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Fallen Angel

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halluw ^^
also das hier wird meine erste FF, also seid bitte nicht zu hart mit mir.
sie entstand aus ner ganz doofen Idee die dann immer ausführlicher wurde xD
Ich hoffe das sie euch gefallen wird.
Das folgende Kapitel hat einfach erstmal die Funktion, euch auf die Story vorzubereiten. Viel Spaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Verzweiflungstaten... Ja, manchmal ist die Liebe schon unfair, so auch hier. Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel undnes berührt euch vielleicht sogar^^
*Taschentücher abstell* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kurzer zweiter Teil zu I'm waiting I.
Have fun^^ Komplett anzeigen

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the beginning

Chapter1 the beginning
 

"Noch 3 Minuten, Mama!", lief ich singend durch meine Wohnung. Ich bin übrigens die Darle, bin 18 Jahre alt und warte sehnsüchtig auf das Ergebnis des Wettbewerbs!

Das war nähmlich so: Man konnte eine Woche mit dem supersüßen Gitarristen von Royz gewinnen: Kuina! Meine Mama, naja man konnte ihr ansehen, dass sie sas ganze so gar nicht interessierte. Aber das war nun mal sie.

"Jetz mach nicht so einen Wind! Das wird doch sowieso nix!", meinte sie im allbekannten Lass-mich-damit-in-frieden-ton.

"woher willst du das wissen? Alles ist möglich." Gegenargumentierte ich gekonnt. Manchmal war ich sogar stolz auf mich, aber trotzdem brachte sie mich immer auf den Boden der Tatsachen zurück.

"Ja, aber warum sollten sie gerade jemanden aus Deutschland dafür nehmen?"

"Weiß ich nicht. Aber kann doch sein." Sie hatte es wieder getan. Aber ich fand es nicht so schlimm, denn sie hatte ja doch recht. Warum gerade ich?
 

Plötzlich klingelte mein Handy "unbekannte Nummer". Erst war ich nicht sicher ob ich nachsehen soll was in der Nachricht stand, aber ich entschied mich dann doch dafür sie zu lesen..

Nachricht:

"Herzlichen Glückwunsch!

Sie haben unser Gewinnspiel gewonnen!

Auf sie wartet nun 1 Woche Japanurlaub mit Kuina!"
 

Ich staunte nicht schlecht. Ich kleines verrücktes Mädel würde also nach Japan fliegen und mit meinem Schwarm die Zeit verbringen. Es würde toll werden, sprach ich mir innerlich zu. Mir war zwar klar, dass ich bei ihm völlig austicken würde, aber was solls? Aber erstmal die ganze Wohnung zusammenschreien. Das war jetzt meine Aufgabe! "Mamaaaaa! Ich. Hab. Gewonnen!"

"Du hast was?", wobei sie genau wusste was ich da gerade gesagt hab.

"Ja, ich hab gewonnen! Ich flieg nächste Woche nach Japan!"

"Na dann herzlichen Glückwunsch!" sagte sie nur knapp bevor ich mich sofort umdrehte und rannte. Ich hatte die frohe Botschaft zu verkünden! In meinem immer angekommen, schnappte ich mir erstmal mein Handy. Ich musste natürlich sofort Steffi anrufen und ihr von meinem Gewinn berichten. Steffi ist 19 und genauso vernarrt in Japan wie ich und sie wird mich natürlich mit nach Japan begleiten.
 

Steffi´s Sicht
 

Eigentlich war den ganzen Morgen nichts weltbewegendes passiert. Ich war normal aufgestanden und auch so war alles toll und entspannt gewesen. Jetzt saß ich jedoch da und sah mir ein weiteres Mal meine geliebte Live-DVD von An Cafe an und hab natürlich wieder geheult.

Ich weiß nicht warum, aber es ist einfach immer wieder so traurig wenn sie alle noch Abschiedsworte sagen. Ich hatte damals solche Angst, als sie sagten sie würden auf Pause gehen und sie wüssten nicht ob sie zurück sein würden.

Vor allem Kanon hatte ich so vermisst. Ich weiß nicht was es ist, aber dieses Lächeln und diese lustige Art die er hat. Er ist einfach toll so wie er ist. Er war immer mein Liebling gewesen!

Nebenbei hatte ich versucht irgendwie noch meinen Laptop zum laufen zu bringen, weil ich ja noch einen ganzen Aufsatz für die Schule schreiben musste, aber er hatte natürlich nicht die Gnade hochzufahren... Dieses Teil regte mich einfach nur auf. Mal ging er einfach aus und an anderen Tagen bewarf er mich doch wirklich knallhart mit CDs.

Also: Stift raus. Block auf den Tisch und schreiben! Wäre ja auch alles schön gewesen, wenn mein Handy nicht der Sache im Weg gestanden hätte.

Ich hoffte, dass es wirklich dringend war sonst würde die Person am anderen Ende nicht gut davon kommen.
 

Ich stand also auf uns schaute wer mich da beim arbeiten stören wollte: Darle.

Na gut, das ging ja noch.
 

"Hallo?"

"Ja. Hallo Steffi."

"Ja. Was gibt es denn so wichtiges dass du mich beim arbeiten störst?"

"Hab ich das? Oh, das tut mir Leid.. Ich wollt nur sagen: ich hab gewonnen!"

"W-w-was?!"

"Ja. Ich hab gewonnen! Das heisst für uns gehts nächste Woche nach Japan!"

"Wie geil ist das denn? Also dann muss ich ja heut noch alles packen..Hätten die das nicht eher sagen können?"

"Nein, genau das konnten sie nicht."

"Ausserdem, warum nur eine Woche? Ist doch viel zu kurz. Wir könnten doch noch länger bleiben!"

"Ich weiß nicht. Wie lange genau stellst du dir das vor?"

"Wie wärs mit nem halben Jahr?"

"Aber das ist ja schon ganz schön lang. Ich mein überleg mal."

"Klar, aber wann hat man mal die Chance dazu?"

"Und woher nehmen wir das Geld?"

"Wir haben Sparbücher und das schon sehr lange! Ich denke wir kommen damit schon ne Weile klar."

"Na gut, wie du meinst!"

"Also bis Irgendwann!"

"Tschüss!"
 

Nachdem ich aufgelegt hatte, musste das grade gesagte erstmal verdaut werden.

Hatten wir grade wirklich beschlossen nach Japan abzuhauen? Ich glaube wir sollten manchmal vorher drüber nachdenken bevor wir etwas sagen. Aber man sollte doch seine Möglichkeiten nutzen. Also auf und davon.

Nicht einmal richtig japanisch können, aber nach Japan... na das konnte was werden!

Aber jetz hieß es erst einmal: Den Eltern die Pläne beichten! Alles zusammenpacken! und noch ein bisschen die japanischkenntnisse auffrischen! (Wir wollten ja nicht völlig hilflos sein. nachher machen sie uns da dumm und wir lachen mit? Oder verstehen gleich mal gar nicht worum es geht?)
 

Also machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht! Nein. Ich starb innerlich auf dem Weg nach oben. Mein größter Traum ging hier gerade in Erfüllung und ausserdem würde ich sogar einen Star treffen. Vielleicht nicht Kanon, aber hey! Kuina ist auch toll!

Ich schnappte meinen Block, weil ich mich gerade dazu entschieden hatte doch nicht weiterzuschreiben, und ging nach oben.

Na dann: Auf nach Japan!

things that happen

Am nächsten Morgen wurde ich erstmal unsanft von meinem geliebten Wecker aus dem Schlaf gerissen.. "Willst du mich verarschen?!" -fragte ich meinen Wecker...(war übrigens eine normale Reaktion meinerseits..)

"Es ist 7 Uhr früh und ich hab frei!".. schrie ich weiter... "Du kannst doch nicht einfa-" ,fuck.. da war ja noch was: Ich musste einkaufen.. aber wie!

Ich schwang mich aus meinem geliebten Bett..."Man ist das kalt hier..", also steuerte ich erst einmal die Heizung an und durfte feststellen, dass diese ausgeschaltet war... Halleluja! War ja klar, dass ich das vergesse...

Mich zu Tode frierend schliff ich mich, mit neuen Klamotten und Schmuck ins Bad, um erstmal duschen zu gehen. Da konnte man doch immer noch am besten entspannen... fand ich jedenfalls.

Als ich fertig war, ging ich nach unten in voller Montur... Make-up, Schmuck, Klamotten und meinen Hut. Also ich war zufrieden mit mir.

..Zu meinem Glück war meine Mama auch aufgestanden und hatte mir Frühstück gemacht. Ja, das war für mich sehr wichtig, denn ohne Frühstück und meinen Cappuccino ging gar nichts. Sogar auf unsere Klassenfahrt im letzten Jahr hatte ich mir eine große Packung mitgenommen…

"Kleines, ich hab dir einen Zettel gemacht damit du auch nichts vergisst, ja?" "Danke, Mama.!"

Aber, zu früh der dankenden Worte gemacht.. Hatte sie da wirklich ganz oben ganz groß -KONDOME- draufgeschrieben?! "Ähhhhh...." "Ist was?" "Ne Mama, geht schon... also bis dann~" Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Nase (Ja ich hatte meine Mama super lieb, sie war einfach alles für mich) und ging.
 

________________________
 

Als erstes musste ich feststellen dass es doch etwas kälter war als gedacht, aber nach einer Weile Laufen hatte ich mich daran gewöhnt. Das hieß also: Ich lief zitternd und mit Gänsehaut durch die Straße. (War ja klar...)

Glücklicherweise hatte ich nach gut 10 Minuten die Stadt erreicht und konnte mich nun voll und ganz meinen wichtigen Einkäufen widmen. Und das wiederrum hieß: Mich dumm und dämlich shoppen um in Japan toll auszusehen! (nein, ich mache mir nicht viel aus Äußerlichkeiten, aber ich wollte vor Kuina schon Eindruck machen)

Apropos Kuina.."Fuck.", flüsterte ich leise. Ich wollte, nein MUSSTE ihm ein kleines Geschenk mitbringen! Nichts kitschiges, aber irgendwas Besonderes...

Ich lief also durch jeden Laden (und machte auch nebenbei noch meine anderen Einkäufe) um ein nettes Geschenk für ihn zu finden. Warum musste das auch so schwer sein? Ja, genau deshalb...Ich kannte ihn ja gar nicht...

Ich entschied mich letzten Endes dazu den jungen Verkäufer zu fragen. Er schien in Kuina´s Alter zu sein, also dachte ich er könnte mir da eine entscheidende Hilfe sein.

"Ahm, hallo!" "Hey, wie kann ich ihnen helfen?" "Ich suche ein Geschenk für einen netten, jungen Herrn. und ich dachte sie könnten mir da helfen..." "Klar, dass kann ich" ...innerlich war ich heilfroh über seine Antwort. Endlich half mir jemand!

"Also...." setzte er zum Reden an "Wie ist er denn so? Was mag er? Was nicht?"

..Na toll. Genau das, was ich mal so gar nicht wusste, musste man mich fragen.

"Naja ich weiß ehrlich gesagt nur, dass er leidenschaftlich gern Gitarre spielt… und naja mehr auch nicht..- Warten sie: Er hat eine Katze!" Also Irgendwie war ich ja stolz...

"Also wie wär´s wenn wir mal in die Musikabteilung gehen?" "Ja.."

Was auch immer der sich jetzt ausgedacht hatte...Es klang auf jedenfalls schon mal gut.
 

In der Musikabteilung angekommen, ging er sofort straff auf die Gitarrenchips zu...

"Ich hatte mir gedacht, dass er, wenn er so gern Gitarre spielt, so etwas toll finden würde", lächelte er. "Ich spiele nämlich selbst Gitarre" -Jackpot! Das war perfekt!

"Ahm... haben sie vielleicht etwas, dass es nur hier bei uns in Deutschland gibt? Es soll etwas ganz Besonderes sein, wissen sie?" "Ja, warten sie, ich hab das was, was ihnen gefallen könnte..." Er ging.

Lies er mich jetzt hier so einfach stehen oder wie? (Ja ich übertrieb wieder, aber vielleicht geh ich ihm ja auf die Nerven?) ..Naja er kam kurz darauf zurück und hielt mir etwas Kleines entgegen.

Es war ein Gitarrenchip, welcher einfach nur toll aussah!

"Den hab ich vor einer Weile selbst gemacht und habe mir gesagt ich warte bis jemand wie du etwas wie das hier suchen könnte" , sagte er und lächelte.

"Danke. Er ist wirklich schön…", flüsterte ich leise, sah ihn dabei aber sehr direkt an.

(Wie süüüüß, er wurde Rot!)

"Ähmm... gerne doch" lächelte er zurück. "Sag mal...hast du vielleicht Lust mit mir Mittag essen zu gehen?" -Fuck.! Wie sollte ich dem netten Kerl denn jetzt sagen, dass ich nicht konnte, weil ich ja noch soviel zutun hatte... (Augen zu und durch jetzt!)

"Sorry.. ich hab noch soviel zu besorgen. Ich flieg nächste Woche für ein halbes Jahr lang weg, aber vielleicht können wir ja in Kontakt bleiben?"

"Oh… naja das ist schade...Wäre bestimmt schön gewesen." -Menno, jetzt hatte ich dem netten Kerl den Tag versaut. (er wird es überleben)- Danke Hirn...du wusstest immer was ich grad brauch.

"Aber ich geb dir mal meine Handynummer. Vielleicht hast du ja mal irgendwann Zeit!"

"Wenn ich wieder da bin ganz sicher! Ach, wie heißt du eigentlich? Muss dir ja in meinem Handy nen Namen geben!"

"Ich bin Alex. Du?" - "Darle" "Das ist ein außergewöhnlicher Name"- wieder dieses Lächeln... "Ja ich weiß, aber ich mag ihn nicht sonderlich." "Warum das?" "Naja um ehrlich zu sein: Alle sprechen ihn nur falsch aus. Das nervt einfach langsam..."

"Ach so... Ja das verstehe ich." Wenigstens mal jemand... „Naja ich muss dann mal langsam los. Hab noch sehr viel zu erledigen heute!" -bildete ich es mir nur ein, oder sah er grade traurig aus...? (Huhu! Du musst noch einkaufen!) Gut, wie dem auch sei.. ich musste jetzt wirklich.

"Ach, den Chip.." "Ja?" "Ich schenk ihn dir. Du hast ihn verdient."

"Ähm...Danke!" - wenn ich jetzt rot werde...wäre das schlecht. (reiß dich zusammen, Mädel!)

Ich sagte Alex noch schnell auf Wiedersehen und machte mich wieder auf den Weg die anderen Läden nach allem möglichen brauchbaren zu durchsuchen.

Nachdem ich dann jedes Geschäft, was auch nur ein paar Klamotten verkaufte, leer gekauft hatte, wandte ich mich dem letzten Punkt zu…

(verflucht seist du liebste Mutter...) Aber was sollte ich schon tun. Genau! Mich in die Reihe im Laden stellen und besagte Kondome kaufen, weil meine Mama sonst Angst um mich gehabt hätte!

Als ich auch das erledigt hatte, machte ich mich so langsam auf den Weg zurück nach Hause. Natürlich hatte ich mir in Anbetracht dessen, dass es draußen immer noch verdammt kalt war, eine Jacke gekauft.

Die hätte ich zwar auch so gebraucht, aber jetzt konnte ich meiner Mama jedenfalls eine gute Begründung geben.
 

Ich hatte mich dazu entschieden den Bus zunehmen. Ja es waren nur zehn Minuten, aber ich wollte nicht mehr draußen bleiben. Es war einfach nur viel zu kalt!

Als ich im Bus saß, und das, warum auch immer, ganz allein, war ich doch wirklich total in Gedanken versunken.

*Nächste Woche geht es nach Japan... Wow. Ich konnte eine GANZE Woche alleine mit Kuina verbringen. Es war doch wirklich unglaublich!

Vielleicht lerne ich sogar die Anderen kennen. Subaru wollte ich ja schon immer mal fragen wie er es schafft so unglaublich toll zu singen... und auszusehen. Aber schon im Allgemeinen wäre es ja schon toll die Jungs mal zu treffen.

Aber was wenn Kuina mich mag… Okay. Verscheuch den Gedanken! Er würde doch nie was an dir finden... Trotzdem gefiel mir der Gedanke, dass Kuina und ich uns irgendwie nahe kommen würden... Nein. Nein. Nein. Du wirst es nicht mal versuchen, ihn anzumachen! Stimmt ich würde mich ja sowieso nur blamieren…*
 

Unter meinen Gedanken hatte ich total vergessen, dass ich ja eigentlich hätte aussteigen müssen.

Jetzt war ich also sechs Stationen weiter gefahren und es würde erst in einer Stunde wieder ein Bus zurückfahren…

“Na toll. War ja wieder klar!”, fluchte ich leise vor mich hin.

Ich hatte natürlich so gar keine Lust jetzt noch nach Hause zu laufen, schließlich war es mittlerweile 20 Uhr. Also schnappte ich mir mein Handy und wählte kurzerhand die Nummer meiner Mutter.
 

Telefongespräch
 

“Was ist los, Kleines?”

“Ich bin im Bus in ´Gedanken´ gewesen und hab vergessen auszusteigen..”

“Und wo bist du jetzt?”

“Auf der anderen Seite der Stadt, Mama”

“Okay. Und was soll ich da jetzt machen?”

“Mich abholen fänd ich schön…” - Na toll! Jetzt war sie wieder die super Uninteressierte, weil wieder was Wichtiges im Fernsehen kam bestimmt.

“Ach Kleines.. Es läuft doch grad´ meine Serie… “

“Weißt du: es ist spät, dunkel, kalt und ich hab keine Lust jetzt noch zu laufen!”

__aufgelegt… Hatte sie jetzt wirklich aufgelegt?!

Na gut, dann musste ich eben laufen…

Nach einer Weile fror ich am ganzen Körper und spürte schon fast meine Hände nicht mehr, obwohl ich mir schon meine Lieblingshandschuhe mitgenommen hatte.

“Das wirst du mir büßen~” flüsterte ich in die Dunkelheit.
 

“Von wem redest du?” - SCHOCK! Wer ist das denn jetzt? Ich drehte mich ruckartig um, nur um festzustellen, dass es Alex war, den ich heute im Laden kennengelernt hatte.

“Nicht so wichtig… Aber, was machst du hier?”

“Ich wohne hier in der Gegend und hab dich gesehen, da bin ich dir nachgelaufen. “ - Wuhuuu ein Stalker oder was? Das hatte mir ja grade noch gefehlt!

“Okay.. Und warum läufst du mir hinterher?”

“Du hast gezittert. Ich hab mir Sorgen gemacht, aber ich wollte nicht auf dich zugehen, weil ich dachte dass du mich dann vielleicht für verrückt erklärst.”

Ich erkläre dich dafür verrückt, dass du mich nicht angesprochen hast. Dann wär ich hier nicht so alleine rumgelaufen!”

“Tut mir leid… Konnte ich ja nicht wissen… Musst du noch weit laufen?”

“Ja.. Noch bis ans andere Ende der Stadt, weil meine liebste Mutter ihre Serie gucken will..” - Ja man(n) hörte meine schlechte Laune und er schaute mich etwas verzweifelt an. Hatte ihn das aus dem Konzept gebracht? Ja, hatte es! Und jetzt stand er da ein bisschen verloren und sagte kein Wort.

Ich sah ihn eine Weile wartend an, bis er schließlich die Stille brach.

“Ich kann dich nach Hause fahren. Natürlich nur wenn du willst? Wir müssen nur kurz 2 Straßen weiter, ich muss ja noch mein Auto holen.” sagte er etwas unsicher, fast schon fragend.

“Ja! Nur zu gern” lächelte ich ihm entgegen. “Dann muss ich wenigstens nicht laufen!”

“Gut dann komm mit.”

Wir setzten uns also endlich wieder in Bewegung. Ich hatte gar nicht gemerkt wie kalt mir inzwischen geworden war! *fröstel*

“Willst du vielleicht meine Jacke?” “Warum?”

“Naja, dir ist ja offensichtlich kalt” murmelte er… hatte wahrscheinlich wieder Angst was falsches zusagen.

“Ja… Son bisschen vielleicht..” sagte ich, und kurz darauf spürte ich seine Warme Jacke auf meinen Schultern. Sie war richtig kuschelig…

“Ist dir jetzt wärmer?” “Ja sehr viel wärmer..” flüsterte ich.

Den Rest des Weges, sowie die Autofahrt, schwiegen wir. Es war einer dieser unangenehmen stillen Momente im Leben, bei denen man am liebsten gehen möchte.

“Wo wohnst du eigentlich?” fragte er mich nach einer ganzen Weile.

“Gleich da vorne. Das letzte Haus der Straße. Lass mich am besten gleich hier raus, sonst fragt meine Mutter wieder ewig wer das war.. Ok?”

“Kann ich machen. Aber lauf schnell! Ich will nicht, dass du dich erkältest.” - er sorgte sich wirklich um mich. Also irgendwie war er ja echt nett.

Ich wendete mich um und öffnete dir Autotür. Als ich ausgestiegen war, wollte ich mich grade umdrehen um mich noch zu verabschieden, da stand er auch schon vor mir und umarmte mich. (Zum Glück ist es dunkel~) dachte ich. Ja und das war auch wirklich Glück, denn sonst wäre ihm aufgefallen wie geplättet ich gerade war!

“Tschüss~” säuselte er in mein Ohr. Mich durchzog ein kalter Schauer als ich seinen warmen Atem spürte.

“Auf Wiedersehen.” sagte ich noch und wandte mich zum gehen um.

Was war DAS denn jetzt? Also er war ja nett und alles, aber ich hatte ihn doch erst vor ein paar Stunden kennengelernt!

Dennoch ging er mir irgendwie nicht aus dem Kopf, aber das sollte sich schon in ein paar Minuten ändern.
 

Ich öffnete die Haustür und wollte eigentlich sofort in mein Zimmer stürmen, weil ich nach allen keine Lust mehr hatte meiner Mutter über den Weg zulaufen, aber natürlich war das in diesem Hause nicht möglich…

“Warum bist du jetzt erst da?” Haha! ´Hatte sie mich das wirklich gefragt?

“Ja.. Weißt du noch? Ich musste laufen! Weil du deine Serie unbedingt sehen musstest.” versuchte ich ihr noch auf nette Weise beizubringen. Oder die netteste die ich grad auf Lager hatte.

“Wo ist denn da das Problem?” “Es ist kalt, dunkel und ich war völlig alleine!?” “…”

„Ja genau! Anscheinend ist dir das nicht klar, Mama. Ich hätte jetzt sonstewo gewesen sein können. Entführt, oder was weiß ich!” schrie ich sie an.

“Hör mal zu Fräulein. Wenn das hier so weiter geht, dann kannst du vergessen, dass du nächste Woche irgendwo hinfliegst!”

“Was soll das denn jetzt? Ich bin doch nur sauer, Mama! Ich hätte tot sein können und du reagierst gelassen! “

“Tut mir leid. Aber du sagst doch immer ich soll dich nicht wie ein kleines Kind behandeln.”

“Manchmal habe ich aber das Bedürfnis so behandelt zu werden!”

“Hätte ich das wissen können?” “Nein Mama. Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht anschreien.”, sagte ich noch kurz in meinem -ja ich hab verstanden- Ton, und ging auf mein Zimmer.

Ich schmiss meine Tasche in irgendeine Ecke meines Zimmers und lies mich mit einem lauten Seufzer auf mein Bett fallen *puuhh*"Endlich geschafft!" schrie ich in die Stille. Meine Mutter hatte es nicht gehört und kam also auch nicht um zu sehen was los war. Achja.. es war schon schön zu hause wenn sie mal nicht in meinem Zimmer sitzt. Ich blieb eine Weile so liegen und dachte ein bisschen darüber nach wie es wohl sein würde im weit entfernten Japan bei Kuina. Und das beste war, dass Steffi auch mitkam. Ja, es waren zwei Tickets, weil die Leute von der Agentur sich dachten man sollte ja nicht ganz allein hin reisen müssen. Ich war ihnen da wirklich dankbar. Weil sie ja wirklich auch immer schon mal nach Japan wollte. Ich hatte ihr versprochen, dass ich sie mitnehmen würde...allein schon aus dem Grund, dass sie ja unbedingt mal Kanon live in Japan sehen wollte. Ja! Wir wollten solange rumstalken bis wir ihn endlich finden würden. Es würde einfach episch werden! Nur Steffi und ich… allein... im Land des Lächelns. Und das für ein halbes Jahr! Also jedenfalls hatten wir uns das vorgenommen. Nein!"Mama!!!" ich war von meinem Bett aufgesprungen und war schon auf der Treppe... "Was ist los? Was ist passiert?" Ich stand schweratmend vor ihr und musste erst einmal wieder zu mir kommen und stand also eine Weile vor ihr ehe ich wieder anfing zu reden..."Ich will, dass wenn ich dir das jetzt sage, du ohne jegliches Geschreie wirklich darüber nachdenkst. ok?""Ja ist gut. Aber ich garantier für nichts!" "Alsoo..." setzte ich zu sprechen an..."Steffi und ich fliegen ja am Montagabend nach Japan... Und naja wir dachten uns ja wir könnten ja eine Weile länger bleiben… schließlich kriegt man ja nicht immer so eine Möglichkeit.""Ja, gut. und wie lange dachtet ihr euch das denn?" "Naja ..ein halbes Jahr...." bei letzterem wurde ich immer leiser, sodass man den Rest kaum noch verstehen konnte. "So lange? Ihr spinnt doch! Woher wollt ihr denn das Geld nehmen?" "Mama, wir haben doch unsere Sparbücher! Die hätten wir doch früher oder später eh dafür geplündert. Nein, aber davon können wir doch auch einen Teil nehmen. Und wir haben auch unsere Konten und das weißt du: das ist nicht wenig was wir haben, schließlich machen wir jeden möglichen Ferienjob und das schon seit sieben Jahren!" Argument gebracht. Fertig! Ich war sichtlich stolz auf mich und meine Muttersah mich nachdenklich an. Sie sagte eine Weile nichts und antwortete letzten Endes mit einem:" Ich will eine Nacht darüber schlafen, wir reden morgen nochmal, ja? Aber die Chancen stehen gut. Ich weiß nur nicht, weil das doch schon viel Geld ist.""Aber schau mal Mama: die Tickets sind bezahlt und den Rückflug kann man umbuchen, dass haben die Leute von der Agentur mir gesagt." "Ach so. Das wusste ich ja gar nicht. Naja ich sag dir morgen nochmal bescheid.""Danke Mama! Ich geh noch schnell duschen und leg mich ins Bett. Ich bin heute echt fertig!" "Das kann ich verstehen. Du bist ja auch schon lange wach. Und du musstest laufen." sagte sie in einem gespielt bemitleidenswerten Ton. Ich lachte nur und ging nach oben. In meinem Zimmer angekommen, öffnete ich meinen Schrank und schnappte mir meinen Schlafanzug. Er war so schön schwarz mit der silbernen Aufschrift "A". Das steht für meine Lieblingsband "Anonymous Confederate Ensemble" bei welchen ich insgeheim hoffte sie mal richtig zu treffen und mit ihnen einfach mal ein nettes Gespräch zu haben. Aber genug davon. Ich schnappte ihn mir also und ging ins Bad. Ich brauchte jetzt dringend eine entspannende Dusche. Heute war einfach zu stressig gewesen. Ich konnte nicht mehr. Ich war den ganzen Tag gelaufen und dann auch noch Alex. "Alex...." flüsterte ich seinen Namen in die Stille. Ja, ich glaubte wir könnten echt tolle Freunde werden. Aber es würde den Moment geben in dem ich ihm klarmachen musste, dass da nicht mehr sein konnte. Ich hatte heute gemerkt, und das auch nur in den paar Minuten die wir uns kannten: Er mochte mich, wenn nicht sogar hatte er sich in mich verliebt! Es war doch zum Verzweifeln! Sonst wollte nie jemand etwas von mir wissen. Und jetzt wo ich weggehen würde, kam er um die Ecke. Nein. Das Leben war einfach nur unfair. Besonders zu mir. Ich entledigte mich meiner Kleidung und schloss die Tür der Dusche hinter mir. Als die ersten Wassertropfen Bekanntschaft mit meiner Haut machten, fröstelte ich leicht. Aber ich gewöhnte ich schnell daran und entspannte mich endlich. Ich blieb eine gefühlte Ewigkeit so stehen. Bis meine Mutter mich plötzlich rief:" Ist was passiert? Warum bist du noch nicht aus dem Bad raus?" "Huh?" ich schaltete das Wasser aus und nahm mir ein Handtuch. "Ich hab gefragt warum du noch im Bad bist?" "Ich war in Gedanken Mama. Nichts ist passiert. Es kommt nur manchmal vor, dass man so in seine Gefühlswelt fällt, dass man alles um sich vergisst. Weißt du?" "Ja weiß ich. ist ja auch nicht weiter schlimm. Ich hab mich nur gewundert.", rief sie und ich hörte wie sie am Bad vorbei ins Schlafzimmer ging und die Tür schloss. Sie würde nun also schlafen gehen. Naja dann konnte ich mich ja in Ruhe fertig machen. Ich beschloss also noch einmal alles schön aufzuräumen, weil meine Mutter mir ja schon eine ganze Weile sagte ich solle ja mal Ordnung halten. Ich war doch die Ordnung in Person! (Haha. Guter Witz.) Und schon hatte mich mein Hirn ziemlich unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgestoßen. Allein schon aus dem Grund stoppte ich meine Arbeit und ging auf leisen Sohlen in mein Zimmer. Wollte ja die Königin nicht aufwecken. Wie schön, dass sie meine Gedanken nicht lesen konnte. Sonst wäre ich glaub ich mehr als tot. Mausetot wäre ich! Dort angekommen, legte ich meine alten Sachen zusammen und legte sie 'sorgfältig' in meinen Schrank. Das hieß also: Klamotten-Weitwurf! Mein Schrank stand nämlich genau auf der anderen Seite meines Zimmers. Aber ich hatte einigermaßen getroffen, was für mich recht selten war. Als ich alles in Ordnung gebracht hatte, band ich mir meine Haare noch zu einem lockeren Zopf und legte mich kaputt in mein Bett. Plötzlich klingelte mein Handy. "Wer zur Hölle.... ?!" fluchte ich leise. Ich öffnete die Nachricht und sah, dass sie von Alex war. >Hat derjenige den Chip schon? Wenn ja, hat er sich gefreut?< Ich tippte schnell eine Antwort und schickte sie ab. >Nein. Aber er bekommt ihn am Montagabend. Jedenfalls hoffe ich das. Ich will jetzt schlafen, tut mir leid. Bin aber sehr sicher, dass er ihn einfach nur lieben wird! Das Teil ist einfach super, Alex!< kurz darauf bekam ich eine weitere Antwort von ihm.>Ahm Danke! So was hör ich echt zum ersten Mal... träum was süßes ;**< >Wenn das so ist, dann hörst du das zu selten, du Genie! Dankeeee ^^<

Ich bekam noch ein kurzes >Nachtii ^^< zurück und legte mein Handy weg. Meinen Wecker hatte ich ausgestellt, weil ich nicht wieder so geweckt werden wollte. Ich ging in Richtung Bett als mir auffiel, dass da ja noch meine Tasche mit der Ecke kuschelte und ich mir ja unbedingt nochmal mein kleines Geschenk für Kuina anschauen wollte.

Ich hob sie also auf und setze mich auf meine Decke. Ich kramte ein bisschen in meiner Tasche herum (Ja ich hatte keine Ordnung da drin!) und fand ihn schließlich. Er war in ein kleines Seidenbäutelchen eingepackt welches mit einem violetten Lederband verschnürt war. Ich zog daran und schon öffnete sich der Beutel. Ich nahm den Chip heraus und sah in mir noch einmal genau an.

Er war violett, wie Kuinas Haar und hatte winzig kleine, schwarze Rosen aufgemalt. Was mir vorher noch nicht aufgefallen war, war das auf der Rückseite „aishiteru“ stand. Auf einmal wollte ich ihn Kuina nicht mehr so unbedingt schenken. Aber was solls. Er wird das schon nicht merken. Es war schließlich ganz klein und silber eingraviert. In Schriftzeichen.. Fuck, er würde es sowas von merken! Naja da musste ich dann wohl durch, aber ich konnte ihm das ja alles plausibel erklären. Ich legte ihn dann einfach auf meinen Nachttisch und legte mich schlafen.

Nach nicht mal fünf Minuten war ich tief im Land meiner verrückten Jrocker-Träume verschwunden und lächelte.

Believe me, we will make it!

~Steffi's Sicht~
 

Ich hatte heute allen Ernstes bis um 4 Nachmittags gepennt! Ich wollte ja eigentlich auch noch ein bisschen einkaufen gehen. Schließlich durfte ich ja auch mit nach Japan kommen! Ich fragte mich was Darles Eltern wohl dazu sagen, dass wir ein halbes Jahr weggehen wollten.
 

Ich hatte das gestern eigentlich schnell mit meiner Mutter geklärt.
 

________________________________

~Der letzte Abend~
 

''Mama!“
 

„Was gibt’s Steffi?“
 

„Ich wollte dich was fragen, aber bitte nicht schreien, ja?“
 

„Würd ich nie! Erzähl schon.“
 

„Naja ich und Darle wollen etwas länger als geplant wegfliegen, so ein halbes Jahr dachten wir, damit es sich auch lohnt. Verstehst du?“
 

„Und woher nehmt ihr das Geld? Ich mein ich hab nichts dagegen, aber ihr müsst ja auch noch anderes bezahlen. Nur weil der Flug schon bezahlt ist heißt das nicht das es der Rest auch ist!“
 

„Das war mir auch schon klar, Mama. Aber guck mal ich spar schon eine Ewigkeit für so eine Reise. Jetzt ist der Moment, also warum nicht alles schnappen und auf!?“
 

„Das ist doch nicht so einfach.“
 

„Doch ist es: Ich hab genug Geld. Ich hab keine Schule mehr und auch so hab ich nichts zu befürchten. Jetzt ist die Zeit mein Leben in die Hand zu nehmen! Und ich hab ja da auch noch das Sparbuch...~“
 

„Dein Sparbuch? Du weißt, dass das nicht dafür gedacht war...“
 

„Dann hab ich aber was falsch verstanden! Du hast immer gesagt sobald ich erwachsen bin soll ich daraus etwas machen. Etwas Besonderes, dass ich immer tun wollte! Und genau das ist jetzt genau der Fall! Also warum nicht?“ Meine Argumentation beendet, stand ich nun vor ihr und wartete auf ihre letzte Antwort. Sie war sichtlich beeindruckt davon, wie schlau ich ja wirklich war und irgendwie war ich ja stolz. Nach einer Weile holte sie Luft und sagte:“ Na gut, wenn du unbedingt willst.“
 

„Wirklich??“, man musste ja sichergehen, dass sie mich hier nicht völlig verarschte.
 

„Ja. Ich denke es wäre vielleicht doch eine gute Erfahrung für euch zwei.“, sagte sie mit einem Lächeln. Sie kannte mich zu gut.
 

"Ok, Mama. Und du bist dir ganz sicher?" Ich fragte lieber nochmal nach, man konnte sich ja nie ganz sicher sein! „Ja bin ich. Ihr werdet das schon irgendwie schaffen und wenn nicht, dann sagt ihr wenigstens nicht wir hätten euch nicht gewarnt!" *Huh?* Sie dachte also wir würden es nicht lange durchhalten. Na die wird Augen machen. „Gut, aber wehe du änderst deine Meinung! Wir müssen ja schon bald los." Warte- Wann eigentlich? Ich hatte in meiner Euphorie total vergessen Darle mal zu fragen, wann es überhaupt losgeht! "Ich muss kurz hoch Mama!", rief ich im Laufen und fiel fast über die letze Treppenstufe.. "Warum so schn..-"mehr hörte ich nicht mehr da ich schon die Tür zugeschlagen hatte und mein Handy in Lichtgeschwindigkeit geschnappt hatte. Ich lobte mich innerlich für soviel Sportlichkeit, aber es ging ja auch um viel! Aber meine Freude wurde getrübt: Es war doch tatsächlich aus. Akku leer. Nix. Na toll…Hätte ja auch zu schön sein können. Ich musste also erstmal mein Kabel suchen und das war in meinem Zimmer nicht zu leicht.
 

____
 

Nach einer Weile hatte ich mein ganzes Zimmerchen durchsucht und Nichts gefunden. Hätt' ja klappen können, oder? Aber es hieß "können" und es konnte natürlich wieder nicht sein. Ich lief also ins Wohnzimmer und kämmte dies noch einmal durch. Geschickt wich ich den Fragen meiner Mutter aus und suchte weiter durchs Haus. „Steffi? Was suchst du denn?" fragte sie. Und gut, vielleicht sollte ich doch reagieren."Nichts Mama. Nicht so wichtig, ja?", wimmelte ich sie schnell ab und wollte wieder nach oben gehen."Warte doch mal! Suchst du vielleicht DAS HIER?" ich drehte mich um und dachte mich trifft der Schlag! Sie hielt doch wirklich mein liebstes Ladekabel in der Hand. Und fand es anscheinend auch noch lustig, dass ich hier durch ganze Haus gewieselt war nur um es zu finden."Wo Hast Du Das Her?"-"Lag unter der Couch" antwortete sie ganz lässig als wäre das nichts. „Und das fällt dir jetzt erst ein?", fragte ich. Meine Nerven lagen blank: Sie wusste es die ganze Zeit und hat nichts, aber auch gar nichts gesagt?! „Nein, das wusste ich auch schon vor einer Stunde, aber du hast ja nicht reagiert sonst hätte ich...-" "Ist doch egal ob ich nicht reagiert hab! Du hättest mich auch durchrütteln könn' bis ich höre..." Jetzt begann sie auch noch zu lachen. Toll... und sowas nennt sich meine Mutter. Trotzdem stimmte ich in ihr Gelächter ein. Ich war aber auch wieder verpeilt. „Kann ich's jetzt wenigstens haben? Ich muss doch Darle fr..-" Nein. Den Triumph lass ich ihr nicht auch noch. "Ja kannst du haben. Ich brauch es sowieso nicht. Aber sag mal, wann wollt ihr eigentlich los Steffi?"-voll ins Schwarze. So klar. Gut sie hatte mich also, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht schnell eine gute Ausrede dabei hätte! "Ich weiß nicht mehr genau, aber es war auf jeden Fall Montag!" Haha! Das war doch gut. Ich klopfte mir gedanklich auf die Schulter und ging nun endlich, bevor das liebe Muttertier etwas sagen konnte, die Treppe nach oben in mein geliebtes Zimmer. Dort angekommen steckte ich mein Hady schnell in die Steckdose und wartete bis ich es einschalten konnte… und bei meinem Handy dürfte das eine Weile dauern. Ich blickte mich erst kurz um und bemerkte, dass es inzwischen um 11 abends war. Nicht weiter schlimm, aber ich wurde dummerweise müde...
 

Also legte ich mich schnell hin um mich "kurz" auszuruhen…

~Der letzte Abend - Ende~

So kam es also, dass ich total verschlafen hatte, mein Kabel heißgelaufen war und ich voll vergessen hatte Darle anzu..- Ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf und sprintete zur Steckdose! Ich wählte in Windeseile Darles Nummer und was passierte? Genau: Nichts! Sie ging nicht ran und auch als ich es nochmal versuchte war da nichts. Allein daran sah man wieder, was ich doch für ein Glückspilz war.. Aber das sollte meine Laune jetzt nicht trüben! Ich schmiss meine neue Miyavi-CD in die Anlage und drehte voll auf! Die Nachbarn sollten auch endlich lernen, was richtig gute Musik ist. Ich tanzte in die Küche und machte mir "Früh-"stück, obwohl man es jetzt eher Nachmittagsstück nennen sollte. Mit einem vollen Teller setzte ich mich ins Wohnzimmer und überlegte was ich heute noch so machen könnte, denn viel würde es nicht mehr sein. Ich hatte jetzt auch keine Lust mehr, einkaufen zu gehen, also würde ich das auch auf morgen verschieben und mir definitiv einen Wecker stellen! Soviel stand fest. Plötzlich klingelte (und ja das konnte ich sogar noch hören) mein Handy und zu meinem Glück, war es Darle.
 

"Hey! Sag mal warum hast du nicht abgenommen?"
 

"Ich war grad in einem Geschäft. Ich habs gar nicht gehört...""Naja gut... also was ich dich fragen wollte: Wann geht eigentlich der Flug? Ich weiß, das klingt grad doof, aber ich habs total vergessen...""Also Steffi! Du bist echt super. Wirklich, dass du das vergisst! Ich komm morgen vorbei und geb dir die Tickets ok? Dann können wir noch alles bereden!""Ist gut, aber ich will jetzt wenigstens wissen wann!""Verstanden! Wir fliegen am Montag um 6 Uhr früh, damit wir nicht so früh am morgen oder mitten in der Nacht ankommen. Am Ende lässt Kuina uns nicht rein!""Ach das wird er sich nicht trauen, sonst kann er was erleben! Gut also dann weiß ich bescheid""Typisch du! Total Optimist.. Also wir sehen uns dann morgen, ich hab noch Besorgungen zu machen""Ok, aber sag mal: Wann kommst du morgen? Ich will ja nicht wieder vergessen zu fragen" - bei letzterem musste ich mich sehr zusammenreißen nicht zu lachen -
 

"Also ich komm irgendwann gegen um 4. Also nachmittags natürlich." "Gut, ich dacht‘ schon. Aber es kann sein das ich da noch nicht wieder da bin. Ich will morgen einkaufen gehen. Hab bis vor einer Stunde geschlafen!" "Wirklich? Ich bin grad noch in der Stadt. Hab auch ein kleines Geschenk für Kuina gekauft!" "So stolz biste? Was ist es denn?" "Nicht so wichtig.. Ich zeigs dir morgen, ja? Ich muss jetzt weiter!" "Na gut. Also bis morgen!""Jaaa. Tschüssi!"

"..die ist ja wieder kurz angebunden." grummelte ich vor mich hin. Ich wusste sowieso nicht, was ich heute noch machen sollte und jetzt konnte sie nicht mit mir quatschen. Aber was solls. Ich machte einfach mal das Beste daraus. Meine Mutter würde erst in vier Stunden da sein. Bis dahin musste ich auf jeden Fall schon mal essen vorbereiten, aber später. Schließlich waren es vier Stunden! Gesagt getan: Ich ging nach oben und schmiss meine neueste Errungenschaft in den CD-Player... Samurai Session Vol.1 von Miyavi! Diese CD, sie war einfach episch. Sie zeigte mir mal wieder was Miyavi für ein Genie war. Unglaublich... es war einfach perfekt! Ich drehte voll auf und tanzte etwas durchs Haus. Da fiel mir ein... Ich könnte mich ja eigentlich mal fertig machen gehen. Meine Mutter musste ja nicht sehen, was ich heute wieder glorreiches geschafft hatte. Ich wollte sie nicht zum Lachen bringen, also ging ich wieder in mein Zimmer und holte mir frische Sachen aus dem Schrank. Ich entschied mich zum Schluss für eine dunkelblaue Jeans und ein weißes Top. Ich mochte diese Sachen am meisten. Nicht zu schick. Nicht zu lässig. Eigentlich super, oder? Im Laufen schnappte ich mir noch mein Make-up und ging in Richtung Badezimmer. Dort angekommen legte ich meine neuen Sachen zur Seite und entledigte mich meinem Schlafanzug. Unter der Dusche schockte ich: Verdammt war das Wasser kalt! Kurz nach dem Aufstehen war das purer Selbstmord und mein Leben wollte es anscheinend genau so. Plötzlich hörte ich die ersten Töne meines Lieblingssongs durch das Haus schallen. Sofort begann ich laut mitzugröhlen. Hörte ja eh keiner! Ich spülte den letzen Schaum aus meinen Haaren und schnappte mir sofort mein Handtuch. Jetzt musste ich nur noch..- Achja. Der Föhn war ja kaputt! Schön, also musste ich sie selbst trocknen lassen und das konnte dauern. Lange dauern. In der Zeit kann ich ja schon mein Make-up anlegen. Ich brauch dafür ja nicht so lange. Plötzlich hörte ich es an der Tür klingeln. War das etwa schon meine Mutter? Nein, das ging gar nicht. Ich öffnete die Tür und sah meinen Nachbarn vor mir stehen. Ich wusste was jetzt kommen würde: "Könnten sie die Musik etwas leiser machen?! Das ist ja nicht auszuhalten!", fing er sofort an zu motzen.
 

"Nein. Ehrlich gesagt werde ich das nicht tun. Warum auch? Sie müssen ja nicht hinhören!" Joa, ich war schlagfertig. Mal sehen ob er jetzt wenigstens ging, es war schließlich kalt hier! Meine nassen Haare machten es auch nicht besser. "Jetzt hören sie mir mal zu...-" ...zu früh gefreut. Nun folgte seine ewige Predigt. "Sie können nicht die ganze Nachbarschaft terrorisieren! Ihre Musik ist ja nicht auszuhalten. Überlegen sie mal was sie uns allen antun! Das ist doch nicht die Möglichkeit! Also entweder sie ändern das schnell oder wir zeigen sie an!" "Anzeigen? Ich wette sie sind wieder der Einzige der sich beschwert! Sie haben nur keine Ahnung. Bevor sie herkamen, hatten wir hier nie Probleme. Also lassen sie doch einfach alle in Ruhe. Sie wollen uns eh nur hier rausekeln! Wenn sie nicht wären, würden die netten Leute von Nebenan auch noch hier wohnen! Sie könnte man anzeigen!" Ich war stolz. Ich hatte mich endlich mal gegen ihn durchgesetzt. Meine Mutter sagte ja immer ich solle mich nicht mit ihm anlegen, aber es reichte einfach. "Das wird noch ein Nachspiel haben, kleines Fräulein!" Er drehte sich um und ging. Geschafft. Der kam so schnell nicht mehr wieder, das war sicher! Aber... HATTE ER MICH GRADE KLEINES FRÄULEIN GENANNT?! Das war eindeutig zu viel. Bei aller Liebe, die für ihn nicht vorhanden war, das ging nicht und das würde ich ihm heimzahlen! Gesagt, getan: Anlage lauter stellen und lautstark mitsingen! Der sollte wissen, wie es ist, wenn man sich mit der großen Steffi anlegte. Ich würde ihn fertig machen, so viel stand fest. Er hatte gut gesagt Selbstmord begangen. Ich kicherte über meine Gedanken. Aber er hatte es nicht anders verdient. Er versaute allen die Nachbarschaft. Da fiel mir ein: Ich hatte ihn bald ein halbes Jahr los! Sofort fing ich an zu feiern. Es war doch einfach toll! Als ob es nicht schon sonst super war, musste ich mich nicht mehr mit ihm rumschlagen! Nach meiner kleinen Feier, setzte ich das Nudelwasser fürs Essen auf. Ich würde Spaghetti Bolognese machen. Warum? Ich hatte einfach Lust darauf. Kochen konnte ich eigentlich ganz gut und meine Mutter registrierte nach einem Tag Arbeit schon gar nicht mehr, was da vor ihr au dem Teller war. Hätte ich ihr auch einfach ein Wiesel pürieren können. Machte keinen Unterschied. Nach einer Weile in der Küche, kam dann auch meine Mutter wieder und setzte sich zu mir. "Weißt du, heute war ein schöner Tag. Endlich mal kein Stress und niemand der mir irgendetwas vorwirft." sagte sie mir stolz. Sie klang wirklich erleichtert und das machte mich froh. Wir unterhielten uns noch kurz bis ich dann das Geschirr abräumte und den Abwasch machte."Warum muss ich das eigentlich machen? Ich hab schließlich schon für dich gekocht...", schmollte ich während ich die Pfanne schrubbte."Weil du alles dreckig gemacht hast." Schluss. Gut, das war eine plausible Erklärung. Sie machte mir kurz klar, dass sie sich jetzt ausruhen ging. Was soviel hieß wie: Stör mich nicht. Ich geh schlafen. Ich machte meinen Abwasch und ging dann auch in mein Zimmer. Im Fernsehen lief wieder nur Mist, also kümmerte ich mich ein bisschen um die Seite, die ich bei Facebook aufgemacht hatte. Es machte mir wirklich Spaß und die Leute waren auch alle nett und machten auch immer alles mit. Ihr wisst schon, ich machte Spiele, erfüllte Bilderwünsche und und und...Ich fragte mich die ganze Zeit, was dieses Geschenk, was Darle für Kuina hatte, war. Sie klang am Telefon so stolz, das es mich schon wieder total neugierig machte. Typisch sie: Immer füttern und dann doch hungern lassen. Also musste ich warten und hoffen, dass sie es morgen mitbringen würde. Apropos morgen... Ich sollte mir noch aufschreiben, was ich alles brauchte. Ich wollte morgen früh gleich los, also hatte ich keine Zeit dafür, ihn morgen zu machen. Ich schnappte mir Stift und Papier und listete alles auf, was mir zu dieser späten Stunde noch einfiel. Ich wusste, dass mir morgen noch einiges in den Kopf kommen würde wenn ich nur davor stand, aber man konnte ja mal überlegen, was ganz wichtig war. Inzwischen war es schon ungefähr um zehn abends und natürlich war ich nicht müde. Trotzdem musste ich langsam ans schlafen denken. Mein Wecker sollte mich Morgen nämlich schon um sieben früh wecken. Da wollte ich ausgeschlafen sein. So hieß es also, dass ich mich in meinen Schlafanzug schmeißen und ins Bett gehen musste. Das tat ich auch sofort, aber ich konnte nicht schlafen. Es ging einfach nicht. Vielleicht könnte ich ja noch etwas Musik hören, aber das machte meine Mutter wach. Ich verbrachte also noch eine Weile damit, mir eine Pro-und Contra-Liste aufzustellen, ob ich Musik hören sollte oder nicht. Schlussendlich war ich dann doch müde und schlief ein.

New morning/Strange meetings

~Darles Sicht~
 

Die letzten Tage waren wirklich wie im Flug vergangen. Als ich heute Morgen, wohlgemerkt schon um Eins aufgestanden war und gerade dabei war meinen letzten Koffer in den Wagen meiner Mutter zu packen, war mir so richtig klar geworden, dass das jetzt ein Abschied für eine ganz schön lange Weile sein würde. Urplötzlich brach ich in Tränen aus. Ich hatte anscheinend die ganze Zeit verdrängt was mir da eigentlich bevorstand: eine Ewigkeit ohne meine Schatzis in Deutschland. Apropos Schatzis: Ich hatte da noch meine ganzen CDs in meinem Zimmer…- Ich rammte den Kofferraum zu und rannte nach oben. Das verwunderte „Morgen“ von meiner Mutter nahm ich nur nebenbei wahr. Oben, nach einem schönen Sturz, angekommen kramte ich alles was ich musikmäßig noch finden konnte heraus und fand sogar noch mein Handy, was ich sonst wohl ganz allein gelassen hätte. Wäre ehrlich gesagt fatal gewesen. Irgendwie musste ich jemanden kontaktieren können. Ohne wär es nicht gegangen. Klar habe ich immer noch Steffi, aber die würde ich ja auch nicht ständig an meiner Seite haben. Innerlich hoffte ich das zwar, weil ich eher ungern allein mit Kuina sein wollte, aber ich würde eines besseren belehrt werden. Ob ich nun wollte oder nicht. Ich packte alles in noch eine extra Tasche und ging nach unten. Dort angekommen holte ich noch etwas zu trinken um auf dem dreistündigen Weg zum Flughafen nicht zu verdursten und schloss noch schnell ab.
 

Draußen drehte ich mich noch ein letztes Mal zu meinem Haus um. Ich sah wie mein Bruder mir am Fenster zum Abschied winkte. Er war einfach der Beste. Ich würde ihn und alles hier so vermissen, vor allem meine Mutter und ihre alltäglichen Macken. Ich unterdrückte meine Tränen ein weiteres Mal und setze mich letztendlich zu ihr ins Auto. „So, dann lass uns mal zu Steffi und sie abholen!“ sagte meine Mutter voller Freude. Ich wusste es fiel ihr schwer mich einfach mal so gehen zu lassen, aber sie wusste auch, dass es für mich ein Traum war der in Erfüllung geht. Ich schnappte eine der CDs aus meiner Tasche, ohne hinzuschauen. Ich wollte, dass es wenigstens ein bisschen fair war, denn meine Mutter würde Gackt wollen, ich aber lieber LM.C oder An Cafe. Als ich sah, was dort in meiner Hand lag, musste ich mir stark das Lachen verkneifen. Es war das neueste Album von LM.C: Strong Pop! „Achja, ich hab dir noch ein kleines Abschiedsgeschenk gekauft.“, sagte sie mit dem Blick fest auf die Straße geheftet. Ich wusste sofort was sie meinte und ich liebte sie so dafür. „Ich sehe schon Mama, aber wo hast du das her? Das ist doch bis jetzt nur in Japan erhältlich.“ Fragte ich nach. Während ich auf ihre Antwort wartete, legte ich die CD schon mal ein und drehte die Lautstärke voll auf. Die Fahrt war also schon gerettet. „Ich hab einfach überall gesucht und dann hab ich sie zufällig auf so einem japanischen Versandhaus gefunden. Ja, dein Bruder hat mir geholfen, sonst hätte ich das nicht geschafft.“ sagte sie stolz. Sie hatte eine wahre Meisterleistung vollbracht. „Danke Bruderherz! Und danke Mama!“ schrie ich glücklich im Auto herum. Ich benahm mich wie ein kleines Kind, aber ich war nun mal glücklich und zwar so richtig. „Kein Problem. Du weißt doch für unsere Familie immer alles.“ Unser Motto… Das hatte ich vor gut sieben Jahren einfach mal so rausposaunt und jetzt sagten wir das immer, wenn etwas Wichtiges anstand. „Ja ich weiß. Du Mama du bist gerade an der Ausfahrt vorbei gefahren…“ Ich versuchte sie lieb darauf hinzuweisen, dass sie wahrscheinlich Steffi vergessen hatte. War ja alles nicht böse gemeint, aber es war ein grober Fehler. „Oh. Weißt du ich bin müde. Hatte heute Morgen keinen Kaffee und außerdem verliere ich hier gerade total meine Fassung.“ Schrie sie mich an. Soviel zu ganz lieb das Missgeschick nahe bringen. Gut, ich kann auch anders und das würde sie jetzt ungewollt kennenlernen. „Hör mal zu. Erstens kann ich nicht für deinen Kaffee. Du hattest genug Zeit dazu und wärst du auch nur ein bisschen eher als um zehn ins Bett, dann hättest du jetzt kein Müdigkeitsproblem! Und zweitens: Warum zur Hölle verlierst du hier die Fassung? Du musst schließlich nicht für eine halbe Ewigkeit alles zurücklassen, was dir wichtig ist und dich irgendwo am anderen Ende der Welt durchschlagen.“ Ich wollte sie ja nicht anschreien und streiten wollte ich gerade jetzt gar nicht. Das dürfte ihr aber, schätze ich, klar sein. Ich hörte wie sie tief durchatmete und plötzlich hielt der Wagen an. „Steig aus und hol sie ab. Ich warte hier.“ Eiskalt. Es war noch ein guter Kilometer, den ich wieder zurücklaufen dürfte nur weil sie nicht nochmal umdrehen wollte. Gut, wenn sie es so wollte dann konnte sie das jetzt auch so haben. „Man sieht sich!“ schrie ich ihr noch zu, bevor ich die Tür hinter mir zuschmiss. Das würde noch ein Nachspiel haben. Ganz sicher.
 

Ich kramte schnell meinen MP3-Player heraus und setzte mir meine neuen Kopfhörer auf. Ich musste jetzt abschalten und ein bisschen verschwinden und das könnte ich am besten mit Musik. Also warum nicht? Ich hatte ja schließlich noch ein Stück Weg vor mir. Waren zwar nur ungefähr fünfzehn Minuten, aber immerhin. Ich suchte kurz bis ich fand was ich suchte: Royz. Ich drehte die Lautstärke voll auf und schlenderte durch die Straßen. Als die ersten Gitarrentöne bei „ever“ zu hören waren, musste ich unwillkürlich lächeln. Ich werde ihn treffen und ihr alle nicht! Mein Gedanke brachte mich total um. Im positiven Sinne natürlich denn er würde bestimmt stark überrascht sein, das ein achtzehnjähriges, deutsches Mädchen bei ihm auftauchte. Ich wette er hatte echt alles erwartet, aber das sicher nicht. Über absolut wilde Fangirls zu echten Stalkern. Wirklich alles Mögliche, das ihm Angst machen könnte. Ich war nur irgendwie anders. Ich würde immer kein Wort rausbekommen und mich eher normal verhalten. Ich wollte ja auch nicht, dass er mich verabscheut oder so… Als ich wieder aufsah merkte ich, dass ich schon fast da war. Ich legte also an Tempo zu und sah nach kurzem schon Steffi vor ihrer Haustür stehen.
 

„Guuuuuuten Morgen!“ begrüßte ich sie, mit bester Laune. Leicht verwirrt sah sie mich an. „Morgen.“, nuschelte sie vor sich hin. Sie war also auch müde. Na toll, ich hatte jetzt also schon zwei Morgenmuffel im Wagen. Glücklicherweise würde ich einen davon sicher noch auf dem Weg zurück zum Auto wach kriegen. Gesagt getan, setzte ich ihr gleich mal meine Kopfhörer auf. „So, jetzt wird erst mal aufgewacht. Gut?“ „Ja, solange wie mir nicht die Ohren wegfliegen ist alles gut. Also mach an!“ Ich atmete drei Mal tief durch und schaltete den Ton wieder an. Nichts passierte. Schön, jetzt funktionierte das Teil wieder nicht. Ich tippte noch ein bisschen drauf rum um ihn irgendwie zum Spielen zu bringen. Endlich tat sich etwas. Die ersten Töne von „Punky Heart“ waren zu hören. Das war doch mal was! Steffi schien es ganz genauso zu sehen, den auch sie schien etwas wacher zu werden. Was wohl einerseits an der Musik, andererseits aber auch daran liegen könnte, dass ich inzwischen schon fast rannte. Es war einfach kalt draußen und ich wollte schnell wieder zum Auto. Meine Jacke hatte ich ja vorsorglich gleich mal dort liegen gelassen. Super oder? Konnte auch nur Leuten wie mir passieren. „Kannst du noch schneller?“ hörte ich sie nach einer Weile prusten. „Komm schon! So schnell lauf ich nun auch nicht. Außerdem hatte ich nicht vor, unseren Flug zu verpassen. Du sicher auch nicht…“ antwortete ich nur knapp. Ich wollte jetzt ins Auto und noch ein paar Stunden Schlaf kriegen. „Wir laufen hier aber um 2 früh rum und ich bin müde. Da kann ich nicht einfach so rennen!“ „Im Auto kannst du auch noch schlafen.“ Sagte ich ihr. Plötzlich lief sie auch in meinem Tempo. Das Auto schien ihr plötzlich sympathisch geworden zu sein. Lag wohl daran, dass ich das Wort „schlafen“ im Zusammenhang damit gebracht hab. „Also doch?“ hakte ich nochmal nach. Nicht, dass sie es sich jetzt anders überlegte. „Ja, ich will jetzt schlafen also lauf!“ schrie sie neben mir. Naja, wenigstens konnte ich jetzt endlich meinen Weg fortsetzten. Meine Mutter fragte sich sicher schon, warum wir so lange brauchten, aber nachher durfte ich ihr das sowieso nicht mehr erzählen. Grund? Steffi wollte sicher wieder nicht, dass man von ihrer Müdigkeit und weiterem erfuhr. Ergo: Ich würde es meiner Mutter feinsäuberlich erzählen. Natürlich nur wenn sie wirklich schläft. Wir liefen noch eine ganze Weile, aber kamen dann doch letztendlich wieder an der Straße an, an der der Wagen und eigentlich auch meine Mutter warten sollte….
 

Aber, da war nichts. War wohl wieder einer ihrer tollen Scherze, die ich aber um diese Zeit gar nicht brauchen konnte. „Die kriegt was zu hören..“ knurrte ich mein geliebtes Handy an. Ich merkte wie sich langsam eine Hand auf meine Schulter legte und kurz darauf beruhigende Worte hörte...“Alles gut. Sie hat bestimmt nur einen anderen Parkplatz gesucht. Man kann ja nicht einfach hier stehen bleiben. Guck, das steht sogar da auf dem Schild!“ sagte meine liebe Freundin nur ganz stolz und ich fühlte mich schon wieder mies. Ich hatte mir so vorgenommen mich nicht jetzt gerade mit meiner Mutter zu streiten. Trotzdem hätte sie ja wenigstens eine SMS schreiben können. Ich fand das hier nämlich weniger lustig. „Gut. Dann lass uns mal suchen…“ ich drehte mich wieder um und ging auf die parkenden Autos zu. Ich würde sie schon finden. Konnte ja nicht so schwer sein. Dachte ich jedenfalls. „Du… Sie steht da hinten. Ich sehe die Lichter!“ hörte ich Steffi nach einer kleinen Ewigkeit flüstern. Ich atmete tief durch und drehte mich um. Da stand sie wirklich. Wir stießen einen tiefen Seufzer aus und machten uns auf den Weg.
 

Am Auto angekommen, packten wir noch ihre Koffer in den Kofferraum und setzen uns dann auf den Rücksitz. Im Wagen meiner Mutter gab es drei Sitzreihen. Das hieß man konnte die zweite Reihe wegklappen und seine Beine darauf ablegen. Also im Großen und Ganzen konnte man hier super schlafen. Wir schalteten die Lautsprecher noch ein und ließen uns den Rest der Fahrt von ruhigen JRock Balladen berieseln. Besonders the GazettE waren ziemlich oft auf der Playist vertreten. Das lag aber auch nur dran, dass ich sie damals so geliebt hatte, dass ich unbedingt alles draufbringen wollte, was möglich war. Also bestand die erste Stunde aus lauter Gazetto-Balladen! Das war natürlich nicht die tollste Lösung, aber wenn man auf Zufallswiedergabe stellte, konnte man dann doch mal hoffen, dass auch mal Abwechslung möglich ist. Nach einer Weile waren wir dann doch wacher geworden und fingen an lautstark mit zu grölen. Meine Mutter fand das natürlich ätzend, aber sie war oft auch nicht besser. Sie hatte doch allen Ernstes bei ihrem Lieblingslied das Wort „BAKATASSE“ geschrien, obwohl das nun gar nicht da reinpasste. Um einen Streit zu vermeiden hab ich es aber damals einfach darauf belassen und gelacht. Natürlich hatten wir absolut super Sänger einen Vorteil: Wir können japanisch! Also war Textsicherheit schon mal Programm. Im nächsten Moment hörte man die letzten Töne von Guren verstummen. „Schade, das Beste ist vorbei“ seufzte meine Mutter vorne. Sie hatte ja Recht. Das Lied war einfach super und so gefühlvoll das es mir immer einen Stich versetzt, wenn ich es höre. Aber egal… Der Rest der Fahrt verlief nach Plan, obwohl wir gut eine halbe Stunde zu spät ankamen. Das Problem also: Wir standen noch vorm Flughafen. Mussten noch durch sämtlich Durchsuchungen und der Flug ging in einer Stunde! Wenn wir den verpassten, wäre alles umsonst gewesen. Zerplatzt wie eine Seifenblase. Also zerrten wir unsere Koffer schon fast aus dem Wagen, sagten meiner Mutter noch auf Wiedersehen, natürlich dauerte das noch eine Weile, da ich mir geschworen hatte mich auch richtig von ihr zu verabschieden. Außerdem sagte ich ihr, sie solle mich auf dem Laufenden halten, was meinen Vater angeht. Er war schwer krank. Man wusste nicht ob er je wieder auf die Beine kommen würde, aber wir hofften es und haben immer daran geglaubt. „Na dann. Auf geht’s! Ich wünsch euch Beiden noch viel Spaß!“ rief sie uns zu. Sie hatte Tränen in den Augen, aber auch ich konnte es mir nicht verkneifen. Ich war auch etwas traurig. So sehr wie ich mich auch freute, vermisste ich sie jetzt einfach schon so sehr, dass es mich innerlich halb zerriss. Steffi klopfte mir auf die Schulter und ich wandte mich mit ihr zum Gehen um. Ab hier waren wir also auf uns allein gestellt.

Wir machten uns zuerst mal auf den Weg unser Gepäck abzugeben. Im Handgepäck hatten wir auch noch gefühlte zehn Kilo, die wir natürlich auch noch irgendwie durch die Sicherheitskontrolle bringen mussten. Das war aber auch leichter gesagt als getan, denn erst mal musste auch jeder Schmuck von uns weichen. Schön. Wir hatten jede schon vier Ohrpiercings und auch so trugen wir ja nicht gerade wenig Schmuck. Also standen wir dort auch noch ein paar Minuten. Die genervten Blicke der anderen Fluggäste ignorierten wir natürlich total. Die waren ja nur neidisch! Hofften wir jedenfalls…

„Könnt ihr auch woanders hingucken?“ fragte ich nach einer Weile einfach mal in die Menge hinein. Ich wurde so langsam sauer und ich glaubte wirklich, dass diese Leute das nicht erleben wollten. „Lasst es lieber wirklich. Könnte unter Umständen schlecht ausgehen.“ Knurrte Steffi die sehr angeregten Zuschauer an. „Ehrlich wir sind hier nicht im Zoo. Wir haben nun mal viel Schmuck. Nichts Besonders also hört auf zu gaffen!“ So langsam hatte ich wirklich keine Lust mehr. Ich entfernte den letzten Ohrring und legte alles auf das Laufband. Aber natürlich. Es piepste gerade als ich durchgehen wollte. „Was haben sie in ihren Taschen?“ fragte mich die nette Angestellte. Sie schien genervt zu sein. Konnte man ihr aber auch nicht verübeln, schließlich hatten wir schon genug den Verkehr aufgehalten, aber dafür konnte ich jetzt sicher nichts. Ich kramte in meiner Tasche herum und fand den Übeltäter. Es war mein kleines Geschenk für Kuina. Wenn sie mir das jetzt abnehmen würden. Ich hätte es nicht überlebt. „Hier.“ Ich drückte es ihr in die Hand und sie sah es sich an. Sie schien etwas verwirrt zu sein. Fast so als wisse sie nicht, was sie da wertvolles in ihrer Hand hielt. „Was ist das und wozu brauchen sie das?“ Wie konnte man so unwissend sein? Ganz ehrlich: Ich hatte jetzt nicht vor ihr die ganze Geschichte zu erzählen.
 

Zum Glück kamen genau in diesem Moment zwei junge Herren auf uns zu gelaufen und winkten uns. „Bist du die Gewinnerin von der Reise nach Japan? Wir suchen hier schon die ganze Zeit und finden nichts.“ „Ja das bin ich. Ich meine sind Wir!“ „Ja die Reise ist für euch Beide, aber sie darf nicht mit zu unserem Star kommen…“ Verdammt. Was sollten wir jetzt machen? Steffi hatte keine Unterkunft und ich konnte sie nicht mit zu Kuina nehmen. Das hatte uns gerade noch gefehlt. „Können sie mir auf die Schnelle noch ein Hotelzimmer organisieren. Irgendwie?“ Ich merkte wie sie langsam unsicher wurde. Daran durfte unsere Reise jetzt aber nicht mehr scheitern. Wir waren einfach viel zu weit gekommen. „Ja, ich denke schon, aber es wird dann leider nicht so glamourös werden. Geht das?“ Er zeigte ihr ein Bild von einem Hotelzimmer, dass sie ihr noch mieten könnten. Uns fielen förmlich die Augen aus dem Kopf! Nicht glamourös? Das war doch untertrieben! Es war perfekt. Nichts auszusetzen. „Ja, das ist total in Ordnung!“ sagte sie schließlich. Die netten Herren schnappten uns natürlich sofort und brachten uns zu unserem Flugzeug. Mit dem Gepäck war glücklicherweise alles in Ordnung gewesen, sonst hätte alles noch länger gedauert und das wäre fatal gewesen! An unseren Plätzen angekommen, verstauten wir noch schnell unser Handgepäck und schnallten uns an. Die Flugbegleiter erklärten noch was man alles zu beachten hatte, falls das Flugzeug abstürzen würde oder es Turbulenzen geben würde. Zuletzt noch alle Sicherheitshinweise und wie und wann man sich etwas Verpflegung holen konnte. Sprich: Getränke und Essen. Da das meiste was man hier Nahrung nannte alles andere als lecker war, hatten wir uns noch ein paar Sachen von zu Hause mitgenommen. Aber jetzt musste das Flugzeug auch erstmal starten, bevor wie hier von Essen reden konnten! Ich war schon oft in den Urlaub gefahren, aber dieser Flug würde länger werden. Es hieß zwar, wir würden in 6 Stunden da sein und das das nicht lang wäre, aber für mich und Steffi war es das schon. Wir konnten es so oder so kaum noch erwarten und dann dauerte es alles auch noch so lange. Zum Glück verlief der Start soweit ohne Komplikationen und wir konnten alle in Ruhe die Zeit in der Luft genießen. Ich hatte völlig vergessen, dass ich mein Rollo noch geschlossen hatte und öffnete es sofort. Der Anblick der sich mir bot war einfach atemberaubend. Der Himmel war noch rot vom Sonnenaufgang und doch schimmerte blau in den Wolken. Ich hatte nie etwas Schöneres gesehen. „Steffi, guck dir das an!“ ich tippte sie an und sie sah mich leicht genervt an. Als sie aber auch nach draußen schaute, milderte sich ihre Miene wieder und sie sah genauso begeistert aus, wie ich es vor ein paar Minuten noch war. „Unglaublich. Fast schon schöner als Kanon. Aber nur fast!“ Kurz darauf brachen wir Beide in schallendes Gelächter aus. Die anderen Fluggäste waren zwar weniger begeistert, aber solange sich keiner beschwerte…

„Ja, da hast du vollkommen Recht!“ antwortete ich als ich mich halbwegs beruhigt hatte. Den Morgenhimmel mit Kanons Schönheit zu vergleichen. Nein, das war einfach nur genial! „Sag ich doch!“ lachte sie zurück. „Aber Kuina macht ihm natürlich ernsthaft Konkurrenz. Musst ihn schön um den Finger wickeln-„flötete sie mir entgegen. Hatte ich das richtig verstanden? Ich sollte mich also an ihn ranschmeißen…? Na wenn das nicht schief ging. „Du, das sollte ich nicht tun. Ich will ihn nicht nerven oder so. Außerdem will ich ja nur eine nette Woche mit ihm verbringen.“ Fast schon monoton brachte ich ihr meine Sicht der Dinge näher. Ich wusste wie sie es gemeint hatte und das es sicher nicht ihr Ernst war, aber man konnte immer sicher gehen. „Ja. Mensch du weißt doch: Ich würde so was auch nie machen! Warum sollte ich dir das zumuten?“ sagte sie lachend. „Kann doch alles sein, oder?“ und schon zerrissen wir uns wieder vor Lachen. Passierte und aber auch ständig, auch wenn wir überhaupt nichts gesagt hatten. Gerade in der Öffentlichkeit neigten wir doch sehr zum Lachen, aber warum auch nicht? Hält ja schließlich alles jung.
 

Plötzlich war auf den Plätzen vor uns ein lautes Schnarchen zu hören. Ich musste sofort wieder lachen. Ich wollte ja nicht mal, aber es ging nicht anders. Nach einer Weile nervte es dann aber doch ganz schön. “Du. Steffi, wie wär es wenn wir dem netten Herren da vorn mal fragen ob er auch leiser rumgrunzen kann?“ Sie schaute mich zwar erst verdutzt an, war dann aber doch meiner Meinung. „Gut, Und wie stellen wir das jetzt am besten an?“ „Einfach von beiden Seiten die Nase zuhalten oder so…“, schlug ich schnell vor. Klar war das nicht die schlauste Lösung, aber die schnellste, die ich im Moment bereit hatte. Sie nickte nur und wir schlichen wir uns langsam an die Person heran. Der Mann neben ihm, trug eine große, schwarze Sonnenbrille so dass man ihn kaum sehen konnte, aber er schien auch nicht sehr begeistert von den Tönen seines Nachbarn gewesen zu sein. ER sah mich nur kurz an und lächelte. Ich legte einen Finger auf meine Lippe und signalisierte ihm, dass er leise sein sollte. Ich wollte nicht, dass uns jemand unseren Masterplan vermieste. Wir lehnten uns langsam über den Sitz meines Vordermanns und hielten ihm die Nase zu. Er schien sichtlich überrascht gewesen zu sein und sah uns zunächst sehr verdutzt an. Er trug ebenfalls eine große Sonnenbrille, was einem den Blick auf sein Gesicht versperrte. Sein Sitznachbar brach sofort in schallendes Gelächter aus und wandte sich uns wieder entgegen. Dadurch dass seine Brille verrutscht war, konnte man nun auch endlich erkennen wer er war. „Steffi… Kommando zurück und ganz schnell wieder auf unsere Plätze!“, fauchte ich ihr zu. Mir war zwar klar, dass die Herren unsere Sprache eh nicht sprachen, aber man konnte trotzdem auf Nummer sicher gehen. „Was ist denn jetzt los?“ fragte Steffi mich, als ich mich endlich von meinem Lachanfall erholt hatte. „Schau einfach noch mal vor und sag mir, dass der Typ, der nicht geschlafen hat, nicht Nimo ist!!!“ „Ich hab meinen Namen gehört?“ Hatte er mit uns geredet? Wir drehten uns um und jetzt merkte auch Steffi, dass das da wirklich Nimo war. „Ach du Scheiße!“, mit diesen Worten drehte sie sich um und lachte. „Ja, genau wir haben uns so richtig zum Affen gemacht und wir kommen hier auch erst in vier Stunden wieder raus!“ fasste ich unsere Situation schnell zusammen und schloss mich ihrem Lachen an. Ich versuchte mich aber wieder zu fassen, schließlich wartete er immer noch auf eine Antwort von uns. Er hatte zwar auf Englisch gefragt, aber ich nahm mir einfach die Freiheit in seiner Sprache zu antworten. “Ja haben wir, aber auch nur, weil uns erst jetzt aufgefallen ist, wer du eigentlich bist.“, gestand ich ihm. Ich musste inzwischen einer Tomate ernsthafte Konkurrenz machen, so peinlich wie das alles hier war. „Achsooo… Naja, ich find es immer gut, wenn Leute einen so behandeln, wie als wäre man nicht berühmt und ehrlich gesagt hätte ich auch nicht gedacht, dass uns hier überhaupt jemand kennt.“ Lachte er mir entgegen. Ich war wirklich etwas erleichtert, dass er nicht sauer war, aber da war ja immer noch jemand…
 

„Nimo-chan? Wer zur Hölle war das?“ Okay, das war eindeutig zu viel! „Nimo-chan!“ prustete ich los und verschwand lachend auf meinem Sitz. So hingen Steffi und ich dann also lachend auf unseren Plätzen und ein verdutzter Nimo sah uns mit großen Augen an. Er war ja sichtlich unbegeistert von meiner Reaktion auf das –chan, aber ich konnte nicht mehr. „Tut uns leid.“ Entschuldigten wir uns kurz drauf bei ihm. „Schon in Ordnung, aber erklärt das jetzt bitte meinem Prinzesschen hier.“ Er zeigte auf den Sitz neben sich und ich wusste was das hieß. Ich stand also auf und stellte mich neben seinen Sitz in den Gang. Ich wollte gerade ansetzen mit Reden, als ich in die verschlafenen Augen von Rookie sah. Er sah aus, wie eine kleine Babykatze. So niedlich und unschuldig. Ich musste mich schon stark zusammenreißen ihm nicht einfach um den Hals zu fallen und zu quietschen. Für heute hatte ich ihm schon genug angetan. „Ich wollte mich nur entschuldigen… wegen vorhin und so… aber du hast total geschnarcht und naja.“ Ich stammelte meine Entschuldigung halb vor mich hin, aber zum Glück lächelte er nur und sagte „ Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass das ein echtes Problem ist, aber eigentlich sollte der Herr hier…“ er zerrte Nimo zu sich herüber uns schaute ihn streng an…“…mich aufwecken wenn ich anfangen sollte. Aber er wird schon sehen, was er davon hat.“ Mit diesen Worten drehte er sich von ihm weg und wendete sich voll und ganz mir und Steffi zu. Wir unterhielten uns eine Weile über irgendwelche Sachen, die man eigentlich nicht bespricht, wenn man gerade einen Star vor sich hat, aber warum nicht?
 

„Roo… Komm schon, es tut mir leid ok. Ich weiß ich soll dich nicht Prinzessin nennen und keine Witze machen.“ „Das hättest du dir eher überlegen sollen.“ Wow, der konnte ja kratzbürstig sein. Jedenfalls unterhielt er sich weiter mit uns. „Rookie, was ist da eigentlich zwischen euch?“ fragte ich irgendwann ganz unschuldig und sah wie er langsam rot wurde. Steffi tippte mich kurz an und zeigte auf Nimo, der eine –Hör.besser.auf-Geste machte. Ich verstand und wollte das Thema dann einfach darauf belassen, aber mein Gegenüber kam mir zuvor, drehte sich um und küsste Nimo. Ich war leicht verwirrt, aber ehrlich gesagt, hatte ich es geahnt, das war auch der Grund warum ich ihm diese Frage gestellt hatte. Es war einfach zu auffällig gewesen, wie Rookie auf seiner Schulter geschlafen hatte und er ihm immer wieder durchs Haar gestrichen hatte. „Der Traum eines jeden Fangirls“ flüsterte mir Steffi zu und wir mussten uns hier wirklich sehr zusammenreißen, schließlich erlebte man etwas derartiges doch eher selten. Wenn ich ehrlich war, fand ich sie total süß zusammen. Sie waren zwar sehr verschieden, aber trotzdem passte es einfach. Als sie sich dann doch irgendwann, nach einer halben Ewigkeit wieder voneinander lösten, lächelten sie sich einfach nur verträumt an und sagten kein Wort. In solchen Momenten waren doch wirklich alle Worte überflüssig. Als sie da so aneinander gekuschelt saßen konnte man etwas wie „Ich kann dir nie lange böse sein…“ von Rookie hören. Gott, die waren zum knuddeln!
 

„Ach…Wie ist das eigentlich gekommen, dass ihr zusammen seid?“ fragten Steffi und ich wie aus einem Mund, weshalb wir uns ein Kichern nicht verkneifen konnten. Wir dachten viel zu oft dasselbe. Es war regelrecht unheimlich… „Das ist ne lange Geschichte.“ Sagte Rookie leise. Wir wussten nicht ob er damit meinte, er würde sie uns nicht erzählen, aber diese Frage klärte sich schnell, denn kurz darauf begann er zu erzählen…
 

~

~Save me~

~Save me~
 

...Rookies Sicht (2 Jahre zuvor)...
 

Wie jeden Donnerstag saßen wir in unserem Proberaum und übten etwas an unseren neuesten Liedern. Es klappte alles wirklich immer und immer besser! Ich war so stolz, dass wir es bis hierhin geschafft hatten. Vor einem Jahr hatte alles begonnen und jetzt probten wir für eine Europa Tour! „Mann, Rookie! Der neue Song ist einfach nur Wahnsinn.“ Rief Toshi zu mir rüber. Er lobte mich oft für meine Arbeit, schließlich war er einer meiner besten Freunde. Wir erzählten uns so gut wie alles, aber es gab diese eine Sache, über die ich mit niemandem zu Reden wagte. Nicht mal mit ihm. Ich lächelte nur stumm zu ihm herüber. „Am besten wir üben noch einmal Sakura, Jungs.“ Nimos Stimmte drang nur langsam in meine Ohren und doch durchzog mich wieder dieser Schauer. Seine Stimme, seine Art und er…Ich liebe diesen Mann, obwohl ich wusste, dass es für mich keine Chance gab. Auch wenn ich nie mit ihm darüber gesprochen hatte, war es mir klar. Ich nickte nur, stand auf und schnappte mir meine Geige. Ich hatte den Song für ihn geschrieben. Über ihn und meine Gefühle für ihn. Ich wollte es einfach in einer Weise verarbeiten, durch die er nicht ahnen konnte, was mich plagte. Das Unausgesprochene, das ein Teil von mir war und immer bleiben würde.
 

Meinen Part auf dem Klavier konnte ich schon, aber die ersten Töne mit der Geige verliefen irgendwie immer falsch…“Verdammt, konzentrier dich doch mal! Nur weil du ein paar mehr Instrumente spielst und unsere Songs größtenteils schreibst, heißt das noch lange nicht, dass du hier faulenzen kannst! Also reiß dich verdammt noch mal zusammen hast du verstanden?!“ schrie er mich an. Ich war den Tränen nahe. Immer hatte er etwas an mir auszusetzen. Sollte er doch mal Geige, Klavier und Flöte gleichzeitig spielen können und dazu noch singen. War alles nicht so einfach, wie er dachte, und wenn man dann noch jemanden wie ihn in der Band hatte. Naja, da konnte es ja nur besser werden. Ich hörte einfach nicht mehr darauf, so wie er nie auf mich achtete. Ich hatte mich oft gefragt, wie ich mich in jemanden verlieben konnte, der mir solche Schmerzen bereitet. Aber er wusste es ja nicht. Und da lag das Problem: Er hatte uns schon oft genug klargemacht, wie sehr er gegen Schwule war und wie verdammt eklig er diese Menschen fand. Diese Menschen. Der Ausdruck in seinem Gesicht, als er diese Worte sagte, war so abwertend und angewidert, dass es mich glatt zerriss. Er konnte nichts dafür. Woher sollte er auch wissen, dass er einen von „diesen Menschen“ vor sich hatte. Ich sagte nie etwas dazu. Warum auch? Wenn ich offen dazu stehen würde, dass ich auf Männer stehe, würde er mich hassen und das noch mehr, als er es jetzt schon tat. Das war wirklich das Letzte, was ich wollte. Also fraß ich es weiter in mich hinein, ohne mit der Wimper zu zucken. „Tut mir leid. Ich-“ „Was? Hast du wieder zu viel um die Ohren gehabt? Oder was?“ „Gott, Nimo hör auf ihn so fertig zu machen! Du bist hier derjenige der am wenigsten zu tun hat…“ hing Toshi sich nach einer Weile in unseren Streit hinein. Ich war ihm dankbar, dass er mich in Schutz nahm und mir immer half. „Sag mal, bist du irgendwie nicht ganz ausgelastet oder was? Kannst du überhaupt irgendetwas?!“ hakte Nimo weiter nach. Nichtskönner. Nach allem was ich tat, nannte er mich so. Ich wollte weg, nur noch weg von hier. Ich schmiss meine geliebte Geige in die Ecke, drehte mich nicht um als ich hörte wie sie brach, und rannte. „Rookie verdammt! Wo willst du hin?!“ Ich hörte wie Toshi mir nachrief, aber ich reagierte nicht. Wollte das alles nicht mehr…Warum musste ich nur leben? Warum verliebte ich mich grade in ihn? Hätte es nicht ein netter Kerl sein können? Nein, er musste es sein! Irgendwo, wo ich ehrlich gesagt nicht mehr wusste wo ich eigentlich war, blieb ich dann stehen und sah mich um. Ich stand auf einer Brücke. Hachjaaaa.. was für eine Ironie. Man fragte sich, warum man lebt und plötzlich steht man am Rande einer Brücke, die gut 1oo Meter hoch war. Vielleicht könnte ich ja einfach…- Nein. Egal wie sehr ich es doch wollte, Toshi konnte ich das nicht antun. ACE war sein Leben und sein Leben wollte ich ihm nicht nehmen. Aber was sollte ich noch hier? Meine große Liebe hasst mich, verletzt mich Tag für Tag und merkt es nicht einmal! Vielleicht wäre es doch das Beste, einfach zu springen. Alles zu beenden und endlich frei sein. Ich trat an das Geländer. Freiheit strahlte mir entgegen und ich wusste ich würde sie finden. Ich stemmte mich auf das Geländer und sah ein letztes Mal zurück. Wann hatte ich entschieden, dass mein Leben sinnlos war? Der immer fröhlich Rookie… nein, das war ich schon lange nicht mehr und ich würde es nie wieder sein. Nur wegen ihm. Er hat mich gebrochen, für immer. Ich wand mich der anderen Seite zu und sah ins Mondlicht. Es war bereits dunkel. Niemand würde mich jetzt noch suchen. Es war sowieso zu spät. Ich lachte laut. „Niemand!“ Schrie ich in die Stille. „Kein Mensch…“ So viele auf der Welt liebten mich und doch half mir jetzt keiner von ihnen. Ehrlich gesagt war es schon tragisch, wie es nun zu Ende ging, aber was sollte ich sonst tun? Verbittern. Ich würde so oder so nicht mehr glücklich werden. Wieso also alles weiter über sich ergehen lassen und keinen Schlussstrich ziehen? Es sprach nichts auf dieser Erde dagegen. Ich trat einen Schritt nach vorn. Noch einen und es war endlich vorbei. Ich atmete ein letztes Mal tief durch. Mein Fuß verließ das Geländer. Starke Arme schlangen sich um mich. Warum fiel ich nicht? Ich war doch? Oder nicht? Aber was am wichtigsten war: Wer ist das da hinter mir und was macht er hier?
 

~Nimos Sicht~
 

Er hatte seine Geige zerschmettert. War gerannt und hatte auf keine Schreie reagiert. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, weil ich ihm all das antat. Ich wollte es nicht, aber ich wollte auch nicht, dass er merkt, wie viel mir an ihm liegt. Ich liebe ihn, liebe es, wenn er verträumt vor sich hin lächelt und ich mir jedes Mal wünsche, ich würde in seinen Gedanken vorkommen. Er war einfach nur er selbst. Eines der vielen Dinge, die ich so an ihm schätzte. Und doch tat ich ihm weh. Ich wusste es und doch hörte ich nicht auf. Was stimmte nur nicht mit mir? Warum konnte ich nicht zu Dingen stehen, die mir am wichtigsten sind? Weil ich Angst hatte… Ich war ein verdammter Feigling!
 

„T-t-toshi?“ „Was?!“ Ich hatte es verdient, angeschrien zu werden. Schließlich war Rookie sein bester Freund und ich hatte es gerade richtig gründlich versaut. Er mochte mich eh nie so sehr, aber jetzt war es endgültig Null. „Es…es tut mir leid.“ Nuschelte ich leise. Er würde mir nicht verzeihen, aber einen Versuch war es wert. „Sag das lieber ihm! Aber glaub ja nicht, dass er dir das je verzeihen wird. Denkst du eigentlich mal darüber nach, was du hier von dir gibst?“ schrie er mich an. Ich wollte weinen, aber nicht vor ihm. Das ging nicht… Ich durfte ihm nicht zeigen, dass alles, wirklich alles, das ich tat, nur gespielt war. „Ja, das tue ich verdammt nochmal! Kann ich denn ahnen, dass er so empfindlich ist?“ Es tat weh solche Dinge über die Person zu sagen, die ich doch am meisten auf dieser Welt liebte. Aber auch wenn es nicht so wäre, warum hatte er so reagiert? Ich meine, er ist einfach weg, ohne sich noch einmal umzudrehen, ohne etwas zu dem zu sagen, was ich ihm an den Kopf warf. Jeder andere hätte geantwortet oder sich gewährt, aber er tat nichts. Aber Warum?
 

„Ist dir eigentlich klar, wie sehr du ihm tagtäglich Schmerzen zufügst? Ich weiß zwar nicht, warum er alles über sich ergehen lässt. Ich an seiner Stelle, hätte dich schon lange ins Krankenhaus verfrachtet. Weißt du… es gibt Nächte in denen er plötzlich vor meiner Haustür steht und meint, es wäre besser wenn er bei mir ist, weil er sonst für nichts garantieren kann. Rookie hat schon mehrere Male vers…-„ Er stoppte als er mich schluchzen hörte. Sah mich verdattert an und wusste so gar nichts mit dieser Situation anzufangen. „Was hat er? Toshi… W-was hat er versucht?“ brachte ich unter Tränen hervor. Mir wurde das Alles einfach zu viel. Er rang nach Worten, schien aber nicht die Richtigen zu finden. „Er will sterben, Nimo.“ Erklärte er mir kalt. Mein Hals schnürte sich zu. Ich bekam keine Luft mehr. Anstatt irgendetwas auf seine Worte zu erwidern, stand ich auf. Lies den umgefallenen Stuhl außer Acht und rannte. Ich wusste nicht warum, aber etwas in meinem Herzen sagte mir, dass er an der alten Brücke war. Er hatte oft erwähnt wie sehr er diesen Platz mochte. Ich hatte oft davon geträumt, mit ihm in meinen Armen den Sonnenuntergang anzusehen, den man dort einfach nur am schönsten beobachten konnte. Der Anblick, wie die letzten Sonnenstrahlen verblassten und der Mantel der Nacht sich über die Welt legte, war einfach etwas Besonderes. Ich hatte das Gefühl, dass mir nicht viel Zeit blieb. Ich hatte Angst zu spät zu sein. Ihn verlieren zu können. Er gehörte ja nicht mir, aber ihn nicht mehr um mich zu haben, das könnte ich einfach nicht. Ich wählte seine Nummer. Er ging nicht ran. War es schon vorbei? Tränen rannen über meine Wangen. Wurden von dem Regen weggespült, der mich durchnässte. Es war mir egal. Ich rannte einfach weiter. Lies alles außer Acht und dann sah ich ihn. Er stieg auf das Geländer der Brücke und ich wusste nur zu gut, was er vorhatte. Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und rannte zu ihm herüber. Ich erreichte ihn mit meinem Arm, kurz bevor er gefallen wäre. Sein Fuß war dabei gewesen den Boden zu verlassen. Mich zu verlassen, ohne je gewusst zu haben, was er mir bedeutete. Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn einfach nur fest. Ich spürte wie sehr sich anspannte. Ich hatte ihn erschreckt, aber das war es mir wert.

„Tu… tu das nicht…“
 

-Rookie-

„Tu das nicht.“ Hallten seine Worte in meinen Ohren wieder. Wieso war er hier? Warum hielt er mich fest, obwohl er eigentlich immer Anstalten machte, mich am liebsten eigenhändig hier herunter zu schubsen? Er schien meine Verwirrung zu fühlen, streichelte mir kurz durch mein Haar, aber lies mich trotzdem nicht wieder los. „Wieso nicht?“ hauchte ich in die Dunkelheit. „Was bringt es mir schon zu leben, wenn ich nur Schmerzen habe? Wenn sich die Person, die mir am meisten bedeutet, sich meinen Tod nur sehnlichst herbeiwünscht? Warum Nimo? Warum sollte ich so weiterleben wollen?“

Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Ja, ich war schwach und das er bei mir war, half mir in diesem Moment auch nicht. Zwar hatte ich immer davon geträumt einmal hier, mit ihm in den Nachthimmel zu sehen, doch eigentlich hatte ich gedacht, dass ich nach heute, nie wieder, auch nur irgendetwas zu Gesicht zu bekommen. Nur war er jetzt hier…
 

Ich hörte ihn schluchzen. Weinte er etwa? Ich wollte mich umdrehen, aber seine Arme hielten mich in dieser Umarmung. Ich wollte dass er etwas sagte. Auch wenn es wieder das war, was er ständig sagte. Jetzt war es mir egal ich wollte nur etwas hören…Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihm gerade indirekt gestanden habe, das er mir viel bedeutet. Auch wenn ich keine Namen genannt hatte, so traf doch alles auf ihn zu. „Ich will nicht, dass… dass du gehst.“ Flüsterte er. Als sein Atem meine Haut streifte, durchzog mich ein Schauer. Es tat gut ihm so nahe zu sein und doch war er mir so fern… Ich seufzte. Seine Worte sagten so viel aus und doch nichts. „Warum? Damit du mir weiter mein Leben zerstörst?“ Warum auch sonst? Fügte ich in Gedanken hinzu. Ich traute mich nicht zu fragen… Hatte Angst vor seiner Antwort, doch sein plötzliches Schweigen, verriet mir noch weniger. Was war das hier überhaupt? Er schrie mich laufend an und dann, genau dann, wenn alles über mir einstürzt, ist er da. Seine Armen lösten sich von mir und erlaubten mir, ihn endlich anzusehen. Im nächsten Moment bereute ich es aber auch schon wieder. Ich schwöre, ich hatte nie einen Menschen gesehen, der grausamer aussah, als er es jetzt tat. Seine Augen waren gerötet und sein Haar war getränkt von Tränen. Meine Hand legte sich wie von selbst auf seine Wange und strich seine Tränen fort. Er sollte nicht weinen, aber das zu verlangen, wo ich doch selbst nicht besser war. Ja, ich weinte, aber das hieß noch lange nicht, dass er es mir gleichtun sollte. Außerdem…hatte er überhaupt einen Grund? Ich wollte nicht fragen. Ich wartete ja immer noch auf eine Antwort. Wie als hätte er meine Gedanken gehört, zog er mich ein weiteres Mal in seine Arme. In Momenten wie diesen, wollte ich verweilen. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und atmete tief durch. „Nimo…sag bitte endlich was…!“ Ich kam mir so verdammt schwach vor. Ich konnte nicht mehr, als flüstern. Meine Tränen erstickten jedes meiner Worte. Das stetige Schluchzen meines Gegenübers half mir auch nicht, mich zu beruhigen. „Was soll ich schon sagen…? Mir tut alles einfach nur leid, aber wenn ich dir das sage, verzeihst du mir so oder so nicht… u-„ „Woher willst du das wissen?“ Ich hatte mich während des Sprechens voll und ganz ihm zugewandt. Ich wollte ihm in die Augen sehen…seine wunderschönen Augen. Sie spiegelten so viel von dem wieder, was er gerade durchmachte. „Ich weiß es einfach. Welcher normale Mensch würde jemandem etwas Derartiges verzeihen? Ich kann nicht mehr tun, als dir zu sagen, dass es mir leidtut, ich Schmerzen habe und das alles nur, weil … „ Er stoppte und wandte sein Gesicht mir zu. Sein Blick zog mir ein weiteres Mal den Boden unter meinen Füßen weg. Ein Mensch kann einem viel vormachen, aber das war definitiv echt! Daran konnte man einfach nichts rütteln.
 

„Ich… kann dir verzeihen. Denke ich. Ich will nur wissen warum du das alles getan hast? Sei bitte ehrlich, nur jetzt. Was du danach machst ist mir egal…“ … „Womit hab ich dich am meisten verletzt?“ Ich wollte nicht, dass er sich jetzt rausredete. Ich wollte Antworten auf meine Fragen und keine Ausreden. Nur schien er dasselbe zu wollen. „D-d-deine Abneigung…gegenüber Männern, die auf das gleiche Geschlecht stehen. Dir war sicher nicht bewusst, wie sehr mich gerade das traf. Ich hab nie mit jemandem darüber geredet. Allein schon der Grund, dass meine Eltern mich dafür verabscheuen, nur weil ich ich selbst sein will… Als ich zum ersten Mal eine Beziehung mit einem Mann führte… Nunja, mein Vater hat mich ins Krankenhaus befördert und gemeint, ich solle es mir nie wieder wagen, ihn je wieder mit zu mir nach Hause zu bringen.“ Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Ich hoffte er würde darüber hinweg sehen und endlich alles erklären. Stattdessen sah er mich nur an. Der Schmerz und die Verwunderung brachten trotzdem einen Hauch von Erleichterung mit sich. „ Das konnte ich nicht wissen… Warum denk ich eigentlich nie darüber nach, bevor ich rede?“ Er drehte seinen Kopf von mir weg und sah verständnislos in die Nacht. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Ich wollte, dass er mich ansah. Er verstand, atmete tief durch, nur um meinem Herz einen weiteren Schlag zu versetzen. „Du hast es verdient zu wissen, was mein Problem ist und warum ich so zu dir bin und nicht anders…“ Er holte tief Luft, sah mich mit einem Blick an, der so viel Gefühl mit sich brachte, dass ich mich fühlte wie als würde ich im nächsten Moment einfach in Flammen aufgehen.
 

„Ich … ich liebe dich, Rookie-san. Mir ist klar, dass es dafür zu spät ist, aber lass es mich erklären. Mir ist so was noch nie passiert und ich wusste und weiß nach wie vor nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich meine, ich war mir immer bewusst, dass Frauen nichts für mich sind. Ich hatte das Glück, dass meine Familie ziemlich tolerant ist. Sie hatten nichts dagegen, wenn ich ab und an mit einem Mann nach Hause kam. Ich war nie schüchtern oder so. Im Gegenteil. Nur ist bei dir alles anders... Du warst auf einmal da und hast mich total aus dem Konzept gebracht. Wäre ACE nicht wäre, wäre Vieles anders, aber ich hatte Angst, dadurch die Band zu zerstören und naja… jetzt stehen wir hier.“ Zum Ende hin, war er immer leiser geworden, wie als wollte er nicht, dass ich es höre. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, wollte seine Worte auf mich wirken lassen. Ich wollte ihn verstehen doch das Einzige, das sich ständig in meinem Kopf wiederholte, war, dass er mich liebt. Ohne weiter darüber nachzudenken, verschränkte ich meine Hände in seinem Nacken und legte meine Lippen für einen kurzen Moment auf die meines Gegenübers. „Ich liebe dich auch Nimo…“ flüsterte ich gegen seine Lippen. „… ich kann verstehen, warum du es für dich behalten wolltest. Ich bin selbst nicht besser. Ich hab gesagt, ich kann dir verzeihen, wenn ich deine Gründe für das, was du mir angetan hast, nachvollziehen kann und genau das kann ich!“
 

Für eine kleine Weile standen wir einfach nur so da. Sahen uns an uns sagten kein Wort. Ich wünschte, dass es immer so sein würde, aber ich wusste nicht einmal, was das jetzt für mich und ihn bedeutete. „Du gehörst jetzt mir…“, lachte er mir entgegen. „…aber natürlich nur, wenn du willst.“ Ich lächelte einfach nur und er verstand. Ohne weitere Zeit zu verlieren, trafen sich unsere Lippen ein weiteres Mal. Es schien, als würde der ganze Schmerz und alle Tränen verschwinden. Nach zwei langen Jahren, war ich endlich wieder glücklich. Weitere Tränen, nur waren diese anders. Ich war völlig gefangen. Ich fragte mich, wie es ein einzelner Mensch schaffen kann, mich so durcheinander zu bringen. Unser Kuss wurde von Zeit zu Zeit Leidenschaftlicher bis sich unsere Zungen sich schließlich einem Kampf lieferten. Er schien jeden Winkel zu erkunden wollen. Ich lies mich irgendwann einfach in seine Arme sinken. Natürlich ohne den Kuss zu lösen, da ich wollte, dass dieser Moment nie wieder endet.
 

Letzten Endes trennte uns Luftmangel wieder voneinander. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich Nimo lächeln.

„Lass uns gehen. Du bist völlig durchnässt und ich will nicht, dass du dich erkältest.“ Er legte einen Arm um mich und wir gingen langsam zurück in die Stadt. Die Blicke, die uns trafen, ignorierten wir einfach. Es war mir egal, dass die Leute uns komisch ansahen. Nur weil zwei Männer Arm in Arm durch die Straßen gingen, die Haare zerwühlt und verwischtes Makeup im Gesicht, musste man sie noch lange nicht anstarren. Wir kamen später ziemlich abgehetzt an seiner Wohnung an. Es hatte angefangen zu blitzen und bei diesem Wetter wollten wir dann wirklich nicht mehr draußen bleiben. Er kramte den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür. Unsere Schuhe ließen wir einfach im Flur stehen und gingen in die Wohnung. Als er sich in Richtung Küche umdrehte, schlang ich meine Arme von hinten um ihn und hing mich an ihn heran. „Nanu? So anhänglich heute?“ „Ne. Nur müde. Und kalt!“ nuschelte ich in seine Haare. Ich hörte ihn kurz auflachen und ja, ich wusste, dass ich mich hier gerade wirklich doof benahm, aber warum nicht? Ich hatte es nicht mehr nötig, zu verstecken wer ich bin. „Ich würd ja sagen, leg dich ins Bett, aber davor gehst du bitte erst mal duschen. Ich mach in der Zeit Tee. Handtücher sind in dem großen Schrank gegenüber von der Dusche und jetzt Husch!“ Ich gab ihm noch einen kurzen Kuss und machte mich auf den Weg ins sein Bad.
 

Ich war froh, meine nassen Klamotten loszuwerden. Langsam war es wirklich kalt geworden. Als mir wieder einigermaßen warm war, verließ ich das kleine Zimmer, in einem Handtuch eingehüllt. Nur kam ich nicht weit, denn Nimo stand bereits vor der Tür und hielt mir einen Haufen Klamotten entgegen. „Ich denk mal das passt dir. Geh schon mal rüber ich bin gleich da.“ Ich nahm den Stapel entgegen und ging ins Schlafzimmer. Das Handtuch wickelte ich mir um meine Haare um mich besser anziehen zu können. Als er zurückkam, muss ich schon ziemlich lustig ausgesehen haben, wie ich da so war mit T-Shirt und Boxer auf seinem Bett sitzend mit einer Tasse Tee in der Hand. Aber anstatt zu lachen, setzte er sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Geht’s dir ein bisschen besser? Du siehst so fertig aus…“ Was soll ich schon sagen. Ich fühle mich so gut, ich könnte ganze Bäume ausreißen und das alles nur, weil ich ihn endlich an meiner Seite habe. Gerade als ich etwas sagen wollte, klingelte mein Handy. Ich konnte mir denken, dass es Toshi war. Er machte sich sicher schreckliche Sorgen um mich.
 

„Hallo?“

„Rookie, verdammt wie kannst du mir so eine Angst einjagen?“ Er klang ziemlich verzweifelt, war aber auch nicht sonderlich unerwartet, schließlich war ich heute wirklich kein Unschuldslamm gewesen…

„Hey… es ist alles in Ordnung okay? Mir ist nichts passiert…“ –wenn Nimo nicht gewesen wäre, fügte ich in Gedanken hinzu. Sollte ich mit ihm darüber reden?

„Das freut mich zu hören, aber sag mal… wo bist du eigentlich? Zu Hause ja schon mal nicht.“ Fragend sah ich Nimo an. Er nickte nur und gab mir einen sanften Kuss auf meine Schläfe.

„Roo..?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. War ich grad echt so weg gewesen?

„I-ich bin bei… Nimo.“ Ich nuschelte seinen Namen, hoffte innerlich er hätte es nicht verstanden.

„Du bist was? Lass mich bitte kurz mit ihm reden!“ Er schien wütend zu sein, aber ich ging seiner Bitte nach und ließ ihn mit ihm sprechen…

Ich hörte ihnen nur halb zu. Ehrlich gesagt wollte ich nicht wissen, was Toshi ihm gerade alles an den Kopf warf. Er hatte vielleicht mit dem was er sagte recht, aber ich wollte vergessen und das war der erste Weg dorthin.
 

„Ich weiß du bist sauer, aber bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass ich ihn mehr als alles andere auf dieser Welt liebe und ihn mit allem was ich habe festhalten werde. Ich hoffe einfach, dass du mich irgendwann verstehen wirst.“ Was er da gerade gesagt hatte. Wie soll ich es beschreiben, es war einfach nur das Schönste, das ich je gehört hatte. „Leg auf…“ säuselte ich ihm ins Ohr. Es war nicht meine Art, so offensiv zu agieren. Nur konnte ich jetzt nicht mehr anders. Als er einfach nur weitersprach, ohne auch nur die kleinste Regung zu zeigen, naja das war gelogen, er hatte sich mir zugewandt und sah mich verwundert an. „Was hast du vor…?“ Er legte das Telefon zur Seite und sah mich durchdringend an. „Ich bin müde. Also habe ich vor zu schlafen. Was dachtest du denn?“ Flüsterte ich bevor ich mich zurück auf sein Bett fallen ließ. Meine Arme hatte ich weiterhin um ihn geschlungen, was dazu führte, dass ich ihn kurzerhand mit mir zog. Den verwunderten Blick in seinen Augen ignorierend, stützte ich mich mit meinen Händen neben seinem Kopf ab und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Innerlich glücklich, lies ich mich zurück in mein Kissen fallen. Warum auch immer, begannen wir plötzlich zu lachen. Ich fand es schön, mit ihm zusammen zu sein. Irgendwie war ich so unbeschwert und fühlte mich einfach nur toll.
 

Nachdem ich mich dann endlich beruhigt hatte, kuschelte ich mich an ihn und schloss meine Augen. Er kicherte schon wieder. „Gott, Nimo! Was ist so lustig?“ schimpfte ich leise. Ich wollte jetzt verdammt noch mal schlafen und er machte es mir gerade sehr schwer. Er zog mich in seine Arme und sagte nur „Ich freu mich einfach, dich endlich bei mir zu haben.“ „Ich mich auch, aber lach bitte nicht, wenn ich müde bin.“ „Entschuldige, Prinzesschen.“ „Das ist auch nicht besser…“ Ich spürte seine Lippen auf meinen. Doch so plötzlich wie sie da waren, waren sie auch schon wieder weg. „… Träum süß.“ „Von dir oder was?“ lachte ich zurück. „Würde mich freuen…“ Ich fand es nicht nötig, noch etwas zu sagen… Es gab Momente in denen keine Worte gebraucht wurden und jetzt war genauso einer…

Ich verschränkte meine Hand mit der seinen und schloss meine Augen und sein Herzschlag begleitete mich in den Schlaf.
 

Erst als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde mir bewusst, dass alles wirklich war… Ich hatte es endlich überstanden.

~Arrival~

~Steffis Sicht~
 

„Wow…also naja wenn ihr jetzt glücklich seid…“, brachte ich leicht deprimiert über die Lippen. Zu mehr war ich nach seiner Geschichte nicht im Stande, zu sagen. Ich meine, ich freu mich ja für sie, aber ich hab das Gefühl, dass die Sache noch irgendwie zwischen ihnen steht…

„…dann ist das ja in Ordnung.“, beendete meine Sitznachbarin meinen Satz. Ich wusste schon so ungefähr, wie sich mich gerade ansah. Eine Mischung aus „Ja, ich weiß, was du gerade denkst“ und „Lass uns die Beiden besser in Ruhe lassen“. Aber…natürlich würden wir sie nicht gehen lassen ohne uns vorher Autogramme zu geben. Das sollte man sich einfach nicht entgehen lassen. Ich meine, wie oft kommt es schon vor, dass man, ganz zufällig, seine Lieblingsstars trifft? Gar nicht. Und genau deswegen sollte man seine Chancen nutzen. Auf die Frage, ob sie vielleicht ein Bild mit uns machen würden, antworteten sie natürlich ganz professionell, denn wer ist schon unfreundlich zu seinen Fans? Zwar sahen die Bilder ziemlich verrückt aus, aber wir hatten alle zu wenig Schlaf gehabt und der Gedanke zählt!
 

Den Rest des Fluges wollte ich versuchen, noch ein bisschen Ruhe zu bekommen. Leichter gesagt als getan, bei dem ganzen Trubel… Eigentlich sollte man sich ja ruhig verhalten und so, aber es gab ja immer Leute die aus der Reihe tanzen mussten, also Kopfhörer geschnappt und An Cafe aufgedreht. Nur… war da irgendwie keins. Die Tatsache, dass mein Handy also gerade den Geist aufgab, machte mich schon fertig. Ich mein ja nur: Immer wenn ich irgendwas brauchte, war es gerade nicht da und jetzt im Moment war das sehr schlecht. Denn ich ohne An Cafe, war, um es kurz zusammenzufassen, Totalausfall.
 

Leise murrend lehnte ich mich zurück und starrte den Sitz vor mir an. Ziemlich interessant, dieses grau und die roten- Nein! Ich wollte jetzt Musik und ich würde sie bekommen, koste es was es wolle.

„Duuuuu…“ sprach ich meine Sitznachbarin total geistreich an. Als keine Reaktion folgte, nahm ich ihr einfach ihr Handy ab und setze mir ihre Kopfhörer auf. Glücklich lächeln stellte ich fest, dass ihr meine Aktion weniger gefällt als mir, aber naja, ich hatte was ich wollte!

„Sag mal spinnst du?!“ fragte sie gespielt sauer. Dem Blick in ihren Augen zu urteilen, war sie wirklich nicht so begeistert, wie sie klang. Nach einer halben Stunde gerüttel ließ sie dann aber doch leise murrend von mir ab. Sie kann ja immer noch lesen. Ich hätte nichts mehr zu tun gehabt, also war das doch nur fair. Fand ich jedenfalls.
 

Bei unserer Ankunft in Osaka, ja wir mussten hier landen, weil es in Tokyo einen Unfall gab, aber sollte uns nicht stören. Wir würden sowieso mit einem Bus weiterfahren. Besagter Bus war aber für uns ganz allein, sodass wir tun und lassen konnten, was wir wollen.

Nur mussten wir uns, bevor wir in unsere Wohlfühloase durften, erst mal wieder durch einen Flughafen kämpfen und das war, bei lauter genervten Geschäftsleuten und nervigen Touristen, ziemlich schwer. Als dann auch noch die Sicherheitsleute meinten, in Darles Handgepäck wäre eine Waffe, war bei uns der erste Teil der Reise schon mal gelaufen.
 

„Das ist nur ein Gitarrenchip… und nein ich habe nicht vor jemandem damit zu verletzen. Es ist nur als Geschenk gedacht.“ Brachte sie leicht sauer hervor, als diese nette Frau, Ironie lebt!, sie immer noch nicht gehen ließ. Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit, durften wir dann aber doch noch das Gebäude verlassen.
 

Draußen angekommen atmeten wir Beide die frische Luft ein. Im Flieger war es eindeutig zu stickig gewesen und die, die trotz dieser Umstände auch noch mit Deo um sich schmeißen mussten, hatten dieses Horrorscenario nur noch schlimmer gemacht. Die Aussicht, die sich uns jetzt allerdings bat, war das alles wert gewesen. Klar, es war dunkel, aber der Ozean war hier trotzdem nicht zu übersehen. Die kleinen Laternen, die um den Rand des Komplexes standen, hinterliesen immer wieder kleine Schimmer auf dem Wasser.

„Unglaublich, nicht?“ drang die Stimme einer der jungen Herren, die uns mitnehmen sollten, an meine Ohren. Er hatte recht, ich meine, hier zu sein und das alles zu erleben…ja wirklich unglaublich.

Ich wandte mich zu ihm um und meinte nur „Sicherlich schöner als bei uns in Deutschland. Um einiges sogar…“
 

Gerade als ich meine Kamera schnappen wollte, um ein Bild zu machen, wurden wir auch schon von den Herren in Richtung Parkplatz gezerrt. Die hatten es ja wieder eilich…

Nicht das es mich stören würde, aber ein paar Erinnerungen wollte ich schon haben, aber dann mach ich sie halt vor dem Rückflug… Hoffentlich sieht es hier dann immer noch so verzaubernd aus.

„Das ist kein Bus, das ist ein ganzes Hotel!“ Okay… die Stimme meiner Begleiterin riss mich urplötzlich aus meinen Gedanken, und als nach oben sah, verstand ich auch sehr gut, was sie meinte. Das Gefährt, was die Beiden freundlich *Bus* nannten, war wirklich ein halbes Hotelzimmer. Man kann es schlecht beschreiben, aber im Innenbereich hatte jeder von uns ein eigenes Zimmer!
 

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Nach einer guten halben Stunde Koffer verstauen, konnte es dann auch endlich in Richtung Tokyo losgehen. Wir hatten noch drei Stunden Fahrt vor uns, die wir höchstwahrscheinlich mit schlafen verbringen würden. Davor musste natürlich erst einmal eine CD in das Radio gelegt werden, und ich wollte jetzt Kanon! Also aufgesprungen und- In Darle gerannt. Mit einem dumpfen Knall und einem „Guck nach vorn!“, brachen wir in lautes Gelächter aus. Nur verstummte das sehr schnell, als die Scherben ihrer liebsten Royz-CD auf dem Boden auffielen. Ihr schien das auch nicht zu gefallen, da ihr Lachen im nächsten Moment zu einem genervten Seufzen wurde…

„Naja gut, dann hören wir halt An Cafe… Vielleicht bekomm ich ja eine Kopie von Kuina. Ich sollte ihn einfach mal fragen.“ Und weg war sie. Sauer war sie nicht, dass wusste ich, aber trotzdem würde sie bis zu unserer Ankunft nicht wieder aus ihrem Zimmer kommen. Ich lies mich den Rest der Fahrt noch ein wenig von der Musik berieseln und glitt irgendwann in meinen ruhigen Schlaf…
 

~Darle~
 

„Wir sind da!!!“ Die Stimme des Fahrers lies mich aus meinem Schlaf schrecken. Ein bisschen sanfter hätte Man(n) ja mal seien können, aber was soll man machen. Ich will ja nicht, dass sie mich am Ende ganz sanft nach Hause befördern. Da ich so ziemlich zerzaust war, bin ich nochmal ins Bad um alles zu richten und stolperte nach ein paar Minuten aus unserem sozusagen Hotel. Ich war immer noch beeindruckt, dass so was möglich ist! Aber genug davon. Als ich ausstieg, musste ich feststellen, dass wir erst am Stadtrand waren. Das hieß, ganz nett erklärt, wir durften jetzt mit Adresse bewaffnet, nach Kuinas Wohnung suchen. Leichter gesagt als getan und als wir fragen wollten, waren die beiden Herren auch schon verschwunden. Schön, also wirklich auf eigene Faust Tokyo erkunden!

„Also… Wo genau müssen wir hin? Ich mein wie kommen wir dahin?“ Ganz vorsichtig fragte ich meine Begleiterin. Sie kannte sich ein wenig besser aus als ich und ich verfluchte mich schon innerlich dafür, dass ich mich nicht weiter informiert hatte. Ich konnte dafür aber besser japanisch als sie, nur waren Sprachen für mich noch nie das große Problem gewesen, also zählt das auch wieder nicht. Im Großen und Ganzen also Gleichstand schätze ich mal! „Naja, ich würde sagen da lang! Also da steht jedenfalls, dass der Stadtteil in dieser Richtung liegt…“ „Hey! Nicht einfach abhauen, ja?“ Schrie ich ihr hinterher. Nach ihrer kurzen Ansage war sie doch allen Ernstes losgerannt und hatte mich stehenlassen. Nicht, dass ich nicht schnell genug bin, aber ein bisschen umschauen kann man sich ja schon. Wer weiß ob man hier später noch mal hinkommt? Niemand. Und genau deswegen hatte ich es nicht eilig. „Ach komm schon. Ich weiß du willst schnellstmöglich zu ihm!“ Dieses mehr als zweideutige Gesäusel war wieder so klar gewesen. Ich meine natürlich hatte sie ja Recht, aber muss man das denn laut durch die Straßen schreien? Und das auch noch in Japan…?
 

„Alle Achtung, euch hört man ja zehn Kilometer weit!“ lachte plötzlich eine laute Stimme, die mir viel, ja wirklich VIEL zu bekannt war. Umdrehen wollte ich mich nicht. Sich vor normalen Menschen zum Affen zu machen, gut, aber vor Miyavi, ich wiederhole MIYAVI! Ich könnte im Boden versinken und meine liebe Freundin, die auf der anderen Straßenseite von einem Fuß auf den anderen hüpfte, schien das gerade alles genau so peinlich zu sein. „Uhhhhhhhmm…“ fing ich schon mal ganz schlagfertig an. Nicht, dass er mich schon so für blöd abgestempelt hatte, jetzt war ich sicherlich auch noch wortfindungsgestört…
 

So ganz klar kam ich ihm sicher nicht vor, aber irgendwas musste ich ja mal antworten und da die liebe Steffi auch wie gelähmt auf der anderen Seite stand, musste ich die Situation selbst lösen.

„Also ich würde ja fragen, wieso ihr hier so rumstarrt, aber am besten erst mal: Hallo.“ Lachend streckte er mir seine Hand entgegen. So war das also. Er wollte mich völlig umbringen. Nicht weiter schlimm, aber langsam wurde es mir peinlich. „Hay. Sag mal, wissen sie wo das ist? Wir sind nicht von hier, wie sie sicher bemerkt haben, und wir sind auch zum ersten Mal hier und…“ „Nicht so schnell. Gib mir bitte den Zettel. Kann ja nicht so schwer zu finden sein. Aus Tokyo komm ich ja auch nicht. Und bitte nennt mich einfach Miyavi! Wenn man mich mit SIE anspricht fühl ich mich gleich wieder alt!“ Gute Laune schien er zu haben. Jedenfalls klang er so und auch sein atomares Lächeln untermalte das Ganze noch besser. Er besah sich den Zettel, insofern man das Geschmiere von mir noch lesen konnte, und nickte nach einer Weile. Meine Begleiterin gesellte sich dann doch noch zu mir, starrte den Herren aber weiterhin an. Konnte man ihr ja nicht verdenken, ich meine, wäre er nicht verheiratet, wäre er uns schon längst zum Opfer gefallen. Über meinen Gedanken lachend, folgte ich ihm und Steffi den Weg entlang. „Sagt mal… Wie heißt ihr eigentlich. Ich komm mir blöd vor, wenn ich euch die ganze Zeit nur mit du anspreche.“ Wo er Recht hatte. Wir wussten ja wer er ist, aber wer wir sind, das wusste er nicht.
 

„Also ich bin Steffi und das neben mir ist Darle.“ Wo sie allerdings ihr Selbstbewusstsein für gerade eben hernahm, erwähnte sie nicht, aber ich würde es sicher nicht erfahren also einfach lächeln und mitgehen. Die Blicke von vielen Anwohnern, die sichtlich verwundert über diesen großen, bunten Kerl mit den zwei, eindeutig kleineren, Nichtjapanerinnen waren, ignorierten wir genauso wie die dummen Kommentare von wegen, ob er denn jetzt seine Frau betrügen würde. Manche Leute übertreiben die ganze Zeit! Außerdem ist Miyavi auch eigentlich zu alt für uns…“Wo kommt ihr zwei überhaupt her? Ich mein, über mich wisst ihr ja so ziemlich alles denke ich!“ Über seine Frage lachend, bog er in die nächste Straße ein, sah uns dennoch fragend an, als wir nicht antworteten. „Aus Deutschland.“ Sagte ich nur knapp, weil ich lieber aus einem anderen Land stammen würde. Er schien meinen Unterton zu bemerken ging aber, nach einem kurzen „Interessant“, nicht weiter darauf ein. „Und wieso seid ihr hier? Tut mir leid, wenn ich so viel frage, aber es macht mich einfach neugierig.“ „Wir haben eine Reise gewonnen. Nur für eine Woche, man kann den Rückflug aber umbuchen, weshalb wir etwas länger hier bleiben werden.“ „Das freut mich für euch. Schätze ihr findet es besonders, hier zu sein. Ich frag mich manchmal, warum alle nach Japan wollen? Wenn man sein Leben lang hier ist, ist es gar nicht mehr so besonders… Klar ich verstehe das schon, in gewisserweise, ich selbst finde es auch immer toll, in ein anderes Land zu reisen, aber wenn es sein Heimatland ist, kommt es einem oft seltsam vor.“ „Klar, das vertseh ich!“ erwiderte ich mit einem Lächeln. Wir unterhielten uns noch eine Weile bis wir bei Kuinas Wohnung waren. Gegenüber unserem Begleiter hatten wir das natürlich nicht erwähnt, wäre ihm sicher unheimlich gewesen. Den Gedanken verwerfend, meinte ich: „Wir bekommen doch bestimmt noch ein Autogramm, oder?“ Meinem Hundeblick konnte er dann doch nicht widerstehen und so hatten wir jetzt sogar eine Unterschrift von Miyavi. Nach einer kurzen Verabschiedung machte er sich auf den Weg zur Bahn. Er meinte er hätte noch Besorgungen zu machen. Wir stellten unser Gepäck erstmal vor dem Wohnblock ab und suchten nach dem Namen auf dem Schild. Nicht so einfach, wenn man besagten Namen nicht kennt…
 

Zum Glück kam genau in dem Moment eine junge Dame aus dem Haus. Ich hoffte, dass sie uns helfen würde und nicht wie alle anderen nur abwinken würde. So beschäftigt kann man doch gar nicht sein!

Sie sagte zwar nichts aber zeigte uns wenigstens die richtige Klingel.

„Na dann klingel mal.“ Meinte meine Begleiterin optimistisch. Ich sah das Ganze im Moment sehr anders. Mir ging so ziemlich alles durch den Kopf, was ich über meine Vorbereitungen für diese Reise verdrängt hatte. Bevor ich allerdings irgendetwas tun konnte, hatte Steffi auch schon den Knopf gedrückt und rannte um die nächste Ecke. Ich verfluchte sie in diesem Augenblick so sehr, dass man Angst haben musste, sie würde unter meinem Blick in kleine Aschebrocken zerfallen. War wahrscheinlich der Grund dafür, dass sie abgehauen war.
 

Kurz darauf hörte man eine heisere Stimme aus dem Lautsprecher dringen und allein der Grund, dass er es war, lies mich völlig erstarren…

„…Hallo?“

I'm waiting I.

Ich hatte innerlich gehofft, er würde nicht auf das Klingeln reagieren. Schließlich war es ja schon gute 5 Minuten her, aber das Leben meinte es natürlich wieder nicht gut mit mir. Mein eigentliches Problem war, dass ich nicht die leiseste Idee hatte, was ich antworten sollte…

Meine Begleiterin, welche allerdings immer noch hinter der nächsten Ecke gekauert stand und lachte, war mir also auch keine große Hilfe. Das hieß für mich: Improvisieren! Nur wie? Ich meine, was sagt man schon, wenn man sozusagen vor der Tür seines Lieblingsstars steht und schon allein wegen dem Klang seiner Stimme total weg ist? Ich machte also eine elegante Drehung in Richtung Tür und viel kurzerhand mit einem dumpfen Knall gegen diese…

Gut, viel besser wäre es auch nicht geworden, wenn ich etwas gesagt hätte. Denke ich jedenfalls…

„Alles in Ordnung da draußen?“ fragte er, mit einem schon leicht unsicheren Unterton in der Stimme.

„Ja, klar. Deine Stimme hat sie nur mal eben umgehauen!“ lachte Steffi, die sich, nach meinem Sturz, dann doch wieder zu mir gesellt hatte. Ich war ziemlich froh, dass er mich gerade nicht sehen konnte, denn so verdammt rot, wie ich war, hätte man mich nicht mal mehr auf einem Tomatenfeld gefunden. „Sag mal tickst du noch richtig?“ fragte ich sie. In unserer Muttersprache natürlich, der Herr auf der anderen Seite der Freisprechanlage musste nun wirklich nicht alles wissen…

„Ich denke schon, ja! Ist doch nur die Wahrheit also wo liegt das Problem?“ fragte sie mich gespielt beleidigt. Und es war nicht die Wahrheit! Ich bin einfach nur gestolpert, aber wenn ich dir das sagen würde, wäre ich noch viel ungläubiger als ich es sowieso schon war.

„Dürfte ich dann mal erfahren, was ihr hier macht und warum ihr mich aus dem Schlaf klingelt?“ So langsam klang er wirklich genervt, was mir ehrlich gesagt gar nicht gefiel. Ich stand immer noch wie angewurzelt da und wusste einfach nicht was ich sagen sollte… Zum Glück wurde mir ein weiteres Mal von Begleiterin geholfen.

„Naja, du hast doch dieses Gewinnspiel gemacht und ja. Meine liebe, nicht sprechfähige Freundin, hat genau dieses gewonnen. Ich hoffe, das ist Erklärung genug.“ Auf sich stolz wendete sie sich ab und setzte sich auf einen ihrer Koffer. Er schien nachzudenken, jedenfalls hörte man alle paar Sekunden ein „uhmmm“ aus dem Lautsprecher. Ob er es vielleicht einfach vergessen hat? Das wäre allerdings sehr schlecht, denn so einfach wieder hier wegschicken könnte er mich nicht. Ich sags mal so: Ich würde nicht so leicht wieder gehen.

Ein weiteres Husten war zu hören und endlich auch eine Antwort seinerseits…

„Jetzt schon? Also nicht, dass ich mich nicht freuen würde, aber…“ Wieso ich mir gerade bildlich vorstellen konnte, dass er dasteht und etwas unbeholfen am Hinterkopf kratzt? Es passte einfach nur super zu ihm… „Ich dachte eigentlich du würdest später da sein.“

Ob ich ihm sagen sollte, dass wir schon viel später gekommen sind, als anfangs abgesprochen? Ich drehte mich zu Steffi um und sah sie leicht zweifelnd an. Sie schien zu wissen, was ich dachte und nickte nur stumm.

„Ich will dich ja nicht kritisieren, aber es ist schon um einiges später als du denkst, glaube ich. Und selbst ich bin schon viel später dran, als geplant.“ Versuchte ich ihm ruhig zu erklären. Ich wurde langsam wirklich nervös und genau das hatte ich eigentlich nicht gebraucht…

„Oh…!“ platzte es aus ihm heraus.

„Schätze mal, du hast auf die Uhr geguckt?“ lachte ich in das Mikro. Nein, ich versuchte ihn nicht zu ärgern, aber ich hatte immer gedacht ich würde mich vor ihm blamieren und nicht umgekehrt!

„Ich ähm… es tut mir echt leid. Wir hatten gestern noch einen spontanen Auftritt und ich denke mal, mein Wecker hat mich mal wieder im Stich gelassen…“ schmollte er. Ich verstand ihn schon. Mein Wecker war auch nicht viel besser, schließlich war ich wegen ihm oft genug zu spät zur Schule gekommen, nur war das mittlerweile wirklich egal, da wir unser Abi schon gemacht hatten und wir sowieso hierher abhauen wollten. Klar, Steffi musste sich deswegen von der Uni abmelden, wollte aber ihr Studium fortsetzen, sobald wir wieder zurückwaren.

„Ja ist schon in Ordnung, kann alles passieren… Ich kenn das gut genug!“ sagte ich nur.

„Was machen wir jetzt?“ fragte meine Begleiterin. Natürlich wieder Deutsch, damit er nicht mitbekam, was wir beredeten… „Glaub mir, ich weiß es nicht.“ Meinte ich leicht verzweifelt während ich mich zu ihr umdrehte und mich ebenfalls auf einem Koffer niederlies. Ich bekam mittlerweile echt Angst, dass alles umsonst war und wir wieder nach Hause müssen. Meine Gedanken wurden allerdings schon von Kuinas Stimme unterbrochen. Leicht gestresst klingend sagte er: „Ich mach mich nur noch fertig und räum auf ok? Ich will ja nicht, dass du völlig verstört wirst… Dauert nicht lange!“ rief er.

„Okay…“ antwortete ich leise. Er schien es trotzdem gehört zu haben, das mir natürlich sehr gelegen kam, sonst hätte ich noch mal aufstehen können.

„Gut, was machen wir jetzt solange bis er fertig ist?“ fragte mich Steffi von der Seite. Wir müssen schon ziemlich verloren aussehen mit unseren Koffern vor einer Wohnung wartend, die niemand aufmacht. Allerdings sah es hier aber auch so aus, als würde in nächster Zeit kein Mensch vorbeilaufen. Nicht, dass es eine ruhige Seitenstraße ist, aber es kam sicher nur alle fünf Minuten jemand hier lang.

„Ich weiß ja nicht was du vorhast, aber ich wird hier erst mal sitzen bleiben. Ich meine so lange wird er schon nicht brauchen…“ antwortete ich auf die Frage meiner Begleiterin. Meinen leicht zweifelnden Unterton hatte sie natürlich nicht überhört, wäre auch kaum möglich gewesen. Wer weiß schon, was er noch alles zu tun hat? Ihres anschließenden, ausgedehnten Gähnens zu Folge, schien sie genauso müde zu sein, wie ich es war. Wundern tat es mich nicht, wir hatten auch nur um die 5 Stunden Schlaf gehabt und das war definitiv nicht genug für einen Langschläfer wie mich!

„Wie wärs wenn wir unsere Koffer an die Wand stellen und uns hinsetzen? Ich mein, wenn wir schon warten müssen können wir ja auch das Beste daraus machen oder?“ Gute Idee, eigentlich. Ich nickte also nur stumm und schnappte mir mein Gepäck. Eine Sache wunderte mich allerdings an ihrer Idee… „Sag mal, wo willst du dich denn hinsetzen? Ich meine hier ist weit und breit keine B…“ „Auf den Boden da.“ Unterbrach sie mich mit einem Seufzer. Vielleicht könnte man an dieser Wand ja noch irgendwie zur Ruhe kommen. Wäre an sich ja keine schlechte Idee. Man konnte nur hoffen, dass es bei den wenigen Leuten blieb die hier vorbeiliefen. Ich will nicht, dass sie uns für Obdachlose oder totale Freaks halten. Man sieht auch nicht jeden Tag Leute vor einer Wohnung schlafen. Allerdings sahen wir schon alles andere als verwahrlost aus, aber man kann ja nie wissen. Ich stellte also meinen Koffer neben ihren an die Wand und setzte mich auf den Boden. Vielleicht wäre es vorher besser gewesen eine Jacke unter mich zu legen denn warm war diese ganze Sache hier so gar nicht. Hatte ich schon erwähnt dass es hier auch nicht viel wärmer als in Deutschland war? Wenn nicht, dann wisst ihr es jetzt und könnt euch sicher vorstellen wie es sich anfühlt in der Kälte zu sitzen. Trotzdem versuchte ich mich wenigstens ein bisschen auszuruhen. Sonderlich lange dürfte er ja auch nicht brauchen. Jedenfalls dachten wir das bis dahin noch…

Nach ein paar Minuten in denen ich verzweifelt versucht hatte meine Kopfhörer zu finden, bemerkte ich, dass meine Begleiterin bereits eingeschlafen war und das für mich hieß: Besser wach bleiben sonst wird uns noch was gestohlen. Ich denke ja wirklich nur das Beste, aber man kann ja nie wissen also geht Vorsicht vor!

Innerlich stolz auf meine Gedanken , widmete ich mich wieder meiner Suche. Irgendwo mussten sie ja schließlich sein und im Bus hatte ich sie nicht liegenlassen. „Kann doch nicht wahr sein!“ Fluchte ich leise vor mich. Schließlich hatte ich nicht vor, Steffi aufzuwecken. Ich kannte sie gut genug um zu wissen, dass das eine ganz schlechte Idee war…

„Hey! Suchst du vielleicht die? Hab sie gerade hier liegen sehen…“ rief plötzlich eine mehr als laute Stimme. Als ich dann auch noch ein leises Grummeln neben mir hörte, machte mich das völlig fertig. Jetzt würde sie auch noch sehen, dass ich zu blöd war, um meine Kopfhörer dort hinten zu sehen. Unauffällig waren sie nun wirklich nicht. Oder ist das Neon Pink etwa?

Ich hatte noch nicht zu ihm aufgesehen, war alles schon peinlich genug. Ich wurde allerdings in meinem Denken unterbrochen als ich plötzlich eine Hand an meinem Kinn spürte, die mich mit sanfter Gewalt zwang die Person vor mir anzusehen. Ich bereute es aber auch schon in der nächsten Sekunde wieder, mich nicht gewehrt zu haben, schließlich wäre ich dann nicht wieder so verdammt rot geworden. Als sich meine Begleiterin dann doch noch der Situation zuwandte, schien sie von Moment zu Moment immer kleiner zu werden. Der Herr schien sie dann auch endlich zu bemerken, achtete aber zunächst weniger auf sie.

„Also, sind das nun deine?“ fragte er mich ein weiteres Mal. Ich war mir immer noch nicht so sicher, ob ich der Sprache wieder mächtig war und versuchte es einfach erst mal mit einem stummen Nicken. Damit konnte man doch Nichts falsch machen.

„Du darfst auch mit mir reden, ja?“ Mist. Da denkt man einmal eine Sache ist schnell von Tisch und da ist das Gegenüber so energisch!

„Ja, sind sie und ich wäre sehr froh, wenn ich sie jetzt wiederbekommen würde!“ zischte ich ihm entgegen. Er ließ sie auch sofort fallen und schenkte nun Steffi mehr Beachtung. Ehrlich gesagt war das auch meine Absicht gewesen, denn als ich bemerkt hatte, wer er ist, wollte ich ihn ihr sofort vorstellen.

„Was hat dir denn die Sprache verschlagen?“ fragte er sie. Doch als er ihr Gesicht sah, schien er plötzlich total durch den Wind zu sein. Ich konnte mir gut vorstellen was er sich gerade dachte, aber ich wusste dass er so was von falsch lag. Schließlich ist sie gerade auch nur so, weil er es ist.

„Na… Naja ich meine Du! Du bist KANON!“ stotterte sie. Er lachte allerdings nur. Lag wahrscheinlich an ihrer Reaktion, nur sollte er sich bei ihr nicht in Sicherheit wiegen. So schüchtern wie sie gerade war, war sie nicht immer. Gut, im Moment hielt sie sich aber schon zurück, aber das sicher auch nur weil genau er es war und nicht irgendjemand.

„Das bin ich auf der Bühne, ok? Und außerdem will ich nicht dass alle mich mitbekommen. Ich bin noch müde genug von unserem Konzert gestern. Eigentlich hatte ich auch nur vor, Miku seine Tasche zu bringen. Hat sie einfach bei mir liegenlassen. Aber selbst abholen kann man bei ihm total vergessen, sicher kann er heute sowieso wegen Kai wieder nicht aufrecht geh- Naja jedenfalls muss ich ihm die hier wiederbringen…“ Bei seinen letzten Worten war er immer leiser geworden, allerdings hielt uns das nicht davon ab ein paar sehr vielversprechende Blicke auszutauschen. Ich meine, ich hab ja schon einiges gehört, aber Miku und Kai?! Nach allen Verrücktheiten, die wir in der letzten Zeit erlebt hatten, war das mit Abstand die Beste.

„Kai und Miku also… interessant.“ Meinte ich nur und machte mir ein paar wichtige Notizen in meinen Block. Vielleicht gehen mir ja mal Gesprächsthemen aus und dann ist das ganz entscheidend!

Nicht das ich eine Klatschtante bin… Ab und zu macht das einfach zu viel Spaß.

„Das habt ihr nicht von mir, verstanden? Sonst werde ich womöglich umgebracht.“ Nachdem er seinen Satz beendet hatte, wandte er sich ein weiteres Mal mir zu.

„Jetzt aber mal zu euch Beiden… Was macht ihr überhaupt vor Kuinas Wohnung? So selten wie er mal Besuch bekommt, möchte ich den auch kennen.“ Neugierig sah er zwischen mir und Steffi hin und her.

„Sei lieber vorsichtig, Kanon! Ich hör auch noch zu.“

Warte mal, was war das denn jetzt? Erschrocken wendete ich meinen Blick auf die Freisprechanlage. Hatte er und jetzt die ganze Zeit zugehört? Wir haben ja nichts Interessantes gesagt, aber unfair war das schon. Ich bemerkte erst nach ein paar Sekunden den ebenfalls erschrockenen Blich meiner Begleiterin, der sich genau wie meiner jetzt langsam wieder Kanon zuwandte, der ziemlich geschockt auf den Lautsprecher starrte. Anscheinend hatte er auch nicht geahnt, dass wir nicht ganz allein waren.

„Na, es ist doch nur die Wahrheit! Und außerdem, was lässt du denn die beiden Ladys hier so lange warten?“ Also wenn’s um Schlagfertigkeit ging, war Kanon bis jetzt der Führende. Kuina schien dasselbe zu denken, jedenfalls brauchte er sehr lange bis er wieder etwas antwortete.

„Was meinst du mit Lady’s‘? Ich dachte es gibt nur eine Gewinnerin…? Beziehungsweise darf ich ja nur eine Person bei mir unterbringen.“

Damit hatte Kanon sicher nicht gerechnet. Er drehte sich wieder zu uns um und sah meine Begleiterin eindringlich an. Diese zeigte allerdings nur in einer kurzen Geste, dass sie nicht diejenige wahr, die hier wirklich wartete.

„Verstanden… Naja, ich bring Miku mal schnell seine Tasche. Ihr bleibt ja sicher noch ne ganze Weile hier.“ Na den Unterton konnte man ja kaum überhören. Aus der Freisprechanlage hörte man nur ein genervtes Husten, was sich allerdings danach schnell grummelnd verzog. Es klang so als würde er sich mir jemanden unterhalten, aber er war definitiv allein da oben. Sonst wäre vorhin auch mal eher jemand da gewesen um ihn aufzuwecken…

„Aber beeil dich, wir langweilen uns hier zu Tode!“ rief meine Begleiterin ihm noch hinterher. Dass sie auf einmal wieder total normal war, wunderte mich trotzdem. Es war ja immer noch derselbe Typ, der vorhin auf mich zugekommen war und niemand anders. Wie gesagt: Sie schlägt halt oft schnell und spontan um.

„Warum seid ihr eigentlich alle zu fies zu mir? Nein, dich hab ich nicht gemeint. Wen sonst? Ist egal, bring mir einfach mein Zeug vorbei! Naja, alles… du weißt schon.“ Telefonieren tat er also wirklich. Ich dachte er hat noch so viel zu tun?

Ich lies mich dann einfach leicht frustriert wieder an der Wand nach unten sinken und versuchte nicht völlig durchzudrehen. Mal ganz ehrlich: Wir sind schon zu spät. Kuina hat anscheinend noch aufzuräumen und was weiß ich nicht alles, aber hat noch Zeit nebenbei zu quatschen!

„Achja, wir sind nur so, weil du uns hier schon eine halbe Stunde warten lässt. Ich weiß du kannst nichts dafür, aber ein wenig kann man sich ja trotzdem beeilen, oder?“ Das Ganze war dann doch etwas aggressiver herausgekommen, als es ursprünglich sein sollte. Meine Begleiterin war auch sichtlich überrascht von meiner Reaktion. Ich war normal eher die ruhige von uns Beiden, aber ich wollte nun mal endlich zu ihm! Und mir dauerte das mittlerweile schon ziemlich lange.

Sie klopfte mir nur beruhigend auf die Schulter und meinte etwas wie „Hey, das wird schon noch werden.“ Manchmal war ich richtig froh, sie mitgenommen zu haben. Klar, sie würde jetzt erst mal in ein Hotel gehen, aber danach würden wir ja noch ne ganze Weile zusammen Japan unsicher machen. Jedenfalls dachte ich das zu diesem Zeitpunkt noch.

„So langsam bin ich mir da nicht mehr sicher…“ murmelnd sah ich nach oben. Es sah sehr danach aus als würde es gleich anfangen zu regnen und das könnten wir jetzt am wenigsten gebrauchen, denn einen Regenschirm hatten wir sicher nicht dabei. Augenrollend fing ich an in meiner Tasche nach irgendetwas zu kramen, dass uns im schlimmsten Fall vor dem Regen schützen könnte. Natürlich fand ich nichts, dass auch nur annähernd dafür gedacht sein könnte.

Zum Glück wurde das Wetter nach weiteren zwanzig Minuten noch ein wenig besser als zunächst gedacht.

Kanon war tatsächlich wieder zu uns gekommen, sah aber mehr als genervt aus. Er meinte nur, jeder wäre sicherlich davon verstört gewesen, Kai nackt zu sehen. Also, wenn man selbst männlich ist, sonst wäre das Ganze ja weniger problematisch gewesen. Weiter nachfragen wollten wir aber auch gar nicht. Hauptgrund dafür war aber, dass er nicht danach aussah als wollte er darüber reden. Er wechselte darauf auch ziemlich schnell das Thema…

„Was ich noch fragen wollte… Wenn nur du zu ihm darfst, was machst du dann?“ etwas Unsicherheit schwang in seinen Worten mit, das war allerdings schon fast die ganze Zeit so gewesen, aber gerade jetzt fiel es mir besonders auf.

„Man hat mir ein Hotel angeboten, liegt zwar etwas außerhalb, aber ich werds schon überleben.“ Meinte sie nur ohne groß darum rumzureden. Ich fragte mich irgendwie schon eine ganze Weile, warum er so nervös an seinen Armbändern herumspielte. Es kam mir so vor als würde er sehr angestrengt über etwas nachzudenken, ich traute mich aber auch nicht nachzufragen…

„Ich hab da so eine Idee, natürlich nur wenn du nichts dagegen hast.“

Er stoppte kurz und sah meine Begleiterin ziemlich eindringlich an. Sie sollte ja auf keinen Fall nein sagen, also musste er sie mit allen Mitteln überzeugen. Wenn er nur wüsste, wie wenige das eigentlich waren…

„Wie wäre es denn, wenn ich dich bei mir unterbringe? Ich hab genug Platz, also ein Problem wäre es für mich nicht.“ Lächelnd sah er die nun sehr verdutzte Steffi an. Wie gesagt, sie schlägt halt schnell um.

Ich hatte mich mittlerweile wieder meinen Problemen zugewandt und kritzelte einfach wütend etwas in meinen Block. War nicht mal so falsch gewesen ihn mitzubringen, schließlich würde ich in innerhalb von ein paar Minuten allein hier sitzen, denn meine Begleiterin würde Kanon sicher nicht widerstehen. Nicht einmal für mich, aber so schlimm war das ja auch nicht.

Als sie aber wirklich nickte und mir in einer kurzen Geste zu verstehen gab, dass sie jetzt schnellstmöglich zu ihm müsste, riss mir persönlich der letzte Geduldsfaden. Ich mein, Superstar hin oder her: Ich wollte nicht allein gelassen werden! Doch ehe ich noch etwas dazu sagen konnte, hatte mein Kopf ihr schon mit einem Nicken erklärt, dass sie gehen dürfte. Warum war mein Kopf immer schneller als ich denken konnte? Hallo?

Ich war dann also mir selbst überlassen. Auch gut, aber alles gut reden half mir jetzt auch nicht mehr. War eh schon alles zu spät. Gerade als ich meinen Kopf wütend auf meinen Block schlagen wollte hörte ich plötzlich Schritte von der Seite, die eindeutig auf mich zukamen.

Wer das wohl schonwieder war? Ich fand eigentlich, dass ich heute schon genug Menschen, beziehungsweise Berühmtheiten, getroffen hatte. Danke an dieser Stelle mal an mein Leben, bist echt klasse. Kann man nichts dran meckern!

Jedenfalls kamen mir die zwei Personen immer näher, was mich so langsam wirklich verunsicherte.

„Bitte, Lieber Gott, lass sie einfach an mir vorbeigehen!“ betete ich still und verkroch mich etwas in meiner Jacke. Jetzt war die Übergröße also wirklich mal zu was zu gebrauchen. Natürlich half das weder gar nicht, denn gerade als ich dachte, die Beiden wären an mir vorbei, wurde mir auch schon ziemlich unsanft meine „Maske“ aus dem Gesicht gezogen. Als ich mich von meinem Schock erholt hatte, konnte ich nur feststellen, dass mir ein weiteres Mal Miyavi gegenüber stand, dieses Mal aber mit Gackt im Schlepptau. Der stand allerdings etwas abseits und schien, genau wie ich, einfach nur hier weg zu wollen. Also mir wurde er schon wieder ein ganzes Stück sympathischer als er es ohnehin schon war.
 

Den anderen Herrn interessierte das Ganze anscheinend so wenig, man könnte ahnen, er hätte wirklich keine Ahnung… Nur war es eher so, dass er es gekonnt ignorierte. Warum auch auf die Gefühle anderer achten? Wahrscheinlich machte er sich gerade innerlich darüber lustig, dass ich hier immer noch saß und wartete. Noch dazu, also jetzt jedenfalls, allein.

„Was machst du denn noch hier?“ Als ob er das nicht wüsste, schließlich kam er ja aus genau derselben Richtung, in die die zwei anderen vor kurzem verschwunden waren.

„Maaaaaann, Mivy! Du hast doch gesagt wir gehen was trinken.“ Schmollte der andere Herr auf einmal. Anscheinend steckte mein Gegenüber gerade auch in einer wirklich schlechten Situation. Aufziehen würde ich ihn damit nicht, aber es tat tut gut zu wissen, dass auch andere Leute von dummen Zufällen überfallen werden.

„Ja, machen wir auch noch, aber wir haben noch Zeit, Keru hat gemeint er kann erst später…“ „Ist der schonwieder mit diesem Teruki unterwegs? Die passen doch so gar nicht zusammen!“

Diese Diskussion wurde also doch noch interessant. Das wäre dann schon das 3. Paar, das ich in meinem Block verzeichnen kann. Jetzt würde mich nur noch interessieren, wie es bei Gackt so aussah. Es schien mir dann allerdings unhöflich, mich in die Unterhaltung von zwei erwachsenen Männern einzumischen…

„Du beschwerst dich doch auch nur, weil du niemanden bei dir zu Hause hast. Dieser Eine, den du letztens in dieser komischen Bar aufgegriffen hast. Der war doch total nett…!“

„Ja, aber der wollte sich fest binden, das ist doch Nichts für mich.“ Ich war kurz davor, mich einfach wieder von meiner Musik berauschen zu lassen, als sich dann doch plötzlich jemand mir zuwendete.

„Hast du nicht Lust mitzukommen? Die Sache hier scheint sich ja doch ziemlich in die Länge zu ziehen.“ Warte, warte, warte… Hatte Gackt gerade allen Ernstes MICH gefragt, ob ich mit ihm und Miyavi was trinken will?

Sicher hätte mich jeder für das geohrfeigt, was ich als nächstes gesagt hatte, nur konnte ich ja schlecht einfach abhauen. Im Gegensatz zu meiner Begleiterin hatte ich ja noch was vor! Wie lange das auch noch dauern würde, ich würde hier sitzen und weiter warten. Und warten…

Nachdem die Herren mich wieder verlassen hatten, versuchte ich mich einfach wieder mit Musik abzulenken, was mir auch gelungen wäre, wenn ich nicht plötzlich eine ziemlich laute, zwar gut singende, mich aber absolut nervende Stimme hörte. Wirklich, ich wollte doch nur in Ruhe warten!

Ich hielt meinen Kopf einfach tief gesunken auf meiner Brust liegen und sah einfach nur nach unten. Vielleicht würde er mich ja einfach übersehen…

„Hey, du da! Kannst du den mal halten?“

I'm waiting II.

„Hey, du da! Kannst du den mal halten?“

Okay, das mit dem Übersehen hat dann doch nicht so ganz funktioniert, aber vielleicht würde er auch einfach weitergehen, wenn ich mich zu auffällig bewege…

„Es wäre besser, wenn du mir hilfst…“ War das jetzt eine Drohung? Ich meine erst kommt dieser Unbekannte hier an ohne auch nur einen Gedanken an ein ‚Hallo‘ zu verschwenden und dann erwartet er auch noch, dass ich ihm bereitwillig bei seinen Angelegenheiten helfe. Na Klar!
 

Nach einem weiteren Husten von ihm zwang ich mich dann doch dazu meine Arme zu heben und den Korb abzunehmen. Eben genannte Arme krachten aber schon im nächsten Moment mit samt dem Korb wieder nach unten. War dann doch schwerer gewesen als gedacht und irgendwie tat mir der arme Kerl leid, der das Ganze hierher geschleppt hatte. Apropos Kerl, Was machte er hier überhaupt?

„Sag mal… Wieso bist du eigentlich hier?“ Ich versuchte so vorsichtig wie möglich zu fragen. Wäre ja auch zu schlimm gewesen, wenn ich ihn auch noch beleidigen würde. Er schien mir die einzige Möglichkeit zu sein, noch irgendwelche Gesellschaft zu bekommen und das würde ich mir jetzt nicht versauen.

„Ich würd ja sagen, guck einfach mal hoch, aber ich komm besser zu dir runter, weil ich ja sowieso noch den Haufen hier aufräumen darf. Wo ich gerad dabei bin: Du hilfst mir jetzt mal dabei, schließlich hast du ja alles fallen lassen.“ Widerworte schienen sinnlos, also am besten erst mal nach vorne hocken um irgendwie nach den Klamotten greifen. Nur fiel ich, als ich dann endlich in das Gesicht des mir erst Unbekannten blickte, sofort wieder nach hinten gegen die Wand.
 

„Fuck…“ Mehr wollte und konnte ich dazu nicht sagen. Ich meine, ich konnte ja nicht ahnen, dass er es war. Irgendwie fing ich an, mich hier richtig unwohl zu fühlen. Die Berühmtheiten wurden mir alle ein wenig zu viel!

„Also, mich hat man auch schon netter begrüßt, aber wenn du meinst.“ Lachte er nur während ich mehr und mehr im Boden zu versinken schien. Durfte doch alles nicht wahr sein!

Ich ging nicht weiter darauf ein und versuchte einfach mal, die ganzen Klamotten von Boden aufzusammeln. Allerdings gab ich das nach ungefähr drei T-Shirts wieder auf, als mir plötzlich eine Unterhose an den Kopf knallte.

Das Ganze wurde nur mit einem „Fangen ist das halbe Leben kommentiert!“ kommentiert. Ganz ehrlich: Ich mochte ihn jetzt schon nicht. Ich machte hier einen auf freundlich, aber werde dafür auch noch mit Wäsche bombardiert!
 

Leise grummelnd machte ich mich daran, wenigstens noch das letzte Oberteil zusammenzulegen. Irgendwann wollte der Herr den Korb ja auch noch bei dem Besitzer abliefern.

Bevor er das aber durfte, wollte ich mal wissen, warum er das hier überhaupt machte. Ich tippte ja innerlich, dass er einfach eine Wette verloren hatte, aber DAS wäre dann doch übertrieben!
 

„Sag mal…“ fing ich an, während er ziemlich aufgebracht versuchte diese sogenannte „Hose“, obwohl ich das nur noch als Stofffetzen bezeichnen würde, auseinander zu fitzen.

„…Warum macht du Kuinas Wäsche? Also ich gehe mal davon aus, dass es seine ist.“ Okay, blöd ausgedrückt, er schien es trotzdem zu verstehen und richtete sich schnaubend auf.

„Ich hab eine ganze Weile bei ihm gewohnt. In meiner Gegend gab es ein Erdbeben und die meinten, dass es dort nicht mehr sicher wäre. Er hat mich dann bei sich aufgenommen und musste mich die ganze Zeit bewirten also hab ich gemeint, sobald ich wieder in meine alte Wohnung kann, mach ich irgendwas für ihn und so kam das dann.“ Meinte er trocken. Es war im Prinzip seine Schuld. Er hätte ja auch einfach gehen können.

Ich hatte starke Probleme mir mein Lachen zu verkneifen. Ich meine, ist schon ganz schön fies von Kuina. Auf der anderen Seite aber gar nicht mal so doof, schließlich spart ihm das eine Menge Arbeit. Auf mein Kichern antworte er aber nur mit einem Schlag auf meinen Kopf.

„Danke auch! Ich hab dir wenigstens geholfen…“ schmollte ich und setzte mich wieder zurück auf meinen gemütlichen Platz auf dem Boden, den ich nun schon für gute vier Stunden besetze. So langsam reichte mir das Ganze hier gewaltich! Nicht nur, dass ich hier sitzen musste. Nein, weiterhin wurde ich schon mehrmals allein gelassen, habe die Chance mit Gack auszugehen vergeben und jetzt bekam auch noch Unterhosen und Schläge ab!

„Tut mir Leid, ok? Der Herr da oben geht mir in letzter Zeit nur ziemlich auf die Nerven.“ Ganz plötzlich war er also wieder gut gelaunt. Naja, hoffentlich schafft er es endlich, besagten Herr da oben mal dazu zu bringen endlich fertig zu werden.

Nur sah es gerade nicht danach aus, als würde sich da mal was tun. X-Mal auf die Klingel zu drücken halt dabei auch nicht, weshalb ich wieder aufstand und zog ihn von der Tür weg.

„Das geht schon den ganzen Abend so, glaub mir ich sitze hier schon ewig!“ Mein letztes Wort hatte ich auffallend ausgedehnt, damit meine Situation besonders deutlich wurde.

„Übertreib es besser nicht.“ Maulte plötzlich eine mittlerweile altbekannte Stimme aus der Freisprechanlage. Ach, jetzt war es auf einmal meine Schuld! Wer von uns hat den hier wen warten lassen? Ich nicht.

„Kuina! Ganz vorsichtig sonst landen deine Klamotten auf dem Müll. Du hättest sie ja wenigstens in den Flur lassen können und nicht draußen!“ konterte plötzlich der, der mich kurz davor noch geschlagen hatte. Seine Worte schienen allerdings gewirkt zu haben, weil sich die Haustür nun doch noch öffnete.

„Ich bring schnell den Korb hoch, dann helf ich dir mit den Koffern!“

Na gut, anscheinend war er doch netter als gedacht. Den Gedanken, dass er das nur tat, um Kuina zu ärgern, verdrängte ich natürlich bestens.

Aus dem Lautsprecher war nur so etwas wie „Schleimer“ zu hören, was zwar nicht an mich gerichtet war, ich aber trotzdem „Er ist wenigstens höflich!“, antwortete. Daraufhin schwieg er allerdings.
 

Während er sich aufmachte die Treppen mit dem Riesenkorb zu erklimmen, versuchte ich schon mal, eher schlecht als recht, meine Koffer in den Flur zu bringen damit er dann nicht zu viel zu tun hatte. Auch wenn der Weg zwischen vor der Tür und hinter der Tür eher minimal war…

Trotzdem schien es mir nett, ihm wenigstens einen kleinen Teil Arbeit zu ersparen. Ich wette er hatte mit den Klamotten schon genug gehabt. Außerdem waren es ja nur zwei Gepäckstücke, die ich bei mir trug. Allerdings waren die dafür ziemlich groß, was aber, im Anbetracht dessen, dass ein halbes Jahr Japan auf mich und meine liebe Begleiterin wartete, gar nicht mal so verkehrt.
 

„Maaaaaaaahhhnn, Bubu! Was hat denn da so lange gedauert?“ Also anscheinend war Bubu, oder auch Subaru genannt, seiner Meinung nach der, der hier zu spät war.

„Wenn du mich kurz vor knapp anrufst, kannst du nicht erwarten, dass ich innerhalb von 5 Minuten deine ganze Wäsche gemacht hab!“ schimpfte eben angesprochener auch schon zurück. Wo er Recht hatte, hatte er ja Recht, aber einen wütenden Gastgeber wollte ich wegen ihm nun auch nicht bekommen. Es sah nur langsam sehr danach aus.
 

Mein Verdacht wurde auch sofort bestätigt, als man mehr als laut die Tür zuknallen hörte. „Na prima…“ murmelte ich vor mich hin. Das war mir zu viel.

Als dann auch noch Bubu die Treppen nach unten gestolpert kam, schien mir die Situation komplett verloren. Am liebsten wäre ich einfach abgehauen, wäre aber am Ende auch sinnlos gewesen. Wo hätte ich auch hingehen können?
 

„Was war denn mit dem los?“ fragte ich nur, während er sich vor Wut zitternd meinen ersten Koffer schnappte und sich auf den Weg nach oben machte. In einem Stück schaffte er das zwar nicht, aber nach guten fünf Minuten war das Gepäckstück dann doch in der VIERTEN! Etage. Ich bekam allerdings nur ein Schnauben als Antwort.

„Weiter oben gings aber nicht, oder?“ „Musst die Koffer ja nicht tragen…“ war nur die trotzige Antwort Kuinas, der mittlerweile seine Tür wieder geöffnet hatte. Zu meinem Glück, hatte er sich einigermaßen beruhigt. Schließlich müsste ich in ein paar Minuten diese Treppen erklimmen.
 

Als Bubu den zweiten Koffer in die Hand nahm, machte er mir mit einer Geste klar, dass ich ihm schon folgen könnte. Im Nachhinein hätte ich lieber nein gesagt wenn ich gewusst hätte, dass ich ihm so natürlich beim Tragen helfen musste, aber man sollte besser höflich sein. War irgendwie die erste Weisheit, die sich gerade mit den beiden Herren hier, bewahrheitet hatte.
 

Oben angekommen, drehte er sich dann plötzlich sofort um und ging dann draußen. Also mich hier einfach allein dem Piranha zum Fraß vorgeworfen. Ich durfte dann auch sofort feststellen, dass es inzwischen keine Möglichkeit mehr für einen Rückzieher gab, da sich eins meiner Gepäckstücke schon in der Wohnung befand und genau im selben Moment derjenige, der es dorthin befördert hatte, nach draußen trat, dann aber ziemlich überrascht in der Tür stehen blieb und mich anstarrte. Was machte man in so einer Situation? Auf jeden Fall sollte man nicht das tun, was ich tat. Kopf runter und hoffen, dass er einfach wieder geht…

In Trouble... oder so ähnlich.

„Du bist ja kurz.“ Lachte er kurz darauf und als ich wieder aufsah merkte ich, dass er gefährlich nah vor mir stand. Irgendwie passierte so was ja immer, wenn man es am wenigsten wollte.

Er wuschelte mit seiner Hand durch mein Haar, sah mich dann aber wieder ernster an, als schien ihm seine eigene Reaktion peinlich zu sein. Wünschenswert für mich, damit er wieder aufhört.
 

„Tut mir Leid, hab nur eher eine, naja, größere Person erwartet. Aber ehrlich gesagt ist es mir so auch lieber, dann komm ich mir nicht so klein vor.“ Verlegen kratzte sich mein Gegenüber am Kopf.

„Muss dir nicht leidtun. Ich finds eigentlich schön kein Riese zu sein. Da fällt man nicht so auf!“ Erklärte ich ihm meine Sicht der Dinge, woraufhin er ein weiteres Mal auflachte. Irgendwie schien er mir jetzt schon unglaublich sympathisch und das nicht nur, weil er berühmt war.

„Wenn du meinst… Achja! Vielleicht sollten wir besser reingehen. Die Wände haben Ohren…“ Augenrollend und meinen zweiten Koffer schnappend, folgte ich ihm in seine Wohnung. Ich konnte erstaunt feststellen, dass sie um einiges kleiner war, als Steffi und ich zunächst gedacht hatten, aber ihr würde ich heute Abend, nachdem ich ihr noch mal meine Meinung gegeigt hatte, alles berichten. Mit Irgendjemanden musste ich ja schließlich darüber reden. Mit meinen Freunden in Deutschland würde ich sowieso nur über meinen Laptop erreichen, dazu müsste ich aber erst wissen, wie ich bei ihm an W-Lan komm. Nur wäre es unhöflich, sofort bei ihm kostenlos Internet zu schnorren…

„Hast du vor noch lange dazustehen oder folgst du mir in dein Zimmer?“ Okay, das klang jetzt mehr als nur anzüglich. Einen Moment lang dachte ich ernsthaft darüber nach, einfach hier stehen zu bleiben und abzuwarten, als mich ein Husten seinerseits aus meinen eher unwichtigen Gedanken riss und ich mich doch noch in ‚Mein‘ Zimmer begab. Es war ein relativ großer Raum mit drei Fenstern. Sah zwar durch die weißen Wände und die Pastellfarben, welche allerdings überall in dieser Wohnung anzutreffen waren, etwas nach Krankenhaus aus, aber an sich war es schön eingerichtet. Ich könnte mich sicher daran gewöhnen.

„Ich lass dich besser in Ruhe deine Sachen wegräumen. Fühl dich wie zu Hause!“ Und weg war er.
 

Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich nicht ganz so allein war, wie gedacht. Das bestätigte sich auch sofort als sich ein kleines graues Fellknäuel um meine Beine wand. Ich schrie unwillkürlich auf und stolperte ein paar Schritte zurück nur um dann, eher unsanft, auf meinem Koffer zu landen.

Durch meine Reaktion hatte sich die Katze [Ja, mittlerweile war mein Gehirn so weit, dass er ja eine Katze hatte] aus dem Staub gemacht und mich in meiner Schande allein gelassen.

Der Besitzer brach kurz darauf in schallendes Gelächter aus. Wahrscheinlich war ihm die gute gerade in die Arme gelaufen.

„Ach Mii-chan, was machst du denn mit unserem Gast? Du weißt doch du sollst nicht einfach fremde Leute erschrecken…“ Also Ironie schien er ja schon mal fließend sprechen und über mich lustig machen tat er auch noch…
 

„Ist doch alles zum Heulen…“ fing ich an zu schmollen. Vielleicht hätte ich sie festhalten müssen und dann einsperren! Wer schleicht sich einfach zu anderen Leuten und schmiegt sich dann auch noch einfach so an dessen Beine?!

„Na so was hab ich auch noch nicht erlebt!“ Super, jetzt sah auch noch Kuina meine Schande. Ich ließ daraufhin nur meinen Kopf hängen. Viel zu peinlich das Ganze…

„Alles in Ordnung?“ Er wurde langsam etwas unsicherer als ich nach ein paar Minuten immer noch nicht auf ihn reagierte. Warum konnte er nicht einfach gehen? Gastgeber hin oder her. Ich wollte lieber allein auf meinem Koffer sitzen und weinen.

„Hey, Mii-chan macht das öfters… glaub mir du willst nicht wissen wie oft ich schon über sie gestolpert bin.“

Ich schmunzelte nur kurz über seine Bemerkung und versuchte mich endlich wieder aufzurichten. Auf halbem Weg spürte ich aber einen stechenden Schmerz, der mich zurückfallen ließ. Nur kam ich nicht wieder auf einem Gepäck an, sondern wurde von zwei Händen aufgefangen und nach oben gezogen. Überrascht von seiner plötzlichen Reaktion schrie ich ein weiteres Mal auf als ich schon wieder viel zu ah vor ihm stand. Ich konnte mir gut vorstellen, wie rot ich in diesem Moment war, selbst wenn ich es nicht sehen konnte, sein fieses Lächeln verriet es mir sofort.

„Bist du dir sicher du kommst hier allein klar? Ich hab nämlich keine Lust dich noch in die Notaufnahme zu bringen.“ Jetzt wusste ich auf jeden Fall schon mal für wie tollpatschig er mich hielt, ich war nur der Meinung dass er, wenn man mal auf die letzten fünf Stunden zurücksah, auch nicht herausragend besser war.

Also machte ich mich nur schnaubend wieder daran meine Sachen aus meinem Koffer in den meiner Ansicht nach viel zu großen Schrank. Er ließ mich auch sofort wieder allein, was mir persönlich half mich wieder ein wenig von seinem offensiven Handeln zu beruhigen.

Nicht das mich das Ganze stören würde, aber es war mir ein bisschen unangenehm.

Gerade als ich mein letztes T-Shirt wegräumen wollte, wurde ich schon wieder von Kuina unterbrochen, als dieser meine Tür aufstieß und mich ein wenig ungläubig musterte. Erst als ich ihn zum zweiten Mal ansah merkte ich, dass er etwas in der Hand hielt, das verdächtig nach meiner Handtasche aussah. Mir wurde augenblicklich unwohler als er seinen Arm hinter seinem Rücken vorzog und sein Blick immer tadelnder auf mir lag.

Okay, was hatte er da gefunden? Ich meine es gab ja nichts so unglaubliches in meiner Tasche, aber er schien etwas gefunden zu haben, dass mich eines Besseren belehren würde…

„Also nein…“ Kopfschüttelnd hielt er mir seinen Fund entgegen und diesmal konnte ich ihn sogar verstehen. Da war ja noch die CD, die dank Steffi im Bus in die Brüche gegangen war, aber die Geschichte würde er mir ja sowieso nicht glauben…

„Naja, also… das war so…“ Ich wusste nicht so richtig wie ich ihm das jetzt erklären sollte, entschied mich dann aber dafür es einfach mal mit der Wahrheit zu versuchen. Er sah mich nur erwartungsvoll an, was mir in der Situation und auch beim Denken nicht half.

„A-a-also meine Freundin und ich sind ja mit einem Bus hierher gefahren und da wollten wir Musik hören und da ist sie gegen mich gerannt als sie ihre CD in das Radio packen wollte. Erst haben wir gelacht, aber dann hab ich meine am Boden zerschmettert gesehen…“Meine letzten Worte kamen mir etwas leiser als gedacht über die Lippen. Meinem Hirn schien ich also inzwischen auch schon zu peinlich als das es mich sagen lassen wollte, was die Wahrheit war.

Fertig mit meiner Erzählung, versuchte ich einfach nur, ihn nicht wieder ansehen zu müssen, was mir dadurch dass ich immer noch nicht mit Aufräumen fertig war, nicht mal so schwer fiel.

Nur blieb er weiterhin im Zimmer, setzte sich jetzt aber einfach auf das Bett und beobachtete mich bei meiner Arbeit.

„Ich hab da nochmal eine Frage an dich…“ Ich war zwar schon eine gute Stunde hier und hätte das auch viel eher sagen können, aber mein Sturz vorhin hat mir anscheinend wirklich nicht sonderlich gutgetan. „Was gibt’s?“ Er stand wieder auf und schnappte sich Mii-chan als sie wieder vorhatte mich zu erschrecken. Man könnte meinen sie hätte geahnt, dass ich über sie reden wollte.

„Warum hast du mich nicht gewarnt, dass es bei dir kleine graue Monster gibt?“ Schmollend sah ich ihn eine Weile an bis ich mich lächelnd von ihm abwandte um meinen Laptop aus meiner Tasche zu kramen. Es sah fast danach aus, als hätte er mal keine Schäden vom Flug genommen. Bei den letzten Malen war das aber immer passiert also warum diesmal nicht wieder? Mein Verdacht bestätigte auch sofort als ich die Tasche öffnete und das Gerät aufklappen wollte. Natürlich zierte ein langer Ritz im Bildschirm meinen geliebten Laptop und der Verursacher stach mir auch sofort ins Auge. Der Gitarrenchip! Ich hatte ihn während ich gewartet hatte dort verstaut damit ich nicht verlieren konnte. Jetzt fing ich aber an zu bereuen, dass ich so vorsichtig sein wollte.

„Also einmal habe ich ja nicht geahnt, dass sie sofort zu dir stürmt, weil es eigentlich nicht ihre Art ist und… Warum starrst du gerade so angestrengt auf deine Tasche?“ Verwundert darüber, dass er noch hier war, drehte ich mich um und zeigte ihm die Schande. Er quittierte da Ganze aber nur mit einem Lachen und meinte ich sollte einfach mal versuchen ihn anzuschalten, vielleicht lief er ja trotzdem noch.

„Wie ist das eigentlich passiert? Weil nur vom Flug, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so mit den Sachen umgehen…“ – Du bist ja auch berühmt, da sorgen sich alle drum- hätte ich am liebsten gesagt, aber den tadelnden Blick von vorhin wollte ich nicht noch mal auf mich gerichtet haben. Einmal reicht da definitiv!
 

„Nein…aber spitze Gegenstände in der Tasche können schon zu so etwas führen. Denke ich.“ Verschämt schloss ich meine Koffer und brachte sie in die andere Zimmerecke damit es wenigstens ein bisschen ordentlich aussah. Der Chip lag weiter unbeachtet in der Hülle meines Laptops während ich mich zu Kuina und Mii-chan gesellte, welche, als ich mich zu ihnen setzte, sofort auf meinen Schoß sprang und sich an mich schmiegte. So langsam hatte ich das Gefühl, dass mich da jemand mag, nur war sie mir, seit meinem Sturz viel zu unsympathisch geworden.

Ich wollte sie aber auch nicht wegschubsen, wäre gegenüber dem Herrchen nicht fair gewesen und seine Wut wollte ich nicht auf mir lasten haben. Ihr Schnurren wirkte nach einer Weile ziemlich beruhigend auf mich zu wirken und als sie da so lag, sah sie sogar ganz niedlich aus.

„Wow, also ich werd immer gekratzt wenn ich auch nur versuche sie irgendwie zu streicheln. Deshalb geht es mir eigentlich immer ziemlich auf die Nerven wenn ich kurze Oberteile anziehen muss. Da denken die Fans immer ich würde mich ritzen und naja, das tu ich natürlich nicht.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf, setzte sich verwundert wieder zu mir und hielt mir etwas kleines, dreieckiges-

„…“ Da hat also jemand sein Geschenk geortet bevor ich auch nur einen Plan hatte, wie ich es ihm geben könnte.

Besser hätte das ja auch nicht laufen können! Da will man einmal was richtig machen und das Leben macht einem gnadenlos einen Strich durch die Rechnung…
 

„Na, was man nicht alles findet. Das war also der Übeltäter, der deinen Laptop zerstört hat…?“

„Da muss man nicht fragen, ist doch ganz logisch oder?“ motzte ich ihn an. Im Nachhinein tat er mir schon Leid, weil es ja nicht seine Schuld war. Es machte mich nur fertig dass gerade mir WIEDER so was passiert. Jedes Mal, wenn sich auch nur die geringste Chance dazu bietet!

Überrascht von meiner Reaktion, stand mein Gastgeber auf und wollte mit „seinem“ Geschenk verschwinden.

„Hey! Das kannst du nicht einfach mitnehmen!“ Ich versuchte ihn irgendwie mit meiner Hand festzuhalten, knickte mir aber meinen Finger um als er plötzlich anhielt und sich wieder zu mir umdrehte. Ich zischte kurz schmerzlich auf und spürte im nächsten Moment seine Hand an meiner. In jeder anderen Situation und sich auch für andere Leute, hätte das jetzt sonst was heißen können, aber gerade war das eigentlich nur so, weil er versuchte meinen Finger wieder zu bewegen, was mir aber nur noch mehr Schmerzen brachte als ich sowieso schon hatte.

„Warum nicht? Ich glaube nicht es wäre gut, wenn du das behältst. Ich hab schon genug gesehen und bin mir sicher, dass du ohne das hier…“ mit einer flinken Bewegung warf er den Chip nach oben und fing ihn leise lachend wieder auf, „…um einiges sicherer bist.“ War ja schön, dass er sich um meine Sicherheit sorgt, aber wo ist eigentlich dieses Loch von dem alle immer reden, dass einen einfach mal schnell im Boden versinken lies? Irgendwie haben die ja Recht, es ist nie da wenn man es am meisten braucht. Also lief es darauf hinaus, dass ich ihn flehend darum bat mir sein Geschenk wiederzugeben. Okay, das hab ich ihm natürlich nicht gesagt, aber trotz allem ließ er nicht locker.

„Na, aber ich meine, das gehört doch noch mir…“ „Noch?“ Seine Augenbraue schien bei meiner Aussage Bekanntschaft mit der Zimmerdecke zu machen. Das einzige war er tat war mich verwirrt anzustarren und auf eine Antwort meinerseits zu warten. Nur wusste ich im Moment auch nicht so wirklich was ich sagen sollte. Ich meine, klar es war ja sein Geschenk, aber ich wollte es ihm ja geben.

„Ja, weil das ursprünglich als Geschenk gedacht war.“ Sein Gesichtsausdruck wechselte von leicht verwirrt auf eine Art Was-Ist-Los Blick.

„Bei mir in Deutschland ist das so, dass man wenn man zu einer fremden Person geht und dort zu Gast ist, man dieser Person eine Art Gastgeschenk mitbringt. Deshalb dachte ich es wäre ganz nett, wenn ich dir auch was schenken würde.“ Fuhr ich fort ohne weiter auf ihn zu achten.

„Ich wusste nicht so richtig wonach ich suchen könnte und dann hab ich einfach jemanden gefragt und er hat gemeint er hätte da was und dann hat er mir den gegeben…“ Ich hoffte, dass er es so langsam verstanden hatte, aber so ganz schien mein Versuch das zu erklären doch nicht geklappt zu haben…

„Also…noch mal für Dum- ich meine für dich.“ Okay das war noch mal gut gegangen. Ihn als doof zu bezeichnen wäre von meinem Standpunkt aus eher weniger klug.

„Der gehört jetzt dir, nimm ihn bitte einfach okay?“

Wenn er es immer noch nicht gerafft hat dann wäre ich jetzt wirklich am Ende meiner Möglichkeiten. Zu meinem Glück nickte er nur lächelnd und sagte so etwas wie ‚Danke, gefällt mir echt total‘. Während er sich den Chip weiter bezaubert besah, holte ich mir eine bequemere Hose aus dem Schrank, die ich in meiner Hektik vorhin mit weg geräumt hatte, es jetzt aber stark bereute, weil ich sie in dem riesen Haufen suchen musste. Apropos Haufen…

„Was ist eigentlich mit dem Wäschekorb im Flur? Jetzt hat Bubu den extra gebracht und du räumst dein Zeug nicht mal weg.“

Erst jetzt sah er wieder von seinem kleinen Geschenk auf und war sichtlich nicht begeistert von meiner Bemerkung. Wider Erwarten stand er aber doch auf und verschwand in sein Schlafzimmer, beziehungsweise dachte ich es sei seins.
 

Es war ein ziemlich gutes Gefühl, mal wieder, wenn auch nur kurz, mir selbst überlassen zu sein. Diesen Moment nutzte ich auch gleich um mir meine bequeme Hose anzuziehen. Irgendwann wurde es in der Jeans langsam sehr unbequem, besonders wenn man sich auf ein Bett legen wollte um endlich etwas Musik hören zu können. Dazu musste ich aber zuerst mal meine kleinen Lautsprecher in meiner Tasche finden und in der Unordnung die dort herrschte, gestaltete sich das alles etwas schwieriger als ich es geplant hatte.

Ganz unten in dem Fach waren sie schon mal nicht, das hieß aber noch lange nicht, dass sie nicht in dieser Tasche waren. Sie mussten einfach da sein! Ging nicht anders, weil ich das jetzt so festgelegt hatte. Meistens halfen mir die Ansichten der Dinge natürlich nicht dabei, auch nur Irgendetwas zu finden, also wäre es von Vorteil die Idee einfach zu verwerfen und mit der Suche von ganz neu anfangen.

Das half sogar, also insofern, dass ich jetzt in meinem Koffer suchte und nicht mehr da, wo sie sicher nicht waren. Um eine erfolgreiche Suche zu haben, mussten zwar erst mal alle Sachen wieder raus, aber ganz unten im Seitenfach waren sie doch endlich. Hatte auch lang genug gedauert und wundersamer Weise hatte sich sogar Kuina seitdem nicht wieder blicken lassen. Vielleicht könnte ich mal nachsehen, aber ich will seine ganze Wäsche nicht noch mal sehen- Okay, das war gelogen- trotzdem wollte ich ihm nicht auf die Nerven gehen. Meine Stürze und plötzlich Anfälle müssten ihm ja schon gereicht haben. Sicher dachte er, dass ich total verrückt oder hoffnungslos verloren war.

Mit den Lautsprecherin im Schlepptau ließ ich mich auf mein Bett und schnappte mir mein Handy, das ich vorher schon vorsichtshalber auf den Nachttisch gelegt hatte um es nicht wieder irgendwie zu verlieren.

Das Bett war wirklich erstaunlich weich, obwohl es so gar nicht danach aussah als würde es auch nur irgendwie bequem war.

„So…was hören wir jetzt am besten?“ leise flüsternd führte ich mein alltägliches Gespräch mit meinem Handy. So was kam in letzter Zeit oft vor, weil ich, seit ich von meiner Japanreise wusste, an so gut wie nichts anderes mehr denken konnte und ich deshalb so gut wie nur neben mir stehe.
 

Ich entschied mich nach langem Suchen einfach für Zufallswiedergabe. Ging so gut wie nie schief also hoffte ich darauf, dass es jetzt auch so war.

Problem nur: Es war gar nicht so! Mein Telefon hatte sich nämlich dazu entschieden, lautstark Royz zu spielen. Wenn ich jetzt nicht hier wäre, würde mir das sogar gefallen, aber jetzt machte das meine sowieso schon blöde Lage nur noch schlimmer. Ich presste meine Finger zitternd auf den Lautsprecher und versuchte irgendwie endlich ein Lied weiterschalten zu können nur wollte das nicht so funktionieren wie ich es zunächst geplant hatte, da sich das gute Handy aufgehangen hatte und somit ich und mein gesamtes Leben völlig verloren war.

Das schlimmste daran war nicht mal das es hier jetzt so laut war, aber durch meine langen, lackierten Fingernägel brachte ich es nicht zustande den Akku rauszubekommen und dann auch noch die Karte. Mein Handy hatte sich vor einiger Zeit ausgedacht, es wäre doch sehr schön für mich wenn es selbst bei Eliminierung des Akkus noch fröhlich weiterlief. Wie auch immer das ging?!
 

Kopfschüttelnd ließ ich es dann einfach bleiben und tapste vorsichtig auf den Flur. Dummerweise fiel mir erst da auf, dass ich keine Socken mehr anhatte. Ich konnte mir nur selbst nicht so recht erklären wie das passieren konnte, weil ich mir ja nur eine andere Hose angezogen hatte und keine anderen Socken. Muss ich wohl doch gemacht haben und dann hab ichs vergessen. Darauf beließ ich die Situation und ging in Richtung des Raumes, aus dem man schon die ganze Zeit lautes Fluchen hören konnte. Da war wohl jemand genauso schlechtgelaunt wie ich.
 

Ich entschied mich dazu erst mal an seine Tür zu klopfen und nicht sofort zu ihm zu stürmen. Ich kam mir zwar sogar dabei schon doof vor, aber irgendwie muss man den Guten ja auf sich aufmerksam zu machen.
 

Vielleicht würde ich das ja auch einfach ohne klopfen hinbekommen. So telepathisch…

Als sich nach ein paar Minuten hinter der Tür immer noch nichts tat, rang ich mich doch dazu durch selbst zu agieren und nicht mehr abzuwarten.

Er reagierte aber überhaupt nicht auf mich und räumte in aller Ruhe seine Wäsche weiter in den, meiner Meinung nach, viel zu großen Schrank. Natürlich konnte ich jetzt noch nicht ahnen wie viele Tonnen von Stoff sich darin verbargen.

„Wie lange willst du da noch stehen ohne was zu sagen?“ Warte warte warte, er hat mich die ganze Zeit bemerkt und bis jetzt nichts gesagt?! Okay die Rache dafür würde er noch bekommen und Mii-chan kam mir da wie gerufen. Das kleine Fellknäuel wurde auch sofort von mir in die Arme genommen, machte aber danach, ob gewollt oder ungewollt, Bekanntschaft mit dem Kopf meines Gastgebers.

Mit einem geflüsterten „Rache ist klein, süß und heißt Mii-chan mein lieber Kuina.“ Und einem leisen Lachen wandte ich mich wieder zum Gehen um zurück in mein Zimmer zu kommen. Ich würde aber im Flur durch ein lautes Schreien erschreckt, das mich fast schon wieder fallen ließ. Wann hatte ich eigentlich die Eigenschaft entwickelt bei jeder Kleinigkeit den Boden zu küssen?

Es gibt doch sicher tausende Dinge, die man in solchen Momenten tat, aber doch nicht gnadenlos fallen und das immer und immer wieder! Es reichte langsam…
 

Trotzdem dachte ich es wäre vielleicht besser mal nachzusehen, ob es ihm noch gut geht. Hätte ja nicht ahnen können, dass Mii-chan so grausam sein könnte… Oder etwa doch?

Ich versuchte mich daran zu erinnern ob es irgendetwas gab, dass Kuina diesbezüglich erwähnt hatte, nur fiel mir so gut wie nichts dazu ein.

Obwohl…Er hatte gemeint, Mii-chan wäre bei ihm nie so ruhig gewesen wie bei mir, aber das sie gleich so reagieren würde. Niemals.
 

„Kann ich reinkommen oder erschreck ich mich dann total?“ lachte ich an meinem schon bekannten Platz hinter der Tür. Den Versuch, trotz meiner Belustigung noch besorgt zu klingen, ging kläglich den Bach runter.

Die einzige Antwort, die ich bekam war eine Art winken seinerseits. Er schien wirklich nicht begeistert zu sein und es sah sogar so aus als würde er sich ein Tuch ins Gesicht halten… Das war sicher nicht meine Absicht gewesen. Also die Rache schon, aber keine Verletzungen!

„Machst du das jetzt wieder so wie vorhin? Mich hats schon nicht erwischt, nur’n Kratzer!“

Um mich nicht völlig, wenn das überhaupt noch möglich war, zu blamieren, trat ich langsam in sein Zimmer. Ich durfte, zu meinem Erstaunen feststellen, dass er es mit seiner Aussage maßlos untertrieben hatte, weil, auch wenn es nur ein Kratzer war, dieser sich über sein ganzes hübsches Gesicht zog. Das Ganze sah sicher grausamer aus als es wirklich war, aber als Fan übertreibt man es bei seinem Liebling gerne Mal ein bisschen… oder ein bisschen mehr. Nur sah er gerade nicht so aus als wäre er für jegliche Kommentare meinerseits gewappnet.
 

„Du kannst dich ruhig hinsetzen. Ich wette du möchtest hier nicht die ganze Zeit stehen. Ich brauch nämlich noch ein bisschen bis ich hier fertig bin… Tut mir wirklich leid. Eigentlich wollte ich schon bevor du da bist mit allem so weit sein, aber…“ „Ist schon Ordnung.“ Unterbrach ich ihn vorsichtig und machte es mir etwas auf seinem Bett bequem. Er konnte ja wirklich nichts dafür und ich würde es ihm auch nicht vorhalten. Nach einem Spontankonzert noch jemanden bei sich aufzunehmen, ist schon nicht leicht, also warum sich aufregen. Bis jetzt gefiel es mir sehr gut bei ihm…

Von Trunkenheit und Vampiren

Steffis Sicht
 

Kanon hat mich abgeschleppt. Er hat mich, ich wiederhole, mich, abgeschleppt! Die Tatsache drang nur langsam zu mir durch. Lag sicher daran, dass das alles etwas verrückt klang, oder daran, dass ich wieder maßlos mit meinen Gedanken übertrieb.
 

Trotzdem war ich ihm gefolgt, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Klar, ich hatte Darle einfach allein gelassen und das, obwohl es ihr sowieso schon schlecht genug ging. Wir saßen schon gute zwei Stunden dort, bis überhaupt jemand aufgetaucht war. Nur hatte mich diese Person dann auch nach einer Weile sofort mitgenommen. Nicht das mir das nicht gefallen hätte, im Gegenteil! Es war Kanon und genau das war der Punkt an dem ich wieder fragte: warum ich?
 

Ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen was sie mit mir anstellt wenn wir uns wiedersehen. Vielleicht würde sie der Aufenthalt bei Kuina auch wieder fröhlich stimmen. Wäre wunderlich wenn es nicht so wäre, aber wie ich sie kannte, würde sie trotz allem eine Weile ziemlich saurer sein. Klar, ich hab ja auch nie behauptet dass das, was ich getan hab nett war. Ich meine nur es war nötig und nicht ablehnbar, schließlich war es Kanon und für mich war das Argument genug um mich gründlich herauszureden.
 

Kanon und ich liefen nun schon eine ganze Weile nebeneinander ohne auch nur ein Wort zu sagen. Es war so eine unangenehme Stille bei der man einfach nur gehen will um dieser Situation zu entfliehen. Nur ging das im Moment nicht so, wie man es normal tut. Am liebsten würde ich irgendetwas sagen, aber was war dann wieder die andere Frage, und auf genau die wusste ich keine Antwort, also ließ ich es einfach.

Es hörte aber trotzdem nicht auf mich aufzuregen. Er lief mit seinem Blick auf die Häuser vor und geheftet ohne auch nur im Geringsten auf mich zu achten oder so freundlich zu sein, sich mit mir zu unterhalten, damit ich mich besser fühlte. Das Netteste was er bereits zu Stande gebracht hatte, war meinen Koffer einigermaßen hinter sich her zu ziehen. Da hab ich ihm schon den Leichteren gegeben, aber abquälen tat er sich trotzdem. Irgendwie denkt man ja nicht, dass sie so schwach sind, die Herren.
 

Von meinem Gedanken amüsiert lachte ich kurz auf. Das schien er gehört zu haben, jedenfalls wandte er sich endlich mal mir zu.

„Was hast du?“ fragte er, seinen Blick verwirrt wieder nach vorn wendend. Ich wusste nicht wie ich ihm das jetzt am besten erklären sollte. Es würde so oder so ganz falsch rüberkommen. Das stand fest. Ich hatte wohl etwas länger nachgedacht als zunächst geahnt als mich sein lautes Husten wieder in die Realität zurückholte.

„Ich fand es nur seltsam, dass ich den schweren und du den leichten Koffer trägst.“ Verlegen sah ich nach unten, damit er mein rot werdendes Gesicht nicht sofort sehen würde.

Sein Kichern verriet mir, dass er es wohl auch ziemlich lustig fand. Nochmal Glück gehabt.

Nur hatte ich mich zu früh gefreut, denn im nächsten Moment bekam ich einen eher unsanften Schlag auf meinen Rücken.
 

Kanon blieb nach meinem Schrei abrupt stehen, als hätte es ihn selbst überrascht, dass es wehgetan hat. Verwirrt wanderte sein Blick von mir zu dem eigentlich freien Weg hinter mir. Jedenfalls dachte ich da wäre niemand.

Plötzlich verspürte ich einen mehr oder weniger starken Druck an meiner Schulter, der mich zwang mich umzudrehen und der Person die sich einfach an mich herangeschlichen hatte anzusehen.

Gut, ich hatte jetzt alles von Kriminellen bis zu irgendwelchen Groupies erwartet, aber nicht einen mehr oder weniger leicht angetrunkenen Gackt. Noch dazu mit MIyavi im Schlepptau. Der überraschte mich aber mittlerweile nicht mehr. Lag sicher daran, dass ich und auch Darle ihn schon mehrere Male hier getroffen hatten. Nett war er ja wirklich, nur warum war er immer überall? Soweit ich wusste hat er doch eine Familie…

Danach könnte man ihn wirklich mal fragen. Oder besser nicht? Vielleicht eine schlechte Idee wenn man daran denkt dass er hier jeden kennt und sicher nicht so ganz unschuldig an einem… „Unfall“ sein könnte… Okay, das war genug. Der Arme würde so was doch nie tun. Viel zu freundlich für so was, bis jetzt war er das.
 

Die vor mir stehende Person musterte mich als wäre ich eine Art fremde Spezies oder so. Am liebsten hätte ich jetzt eine Tierähnlich Pose gemacht um die Szene noch gehörig blöder darzustellen. Ich gestand mir dann aber ein es wäre besser ich nicht im betrunkenen Zustand zu verärgern. Klar, es war immer schlecht ihn zu beleidigen, aber jetzt sicher am meisten.

„Naaaaaaah, wen haben wir denn da?“ Die Alkoholfahne die mir von dem Gesäusel entgegenkam verriet mir, dass ich, was das mit dem betrunken betraf, definitiv Recht hatte!

„Weiche von mir! Du riechst ja widerlich…“ meine Nase streichelnd suchte ich Schutz hinter meinem eigentlichen Begleiter, der sich in der ganzen Zeit noch nicht einmal zu Wort gemeldet hatte. Und so was nennt sich natürlich Gastgeber.

„Nebenbei noch danke für deine nette Hilfe…“ murrte ich hinter ihm während ich ihm einen Schubs nach vorn verpasste, damit er auch endlich mal was tat.

Miyavi hatte sich seit seinem Frontalangriff auf uns gar nicht mehr zu Wort gemeldet. Ob er Gedanken lesen konnte oder so was? Irgendwie begann ich zu bereuen dass ich vorhin gedanklich die Beziehung zu seiner Familie in Frage gestellt hatte. Aber was soll man schon denken, wenn ein Familienvater mit einem Alkohol Fetischisten durch Tokyo läuft?
 

„Das hätte man auch freundlicher gestalten können Steffi-chan! Gackt hat, mal wieder, ne schwere Trennung hinter sich. Der braucht die Ablenkung…“ Augenrollend untermalte er seine Bemerkung, damit auch allen klar wurde, was hier Sache war.

„Leute? Alles in Ordnung bei euch? Seht alle ein bisschen komisch aus…“ Fragend schaute der Älteste unserer Runde sich um woraufhin wir alle in schallendes Gelächter ausbrachen. Lag wahrscheinlich einmal an seinem genialen Blick und andererseits auch an seiner, nun mehr ins Nuscheln gehende, Sprache.

Ich war ziemlich überrascht, dass ich es als erste von uns schaffte mich wieder zu beruhigen. Das Miyavi der Letzte war, wunderte mich aber überhaupt nicht. Ich fand es typisch für ihn… Genauso wie ich es typisch fand, dass Gackt schon vor der Bar etwas mehr als genug getrunken hatte. Verträgt wohl doch nicht so viel der Gute. Konnte natürlich auch sein, dass er es nur gern übertreibt.
 

Ich hatte versucht irgendwie zu erklären warum wir hier lachen mussten, hätte auch geklappt wenn unser Konfetti [aka Miyavi] hier, nicht ständig wieder gelacht hätte. Wenn er sowieso noch mit Gackt trinken geht kann er ihn auch da weiter auslachen, aber wozu denn mich ausreden lassen? .

Irgendwie kam ich mir so… unnütz oder besser unbeachtet vor. Nicht mal mein sogenannter Gastgeber schien mich auch nur im Geringsten zu bemerken. Schmollen wollte ich nicht, am Ende lässt man mich hier auch noch stehen so wie ich Darle sitzen lassen hab. Konnte mir gut vorstellen, dass sie da jetzt allein da hockt, weil Kuina sich immer noch nicht beeilen konnte. So langsam war es wirklich fragwürdig was ihn so lange aufhielt. Vielleicht findet er ja seine Klamotten nicht…? Okay, falscher Gedanke, ganz falscher Gedanke. Ich musste mich auf die Situation konzentrieren und nicht auf gut aussehende, geflügelte…- Okay, wenn man einmal daran dachte verließ es einen also nie wieder.

„Ihr seid doch alle unfair…“ nuschelte ich traurig während ich vergeblich versuchte mich wenigstens etwas von dieser verrückten Gruppe zu entfernen.

Gackt war der Erste, der auf mein plötzliches, versuchtes, Verschwinden aufmerksam wurde, aber zunächst nicht dachte, ich würde wirklich gehen wollen. Kanons Blick verriet mir allerdings, dass es ihm ganz und gar nicht in den Kram passte, dass ich weg wollte. Gerade der, der mich am wenigsten beachtete fing jetzt an sich wieder einzukratzen.

„Guck, nicht so. Ihr kommt doch super allein klar! Und außerdem hab ich keine Lust mir überflüssig vorzukommen…!“ Kopfschüttelnd wandte ich mich um, wurde dann aber beim Versuch mir meine Koffer zu schnappen, von Miyavi gestoppt, der mich entschuldigend anblickte.

Mit einer kurzen Verbeugung entschuldigte er sich bei mir, meinte nur, es sei ja überhaupt nicht seine Art, so unhöflich zu sein.

So langsam hatte ich nur meinen Glauben an ihn verloren…
 

„Tut mir leid, ja? Ich kann schlecht mit fremden Menschen umgehen…“ Den Kopf senkend tat es Gackt Miyavi gleich und entschuldigte sich kurz bei mir.

„Schon in Ordnung…“ kam es kurz von mir während ich versuchte irgendwie meine Fassung zu behalten als Gackt vor mir stand und mich aus traurigen Augen anblickte. Ich schwöre: Wenn er jemandem direkt in die Augen sieht, fühlt man sich allein davon schon vergewaltigt. Das war seine Magie…egal was man gerade dachte oder was man tat, er sorgte dafür, dass man sich gehörig unwohl dabei fühlte…
 

„Müsst ihr nicht irgendwann mal weiter? Ich dachte ihr wollt was trinken gehen?“ Kanons Worte kamen wohl etwas genervter als zunächst geplant über seine Lippen, welche er sich auch sofort mit seiner Hand verschloss. Er schien überrascht von sich selbst zu sein. Mir ging es zwar nicht anders, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er plötzlich auch mal eine Reaktion zeigen würde, aber bei ihm lag es wohl eher daran, dass er gedacht hatte, er könnte sich besser selbst beherrschen.

„Eigentlich schon, aber Takeru hat gemeint er könnte erst später… Hat noch mit seinem Lover zu tun.“

Lover? Der Kleine hat also auch jemanden… und so wie das klingt ist dieser Jemand auch nicht weniger männlich als die, von denen ich schon gehört hatte.

„Wenn man fragen darf… Wer ist denn der ‚Lover‘ von dem du geredet hast?“

Ich hatte nicht vorgehabt Miyavi in seiner Erzählung zu unterbrechen, durch meine Gedanken hatte ich nur völlig vergessen, dass er noch am Sprechen war und nicht ich.

„Du wirst es nicht glauben, aber es ist Teruki. Frag mich nicht, wie das passiert ist, das möchte ich nämlich selbst nicht unbedingt wissen.“ Unbeirrt von meiner Frage fuhr er damit fort, seinen Begleiter insofern zu beruhigen, dass er nicht ständig wieder anfing zu meckern. Hätte ich gewusst wie nervig meine eigentlichen Idole waren, hätte ich es sicher nicht mehr so eilig damit gehabt, nach Japan zu kommen um sie alle zu sehen. War jetzt aber ein bisschen spät um über so was nachzudenken. Das wäre definitiv früher notwendig gewesen, die späte Erkenntnis half mir trotzdem nicht weiter. Mittlerweile war ich sowieso offiziell für verloren erklärt worden. Von wem? Natürlich von mir, von wem auch sonst…

„Sag mal, hat der auch noch was anderes zu tun? Ständig dieser Teruki… Ich meine, Liebe hin oder her. Es gibt schließlich auch noch andere Leute, die mal was mit ihm unternehmen wollen…!“

Ach, unser einsamer Löwe konnte auch noch reden? Nicht dass ich gehofft hatte, er würde nach seiner Entschuldigung etwas die Ruhe bewahren. Schien aber nicht seine Art zu sein mal etwas ‚freundlich und ruhig‘ zu sein.

Mein Gastgeber klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter, wurde aber augenblicklich zu Boden gestoßen. Er hatte wohl genau so wenig damit gerechnet wie alle anderen, von dem Verursacher natürlich mal abgesehen…

„Hey!“ war die geistreiche Reaktion Miyavis auf die kuriose Vorstellung auf dem Bürgersteig vor ihm. Vielleicht hätte er nicht versuchen sollen, sein Gegenüber zu verteidigen, da Gackt genau das von Zeit zu Zeit immer aggressiver wurde und ich nur hoffen konnte, dass es mich nicht irgendwann auch traf.

„Was?!“ Auch wenn ich damit gerechnet hatte, dass es wohl ziemlich laut weitergehen würde, ließen mich die grellen Stimmen jedes Mal wieder zusammenzucken. Eigentlich war ich nicht jemand, der sich gerne mit seinen Mitmenschen anlegte…also abgesehen von meinen Nachbarn, aber die war ich ja erst mal los.

„Beruhig dich mal wieder! Nur weil du allein bist, müssen das Andere noch lange nicht! Denk mal darüber nach, warum es niemand schafft, es lange mit dir auszuhalten!“
 

Ich sah mich kurz um, um sicher zu gehen, dass mich nun wirklich niemand mehr beachtete und versuchte Kanon wieder auf die Beine zu helfen. Er hatte sich nach seinem Sturz eine Weile nicht bewegt… Ja, ich machte mir Sorgen um meinen Liebling. Dem darf keiner wehtun!

„Hallo?...“ Meine Worte waren mehr ein Flüstern, damit die beiden Streithälse nicht wieder auf mich aufmerksam wurden. Das war jetzt wirklich das Letzte was ich brauchen konnte. Ich bekam aber nach wie vor keine Reaktion… nur ein verwirrtes Blinzeln meines Gegenübers. Anscheinend hatte Gackt ihn doch etwas fester getroffen als er es wollte. Okay, ich glaube er wollte ihn treffen. Aber ich redete mir immer wieder ein, es wäre keine Absicht gewesen, sonst würde es dem Verursacher nicht mehr so gut gehen…
 

„Was fällt dir ein so mit mir zu reden? Ich bin älter als du und werde wohl selbst am besten wissen, was für mich gut ist, Idiot!“ Motzte der Ältere während er stetig weiter auf Miyavi zuging… Beim Gedanken daran, dass er ihm dasselbe antun würde wie Kanon, wurde mir sofort wieder unwohl. Ich hatte mir den heutigen Tag um einiges anders vorgestellt, aber wie gesagt: Mein Leben verlief eh nie so wie es sollte, also warum noch darüber aufregen? Ich hatte mich daran gewöhnte, dass Beste daraus zu machen.
 

„Was mir einfällt? Überleg mal: Ich hab eine Familie! Ich weiß wovon ich hier rede… Und außerdem: Von jemandem wie dir, der nichts Besseres zu tun hat als jeden Tag einen Typ nach dem anderen in der Bar aufzureißen und den armen Kerl am nächsten Morgen allein zurücklässt, GAR NICHTS sagen!“

Wie erwartet folgte auf seine Ansage eine schallende Ohrfeige und er ging zu Boden… Blut begann aus seiner Nase zu laufen. Mein unwohles Gefühl hatte mich also nicht zu Unrecht eingeholt. Vielleicht sollte ich mal Seelenklemptner für die Beiden spielen, obwohl einer von ihnen das Ganze wohl nötiger hatte…

„Jetzt hör mal zu…!“ Ich griff nach seiner Schulter und dirigierte ihn zu der nächsten Hauswand, damit er mir auch ja nicht abhauen konnte. Ganz Tokyo [oder auch Japan] ist unsicher wenn man den auf freien Fuß loslässt. Erst recht wenn er sturzbesoffen ist.

Überrascht von meiner Kraft stolperte er bereitwillig zurück und sah mich abschätzend an. Der hatte also immer noch nicht genug…

„…Du kannst nicht einfach so auf deine Freunde einschlagen. Ob er nun Recht hat oder nicht! Guck dir an, was du angerichtet hast!“ Tadelnd wies ich ihn zunächst auf Kanon hin, der sich mittlerweile wieder aufsetzen konnte, aber nicht so aussah als könnte er wieder laufen.

Dann wechselte mein Blick zum am Boden liegenden Miyavi. Ihn hatte er echt böse zugerichtet, der Gute hielt sich verständnislos die Nase und versuchte irgendwie sein eigenes Blut zum Stoppen zu bringen.
 

Mein Gegenüber schien langsam zu merken, dass hier etwas gewaltig schief gelaufen war, nur war ich mir nicht sicher ob er wirklich wusste, dass er daran schuld war. Alkohol machte ihn also neben extrem aggressiv auch noch hoffnungslos vergesslich…

Kopfschüttelnd ließ ich ihn stehen und half meinem Gastgeber wieder auf die Beine. Der Herr mit dem Nasenbluten hatte sich inzwischen selbst wieder aufgerichtet und schnappte nach einem Taschentuch, das sich glücklicherweise noch in seiner Tasche befand.

Ein normaler Mensch wäre jetzt sicher auf Gackt zugestürmt und hätte in gnadenlos in Grund und Boden getrampelt, Miyavi beobachtete ihn nur verständnislos, ging aber nicht weiter auf die Geschehnisse der letzten Minuten ein.

„Ich…-Ähh.“

Gut, ich hab schon weitaus schlauere Antworten auf meine Standpauken bekommen, auch von Leuten die eindeutig schon mehr intus hatten als er, nur wussten die auch im Nachhinein noch worum es dabei ging. Ich winkte nur ab und griff nach einem meiner Koffer. Mein Plan: endlich abhauen und hoffen man sieht sie nie wieder. Also Mivy gerne, aber sein Saufkumpel bitte nicht!

Kanon schloss sich mir sofort an und krallte sich schnell mein anderes Gepäckstück.

„Nichts wie weg hier…“

Das Flüstern meines Gastgebers riss mich wieder aus meinen Gedanken und wies mich dazu an, endlich loszulaufen. Oder auch loszuschleichen, insofern das mit Gepäck möglich war.
 

„Hey, nicht einfach abhauen…“ schmollend platzierte sich Miyavi vor mir und sah mich aus großen, traurigen Augen an. Er hatte mich. Ganz einfach, ohne das er überhaupt etwas getan hatte.

„…Will euch wenigstens noch verabschieden. Höfligkeit und so.“, Versuchte er seine Reaktion zu rechtfertigen. Nicht das ihm das Ganze hier nicht peinlich war, aber wenn man über alles nachdenkt was hier passiert ist dann war das erwachsene Kleinkind nichts dagegen.
 

„Na dann: Auf wiedersehen.“ Augenrollend hielt ich ihm meine Hand hin, welche er auch sofort ergriff aber nicht um sie zu schütteln, sondern um mich in seine Arme zu zerren. Ich riss überrascht meine Augen auf und bemerkte das leise Kichern Kanons, der anscheinend schon gewusst hatte wo das enden würde. Dafür würde er definitiv noch eine Strafe bekommen. Gut, das klang jetzt nicht nach dem, woran ich gedacht hatte. Das klang mehr nach: Ich fessele dich an mein Bett und da kommst du mir nicht mehr raus egal wie laut du schreist.

Allein die Vorstellung daran veranlasste mich dazu in Gelächter auszubrechen. Das erstarb aber sofort als sich alle Blicke verwirrt an mich hefteten und fragten was denn so lustig sei. Ich schüttelte nur meinen Kopf und löste mich aus der Umarmung um nun endlich gehen zu können.

Die Herren schienen dann auch zufrieden zu sein und ließen mich und Kanon verschwinden.
 

Man konnte Gackt noch eine ganze Weile laut vor sich hin grölen. Das wurde von uns aber nur mit einigen genervten Seufzern quittiert.

„So, jetzt weißt du, wie es im Leben eines Superstars aussieht!“ Lachend brach mein Gastgeber die Stille, die sich ein weiteres Mal zwischen uns gelegt hatte. Zu meinem Glück war es etwas, worüber man sogar ernsthaft nachdenken könnte. Also nach diesem Tag natürlich nur…

„Also macht ihr das auch immer? Besoffen durch die Straßen laufen und andere Leute verprügeln…?“

Vorsicht machte sich in meinen Worten breit. Was wenn dasselbe, das mit Miyavi passiert war, mir in den nächsten Tagen auch wiederfahren würde.

„So war das nicht gemeint.“ Beleidigt wandte er seinen Blick nach vorn auf die Straße und versuchte einen bestimmten Punkt zu fixieren um mich nicht ansehen zu müssen. Meine Reaktion war eher traurig als wütend. Es lag sicher nicht in meiner Absicht ihn zu verärgern. Ich wollte nur mitreden, schließlich hat er gemeint es wäre so…

„Plötzlich so schweigsam…?“ Schmunzelnd legte er den Kopf schief und blieb stehen. Was sollte das den werden?

Also nochmal zusammengefasst: Er labert Mist und jetzt werde ich von ihm umgebracht. Super…
 

„N-nein!?“ Giekste ich ihm entgegen und glücklicherweise lief er auch sofort weiter. Ich blieb noch einige Sekunden wie angewurzelt stehen, setzte mich aber nach einem Räuspern seinerseits wieder in Bewegung.

„Also, da du ja nicht schweigsam bist, erzähl mir doch mal was von dir.“ Er klatschte kurz in die Hände und machte eine Geste um mir zu zeigen, dass ich doch bitte anfangen sollte zu reden.

„Naja, wie ich heiße weißt du ja schon… Also ich komme aus Deutschland und bin eigentlich nur hier, weil ich meine Freundin hierher begleiten sollte. „

„Aha, und was muss nach noch über dich wissen?“ neugierig starrte er mich von der Seite an. Ich mochte es nicht wenn Leue mich ansahen als wäre man im Zoo und erst recht wollte ich das nicht, weil er es war und er hatte nicht das Recht mich einfach so zu beobachten!

„Um genau zu sein: Nichts, was dich noch etwas angeht. Denke ich.“ Die letzten Worte nuschelte ich nur noch um sicherzugehen, dass er vielleicht auch ohne den Rotschimmer auf meinen Wangen und meine zittrige Sprache, bemerkte das mir das ziemlich unangenehm war.

„Hey, ich ha nicht vor dich auszufragen, aber da wir ja jetzt eine Woche miteinander verbringen werden, dachte ich es wäre gut, wenn ich etwas mehr über dich wüsste und du vielleicht auch etwas über mich. Insiderwissen und so…“ Beschwichtigend streichelte er mir über die Schulter. Ich kam mir ein bisschen wie eine Katze vor, versuchte nur, das jetzt etwas auszublenden um nicht wieder in Trance zu verfallen. Blamiert hatte ich mich ohnehin schon genug. Von den Geschehnissen vor Kuinas Wohnung bis hin zu meinen kurzen Wutausbrüchen bei Aroganzbestien wie Gackt mal abgesehen. Ich hatte ihn ja auch schon beleidigt, mehr oder weniger.
 

„Ja, du ist ja kein Stalker oder so…“, von meinem verschwörerischen Lächeln mal abgesehen war das das Beste, oder schlauste was ich heute von mir gegeben hatte. Meiner Meinung nach hätte ich das schon mal nicht besser machen können. Stolz von meiner Erkenntnis lief ich leicht dümmlich lächelnd neben ihm weiter. Er betrachtete mich nur belustigt und fragte ab und zu, ob es mir auch wirklich gut ging. Und nein, das tat es mir nicht. Allein schon der Gedanke daran, dass ich jetzt eine Woche mit meinem absoluten Liebling verbringen könnte, ließ jegliche Normalität und Logik von mir weichen. Am Ende würde ich noch einen Grund festmachen, warum er das nicht hätte tun sollen. Meine Gedanken hatten schon wieder etwas die Überhand über mich und ich fragte mich wirklich warum er nicht bemerkt hatte, dass ich die letzten Male, als er was gesagt hatte, nur stumm genickt habe oder einfach nur ein ‚hm‘ von mir gegeben hab.

„Du bist echt eine super Zuhörerin!“ Na super. Die Ironie konnte man nun wirklich nicht überhören und allein das er sich über mich lustig machte, machte mich sofort wieder traurig. Besser ließ ich mir das nicht ansehen, sonst lacht er nur wieder.

„Ich weiß.“ Sarkastisch kamen meine Worte über meine Lippen und ich war erstaunt dass ich trotz allem, so selbstbewusst klang. Normalerweise wäre ich jetzt im Boden versunken, nur wollte ich ihm den Gewinn nicht auch noch überlassen. Der hatte für heute schon genug.
 

Nach einer Weile stellte ich meinen Koffer kurz ab um eine Pause zu machen. Er hatte echt nicht gelogen als er meinte er würde am Stadtrand wohnen. Aber so weit weg…

„Komm schon, nur noch um die Ecke und wir sind da, keine Sorge!“ Tadelnd sah er mich an, aber sein Gesichtsausdruck wechselte plötzlich von tadeln auf erschreckt, oder eher kreidebleich.

„Hab ich irgendwas im Gesicht oder warum guckst du so fertig?“ Erst als ich genauer hinsah merkte ich, dass sein Blick nicht auf mich sondern auf etwas oder jemanden hinter mir gerichtet war.

„Okay, egal was es ist. Es bewegt sich jetzt sofort vor mich damit ich sehen kann, was es ist!“ Klare Ansage, also warum sollte das nicht klappen. Hinter mir blieb es ruhig und Kanon regte sich auch nicht mehr. Er starrte nur weiter nach vorn und half mir mal wieder gar nicht.
 

„… Keine Sorge, meine Schöne… Ich tue dir schon Nichts!“ Seine Schöne? Ok es war also ein Mann und wer auch immer er war, er schien ziemlich beängstigend zu sein. Ich zwang mich dazu mich wieder umzudrehen und blieb genau wie Kanon sprachlos stehen.
 

Eine kreideblasse Gestalt. Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Lange, schwarze Haare und schillernd rote Augen. Als er dann auch noch lächelte, blitzten diamantweiße Zähne hervor.

Eine seiner Hände legte sich auf meine Wange, die urplötzlich ein zartrosaner Schimmer zierte.

„Guten Abend, meine Dame…“, säuselte der Fremde mir entgegen. Erst jetzt merkte ich, wie hübsch er eigentlich war, fast wie ein Vampir. Wäre bei seiner Erscheinung nicht mal ungewöhnlich gewesen, nur gibt es die natürlich nicht.

„Könnten sie, wenn es ihnen nichts ausmacht, bitte nicht so geschwollen reden und die Gute wieder freilassen?“ Mein Gastgeber schien nicht allzu begeistert von dem Herrn vor mir zu sein. Ich zwar zunächst auch nicht, aber von Zeit zu Zeit wirkte diese Person sehr faszinierend auf mich…

„Ich spreche wie ich es für richtig halte, mein Herr. Was die junge Dame angeht… wir werden sehen.“ Ein kalter Schauer durchzog mich, als sein Atem meine Haut streifte.
 

Ich sollte schleunigst von hier weg… schleunigst! Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust und drückte ihn so gut es ging von mir weg. Er behielt seinen fesselnden Blick, sah aber zunehmend trauriger aus, desto mehr ich mich von ihm entfernte.

„Nicht so schnell meine Schöne… Ich möchte wenigstens deinen Namen erfahren.“ Flehend blickte er in meine Augen. Liefen dort etwa Tränen über seine porzellanweiße Haut?

„Nur über meine Leiche!“, kam es von Kanon, der unseren Vampir nur angewidert musterte.

Ich hätte ihn dafür ohrfeigen können. Der Herr war doch nur etwas… sonderbar würde ich sagen, aber das hieß noch lange nicht, dass man ihn beleidigen musste.
 

„Meine Name ist Steffi… darf ich ihren auch erfahren?“ Eine kurze Verbeugung seinerseits folgte als er seinen Namen hauchte… „Asagi. Schön sie kennenzulernen, Steffi-chan.“ Ich schloss mich der Verbeugung an und musste leicht auflachen als sein Kopf gegen meinen stieß.

Er hatte eine so berauschende Aura… Natürlich kam er nicht an Kanon heran, aber nahe. Sehr nahe. Und das nicht nur bezogen auf die geringe Distanz, die uns noch trennte.
 

„Haaaaaa… Wie schade, dass solch schöne Momente wie dieser so schnell enden müssen.“ Sentimental war dieser mysteriöse Herr also auch noch…Er nahm meine Hand und küsste sie sanft. Danach verschwand er plötzlich ohne ein weiteres Wort.

„Ein paar Gestalten wandern hier herum…“ Mein Gedanke amüsierte mich zutiefst wenn ich darüber nachdachte dass das Wort ‚Gestalten‘ diese Leute hier wirklich sehr gut beschrieb. Trotzdem war er anders… etwas Besonderes würde ich sagen.
 

„Das fällt dir jetzt erst auf…?“ Mal wieder laut gedacht. Das hab ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht, aber im Moment wollte ich das eigentlich auch nicht. Aber gut, dann musste ich mich nicht mehr für späteres rechtfertigen. Kanon war sichtlich belustigt von meiner Reaktion, jedenfalls lachte er sich super über mich kaputt.

Am liebsten wäre ich auf ihn zu gerannt und hätte ihn geschlagen, aber meinem süßen, kleinen Kanon konnte ich natürlich nicht wehtun. Das gehört sich für mich nicht und war auch das Letzte, das ich ihm hätte antun wollen. Trotzdem ging ich auf ihn zu und sah ihn streng an. Vielleicht würde das ja helfen ihn etwas zu beruhigen… Fehlanzeige.

„Also im Gegensatz zu dem, was ich davor gesehen habe, war der hier echt seltsam.“ Meine Erklärung ließ ihn nur wieder anfangen zu lachen. Er beruhigte sich aber sofort als er merkte, dass ich mittlerweile nicht mehr so glücklich aussah. Klar war das nur gespielt, aber er hatte es verdient!

„Kopf hoch! Ich habs nicht so gemeint…Du sahst nur so niedlich aus.“ Erst bin ich Asagis ‚Schöne‘ und jetzt nennt Kanon mich auch noch niedlich. Da schien mich wer zu mögen…
 

„Schon gut, kann ja vorkommen.“ Lächelnd folgte ich ihm als er sich endlich auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Er hatte Recht, es war wirklich nicht mehr so weit, dass es schlimm gewesen wäre, aber als ich vor seiner Tür stand, kam ich mir trotzdem etwas komisch vor.

Irgendwie wurde mir erst jetzt so richtig bewusst, mit wem ich hier gerade stand und das ich dank dem Gewinnspiel, eine ganze Woche mit ihm verbringen könnte… Manchmal konnte das Leben also doch nett zu einem sein.

„Kommst du dann auch rein? Ich will nicht, dass meine Tür die ganze Zeit aufbleiben muss.“ Ich war wirklich müde und meine Reaktionszeit litt auch noch darunter. Trotzdem raffte ich noch so viel Kraft in mir zusammen um durch seine Tür zu gehen, mit Koffer im Schlepptau, der sich von Zeit zu Zeit immer schwerer anfühlte. Ich hatte, wenn man bedachte wie lange ich hier bleiben würde, nicht mal so viel eingepackt, aber auch das war jetzt zu viel. Ich wollte nur noch schlafen! Meinen Gastgeber schien das aber nicht zu interessieren. Der machte sich nur stumm daran meine Gepäckstücke in eines der vielen Zimmer zu räumen. Seine Wohnung war erstaunlich groß, nicht das ich das nicht erwartet hatte, nur hoffte man immer, dass es etwas anders sein könnte als man dachte…
 

„Willst du noch was essen oder lieber sofort ins Bett?“ Ja, was wollte ich? Abhauen und schlafen oder noch etwas Zeit mit ihm verbringen und zu essen…

Ich entschied mich für Ersteres auch wenn es mir innerlich leidtat, dass ich zu müde war um meinen Idol nahe zu sein.

Ich verschwand mit allem, was ich brauchte in sein Bad, duschte noch kurz und begab mich zurück in mein eigenes Zimmer. Es war, im Gegensatz zu den anderen, ein kleiner Raum, aber das war mir recht. Ich fühlte mich in großen Räumen nicht wohl, also warum auch noch darin einsam eine Nacht verbringen. Lieber nicht!
 

Ich schlüpfte in meinen Schlafanzug und kroch unter die warme Decke, die er auf das Bett gelegt hatte. Ich redete mir ein, er hätte das extra für mich gemacht. Der Gedanke gefiel mir einfach also warum nicht weiter an so was glauben?

Ich hatte in meiner Müdigkeit gar nicht gemerkt, dass mein Gastgeber in das Zimmer gekommen war. Schon wieder dieses unwohle, beklemmende Gefühl. ‚Einfach nicht bewegen‘ dachte ich. Er verließ das Zimmer trotz allem nicht. Er stand nur da und sah mich an…

„Gute Nacht, kleine Steffi-chan.“ Lächelnd drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Sein Lächeln war so perfekt! Und dann galt es auch noch nur mir allein… Dass er mich klein genannt hatte, ignorierte ich völlig. Diesen Moment ließ ich mir nicht zerstören! Niemals!

Morgen würde anstrengend werden… schließlich hatte die Band Probe und Kanon wollte mich auch sofort mitnehmen! Das hieß für mich: An Cafe kennenlernen! Na das könnte schon mal interessant werden…

Mit dem Gedanken und einem relativ dümmlichen Lächeln, das ich dank Kanon nicht mehr wegbekam, schloss ich die Augen und schlief ein.

Nachtaktiv

Ich hatte ursprünglich gedacht, es könnte mal eine ruhige Nacht werden. Geirrt hatte ich mich zu Hundert Prozent: Mein Wecker wollte mich nämlich schon 2 Uhr früh wecken. Wütend schlug ich meine Augen auf und schlug zur Seite. Ich traf den Schlafräuber zwar, aber klingeln tat er trotzdem weiter. ,,Na warte du kleines Monster…”, murmelte ich und wickelte mich aus meiner Bettdecke um ordentlich aufstehen zu können. Wäre noch zu schön wenn ich gegen einen Wecker verlieren würde! Niemals nicht.
 

Das Ding war nur ziemlich laut und mein plötzlicher Schlafabbruch machte mich auf jegliche Geräusche sehr empfindlich. Nicht das ich das dringende Gefühl verspürte nach Ohrenstöpseln zu suchen… Sicherlich konnte man das durch die ganze Wohnung hören!Leise lauschte ich nach draußen in den Flur der Wohnung. Stille. Zum Glück hatte er meinen Wecker noch nicht mitbekommen. Wäre wieder typisch gewesen wenn…- ,,Alles in Ordnung oder hast du ne Bombe in mein Gästezimmer gelegt und willst dich jetzt davonmachen…?” Schön. Da will man sich gerade daran machen doch noch Ruhe in die Nacht zu bringen und da ist Kanon doch aufgewacht! ,,Ahhhhhm… nein. Das ist ein Wecker.”, stammelte ich. Lachend lief er an mir vorbei und machte sich daran diesen so genannten Wecker zum schweigen zu bringen.
 

Ich lief ihm nach und beobachtete ihn leise bei seinem Vorhaben. Ihm gelang es aber auch nicht. ,,Vielleicht kann man den ja auch an die Wand werfen…?” Murrend erhob er sich und warf mir einen fragenden Blick zu von dem er sich sicher eine Antwort erwartete. Ja, was sagt man am besten wenn es darum geht etwas sicher nicht ganz unlebendiges wie dieses Ding da zu zerstören? Obwohl es sicher interessant wäre von welchen Dämonen es nun genau besessen war, schüttelte ich nur meinen Kopf und fing an diese Situation doch ganz komisch zu finden. ‘Könnte auch am Schlafmangel liegen’, meinte mein Hirn zu dieser ganzen Sache. Recht hatte es aber, wie ich fand, war das gerade einfach unnötig.,,Sag mal Steffi… läuft dieser Wecker hier mit Batterien?” Er drehte sich um und ich schwöre sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Ich für meinen Teil verlies lachend das Zimmer und merkte schon kurz darauf eine sehr angenehme Stille…
 

,,Das tut…oder auch tat er bis gerade eben schon, ja.”, nuschelte ich meine verspätete Antwort um wenigstens etwas weniger dumm dazustehen.,,…Na du musst wirklich müde sein.” -,,Ja danke ich hab mich gerade damit abgefunden!”, maulte ich zurück und stapfte zurück zu ihm in mein Zimmer. Er war gerade dabei meine Schlafstörung wieder an ihren ursprünglichen Platz zu stellen als ich mich seufzend auf das Bett fallen ließ.
 

,,Nicht meine Schuld.“, war seine eher kurze Antwort auf meinen kleinen Ausbruch. Glück für mich weil ich in meinem jetzigen Zustand sowieso nur bedingt ansprechbar oder besser aufnahmefähig war. Da ich mich nun mehr vollständig meinen Gedanken gewidmet hatte, hatte ich nicht mitbekommen wie der Herr den Raum verlassen hatte und somit mich wieder mit meinem Wecker allein ließ. Nicht, das mir das Teil Angst machte, aber ich mochte es nach gerade eben einfach nicht mehr. Glasklar...jedenfalls für mich.

Somit war auch klar, dass ich ein ziemlich starkes Bedürfnis danach hatte ihn zu erschlagen...also, den Wecker, nicht Kanon. Ich entschied mich also dazu noch etwas Schlaf zu bekommen, wenn auch nur kurz. Da ich nach wie vor nicht wusste wann ich wieder aufstehen musste um mich bereit für die Probe mit An Cafe zu machen, war das meiner Meinung nach die beste Idee.
 

Ein leises Klacken lies mich dann aber leider wieder aus meiner verrückten Welt der Träume hochschnellen. Mein erster Gedanke: Einbrecher. Also warf ich mein Kissen auf das Objekt das in meiner Tür stand und offensichtlich etwas in der Hand hielt das- ,,Tut mir Leid!“, schrie ich und rannte zu dem heruntergefallenen Tablett. Der Tee war hin und mein Gastgeber auch, oder immerhin seine gesamten Klamotten. Er räusperte sich kurz und beugte sich ohne jeden Kommentar nach unten um das zu retten was noch retten war. Nicht viel aber wenigstens etwas. ,,Schon gut aber das nächste mal einfach nur schreien und nichts werfen. Dann muss ich nämlich keinen neuen Tee machen.“ ,,Warum machst du auch um 3 früh Tee? Da musst du damit rechnen das ich einen Schreck kriege...“, schmollte ich zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust um das Ganze noch glaubwürdiger zu gestalten. Und ja es klappte verdammt gut, denn Kanon stand nun leicht verdutzt mit dem aufgeräumten Tablett da und wusste nicht wie er auf mich reagieren sollte. Ich stand leise kichernd auf und hob die Tasse auf, die bei meinem Angriff einmal quer durch den Raum geflogen war... darauf könnte ich jetzt eigentlich stolz sein. Sonst war ich beim werfen nie so präzise!

Mein Gastgeber verließ den Raum wieder, nur verfolgte ich ihn diesmal bis in die Küche. Wenn er schon noch mal Tee kochen wollte dann musste ich diesmal sichergehen, dass dieser auch bei mir ankam und nicht vier Meter vor mir. Zum Glück erschreckte sich der gute Kanon auch nicht als er mich hinter sich am Tisch sitzen saß, sondern lächelte mich kurz an und suchte nach Teebeuteln. Ich hätte ja gefragt ob ich helfen kann aber nein, zu müde und basta. ,,Ist grüner Tee in Ordnung? Ich hätte auch schwarzen aber ich weiß nicht...du bist schon so aufgedreht.“ Aufgedreht. Da hast du mich aber noch nicht erlebt, schoss es mir urplötzlich durch den Kopf, noch nicht mal annähernd. ,,Grüner.“, antwortete ich ihm trocken. Nein, ich war nicht beleidigt, nur etwas gekränkt. Ohne weiter zu fragen schaltete er den Teekocher ein und setze sich zu mir, oder besser gesagt so nah zu mir, das ich wirklich Probleme hatte nicht loszuschreien. Glücklicherweise war es in dem Licht nicht zu erkennen, wie tomatenähnlich mein Gesicht gerade war.

,,Du hast nicht...zufällig was zu essen da oder?“, versuchte ich ihn etwas abzulenken um mich aus dieser Situation zu winden. Nicht, das ich es nicht mochte ihm nah zu sein, aber nicht 3 Uhr früh. Im Pyjama. Ohne Make-up und völlig verschlafen! Verwundert ließ er wieder von mir ab und fing an in seinem Kühlschrank nach irgendetwas zu suchen, das sich später als Schokoriegel herausstellte. Mein Magen fing leicht an zu knurren als er sich wieder zu mir setzte und sich, anstatt ihn mir zu geben, den Riegel einfach in den Mund steckte. Ich sah ihm nur mit offenem Mund zu und fing leise an zu wimmern. ,,Was?“, fragte er mich kurz darauf, wobei es eher als spucken zu bezeichnen war. Ich wischte mir kurz über meine Nase und schüttelte kurz darauf verständnislos den Kopf. ,,Also. Ich frage dich nach Essen. Du gehst zum Kühlschrank und holst einen verdammten Schokoriegel und isst ihn dann selbst ohne mir was abzugeben!“ Er fing an zu lächeln und ich ahnte wirklich Böses auf mich zu kommen...
 

,,Wenn du gefragt hättest ob ich etwas für dich habe, dann hättest du jetzt auch was. Außerdem können wir auch gerne jetzt noch teilen.“ Logik hin oder her das war nun wirklich sinnlos. Wenn man nach etwas fragt, dann ist doch eigentlich klar, dass man genau das auch will... Es sei denn man ist Kanon, dann sieht das leider ganz anders aus. Nur beschlich mich die ganze Zeit das Gefühl, das er doch genau verstanden hatte und nur austesten wollte wie sehr man sich mit anlegen konnte bevor ich völlig durchdrehe.

,,Na dann gib mir was ab.“ -,,Hols dir doch einfach...“, säuselte er mir entgegen und beugte sich etwas über mich sodass ich sozusagen gezwungen war ihn direkt anzusehen. Das war zu viel für meine arme Seele, nicht nur das dieser betörende Geruch von Schokolade so über mir in der Luft schwebte, da war auch noch Kanon der den Geruch ausstrahlte! Und ich glaube dass das eine ganz schlechte Kombination ist. Zu meinem Glück, oder auch nicht, begann genau in diesem Moment der Teekocher an zu zischen. Seufzend richtete sich mein Gegen'über' wieder auf um zwei Tassen aus dem Schrank zu holen.

Kurz darauf standen diese auch schon gefüllt vor uns auf dem Tisch. Nur saß er dieses Mal auf der anderen Seite des Tisches. Ihm schien diese Sache von vorher anscheinend auch etwas peinlich. So im Nachhinein jedenfalls, weil vorhin hatte er sichtlich Spaß dran gehabt mich etwas auf dem Konzept zu bringen.

,,Also wir haben jetzt noch 3 Stunden bis wir eigentlich hätten aufstehen müssen...“- ,,...und du hast hoffentlich eine Idee was wir jetzt machen können?“, beendete ich seinen Satz und ja, ich hoffte wirklich das er jetzt spontan irgendetwas finden würde, so wie den Riegel eben. Mein Gedanke brachte mich leicht zum lachen, ich schüttelte aber trotzdem nur meinen Kopf als er mich mich fragend anblickte.

,,Naja mir fallen da viele Dinge ein, aber lass uns am Besten einfach nen Film gucken.“ Schön, das war jetzt so zweideutig gewesen, dass man sich wirklich fragen musste ob nicht im nächsten Moment jemand mit einer Kamera um die Ecke gesprungen kommt und so etwas wie 'Willkommen bei Verstehen Sie Spaß' schreit. Vielleicht kam mir das aber auch nur so vor, weil ich so oder so immer viel zu viel nachdenke. Besonders dann, wenn es mehrere Deutungen einer Sache gibt und ich einfach nicht verstehe was nun genau gemeint war. Meistens endet das dann in ziemlich unvorteilhaften Situationen...
 

,,Folg mir bitte ins Wohnzimmer. Die Tasse kannst du mitnehmen ich glaub nicht, dass du den Tee schon ausgetrunken hast...“ Er lachte kurz über seine eigene Aussage wobei ich nicht so richtig verstand was daran nun so lustig war. Genau genommen nämlich gar nichts, da es für mich logisch war, das ich den frisch aufgebrühten Tee noch nicht getrunken hatte, sonst hätte ich jetzt einen Teil meiner Innereien so weit verbrannt, dass selbst meine eigene Mutter sie nicht mehr identifizieren könnte wenn die Polizei sie fragen sollte. Und das will verdammt noch mal was heißen!

Aber anstatt ihm das jetzt an den Kopf zu werfen, lief ich einfach ins Wohnzimmer und lies mich neben ihn auf die Couch fallen...also ohne die Teetasse natürlich, die hatte ich vorher auf dem Tisch platziert. Er richtete sich wieder auf um an einen der größeren Schränke zu gehen. Als er diesen öffnete kam seine mehr als nur große DVD Sammlung zum Vorschein. Ich meine viele Leute sagen ja immer er sei ein totaler Zocker, aber ein Horrorfilmfreak auch noch? Der Typ ist perfekt und ich habe es schon immer gewusst, lobte ich mich selbst. Besagter Mr. Perfekt drehte sich auch sofort mit einem Film in der Hand um und sah mich fragen an. 'The Ring' stand groß auf der Hülle. Natürlich hatte ich schon von dem Film gehört und die japanische Version auch gesehen, aber die amerikanische war mir gänzlich unbekannt weshalb ich nur nickte und er strahlend die DVD in den Player schob.
 

Kurz nach dem Anfang wurde mir auch sofort klar, dass das weit mehr als nur eine andere Version war. Sie schien schon jetzt um einiges schlimmer. Und als das Mädchen zum ersten Mal den Brunnen verlies und ihre kalten, aufgeweichten Finger in die Haut ihres Opfers bohrte, wurde mir urplötzlich total unwohl. Meinem Gastgeber schien das zwar aufzufallen, aber interessieren tat es ihn eher weniger.

Irgendwie drehte sich dieser Film auch nicht wirklich um mehr als um dieses Mädchen, das immer wieder den Brunnen verlies, aus dem Fernseher stieg und irgendjemanden wahllos killte. Zum Ende hin stellte sich dann zwar heraus, dass ein Fluch auf ihr lag, aber bitte, man hätte das noch viel besser ausschmücken können, dann wäre es vielleicht sogar ein toller Film gewesen. So war es nur ein kleines, schwarzhaariges Mädchen in einem weißen Nachthemd, dass nichts Besseres tu tun hatte, als Fremde zu töten, um Rache zu nehmen. Glücklicherweise war das Ganze nach eineinhalb Stunden auch schon vorbei und wir widmeten uns einem zweiten Film. Innerlich hoffte ich, dass es sich diesmal um etwas, das mehr Sinn hatte, handelte, als ich das DVD Menü sah, hätte ich dann aber auch lieber mal wahllos den Fremden neben mir auf der Couch getötet. 'The Ring 2' war also seine nächste Wahl gewesen und was soll ich sagen: Dieses Etwas von Film war für mich noch um einiges verständnisloser als das vorher...
 

Mein Gastgeber allerdings war völlig begeistert und beachtete mich auch nicht weiter wodurch es mir möglich war mich meinem Handy zu widmen. Das Teil hatte so oder so schon die ganze Zeit wie wild vibriert, da mir aber bewusst war, wer mich stören wollte, störte es mich dann doch nicht mehr. Wach war ich sowieso und das schon seit guten drei Stunden in denen mehr passiert war als ich mir später merken könnte.

Ich öffnete die erste Nachricht, die ich vor ungefähr einer Stunde von Darle bekommen hatte. Das war nicht weiter spektakulär, allerdings waren diese Dinge die sie mit Kuina angestellt hatte oder eher er mit ihr doch ziemlich amüsant. Ich tippte schnell eine Antwort von wegen, dass es mir gut geht und Kanon nen etwas sehr großen Knall hat, und legte mein Handy wieder zur Seite um mich diesem Meisterwerk von Film zu widmen. Wenn jemand meine Gedanken lesen könnte...man könnte wirklich die perfekte Komödie daraus machen. Oscarreif! So fasziniert von meinen Gedanken wie ich es gerade war, hätte man schon fast denken könne ich starre wie blöd auf den Bildschirm weil das darin gezeigte so wunderbar war, nur leider immer noch weit gefehlt. Zusammenfassend wäre zu dem zweiten Film eigentlich nur zu sagen, dass das Mädchen jetzt wohl zu einer Art Geist mutiert war und in die Körper anderer Menschen eindrang.

Als der Abspann dann endlich auch zu Ende war, wenigstens die Filmmusik war gut gewesen im Vergleich zu dem Rest, atmete ich ein weiteres Mal tief aus, diesmal aber vor Erleichterung da ich soeben eines der schlimmsten Kapitel meines Lebens überstanden hatte.

,,Und? Wie fandest du den Film?“, freudig strahlend blickte mich Kanon aus seinen großen, dunklen Augen an und verlangte auch noch eine ernste Antwort von mir. Das war wirklich sehr schwierig zumal ich wie gesagt lieber ein Katzenklo säubere als mir das noch mal anzusehen.

Anstatt dieser Formulierung schien mir ,,Auf jeden Fall nicht von schlechten Eltern“ besser zu sein, als der ganze Rest der mir durch den Kopf schoss bei der Frage 'wie war dieser Film?'. Er nickte nur stumm lächelnd. Das hatte also richtig gemacht und ich war sogar stolz drauf ihn nicht gekränkt zu haben sonst ende ich am Ende noch auf der Straße und nicht wieder in dem warmen, flauschigen Bett in SEINEM Gästezimmer.

,,Also wir haben es jetzt halb sieben. Willst du noch duschen oder kann ich ins Bad?“ -,,Also ich wollte schon noch duschen.“,nuschelte ich blickte ihn aus großen blauen Augen an.

,,Dann geh du aber beeil dich bitte ich muss wirklich Punkt um acht los!“, rief er mir im laufen hinterher. Ja, er war losgestürmt in sein Schlafzimmer und lies mich allein im Wohnzimmer zurück. Dank seiner Ansage bewegte ich mich dann auch sofort in sein Bad und schlüpfte unter die Dusche. Normalerweise lies ich mir dabei auch immer ausgiebig Zeit nur war diese heute begrenzt auf zehn Minuten, da Kanon schon vor der Tür stand und maulte, er wollte doch jetzt endlich ins Bad. Also stieg es schnell aus der Dusche und warf mir im halbnassen Zustand meine Klamotten über. Eine rote Jeans mit einem gelb-schwarz gestreiften Oberteil. Im Großen und Ganzen also typisch ich. Mein Make-up könnte ich auch noch in meinem Zimmer machen aber Zähne putzen musste auf jeden Fall noch sein. Mundgeruch brauchte ich vor meine Lieblingsband ganz und gar nicht.
 

Halbfertig verlies dann auch schnell sein Bad bevor er die Tür eintreten konnte und verschwand mit einem atomaren Lächeln im Zimmer. Er stand doch tatsächlich nur noch in Pyjamahose vor mir! Und für alle die mich kennen war das zu viel für mich. Ich zitterte immer noch etwas als ich mich dazu zwang wieder aufzustehen und mein Make-up aufzutragen. Das bestand aber nur aus einem hellroten Lidschatten, etwas Mascara und Eyeliner. Also eigentlich ganz normal und unauffällig, was anderes stand mir auch nie, wie ich finde.

Ich schnappte mir auf dem Rückweg in den Flur noch meine Jacke und meine Tasche als mir auffiel das mein Handy ja noch irgendwo in dieser Wohnung herumlag. Nur wo? Das war die entscheidende Frage auf die ich im Moment keine Antwort hatte...

In dem Moment wurde mir aber auch schon gesuchtes Objekt neben den Kopf gehalten. ,,Hast du im Bad liegen gelassen...“, meinte mein Gastgeber nur und verschwand wieder. Es war mittlerweile schon halb acht, womit ich ehrlich gesagt nicht mal annähernd gerechnet hatte. Ich meine: so lange hatte ich im Bad noch nie gebraucht. Bei Kanon konnte ich mir das vorstellen, aber doch nicht bei mir!

Die letzten 15 Minuten setze ich mich noch in den Flur und wartete einfach darauf das er auch endlich fertig würde. So langsam wurde ich wirklich aufgeregt. Ich würde An Cafe kennen lernen und das sogar ohne das ich irgendwas gewonnen hatte. Einfachso aus dem Nichts heraus. Und nur ein Traum konnte das auch nicht sein, schließlich ist Darle ja auch hier und so viele andere Leute die real sind und Träume sind nun mal nicht so gefühlsecht! So sehr wie das letzte auch nach einer Werbung für Kondome klang, so froh war ich auch darüber, dass der Herr dann doch noch das Bad verlies und anfing sich seine Schuhe anzuziehen. Dadurch hatte ich die Chance ihn kurz zu betrachten. Er trug eine enge schwarze Jeans und dazu ein ein weites blaues T-Shirt. Schon komisch ihn mal so ganz privat zu sehen, aber er hatte wohl auch so einen ziemlich guten Geschmack, so sah es jedenfalls für mich aus.

,,Starrst du mich weiter an oder hast du einfach nur keine Schuhe zum anziehen und nichts besseres zu tun?“ Ich zuckte zusammen und schlüpfte schnell in meine schwarzen Turnschuhe.

,,Hast du alles?“, fragte er noch kurz während er seinen Schlüssel nahm. Ich nickte nur kurz und schnappte mir meine Tasche und verlies dann vor ihm die Wohnung. Ein klicken war zu hören, sicher nur das Schloss der Tür. Schnell lief ich die Treppen nach unten und stieß den Haupteingang auf. Das Wetter war relativ kühl, aber das störte mich so gut wie gar nicht. Ich mochte kaltes Wetter einfach viel zu sehr.

,,Komm Steffi-chan! Wir müssen da lang und die U-Bahnen warten nicht extra auf uns...“ Am Liebsten wäre ich jetzt extra in die andere Richtung gerannt, aber es war wichtig also drehte ich mich und lief ihm hinterher in Richtung der Station.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Soo...endlich ist es soweit, oder auch nicht. Wer weiß, wer uns noch alles über den Weg läuft *kicher*
Grüßchen, xNightxMarex Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Yush, wer ist denn nun der, der die Gute doch nicht übersehen hat? Komplett anzeigen

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