Castles in the Sky von abgemeldet (Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 5: 'Totgeliebt' ----------------------- Der nächste Morgen war ein Fiasko. Eigentlich schlief ich noch, und hatte nicht vor demnächst meinen Komaartigen Zustand zu verlassen. Aber wie heißt es so schön: Satz mit x das wahr wohl nix. Genau das stellte ich fest als ich ein gebrülltes ‚Oh mein Gott’ hörte das sich in meinen Traum einschlich. Die Stimme identifizierte ich als die von Tom und schlug eigentlich nur deswegen die Augen auf. Ich ging stark davon aus das mein Bruder irgendwas entdeckt hatte was ihn schockte. Wobei das eigentlich so gut wie gar nicht mehr möglich war. Er kannte meine Mutter, er kannte unser Haus und vor allem kannte er MICH. Wer mich kannte der vertrug so gut wie alles. Aber eben nur so gut wie. Ich hatte mich gerade aufgesetzt als Tom auch schon ins Zimmer gehechtet kam und die Tür hinter sich zuschmiss. Anscheinend fühlte er sich jetzt sicher, und ich hatte freien Ausblick auf einen nackten Tom wenn man das Handtuch um seine Hüften mal nicht mitrechnete. Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich musterte ihn stumm während er gehetzt vor sich hin atmete. „Es gab Dinge in meinem Leben die wollte ich niemals sehn“ jammerte er auch gleich los und ich musste an dieser Stelle nicht erwähnen, das ich keine Ahnung hatte wovon er eigentlich sprach. „Was hast du denn gesehen?“ Ich hoffte für ihn stark dass es nicht unsere Mutter bei der Intimrasur war. Denn die hatte ich schon mal gesehen und seit dem war mein Weltbild untergegangen und nicht wieder aufgetaucht. „Ich kam grad aus der Dusche und hatte gerade so das Handtuch um, da geht die Tür auf und da drin steht ein dicker alter Mann“ sprudelte es aus ihm heraus und ich nickte verstehend. „Okay, es war ein sehr fetter und verschwitzter Mann. Bin ich froh das dem sein Bauch so weit runter hing dass mir das meiste von ihm erspart geblieben ist. Und diese Haare auf der Brust….mir wird grad schlecht“ Damit ließ er sich neben mich fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ich konnte Tom gut verstehen. Und so boshaft das jetzt auch klingen mochte, ich war froh ihn nicht gesehen zu haben. „Was macht der hier?“ kam nach zwei Minuten die Frage rechts von mir und ich grinste. „Das ist wahrscheinlich einer von Mamas Stechern. Die steht auf solche Typen“ Von Tom kam nur ein Würgen. Ich weiß nicht woher der Entschluss kam, aber ich hielt es in diesem Moment für meine Pflicht meinen Bruder zu beschützen. Also stand ich auf und griff nach meinem Handy während ich Tom ansah. „Zieh dir was an“ war mein einziger Kommentar während ich dem Tuten weiter lauschte. Der musste schon wach sein. Es sei denn er lag tot in der Bude rum. „Hier Gustav wer dort?“ „Bill hier“ kams gähnend von mir. „Du bist schon wach. Oh mein Gott! Brennt euer Haus?“ „Nein Gustav, aber ich brauche Asyl…dringend“ murrte ich während ich halb in meinem Kleiderschrank verschwand. Ich hatte einfach nichts zum anziehen. Oder zuviel so das ich mich nicht entscheiden konnte. „Lass mich raten, deine Mutti hat wieder ein unappetitliches Ding zu Hause rumrennen“ „Bingo. Aber weil ich so ein guter Freund bin muss ich sagen das mein Bruder auch schon hier haust und ebenfalls mitkommen müsste“ Am anderen Ende herrschte Stille. „Der ist schon da?“ „Ja…seit Vorgestern“ nuschelte ich und warf einen Blick zu Tom der anscheinend dermaßen traumatisiert war das er nichts mitbekam. „Und warum sagst du mir da nichts?“ „Ich musste den erst mal abchecken. Krieg ich Asyl? Und ne Dusche?“ „Klar, komm rüber. Ich hab eh schon Georg hier sitzen“ Na Bravo. Dann konnte Tom sich ja auf was gefasst machen. Ich verabschiedete mich von Gustav und zog mir meine Hose an ehe ich mir eine Kippe anzündete und meine Sonnenbrille auf die Nase setzte. Ungeschminkt musste mich auf der Straße nun wirklich keine Sau sehen. „Was ist dein Plan?“ wurde ich von Tom gefragt der sich gerade einen Kapuzenpulli anzog und ich grinste. „Wir kriegen Asyl bei Gustav meiner Ersatzmami“ Toms Augenbrauen wanderten in die Höhe und er musterte mich eingehend. „Du rennst wirklich in Schlabberklamotten draußen rum?“ „Ob dus glaubst oder nicht. Aber sogar ich mach das manchmal“ Und anscheinend war Toms Weltbild dabei einzustürzen denn er betrachtete mich etwas unglaubwürdig und mit einem verzogenen Gesicht. „Ich dusch bei Gustav. Dann lernst du auch gleich Georg kennen und somit hab ich es mir erspart dich in der Schule meinen Freunden vorzustellen. Weil da muss ich laufen“ grinste ich dann und packte mir mein Zeug zusammen ehe ich die Türe öffnete und vorsichtig den Flur entlang schielte. Die Luft war rein, also schlichen Tom und ich mucksmäuschenstill die Treppe nach unten und zogen uns unsere Schuhe an ehe wir fluchtartig das Haus verließen. Wir liefen ganze zwei Straßen ehe wir vor Gustavs Haus standen und ich Sturm klingelte. Wenn Georg da war, dann war das definitiv besser, denn Gustav war dann jedes Mal kurz vorm Nervenzusammenbruch so das er nicht wirklich was hörte. Kurze Zeit später wurde die Türe aufgerissen und ich starrte Georg ins Gesicht der mich auch sogleich halb tot drückte. „Tom das ist Georg. Georg, mein Bruder Tom“ machte ich sie kurz bekannt und Georg klappte die Kinnlade nach unten. „Scheiße, das is ein Hopper“ Was für eine tolle Begrüßung. Obwohl man bei Georg auch nichts anderes erwarten konnte. Mein Blick wanderte zu Tom und ich hob eine Augenbraue als dieser leicht betreten zu Boden starrte, während Georg in die Küche rannte um Gustav diese abscheuliche Botschaft zu überbringen. „Alles klar bei dir?“ fragte ich deswegen nach und legte den Kopf schief. „Na ja, ich glaub nicht so das deine Freunde mich mögen. Und dich bestimmt auch bald nicht wenn du mich mit rumschleifst“ Ich musste nicht erwähnen dass ich komplett verwirrt war. So kannte ich Tom wirklich nicht. Auch wenn man nicht davon reden konnte das ich ihn kannte. Eigentlich wusste ich gar nichts über ihn außer den paar Schnipseln die meine Mutter oder er mir hingeworfen hatten. „Also ich glaube du hast Fieber“ überspielte ich das ganze und packte ihn am Ärmel ehe ich ihn ins Haus und in die Küche zerrte wo Georg apathisch aus dem Fenster starrte. „Hallo, ich bin Gustav“ kams von meiner Ersatzmutti und er reichte Tom die Hand und schüttelte sie heftig. „Magst du was essen, trinken? Oder bist du wie unsere Diva ein Kaffeejunkie?“ grinste es Tom entgegen und ich war froh das wenigstens Gustav sich nicht benahm wie ein Marsmensch. „Ähm…Kaffee bitte“ kams von Tom und er setzte sich neben mich wo er mit dem Stuhl näher rückte bis ich seine Schulter in meiner hatte. Während Gustav rannte um Kaffee zu besorgen sah ich Tom etwas schräg von der Seite an. „Wo ist deine große Klappe?“ „Ob dus glaubst oder nicht, aber die hab ich nicht immer. Dieser Georg ist mir unheimlich…und er mag mich nicht“ „Tom, nicht jeder mag dich“ stellte ich eine Realität fest und verdrehte die Augen. „Du magst mich nicht?“ „Das hab ich nicht gesagt. Ich versuche nur dir beizubringen das nicht jeder dich liebt.“ Manche Gespräche die ich mit Tom führte könnte man echt mal verfilmen und zu Mario Barth schicken. Die würden Bestseller werden, das konnte ich sagen. Nachdem wir unseren Kaffee hatten setzte sich Gustav uns gegenüber und starrte Tom interessiert an der zurückstarrte. „Du bist also Bills Zwillingsbruder. Also ich kann gewisse Ähnlichkeiten erkennen. Ich bin ja froh das du endlich da bist“ Toms verwirrter Gesichtsaudruck sprach Bände. „Warum?“ „Na Bill hat uns schon jeden Tag zugesülzt das du bald kommst und so und das er hofft das du nicht das komplette Arschloch bist weil er dich sonst im Garten vergräbt“ lachte Gustav und trank seinen Tee. Scheiß Biofritze. „Du wolltest mich im Garten vergraben?“ „Ja aber erst nachdem ich dir den Wagenheber übergezogen hab. Von daher hättest du das eh nicht mehr mitbekommen.“ Während ich fassungslos angestarrt wurde grinste ich in meine Kaffeetasse. „Spielst du eigentlich ein Instrument?“ Gustav könnte Moderator werden. Er wusste immer irgendwas womit man die Unterhaltung am laufen hielt. „Ähm…ja Gitarre“ kams etwas leise von meinem Zwilling und ich hörte Gustav jubeln was mich wieder mal die Augenbraue heben ließ. „Das ist großartig. Bill, dann hast du endlich mal wen der dich begleitet. Bass und Schlagzeug eignen sich nicht so gut dafür“ „Wieso begleiten?“ kams von neben mir und ich blubberte weiter in meinem Kaffee „Na Bill schreibt doch Songs und singt auch…oder wusstest du das nicht?“ Von Tom kam nur ein Kopfschütteln und ich hielt es in diesem Moment für angebracht duschen zu gehen. Was ich auch tat. Nachdem ich fertig war und mich in meine Klamotten gequetscht hatte ging die Tür auf und Tom kam rein ehe er sich auf den Klodeckel hockte. „Du singst?“ „Mh…ein bisschen“ gab ich antwort während ich darauf verzichtete mich zu schminken und stattdessen meine Haare trocken fönte. „Kann ich was hören?“ „Lieber nicht. Ich hab nur zu wenigen ne Melodie“ Es kehrte Stille ein und ich hängte den Fön wieder an den Haken. „Darf ich was lesen?“ Tom war anscheinend ganz scharf darauf irgendwas von mir zu hören oder zu lesen also nickte ich nur und ging mit ihm wieder zurück zu den Anderen. Diese saßen inzwischen im Wohnzimmer und zockten irgendwas an der X-Box während ich meine Tasche durchwühlte und Tom einen Zettel mit einem Songtext hinhielt. Nach einer Weile sah ich wieder zu ihm und starrte ihn einfach nur an. Er sah unglaublich traurig aus. „Tom?“ „Wie schaffst du das eigentlich so was Trauriges zu schreiben und dabei auch noch die Gefühle anderer zu berühren?“ gab er gepresst von sich und ich rutschte näher zu ihm. „Eigenerfahrung?“ rätselte ich dann und zuckte letztendlich mit den Schultern. „Du hast dich mit jemanden Totgeliebt?“ Ich schwieg eine Weile und beschloss zum Schluss doch zu reden. „Ja…mit Alex“ „Und seitdem lässt er sich von dem Arsch quälen“ knurrte Georg und ich grinste schief. „Tja“ gab ich lang gezogen von mir und beobachtete die anderen beim zocken ehe ich Tom wieder ansah. „Ich mach ne Melodie dazu und du singst für mich okay?“ Überrumpelt nickte ich nur und besah mir Toms Grinsen, das so gar nicht zu denen passte die ich sonst gesehen hatte. Denn dieses Grinsen glich schon fast einem Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)