Evenfall von 4FIVE ([Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]) ================================================================================ Kapitel 4: Heavy Rain --------------------- . . Sie legten die Strecke in Rekordzeit zurück; Sakura nach wie vor ungeduscht. Bis an die westliche Grenze Hi no Kunis war es mit Itachis Geschwindigkeit bloß ein Katzensprung. Von dort an drosselten sie ihr Tempo. Die Grenze wurde von einer Wolkendecke markiert, unter deren tristem Grau der Regen fiel. Sie waren gut zweihundert Meter davor, versteckt in einem Hain, aus dem sie prüfend heraustraten, um die Gegend zu sondieren. Es gab keine Wachposten, Grenzgänger oder Patrouillen. Bloß diesen Regen … »Es heißt doch Amegakure no Sato«, stellte Naruto fest. »Wieso ist es so überraschend, dass es regnet?« Sakura unterdrückte den Impuls, sich ihre Handfläche gegen die Stirn zu schlagen. Ihr blonder Freund hatte diese Wirkung auf Menschen, oder zumindest auf sie. Die beiden Uchihas schienen unbeeindruckt von seinem Grad an Wissenslücken. »Weil, Naruto –« Dann hatte sie wenigstens die Chance, zu glänzen. »– der Name ebenso beschränkt Programm ist wie in allen anderen Ländern. In Hi no Kuni brennt es nicht, in Tsuchi no Kuni ist nicht alles aus Stein, Mizu no Kuni liegt auf Inseln, nicht im Wasser. Bloß, weil es das Land des Regens ist, bedeutet es nicht, dass die Naturgesetzte außer Kraft gesetzt werden. Mit Wasser aufgeladene Wolken entleeren sich nach einem bestimmten physikalischen Prinzip. Regen hört nicht einfach auf, als schneide man seine Ausläufer ab. Aber das dort –« »– ist seltsam«, beendete Sasuke unaufgefordert ihren Satz. »Was du nicht sagst.« Es kostete sie einige Mühe, nicht zu schnippisch zu klingen, als er sich an seinem Bruder vorbei an der Spitze ihrer Gruppe setzte. »Es gibt Gerüchte«, sagte Itachi. »Sie scheinen sich als wahr zu bestätigen.« »Welche Gerüchte? Ich weiß von nichts. Mir sagt ja keiner etwas.« »Weil du es sowieso nicht behalten würdest, Naruto«, zischte Sakura mit vorwurfsvollem Seitenblick auf ihn. Seufzend winkelte sie die Arme zu einer Geste der Offensichtlichkeit aus. »Es ist der Regen, verstehst du?« Er tat es offenkundig nicht. »Dieser Regen«, setzte Itachi fort, beiläufig die Position seiner Waffen korrigierend, »Ist kein Phänomen natürlicher Vorgänge. Er ist eine Jutsu. Ich tippe auf Kuchiyose. Genauer können wir es erst benennen, falls wir seinen Urheber finden –« »– was nicht unser Ziel ist«, schärfte sie ihrem blonden Kameraden nachdrücklich ein. Sakura fand es beleidigend, wie dumm Naruto stets dargestellt wurde. Er war herzensgut und intuitiv, aber manchmal musste man ihm gewisse Dinge einfach zweimal sagen. Sie trat an Itachi vorbei zu Sasuke an die Spitze, der mit seinem Sharingan den Regen fixierte. »Kannst du etwas erkennen?« Er hielt den Blick noch einige Momente, ehe er sein Bluterbe deaktivierte. »Nichts. Wenn es eine Jutsu ist, dann eine sehr subtile ohne viel Chakraaufwand. Vielleicht muss ich auch näher herangehen, um etwas zu erkennen. Nii-san?« Er wandte sich zu seinem Bruder, dessen schwarze Augen schwarz blieben. Augenscheinlich hatte er nicht vor, sein kostbares, im Überfluss vorhandenes Chakra auf lapidare Erkenntnisse zu verschwenden. »Wir werden uns wie geplant im Hintergrund halten«, entschied er stattdessen. »Sollte dieser Regen Teil eines ausgeklügelten Frühwarnsystems sein, werden sie über unsere Anwesenheit informiert sein, sobald wir in den Radius der Jutsu kommen. Zu viert sind wir zu auffällig. Kommt Amegakure no Sato in Sicht, teilen wir uns in Zweierteams und dringen unbemerkt in das Dorf ein. Wenn wir das geschafft haben, teilen wir uns erneut und suchen einzeln nach Jiraiya-sama. Hat ihn jemand gefunden, verständigt er uns andere über die Funksprecher. Ab jetzt gehen wir lautlos und akkurat vor.« Sakura nickte mitsamt ihren beiden ehemaligen Teamkameraden. Es war eindeutig eine Mission, geplant von einem ANBU Captain. Ihre zu befolgenden Befehle waren spärlich, aber klar. Sie setzten Eigeninitiative und Intuition voraus, die sie sich gerne zugeschrieben hätte, läge der Maßstab nicht unwahrscheinlich hoch. Itachi war es gewohnt, mit perfekten Shinobi zusammenzuarbeiten. Diesmal hatte er einen übermütigen Jōnin und eine Chūnin als Rückendeckung. Sie fühlte, wie das altbewährte Gefühl der Beklommenheit in ihr empor kroch, wann immer sie sich mit irgendjemanden verglich. Es war nicht die Zeit für Nachdenklichkeit. . . Der Regen fühlte sich frisch auf ihrer Haut an, obwohl sie diesem Gefühl mit Skepsis gegenübertrat, während sie als dritte in der Reihe vor Naruto durch den Niederschlag lief. Er wusch den Schweiß ab, der von den nervenaufreibenden Stunden im Krankenhaus und Narutos Rasengan-Attacke wie ein Mahnmal auf ihr geklebt hatte. Sie war in erster Linie Iryōnin. Dies war eine Tatsache, die sie nicht abstreiten konnte. Itachi wusste es und er hatte sie auf diese Funktion reduziert. Vor ihrem Aufbruch hatte es sie gewurmt, derart abgestempelt zu werden. Inzwischen war sie froh darüber, hinter der Front bleiben zu können. Dieser Regen machte sie nervös. Er war kalt und stet und prasselte mit einer erschreckend kontrollierten Kontinuität auf sie herab. Man erzählte sich, Sanshōuo no Hanzō sei in den Bürgerkriegen umgekommen. Viele Dinge, die man sich über Amegakure erzählte, passten ebenso wenig zusammen. Hanzō war eine Legende, die man nicht einfach hätte meucheln können. Es gab nur wenige Shinobi, denen Sakura zutraute, Probleme wie legendäre Ninjas aus dem Weg schaffen zu können. Ein paar wenige davon waren ihre Verbündeten. Der Rest Akatsuki. Ihr Blick huschte unwillkürlich zu Itachi, der die Gruppe über das freie Feld hinweg anführte. Er ahnte dasselbe, so viel war sicher. Wenn sogar sie derart einfach auf diese Schlussfolgerung gekommen war, hatte er es bereits in die ersten Grundzüge seines Plans eingebaut. Dann tauchte Amegakure no Sato vor ihnen auf und Itachi und Sasuke verschwanden. »Diese Angeber«, murmelte Naruto dicht hinter Sakura. »Denen zeigen wir's, nicht, Sakura-chan? Ero-sennin hat mir eine coole neue Jutsu gezeigt. Schließ lieber die Augen, das wird dir nicht gefallen!« Er ergriff ihr Handgelenk, formte einige Fingerzeichen, die sie in dieser Kombination noch nie zuvor gesehen hatte, und als sie die Augen wieder öffnete, fühlte sie sich schmutzig. Als hätte man sie abgeleckt. »Das. war. widerlich«, bemerkte sie angeekelt von den Schleimrückständen auf ihrer Haut, die wie der Schweiß zuvor vom Regen weggespült wurden. »Was genau war das?« »Glaub mir, das willst du nicht wissen, Sakura-chan. Ero-sennins Jutsus mit Kröten sind zwar wirkungsvoll, aber wirklich ekelig.« Er klatschte entschuldigend die Hände zusammen, ehe sein Gesichtsausdruck wieder ernst wurde. Sie befanden sich in einer willkürlichen Seitengasse im Inneren des Dorfes, das nicht den Eindruck einer Heimat von Shinobi machte. Die Häuser waren aus Metall, die Dächer wiesen obskure Ornamente auf, die verrosteten Zahnrädern, Rohren und Leitungen ähnelten, jedoch scheinbar keinen tieferen Zweck erfüllten. Wieso baute man in einem Land, in dem es überdurchschnittlich viel regnete, Häuser aus rostfähigem Material? »Kommst du klar, Sakura-chan?« Sie hatte nicht gemerkt, dass Naruto sie unentwegt angestarrt hatte. Mit seiner Frage bot er ihr an, Itachis Befehl zu ignorieren und beisammen zu bleiben. Nicht mit ihr. »Ja. Wir sehen uns später, Naruto. Pass auf dich auf.« »Du auch. Bis später.« Seite an Seite bogen sie aus der verkümmerten Seitengasse, an deren Ende sich ihre Wege trennten. Sakura nahm in einer intuitiven Bestimmtheit die Straße schräg links, zu der einige andere seitlich zuliefen. Sie war karg begangen, die Stände an ihren Seiten waren jedoch gut besucht. Alle paar Schritte strahlte einladendes Licht in den dunklen Nachmittag, welches aus den gefüllten Kneipen, Essensständen oder Läden drang. Beim Duft der herrlichen Onigiri erinnerte sie sich, dass sie aufgrund der von ihr durchgeführten Notfalloperation mit einhergehender Erschöpfung seit über vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen hatte. Itachi war nicht hier, Sasuke ebenso wenig, deshalb war die Versuchung groß, sich irgendwo eine Schüssel Misosuppe zu gönnen, um nebenbei Besucher der Lokalität aushorchen zu können. Sie entschied sich dagegen, als Stimmen Betrunkener hinter einem verhangenen, offenen Stand drangen. So ausgeprägt ihr rhetorisches Durchhaltevermögen auch war, aus einer derartigen Situation würde sie sich nicht mehr herausreden können, falls Itachi sie erwischte. Hungrig, aber guten Gewissens, setzte sie ihren Weg fort. Der Regen hatte die Kapuze ihres Reisemantels längst durchnässt, was die Strähnen ihres Haares unangenehm an ihr Gesicht klebte. Sie hielt ihre Haar kurz, um praktische Vorteile zu genießen; dass sie manchmal immer noch störten, war anstrengend. Mit einer flüchtigen Geste wischte sie die unordentlichen Strähnen, die ihr Gesicht laut Ino nett umrahmten, zurück, weit in die hintere Ecke ihrer Kapuze, wo sie niemand sehen konnte. Die Leute, die an ihr vorbeiliefen, um schnell ins Trockene zu kommen, würdigten die Fremde keines Blickes. Sie hatte ihr Hitai-ate längst sicher in ihrem prallgefüllten Hüftbeutel verstaut, wo es niemand sehen konnte. Dennoch wies ihre ganze Erscheinung sie als Kunoichi aus. Dass niemand sich etwas um einen vermeintlichen Eindringling scherte, konnte nur eines bedeuten: sie fühlten sich sicher. Die Frage war: wieso? War dieser ominöse Pain derart mächtig? Oder hatte man sie längst entdeckt? »Suchst du etwas, mein Kind?« Sakura drehte sich fragend um, um auf eine zierliche alte Dame zu blicken, die an ihrem niedlichen Souvenirstand auf Käufer wartete. Der breite Tisch war vollgestellt mit Ketten, Handwerksstücken und kleinen Gemälden. »Nein. Ich bin auf der Durchreise nach Ishi no Kuni und wollte mir das Dorf ansehen«, wehrte sie ab. Es war nicht die beste Ausrede, die ihr einfallen hätte können, doch zumindest die spontanste. »Wenn es dir hier gefällt, nimm eines von diesen hier mit.« Die Alte reichte ihr einen winzigen hölzernen Wandschmuck, der aussah wie ein verhunzter Traumfänger. »Er hält die bösen Geister fern, wenn der Regen seine Pflicht getan hat. Ich kann dir diesen hier für nur achthundert Ryō verkaufen und wenn du willst, erzähle ich dir ein paar Geschichten dieses Ortes.« »Das klingt sehr verlockend, Obaa-san, aber ich fürchte, ich bin in Eile.« Mit einer höflichen Verbeugung legte sie den Anhänger auf eine freie Stelle des Tisches und trat zurück auf die Straße, von wo aus sie in den trüben, von Wolken verhangenen Himmel sah, befreite ihre linke Hand von ihrem Handschuh und streckte sie aus, um die herabfallenden Tropfen mit der Handfläche aufzufangen. Kalt und nass. Wie normaler Regen. Plötzlich durchfuhr sie ein Schauer, dessen Ursache sie nicht ausmachen konnte. Es war ein Bauchgefühl, ein schlechtes noch dazu. Sie sah sich von ihrem Platz mitten auf der Straße um, als suche sie etwas bestimmtes. Links von ihr war ein Laufhaus der gepflegteren Sorte, aus dem gedämpftes Gekicher drang. Von dem, was Tsunades Gezeter, Narutos Erzählungen und ihre eigenen Erfahrung mit dem Ero-sennin vermuten ließ, standen die Chancen nicht schlecht, ihn dort anzutreffen. Als Frau mit Anstand konnte sie dieses Etablissement nicht betreten, aber sie konnte warten. Mit einem strahlenden Lächeln drehte sie sich am Absatz zu der Alten um, die indes eine Knüpfarbeit aufgenommen hatte. »Wissen Sie, vielleicht habe ich doch ein wenig Zeit.« Es konnte nicht schaden, ein paar alten Anekdoten zu lauschen. So alt wie die Verkäuferin aussah, hatte sie bestimmt einiges zu berichten. »Mit welcher Geschichte möchten Sie anfangen?« Die Alte sah freudig von ihrer Handarbeit auf. »Ich war sechzehn, als dieser adrett gekleidete Mann in unser Dorf kam. Er stellte sich auf den Vorplatz des Amtsgebäudes und sagte, sein Name sei Sanshōuo no Hanzō …« . . Sakura war nicht dumm. Sie sprach nicht nach Gutdünken mit einer Zivilistin aus Amegakure, weil ihr das Wetter so gefiel. Die Alte hatte interessant begonnen, doch sie war, was sie war: eine Zivilistin. Im Nachhinein wusste Sakura nicht mehr, was exakt sie sich erhofft hatte. Gar nichts, wenn sie ehrlich war. Ihr Plan, hier eine Weile auf Jiraiyas mögliches Auftauchen zu warten, war so gut wie jeder andere, nur hatte er leider versagt. Stattdessen wusste sie inzwischen die Namen aller neun Enkelkinder einer Frau, die ihr die Zeit vertrieb. Der Regen fiel nach wie vor auf die durchweichten Straßen. Er machte nicht den Eindruck, als würde er bald verblassen. Jiraiya war entweder schon weg, noch nicht da oder abstinent, denn kein Zeichen hatte auf seine Anwesenheit schließen lassen. Plötzlich hörte der Regen auf. Sakura fuhr von dem Hocker auf, den die Alte ihr neben sich angeboten hatte. »Ist das normal?« In langsamer Schwere schüttelte diese den Kopf. »Pain-samas Regen hört selten so plötzlich auf.« »Scheiße«, fluchte sie. Es war unhöflich, ohne wohlwollende Abschiedsworte wegzurennen, doch sie hatte dafür keine Zeit. Es war selten gut, wenn ein permanentes Überwachungssystem jäh ausfiel, während der Feind sich in seinem Inneren befand. Sie rannte durch den Matsch, vorbei an exaltierten Dorfbewohnern und alarmierten Shinobi, neben denen sie ihre Kapuze vorsichtshalber tiefer ins Gesicht zog. Wohin sie rannte, wusste sie nicht. Amegakure no Sato war erheblich kleiner als Konoha aber groß genug, um einem verrückten Dorfoberhaupt Verstecke für Folterspielchen zu geben. Eilig betätigte sie den Übertragungsknopf ihres Fernsprechers. »Naruto, Sasuke-kun, Itachi-san, könnt ihr mich hören?« Sie wartete. Nichts. Die Geräte hatten eine effektive Reichweite von gut neun Kilometern. Das Dorf konnte nicht viel größer sein, also mussten sie sich irgendwo draußen aufhalten. Eine Explosion lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie kam von Norden, wo sie kurzzeitig die Umgebung erhellte. Etwas lief schief. Und zwar gewaltig. Mit Schritten, die sie schneller trugen, als sie sich zugetraut hätte, durchsetzte sie das Dorf und wich zurück, als eine neue Explosion sie beinahe in die Luft jagte. Die Sprengfalle war sorgfältig am Rand der nördlichen Stadtmauer platziert worden, über der eine Frau schwebte, die die Szene majestätisch überblickte. Eine Szene, die Sakura im ersten Augenblick lähmte. Naruto stand Rücken an Rücken mit Itachi vor sechs Männern mit gepiercten Gesichtern, leuchtend orangefarbenen Haaren und Augen, die ihre Kontrahenten ausdruckslos taxierten. Die Roben der sechs identifizierte sie, wie auch ihre vermeintliche Partnerin, als Mitglieder Akatsukis. Was sie am meisten schockierte, war Sasuke, der seinen glühenden Sharinganblick auf die Frau gerichtet hatte; hinter ihm lag ein lebloser Mann, dessen weiße stacheligen Haare bloß zu Jiraiya gehören konnten. Vor ihr tobte ein humaner Orkan. . . Itachi wich zurück. Selten hatte es jemand geschafft, dass er seine Position unfreiwillig korrigieren musste. Sechs gegen zwei war unfair, vor allem, wenn sechs davon Akatsuki waren. Es war kein Zufall gewesen, dass sie Jiraiya gefunden hatten. Die Schwingungen der pulsierenden Chakraausstöße waren für sensible Sinne nicht schwer zu orten gewesen. Er war bloß eine halbe Minute vor Sasuke dagewesen, der aufgrund seines Sharingans eine Kuchiyose auf Jiraiyas Position ausgemacht hatte. Über das blinde Vertrauen in sein gepriesenes Bluterbe würden sie später sprechen. Einer der orangehaarigen Ninjas rief ein überdimensioniertes Vieh herbei, das Naruto mithilfe einer Riesenkröte schon im Entstehen zerstückelte. Es war schier unglaublich, welche zwei riesigen Mengen Chakra aufeinanderprallten und einen Sturm entfesselten, der Itachi weiter zurückspringen ließ. Er aktivierte seine Sharingan, tauchte vor einem seiner Feinde auf und verbrannte ihn mithilfe einer eindrucksvollen Katonjutsu. Der Akatsuki taumelte nach hinten, rauchend und verkohlt, und zerbröckelte in seine Überreste. Narutos Wutschrei sagte ihm, dass dem Jinchūriki etwas nicht passte. Mit einem zweiten Wutschrei stürzte er sich zusammen mit einer kleineren Kröte auf einen weiteren Akatsuki und verwickelte ihn in ein Ninjutsu-Taijutsu-Gefecht. Für Itachi selbst ließ das vier, die ihn einkreisten. »Also schön«, sagte er unbeeindruckt, festigte seinen Stand, zog vier Kunai aus seinem Waffenbeutel und warf sie in gezieltem Abstand auf die verbleibenden Akatsuki. Wie erwartetet wichen sie den Wurfgeschossen aus, was ihm Zeit gab, Chakra für eine neue Jutsu zu sammeln. »Katon!«, schallte es über das freie Feld, auf dem es vor Kröten und orangehaarigen Ninjas nur so wimmelte. Gediegener komplettierte er den Namen der Technik, als wäre sie eine lächerliche Anfängerjutsu. »Gōryūka no Jutsu!« . . Mit aller Kraft und Chakra, die Sakura in ihre Beine pumpen konnte, stürzte sie nach vorne, wich den drei Sprengfallen aus, schützte ihre Augen vor der sengenden Hitze, die in einem gewaltigen Radius um ihren Anwender schoss, und verließ sich auf Sasuke, der sie vor herabsausendem Papier bewahrte. Die wenigen Origamifetzen, die seiner Defensive entgingen, wurden von den Ausläufern der Gōryūka no Jutsu verbrannt, noch bevor sie den Erdboden berührten. Auf genau diesen ließ sie sich mit hektischem Schwung neben Jiraiya auf die Knie fallen. Sie hatte keine Zeit, um beeindruckt von der Intensität der Katonjutsu und den erdrückenden Chakren zu sein, die von Naruto, Itachi und dem Akatsuki aus die Luft auf dem Schlachtfeld beschwerten. »Hilf ihm, Sakura! Ich kümmere mich um Konan!« »Wen?« »Diese blauhaarige Tusse da oben. Jiraiya-sama nannte sie Konan. Wir vermuten, dass einer der gruseligen Shinobi dieser ominöse Pain-sama ist.« Sakura nickte die Irrelevanz dieser Konversation hinweg und wandte sich ihrem Patienten zu. »Jiraiya-sama!«, rief sie streng aus rauer Kehle, während sie seinen Puls fühlte. Er war kaum vorhanden, aber immerhin noch da. Solange dieses winzige Detail stimmte, konnte sie ihm helfen. »Wie lange liegt er schon da, Sasuke-kun?« »Eine Minuten höchstens«, schätzte er. Konan machte über ihm keine Anstalten, anzugreifen. Sasuke selbst hatte wider seinem Drang nicht vor, Itachis Befehle zu ignorieren. »Ich fand ihn in einem der Gebäude im inneren Teil der Stadt, da war er schon bewusstlos. Itachi und ich konnten ihn gerade noch retten und den Kampf nach hierhin verlegen. Wird er überleben, Sakura?« »Keine Ahnung.« Sie hätte ihm gerne optimistischere Aussichten mitgeteilt, doch Jiraiya sah alles andere als lebendig aus. Unter den oberflächlichen Wunden war seine Körpertemperatur gefährlich abgekühlt, sein Puls viel zu schwach und auf den ersten Blick schätzte sie, dass er sein gesamtes Chakra verbraucht hatte. Mit einer kontrollierten Bewegung ließ sie ihre Handfläche über seinen Oberkörper kreisen, um seine Körpertemperatur auf einen stabilen Wert zu bringen. Mit der anderen Hand schnallte sie ihre medizinische Versorgungstasche ab, die sie neben sich ausrollte. Gegen Chakraverbrauch gab es kein Heilmittel, das sie in dieser Situation verwenden konnte. Sie mussten hier weg. Von der anderen Seite drangen Schlachtrufe an ihre Ohren, die eindeutig von Naruto stammten. Er bedachte die mittlerweile nur mehr vier Männer, gegen die er mit Itachi kämpfte, mit wüsten Schimpfwörtern und verpulverte sein unermessliches Chakra mit einer unaufhörlichen Kette von Rasengans, die mit erschreckender Regelmäßigkeit ins Leere gingen. Der Plan sah vor, mit Jiraiya zu verschwinden, doch die fünf Akatsuki ließen keine Lücke in ihrer Formation. An Flucht war nicht zu denken. Sasuke wich Konans Attacken zwar aus, doch sein Katon, das eigentlich einen immensen Vorteil gegen ihr Papier haben sollte, verfehlte seine Wirkung. Er war stark, er war ein Uchiha, aber er konnte nicht alleine gewinnen; das hatte der Plan nie vorgesehen. Sakura wusste, dass er es mit ihrer Unterstützung vielleicht schaffen könnte, einige kritische Treffer zu landen, doch sie musste Jiraiya helfen. Sie konnte es, auch das wusste sie. Es gab einen Weg, einen einzigen, wie er dieses Maß an Chakraverlust überleben konnte … »Deckung!«, hallte Itachis Stimme plötzlich über das Schlachtfeld. Noch als die letzte Silbe ausklang und Sakura sich fragte, wem dieser Befehl galt, fegte eine Druckwelle über sie hinweg. Aus reinem Reflex warf sie sich über ihren Patienten. Steine, Schlamm, Regenwasser und Hitze überrollten, verbrannten und durchnässten sie. Sasuke stand über sie gebeugt mit dem Rücken zum Epizentrum der Explosion, die Itachi hätte treffen sollen. »Nii-san!«, brüllte er entsetzt im selben Moment, als Sakura Narutos Namen schrie. Die beiden waren von der Explosion schwer mitgenommen, aber sie waren noch auf den Beinen. Konan war verschwunden. Drei der Orangehaarigen standen unversehrt vor ihnen, die Hände zu einer unbekannten Jutsu erhebend. Sakura wusste in diesem Augenblick, wie Sasuke sich fühlte. Sie konnte verstehen, wieso er bar jeder Deckung auf die drei zuraste und sich auf einen der Gegner warf, der mit diesem Überraschungsangriff nicht gerechnet hatte. Er machte keinen Laut, als Sasukes Gōkakyū no Jutsu ihn mit all seiner Kraft traf. Sakura wandte sich voller neuer Konzentration wieder Jiraiya zu. Er atmete schwach unter dem Ballast ihres schützenden Körpers, den sie mühsam erhob, um den ersten Schritt der Behandlung einzuleiten. Ein Luftzug aus dem Nichts streifte ihre Wange. Sakura wusste nicht, wie sie so schnell hatte reagieren können, doch als sich ein Haufen willkürlicher Zettel binnen Bruchteilen einer Sekunde vor ihr materialisierte, schaffte sie es gerade noch, nach hinten auszuweichen, ehe der Papierstrom sie treffen konnte. Konans beinlose Gestalt schwebte wenige Zentimeter über den Erdboden, noch immer mit majestätischem Blick, als könne ihr kein Mensch der Welt etwas antun. Das würde Sakura ändern. Sie hatte schon einmal einen Akatsuki getötet; ein knappes Jahr später war sie sogar noch stärker. Sie streifte sich den vorhin ausgezogenen linken Handschuh wieder über, fixierte seine Lasche und zog den anderen fest, sodass er um ihre Knöchel spannte, als sie ihre Hand zur Faust ballte. Konan war schnell; sie hatte eine übergroße Origamifigur erzeugt, die sich weiter mit Papier anreicherte. Dies war kein Kampf, dies war ein Schachzug. Sakura würde nicht den Fehler machen, ihn mit der Intention zu gewinnen zu bestreiten. Konan breitete die Hände aus und ihr Körper deformierte sich erneut zu hunderttausenden Papierstreifen, die wirr um Sakura herumflattern. Sie musste ihre Augen zusammenkneifen, um sie vor den scharfen Kanten des Wirbels zu schützen, in den ihre Gegnerin sie eingeschlossen hatte. Zwei Sekunden, länger brauchte sie nicht, um zu eruieren, wie sie aus diesem Strudel gelangen konnte. Nach allem war es nur Papier. Vereintes Kampfgeschrei von Naruto und Sasuke vom zweiten Ort der dichotomen Konfrontation schallte durch die feuchte Luft und durchdrang das tosende Flattern, das die Zettel erzeugten. Sakura hatte keine Zeit zu verlieren. Mit einem kräftigen Tritt stieß sie sich vom Boden ab, sprang in die Luft, durchbrach die Mauer und raste mit erhobener Faust auf das schnell anwachsende Origami nieder, das mit ihrem chakraverstärkten Schlag in seine tausend Einzelteile zerstob. Konans halbmenschliche Form war direkt hinter ihr; ein schwerer Fehler. Sie drehte sich mit dem verbleibenden Schwung um, hob ihr Bein, verfehlte wie geplant und nahm den neuen Schwung, um einen gezielten Treffer in Konans makelloses Gesicht zu landen. Sie taumelte nach hinten, wo Naruto urplötzlich auftauchte und ein Rasengan durch ihren Rücken trieb. Wo es auftraf, teilte sie sich in Papier und als es verloschen war, war sie verschwunden. Sakura sank erschöpft auf ihre Knie, bloß um sich von ihrem blonden Freund sofort wieder aufziehen zu lassen. Sie hatte ihr Chakra für diese Kombinationsattacke verbraucht, was an sich kein Problem gewesen wäre, wenn er sie nicht zu Jiraiya gelotst hätte, der nach wie vor regungslos am nassen Boden lag. »Kannst du ihm helfen, Sakura-chan?« Ehe sie antworten konnte, kniete Sasuke neben ihr. »Bist du verletzt?« Seine Hand an ihrem Oberarm zitterte vor Erschöpfung. Sie schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut.« »Gut. Naruto, diese drei Akatsuki flohen zurück in die Stadt! Wie viel Chakra hast du noch übr –« Er verstummte jäh, als Narutos Faust auf sein Gesicht traf. »Teme! Wie konntest du Sakura-chan schutzlos dort zurücklassen?!«, keifte der Blonde aufgebracht. Weder Sakura noch Itachi, der nach der Beseitigung verräterischer Kampfspuren zu seinem Team aufgeschlossen hatte, machten Anstalten, die beiden zu trennen. »Kannst du mir verraten, ob du dein Hirn gekauft oder gewonnen hast?! Sie hätte draufgehen können, weil du sie vernachlässigt hast!« Sasuke sah von dieser Wahrheit ungerührt an ihm vorbei zu seinem Bruder. »Itachi, es tut mir leid.« Daraufhin ließ Naruto ihn mit einem abfälligen Zischen los. »Das sollte es auch.« Itachis Stimme war, trotzdem er sie eben hielt, durchdringend wie ein Bohrer, der durch weiches Holz drang. »Deine Aufgabe war es, Sakura-san zu schützen, um ihre Kräfte für Jiraiya-samas Heilung zu schonen. Du hast deinen Posten verlassen, Sasuke. Das ist Insubordination. Niemand verfolgt irgendjemanden. Unser Auftrag lautete, Jiraiya-sama zu unterstützen. Genau das werden wir tun.« Er nahm den Sanin auf seine Arme und bedeutete seinem Team, ihm zu folgen. Vor den Toren eines Dorfes war es nicht sicher; vor allem, nachdem man dort ein Schlachtfeld aufgewühlt hatte. Etwas abseits hinter einem Hügel legte er seine Last ab und trat zur Seite, um Sakura an ihren Patienten heranzulassen. »Wird er wieder, Sakura?«, fragte Sasuke, der Itachis desavouierenden Blick diesmal hielt. »Wenn nicht, ist es deine Schuld«, sagte dieser. »Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst. Sakura-san hätte verletzt werden können. Für einen Iryōnin ist es unabdinglich, selbst bei körperlicher Gesundheit zu bleiben, vor allem, wenn man wenig Chakra hat.« »Hey!«, warf sie mit vor der Brust erhobenen Händen ein. »So wenig Chakra habe ich nicht, wenn ihr mich nicht mit euch, sondern mit dem Durchschnitt vergleicht. Sasuke-kun wollte dir helfen, Itachi-san. Und im Endeffekt ist niemand zu Schaden gekommen. Ich kann Jiraiya-sama zumindest soweit stabilisieren, dass er durchhält, bis wir in Konoha ankommen.« Sie nickte auf den Verletzten hinab. »Was hast du vor?«, fragte Itachi sie skeptisch. Nicht grundlos. »Ich werde meine Reserven verwenden, um eine Art provisorische Übergangsversorgung zu kreieren, die Jiraiya-samas Chakrakreislauf fürs erste konsolidiert. Es ist keine Endlösung, aber zumindest eine Patentmaßnahme für kritischen Chakramangel.« Während sie sprach, hockte sie sich neben ihren Patienten und breitete ihre Handflächen über seiner Stirn aus, sodass sie sein halbes Gesicht bedeckten. »Naruto, wärst du so freundlich?« Er nickte zwar, wurde jedoch von Itachi unterbrochen. »Ich möchte wissen, welche Auswirkungen dieses Verfahren auf deinen Zustand hat.« Sie hatte befürchtet, dass er das fragen würde. Natürlich hatte er das Grundprinzip, auf dem ihr lebensrettender Kniff beruhte, längst durchschaut. Lügen brachte nichts. »Ich werde das Höchstmaß meines eigenen Chakras über eine Abwandlung von Shōsen no Jutsu in Jiraiya-samas Chakrakreislauf transfundieren, wo es die dringendsten lebenserhaltenden Aufgabe seines fehlenden Chakras für einen Zeitraum von etwa –« Sie überschlug ihre Kraftreserven schnell. »– drei oder vier Tagen übernimmt.« Itachis Blick war noch immer auf sie gerichtet. Verdammt. Er hatte verstanden, was diese offiziell nicht anerkannte Technik mit ihr machte. »Ich erteile meine Erlaubnis für dieses Verfahren nicht«, entschied er. Sakura stutzte. »Wir haben keine Zeit für Diskussionen oder Machtbehauptungen, Itachi-san! Hier geht es um das Leben von Jiraiya-sama! Ich kann ihn nicht sterben lassen!« »Das sollst du auch nicht, Sakura-san«, berichtigte ihr Captain sie mit einer Ruhe, die ihr ungeheuer war. »Wie lange dürften wir maximal nach Konoha brauchen, um Jiraiya-samas Leben zu retten?« Sie warf unwirsch die Hände in die Luft. Wenn er so fragte … »Zwanzig Minuten! Es ist unmöglich! Ich brauche deine Einwilligung für dieses Verfahren nicht, Itachi-taichō. Die Entscheidung über medizinische Behandlungen liegt nicht beim ANBU Captain, sondern beim leitenden Iryōnin und der bin glücklicherweise ich! Ich weiß, was ich tue, falls du vergessen hast, wer ich bin. Vielleicht bin ich nicht die Stärkste und Schnellste in diesem Team, aber ich bin derzeit die einzige, die Jiraiya-sama retten kann. Dieses Recht lasse ich mir nicht nehmen. Naruto, bist du bereit?« Nachdem er sich neben sie gekniet und seine Zustimmung gegeben hatte, begann sie damit, ihre Chakrareserven zu bündeln und in größer werdenden revitalisierenden Stößen, die an Jiraiyas schwachen Herzschlag angepasst waren, durch einen der Knotenpunkte zu schleusen. Zu viel Chakra zu geben hatte sie nicht; noch weniger, als ihr lieb war. »Maximal … drei … Tage«, keuchte sie unter schwächer werdendem Bewusstsein. Mit zunehmendem Chakraverbrauch erhöhte sich der Herzschlag in ihrer Brust, um den schnellen Verlust zu kompensieren. Der erhöhte Puls zusammen mit dem schummrigen Gefühl der Taubheit war ein sicheres Indiz für jeden Shinobi, an die Grenzen seiner Kraft zu stoßen. Sakura wusste, wie sie darüber hinausgehen konnte. Es dauerte sieben Minuten, bis kalter Schweiß auf ihrer Stirn stand und sie spürte, wie sich ihr Bewusstsein in einer schlenkernden Linie ihrer Greifbarkeit entzog. Narutos Arme, in denen sie landete, war das letzte, das sie mitbekam. Sie verströmten ein geborgenes, wohliges Gefühl, in dem sie gerne ihrer Erschöpfung erlag. . . Itachi beschloss nach acht Stunden, dass Jiraiya schwerer war, als er aussah. Mit seiner vielschichtigen Kleidung und der breiten Statur, die von Muskeln gleichwohl wie von Fett durch das ein oder andere Saufgelage gekennzeichnet war, wog er locker doppelt so viel wie Itachi selbst, der Sasuke seit ihrem Aufbruch keines absichtlichen Blicks gewürdigt hatte. Da Naruto die bewusstlose Sakura trug – sie würde ihre Schelte schon noch bekommen – und er selbst Jiraiyas Ballast um die Schultern befestigt hatte, sicherte sein immer noch viel zu naiver Otōto die Umgebung, indem er einige Meter voranlief. Sie hatten die Grenze zu Hi no Kuni gerade passiert, als der Regen hinter ihnen wieder anfing, gerade spät genug, um sie nicht weiter zu durchnässen. Itachi war kein Iryōnin, aber ein jeder Laie wusste, dass es nicht förderlich für den Genesungsprozess war, wenn die Körpertemperatur weiterhin sank. Er drosselte seine Schritte, mit denen seine beiden Kameraden bislang mühelos mithalten konnten und wartete in schnellem Wanderschritt, bis Sasuke die nächsten beiden Kilometer gesichert hatte. Als dieser wiederkam, wusste er, was er zu erwarten hatte. Mit widerstandslosem Gehorsam reihte er sich in die Formation ein, die ihn direkt neben Itachi brachte. Naruto ging schweigend hinter ihnen, ohne Interesse zu zeigen. »Leg' schon los, Nii-san.« Itachi konnte nicht zufrieden mit dieser Aufforderung sein. Dass Sasuke wusste, was er falsch gemacht hatte, war offensichtlich. Dass er nach wie vor dachte, es sei richtig gewesen, schrie förmlich aus seinen geraden Schultern heraus. »Ich werde einige Dinge übergehen und gleich zum Wesentlichen kommen: ein Mitglied meines Kaders hätte sterben können, wenn ein anderes seine Befehle nicht missachtet hätte. Bloß weil ein weiteres ebendies getan hat. Sasuke, ich akzeptiere die Möglichkeit, einen Toten in meinem Team zu verbuchen, nicht. Du weißt, wie effizient meine Strategien sind.« »Du hättest sterben können –« »Mach dich nicht lächerlich«, schnitt Itachi ihm den Protest ab. Seine Stimme war wie immer glatt und eben, aber mit einer Eindringlichkeit, die sogar Naruto hinter ihnen nicht verborgen blieb. »Denkst du, ich könnte mich zusammen mit einem Jinchūriki nicht gegen ein paar Explosionen verteidigen? Du hast deine Emotionen über deinen Auftrag gestellt. Ich hätte von deinen ehemaligen Teamkameraden diese Undiszipliniertheit erwartet, aber nicht von einem festen Mitglied meines Teams, nicht von einem Uchiha und schon gar nicht von meinem kleinen Bruder.« Sasuke schnaubte verächtlich. »Du weißt ganz genau, dass du meine Hilfe brauchtest –« »Sakura-san brauchte sie dringender. Dein Auftrag lautete, Sakura-san Schutz zu bieten, damit sie sich um die Heilung Jiraiya-samas kümmern konnte. Wenn die beiden sterben, weil du dich geweigert hast, meinen Befehlen zu folgen, wirst du die Schuld dafür auf dich nehmen müssen. Ich denke nicht, dass du das willst, oder, Sasuke?« »Nein.« Er trat im Gehen auf den Boden. »Hey, ihr da vorne!«, mischte Naruto sich von seiner Schlusslichtposition ein. »Hört lieber auf, von Sakura-chans Tod zu sprechen. Sie stirbt schon nicht so leicht. Selbst wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätte sie diese Konan fertig machen können. Es wäre nett, wenn du ein wenig mehr Vertrauen in deine Leute setzen könntest, Uchiha. Man beschwört das Ableben der Lebenden nicht so einfach herauf.« Itachi schulterte Jiraiya neu, der während dem Drosseln des Tempos verrutscht war. Sie hielten einen schnellen Marsch, um nicht in wenigen Stunden in die Verlegenheit zu kommen, eine bewegungslose Pause zu brauchen. »Ich bin realistisch, Naruto-san«, erwiderte er wahrheitsgemäß. Selbst wenn dieser Junge ein Jinchūriki war, er war immer noch sein Untergebener, bis sie diese Mission abgeschlossen war. »Und ich dulde keine Missachtung meiner direkten Befehle. Sasuke, wie oft habe ich dir gepredigt, dass es nicht gut ist, sich zu sehr auf das Sharingan zu verlassen?« Seinem Bruder entfuhr bei der mentalen Durchzählung ein weiteres verächtliches Schnauben. Er wusste nur allzu gut, wie häufig er mit seinem Doujutsu gegen Itachi verloren hatte, obwohl dieser lediglich Ninjutsu und Taijutsu angewandt hatte. Es war frustrierend, so weit unter jemandem zu stehen, zu dem man aufblickte. Itachi war sich dessen bewusst. Es war Sasukes eigene Schuld. »Ein Kekkei Genkai«, fuhr er fort, »Birgt genau genommen mehr Nachteile als Vorteile in sich. Du weißt, wie schwierig es ist, sich nicht vollständig darauf zu verlassen. Das Sharingan ist stark, aber nicht allmächtig. Wenn du meinem Rat gefolgt wärst und dein Taijutsu trainiert hättest, müsste der Captain des Teams nicht den Körper eines bewusstlosen Sannin tragen.« Sasuke schnaubte zum dritten Mal verächtlich, womit Itachi sich zufriedengab. Er kannte ihn lange genug, um zu wissen, wann er gegen eine Wand sprach. Das Thema war noch lange nicht erledigt. In vielerlei Hinsicht. Sasukes unerlaubte Eigeninitiative würde ein privates Nachspiel haben, das dieser sich lieber noch nicht vorstellen wollte; die Weigerung, Einsicht zu zeigen, ebenso. Doch hinter all diesem Chaos, das er, Naruto und Sakura mit ihrer willkürlichen, selektiven Ignoranz des Plans verursacht hatten, waren sie heil aus dem Radius des Feindes gelangt, ohne schwerere Verletzungen davon zu tragen. Itachi würde diesen überraschenden Umstand berücksichtigen. Chaos führte normalerweise zu noch mehr Chaos, was in weiterer Folge Versagen prophezeite. In diesem speziellen Fall hatte es zu einem anderen, wenngleich qualitativ gleichwertigen Ergebnis geführt, das er rein pragmatisch in keinster Weise bemängeln konnte. »Macht Sakura das eigentlich öfters?« Sasuke hatte sich nach hinten fallen lassen, um auf gleicher Höhe mit Naruto zu sein. Er bedachte die rosahaarige Kunoichi mit einem abschätzigen Blick. Sie sah in all ihrer Erschöpfung auf eigenartige Weise so etwas wie schön aus. Kein Vergleich zu dem liebestollen Geninmädchen, das er vor neun Jahren zurückgelassen hatte. »Das geht dich gar nichts an, Sasuke«, brummte Gefragter stur. »Wir sind kein Team mehr, also wirst du nie wieder in die Verlegenheit kommen, es erneut zu erleben.« »Sie sah ziemlich routiniert darin aus«, beharrte er. Naruto beschleunigte seine Schritte, ohne ihn einer Antwort zu würdigen. Sein fester werdender Griff um seine Teamkameradin zeugte von seiner Weigerung, nicht weiteres zu verraten, was Itachi in gewisser Hinsicht verstand. Es war kein Geheimnis, dass zwischen Uzumaki Naruto und Haruno Sakura ein tiefes Band der Verbundenheit wurzelte, hatten sie doch seit nahezu einem Jahrzehnt jede Mission gemeinsam bestritten. Sie waren mehr als nur Teamkameraden. Sie waren Freunde. Eine heikle, aber mächtige Eigenschaft, die sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich brachte. Es war nicht im Sinne des Ninjakodexes, sich für andere aufzuopfern. Nichtsdestoweniger empfand er Anerkennung für Sakuras Einsatz. Es gehörte sehr viel Selbstüberwindung dazu, seine Grenzen derart zu überschreiten und dabei auch noch eine kontrollierte Jutsu so lange aufrechtzuerhalten, bis nur mehr exakt das höchstwahrscheinlich ungefährliche Mindestmaß an Chakra im eigenen Körper blieb. Sein Bewusstsein derart lange zu forcieren, wo andere es längst verloren hätten, war auf eine Art und Weise beeindruckend, die er partout nicht für lobenswert empfinden konnte. Dies war der Fluch der Iryōnin, die seines Erachtens nach keine richtigen Shinobi waren. Ihr Leitspruch initiierte sie regelmäßig dazu, sich für ihre Patienten selbst in Lebensgefahr zu begeben. Dies war nicht, wozu ein Shinobi ausgebildet wurde. Itachi warf einen flüchtigen Blick auf die Bewusstlose, deren Kopf friedlich auf Narutos Schulter lag. Dieser hatte inzwischen die Führung innerhalb des gesicherten Bereichs übernommen, um Sasuke nicht mehr sehen zu müssen. Sie sah aus, als schliefe sie einen Erholungsschlaf, doch ihre Chakrasignatur strafte ihre Worte Lüge. Während er ihr Chakra auf seinem Rücken in Jiriayas System fleißig vor sich hinarbeiten spürte, war ihr eigenes Chakraniveau unter jeder leichthin spürbaren Schwelle. Hätte er nicht gewusst, dass es da sein musste, weil sie immer noch atmete, und sich darauf konzentriert hätte, es als Zeichen ihrer Lebendigkeit zu überprüfen, hätte er geschworen, sie besäße keines. Das war beeindruckend leichtfertig, dumm und er konnte beim besten Willen nicht gutheißen, was sie getan hatte. Dass ihre vorangegangene Argumentation Schwachsinn war, wusste sie gewiss so gut wie er selbst. Diese Frauen! Nein, Kunoichis. Iryōnin! »Tsk.« . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)