Evenfall von 4FIVE ([Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]) ================================================================================ Kapitel 26: The Sacrifice ------------------------- . .   Die Chakrawelle war sogar aus der Entfernung zu spüren. Itachi wusste, dass es Narutos Chakra war, das langsam aber sicher außer Kontrolle geriet. Aus irgendeinem Grund war er ausgerastet, anders ließen sich die flammenden Impulse nicht erklären. Itachi konnte sich nur ein Szenario vorstellen, in dem Uzumaki Naruto derart die Beherrschung verlor: einer seiner Freunde war verletzt worden. Die Zusammenstellung seines Teams ließ nur wenige Möglichkeiten zu, wer diese Person war. Der Uchihaerbe beschleunigte seine Schritte unbewusst. Er war nicht stolz darauf, den Kampf mit Tobi ausgangslos verlassen zu haben. Sasuke war nicht minder unzufrieden. »Wieso rennst du weg? Dein Ziel war es, Madara zu töten, hast du das schon vergessen? Naruto hat Sakura und Sai bei sich, er wird schon klarkommen!« »Dein Ziel war es ebenfalls, Madara zu töten«, rief Itachi seinem Bruder in Erinnerung. »Dennoch bist du hier.« »Ja«, brummte Sasuke, »Weil meine Freunde wichtiger sind als alles andere!« »Da hast du deinen Grund, Otōto . Außerdem … dieser Tobi war nicht Madara. Nicht nur. Hast du diesen eigenartigen Mix aus Chakren nicht auch gespürt? Etwas daran war nicht menschlich.« Sasuke erwiderte nichts. Er hatte es tatsächlich gespürt, aber er hätte es lieber ignoriert. Teils Madara oder ganz, dieser Akatsuki hatte ihm eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. 'Nicht nur menschlich' traf die Beschreibung für dieses Ding haargenau. Itachi richtete seinen Blick wieder nach vorne, die Sharingan immer noch aktiviert. Der Chakrasturm um Naruto war nicht durch eine Jutsu hervorgerufen worden, was bedeutete, dass sie sich auf Taijutsu beschränkt hatten, was wiederum für die Anwesenheit von Taijutsuspezialisten sprach. Alle Fakten summiert ergab die Sachlage nur eine Person, die bei ihm sein konnte. Sakura. Soweit es möglich war, beschleunigte Itachi seine Schritte. Seine Sharingan schmerzten bereits, doch er drückte das unangenehme Ziehen unter sein bewusstes Schmerzempfinden. In den letzten Tagen hatte er zu wenig Zucker zu sich genommen; er spürte förmlich, wie sein Bluterbe die Kräfte aus seinem Körper zog. Es war ihm egal. Vor allem jetzt, wo das verwüstete Schlachtfeld in Sicht kam. Ihm stockte der Atem. Haruno Sakura lag blutüberströmt auf dem Boden, reglos wie eine kaputte Puppe, während der Jinchūriki von Gyūki mit seiner bulligen Statur einen unwahrscheinlich wendigen Kampf gegen Nagato führte. Itachi war so abgelenkt von seiner leblosen Freundin, dass er zu spät bemerkte, welch fatalen Fehler Naruto im Inbegriff war zu begehen. Das raue Kampfgebrüll des Fuchsjungen drang gedämpft in seine Ohren. Nur am Rand bemerkte er, wie Sasuke eine seiner mächtigeren Katonjutsus in Kabutos Richtung schleuderte, ihr nachsetzte und Naruto mit all seiner Kraft niederrammte. Sasuke schrie auf, sobald er mit Kyūbis Chakra in Berührung kam. Zusammen mit dem Jinchūriki donnerte er gegen einen herausragenden Felsen, der unter dem Schwung der beiden Shinobi breite Risse bekam. Itachi vergewisserte sich nur kurz, dass sein Bruder nicht mehr als oberflächliche Verbrennungen davongetragen hatte, ehe er auf Sakura zustürzte. Er drehte sie um und schlug ihr auf die Wange. Ihr Chakralevel war niedrig, aber nicht bedrohlich minimal, wie er es in Amegakure erlebt hatte. »Sakura, wach auf«, befahl er in normaler Lautstärke. Es reichte, um die Kunoichi aus ihrer Erschöpfung zu holen. Ohne ihn zu beachten warf sie mit einer mechanischen Geste eine Soldatenpille ein. Während sie langsam begann zu wirken, wurde Itachis Gesicht vor ihren Augen scharf. »Was tust du hier?«, fauchte sie fast vorwurfsvoll, ließ sich jedoch widerstandslos aufziehen und von ihm stützen. »Dich retten«, antwortete er knapp. Im Hintergrund hatten Naruto und Sasuke sich aufgerappelt; um den Jinchūriki befand sich mittlerweile ein fünfter Schwanz. Dass er immer noch die Selbstkontrolle hatte, den richtigen Gegner anzugreifen, war gleichsam bewundernswert wie beängstigend. »Du Scheißkerl hast meine Freunde zum letzten Mal verletzt! Das ist für Sakura!«, brüllte er mit rauer Stimme. Itachi hielt sie nicht zurück, als Sakura sich von ihm losriss und nach vorne stürmte. »Meine Vergeltung hole ich mir immer noch selbst!«, schrie sie mit erhobenen Fäusten. Flankiert von Naruto und Sasuke formte sie eine lange Abfolge von Fingerzeichen, die von ihren Nebenmännern ergänzt wurde. SSie hatten den Iryōnin eingekesselt; inmitten ihrer Formation war er der gewaltigen Jutsu, die auf ihn niederschlug, schutzlos ausgeliefert. Obwohl sie stundenlang zusammen mit Sai geübt hatten, tat seine Abwesenheit der Wirkungsweise der Technik keinen Abbruch: während von Sasukes Seite aus ein Feuerwirbel ins Innere des Dreiecks schoss, fegte Narutos materialisierte Fūtonkraft in Form eines Sturms dagegen. In der engen Schneise sprengte Sakuras rohes Chakra in seiner Reinform nach vorne. Die drei separaten Attacken vermengten sich zu einem dichten Kegel – bloß für wenige Millisekunden, dann zog sich das instabile Gemisch zusammen und riss seine nähere Umgebung mit sich in eine schallende Implosion. Zurück blieb ein Häufchen Asche. »Geschafft …«, hauchte Sakura ungläubig. Sie sank auf die Knie, unfähig weiterhin zu stehen, wurde jedoch von starken Armen aufgefangen. Itachi richtete sie wieder auf, ihre wackeligen Beine gänzlich ignorierend. Sasuke sah zweifelnd auf den versengten Fleck, an dem Kabuto gestanden hatte, Naruto zitterte am ganzen Leib. »Geschafft?«, wiederholte eine höhnische Stimme. Sakura fuhr herum und sah in Kabutos gelbe Schlitzaugen, die hinter der Reflexion seiner Brille aufblitzten. »Rechne noch einmal nach, Sakura. Denkt ihr, brachiale Gewalt wie diese könnte mich vernichten?« Er nickte in Bs Richtung, wo der stämmige Jinchūriki seinen Kampf gegen Nagato gewonnen hatte. »Akatsuki kann vielleicht so ausgeschaltet werden, aber ich bin besser als diese Nichtsnutze. Das, was von ihnen noch übrig war, war nicht mehr als ein Häufchen Elend. Allesamt niedergestreckt von Konoha und Suna, was soll man davon halten? Ich bin anders. Ich bin erhabener!« Itachi streckte seinen Arm vor Sakura aus, um sie vor einer vermeintlichen Attacke zu schützen, doch sie kam nicht. Naruto hatte sich dank Bs mentaler und subtil chakratechnischer Unterstützung wieder unter Kontrolle und starrte zusammen mit ihm und Sasuke ebenso entgeistert auf den wahnsinnigen Iryōnin wie die beiden. Kabuto hatte seine Arme nach oben gerissen, wobei sein Mantel seinen chimärenartigen Körper enthüllt hatte. Über seinem Kopf beschleunigte sich der Wolkenstrudel zu einem tosenden Orkan, dessen Ausläufer bis nach unten über das Kampffeld fegten. Von der Position am Kopf des Plateaus konnte Sakura sehen, wie die Armeen unten auf der Ebene gegen den plötzlich aufgekommenen Sturm ankämpfen mussten, um ihre aktuellen Kämpfe weiter bestreiten zu können. Sie hatte während der Finalrunde ihres ersten Chūninexamens gesehen, wie Orochimaru den toten Senju Tobirama beschworen hatte – spätestens als sich ein hölzerner Sarg aus dem Boden erhob, gab es keinen Zweifel mehr. Sie wusste, wie Edo Tensei funktionierte. Itachis Anspannung verriet ihr, wessen Körper sich in dem Gefäß befand. »Sasuke«, sagte er. »Ich weiß, Niisan.« Kabuto verfiel mit so stark geweiteten Augen, dass sogar die feinen Äderchen darin platzten, in Gelächter. Es kombinierte Wahnsinn, Hysterie und Hohn in einem einzigen Ton. Sakura wünschte, er würde daran ersticken und tot umfallen, doch diesen Gefallen tat er ihr nicht. Sein nur leicht in Mitleidenschaft gezogener Umhang wurde gnadenlos vom starken Sturm in alle möglichen Richtungen geworfen, kalte Luft peitschte in engen Wirbeln um ihn und die ganze Szene, in der der Himmel noch dunkler wurde und im Sekundentakt von unwirklich weißen Blitzen über der dicken Wolkenschicht dumpf erhellt wurde. Das Licht drang nicht einmal ansatzweise durch die Barriere. »Ihr sprecht von Krieg?! Krieg ist, was ihr haben sollt!« . . Tobi lachte in sich hinein. Kabuto, dieser Narr, hatte den Wink mit dem Zaunpfahl also verstanden. Er hatte seine Hilfe gerne angenommen, als der ehemalige Schüler des legendären Sannin vor den Toren Amegakures gestanden hatte – alleine die Tatsache, dass er sich zu ihnen getraut hatte, sprach Bände für seine blinde Naivität, in der er gleichsam Rache wie Macht anstrebte. Dieser Träumer. Immerhin war er nützlich. Er hatte Zetsu geklont, damit die Armeen gestärkt, was Terumī und Ōnoki aus Dankbarkeit streichelweich gemacht hatte; er hatte die Sinne der Klone mit seinen eigenen gekoppelt und Echtzeitinformationen beschafft, außerdem hatte er Tote beschworen, was recht nützlich war, zumal er diese Kraft seiner Gedanken kontrollieren konnte. Und nun beschwor er auch noch Madara herbei. Den echten, wahren Madara, nicht nur dessen verbliebenen starken Willen, der sich in einem bunt durchwachsenen, zusammengeschusterten Körper festgesetzt hatte. Nützlich bis zum letzten Atemzug. Tobi beobachtete eine Zeit lang aus der Ferne das Spektakel. Die Zeremonie war fürwahr schön. Zufrieden mit dem Ergebnis wandte er sich zum Gehen. Es war Zeit, zur Feier des Tages ein paar Bijū zu beschwören. . . Naruto traute seinen Augen nicht. Er hatte noch nie ein Bild von ihm gesehen, dennoch wusste er, dass es Uchiha Madara war, der aus dem hölzernen Sarg stieg. Der große, schwarzhaarige Mann hatte seine Augen entspannt geschlossen, fast als würde er friedlich in seiner Holzkiste schlafen. Der friedliche Ausdruck in seinem Gesicht änderte sich schlagartig, als er die Lider aufschlug. Blutrot. Blutrot starrten Naruto diese Augen entgegen. Er hatte keine Angst vor Sasukes Sharingan, auch nicht vor Itachis oder irgendjemandes anderen. Doch er hatte sie vor Uchiha Madaras. Alles an diesem Mann – dieser Leiche, die wider aller Naturgesetze auf seine Freunde zugeschritten kam – schrie nach abstrakter Perversion. Und das, obwohl jedes Organ, jedes Glied an seinem rechtmäßigen Platz saß. Nur kurz erhaschte Naruto einen Blick auf Kabuto, der siegessicher seine Brille nach oben schob. Bastard, fluchte er in Gedanken, übermannt von einer neuen Welle Bijūchakra. Naruto hatte gedacht, Kurama zu seinem Verbündeten gemacht zu haben, doch obgleich das Monster in seinem Inneren nicht länger gegen ihn arbeitete, waren die enormen Chakramassen, die stoßweise durch seine Keirakukei pressten, nicht ohne weiteres so einfach zu handhaben. Mit immensem Kraftaufwand versuchte er die Chakraaura um ihn herum einzuschließen, was mehr schlecht als recht gelang. Vorhin hatte er die Kontrolle verloren, das durfte nicht wieder passieren. Kurama mochte sein Freund sein, aber sein Chakra war ein Risiko. Naruto spürte, wie seine Tenketsu unter ihm litten. Der kurze Augenkontakt mit Sasuke teilte ihm mit, dass sein Kamerad Narutos Dilemma verstanden hatte. »Von allen Toten auf dieser Welt, wieso Madara?«, fragte Sasuke an Kabuto gewandt. Dieser zuckte provokant nonchalant die Schultern. »Nicht meine Idee. Ich habe den Körper nicht gemacht, sondern nur die finale Beschwörung durchgeführt. Aber, Sasuke-kun, liegt es nicht auf der Hand?« Sasuke zischte verächtlich. Es lag eben nicht auf der Hand, sonst hätte er nicht gefragt. Er ließ sich seine Verbitterung über die kargen Antworten des Iryōnin nicht anmerken. Zur Belohnung sprach dieser, angespornt von dem unverhohlenen Interesse des jungen Uchihas: »Deine Familie. Der Klan. Es geht immer um den Klan, verstehst du?« »So ein Unsinn! Wir haben keine Schuld an diesem Krieg!« Blitzschnell hatte Sasuke ein Chidori in seiner Handfläche geformt, mit dem er unter kreischendem Tönen hinter Kabuto auftauchte. Dieser machte einen lockeren Ausfallschritt, schlug Sasukes Hand nach unten und stieß ihn zur Seite, wo er fast in Narutos wallende Chakraaura gefallen wäre. »Sasuke!«, rief Itachi aus dem Hintergrund, wo er nicht hingehörte. Er wollte auf Kabuto losgehen, doch dieser hob unter einem süffisanten Grinsen seinen Arm. »Die Uchihas«, sagte er bedeutungsschwer, »Haben diesen Krieg vielleicht nicht erschaffen, soweit stimme ich dir zu. Er wurde geboren aus den territorialen Bestreben der Großmächte, dem Machtwahn der kleineren Nationen und der jahrzehntelangen Unterdrückung der Zwergstaaten. Dennoch wurden all diese Schnüre zu einem vernichtenden Netz verwoben – von Akatsuki, wie bekannt sein dürfte. Die Frage ist, wieso? Macht? Rache? Ich interessiere mich nicht für ihre wahren Beweggründe. Mein Ziel ist die Allmacht und die haben sie mir zugesichert, wenn ich Uchiha Madara beschwöre. Er steht unter meiner Kontrolle, wisst ihr? Ich sollte ihn als eigenständiges Wesen handeln lassen, so lauten meine Befehle. Vielleicht werde ich sie befolgen, sobald ich ein wenig damit gespielt habe.« Ein lauter Knall echote über das Plateau hinunter in das blutbesudelte Becken, das vormals eine Grasebene gewesen war, gefolgt von einem Schub, als hätte die Erde einen Sprung zur Seite gemacht. Naruto konnte sich an einem benachbarten Felsen festhalten, Sasuke fand seinen festen Stand gerade noch rechtzeitig, Itachi hatte ihn nie verloren und stützte auch noch Sakura, die andernfalls von ihren ohnedies schon schwachen Beinen gefallen wäre. Dem Ruck folgten Donnertosen und ein Blitz. Sämtliche Köpfe fuhren herum, direkt gerichtet auf das Epizentrum der nachfolgenden Bodenvibration. Naruto konnte nicht glauben, was er dort sah. B neben ihm brüllte eine unverständliche Parole. Bijū – exakt sieben davon erhoben sich zu ihrer beeindruckenden Größe. Er erkannte Shukaku, die anderen waren jedoch nicht minder unverkennbar. Ihrem langsamen, kraftvollen Aufstand entwich dumpfes Brüllen in unregelmäßigen Abständen. »Du bist einfach nur krank!« Naruto schenkte der neuen Stimme keinerlei Beachtung; sie war unter dem Zetermordio kaum auszumachen. Er war wie gebannt von dem Schauspiel, das sich vor seinen Augen abspielte. Die Bijū wirkten erhaben wie Götter, größer als er sie sich jemals vorgestellt hatte, dabei waren sie fernab seiner Position. Wie musste es erst sein, vor ihnen zu stehen? Er wollte es herausfinden. Shizunes finsteres Gesicht versperrte ihm die Sicht auf die Bijū. Er erschrak nicht, obwohl sie praktisch aus dem Nichts aufgetaucht war. Nach diesem Bild konnte ihm nichts mehr Schreck einjagen. »Naruto, du und B-san müsst zu den Bijū, hast du verstanden? Tsunade-sama und die anderen sind bereits auf dem Weg dorthin. Nur ihr beide könnt diese Katastrophe noch verhindern.« Naruto nickte seicht, B war weit enthusiastischer. Mit einer neuen Parole zog er den immer noch perplexen blonden Konohanin mit sich, geradewegs auf die verschlafen wirkenden Monster zu. Naruto sah nicht zu seinen Freunden zurück, wo Sasuke und Itachi einen Kampf gegen Madara begonnen hatte, während Shizune und Sakura sich Kabuto annahmen. Er musste darauf vertrauen, dass sie es schafften. »Denkst du, wir haben überhaupt eine Chance?«, fragte er. »Aber natürlich!«, antwortete B etwas zu motiviert für Narutos Geschmack. Dabei war er normalerweise der Motivierteste von allen. Auf der anderen Seite der Absperrung zu stehen war weder ein sonderlich schönes Gefühl, noch war dies der richtige Zeitpunkt, es neu zu entdecken. Er schüttelte alles von sich ab, alle Zweifel, alle Sorgen; er hatte Kuramas Unterstützung. Was um alles in der Welt konnte schon schiefgehen. »Okay, B-san, wie treten wir diesen Bijū am besten in den Arsch?« »Unser Glück ist die Unvollständigkeit der Reihe. Sie haben nur Eins bis Sieben, Nummer Acht und Neun fehlen ihnen. Und das sind nun einmal die mächtigsten davon, schätze ich. Die Schwäche liegt im Geist der Jinchūriki, wenn ich nicht irre. Soweit ich die Wechselwirkung zwischen Wirt und Bijū verstanden habe, braucht ein Bijū ein starkes Gefäß, sonst kann er nicht richtig agieren.« »Aber die Jinchūriki von sechs der sieben Bijū sind tot?« B deutete zur Antwort nach vorne, wo Tsunade, Gaara, Jiraiya und einige Jōnin aus Kumo und Konoha ihr Möglichstes gegen die sieben Übermächte vor ihnen aufbrachten. »Dort vorne stehen ihre Jinchūriki. Beschworen durch Edo Tensei. Ein solcher Körper mag stark genug sein, aber sein Geist ganz sicher nicht, geschweige denn seine Seele. Wir sollten uns auf die Jinchūriki konzentrieren und was danach noch von ihren Bijū übrig ist, mit einem Schlag wegräumen.« Der Weg war zu Ende und Naruto blieb langsam stehen. Sieben Bijū einfach so wegräumen? Ja, er hielt sich für einen der besten Shinobi aller Zeiten. Ja, er hatte bisher jede Schwierigkeit gemeistert. Ja, er hatte Kurama. Trotzdem, dies war kein Frühlingsputz! In seiner plötzlichen Apathie war er weiter nach vorne gegangen als die anderen. Er sah nicht bis in die Augen der Bijū, weil er so dicht vor ihnen stand, dass er nur die Unterseite ihrer Kiefer sah. Jiraiya hatte Gamabunta beschworen, Tsunade stand an Katsuyus Seite, doch die beiden vertrauten Geister wirkten schmächtig gegen die Monster vor ihnen. »Naruto! Wage es nicht, deine Selbstzweifel gerade jetzt zu entdecken!« Tsunades Stimme echote kräftig gegen die tobenden Druckwellen, die von den Bijū ausgingen. Mit einem einzigen Faustschlag sprengte sie sich und ihren Begleitern den Weg frei – Gaara, Jiraiya, Kakashi und A standen in einer Reihe hinter ihr. Wie lange hatte er reglos hier gestanden? »Wir alle halten dir den Rücken frei, Naruto!«, rief Gaara in seiner tiefen Stimme, die Naruto bereits zu Anfang dieses Krieges Mut gegeben hatte. »Wir vertrauen euch, hört ihr? Nutzt einfach eure Kraft! Diese Bijū sind Monster, keine Kami!« Gaara hatte recht. Dieser Sandkerl hatte recht. Naruto schüttelte unwirsch den Kopf und riss unter einem lauten Schrei die Arme auseinander. Kuramas Chakra zog sich von der Sphäre außerhalb seines Körpers zurück in sein Inneres, wo es ihn sengend heiß durchströmte, Vene für Vene brannte es sich durch, bis er erfüllt war von dem Wissen, dass er es schaffen konnte. Diese Bijū waren ein schwacher Abklatsch jener Mächte, die B und er in sich trugen – die Fusion eines Jinchūriki mit seinem Bijū war mächtiger als alles andere. »Wenn ich das richtig verstanden habe, liegt die Schwäche dieser Viecher in den toten Jinchūriki, ja? Ein wirtloser Dämon ist stärker als einer, dessen Wirt schwach ist, aber schwächer als einer, dessen Wirt stark ist, korrekt, B?« Naruto wartete seine Antwort erst gar nicht ab. Er hörte die Stimmen seiner Freunde, die ihm Mut zusprachen. Sakura, wie sie ihm ihr Vertrauen zusicherte, Sasuke, wie er ihn brüderlich beleidigte, Sai, wie er in seiner gewohnten sozialen Inkompetenz einen aufmunternden Spruch versuchte, und all die anderen, die in einem vertrauten Wirrwarr durch seinen Kopf schallten. Dass er sich diese Stimmen einbildet, wusste er selbst. Das machte sie nur nicht weniger real. »Tsunade-obāchan, Ero-sennin und alle anderen, wir können gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten! Kümmert euch um die toten Jinchūriki, B und ich werden mit den Bijū aufräumen.« »Naruto, du kannst doch nicht –« Tsunade kam nicht mehr dazu, ihm den Wahnwitz seines Unterfangens dazulegen. Geleitet von Mut und begleitet von unmenschlicher Stärke rannten die beiden letzten lebenden Jinchūriki nach vorne. Ihr Kampfgebrüll wurde nur von Kakashi, Gaara und A überboten, die sich an beide Flanken aufteilten. »Er kann, Tsunade«, sagte Jiraiya und formte ein Fingerzeichen. »Und er wird es schaffen.« Sie lächelte grimmig. Wenn alles vorbei war, würde sie ihn wegen Insubordination belangen. Für den Moment spannte sie ihren Körper an, sammelte ihr Chakra und folgte Jiraiya nach vorne. Diese toten Jinchūriki würden bald schon Geschichte sein. . . Ihr Rücken prallte so stark gegen die Steinwand hinter ihr, dass sie schwer nach Luft schnappen musste. Ihr erstickter Schrei ging in dem Knall unter, den das Aufeinandertreffen ihres Rückens mit dem Stein machte. Der Schwung war so enorm gewesen, dass eine beachtliche Menge Geröll aus dem Vorsprung bröckelte. Sakura rutschte mit ihm zu Boden, eine Hand an ihrer Kehle, die vom Schreien trocken geworden war. Ihre Stimme versagte mit dem Wutgebrüll, das sie hatte ausstoßen wollen. Vornübergebeugt stützten ihre wackeligen Arme ihren schwer gewordenen Oberkörper – wieso er so schwer war, wenn doch schon gefühlt die Hälfte davon fehlte, wagte sie sich nicht zu fragen. Ihre grüne Shinobiweste war schon vor Stunden zu unbrauchbarem Ballast geworden, ihr schwarzes Oberteil war löchrig und hing in Fetzen an ihren Schultern hinab. Es verlangte äußerste Selbstüberwindung, damit sie es schaffte, aufzustehen. Jede Faser ihres Körpers protestierte gegen die kraftintensive Bewegung aufwärts. Sie wankte, torkelte nach hinten und fand Halt an der lädierten Felswand. Wenn Sakura ehrlich war, verstand sie den Mut von Helden inzwischen ein wenig besser. Sich für das Wohl der Allgemeinheit zu opfern war weniger unvorstellbar, wenn man sowieso nicht mehr am Leben sein wollte. Sie wollte Nationalikonen wie Namikaze Minato oder Sarutobi Hirzuen keineswegs den Wert ihrer Leistungen absprechen, bloß hatte sie sich immer gefragt, welche Empfindungen einen Menschen dazu trieben, sein Leben wider jedes biologischen Reflexes einfach aufzugeben. Heute hatte sie die Antwort gelernt. Und nichts daran war einfach. Kein Opfer der Welt war einfach. Sakura sah nach oben, wo der düstere Himmel sich weiter mit dicken Wolken anreicherte. Sie wartete auf Regen. Es kam keiner. Nicht ein wehmütiger Tropfen löschte ihre brennende Haut. Die Soldatenpillen verloren langsam ihre Wirkung und riefen ihr in Erinnerung, dass sie schon vor deren Einnahme am Ende ihrer Kräfte gewesen war. Es war der Überlebensinstinkt, der sie jede verstreichende Sekunde vor der drohenden Ohnmacht rettete. Die Augen fest geschlossen, unterdrückte sie das verräterische Würgen, das in ihr hochstieg. Sie war so knapp vor dem Zusammenbruch, dass alles in ihr gegen den wachen Bewusstseinszustand rebellierte. An Perzeption hatte sie bereits eingebüßt. Alles war ein grauer Schleier, monoton wie ein vergilbtes Blatt Papier. Über ihre Sinne hatte sich ein Schleier gelegt, sodass sie alles um sich herum nur mehr gedämpft wahrnehmen konnte; wie Kabuto sie verhöhnte, das Donnergrollen über ihr, Sasukes tönende Katonjutsus und Itachis Kommandos, hie und da durchbrochen von Madaras süffisanten Provokationen. »Schon am Ende, Sakura-sensei?« Das oder etwas Ähnliches sagte Kabuto, während er sich seine Brille zurecht schob, die bei seiner letzten Attacke verrutscht war. Nicht nur das; Sakura hatte ihn zwar verfehlt, aber die Gläser seiner Sehhilfe mit dem Luftdruck ihres chakraverstärkten Faustschlages zersplittert. Vier davon, wenn sie ihrer verschwommenen Sicht getraut hätte. »Am Ende?«, hauchte sie gen Himmel. »Vielleicht. Aber noch lange nicht fertig.« Sie stieß sich von der Felswand ab und taumelte zwei Schritte nach vorne, bis sie festen Halt fand. Der Stoff ihres Oberteils brannte aufgrund des Drecks, der sich darin verfangen hatte, bei jeder Bewegung auf ihren offenen Wunden, darum riss sie die losen Fetzen ab. Es war ihr egal, dass bis auf ihr Netzbustier ihr gesamter Oberkörper frei lag. Sie war sich sicher, einige blutige Hautfetzen mit abgezogen zu haben, aber weil sie es nicht einmal gespürt hatte, war es ihr egal. So egal wie es ihr gewesen wäre, splitterfasernackt vor Kabuto zu stehen. »Mutige Worte, kleine Kunoichi«, summte Kabuto herausfordernd. »Mal überlegen, wie kann ich dich für dein übersteigertes Selbstbewusstsein bestrafen? Zuerst oben?« Sakura zuckte zusammen, wurde jedoch von einer kräftigen Hand an ihrem Kiefer festgehalten. Sie hatte den Iryōnin keinen Schritt machen sehen, dennoch stand er plötzlich direkt vor ihr und drückte zu. »Die Mitte?« Seine freie Faust traf ihren Magen, der sich rückwärts geleert hätte, hätte sich irgendetwas darin befunden. Er bleckte die Zähne zu einem erkenntnisreichen Lächeln voll grausamer Vorfreude. »Vielleicht auch etwas weiter unten?« Sakura keuchte auf und fiel zu Boden. Es war ein Reflex gewesen, denn mehr Schmerz zu empfinden als sie ohnehin schon verspürte, war kaum möglich, selbst nicht durch Kabutos gezielten Tritt gegen ihre Knie. Dennoch musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuheulen, als seine Fußsohle auf ihr Knie traf. Das ohnehin schon bis zum Brechen angespannte Kugelgelenk knackte unter dem Tritt; irgendwo zwischen überall und nirgendwo spürte Sakura Knochen bröseln. Sie rollte sich weinend auf dem Boden zusammen, den Oberkörper schützend um ihr Bein gewunden. Es war nicht so, dass sie nicht wusste, was Kabuto vorhatte. Zeitschinden war ihr Metier – wie oft schon hatte sie Gegner hingehalten bis Verstärkung eingetroffen war? Dieser Bastard spekulierte darauf, dass die Uchihabrüder ihm keine Beachtung schenkten, solange er so tat, als sei er vollauf in einen Kampf verwickelt. Um seinen sicheren Sieg hinauszuzögern, ließ er ihr sogar genügend Zeit, um den zersplitterten Knorpel notdürftig zusammenzuflicken. Wenn er dachte, sein Schatten über ihr mache sie nervös, hatte er sich geschnitten. Vielleicht lachte er sie gerade aus, weil eine versierte Iryōnin wie sie die einfachste aller Techniken anwandte. Sollte er ruhig. Ein Heiler versuchte einen anderen Heiler zu töten – dieser Umstand war sowieso schon pietätlos genug. Sakura ließ von dem notdürftig reparierten Knie ab und zog sich zurück in die Hocke, von wo aus sie sich langsam in den Stand zurück arbeitete. Zeit für einen Belastungstest hatte sie nicht, sie würde sich einfach darauf verlassen müssen, dass ihr medizinisches Provisorium ihrer nächsten Attacke standhielt. Kabuto war in seiner Selbstherrlichkeit derart arrogant, dass er außer Acht ließ, wie viel seiner Strategie sie bereits durchschaut hatte. Er musste Madara kontrollieren, was für Sasuke und Itachi ein Vorteil war, sobald Sakura es schaffte, Kabutos Konzentration zu schwächen. Sie schoss einen unbemerkten Seitenblick zu ihrer Rechten, um zu überprüfen, ob sie die Regung dort hinten nicht falsch interpretiert hatte. Kabuto war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er gar nicht wahrnahm, wie Shizune sich aus ihrer Bewusstlosigkeit zurück kämpfte. Wider ihrer ächzenden Glieder richtete sie sich zu voller Größe auf, das Kinn nach vorne gereckt, ein überlegenes Funkeln in ihren smaragdgrünen Augen. Es irritierte Kabuto, gerade lange genug, damit Shizune ihre Fingerzeichen komplettieren konnte. »Wofür ist das, Shizune-san?« »Das, Sakura-chan, ist unser letzter Ausweg. Wenn wir Iryōnin sogar die letzte Alternative verloren haben, ist dies das Letzte, das uns übrig bleibt.« Der Film spielte sich bloß wenige Millisekunden in Sakuras Kopf ab, nur ein Aufflackern eines Bildes, einer Erinnerung. Shizune und sie hinter verschlossenen Türen in Sakuras Büro, kurz nachdem Sakura Oberärztin im Krankenhaus geworden war. Shizune war zu ihr gekommen, ohne Tsunades Wissen, um ihr die Technik zu erklären, die sie niemals einsetzten durfte. Es war keine bloße Umkehrung eines sowieso schon verbotenen Prinzips – ein Leben für ein anderes. Es war das Gegenteil: zwei Leben ohne Gegenleistung. Sakura war zu sehr in ihrem Automatismus gefangen, als dass sie realisieren hätte können, dass sie Shizune soeben die Erlaubnis erteilt hatte, die einzige verbotene Jutsu anzuwenden, die im Repertoire der erfahrenen Iryōnin vorkam. Nicht nur das, sie hatte es ihr ermöglicht. Und doch kam das schlechte Gewissen nicht auf, selbst nicht als Shizune die Arme von sich streckte, um beide Hände grünglühende, in sich rotierende Chakrascheiben. Kabuto war zu perplex um zu reagieren. Selbst wenn, wäre Sakura darauf vorbereitet gewesen, sich mit all ihrer Macht auf ihn zu werfen und ihn festzuhalten. Aber Shizune war schnell. Sie donnerte ihre offenen Handflächen zusammen, wonach sich die vergrößerte Chakrascheibe zu einem Strahl nach vorne formierte. Er schoss unter hellem Zurren aus Kabuto zu, der zu sehr von dem Lichtschauspiel einer Technik gebannt war, die er sehr gut kannte. Als er sich endlich aus seiner Starre lösen konnte, war es zu spät. Sakura wollte ihre Augen schließen, wegsehen, bloß nicht mitbekommen, wie eine Frau, die über die Jahre wie eine große Schwester geworden war, vor ihr niederging, bloß weil sie selbst nicht stark genug gewesen war. Im Endeffekt konnte sie sich nicht abwenden – vor Entsetzen, vor Ungläubigkeit. Sakura spürte eine breite Woge des Hasses in sich aufbegehren, dicht gefolgt von einem Sturm der Verzweiflung. Kabutos Grinsen – sein sehr lebendiges Grinsen – über dem seine triumphalen Augen sie für einen Moment streiften, gaben ihr den Rest. »Schachmatt«, sagte er, dann lenkte er seinen Blick auf Itachi, der, versunken in seinem Kampf gegen Madara, nicht mitbekam, was um ihn herum geschah. In Entsetzen und Ungläubigkeit war es für Sakura schwer zu verstehen, was vor ihren Augen geschah. Funken sprühten gegen eine unsichtbare Barriere, Shizune kippte wie durch einen Windstoß umgeworfen um, ein Knall, ein Zischen, das Gefühl kam ihr seltsam bekannt vor. Es war wie ein Déjà-vu. Sie hatte Shikamarus Stimme im Kopf; keine Heldentaten. In letzter Zeit hatte sie schon so viele Regeln gebrochen, diese eine spielte keine Rolle mehr, wenn eine Handlung, basierend auf selbstsüchtigen Motiven und ausgeführt in einer Umgebung voller Unehrenhaftigkeit, überhaupt als solche bezeichnet hätte werden können. Sollten die Erzählungen wahr sein und man sich selbst vor seinem Ende wie aus einer außerkörperlichen Position aus in seinen letzten Sekunden beobachten können, wäre dies der passende Zeitpunkt dafür gewesen – so hätte Sakura empfunden, hätte sie Zeit dazu gehabt. In Wahrheit ging alles furchtbar schnell. Noch ehe der Knall zu Zischen verdünnte, setzten sich ihre Beine in Bewegung. Sie konnte sich an den Tag erinnern, als sie sich in Itachis Tsukuyomi geworfen hatte, damit Kabuto das dafür aufgewendete Chakra nicht in seine eigenen Jutsu speisen konnte – dieser Punkt war längst geschehen. In einer pittoresken Symphonie verschwamm Shizunes vertrautes Chakra zur selben Frequenz, auf der Kabutos sie zu einer Jutsu generierte. Sie missachtete die Warnungen ihres bis über seine Grenzen gepushten Körpers, schaltete den Überlebensinstinkt aus; was war ihr Leben gegen das des besten Mannes, den der Uchihaklan in seiner langen Tradition hervorgebracht hatte? Was war das Leben einer unbedeutenden Iryōnin gegen den stärksten, loyalsten Shinobi Konohagakure no Satos? Wenn man sie vor fünf Minuten gefragt hätte, hätte Sakura geglaubt, die letzte Sekunden eines Lebens liefen wie in Zeitlupe ab. Die harte Realität verging so schnell, dass sie nicht einmal Zeit hatte, sich ihrer eigenen Gedanken bewusst zu werden, obwohl sie hundertfach durch ihren Geist schnalzten wie zu fest gespannte Drahtschnüre – vielleicht waren dies all die Gedanken, die sie aus Scham, Verleumdung oder Irrelevanz niemals gedacht hatte. Welche auch immer es waren, Fakt war, dass sie keinen einzigen davon fassen konnte, als sie wider aller ihrer tiefsten Instinkte nach vorne preschte, einen warnenden Schrei auf den Lippen und der Hoffnung, dass Sasuke wisse, was zu tun war. Es war der einzige Gedanke, den sie halbwegs zu Ende denken konnte: ihr Glaube an ihren Teamkameraden; Sasuke würde den Schockmoment zu nutzen wissen und damit diese Farce zu Ende bringen können. Wie lange war es her, dass sie den ersten Schritt getan hatte? Stunden oder Millisekunden? Sie konnte es nicht sagen. Dafür, dass alles brechend schnell ging, prägte sie sich jedes Detail ein: die genaue Betonung jeder Silbe von Itachis Namen, den sie schrie, Itachis entsetzter Gesichtsausdruck – es war die stärkste Emotion, die sie jemals an ihm gesehen hatte – Kabutos höhnisches Gelächter, den Klang des Windes – war es überhaupt windig? – das Säuseln der Blätter, die Biegung jedes einzelnen verkümmerten Grashalms, auf den sie trat, als sie sich in die Flugbahn von Kabutos formloser Jutsu warf, die er nur erschaffen hatte können, weil Shizune sich im falschen Moment geopfert hatte. Ihr Opfer war schon vergebens, doch Sakura würde nicht zulassen, dass es ihrem Freund das Leben kostete. Sasuke brüllte hinter ihr einen unverständlichen Laut, in Sakuras Rücken loderten heiße Flammen, während sich vor ihr das materialisierte rohe Chakra seinen Weg durch die tränenerfüllte Luft schnitt. Sakura hatte abgeschlossen. Ihr Tod war Itachis Leben wert, würde es immer wert sein, egal wie gut sie war. Sie war bereit für ihre Liebe zu sterben; für ihr Land zu sterben. Statistisch starb jeder vierte in einem Krieg. Sie hatte sich längst damit abgefunden, hinter Itachi, Naruto und Sasuke immer nur Nummer vier zu bleiben. Der raue Stoß kam unverhofft und mit solch brutaler Gewalt, dass sie nicht wusste, wie ihr geschah. Sakura hatte mit unsäglichem Schmerz gerechnet oder mit der endgültigen Erlösung all ihrer Leiden; was sie spürte unterschied sich so krass von ihrer Erwartung, dass sie rein instinktiv reagierte. Den Schmerz in ihrer Schulter ignorierend, so wie sie alle anderen körperlichen Signale ignoriert hatte, sprang sie auf – wie war sie außerhalb der Schusslinie auf dem Boden gelandet? – und machte einen Satz auf Kabuto zu, der mit einer Mischung aus Überraschung, Freude und Wahnsinn auf seine Technik starrte. Sie explodierte in schillerndem Weiß an ihrem Ziel. Er erlebte nicht mehr, was seine Jutsu mit ihrem Opfer anstellte. Sakuras chakrainfundierter Schlag traf ihn wie aus dem Nicht. Indem sie die Chakrakonzentration von Shōsen no Jutsu auf ihr mögliches Maximum hob, versengte sie seine Nervenbahnen, kappte sämtliche Kapillaren und schlug aus reiner niederträchtiger Rache in sein widerwertiges Gesicht, das sich unter der Krafteinwirkung zu einer grotesken Fratze verzog. Es verschaffte ihr selige Befriedigung, hochkonzentriertes Heilchakra durch ihre auf sein Herz gepresste Handfläche zu pumpen, unregelmäßig und stoßweise, damit nichts von seiner verwerflichen Existenz übrig bleiben konnte. Keine funktionsfähige Adern, keine jemals wieder einsetzbaren Tenketsu, keine Nerven, kein Blut, nichts. Sie versengte alles, was ihr in die Quere kam vom Scheitel bis zu Sohle. Irgendwo erlosch das Feuer. Dann war es still. Herzschlag um Herzschlag verging, bis ihre Rage erloschen war und Sakuras Verstand sich soweit klärte, dass sie das Paradoxon verstand: wie hatte sie Kabuto töten können, wenn sie doch eigentlich längst hätte tot sein müssen? Sie ließ von Kabuto ab, bloß um zu sehen, dass das Unmögliche weiterhin unmöglich war. Doch das war es nicht. Das erste, das sie sah, war Sasukes kalkweißes Gesicht. Seine glühendroten Sharigan waren zu plattem Schwarz erloschen, zu seinen Füßen lag Madaras Körper, der nun, da sein Marionettenspieler tot war, wie im Zeitraffer zu Dreck verweste. Sasukes Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie wollte mit eigenen Augen sehen, dass er sich irrte; dass er ein Idiot war, weil er annahm … Sakura stand auf, irgendwo in einem geistigen Stadium zwischen hellwach und Trance. Ihr Bewusstsein schaltete für einen Moment ab, als sie Itachi erblickte. Reglos. Auf dem Boden liegend. Tot. Sie konnte es nicht glauben. Wie hätte sie auch? Es war Itachi. Langsam sickerte die Erinnerung durch, der Stoß an der Schulter, der sie niedergeworfen hatte. Er hatte sie gerettet. Und er hatte dafür sein Leben gegeben. Sie hatte nicht gedacht, nach allem noch Tränen oder Kraft zu haben. Trotzdem rannte sie mit wässrigen Augen und kraftvollen Schritten auf Itachi zu. Je näher sie kam, desto deutlicher wurde die Gewissheit, die Sakura abzuwehren versuchte. Sie brach neben ihm zusammen, nahm seine Hand in ihre und begann unter hemmungslosem Weinen das einzige, zu dem sie sich imstande sah. Mit der diesmal richtigen Chakrakonzentration begann sie Shōsen no Jutsu auf seine Stirn anzuwenden, wo sie den größten Schaden vermutete, wanderte über seinen Hals zu seiner Brust bis zu seinen Hüften, ehe sie die Prozedur wiederholte. Immer und immer und immer und immer wieder, bis auch noch der letzte Rest Chakra aus ihrem Körper gewichen war. Sie hatte es bei Jiraiya geschafft. Wieso spürte sie bei Itachi kein Lebenszeichen? »Du bist nicht allmächtig, Sakura«, wisperte Sasuke. Er war in einen apathischen Schockzustand verfallen. Sakura hörte den Vorwurf darin. Immer weiter schickte sie kontrolliert wechselnde Chakrastöße durch Itachis Körper, doch sie konnte schon lange nicht mehr. Heute war sie weit hinter jede menschliche Grenze gewandert. Dies war das Ende. Eine Sackgasse. Sie konnte nicht mehr weiter gehen. Die Nachwirkung der Soldatenpillen hielten sie gerade noch so im Reich der Wachen, dass sie merkte, wie ihre Bemühungen fehlschlugen. »Hör auf«, mahnte Sasuke. »Du bringst dich um.« Sie hätte es, hätte sie die Kraft dafür gefunden. Sie spürte das allerletzte Fitzelchen Chakra in ihr; es hatte sich in den hintersten Winkel versteckt, wo es sie irgendwo zwischen Leben und Tod hielt. Sobald die Nachwirkungen der Soldatenpillen abgeklungen war, würde sie ohnmächtig werden. Ob sie danach jemals wieder aufwachen würde, war eine Sache des Glücks. Es gab Shinobi, die es überlebten. Es war ihr egal. Nach all dem Tod, den sie gesehen hatte, was war da das Leben noch wert? Bis sie in Ohnmacht fallen würde, klammerte sie sich an Itachis Oberteil, das durchnässt war von etwas, das wie Blut roch. »Sakura …« Sie hörte Sasukes Stimme von irgendwo ganz weit weg. Er schien langsam zu realisieren, über wem seine Teamkameradin zusammengebrochen war. Sakura wünschte, er würde sie noch hier und jetzt dafür bestrafen, dass sie seinen Bruder umgebracht hatte. Einfach nur sterben. Es erschien ihr so willkommen wie noch nie. Langsam ließ sie ihre Körperspannung fallen. Es war vorbei. Alles war vorbei.   . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)