Ruby von Papierkriegerin ================================================================================ Kapitel 4: Hasenjagd -------------------- Kapitel 4 Hasenjagd „Onkel Charles kommst du?“ Ruby und ich standen bereits in den Startlöchern. Nach der Aktion von gestern war meinerseits die Stimmung merklich abgekühlt, doch er schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Stattdessen nahm er nun jede Gelegenheit wahr, mir den Hintern zu tätscheln oder mich anderweitig zu belästigen. Ich hatte bereits solch eine Angst vor der nächsten Attacke entwickelt, dass sich mein Schutzradius auf zwei Meter erweitert hatte, je nach Zimmergröße konnte er auch deutlich mehr betragen. Je weiter weg von dem Grapscher, desto besser! „Charlie, jetzt mach ma hin! In dem Dorf klappen se die Bürgersteige schon um fünfe hoch, das weißte doch.“ Das wurde von Ruby durch das ganze Haus gebrüllt. Ich hatte schon den Posten an der Tür bezogen, damit ich schnell weglaufen konnte, wenn mir ein gewisser Jemand zu nahe kam. „Der Winzling kann es gar nicht erwarten, das idyllische englische Dorf zu sehen, um dann gnadenlos von der Realität enttäuscht zu werden.“ Ruby zwinkerte mir zu und ich rollte nur mit den Augen. Was war denn so verkehrt daran, wenn ich einfach mal raus wollte? Schließlich konnte ich nicht den ganzen Tag in diesem alten Gemäuer verbringen. Als Charles endlich herunterkam, zog er eine enttäuschte Miene. „So, wie es aussieht, kann ich leider doch nicht mitkommen. Tante Maddy musste unbedingt mit ihrem gebrochenen Bein auf einen Schemel steigen, weil sie der neuen Köchin nicht vertraut. Dabei ist sie heruntergefallen und wenn es ganz schlecht ausgeht, dann hat sie sich das Handgelenk gebrochen. Ich werde alte Leute nie verstehen, so stur und unvernünftig. Deshalb müsst ihr ohne mich los. Tut mir Leid, dass ihr nun laufen müsst.“ Er klapperte ungeduldig mit den Schlüsseln und ich merkte, dass er sich mehr Sorgen um diese Maddy machte, als er zugeben wollte. „Ach, dann laufen wa eben, nich halbe Portion? So weit ist es nicht und vielleicht können wir uns später noch treffen.“ Onkel Charles nickte nur und war kurz darauf schon verschwunden. „Dann können wir doch noch einen Abstecher machen. In einem Wäldchen hier in der Nähe ist auf einem alten Grundriss ein komisches Viereck eingezeichnet. Ich war schon tausend mal dort und könnte schwören, ich hätte da noch nie was Verdächtiges gesehen. Aber vielleicht täusche ich mich ja. Diese alten Karten sind nicht so gut auf die heutige Zeit übertragbar. Immerhin hat sich die Landschaft sehr gewandelt und es wurden Wälder gerodet und neue gepflanzt.“ Ruby hatte wieder dieses Funkeln in den Augen und konnte es anscheinend gar nicht abwarten, seine Theorie zu überprüfen. „Kannst du Karten lesen?“ Ich nickte verhalten. Normale Straßenkarten konnte ich lesen, aber ob ich mit diesem Grundriss etwas anfangen konnte, war fraglich. „Ich hol sie schnell. Wenn das einer der Zugänge ist, die ich suche, dann könnten wir auf etwas ganz Großes stoßen. Das Geld, das mit der Schmuggelware verdient wurde, ist nämlich nur in Teilen aufgetaucht. Aber alte Kontoeinträge haben gezeigt, dass da viel mehr sein muss. Das ist wie eine Schatzsuche.“ Ruby hatte sich in Fahrt geredet. Er flitzte nach oben und kam aufgeregt wieder. „Charlie ist zwar nicht begeistert davon, dass ich die Geheimgänge suche, aber abhalten kann er mich auch nicht. Er macht sich auch nur sorgen, aber ich weiß schon, was ich mir zutrauen kann und was nich. Guck hier, die Stelle meine ich.“ Er stand an einem Tischchen in der Eingangshalle und bedeutete mir, zu ihm zu kommen. Mit dem Finger zeigte er auf eine Ansammlung von Bäumen, die die Bezeichnung Wald wirklich nicht verdient hatten. „Wenn du die Gegend kennst, warum denkst du dann, dass du etwas übersehen hast? Wenn der Wald früher an einer alten Stelle war, dann müsste doch an dieser Stelle heute etwas anderes sein?“ Er sah mich an und nickte. „Prinzipiell hast du Recht, das Blöde ist nur, dass zwischen den Karten nicht nur ein paar Jahre liegen, sondern Jahrhunderte. Es ist schon ein Wunder, dass ich diese alte Karte gefunden habe. Und anscheinend wurde in dieser Zeit eine Menge getan. Der Wald ist wesentlich größer, als es den Anschein hat.“ Seine Pranke sauste auf meine Schulter. „Das packen wir schon. Ich habe da so eine Ahnung.“ Ich schob seine Hand weg, aber er ließ sie nur auf meine Hüfte gleiten und jagte mir so einen Schreck ein. „Lass das!“ Ich ging einen Schritt weg, doch er zog mich einfach zu sich. Hart presste er sich an mich und ich konnte die Reaktion meines Körpers darauf kaum unterdrücken. „So leicht kommst du mir nicht davon.“ Seine Lippen eroberten meinen Mund und ein Stöhnen entkam mir ungewollt. Diese Überfälle waren nicht gut für mein Herz. „Mh, lecker. Los, komm!“ Noch leicht benebelt dackelte ich einfach hinter ihm her. Das Gefühl seiner samtenen Lippen auf meinen, wollte einfach nicht nachlassen und ich wollte mehr davon, viel mehr. Aber das wäre keine gute Idee, absolut nicht. „Ruby, wie weit ist es noch? Deine Karte ist nicht hilfreich! Ich dachte jetzt schon dreimal, dass wir fast da wären und dann kommt schon wieder ein anderer Wald.“ Ich war wirklich genervt. Ich hatte mir unseren Spaziergang in das Dorf anders vorgestellt. Mit wesentlich weniger Staub, Gestrüpp und Ungeziefer. „Wir sind gleich da. Der nächste Wald müsste es sein. Ich hab das im Urin.“ Er zog mich bei der Hand und ich stolperte hinter ihm her. Immerhin hatten wir kaum etwas mitgenommen, nur Ruby schleppte einen kleinen Rucksack mit sich rum, der auf seinem breiten Rücken beinahe lächerlich aussah. „Was willst du eigentlich im Dorf?“ Er brummte das vor sich hin und ich überlegte, was ich darauf antworten sollte. „Ich möchte die Gegend kennenlernen. Ich will nicht wie ein Volltrottel dastehen, wenn die Leute über etwas reden und ich lebe schon eine Weile hier und weiß nicht, was Sache ist. Immerhin möchte ich hier wohnen. Da ist es außerdem gut, wenn ich ein paar Kontakte knüpfe, bisher kenne ich nur dich und Onkel Charles.“ Ich wollte Leute kennenlernen und mich so häuslich wie möglich hier einrichten, damit meine Mutter keinen Grund hatte, sich Sorgen um mich zu machen. „Kontakte knüpfen also. Es trifft mich, dass ich dir nicht genug bin, dabei bemühe ich mich doch so sehr großer Bruder zu spielen.“ Sein grollender Unterton war mir wieder nicht entgangen, was hatte er nur? „Warum bist du so angepisst? Du musst nicht »großer Bruder« spielen. Es wäre nur schön gewesen, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann und den ich fragen kann, wenn etwas ist. Wie in einer Familie. Aber wenn es dir so zuwider ist, dann werde ich es mit keiner Silbe mehr erwähnen.“ Meine Antwort kam deutlich garstiger rüber, als es meine Absicht gewesen war, aber ich würde kein Wort zurücknehmen. „Sorry Winzling. Lassen wir es doch dabei. Ich bin dein Freund.“ Er grinste mich wieder Herzschlag-schneller-werden-lassend an und ich lächelte zurück. Das war etwas, worauf wir aufbauen konnten. „Hier sollte es sein.“ Ruby zeigte auf eine Stelle vor ihm, aber ich sah nicht außer grün. Die Sträucher um uns herum waren dichter geworden und ich hatte gefühlte hundert Mückenstiche. Glücklicherweise war alles andere Getier in seiner Behausung geblieben. „Was soll da überhaupt sein?“ „Ein Zugang zu einem der alten Fluchttunnel für Brand- oder Überfälle. Aber wie es aussieht, ist hier nix. Oder, vielleicht doch! Da! Unter dem Efeu.“ Er wurde wieder ganz aufgeregt und ging zielstrebig zu der Stelle. Als er einen Großteil des Grünzeugs zur Seite geschoben und gezerrt hatte, kam darunter etwas zum Vorschein, was wie eine alte rostige Tür aussah. Er zog kräftig daran und sie gab nach, wenn auch widerwillig. „Scheiße.“ Er fluchte noch viel schlimmer weiter und ich hatte Mühe, ihn zu fragen, was denn los war, aber dann sah ich es. Die Öffnung war voller Sand. „Zugeschüttet?“ Er nickte, der ganze Weg hierher war also völlig umsonst gewesen. Das war nun wirklich nicht das Ergebnis, das ich erwartet hatte. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass Ruby genau wusste, was er tat. Deshalb war ich jetzt genauso enttäuscht wie er, obwohl ich vorher von der Suche genervt gewesen war. „Verdammt. Dabei hatte ich gehofft, dass ich diesmal den richtigen Gang gefunden habe.“ „Was versprichst du dir denn davon? Es kann nicht nur um die Suche an sich gehen, oder?“ Ich war irritiert, denn bisher hatte er noch nie derartigen Zorn gezeigt, wenn etwas schief gelaufen war. Im Weinkeller war er auch ganz locker geblieben. „Na gut, aber kein Wort davon zu Charles. Es soll eine Überraschung sein. In letzter Zeit hat er immer wieder darüber gesprochen, das Haus zu verkaufen. Anscheinend ist es mittlerweile mit etlichen Hypotheken belastet, obwohl er als Arzt gut verdient. Die Instandhaltungskosten des Hauses übersteigen sein Einkommen jedoch um ein Vielfaches. Noch bin ich nicht in der Lage Geld beizusteuern, aber ich kann dieses Haus nicht aufgeben. Nicht, ohne alles dafür getan zu haben, dass wir es behalten können. Es ist das einzige Zuhause, das ich jemals hatte.“ Er schaute mir intensiv in die Augen, als wollte er sicher gehen, dass ich ihn wirklich verstand. „Ich habe in dem Schreibtisch alte Kontobücher gefunden. Interessanterweise ist dort von Geldeingängen und Wertpapieren die Rede, die in keinem der anderen Bücher auftauchen. Und ich habe sehr genau nachgesehen. Weißt du, was das heißt?“ Ich schüttelte den Kopf. Was sollte uns das bringen? „Es muss irgendwo versteckt worden sein. Für schlechte Zeiten.“ Seine Augen leuchteten und ich war mir sicher, dass er mit dem Schatzsuchefieber angesteckt war. „Aber warum sollte es nach all der Zeit noch da sein? Warum sollte es nicht ausgegeben worden sein? Ich finde das nicht sehr realistisch.“ „Aber was, wenn doch! Es lohnt sich danach zu suchen und bevor ich nicht jeden Geheimgang gefunden und erkundet habe, kann ich nicht aufgeben. Charles hat mir völlig selbstlos so viel gegeben, da will ich wenigstens dafür sorgen, dass er sein Haus behalten darf.“ „Ok, ich helfe dir. Ich will jedoch nichts machen, was uns in irgendeiner Art gefährdet. Die Höhlenerfahrung war grenzwertig. Nein, eigentlich schon viel zu gefährlich. Wir müssen zuerst im Haus suchen. Ich denke, die Chancen stehen dort wesentlich höher und ich werde mich durch die Bibliothek arbeiten. Wahrscheinlich finden wir dort den einen oder anderen Anhaltspunkt.“ Ruby zog mich zu sich und küsste mich stürmisch. Die Hand in meinem Rücken presste mich fest an seinen harten Körper und ich zappelte, um wieder frei zu kommen, egal wie sehr es mir auch gefiel. „Wir sollten weiter, sonst kommen wir nie an.“ Meine Stimme klang rau und ich war mir sicher, dass Ruby es auch bemerkt hatte. Doch diesmal schwieg er und zog mich nicht auf. „Guten Tag.“, grüßte ich die nette Verkäuferin beim Bäcker. „…“, war das Einzige, was Ruby für sie übrig hatte. Es war eine gute Idee gewesen, hier hereinzugehen, denn unsere Mägen hatten schon sehr vernehmlich geknurrt. Ruby hatte kurz mit Onkel Charles telefoniert und er wollte nachkommen. Die alten Damen in der Bäckerei sahen uns an wie eine Erscheinung. Entweder war Ruby wirklich bekannt wie ein bunter Hund oder ich war die Attraktion in diesem stillen Örtchen. Wahrscheinlich kannte hier jeder jeden. „Da haben die Weiber wieder was zum Glotzen.“ Ruby hatte sich dicht neben mich gesetzt und die Bank wurde mir zu schmal. Doch alles Abrücken half nichts. Er rutschte einfach hinterher. „Du bist hier das Frischfleisch. Sowas Hübsches wie dich, kriegen die nicht alle Tage zu sehen.“ „Du spinnst doch.“ Ich verzog das Gesicht und klammerte mich an meinen Kaffee. Schwarz mit viel Zucker. Die Glocke über der Eingangstür bimmelte altmodisch. „Tach auch.“ Da kam Onkel Charles und setzte sich zu uns. „Und alles klar bei Tante Maddy?“ „Du kennst sie ja. Das alte Waschweib wollte doch nur jemanden, dem sie die neuesten Klatschgeschichten erzählen kann. Nichts Ernsthaftes. Zum Glück. Stur, unvernünftig und zäh. Das ist Maddy wie wir sie kennen und lieben.“ „Das stimmt. Tantchen war schon immer ein bisschen verschroben, aber ich mag solche Leute, die geradeheraus sagen, was sie denken und Nägel mit Köpfen machen. Ich glaube immer noch, dass sie ein Auge auf dich geworfen hat, Charlie.“ Der Gesichtsausdruck meines Onkels war saukomisch. Er schwankte zwischen Entsetzen und Geschmeicheltsein. „Nein, aber Tante Maddy ist nicht in meiner Altersklasse. Früher war sie bestimmt eine wunderhübsche Frau, aber jetzt die ganzen Falten. Außerdem könnte sie beinahe meine Mutter sein.“ Er schüttelte sich. Ich hatte in der Zwischenzeit bei einem ganz anderen Gespräch zugehört. Denn die Damen unterhielten sich so laut, dass man sie hören musste. Und das war mit Sicherheit Absicht. „Siehst du das? Jetzt hat er schon wieder so etwas Junges dabei. Skandalös. Er sollte sich als Arzt besser um seinen Ruf kümmern.“ „Weißt du, was ich gehört habe?“ Die andere Frau steckte ihre aufgetürmten Locken mit der Frau zusammen, die einen furchtbar karierten Rock trug. „Nein, erzähl.“ Die Klatschweiber waren in ihrem Element. „Der Kahle soll sein Liebhaber sein. Ich frage mich, wozu er noch einen zweiten braucht.“ „Ach, das sind doch alte Kamellen, das weiß hier doch jeder. Aber ich glaube, dass der Kleinere der beiden für den Kahlkopf ist. Vielleicht sein Spielzeug, war der Doktor so viel arbeiten ist. Eine Schande ist das. Arbeitslos und dann nichts Besseres im Kopf, als die fleischlichen Gelüste.“ Ich musste mich arg zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Das hatte Ruby mit schillernden Gerüchten gemeint. Die hatten hier aber auch eine blühende Fantasie. „Hey Winzling. Ist der Kaffee gut?“ Ich nickte und mein Onkel nahm einen Schluck aus meiner Tasse, um kurz darauf loszuhusten. „Igitt, was ist da drin? Die ganze Zuckerdose?“ Sein Gesicht zeigte deutlich seinen Ekel. „Sind doch nur fünf Löffel. Normalerweise kommen da sechs oder sieben rein.“ „Ekelhaft.“ Er nahm meine Hand in seine und sah mich beschwörend an. „Du kannst nicht aus meiner Familie stammen. Niemand würde solch einen vergifteten Kaffee freiwillig trinken. Versprich mir, dass du dich an Tee gewöhnst, den kannst du mit so viel Zucker versauen, wie du willst. Aber bitte verschone diesen guten Kaffee.“ Ich feixte und nickte ernst. Das Getuschel hinter mir wurde wieder lauter. „Da, er nimmt seine Hand. Widerlich, jetzt tut er sogar schon in der Öffentlichkeit. Dieser Mann hat kein Benehmen und der Kahle schaut auch nicht vertrauenswürdig aus. Vielleicht sollte ich meine Kinder doch wieder selbst zur Schule bringen, wenn so einer in der Gegend herumläuft.“ Also wirklich! Jetzt wurde ich langsam aber wütend. Was hatten Ruby und mein Onkel denn getan? Wir saßen nur hier und unterhielten uns, aber diese Weiber erfanden immer neue Lügen. Doch auch Ruby hatte es gemerkt und sein Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes. Aber kurz bevor er ausrastete, hatte sich Onkel Charles zu ihm gesetzt und ihm etwas zugeflüstert. „Ach, Ruby, wenn ich dich nicht gefunden hätte. Ein verlorenes Kind, ohne richtiges Zuhause. Aber du weißt, nichts im Leben ist umsonst und alles hat seinen Preis.“ Was sollte das? Wollten sie die Gerüchteküche noch weiter anheizen? Er beugte sich über den Tisch und strich mit den Fingerspitzen über Rubys kantiges Kinn. „Die Jugend heutzutage wird so schnell erwachsen. Und trotzdem brauchen sie eine starke Brust, an die sie sich anlehnen können.“ Das klang so zweideutig, dass ich schluckte. „Oder einen weichen Körper, an den man sich kuscheln kann.“ Er zog mich auf seinen Schoß und ich fand es gar nicht komisch, dass ich nun Teil dieses Schauspiels wurde. Kein Wunder, dass die Leute hier redeten. Sie versuchten nicht einmal das Missverständnis aufzuklären! Ich rutschte hin und her, um von ihm wegzukommen, aber Rubys eiserner Griff ließ keinen Millimeter Zurückweichen zu. „Schau, der Kleine will das gar nicht. Sollten wir nicht doch die Polizei rufen? Vielleicht haben sie ihn irgendwo weggeschnappt und nun ist er ihre Geisel.“ Das wollte ich nun wirklich nicht und hielt still. Ruby schob mich solange auf seinem Schoß hin und her, bis ich rittlings darauf saß. Die Reibung hatte mein Körper natürlich nicht unbeschadet überstanden. Ich wart hart und Ruby musste es spüren. Seine Finger stahlen sich unter mein T-Shirt und ich zischte ihn an. „Hör sofort auf. Du machst es nur schlimmer.“ Doch statt nachzugeben, wanderten seine Finger zu meinem Brustwarzen und zwickten hinein. Das ging mir sofort durch und durch. „Mh!“ Sein selbstgefälliges Grinsen konnte er sich sonstwo hinstecken! Nur, weil er eine erogene Zone gefunden hatte, die fast jeder homosexuelle Mann besaß und auch viele Heteros, ohne, dass sie es zugeben würden. „Leg die Hand auf seinen Hüftknochen. Das finden viele erotisch.“ Onkel Charles trockener Kommentar war zuviel. „Spinnt ihr nun völlig?!“ Doch ich konnte gar nicht weiter meckern, denn weiche Lippen verschlossen meinen Mund und eine kecke Zunge drang ein. „Die sollten sich was schämen. In der Öffentlichkeit gehört sich so etwas einfach nicht! Frau Bäckerin untersagen sie das, sofort!“ „Gehen Sie doch, Madame. Ich kann mich nicht erinnern, dass Küsse in der Öffentlichkeit verboten wären. Erst letztens habe ich einen gesehen, der im Park masturbiert hat. Das sollten sie vielleicht auch mal probieren. Es ist gesund und sie wären vielleicht weniger grantig.“ Mein Onkel machte eine eindeutige Geste mit der Hand und die Frauen wendeten sich empört ab. „Skandalös. Ich werde dafür sorgen, dass ihnen die Lizenz entzogen wird!“ Sie rauschte davon und die Frau in dem karierten Rock stöckelte ihr hinterher. „Na super. Jetzt kann ich es vergessen, hier neue Kontakte zu knüpfen, die werden mich meiden wie die Pest.“ Ich ließ die Mundwinkel sinken, aber Ruby küsste sie kurz nacheinander. Ich drückte mit den Händen sein Gesicht weg. „Was soll das? Wollt ihr mir mein Leben hier versauen, bevor es begonnen hat?“ Ich war kurz vorm Heulen und Ruby sah mich entsetzt an. „Nein, bestimmt nicht! Aber die Klatschbasen hatten eine Lektion verdient und egal, was wir machen oder sagen, sie bilden sich sowieso ihre eigene – falsche – Meinung. Sei nicht böse, bitte.“ Er küsste mich ganz sanft und das war einer dieser Küsse, die mich sofort weich werden ließen. Zärtlich und bestimmt, aber ohne etwas zu fordern, dass ich nicht zu geben bereit war. „Darf ich mitmachen? Mensch, Ruby, was hast du dir denn da Niedliches an Land gezogen?“ Die Stimme, die gesprochen hatte, gehörte zu einem Typen, der ähnlich wie Ruby im ersten Moment nur aus Muskeln zu bestehen schien. Aber irgendwas war anders. Er sah gut aus, was ich einfach nicht ignorieren konnte. Die grünen Augen leuchteten hell in Kombination mit dem tiefschwarzen Haar. Allerdings hatte er einen Zug um den Mund, den ich nicht einordnen konnte. Ruby schien ihn jedenfalls zu kennen und konnte ihn anscheinend auf den Tod nicht ausstehen. Solch einen Hass hatte ich selten in den Augen eines Menschen gesehen und in diesem Moment war ich mir sicher, dass Ruby seine Kraft einsetzen würde, wenn er müsste. „Hallo Süßer, ich bin Race O’Brian.“ „Race, verzieh dich!“ „Also wirklich, sind wir heute wieder unfreundlich. Er mag mich nicht besonders. In welcher Beziehung steht ihr denn zueinander, wenn ich fragen darf?“ Er deutete auf unsere leicht zu missverstehende Position. „Wir sind Freunde.“ „Korrigiere, er ist mein Freund. Und jetzt zisch ab, Race.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)