Blick auf mein Ticket verrät mir meine Flugnummer. Zeile für Zeile gehe ich die Anzeige durch, bis dann endlich fündig werde. New York Abflug: 10:10 Gate 17 Boardingtime Das letzte Wort blinkt die ganze Zeit. Verwirrt runzle ich die Stirn. Ich weiß nicht so Recht, was das bedeuten soll... und wo soll dieses ominöse Gate 17 sein? „Brauchst du Hilfe?“, eine freundliche Männerstimme reißt mich aus meinen Gedanken. Verwundert wende ich mich nach links. Der Mann, der nun neben mir steht, hat graue, längere Haare, die mindestens genauso widerspenstig sind, wie meine, eine Narbe am linken Auge und er trägt so eine Art hautengen Mundschutz, der seine Nase und seinen Mund bedeckt. Es sieht so aus, als würde er lächeln, aber sicher bin ich mir nicht. „Nun ja...“, ich schaue noch einmal auf die große Anzeige und kratze mich verlegen am Hinterkopf, „... wo finde ich denn Gate 17?“, frage ich dann schließlich, woraufhin sich sein Blick erhellt und er ruhig nickt. Verwirrt blinzle ich ihn an. „Da muss ich auch hin, folge mir einfach“, erklärt er mir dann und macht auch schon kehrt. Zögernd blicke ich ihm kurz nach. Meine Mutter hat immer gesagt, man solle nicht mit Fremden mitgehen, aber ich denke, ich mache hier mal eine Ausnahme. Der Typ ja nur maskiert. Weiter nichts. Der kann doch nicht gefährlich sind. Das sind maskierte Männer doch nie. Mit raschen Schritten schließe ich dann zu ihm auf. „Danke. Echt jetzt“, grinse ich ihn dankbar an, während wir uns durch die Menge an Leuten vorbeidrängen. Es ist zwar laut, aber irgendwie stört mich das nicht. Dafür bin ich viel zu aufgeregt. Ein paar Minuten und ein paar Treppen später kommen wir schließlich an einen Schalter an, wo groß die Nummer 17 zu sehen ist. Allein hätte ich den sicher nicht gefunden. Ich zeige rasch meine Karte vor und werde dann zusammen mit dem Mann vor mir durchgelassen. Erschöpft lasse ich mich auf einen der Stühle im Raum nieder und blicke mich neugierig um. „Und was passiert jetzt?“, frage ich dann und stelle meinen Rucksack zwischen meinen Beinen ab, während ich meine Jacke auf meinen Schoß bette. „Man wartet hier, bis das Flugzeug das gesamte Gepäck eingeladen hat.“ Ich merke, wie der Grauhaarige mich kurz mustert. „Ist das dein erster Flug?“, fragt er mich dann sichtlich überrascht. Ist das so ungewöhnlich? „Jap“, ich lache kurz auf und grinse ihn an. „Ohne Sie hätte ich das sicher nie gefunden und wäre dann vielleicht noch in das falsche Flugzeug gestiegen.“ Meine Mutter hätte mich nie wieder fliegen lassen, wenn ich plötzlich aus Dubai angerufen hätte. Zuzutrauen wäre es mir immerhin. Ob ich mir nachher den Scherz erlauben sollte? „Du kannst mich duzen. So alt bin ich noch nicht", reißt mich Kakashi dann aus den verlockenden Gedanken. Unter der Maske hindurch scheint er wieder zu lächeln. Schon seltsam dieser Typ. Wieso er wohl so eine Maske trägt... „Ich bin übrigens Uzumaki Naruto“, stell ich mich dann erst einmal vor und reiche meinem Gegenüber die Hand. „Hatake Kakashi“, erwidert er dann mit einem festen Händedruck und lehnt sich anschließend zurück in den Stuhl. Sein Blick wandert zur Decke, während er die Beine über einander schlägt. Er trägt einen langen dunkelblauen Rollkragenpulli und eine schwarze, lockere Jeans. Ich frage mich, was er wohl beruflich macht ... Soll ich vielleicht nachfragen? Nicht, dass er irgendwelche krummen Sachen am Laufen hat und deshalb sein Gesicht verstecken muss, weil er von der Polizei gesucht wird. Am Ende werde ich noch als sein Komplize mit verhaftet und- „Ist was?“ Ich schrecke plötzlich auf und gucke Kakashi ungewollt etwas schockiert an. Erst jetzt bemerke ich, dass ich mein Gesicht unheimlich verspannt haben muss, während ich nachgedacht habe. „N-nein nein, es ist nichts“, wehre ich dann ab und grinse verlegen. Ich bin echt ein miserabler Lügner ... das kauft er mir nie ab. „Hmh", macht er nur und richtet seinen Blick wieder gegen die Decke. „Du fragst dich wohl, warum ich diese Maske trage, oder?“, er blinzelt aus dem Augenwinkel heraus zu mir herüber. Ich schlucke schwer bei seiner Frage und rutsche etwas unruhig auf meinen Stuhl hin und her. Kann der Gedanken lesen? Gruselig. „Um ehrlich zu sein ... Ja“, gebe ich leise zu und schaue ihn neugierig an. Er zupft ein paar Mal an seiner Maske herum und lächelt mich dann plötzlich wieder an. „Das kann ich dir aber leider nicht verraten, Naruto, dafür kenne ich dich nicht gut genug. Genauer genommen: gar nicht.“ Entmutigt lasse ich bei seinen Worten den Kopf hängen. Warum er das gerade auch noch so unglaublich freundlich gesagt hat, kann ich auch nicht nachvollziehen, aber ich nehme es so hin. Gelangweilt stütze ich meinen Ellenbogen auf meinem Oberschenkel ab und bette meinen Kopf in meine Handinnenfläche. „Das ist gemein“, etwas eingeschnappt schiebe ich die Unterlippe nach vorne und schnaube lauf auf. Kakashi ignoriert das. Ich schnaube erneut. Beiläufig hole ich mein Handy aus der Hosentasche und bemerke erst jetzt, dass ich eine neue Nachricht erhalten habe. Neugierig klicke ich mich zum Posteingang durch. „Sakura vermisst dich schon jetzt. Und jetzt haut sie mich dafür, dass ich das geschrieben habe und es nicht wieder lösche ... aua ... – Sai“ Unwillkürlich muss ich beim Lesen der SMS grinsen. Rasch tippe ich zurück und klappe mein Handy wieder zu. Ich lasse es nachdenklich durch meine Finger gleiten. ‚Noch ein Handy werde ich dir sicher nicht schenken... Trottel!’, hat er damals gesagt. Ich kann mich gar nicht mehr richtig an seine Stimme erinnern, so lange ist das nun schon her. Ein Seufzen entflieht mir ungewollt. Im Augenwinkel kann ich dann sehen, wie sich Kakashi erhebt. Verwirrt beobachte ich ihn dabei. „Wir können jetzt ins Flugzeug“, erklärt er mir dann und wirft seinen dunklen Rucksack über die Schulter. Ich nicke verstehend. Rasch werfe ich mir auch meinen Rucksack über, greife mir meine Jacke und folge ihm. Die Leute drängen sich an den Ausgang heran, während eine Frau die Absperrung auflöst und die Türen nach Draußen öffnet. Knapp fünfzig Meter entfernt steht auch schon der riesige Flieger. Der Weg, den wir langgehen ist markiert und vorne an der großen Treppe, die zum Flugzeug führt, warten schon einige Mitarbeiter. Als wir die enge Treppe hinauf steigen, merke ich zum ersten Mal die Aufregung in mir aufbrodeln. Der Wind schießt mir ein letztes Mal um die Ohren bevor ich dann nach Kakashi das Flugzeug betrete und von den Flugbegleitern freundlich begrüßt werde. Die Eine steckt mir noch schnell ein Bonbon zu, ehe ich auch schon von der Menge hinter mir weiter in den Gang hinein gedrängt werde. Ich rufe ihr noch kurz ein Danke hinterher und folge dann orientierungslos Kakashi, bis er Halt macht und mir mit einer Handbewegung deutet, ich solle mich ans Fenster setzen. Mit dem Rucksack in der Hand lasse ich mich auf den engen Platz nieder und schaue mich neugierig um. Es dauerte noch zehn Minuten, bis sich alle hingesetzt haben und die Stewardess alle oberen Fächer schließt. Als das Flugzeug dann zur Abflugbahn rangiert, erklärt uns eine Frau die Sicherheitsvorkehrungen. So wirklich folgen kann ich dem nicht, aber immerhin habe ich nun verstanden, wie man sich hier anschnallt und dass ich meinen Rucksack unter den Sitz stellen muss. „Stürzen Flugzeuge oft ab?“, frage ich Kakashi dann etwas aufgebracht, als ich was von wegen Wasserlandung höre. Er lacht kurz auf, bis er dann schnell den Kopf schüttelt. „Nein, Flugzeuge sind die sichersten Verkehrsmittel überhaupt“, erklärt er mir dann und lächelt zuversichtlich. So viel Zuversicht wie er, hätte ich gern. Das Flugzeug macht plötzlich Halt, die Torbienen werden lauter und lassen den Sitz unter mir zittern. Was zum ...? „Was ist hier los?“, frage ich panisch und schaue hilflos wieder zu dem Grauhaarigen. „Wir heben gleich ab. Lehn dich zurück und schlucke so oft zu kannst, als Druckausgleich.“ Er spricht so ruhig und zuversichtlich, als würde er das schon zum 100. Mal machen. Meine Aufregung läuft nun endgültig Amok und lässt die Angst in mir aufsteigen. „Ich will noch nicht sterben“, murmele ich vor mich hin, bevor das Flugzeug sich wieder in Bewegung setzt. Es wird allmählich immer schneller und schneller. Panisch kralle ich mich in die Armlehnen und kneife die Augen zusammen. Das Flugzeug hebt ab. Mein Hals ist so trocken, dass ich irgendwie nicht genug Spucke zusammenbekomme, um zu Schlucken. In meinen Ohren dröhnt es wie verrückt und der Druck wird immer größer. Es fühlt sich so an, als würde mich ein Sumoringer in den Sitz quetschen wollen. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie steil wir nach oben fliegen. Ich schlucke schwer und kralle mich nur noch mehr in die Lehne. „Es hört gleich auf“, versichert mir Kakashi dann. Seine Stimme klingt durch den hohen Druck auf meine Ohren so seltsam dumpf und leise. Ich nicke kaum merklich und als wir schließlich über den Wolken sind und sich das Flugzeug stabilisiert atme ich wieder aus. Erst beim Ausatmen ist mir aufgefallen, dass ich die Luft überhaupt angehalten habe. „Alles ok?“ Ich nehme die Frage nur am Rande wahr. Ich bin viel zu beschäftigt damit, mit offenem Mund am Fenster zu kleben. „Wow ...“, entfährt es mir staunend, als ich die Wolken unter uns erblicke. Sie sehen aus, als würden sie einen auffangen, wenn man jetzt einfach raus springen würde. Ausprobieren sollte ich das aber besser nicht... „Die Panik scheint dich ja schnell verlassen zu haben", belustigt mustert mich Kakashi von der Seite. Ich lache kurz auf und grinse ihn verlegen an. Der hat ja keine Ahnung ... „Ja, naja, eigentlich kann ich das Ganze nur noch nicht realisieren. Echt jetzt. Ich hätte mir beinahe eingepinkelt!“, gebe ich dann zu und beuge mich zu meinen Rucksack hinunter. Neugierig hole ich nun das Buch hervor, welches mir Jiraiya geschenkt hat. Ich hatte nicht so wirklich Zeit, es mir in Ruhe anzugucken. Voller Erwartung schlage ich die erste Seite auf. Als ich höre, wie laut Kakashi neben mir zu atmen beginnt, schaue ich ihn verwirrt an. Hyperventiliert er etwa? „Alles ok?“, harke ich dann vorsichtig nach. Seine Augen sind so weit aufgerissen, dass ich befürchte, sie könnten jeden Augenblick raus springen. „Das ... das ... das ... woher hast du das?“, fragt er mich dann etwas psychopathisch und starrt wie gebannt auf das bescheidene Buch in meiner Hand. „Ehm ... das hat mir mein Patenonkel zum Abschied geschenkt“, erkläre ich ihm und bin irgendwie sehr verwirrt. Was hat der nur? Ich schaue kurz auf das Buch nieder. Nicht, dass mein Onkel mir irgendetwas illegales untergeschoben hat. Obwohl es ihm zuzutrauen wäre. „Woher hat er das? Das Buch soll doch erst im Dezember rauskommen!“ Er schaut dauernd zum Buch und dann wieder zu mir. Noch ein Stückchen und seine Augen springen wirklich heraus ... „Er ist der Autor des Buches ...“, erzähle ich weiter. Kakashi schluckt schwer. Ich schlage die zweite Seite auf und Deute auf die Krakelei unter dem Titel, „... und er hat es sogar signiert“, erkläre ich dann weiter. „Darf ich ... es mal halten?“, fragt er mich dann. Seine Stimme überschlägt sich. Einen Moment lang blicke ich ihn verständnislos an, bis dann auch bei mir der Groschen fällt. „Du bist ein Fan von diesen Büchern?“, ich drücke ihm das Buch in die Hand. „Ich leihe es dir für den Flug, okay? Ich hatte eh nicht wirklich vor, es zu lesen.“ Ich grinse ihn schräg an und beobachte ihn dabei, wie er ganz vorsichtig die ersten Seiten aufschlägt. Es kommt mir fast so vor, als hielte er ein Neugeborenes in den Händen, so vorsichtig, wie er mit dem Buch umgeht. Seine Hände zittern vor Aufregung sogar leicht. Erstaunlich. Verständnislos schüttle ich den Kopf. Es gibt also wirklich Leute, die die Bücher von dem Alten lesen ... Liebes Tagebuch, Fliegen ist ja so langweilig. So, so, sooo unglaublich langweilig. So langweilig, dass ich sogar schon anfange sinnloses Zeug auf einen Block zu schreiben. So langweilig... und mein Magen knurrt. Ich will Ramen... ob es in New York Ramen gibt? Gerade merke ich, dass das Schreiben noch viel langweiliger ist, als das Nichts tun. Ich höre lieber wieder auf Schnaufend klappe ich meinen Block zu und stecke ihn wieder in meinen Rucksack. Das ist sogar für meine Verhältnisse albern gewesen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir nun schon vier Stunden unterwegs sind. Und das ist nicht einmal die Hälfte. Ich raufe mir durchs Haar und rutsche unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Mein Po tut weh vom ganzen Sitzen. Ich bin nicht dafür gemacht, die ganze Zeit still zu sitzen. Echt nicht. Das liegt mir überhaupt nicht. Gelangweilt schaue ich zu Kakashi rüber, der gerade anscheinend das Buch durchgelesen hat. Ein echter Fan. Mit Leib und Seele. Er hält kurz inne bis sein Blick wie in Zeitlupe zu mir wandert. „Wie kann ich das wieder gut machen?“, fragt er mich dann mit ernster Stimme. Ich lache laut auf und klopfe ihm dann kurz auf die Schulter. „Reicht schon, wenn du mir sagst, wo ich am besten günstig in New York übernachten kann. Ich habe nämlich keinen Plan, wo ich da suchen muss“, grinse ich dann breit. Kakashi scheint kurz zu überlegen und hebt dann den Finger, als hätte er soeben eine Erleuchtung gehabt. „Der Sohn eines guten Freundes von mir wohnt in einer WG in Manhattan. Wenn du sagst, dass ich dich schicke, wird er dich vielleicht vorübergehend bei sich aufnehmen.“ Bei seinen Worten weiten sich meine Augen. „Das ist echt cool! Danke! Echt jetzt!“, brülle ich ihm schon beinahe entgegen und springe ungehalten auf. Nicht einmal eine Sekunde später knalle ich an die Flugzeugdecke und zucke schmerzerfüllt zusammen. Die seltsamen Blicke seitens der Passagiere ignoriere ich einfach. „Mist verdammter!“, fluche ich leise und lasse mich wieder in meinen Sitz fallen. Das war eine ganz schlechte Idee, Naruto. Schmerzend reibe ich mir meinen Kopf, während ich meinen Block aus der Tasche hole, um mir die passende Adresse zu notieren. „Aber ... was mache ich, wenn er mich vielleicht doch nicht aufnimmt?“, harke ich dann noch einmal nach und lege den Kopf etwas schief. „Mach dir keine Sorgen. Es wird ihm wohl eh zu nervig sein, darüber groß zu diskutieren ...“ 23:48 Uhr. Geschlagene dreißig Minuten musste ich auf meinen Koffer warten und weitere zehn auf ein Taxi, das mich mitnimmt. Kakashi ist in ein anderes Taxi gestiegen und hat mir seine Nummer gegeben. Ich habe ihm das Buch erst mal ausgeliehen. Er hat es schließlich erst dreimal gelesen und wie ich erfahren habe, liest er die Bücher meines Onkels immer zwanzig Mal. Mindestens. Wie kann man nur? Ein Mal würde ich schon kaum schaffen. Mein Blick schweift aus dem Fenster des Taxis. Ich lege meine Hand an die kalte Scheibe und lächle leicht. Ich habe es endlich geschafft. Ich bin angekommen. Als mich im Flugzeug für einen Moment die Todesangst heimsuchte, habe ich nicht mehr daran geglaubt hier heil anzukommen. Auch wenn ich es noch nicht so wirklich realisieren kann. Mit den ganzen Lichtern ähnelt diese Stadt sogar Tokyo. Die Hochhäuser und die vielen Menschen. Die dunklen Gassen und die vielen Seitenstraßen. Wie heimatlich. Und doch: es wirkt alles noch so surreal. Nicht greifbar. Nicht echt. Neu und unbekannt. Nun beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt. Mein Herz klopft stark in meiner Brust und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Wir sind da, Junge“, ertönt dann die raue Stimme des Taxifahrers, während das Auto zum Stehen kommt. Dankbar drücke ich ihm das Geld in die Hand. Meine Ma hat es extra am Flughafen noch für mich gewechselt. So wirklich vertraut bin ich mit dem Wechselkurs noch nicht, aber irgendwie habe ich jetzt viel weniger Geld. So kommt es mir zumindest vor ... irgendwie fehlen da ein paar Nullen, aber das ist wohl normal so. Ich steige aus und hole noch rasch meinen großen Koffer aus dem Kofferraum. Kurz blicke ich noch dem Taxi hinterher, welches leuchtend in der kühlen Nacht verschwindet und schaue dann auf das Gebäude vor mir. Es liegt in einer kleineren Nebenstraße. Sie ist nicht gerade stark beleuchtet. Viele Leute sehe ich hier auch nicht. Um genau zu sein nur eine Oma die mit ihrem Hund spazieren geht, aber die wechselt bei meinem Anblick aus der Ferne panisch die Straßenseite. ich lasse mich davon nicht weiter beirren und schaue auf das Nummernschild oberhalb der Eingangstür. Die Nummer 77 stimmt schon mal ... nur brennt nirgends mehr Licht. Mist. Langsam ziehe ich meinen Koffer hinter mir her. Das rattern der Rollen auf dem steinernen Gehweg hallen in der gesamten Straße nach. Vor der Tür mache ich dann wieder Halt und es wird wieder still. Der Wind pfeift mir um die Ohren, während ich die Klingelschilder durchgehe. Relativ in der Mitte werde ich dann endlich fündig. Kurz bevor mein Zeigefinger die Klingel berühren will, merke ich, dass die Haustür bereits einen Spalt weit offen steht. Verwundert runzle ich die Stirn und stemme mich gegen die Tür. Mit einem lauten Quietschen geht sie auch schon auf. Meinen Koffer hieve ich hinter mir her, während meine freie Hand nach dem Lichtschalter tastet. Flackernd geht das Licht im Flur an und beleuchtet auf eine bedrückende Art und Weise den kleinen Gang zur Treppe hin. „Naja ... immerhin bin ich so schon mal im Haus“, rede ich mir leise zu und gehe zur Treppe. Drei Stockwerke später, in denen mein Koffer gefühlte 100 Kilo schwerer wird, komme ich endlich oben an und stehe auch schon vor der besagten Haustür mit der Aufschrift: ‚Nara, Yamanaka, Akimichi’. Ich fahre mir mit dem Handrücken kurz über meine leicht verschwitze Stirn und strecke anschließend meine Hand zur Klingel aus. Zögernd presse ich dann doch meinen Daumen auf die Klingeln und warte ab. Stille. Nichts passiert. Mist. Mist. Mist. „Dann eben noch einmal!“ Gesagt, getan. Stille. Ich will gerade ein drittes Mal klingeln, als plötzliche Schritte zu hören sind. Es folgt ein leises Fluchen. Ich höre, wie jemand durch den Spion guckt, kurz inne hält und den Riegel aufschiebt. Die Tür geht auf. Quietschen und quälend langsam. „Guten Abend!“, begrüße ich mein Gegenüber dann gut gelaunt und grinste breit. Der erste Eindruck zählt. Auch wenn ich mit diesem nächtlichen Überfall schon mal Minuspunkte gesammelt habe. Das verrät mir sein Gesicht. „Wer bist du und was willst du hier?“, fragt er mich dann monoton und massiert sich genervt die Schläfe. Seine braunen langen Haare hat er zu einen verfilzten Zopf gebunden und seine braunen Augen funkeln mich genervt an. Sympathischer Kerl. Wirklich. Der scheint mich ja jetzt schon zu lieben. „Uzumaki Naruto. Ich bin heute mit dem Flieger aus Tokyo gekommen. Kakashi schickt mich. Er meint, ich könne hier eventuell übernachten. Sorry, wenn ich euch geweckt habe. Echt jetzt!“ Ich verbeuge mich kurz vor ihm und höre, wie er genervt zu schnauben beginnt und die Tür etwas weiter öffnet. Er trägt ein graues T-Shirt und eine schwarze Boxershorts. Er scheint ja wirklich schon geschlafen zu haben. „Und wieso genau sollte ich einen wild Fremden hier übernachten lassen?“ Er lehnt sich gegen den Türrahmen und mustert mich skeptisch. Ein Gähnen entfährt ihm. Er hält es aber nicht für nötig sich eine Hand vor den Mund zu halten, aber immerhin hat er saubere Zähne. „Weil du ein netter Kerl bist?“, lächle ich dann etwas hilflos und zupfe unsicher an meiner Jacke herum. „Das ist so nervig ...“, murmelt er dann leise und öffnet die Tür nun ganz. „Gefährlich siehst du mir schon mal nicht aus ... Ich will weiter schlafen, also mach bloß keinen Lärm, klar?“, seufzt er dann und fährt sich in den Nacken, um diesen leicht zu massieren. „Und was ist, wenn jemand einbricht?“, harke ich nach und hebe die Augenbraun. „Dann sag dem, der soll auch keinen Lärm machen.“ Er schließt die Augen und stößt laut die Luft aus seiner Lunge. „Ähm ... und wenn es brennt?“, will ich dann auch noch wissen und lächle zögernd. Man muss doch auf Nummer sicher gehen. Nicht dass ich dann Schuld daran bin, wenn hier alle verrecken ... „Willst du mich jetzt verarschen?“ Er funkelt mich böse an und ich schüttle hastig den Kopf. „Nein! Echt nicht! Vielen vielen Dank, dass ich hier schlafen darf“, ich verbeuge mich dankbar und mache auf der Türschwelle noch einmal kurz Halt. „Wie heißt du eigentlich?“ „Nara Shikamaru und jetzt komm endlich rein, das Flurlicht nervt mich tierisch ...“ * * * * * Sanft sauge ich an der Zigarette in meiner Hand. Ich lasse den Glimmstängel durch meine Finger gleiten und stütze mich am Geländer des Balkons ab. Den Rauch stoße ich durch meine Lungen wieder nach draußen. Ich beobachte ihn, wie er im Nachthimmel verschwindet und schnipse dann die Asche von der Spitze meiner Zigarette. Ich höre, wie jemand die Balkontür aufschiebt und näher tritt. Aus dem Augenwinkel heraus kann ich sehen, wie sich Itachi ebenfalls am Geländer abstützt. Er beobachtet mich eine Weile. Ich erwidere nichts, bis er schließlich das Wort ergreift. „Ich habe grad mit Vater telefoniert“, sagt er dann mit ruhiger Stimme. Ich ziehe kurz an meine Zigarette. Was will er mir damit sagen? „Schön“, erwidere ich nur und warte ab, worauf er nun hinaus will. „Er hat mich gefragt, wie es dir geht“, erklärt er mir dann und schaut nun auch in Richtung Nachthimmel. „Schön“, erwidere ich erneut und lächle sarkastisch. Was denkt er sich nur dabei wieder damit anzufangen? Ich schnaube abfällig und schüttle kaum merklich den Kopf. „Sasuke, er ist dabei den ersten Schritt zu machen. Denkst du nicht, du solltest das auch tun?“ Seine Fürsorge ist nicht zu überhören, nur muss er doch langsam wissen, wie ich dazu stehe. Oft genug haben wir darüber geredet, gestritten und geschwiegen. „Nein.“ Ich ziehe erneut an meiner Zigarette und senke dann meinen Blick. Ein kühler Windstoß bringt die Funken in der Spitze des Glimmstängels zum Glühen, während sich meine Haare selbstständig machen und mir die Sicht auf Itachi erschweren. „Musst du immer so einsilbig antworten, wenn es um etwas Ernstes geht?“, seufzt mein Bruder dann und schaut mich wieder von der Seite her eindringlich an. Seine Hände klammern sich etwas fester an das Geländer vor ihm. „Ja.“ Ein Lächeln kann ich mir nicht verkneifen, während ich meine Zigarette am Geländer ausdrücke und den übrigen Stängel vom Balkon schnipse. In der Dunkelheit verschwindet er Millisekunden darauf. „Sasuke, ich weiß doch-“ „Nein, das weißt du nicht“, ich drehe mich zu ihm und blicke ihn ernst an, „Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle.“ Ich wende mich von ihm ab, ehe er etwas erwidern kann. „Das Gespräch ist hiermit beendet ..." Kapitel 2: C O U C H S U R F I N G ----------------------------------- - C O U C H S U R F I N G - Von Chips, einer guten Idee, etwas Tee und Baby-Katzen-Videos „Und du hast ihn einfach hineingelassen? Wir kennen den doch nicht mal!" „Wie ein Schwerverbrecher sieht er aber nicht aus, Ino." „Er sabbert ... und schnarcht ... Ih ..." „Das tust du auch ..." „Was hast du gesagt, Choji?" „Ach nichts ..." „Musst du eigentlich so früh schon Chips futtern? Das ist eklig!" „Ich brauche Energie für den Tag. Das weißt du doch." „Ab und zu ins Fitnessstudio zu gehen, würde dich sicher nicht umbringen." „Da wär' ich mir nicht so sicher ..." „Von wem hat er eigentlich unsere Adresse bekommen, hm?" „Von Kakashi. Ich hab ihn ja auch nur rein gelassen, weil seine Fröhlichkeit so nervig war und ich weiterschlafen wollte ... und dann dieses Flurlicht ... dieses verdammte Flurlicht ... es war so grell ..." „Wir hätten das gemeinsam besprechen sollen, Shikamaru!" „Als ob ihr es gut gefunden hättet, wenn ich euch auch noch geweckt hätte ..." „Da hat er Recht, Ino. Was machen wir jetzt mit ihm?" „Wir können ihn ja einfach rauswerfen. Der hat so einen tiefen Schlaf, der merkt das nie." „Du kennst ihn nicht mal und kannst ihn schon jetzt nicht leiden, was?" „Nicht ganz. Immerhin hat er wohl einen guten Geschmack, was die Haarfarbe angeht. Blond ist das neue Schwarz!" „Damit haben wir hier nun schon drei Blondinen im Haus, stimmt's Shikamaru?" „Kann sein ..." „Wer soll ihn wecken?" „Also ich fass den nicht an!" „Ihr seid so nervig ... alle beide ..." Zuerst vorsichtig und dann immer fordernder drückt etwas immer wieder gegen mein Bein. Jemand spricht nun meinen Namen. Wiederholt ihn in kleinen Abständen. Leiser und immer lauter werdend. Was ist das? Wer ist das? Die Stimme klingt tief und wenn ich mich nicht irre auch etwas gelangweilt. Oder doch eher genervt? Träge öffne ich meine Augen. Ich blinzle mehrmals, ehe die Konturen um mich herum an Schärfe zunehmen. Ich sehe eine Frau mit langen blonden Haaren. Zu einem Zopf gebunden fallen ihr diese über die linke Schulter. Mit ihren Händen umschließt sie eine Tasse, wo ‚I Love NY’ draufsteht. Ihre hellblauen Augen mustern mich skeptisch. Der Andere, der in der Mitte, hat langes, hellbraunes, widerspenstiges Haar, ein paar Kilos zu viel auf dem Rippen und eine Chips-Tüte in der Hand, die ein leises Knistern von sich gibt. Der Letzte, ganz links ... das ist doch der von letzter Nacht oder? „Du hast einen ziemlich festen Schlaf, Naruto", grinst mich der in der Mitte dann an, während ich mich langsam aufrichte und mir schlaftrunken durchs Haar fahre. „Ich bin übrigens Akimichi Choji, sie heißt Yamanaka Ino und Shikamaru hier kennst du ja bereits.“ Etwas überfordert von der Situation blinzle ich ratlos in die Runde, während meine Beine vom Sofa rutschen, ich die Decke bei Seite schiebe und meine Füße schließlich den Boden berühren. Haben die mich etwas beim Schlafen beobachtet? Habe ich geschnarcht? Habe ich gesabbert? Mit dem Handrücken fahre ich mir prüfend über die Lippen. Ich spüre den Film aus Speichel. Mist. „Ja, du hast gesabbert“, kommt es dann auch schon von Ino. Amüsiert mustert sie mich. „Süß“, grinst sie dann und legt den Kopf etwas schief. Verwirrt erwidere ich ihren Blick und hebe eine Augenbraue. Süß? Wer? Ich? „Vor zwei Minuten fandest du ihn noch eklig.“ Choji linst überrascht in Inos Richtung und schiebt sich sogleich eine Handvoll Chips in die Mundhöhle. Eklig? Wer? Ich? „Wa-“ Ich setze gerade zum Sprechen an, als mein ersten Wort auch schon wieder abgewürgt wird. Ich bin gerade sehr verwirrt. Ernsthaft. Das ist nicht lustig. „Da habe ich auch noch gesehen, dass er so schöne blaue Augen hat und scheinbar recht gut ausgestattet ist.“ Inos Blick fällt wieder auf mich, während ich ihre Worte im Gedanken noch einmal durchgehe. Was zum... ? Zuerst blickt sie mir in die Augen und dann wandern ihre Pupillen tiefer und tiefer bis hin zu einer ganz anderen Region. Verdammt. Ich schlucke schwer und greife instinktiv nach der Decke, die ich mir rasch über den Schoß ziehe. Verdammte Morgenlatte. Muss das jetzt sein? „Hey!“, ist das Einzige, was auf die schnelle empört meinen Mund verlässt, doch Ino zuckt nur mit den Schultern. „Nimm es doch als Kompliment, Großer", zwinkert sie mir lächelnd zu und trinkt einen Schluck aus der Tasse in ihrer Hand. „Ich mach mich dann mal fertig, Jungs. Die Arbeit ruft", fügt sie dann noch hinzu, ehe sie in einer eleganten Drehung kehrt macht und rasch auf ihren nackten Füßen im Flur verschwindet. Ich schaue ihr kurz irritiert hinterher, während mein Blick automatisch über ihre Kehrseite gleitet. Dass sie nur ein Shirt trägt, welches nur knapp ihren Po bedeckt, scheint sie nicht sonderlich zu stören. Mich übrigens auch nicht. Und wie es aussieht geht es Choji genauso. Shikamaru verdreht allerdings nur genervt die Augen. Das kann ich im Augenwinkel sehen. „Ino, zieh dir was an, wenn wir Besuch haben!“, ruft er der Blondine hinterher. Man sieht förmlich, wie viel Kraft dieser Ausruf ihn gekostet haben muss. Sein Seufzen ist laut und seine Augen geschlossen. „Lass sie doch gucken!“, kommt es prompt mit einem Lachen zurück. Anschließend hört man, wie sich eine Zimmertür schließt und ihr Kichern verstummt. Was für ein seltsamer Morgen. Gestern früh bin ich noch in meinem Bett aufgewacht und heute werde ich gleich von drei Fremden geweckt und habe Nackenschmerzen von einer viel zu harten Couch. Mit einer gekonnten Rechts-links-Neigung meines Kopfes, lasse ich meinen Nacken knacken. Das tat gut. Ich gähne herzhaft und ziehe meine Beine so ein, dass ich nun im Schneidersitz auf der Couch sitze. Da sich meine Morgenlatte schon verabschiedet hat, werfe ich nun auch die Decke bei Seite und schaue fragend in die Runde. „Wo arbeitet Ino denn, dass sie an nem Samstag arbeiten muss?“, will ich dann wissen und reibe mir den Schlaf aus den Augen. „Sie arbeitet schon seit Jahren im Blumenladen ihrer Eltern“, erklärt mir Choji dann auch schon mit vollem Mund. Ein paar Krümel verirren sich dabei in seinen Mundwinkeln. „Und was macht ihr so beruflich?", will ich dann wissen und schaue beide fragend an. „Ich mache eine Ausbildung zum Koch." Chojis Grinsen ist voller Stolz und voller Chips-Krümel. „Wow echt? Das passt echt gut ja zu dir!“ Das Knistern der Chipstüte verstummt. Stille. Ich schlucke trocken und schaue meinen Gegenüber irritiert ein. Hab ich etwas Falsches gesagt? „Wieso?“, fragt er mich dann mit ernster Miene. Seine Stimme ist gleich eine Oktave tiefer gerutscht. Seine Augenbraun ebenfalls. Ich zucke zusammen, schaue zu Shikamaru, der hastig den Kopf schüttelt und mir mit einer Handbewegung deutet, den Mund zu halten. „Ehm... nur so. Das ist cool. Echt jetzt!“, wehre ich dann rasch ab und lächle verlegen. „Und was machst du so Shikamaru?“, versuche ich dann beiläufig Thema zu wechseln. „Ich studiere Mathe im 5. Semester." Der Angesprochene massiert sich angestrengt die Schläfe und schaut aus dem Fenster. „Bist du zum ersten Mal in New York?", will er dann wissen. Ich nicke mehrmals und grinse. „Ja, ich bin hier auf der Suche nach jemandem." Meine Entschlossenheit überrollt mich ja schon fast selbst. „Nach wem?" Choji lächelt mich wieder an, als wäre nie etwas gewesen. Ich mustere ihn kurz verwirrt, belasse es dann aber dabei. „Nach meinen besten Freund, der vor zwei Jahren ohne ein Wort zu sagen nach New York gezogen ist und den Kontakt abgebrochen hat", erkläre ich ohne weiteres. Immerhin könnten sie mir weiterhelfen, also wäre es sinnlos, daraus ein Geheimnis zu machen. „Ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber vielleicht will er nichts mehr mit dir zu tun haben?", kommt es dann von Shikamaru, der mich mittlerweile anschaut und mich skeptisch beäugt. „Wir waren seit unserer Kindheit Freunde, weißt du!", platzt es dann aus mir heraus. „Irgendwas stimmt an der ganzen Sache einfach nicht. Er ist sicher nicht freiwillig gegangen und dass er den Kontakt abgebrochen hat, muss auch einen triftigen Grund haben ...", erkläre ich ihnen fahrig und wippe unruhig auf der Couch hin und her. „Und wie willst du ihn finden?“ Fragend hebt Choji eine Augenbraue und entfernt dabei die Krümel von seinem Mund. „Ähm... keine Ahnung. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich hab einfach gehofft, dass ich ihm auf der Straße begegne...", gebe ich dann etwas kleinlaut zu und lächle verlegen. Wieso wollen alle eigentlich immer gleich einen Plan hören? Bisher hat alles auch ohne Plan funktioniert. Wenn ich auch zugeben muss, dass mir mein Glück immer sehr geholfen hat. „Die Chance, dass das passiert ist verschwindend gering, Naruto, du solltest dir einen anderen Plan überlegen", erklärt mir Shikamaru gelassen, verschränkt nachdenklich die Arme vor der Brust und verlagert dabei sein Gewicht auf den anderen Fuß. „Klingt so, als hätte Shika eine Idee", zwinkert mir Choji dann zu. Verwirrt beobachte ich den Braunhaarigen, wie er kurz die Augen schließt, die Stirn dabei in Falten gelegt. Shika. Ist das sein Spitzname? „Ihr seid so nervig ...", stöhnt er dann seicht und öffnet ein Auge. „Die besten Chancen hast du wohl auf großen Parties ... darauf hättest du selbst aber auch kommen können.“ Parties? Achja! Parties! „Und wo finden hier die Parties statt?" Ich lege den Kopf etwas schief und schaue die zwei neugierig an. So oft bin ich nicht auf Parties gewesen um ehrlich zu sein. Eigentlich nur, wenn mich Sakura dazu genötigt hat mitzukommen und früher als Sasuke noch da war. „Überall eigentlich. Heute ist sogar die Neueröffnung des RAW. Da kommen sogar Leute aus Brooklyn nach Manhattan. Da hast du sicher die besten Chancen.“ Choji lächelt mich zuversichtlich an und nickt unterstützend. „Echt jetzt? Aber kommt man da denn so leicht rein?" „Eigentlich nicht, aber wir kennen da eine gewissen Dame, die an Karten rankommen würde, stimmt's Shikamaru?" Er stößt seinem Kumpel grob in die Seite. Ein Schnaufen entfährt dem Angestoßenen. „Nein, Temari ist grad nicht so gut auf mich zu sprechen", erklärt er dann und streift sich durchs Haar. Er sieht irgendwie besorgt aus, aber ich kann mich auch irren. So gut kenne ich die Beiden noch nicht, um das genau einschätzen zu können. „Wer ist Temari?", will ich dann wissen und verschränke die Hände hinter dem Kopf, während ich mich in die Polster hinter mir fallen lasse. „Temari ist seine Freundin.“ Deshalb hat er Ino vorhin nicht nachgeschaut und ihr gesagt, wie solle sich was anziehen. Verstehe, verstehe. „Sie ist nicht davon erfreut, dass Ino hier mit uns zusammen wohnt“, Choji linst kurz zu seinem Kumpel rüber und wird etwas leiser. „Sie streiten sich deshalb momentan viel und-" „Es reicht, Choji, das geht ihn nichts an", unterbricht der Braunhaarige seinen Freund dann mit überraschend ruhiger Stimme und mustert mich kurz. „Wir werden schon in den Club kommen, ich werde mit ihr reden, aber lasst mich bitte erst in Ruhe nen Tee trinken.“ "Du hättest wirklich nicht mitkommen brauchen, Naruto", stöhnt Shikamaru genervt. Seine Worte hallen im großen Treppenhaus nach und hinterlassen ein immer leiser werdendes Echo. Genauso, wie unsere Schritte. „Ich bin deine mentale Unterstützung!", rufe ich ihm ein paar Stufen tiefer entgegen, während wir die zwei Stockwerke bis zur obersten Etage hinaufsteigen. „Du hättest mir auch keinen Tee machen müssen.“ Er schaut kurz über seine Schulter zu mir. Seine müden Augen sind halb geschlossen. „Wie du mir, so ich dir. Danke noch mal für gestern." Dankbar lächle ich ihn an und lasse meine rechte Hand über das Geländer gleitet, während wir weiter hinaufsteigen. Er richtet seinen Blick wieder nach vorn. „Kein Problem. Ich frage mich nur, ob Temari mit deiner Fröhlichkeit umgehen kann ..." Shikamaru ist bereits oben angekommen und beobachtet mich nun, wie ich zu ihm aufhole. Schnaufend bleibe ich schließlich nach der letzten Stufe neben ihm stehen und strecke mich kurz. Mein Gegenüber mustert mich stirnrunzelnd von der Seite. Seine Atmung ist flach. Ganz im Gegensatz zur meiner. „Deine Ausdauer ist miserabel“, kommentiert er dann schmunzelnd meine Erschöpfung. „Das liegt ... nur daran, dass ich noch Jeltag habe ...“, versuche ich mich zu rechtfertigen, woraufhin der Shikamaru einen kurzen Blick auf seine Armanduhr wirft und mich anschließend amüsiert anschaut. „Jeltag? Du meinst wohl Jetlag" „Meine ich doch ...“, murmle ich dann leise und schaue den Braunhaarigen gespielt beleidigt an. „Du Spinner ...“ Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, macht wieder kehrt und tritt dann an die Wohnungstür zu unserer Rechten heran. "Sabakuno? Wohnt diese Temari allein?“, frage ich dann überrascht, als ich nur einen Namen auf dem Klingelschild lese. „Nein, sie wohnt zusammen mit ihren zwei Brüdern", erklärt mir Shikamaru dann seufzend, während er fast zeitgleich auf die Klingel drückt. „Ich geh schon!" - Ich höre Schritte, die immer näher kommen. Sie klingen entschlossen und genauso entschlossen wird uns auch kurz darauf die Tür geöffnet. Für einen kurzen Moment mustert uns die Blondine überrascht, bis sich ihr Gesicht schlagartig verfinstert und sie Shikamaru fast schon düster anschaut. Irgendwie bin ich gerade sehr froh, dass dieser Blick nicht mir gilt. „Was willst du hier?", fragt sie ihn dann mit ruhiger und ernster Stimme, während sie eine Hand in die Hüfte stemmt. Ich trete ungewollt einen Schritt zurück. Wie ein Reflex. Starke Frauen machen mir prinzipiell irgendwie Angst. Ist das eigentlich normal? „Mit dir reden. Können wir reinkommen?" Shikamaru lehnt sich an die Wand und schaut die Blondine einen Augenblick lang an. Stille. Es kommt mir fast so vor, als würden die beiden sich im Gedanken mit einander unterhalten. Oder wohl eher diskutieren. Oder streiten. Oder sie schauen sie wirklich einfach nur an. Das kann natürlich auch sein. „Von mir aus", löst Temari dann das eiserne Schweigen, wendet ihren Blick von Shikamaru ab und tritt zur Seite, um uns passieren zu lassen. „Ich bin übrigens Naruto! Uzumaki Naruto!", stelle ich mich dann grinsend vor und halte ihr zur Begrüßung meine Hand entgegen. Fast von abfällig betrachtet sie kurz meine Hand und fixiert mich dann mit ihren Augen. Ihr türkisfarbenen Iriden wirken kühl und rätselhaft. Ein spöttisches Lächeln liegt auf ihren vollen Lippen. Mir läuft ein kleiner Schauer über und ich merke, wie schwer es mir fällt dem Blick Stand zu halten. „Schön für dich, Naruto." Ihre Stimme ist ungewöhnlich tief und voller Ironie. Sie schlägt die Tür hinter mir zu und geht dann an uns vorbei in Richtung Wohnzimmer. Ich lasse meine Hand wieder sinken und schaue verwirrt zu Shikamaru, der mich entschuldigend ansieht, während er aus seinen Schuhen schlüpft. „Auch wenn sie nicht so aussieht, ist sie eigentlich ganz nett. Manchmal. Wenn sie will. Oder wenn sie betrunken ist ...", klärt er mich dann leise auf und lässt seine Hände in die Hosentasche gleiten, während er der Blondine schleppend ins Wohnzimmer folgt. Die Wohnung sieht eigentlich fast genauso aus, wie die von Shikamaru im dritten Stock. Nur spiegelverkehrt. Der Flur geht am Ende fließend in die Wohnküche über. Links und rechts vom Flur grenzen dann die einzelnen Zimmer an. Vom Wohnzimmer aus geht noch mal ein kleiner Gang ab, wo sich dann noch zwei weitere Zimmer verstecken. Da es ein Altbau ist, sind die Wände ziemlich hoch und auch die Fenster lassen viel Licht herein. Außerdem riecht es hier nach Kaffee ... apropos Kaffee. „Darf ich mal eure Toilette benutzen?“, frage ich dann etwas plump und bleibe vor dem Wohnzimmer stehen. Da von Temari keinerlei Reaktion kommt, nickt mir Shikamaru nur kurz zu, ehe die beiden dann in einem der hinteren Zimmer verschwinden. Dafür, dass Shikamaru eigentlich vieles zu anstrengend erscheint, überrascht es mir sehr, dass er mit so einer, wie Temari, zusammen ist. Aber gut. Vielleicht ist sie ja anders, wenn sie besser gelaunt ist. Oder er steht einfach nur auf die Art Frauen, die einem Angst machen und die einem dazu bringt, Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln. Schulterzuckend mache ich also wieder kehrt und steuere auf die Badezimmertür zu. Das ist die einzige Tür im ganzen Flur die kleiner ist, als alle andren und somit von den anderen Abhebt. Doch gerade dann, als ich nach der Türklinge des Bades greifen möchte, geht die Tür vor mir schon von selbst auf. Also das tat die Tür bei Shikamaru nicht. Verwirrt hebe ich meinen Kopf und schaue sogleich in hellgrüne Augen, die mich fast ebenso verwirrt anblinzeln. „Wer bist du denn?“ Seine Stimme ist recht monoton, aber keineswegs unfreundlich. Ich trete einen Schritt zurück und bemerke erst jetzt, dass der Typ nur ein Handtuch um die Hüfte trägt. „Äh, ich bin Naruto Uzumaki, ein Freund von Shikamaru. Er redet gerade mit Temari. Freut mich dich kennen zu lernen und sorry für die Überraschung", grinse ich dann verlegen und strecke ihm meine Hand entgegen. „Ich bin Gaara. Freut mich ebenfalls.“ Anders als seine Schwester, reicht er mir die Hand und drückt sie leicht, während er mit der Anderen sein Handtuch fixiert. Seine roten Haare kleben ihm noch etwas an der Stirn durch die Nässe, außerdem ist seine Haut sehr blass und rein und er ist eigentlich kaum größer als ich. „Ich ziehe mich kurz um und danach wollte ich einen Tee aufsetzten. Möchtest du auch einen?“ Er schreitet vom Bad aus in den Flur und blickt mich nach ein paar weiteren Schritten fragend an. „Gerne. Aber zuvor muss ich noch pinkeln", gebe ich verlegen zu und deute auf die offene Badtür. Gaara schmunzelt kurz und nickt dann verstehen. „Verstehe. Du musst diesen Sasuke wohl wirklich gern haben.“ „Aber klar“, ich halte kurz inne, als ich sehe, wie sich Gaaras Mundwinkel leicht heben und er anfängt das Ganze falsch zu interpretieren. „Das ist nicht so wie du jetzt vielleicht denkst!“, werfe ich dann schnell ein, um seinen Gedanken einen Abbruch zu tun. „Nicht?“, harkt er dann mit ruhiger Stimme nach und schenkt sich eine weitere Tasse Tee ein. „Er ist mein bester Freund. Schon seit ich denken kann. Wir sind zusammen aufgewachsen und das schweißt eben zusammen. Alles ist rein platonisch“, beteuere ich ihn dann und nicke bekräftigend. „Bist du dir sicher?“, harkt er erneut nach und schaut mich wieder direkt an. Das tut er öfters. Einem so direkt in die Augen zu schauen. „Ja verdammt! Das würde doch jeder für seinen besten Freund tun!", antworte ich dann leicht exzentrisch und runzle verständnislos die Stirn. „Hmh. Wenn du das sagst, Naruto.“ Ich schaue den Rotschopf etwas verwirrt an, der seelenruhig seine Tasse zu seinem Mund führt und ein paar Schlücke in sich aufnimmt. Es wird kurz still im Raum, bis ich dann nicht anders kann und wieder das Wort ergreife. „Was willst du damit sagen?“, will ich dann neugierig wissen und beuge mich etwas über den Tisch, hebe dabei leicht vom Stuhl an. Irgendwas will er doch damit sagen. Ich weiß es ganz genau. Sonst würde er nicht so reagieren. Gaara stellt seine Tasse wieder ab und sieht kurz überlegend zur Seite. „Einen Menschen so sehr zu mögen, dass man für ihn bis ans Ende der Welt fahren würde, ist nicht so normal, wie du vielleicht denkst. Vor allem, wenn es sich 'nur' um Freundschaft handelt.“ Er schaut mir wieder geradewegs in die Augen. So, als könnte er direkt in mein Inneres sehen. So intensiv. So allwissend. So standhaft. „Ist es nicht?“ Mein Herz schlägt schneller, als gedacht. Entrüstet schaue ich zurück und hebe irritiert meine Augenbraun. Er verunsichert mich. Das weiß er selbst. „Wie genau definierst du Freundschaft, Naruto?“ Seine ruhige Stimme durchdringt den Raum und endet dann in einem Echo in meinen Ohren. Wie ich Freundschaft definiere? Wieso fragt er mich das? „Ich wollte dich nicht verunsichern, aber du kannst ja bei Gelegenheit mal darüber nachdenken“, fügt er dann nach einigen Sekunden des Schweigens hinzu und schaut beiläufig aus dem Fenster. In meinem Kopf rattert es. Es ist also doch nicht so normal einem Freund bis ans andre Ende der Welt zu folgen, hm? Aber vielleicht hat er einfach nur eine andere Ansicht von Freundschaft. Ich weiß selbst, wie impulsiv ich doch sein kann, aber ist es wirklich so unnormal? Meine Gedanken schweifen umher, als plötzlich ein leises Stöhnen aus dem Nebenzimmer dringt. Gefolgt von regelmäßigem Knacken eines Bettes. „Ähm ...“ Ich schaue etwas hilflos zu Gaara hinüber, der nur desinteressiert mit den Schultern zuckt. „Das passiert immer, wenn man die beiden allein lässt. Vor allem, wenn sie sich vorher gestritten haben“, erklärt er mir dann gelassen. „Die haben schon eine seltsame Beziehung, musst du wissen. Streiten sich dauernd, aber ohne einander können sie dann auch nicht lange.“ Gaara erhebt sich, greift nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch, um den Fernseher einzuschalten und dreht die Lautstärke soweit auf, dass diese die Geräusche des Schlafzimmers übertönt. Anschließend setzt er sich wieder zu mir an den Tisch, faltet seine Hände in einander und bette dann sein Kinn auf diese. „Wenn du länger hier in New York bleiben willst, dann musst du dir einen Job suchen. Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?“, will er dann wissen und wechselt somit das Thema. Ich schüttle leicht den Kopf und mir wird wieder klar, wie viel eigentlich noch vor mir liegt. So viel Arbeit. Ich stöhne leise auf. „Nein. Ich weiß nicht mal genau, wo ich wohnen soll“, gebe ich dann zu und lassen meinen Kopf auf den Tisch sinken. „Ich habs nicht so mit planen musst du wissen. Aber irgendwie sollte ich mal damit anfangen ...“ Meine Wange drückt dich an die harte Tischoberfläche. Gelangweilt puste ich ein paar Krümel von der Tischkante und seufze leise. „Hmh, Kinder mögen dich doch bestimmt, oder?“, fragt der Rothaarige mich dann aus heiterem Himmel. „Ähm ... ja, eigentlich schon. Die finden mich immer lustig und ziehen mir gerne an den Haaren." Ich erheben meinen Kopf wieder und grinse meinen Gegenüber schräg an. „Aber, dass sie mich so mögen liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass ich mich selbst noch wie ein Kind benehme", lache ich dann auf und stütze mein Gesicht auf meinen Händen ab, wische mir dabei ein paar Krümel von der Wange. „Dann könntest du ja bei mir im Kindergarten anfangen, wenn du Lust hast“, schlägt er dann plötzlich vor und leert seine Tasse mit einem letzten Zug. „Meinst du das ernst?“ Ungehalten springe ich auf und schaue den Rothaarigen strahlend an. Dass der Stuhl dabei nach hinten fällt bekomme ich erst mit, als ich das Geräusch des Aufpralls höre. „Klar. Wir können da immer jemanden gebrauchen“, sagt er dann gelassen und mustert mich seelenruhig. „Ja, ich glaube, die Kinder werden dich mögen, so aufgedreht, wie du bist“, lächelt er dann sanft und schüttelt leicht den Kopf. Ist das jetzt eine Art Kompliment? „Hast du Lust raus zu gehen? Du kamst sicher noch nicht dazu New York kennen zu lernen, stimmts? Außerdem ...“, er deutet mit dem Daumen hinter sich, „... könnte das dort noch ein Weilchen dauern.“ „Wir wohnen in einer vergleichsweise ruhigen Ecke von New York. Die 111th Street liegt eher nördlich vom Central Park. Die großen Wolkenkratzer, die man immer in den Filmen sieht sind alle südlich des Central Parks, beim Times Square. Clubs, Bars, Bürogebäude, Shoppingcenter. All das befindet sich hauptsächlich dort hinten. Wenn das mit den Karten klappt, dann gehen wir da heute Abend noch hin. Da gibt es mehr zu sehen, als hier.“ Neugierig lausche ich Gaaras ruhiger Stimme, während wird durch den großen Park schlendern, der sich Central Park nennt. Es ist Herbst und das sieht man auch hier. Rot, Orange, Geld. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Stadt wie New York so ruhig sein kann. Als er vom Times Square spricht schaue ich automatisch in die Richtung der Hochhäuser in der Ferne und muss unwillkürlich lächeln. Irgendwie kann ich es kaum erwarten, diese Stadt im Dunkeln zu sehen, wenn all die Lichter angeschaltet werden und das Nachtleben beginnt. „Weißt du eigentlich schon, wo du wohnen willst?“ Auf seine Frage hinaus schüttle ich etwas ratlos den Kopf und grinse schräg. „Nein. Wahrscheinlich muss ich erstmal in Holtels schlafen, bis ich ein festes Einkommen habe“, erkläre ich dem Rothaarigen lächelnd. Gaara nickt verstehend und lässt seine Hände in die Hosentaschen gleiten, während wir weiter durch den Park schlendern. „Wenn du willst kannst du vorübergehend auch bei mir schlafen. Im Wohnzimmer ist noch eine Ausziehcouch frei.“ Er schaut mich von der Seite her an und warte meine Reaktion ab. „Nein, das kann ich nicht annehmen. Echt jetzt, Gaara, das geht nicht.“ Ich schüttle mehrmals den Kopf. Unmöglich. Das kann ich nicht annehmen. „Wieso nicht?“, will er dann nach einer kurzen Weile wissen und schaut wieder nach vorn. „Weil ich mir dann wie ein Schnorrer vorkommen würde ... Ich will niemanden zur Last fallen“, erkläre ich ihm murmelnd und verschränke die Hände hinter dem Kopf, während ich zu den Baumkronen hinaufschaue. Ein bisschen Geld habe ich ja und ich will nun wirklich niemanden auf der Tasche liegen. „Es ist nicht leicht hier ne Wohnung zu finden, Naruto, und wenn du bis dahin in einem Hotel wohnst, bist du bald all dein Erspartes los.“ Seine ruhigen Worte, schon beinahe besorgt, treffen auf meine Ohren und versuchen meine Sturheit zu durchbrechen. „Aber ich kann das nicht annehmen. Tut mir leid“, wiederhole ich mich nun etwas eindringlicher als zuvor in der Hoffnung, er würde es nun so hinnehmen. „Wie du meinst. Wenn du deine Meinung änderst, sag mir Bescheid." Gaara zuckt mit der Schule und streicht sich eine Strähne hinters Ohr. Ich grinse zufrieden. Gewonnen. „Unwahrscheinlich, aber okay. Hab verstanden." Keine fünf Sekunden später höre ich das Vibrieren eines Handys. Ich taste meine Hosentaschen ab. Fehlalarm. Neugierig schaue ich zu Gaara, der gerade dabei ist sein Handy aus der Hosentasche zu fische. Er schaut kurz auf das Display und geht dann auch schon ran. Sein Gang verlangsamt sich dabei etwas. Ich tue es ihm gleich. „Hey ... nein, wir sind nur spazieren, Temari ... ja, das haben wir gehört ... ja, deshalb sind wir auch gegangen ...“, Gaara schaut zu mir rüber und bleibt stehen. Verwirrt tue ich es ihm gleich und runzle leicht die Stirn. „Wirklich? ... okay, ich richte es aus .... Danke ... Bis später.“ Und er legt auf. „Was ist?“, frage ich aufgeregt und schaue den Rothaarigen erwartungsvoll an. Er schweigt. Bis sich seine Mundwinkel endlich heben. Die erlösenden Worte, lassen nicht lange auf sich warte. „Temari besorgt die Karten.“ * * * * * „Sasuuukeeeee. Komm schon. Wir wissen, dass du da bist. Ich kann dich atmen hören!“ Der Anrufbeantworter hallt im langen Flur nach und bettelt förmlich um Aufmerksamkeit. „Kannst du das wirklich?“, fragt eine andere Person am anderen Ende der Leitung. Eine Männliche. Tief und ruhig. „Nein, aber dass muss er ja nicht wissen, also sei leise, Jugo!“, wird nun etwas barsch vom Hauptsprecher geantwortet. „Ihr seid solche Vollidioten ... “, kommt nun auch eine weibliche Stimme ins Spiel. „Möglich, aaaaber vielleicht bekommt er dann Mitleid mit uns und geht endlich an dieses verfickte Telefon! Nicht waaaahr Sasukeeee? Komm schooon, geh raaaan!“, wird nun wieder ungehalten ins Telefon geflötet. Sekunden später kommt endlich die Erlösung. „Sasuke ist gerade noch am duschen.“ Ernüchterung macht sich am anderen Ende der Leitung breit, als nicht die erhoffte Person ans Telefon geht. „Oh, hey, Itachi, alles senkrecht bei dir?“ Das Grinsen auf der anderen Leitung ist kaum zu überhören. „Ihr seid so unglaublich peinlich ...“, ertönt wieder die weibliche Stimme. Sie klingt gereizt. „Karin sei leise! Ich telefoniere gerade!“, wird diese nun ermahnen vom Sprecher zurechtgewiesen. Allerdings ohne Erfolg und mit schmerzhaften Konsequenzen. „AUA! Jugo, halt mir diese Furie vom Hals!“ Man hört dumpfe Schläge, die dann mit lautem Protest wieder verstummen. Itachi hält den Hörer ein Stück weit weg von seinem Ohr, bei dem Geschrei. Etwas gequält wird nun in den Hörer gewimmert, bis ein Räuspern seitens Itachi wieder für Ordnung sorgt. „Also, Itachi, kann Sasuke heute Abend zum spielen rauskommen? Wir bringen ihn auch heile wieder zurück“, wird nun wieder fröhlich ins Telefon gesprochen mit einem Grinsen auf den Lippen. „Schaukelt ihn aber nicht zu doll, denn davon wird ihm immer so schnell schlecht.“ Itachi geht auf das kleine Spiel ein und lehnt sich lässig gegen die Wand, während die Badtür im Flur geöffnet wird. „So wie es Euer Wunsch ist, so wird es auch geschehen, Sir" Itachi lächelt leicht und blickt zu seinem kleinen Bruder, als dieser fragend auf ihn zu kommt. Er nimmt ihm wortlos den Hörer ab und das Wort ergreift. „Was ist los, Sui?“ Ich schließe kurz die Augen und streife mir die noch nassen Haare aus dem Gesicht. Einzelne Tropfen verirren sich und landen auf dem Holzboden. Am anderen Ende der Leitung ertönt ein lautes Quieken. Ein bekanntes lautes Quieken. „Was ist mit Karin los?“, frage ich dann und lehne mich gelangweilt gegen die Wand. Solche Töne können nur von ihr stammen. „Sie stellt sich gerade vor, wie du nackt mit uns telefonierst“, lacht mir Suigetsu dann entgegen. Ich schaue kurz an mir herunter. „Ich trage ein Handtuch“, entgegne ich ihm dann schlicht und lege den Kopf in den Nacken, bis dieser auf die Wand hinter mir trifft. „Oh Sasu, willst du uns verführen? Karin fällt gleich in Ohnmacht." Ich rolle mit den Augen und seufze leicht. „Warum ruft ihr an?“, frage ich kurzerhand und ignoriere seine Frage. „Also wirklich. Erst heiß machen und dann das Thema wechseln. Typisch. Du machst dich gerne rar, was?“, murmelt er dann beleidigt und schnaubt enttäuscht. „Und du machst dich gerne dumm, was?", schmunzle ich herausfordernd und richte mit der freien Hand mein Handtuch. „Aua, das tat weh", fängt Suigetsu dann an rumzujammern. „Kommst du mich trösten, hm?" „Nein“, entgegne ich trocken und schnipse abwesend einen Fussel von dem Telefontisch, der langsam auf das Laminat segelt. „Aber ich hab auch eine Überraschung für dich ...“ Ich hebe skeptisch eine Augenbraue und überlege kurz. „Ist es wieder ein Katzenbaby-Video?", will ich dann wissen und stoße mich wieder von der Wand hinter mir ab. Die drei letzten Male, als er von einer Überraschung gesprochen hatte, wurde mir immer ein Katzenbaby-Video gezeigt. Ich hätte ihm nie verraten sollen, dass ich Katzen mag. „Nein, diesmal kann man es auch wirklich anfassen!“ Anfassen? Aha. Langsam schlendere ich den Flur entlang in Richtung meines Zimmers. „Wenn es sich in deiner Hose befindet, dann verzichte ich.“ Ich greife nach meiner Türklinge und betrete kurz darauf mein Zimmer. Die Vorhänge sind zugezogen, sodass kaum Licht in das Zimmer fällt. „Wirklich? Schade. Dabei habe ich nen neuen Haarschnitt ...“, wird mir dann voller Enttäuschung erzählt und ich kann förmlich hören, wie er zu schmollen beginnt und sich seine Wangen aufplustern. Genervt seufzte ich auf und lasse mich auf ser schwarzen, sauber zusammengefaltete Wettwäsche nieder. „Suigetsu, komm zur Sache!“, fordere ich ihn dann auf und raufe mir genervt das nasse Haar. „Wow, Sasuke, nicht so stürmisch!“, raunt er daraufhin mit tiefer Stimme und lacht laut auf. Mein Zeige- und Ringfinger fangen an meine Schläfe zu massieren. „Ich lege gleich auf“, erkläre ich ihm mit ruhiger Stimme und schließe kurz die Augen. „Ok, ok! Ich hab Karten besorgt, weißt du!“ Es herrscht kurz Stille. Muss man ihm immer alles aus der Nase ziehen? „Und weiter?“, fordere ich ihn auf und stützte mich mit der Hand auf der Matratze ab. „Na für die Eröffnung vom RAW. Vier Karten. Was sagst du? Heute Party? Frisch geduscht bist du ja schön", erklärt er mir dann voller Vorfreude „Hmh“ „Sasuke, komm schon, das wird super!“ „Hmh“ „Och bitte, Sasuke, du brichst mir das Herz, wenn du nicht mitkommst.“ „Hmh“ „Sasukeee, muss ich erst anfangen zu betteln?“ „Tust du das nicht schon?“, grinse ich triumphal und erhebe mich wieder vom Bett. Langsamen Schrittes gehe ich in Richtung Fenster. „Da hast du es! Ich bettle! Also komm schon!“, fordert er mich auf mit reichlich Nachdruck in der Stimme. Ich schiebe den Vorhang ein Stück zur Seite und blicke hinaus in die Ferne. Der Central Park erstrahlt in herbstlichen Farben, während kleine Windböen, die Kronen zum schwanken bringen. „Na gut“, erfülle ich ihm dann seinen Wunsch und fahre mit der Hand dem Vorhang hinunter, halte mich dabei an dem dunklen Stoff fest. „Wirklich?“, harkt er noch mal sicherheitshalber nach. „Wirklich“, wiederhole ich mich. „Okay, wir holen dich dann ab. Steck deinen Arsch in eine schöne Jeans. Das T-Shirt kannst du weg lassen. So sorgen wir für Aufmerksamkeit und-“ Entnervt rolle ich mit den Augen und lege auf. Das war genug Suigetsu in einem Telefonat. „Was für ein Schwachkopf ...", murmle ich leise und schmunzle leicht. Das RAW also. Das könnte gut werden ... Kapitel 3: G L O W L I G H T ---------------------------- - G L O W L I G H T – Von Alkohol, lauter Musik, einem Geschenk und viel Kotze Meine Pupillen fahren wild umher, versuchen die vielen Eindrücke zu speichern, die meine Sinne übermannen. Mein Körper bewegt sich komatös in der Masse. Automatisch werde ich mitgezogen, treibe im Strom der Menschen um mich, während ich von der Hand an meinem Ärmel zielsicher geführt werde. Mein Atem geht tief, meine Lunge inhaliert den ungewohnten, aber angenehmen Geruch. Den Geruch einer Großstadt. Den Geruch einer Metropole. Den Geruch meiner neuen Heimat. Ähnlich wie Tokyo und doch so fremd. Faszinierend. Die Lichter um mich herum lassen meine Pupillen schrumpfen, als ich direkt in sie schaue. Ich bleibe automatisch stehen und ohne es zu merken, legt sich ein Lächeln auf meine Lippe. Unsanft werde ich angerempelt, doch das ist mir egal. Ein weiteres Mal werde ich angerempelt und wieder ist es mir egal. Es ist einfach wunderschön. Die bunt leuchtenden Plakatwände, die vorbeirauschenden Autos, die arrogant hervorstechenden Hochhäuser, die bis in den dunklen Abendhimmel ragen. Es ist wunderschön. New York bei Nacht ist wunderschön. Unbezahlbar. Die Hand, die mich bis dato geführt hat, will mich nun an den Rand des Gehwegs ziehen. Erst beim dritten Ziehversuch komme ich wieder in Bewegung. Unbeholfen streife ich einmal quer durch die Masse. Meine Füße bleiben abermals stehen, als mich keine fremden Menschenkörper mehr berühren und ich keine fremden Ellenbogen mehr in meinem Rücken verspüre. Wie in Trance blinzle ich immer noch verträumt in die Lichter hinein, bis sich ein Schatten direkt vor mich stellt und mir die Sicht versperrt. „Regel Nummer 1: Bleib niemals mitten in der Fußgängerzone stehen.“ Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich wieder in die Wirklichkeit finde und realisiere, wer dort vor mir steht. Ich sehe feuerrote Haare, welches an den Spitzen schon fast Orange glänzen dank des Lichts in seinem Rücken. Ich sehe grüne Augen, die keine Andeutungen machen, durchschaut zu werden. Und ich sehe weiße Haut, die durch den Schatten, den er selbst wirft, fast grau erscheint. Verwirrt blinzle ich Gaara nun geradewegs an und kann beobachten, wie er seicht den Kopf schüttelt und Andeutungen eines Schmunzelns macht. Verlegen lächle ich zurück und kratze mich kurz am Hinterkopf, während meine Stimme gedämpft das Wort ergreift. „Oh, sorry, ich war nur so ...“ „Fasziniert?“, vollendet der Rothaarige schließlich meinen Satz, während seine schmalen Lippen sich nun weiter in die Breite ziehen und er vollständig zu schmunzeln beginnt. „Komm’, die Anderen warten auf uns. Meine Schwester hat mir schon drei Mal geschrieben.“ Gaara greift in seine Jeans-Tasche, holt sein Handy hervor und hält mir dann als Beweis das selbige keine drei Sekunden später vor die Nase. Ich beuge mich leicht zum Handy vor und fange an den kurzen Nachrichtenverlauf zu überfliegen. Meine Lippen formen dabei lautlos die getippten Worte nach ... 21:28: ‚wir sind gleich da ;) haben die anderen erfolgreich abgeholt (außer hinata - die arme ist krank) – temari’ 21:34: ‚wir warten am eingang. wo bleibt ihr denn, ihr lahmärsche? hopp hopp! -.- temari’ 21:51:‚sag’ mal habt ihr euch verlaufen? wir gehen gleich ohne euch rein. shikamaru raucht schon seine fünfte zigarette. wollt ihr daran schuld sein, dass er krebs bekommt? wollt ihr das? hmh? – temari’ Ich lachte kurz auf bei der letzten Nachricht und grinse mein Gegenüber schräg an. „Wir sind also Schuld daran, dass Shikamaru zu viel raucht, ja?“, frage ich dann skeptisch und hebe amüsiert eine Augenbraue. „So, wie ich Temari kenne, hat sie selbst schon fünf Zigaretten geraucht.“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen lässt Gaara beiläufig sein Handy wieder in der Hosentasche verschwinden. „Und wer ist Hinata?“ „Eine langjährige Schulfreundin von Temari. Sehr schüchtern aber auch sehr ehrgeizig und gutherzig“, erklärt er mir sachlich und schaut zur Seite. Ich nicke verstehend und er beobachtet für einen kurzen Moment die vorbeigehenden Menschen hinter sich, ehe er wieder zu mir blickt. „Wir sind gleich da, Naruto. Glaubst du, du schaffst das, ohne noch mal stehen zu bleiben?“, lächelt er mich dann erheiternd an. Ein kleiner Windstoß bläst ihm dabei die Haare ins Gesicht. „Nein, ich glaube nicht“, grinse ich mit einem Hauch Ironie in der Stimme und setze mich auch schon in Bewegung, als mein Gegenüber vorangeht. Während wir wieder in die Menschenmassen tauchen, greift der Rotschopf erneut nach dem Ärmel meiner orangefarbigen Jacke, damit ich nicht den Anschluss an ihn verliere und in der Masse untergehe. An der nächsten Kreuzung biegen wir ab und keine fünf Minuten später wird Gaara auch schon langsamer, während er wieder den Rand des Gehwegs ansteuert. Etwas unsanft remple ich ihn aus Versehen von hinten an, woraufhin er meinen Ärmel loslässt und den Kopf zu mir wendet. Er schaut mir unmittelbar in die Augen und deutet mit seiner rechten Hand auf eine kleine Rauchschwade, die in der Nähe des Eingangs zum Club in den Abendhimmel hinauf steigt. Meine Pupillen folgen dem Rauch, der durch einen Windhauch vor die Neonröhren geweht werden, die den Namen des Clubs formen. Gaaras klare Stimme dringt kurz darauf an mein Ohr dringt, während sein Atem unwillkürlich meine Ohrmuschel streift. „Wir folgen am besten dem Rauch, okay?“ Ich nicke verstehend und blinzle ihn unverfroren an. „Klar. Oder soll ich einfach mal ...“, ein herausforderndes Grinsen legt sich auf meine Lippen, „... laut los rufen?“ „Wenn du Spaß daran hast und dir das nicht zu peinlich ist, Naruto, dann nur zu.“ Mit einem hohen Maß an Skepsis mustert mein Gegenüber mich und sieht mich abwartend an. Scharf ziehe ich die Luft ein. Der Geschmack von Rauch und Asphalt legt sich dabei auf meine Zunge, während sich meine Lungen füllen und meine Stimmbänder auch schon zu beben beginnen. „SHI-KA-MA-RUUU! TE-MA-RIII! WO SEID IHR? SHI-KA-MA-RU! TE-MA- aua, verdammt, was sollte das?“ Erschrocken wirble ich umher, nachdem mir auf sehr unsanfte Art und Weise eine Faust in den Rücken gerammt wurde. Murrend reibe ich mir die geschlagene Stelle und schaue sogleich in die blaue Augen Temaris vor mir. Sie schlägt wie ein Kerl. Ähnlich wie Sakura. Und ähnlich schmerzhaft. Ein heimisches Gefühl beschleicht mich. „Sag mal hast du sie noch alle, Naruto?“ Bedrohlich knurrt ihre raue Stimme, während mich ihre Augen krakeelerisch anfunkeln. Sie durchbohren mich erbarmungslos. Stur versuche ich ihren Blick Stand zu halten, was sich als gar nicht so einfach erweist. „Na ja, es hat doch immerhin geklappt. Wir haben uns gefunden. Echt jetzt!“ Ich schmunzle Temari Schulter zuckend an, während sie aufgebracht eine Hand in die Hüfte stemmt. „Idiot ...“, schnaubt die Blondine abfällig. Rücklings greift sie mit der freien Hand nach der Zigarette Shikamarus neben ihr und zieht kräftig an dieser. Er nickt mir begrüßend zu. Ich tue es ihm gleich und beobachte Temari dabei, wie sie mehrfach an dem Glimmstängel zieht und der Rauch sie umschließt. „Furie ...“, murmele ich kaum hörbar und verenge leicht die Augen. Prompt schrecke ich zurück, als keine zwei Sekunden später ihre Pupillen mich erneut zu durchbohren versuchen. Sie mustert mich für einen kurzen Moment, die Augenbrauen zusammengezogen, der Mund verschlossen. Ihre Nasenflügel weiten sich, als sie durch diese den Rauch ausstößt. „Was hast du gesagt?“, fragt sie mich dann mit beängstigend ruhiger Stimme, zieht erneut an der Zigarette und macht einen Schritt auf mich zu. Ihr Parfüm vermischt sich mit dem Rauch, steigt mir mit einem Lufthauch in die Nase und veranlasst mich dazu, das Gesicht leicht zu verziehen. Provokant bläst sie mir nun den blauen Dunst ins Gesicht. Beim Einatmen kratzt der Qualm aggressiv an meiner Luftröhre und lässt mich unwillkürlich aufhusten. „Er hat nichts gesagt, Temari ...“, Gaara stellt sich schon beinahe beschützend vor mich und sieht seine Schwester eindringlich an, „wollen wir jetzt nicht langsam reingehen, hm? Du brauchst was zu trinken, Tema.“ Über seine Schulter blinzelt Temari ein letztes Mal zu mir, ehe sie ein kurzes Nicken von sich gibt und ihren Blick wieder von mir abwendet. Diese Frau kann mich ja gut leiden. Echt jetzt. Ich huste ein letztes Mal und streife mir kurz durchs Haar. „Wie wäre es, wenn wir uns, bevor wir reingehen, noch kurz vorstellen?“ Verwirrt versuche ich die fremde Stimme zu orten, die nun ertönt und erblicke dann einen braunhaarigen Jungen neben Shikamaru, der mich breit angrinst. „Ich bin Inuzuka Kiba. Freut mich sehr, dich kennen zu lernen, Naruto!“ Zur Begrüßung reicht er mir seine Hand. Sein breites Grinsen erwidere ich sofort. „Aburame Shino, sehr erfreut, Naruto“ Verwirrt drehe ich mich um und blicke sogleich in drei mir ebenso fremde Gesichter. „Mein Name ist Lee, freut mich!“ „Und ich bin Tenten.“ „Uzumaki Naruto, freut mich euch alle kennen zu lernen. Echt jetzt!“ Ich reiche einem nach dem anderen die Hand und lächle zufrieden, ehe Temari hinter mir auch schon das Wort ergreift. „Kommt, Leute, wir gehen rein.“ Sie schnippst die Zigarette gekonnt zu Boden und drückt sie kurz mit der Schuhsohle aus, ehe sie auch schon die Führung übernimmt. An mir und Gaara vorbei huscht sie mit Shikamaru im Schlepptau in Richtung Eingang. Als ob es normal und selbstverständlich wäre, schreitet sie zielstrebig an der Schlange entlang zum Türsteher. Ich bekomme zwar nicht mit, was sie ihm sagt, aber es scheint zu wirken. Sie zeigt ihm die Karten vor und wir werden mit einer einfachen Handbewegung reingelassen, während uns die anstehenden Leute neidische Blicke zuwerfen. Wir betreten einen pechschwarzen Flur, der am Boden lediglich mit ein paar LED-Leuchten versehen worden ist, die uns den Weg aufzeigen. Der Gang endet an einem ebenso schwarzen Vorhang, den Temari ohne Zögern zur Seite schiebt, um durchzutreten. Die Musik, die bis dato nur dumpf den Boden hat vibrieren lassen und meine Fußsohlen kitzelte, dringt nun vollständig an meine Ohren und lässt mein Herz vor Aufregung schneller schlagen, als ich den großen Clubraum betrete. Meine Augen weiten sich, während Gaara mich sanft vorandrückt, da ich wieder halb stehengeblieben bin. So viele Menschen auf einem Haufen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Echt jetzt. Die gesamte Tanzfläche befindet sich in der Mitte des Clubs, ist beeindruckend groß, sodass ich gar nicht sagen kann, wo sie genau endet. Drum herum befinden sich jede Menge Sitzmöglichkeiten, die Temari anzusteuern scheint. Wild flackern die bunten Lichter umher - passend im Rhythmus der Musik - und ehe ich mich versehe, drückt mich Gaara auch schon auf das weiche Polster einer Couch. „Was willst du trinken?“, höre ich dann auch schon seine Stimme nah an meinem Ohr. „Schnaaaaps!“, rufe ich mit lauthals zurück, um die Musik zu übertönen, die aus den Bässen hinausströmt. Er nickt verstehend und lächelt. „Gute Wahl!“ * * * * * „Auf einen geilen Abend, Leute!“, ruft Suigetsu aus geballter Lunge und streckt sein Glas Vodka in der Mitte des Tisches empor. Karin und Jugo tun es ihm gleich. Erwartungsvoll wandert der Blick des Weißhaarigen nun zu mir. Er mustert mich. Sieht mich auffordernd an. Sein Grinsen ist breit. Gelangweilt blicke ich zurück und mit einem Seufzen hebe ich nun auch mein Glas an. Das Klirren geht in der Musik unter. Mit einem Rutsch landet die klare Flüssigkeit in meinem Mund. Bitter verteilt sie sich dort und rutscht anschließend mit einem lauwarmen Nachgeschmack meine Kehle hinunter. Mein Handrücken fährt anschließend automatisch über meine Mundwinkel, während mein Blick durch den überfüllten Raum gleitet. Es ist stickig, heiß, der Geruch von Alkohol klebt förmlich an den Wänden und die Lautstärke der Musik hat einen Dezibel erreicht, wo man nicht einmal mehr sein eigenes Wort verstehen kann. „Und? Hat jemand bock zu tanzen?“ „Du kannst doch nicht mal tanzen, du Vollidiot.“ Karin schnaubt abfällig und reckt ihr Kinn in die Höhe. Wenn sie laut wird, nimmt ihre Stimme eine unangenehme Höhe an. So, wie jetzt. „Was? Ich bin ein Supertänzer! Du tanzt doch, wie ein Stock!“ Eingeschnappt verschränkt der Weißhaarige die Arme vor der Brust und lehnt sich über den Tisch zu ihr. „Bitte? Bist du so scharf drauf, meine Faust in deinem Gesicht zu spüren, hm?“ Die Rothaarige tut es ihm gleich und verzieht verächtlich das Gesicht. „Immer doch, Karin, immer doch“, grinst er sie nun süffisant an und streckt ihr provokant die Zunge entgegen. Gegenseitig versuchen sie sich mit Blicken zu durchbohren. Ich seufze und schließe für einen Moment die Augen, während ich mich nun zu den beiden vorbeuge. „Hör auf sie zu provozieren ...“ Ruhig sehe ich Suigetsu an und stütze einen Ellenbogen am Tisch ab, um mein Kinn mit der Hand abzustützen. „Oh, Sasuke, du setzt dich für mich ein!“, quietscht die Rothaarige auch schon und schlägt ihre Hände zusammen. Ihre Augen glitzern förmlich, während ihre Wangen sich rosa färben. „Oh, Sasuke, du setzt dich für die da ein?“ Verbittert schaut mich Suigetsu nun an und zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe. Kaum merklich schüttle ich den Kopf und schließe meine Augen wieder halb. „Ich setze mich dafür ein, dass wir hier nicht wegen einer Schlägerei rausgeworfen werden“, erkläre ich kurzerhand und streife mir durchs Haar. „Er hat angefangen!“, platzt es dann aufgebracht aus Karin heraus, während sie ihre Oberlippe nach vorne schiebt und mich unschuldig aus ihren feuerroten Augen her anschaut. „Hä? Gar nicht! Was redest du da?“ Die flache Hand des Weißhaarigen landet schlagartig auf der harten Tischplatte und lässt die Gläser erzittern. Die Angesprochene ignoriert das gekonnt und lächelt mich stattdessen verträumt an. Sie zieht ihre Schulter an und presst unschuldig ihre Arme an ihren kleinen Busen, sodass sich ihr Ausschnitt vertieft. „Sasuke, wollen wir tanzen gehen?“ Ihre Wimpern schwingen mehrmals, während ihre Stimme wieder zu hohe Töne anstrebt. Suigetsu vergeht sich derweil am Ärmel meines schwarzen Hemdes und zupft aufgeregt am selbigen. Gelassen sehe ich ihm aus dem Augenwinkel dabei zu und warte ab, was er zu sagen hat. „Sasuke, hör nicht auf den Stock!“, spricht er mir flehend zu und deutet dabei auf die Rothaarige am anderen Tischende. Aggressiv schlägt Karin den Arm weg, der auf sie deutet – den Blick nicht von mir abgewendet. „Und?“, fragt sie abermals nach, während ihre flache Hand Suigetsus Gesicht unsanft beiseite schiebt, sodass er halb auf das rote Polster der Couch rutscht und zu fluchen beginnt. „Meinetwegen“, sage ich nur und erhebe mich auch schon. Karin drückt Jugo ihre Tasche auf den Schoß und tut es mir gleich. Sie streicht kurz über ihren unverschämt kurzen Faltenrock, während ein zufriedenes Lächeln über ihre Lippen huscht und ihre Wangen sich röten, als sie mich ungeniert mustert. „Ich komm auch mit, ja!“, ruft Suigetsu aufgebracht und erhebt sich schwungvoll, voller Enthusiasmus. Ich nicke ihm nur entgegen, ehe meine Beine mich auch schon zur Tanzfläche tragen. Die Musik in meinen Ohren nimmt an Intensität zu. Der Boden unter meinen Füßen vibriert zunehmend, während mich der Rhythmus packt und ich, ohne es zu merken, auch schon von der Masse verschluckt werde. Mein Körper fängt automatisch an, sich zu bewegen. Im Rhythmus der Musik. Dass mich bereits ein Mädchen antanzt, nehme ich nur am Rande wahr. Ich schließe meine Augen. Die flackernden Lichter dringen durch meine Lieder, während die Musik immer intensiver wird. Die starken Bässe, gemischt mit einem Hauch Elektro und Alternativ. Es ist fast greifbar, die Vibration, die Emotion, die Stimmen. Sie lässt die Gedanken verschwinden, sie lässt den Körper beben, sie lässt den Verstand verstummen. Eine starke Mischung aus den verschiedensten Düften steigt mir in die Nase, während ich genießerisch den Kopf leicht in den Nacken lege. Er riecht nach Alkohol, nach den verschiedensten Menschen, nach Parfüm, nach Schweiß, nach Hitze, nach Party. „Sasuke!“ Mühsam öffne ich wieder die Augen und beobachte Suigetsu dabei, wie er das Mädchen vor mir etwas unsanft beiseite schiebt, um näher an mich heran zu kommen. „Sag mal, hast du ein paar Doller für mich?“ Sein Atem streift mein Ohr und seine hohe Stimme dröhnt ungehalten in dieses hinein. „Wofür?“ „Ich brauch’ Kondome, Mann! Auf der Toilette sind sicher Automaten! Oder willst du etwa Onkel werden?“ Er grinst mich schräg an und streicht sich eine verschwitze Strähne aus dem Gesicht. Schweigend greife ich in meine Hosentasche und ziehe aus meinem Portemonnaie ein paar kleine Scheine heraus, die ich ihm anschließend in die Hand drücke. „Danke, Sasuke!“, brüllt er mir noch entgegen, ehe seine weißen Haare auch schon wieder in der bunten Masse untertauchen. Nur kurz schaue ich ihm nach, bis ich mich wieder Voll und Ganz auf die Musik konzentriere und mich fallen lasse. * * * * * Rhythmisch bewege ich mich in der Masse. Die Musik durchströmt meinen Körper und lässt die Endorphine in mir Glücksgefühle produzieren. Es erinnert mich an alte Zeiten. Zwar konnte ich schon damals nicht sonderlich gut tanzen, aber es macht jedes Mal aufs Neue Spaß. Es bestärkt mich sogar noch, als ich sehe, wie schlecht Lee doch tanzen kann. Wenn man das überhaupt tanzen nennen kann, was er dort veranstaltet. Ein Grinsen huscht über meine Lippen. Es sieht eher so aus, als würde er durchgängig einen Stromschlag bekommen. Tenten, die von ihm angetanzt wird, steht nur paralysiert da und schaut ihm peinlich berührt mit hochrotem Kopf an. Wie ein Reh, das von einem Pinguin umwatschelt wird, der eine Art Paarungstanz aufführt. Man weiß einfach nicht, ob man es süß oder einfach nur lächerlich finden soll. „Die arme Tenten!“, ruft der Braunhaarige neben mir und grinst ebenso wie ich in die Richtung der Beiden. „Sind die ein Paar?“ „Ja, aber das wissen die selbst noch nicht, also psst!“ Der Inuzuka lacht kurz laut auf und bewegt sich dann weiter im Rhythmus der Musik. „Hey! Naruto!“ Verwirrt drehe ich mich um, als ich meinen Namen hinter mir höre und blicke sogleich in Temaris blaue, nun leicht glasige Augen. Sie beugt sich zu meinem Ohr vor. „Ich hasse dich nicht“, brüllt sie dann unkontrolliert, was mich zusammenzucken lässt. Das hätte sie auch ein paar Töne leiser sagen können und ... Moment! „Ehm ... ich dich auch nicht?“, erwidere ich etwas konfus und lächle schräg. Ihr Blick wandert kurz umher, bis er wieder mich fixiert. Oder es zumindest versucht. Immer wieder verlagert sie ihr Gewicht auf einen Fuß und sp schwankt sie stetig leicht hin und her. „Du bist in Ordnung, weißt du?“ Sie nickt bekräftigend und klopft mir zwei Mal auf die Schulter. Ich rieche den Alkohol in ihrer Stimme und muss leicht lächeln. So ist sie also, wenn sie trinkt. Verstehe. „Danke?“ Ich lupfe eine Augenbraue und frage mich, ob man ihren Worten im alkoholischen Zustand überhaupt Glauben schenken kann. „Na dann, wäre das ja geklärt!“ Sie hebt kurz die Hand, ehe ich sie das erste Mal überhaupt lächeln sehe. Ich lächle zurück und beobachte sie dabei, wie sie etwas orientierungslos in der Menge verschwindet. Ein Lächeln steht ihr definitiv besser, als ihre tödlichen Blicke, die sie sonst nur allzu gern an Andere verteilt. „Ey, Alter! Ich geh kurz auf Klo!“, meldet sich dann Kiba wieder zu Wort. Ich nicke ihm zu. „Ich komm’ gleich mit!“, rufe ich zurück und gemeinsam drängen wir uns auch schon durch die Menschenmenge an den Rand des Clubs, was sich als gar nicht so einfach erweist. Tief atme ich ein und wieder aus, als ich wieder mehr Freiheit um mich herum verspüre. Ich strecke mich kurz und folge dem Braunhaarigen auch schon auf dem Fuße. Zielstrebig folgt er der Ausschilderung, bis wir unser Ziel erreichen. Die Tür knarrt leicht beim Aufschieben. Kiba hält mir selbige zuvorkommend auf und ich trete ein. Meine Nase atmet sogleich die überraschend saubere, nach Dufterfrischer riechende Luft ein, während meine Augen sich zwanghaft verengen, als das sterile, klare Licht von oben herab auf meine Pupillen trifft. Ich brauche einen Moment, um mich an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen. Beiläufig stelle mich ans Becken und ziehe den Reißverschluss meiner Jeans runter, während ich das Knarren der Tür hinter uns vernehme. Neugierig schielen meine Augen über meine Schulter zum Kondomautomaten, als ich höre wie im selbigen Geld eingeworfen wird. Der weißhaarige Junge dort summt leise vor sich hin, während er Schein für Schein in den Automaten einführt. Anschließend betätigt er einen Knopf. Es passiert nichts. Erneut drückt er den Knopf, doch auch beim zweitem Mal passiert nichts. „Was zum ...?“, murmelt er leise und presst nun zum dritten und vierten Mal den Knopf. Nichts. Die Maschine gibt kein Murren von sich. „Dreckteil!“, flucht er nun lautstark im hohen Tonfall und drückt nun knapp zehn Mal hinter einander auf den roten Punkt. Ich merke, wie Kiba neben mir seinen Reißverschluss wieder hochfahren lässt und zum Weißhaarigen rüber geht. Er mustert für einen Augenblick die Blechkiste, verschränkt dabei die Arme vor der Brust und legt kurz die Stirn in Falten. „Vielleicht einfach mal gegen boxen?“, schlägt der Braunhaarige dann grinsend vor und ballt auch schon eine Faust, die er anschließend mit voller Kraft gegen den Automaten hämmert. Nichts. Der Weißhaarige lacht kurz auf. „Also wo Gewalt nicht hilft, hilft bekanntlich nur noch mehr Gewalt.“ Mit diesen Worten tritt er nun kräftig gegen die Blechbox, doch auch so regt sich nichts. Ich schließe rasch meine Jeans und trete nun auch etwas näher an die Beiden heran. Neugierig mustere ich den Automaten. „Vielleicht ist ja auch nur der Knopf kaputt“, merke ich dann an und werde prompt verwundert von vier Augen angeschaut. Der Fremde nickt verstehend und presst anschließend seinen Daumen auf einen anderen Knopf und siehe da: die Maschine arbeitet. „Hey cool, Danke!“ Breit grinst er mich an, während er die Packung Kondome aus dem unteren Fach freudig entgegennimmt. Rasch reißt er die Packung auf und greift hinein. „Hier, schenk ich dir.“ Grinsend drück er mir nun ein Kondom in die Hand und dreht sich anschließend zu Kiba um. „Und hier auch eins für dich. Wir wollen ja fair bleiben, ne!“ Sein Lachen hallt in den Ecken der hohen Decke nach, während er auf die Tür zusteuert. Selbige fällt kurz darauf auch schon wieder ins Schloss. Der Weißhaarige ist verschwunden. Verwirrt starre ich auf die weiße Tür, blicke auf das Kondom in meiner Hand und anschließend zu Kiba, der mindestens genau so dumm dreinschaut wie ich. Meine Lippen formen sich automatisch zu einem Lächeln, dann zu einem Grinsen und schließlich verfalle ich ungehalten in lautes Gelächter, wo mein Gegenüber zeitgleich mit einstimmt. „Was für ein komischer Typ.“ Der Braunhaarige schüttelt leicht den Kopf nachdem wir uns wieder halbwegs beruhigt haben, lässt das Kondom in seiner Hosentasche verschwinden und tritt dann an das Waschbecken heran. Ich tue es ihm gleich und stelle den Hahn auf. Meine Hände fahren unten den lauwarmen Wasserstrahl. „Hat dir schon mal ein Fremder ein Kondom geschenkt?“, grinst mich Kiba dann durch den Spiegel her an. „Nein, das war das erste Mal“, schmunzle ich zurück. „Tja, dann müssen wir das feiern!“ Er zwinkert mir zu und mit einer raschen Handbewegung stelle ich den Wasserhahn aus. Kurz lasse ich meine Hände abtropfen, ehe ich nach dem Papier greife. Kiba macht es mir nach und gemeinsam verlassen wir anschließend die Toilette. Die Dunkelheit gepaart mit dem grellen Flackern der Lichter, lässt erneut meine Pupillen verrückt spielen, während meine Ohren voll und ganz von der Musik vereinnahmt werden und der Bass meine Glieder zum zittern bringt. Gemeinsam tauchen wir in der Menschenmasse unter. Ich lasse mich von der Musik führen, die meinen Körper beherrschen. Blinzelt schaue ich zu allen Seiten, sehe die vielen mir fremden Gesichter und tanze gedankenlos in der Menge. Neugierig beobachte ich die Menschen um mich herum, wie sie lachen, wie sie die Augen schließen, wie sie sich einander ab und zu etwas ins Ohr rufen, wie sich ihre Körper bewegen und das alles hier so sehr genießen. Mein Blick treibt weiter umher, bis ich schlagartig zum Stillstand komme und meine Mundwinkel prompt nach unten sacken. Es war nicht mehr als eine Sekunde, doch es hat gereicht, ihn zu erkennen. Wie in Zeitlupe. Mein Herz setzt aus. Mehrmals. Mein Atem stockt. Sekundenlang. Mein Mund nimmt eine beängstigende Trockenheit an. Sie kratzt an meinem Hals, während sich mein Verstand schlagartig verabschiedet. Das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Ich setze mich in Bewegung. Meine Beine flirren, meine Hände schwitzen. „Sasuke!“, rufe ich lauthals aus voller Kehle, doch die Musik übertönt mich. „Sasuke!“ Ein weiteres Mal. Grob dränge ich mich durch die Menschen, werde abgepöbelt, doch das ist mir egal. „Sasuke!“ Und noch einmal. Ich bin nicht schnell genug. Immer weiter rückt der Hinterkopf in die Ferne. „Sasuke!“ Ein letztes Mal und ich verliere ihn aus den Augen. Mit aller Kraft dränge ich mich schließlich aus der Masse heraus. Panisch wandert mein Blick umher. Nichts. Ich drehe mich einmal um die gesamte Achse und dann sehe ich ihn. Seinen Rücken. Mit schnellen Schritten schreite ich auf ihn zu, den Blick starr auf seinen Rücken gebannt. An der Bar greife ich grob nach seiner Schulter, drehe ihn zu mir. „Sas...“ Fremde Augen blinzeln mich verständnislos an. Meine Hand lässt von der fremden Schulter ab. Ich schlucke schwer. Verdammt. „Sorry ... das war eine Verwechslung“, murmele ich nur und drehe mich wieder um. Langsam torkle ich umher. Meine Gedanken rasen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und atme ein paar Mal kräftig durch. „Scheiße ...“, murmle ich leise und kneife kurz die Augen zusammen. Meine Hände fahren durch meine blonden Haare – langsam – während ich auf unserer Sitzecke zu steuere. Der Rothaarige erblickt mich sofort und rutscht ein Stück zur Seite, während Shikamaru an seinem Drink nippt. „Hey, Naruto, genug getanzt?“, fragt Ersterer mich dann, während ich mich neben ihm niederlasse. Ein Seufzen verlässt dabei meine trockene Kehle. Kaum hörbar. Meine feuchten Hände streichen über meine Oberschenkel und ich lege den Kopf in den Nacken. „Ich dachte, ich hätte ihn gesehen ...“ Verwundert hebt der Rothaarige eine Augenbraue und lehnt sich ein Stück zu mir. „Wen? Sasuke?“, harkt er anschließend nach, während seine grünen Augen mich nüchtern fixieren. „Ja ... doch es war ne Verwechslung. Dabei war ich mir so sicher. Echt jetzt ...“ Ich raufe mir erneut das Haar und bette meine Hände schließlich in meiner Halsbeuge. „Komm, ich bestell dir nen Drink – der bringt dich auf andere Gedanken“, schlägt der Gaara dann vor und greift auch schon zur Menükarte. Ich nicke kaum merklich und lasse mich tiefer in das weiche Polster der Couch nieder. Meine Hände rutschen wieder in meinen Schoß, während ich meine Augen schließe. Mein Mund ist leicht geöffnet. Unwillkürlich forme ich stumm die Silben seines Namens nach. Diese Augen. Ich habe sie doch gesehen. Seine Augen. Ich war mir doch so sicher. Verdammt. Sasuke. * * * * * Die Fahrstuhltür schließt sich fast lautlos. Er setzt sich in Bewegung, als ich die Nummer 21 drücke. Mein Blick ist stumm auf die Anzeige oberhalb der Fahrstuhltür gerichtet, während ich mich gegen den Spiegel der Innenwand lehne. Meine Arme verschränke ich vor der Brust, während ich diese Stimme erneut in meinem Kopf höre. Ich lasse sie Revue passieren, versuche sie zu rekonstruieren, versuche sie mir erneut vorzustellen. Meine Lieder schließlich sich. Jemand hat meinen Namen gerufen. Mehrmals. Und diese Stimme. Sie kam mir bekannt vor. Sie kam mir so dermaßen bekannt vor, auch wenn ich sie nur dumpf wahrgenommen habe. Es macht mich verrückt. Sie war da. Und rief nach mir. Nach mir. Ich öffne meine Augen einen Spalt weit. Etage 12. Könnte es sein, dass ... nein, das kann nicht sein. Ich lächle bitter und schüttle leicht den Kopf. Wie absurd. Ich stoße mich von der Innenwand des Fahrstuhls ab und trete an die Türen heran. Das Handy in meiner Hosentasche gibt ein leises Summen von sich. Ich nehme es nur am Rande wahr und hole es aus der Hosentasche hervor. Rasch überfliege ich die Nachricht von Suigetsu. ‚Hey, Sasuke, was loos? Wo bist du? Ich kann dich nicht finden! SOS!’ Ich seufze leise. Kaum hörbar. Wenn es doch so absurd war, zu denken, dass er es war, der dort nach mir rief, warum bin ich dann so früh von der Party abgehauen? Warum bin ich instinktiv verschwunden? Fast schon geflohen. Wie lächerlich. Wie lächerlich das doch alles ist. Er kann es doch nicht gewesen sein. Unmöglich. Die Fahrstuhltür geht auf und ich betrete den mit Teppich ausgelegten Flur. Den Schlüssel hole ich aus meiner Jackentasche hervor und nähere mich schließlich der hölzernen Wohnungstür am Ende des Ganges vorbei an den anderen Apartments. Vor der Tür mache ich Halt und lasse den Schlüssel in das Schloss hinein gleiten. Klackend drehe ich den Riegel um und überquere die Schwelle zum dunklen Parkettboden, welcher überraschend hell beleuchtet ist. „Du bist schon wieder da?“ Überrascht mustert mich mein Bruder vom Sofa aus. Sein Buch legt er zur Seite. Ich gebe nur ein leichtes Murren als Antwort von mir und entledige mich meiner Schuhe, während mein Schlüssel seinen Platz auf der Kommode findet. „Du hast niemanden mitgebracht?“ Skeptisch beäugt er mich, wie ich die Tür hinter mir schließe. „Nein“, antworte ich nur und hänge meine Jacke am Kleiderharken auf. Für einen kurzen Moment herrscht Stille im Raum. Ich gehe auf die Balkontür zu und öffne sie großzügig. Ich fülle meine Lungen mit der kühlen Luft von draußen, während ich im Türrahmen stehen bleibe und mich gegen ihn lehne. Unbewusst formt sich vor meinem inneren Auge ein Gesicht. Ein Gesicht mit einem breiten Grinsen und voller Aufrichtigkeit strahlende blaue Augen. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie Itachi mich mustert. Er beobachtet mich, scheint etwas zu ahnen und das zu Recht. „Geht’s dir gut?“ Besorgt sieht mich mein Bruder an. Seine Stirn ist in Falten gelegt als ich zu ihm blicke. „Ja, ich bin nur müde.“ Ich fahre mir durchs Haar und schaue wieder nach draußen in die Nacht hinein. Ob er sich verändert hat? „Sasuke. Was ist los?“ Ruhig wendet sich wieder Itachis Stimme an mich. Ich stoße meinen Körper vom Türrahmen des Balkons ab und mache eine halbe Drehung, sehe meinen Bruder dabei nicht an. „Nichts ...“, winke ich dann mit einer einfachen Handbewegung ab, „... ich leg mich schlafen, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Nein, nur zu.“ Ich nicke ihm entgegen und verschwinde im Flur der Wohnung. Kurz vor dem Bad ertönt nochmals die Stimme meines Bruders. „Ich hab übrigens Tomaten gekauft“ Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen bei seinen Worten, während ich kurz inne halte. Er kennt mich viel zu gut ... * * * * * - 3 ½ Jahre zuvor - „Und wie ist das?" Unsicher zupft der Blondschopf an dem mittlerweile dritten Shirt herum, dreht sich kurz um die eigene Achse und wartet die Reaktion seines Gegenübers ab. Skeptisch runzelt diese wiederum die Stirn und erhebt sich anschließend seufzend vom Sofa. „Hast du nicht mal was, was nicht gerade orange ist?", fragt er den Blondschopf im Vorbeigehen mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton und stellt sich suchend vor dem offenen Kleiderschrank. Nachdenklich tippt er mit dem Zeigefinger auf sein Kinn und beugt sich leicht nach vorn. „Hmh. Sieht schlecht aus." Naruto zieht sich das Shirt wieder über den Kopf, wirft es achtlos aufs Bett zu den anderen Klamotten und stellt sich schließlich neben dem Uchiha, der gerade dabei ist etwas aus dem Chaos, welches Naruto seinen Kleiderschrank schimpft, zu fischen. Neugierig schaut er ihm über die Schulter, während die Hand des Schwarzhaarigen scheinbar zielsicher im Schrank verschwindet. Sie wühlt und wühlt und findet schließlich ihr Ziel. „Probier das an." Blind wird dem Blonden ein rotes Hemd gegen die Brust gepresst. Etwas verwirrt mustert der wieder das Stück Stoff in seiner Hand, die Stirn dabei in Falten gelegt. „Woher hast du das denn?", fragt er daraufhin und streift sich rasch das Hemd über. Mit flinken Fingerbewegungen schließt er Knopf für Knopf, krempelt schließlich die Ärmel hoch und richtet den Kragen. Erwartungsvoll schaut er dann zu seinem Gegenüber, der sich gegen den Kleiderschrank gelehnt hat, die Arme verschränkt. „Viel besser", nickt der ihm dann zu und fährt sich kurz durchs Haar, als er einen Blick auf die Uhr wirft. „Wollen wir los?" „Klar", grinst der Blonde als Antwort voller Vorfreude und mustert den Uchiha kurz. Sein schwarzes Hemd schmiegt sich perfekt an seinen Oberkörper und die dunkelblaue Hose sitzt wie angegossen. „Auch wenn ich neben dir echt alt aussehe, du Schönling", lacht er dann und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Kopfschüttelnd stößt sich Sasuke wieder vom Schrank ab und zupft dem Jüngeren kurz einen Fussel aus der blonden Mähne. „Hör bloß auf mit diesen Minderwertigkeitskomplexen. Du siehst gut aus, Idiot, und jetzt lass uns gehen." Sasuke schmunzelt leicht und steuert die offene Zimmertür an, wird dann aber Sekunden später von der Stimme seines Kumpels unterbrochen. „Wow, Sasuke, echt jetzt! Abgesehen davon, dass du mich einen Idioten genannt hast, du kleiner Bastard war das echt nett von dir", Naruto lächelt breit. Die Zufriedenheit in seinem Gesicht ist kaum zu übersehen. „Bilde dir nicht zu viel drauf ein, Naruto", er blickt nüchtern über seine Schulter zu seinem Freud hinüber. Seine Stimme wird untermalt von einem leicht genervten Unterton. „Können wir jetzt gehn?" * * * * * Musik erfüllt das Haus, Alkohol fließt in Strömen, Gelächter und viel nackte Haut. So, wie es sein muss. Etwas orientierungslos streift der Blonde durch den Flur - der Schwarzhaarige direkt hinter ihm. Neugierig lugt er in die Wohnküche hinein und erblickt sofort die rosa Haare der gesuchten Person. Wie auf Kommando macht sie auf ihrem Absatz kehrt, sodass ihr weißes Sommerkleid sanfte Falten wirft. Ein Strahlen legt sich auf ihre Lippen, als sie auf die neuen Besucher zugeht. „Ah, ihr seid gekommen! Wie schön!“ Die Rosahaarige fällt Naruto um den Hals, schließt anschließend auch Sasuke kurz in die Arme. Zufrieden lächelt sie beide an und nickt ihnen zu. „Genießt die Party Jungs, aber trinkt nicht zu viel“, zwinkert sie den beiden entgegen und wird dann auch schon wieder abgelenkt, als neue Gesichter den Raum betreten. Ihr Duft bleibt einem Moment an Ort und Stelle, ehe er sich verflüchtigt. Verträumt schaut der Blonde Sakura hinterher, atmet den kleinen Rest ihres Duftes ein, während sein Kumpel sich zwei Gläser schnappt und sie mit Alkohol befüllt. Abwesend tritt Naruto an den Tresen heran und seufzt ganz leise. „Sie ist so schön ...“, murmelt er verträumt und schmunzelt leicht. Der Uchiha reicht ihm ein Glas Cuba Libre, führt sein eigenes anschließend zum Mund und mustert seinen Kumpel aus dem Augenwinkel heraus. „Wann wirst du ihr sagen, was du für sie empfindest, hm?“, will er dann wissen, als das Glas bereits zur Hälfte geleert ist. Der Angesprochene verschluckt sich fast an seinem Getränkt und blickt seinen Kumpel mit entglittenen Gesichtszügen an. „Natürlich nie! Echt jetzt!“, antwortet er leicht empört und schüttelt verständnislos den Kopf. „Tze. Weichei.“ Provokant schmunzelt Sasuke den Blonden an und leert daraufhin scheinbar mühelos sein erstes Glas. Er dreht sich um und bettet seine Ellenbogen von hinten auf den Tresen, den Kopf legt er in den Nacken, als Naruto das Wort ergreift. „Ich will sie einfach nicht als Freundin verlieren. Das weißt du doch ... Sowieso ... würde ihr eh nur einen Korb bekommen.“ Lautlos leer auch er nun sein Glas und lässt verträumt die Eiswürfel auf dem Glasboden tanzen, während sich seine Mundwinkel nur schwer zu heben versuchen. Der Uchiha seufzt leicht genervt auf und greift mit der einen Hand zur Vodkaflasche neben sich. Großzügig kippt er dem Blonden zu einem Viertel das Glas mit der weißen Flüssigkeit voll , füllt den Rest mit Cola und sieht seinen Freund anschließend auffordernd an. „Trink“, spricht er dann trocken, während schwarze Augen auf blaue treffen. Naruto runzelt skeptisch die Stirn und legt den Kopf etwas schief. „Und was soll das bringen?“ „So hörst du auf zu denken und das brauchst du jetzt.“ Der Uchiha bricht den Blickkontakt ab und macht sich daran, sich selbst noch einen Drink zu mixen. Stumm wird er dabei von Naruto beobachtete, auf dessen Lippen sich nun ein deutliches Lächeln abzeichnet. Ein dankbares. „Wir sollten aber nicht zu viel trinken, Sasuke“ „Solange du noch weißt, wie du heißt, gibt es kein ‚zu viel’.“ - Eineinhalb Stunden später - „Scheiße, Alter ...“, lauthals fängt der Blondschopf an zu lachen, „... ich weiß nicht mal, warum ich lache.“ Der Schwarzhaarige zu seiner Rechten nickt abwesend und mustert grübelnd seine Handinnenfläche, runzelt leicht dabei die Stirn. „Sag mal ...“, er bewegt jeden einzelnen Finger einmal, „... sieht meine Hand komisch aus?“ Besorgt versucht er seinen Kumpel zu fixieren. Naruto mustert prüfend die fremde Hand und schüttelt nach kurzer Überlegung leicht den Kopf. „Nöö, gar nisch’!“ Er legt seine gestreckte Hand an die des Uchihas und lächelt aufmunternd. „Siescht du! Meine ist genauso! Echt jetz’“ Sasuke lacht leise auf und lässt seine Hand wieder in seinen Schoß rutschen. „Lustisch ...“, nuschelt er und greift nach seinem Glas. Er benötigt zwei Versuche, ehe der Glasrand seine Unterlippe erreicht und die Flüssigkeit seine Zunge berührt. „Ey, Sasuke ....“, kommt es dann mit gedämpfter Stimme vom Blonden. „Ja, Naruto?“, wird ihm kurz darauf auch schon erwidert. „Ey, irgendwie is’ mir übel ...“, erklärt Naruto weiter und klatscht sich kurzerhand die flache Hand gegen den Mund. „Du musst dagegen antrinken!“ Sasuke drückt ihm sein Glas in die Hand und sieht ihn streng an. „Trink!“ Der Aufgeforderte senkt den Blick und verliert sich kurz in der Tiefe des Glases. Ohne länger zu zögern ext er es dann in einem Rutsch. Unkontrolliert stellt er es anschließend auf den Holzboden des Flurs ab, während sich seine Augen schließen. „Scheiße ...“ Reflexartig krallt er seine Hand in den Ärmel seines Freundes und zieht leicht daran. „Was ist los?“ Sasuke sieht seinen Kumpel besorgt an. Oder er versucht es zumindest, denn mit einem dauerhaften Schmunzeln auf den Lippen des Alkohols wegen, schafft er es nicht, ernst zu schauen. „Dasch war eine schlechte Idee ... es kommt ...“ Der Blondschopf öffnet leicht den Mund und atmet tief ein und aus. „Bist du schwanger? Werde ich Patenonkel?“ Geschockt reißt der Schwarzhaarige die Augen auf und starrt betreten auf die blonden Haare Narutos. „Ich glaube nisch, dass du der Onkel meiner Kotze sein willst ...“ „Wenn sie reden kann ...“ „Scheiße ... Alter .... Echt jetzt ...“ Der Blondschpf klammert sich fester an Sasuke, stützt sich an dessen Schulter ab und versucht mit aller Kraft auf die Beine zu kommen, die ungewöhnlich wackelig auf die Belastung reagieren, als wären sie tagelang nicht mehr gelaufen. Sich an der Wand abstützend findet er halbwegs sein Gleichgewicht wieder und reicht dem Uchiha die Hand. Sasuke ergreift diese, während er auf sehr umständliche Art und Weise ebenfalls versucht, sich zu erheben. Naruto fällt dabei fast wieder zu Boden, doch schließlich findet auch der Schwarzhaarige sein Gleichgewicht. Erschöpft legt der Blonde den Arm um den Uchiha und gemeinsam schwanken sie in Richtung Badezimmer. „Wir ... schaffen das ... oder?“ „Wenn ... wir fest daran ... glauben.“ „Das hascht du soo schön gesagt, Sasuke!“ Schwankend bleiben sie vor der Badezimmertür stehen, lachend in einem leicht komatösen Zustand. Zielsicher greift der Blonde nach der Türklinge, bekommt sie allerdings nicht in die Hand und schwankt anstatt dessen zwei Schritte zurück – zieht dabei den Uchiha mit sich, der sogleich zu Lachen anfängt. „Du Idiot! Du hast die Klinke verfehlt!“ „Hey! Mach es doch besser!“ Unbeirrt greift die Hand Sasukes nach der Klinke. Selbst überrascht von dem plötzlichen kalten Eisen in seiner Hand, legt sich ein Grinsen auf seine Lippen, während er die Tür aufschiebt. „Du schuldest mir 10000 Yen!“, behauptet der Uchiha wie selbstverständlich und tastet nach dem Lichtschalter. „Haben wir gewettet?“ Verwirrt löst sich der Uzumaki von seinem Kumpel, während das Licht von oben herab den Raum ausleuchtet. „Keine Ahnung ...“ Der Blondschopf presst seine Hand gegen die Badtür und lässt sie so wieder ins Schloss fallen. Er lacht lauthals aus einem ihm unerfindlichen Grund, bis er plötzlich verstummt und sich eine Bleiche über seine sonst so gebräunte Haut legt. Er hält sich eine Hand vor dem Mund, schwankt im Zickzack auf das Klo zu, fällt sogleich hart auf die Knie und übergibt sich lautstark. Angewidert verzieht der Schwarzhaarige das Gesicht, gesellt sich langsam zum Blonden und lässt sich pendelnd neben ihm nieder. „Dasch war eklig, Alter, du klangst wie ein Tyrannosaurus Rex.“ Sasuke stützt sich an dem Badewannenrand in seinem Rücken ab und schmunzelt amüsiert. Langsam wandert der Blick Narutos zu seinem Kumpel. Aus halb geöffneten Augen sieht er ihn erschöpft an, die Arme an der Klobrille abstützend, der Rücken gekrümmt. „Sorry, dass ich nicht wie ein Mädchen kotze. Echt jetzt!“, motzt er dann leise rum und richtet seinen Blick wieder auf die Klobrille. „Ich verzeih dir ...“ Sanft klopft der Uchiha auf die Schulter des Blonden, streicht über dessen Rücken, als er sich erneut übergeben muss. „Das ist echt widerlich ...“, nuschelt Sasuke leise, während er den Mund verzieht. Als ihm der Geruch der Kotze in die Nase steigt, beschleicht ihn ein ungutes Gefühl – Übelkeit. Mit einem Mal sammelt sich ungewöhnlich viel Speichel in seiner Mundhöhle, während sein Magen sich stark zusammen zieht ... „Scheiße ...“, ist sein letztes Wort, ehe er sich auch schon zur rücklings liegenden Badewanne beugt und ihm der Mageninhalt mit einem Mal die Kehle hinaufsteigt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)