Jeder Tag beginnt mit dir von Runya ================================================================================ Kapitel 1: Jeder Tag wird mit dir beginnen ------------------------------------------ Padma wusste nicht mehr, wie lange sie jetzt schon mit Seamus zusammen war. Lange. An die Zehn Jahre dürften es inzwischen sein. Wenn sie genau darüber nachdachte, ja dann waren es ziemlich genau zehn Jahre. Irgendwie waren sie während ihres letzten Schuljahrs zusammengekommen. Man hatte sich halt gegeben, während der dunklen Zeit, in der die Todesser in Hogwarts die Macht hatten. Alle innerhalb der DA waren näher zusammengerückt. Es waren einige Pärchen entstanden. Nur noch wenige dieser damals entstandenen Paare waren noch zusammen. Wie zum Beispiel ihre Schwester Parvati und Dean Thomas, von dem alle schon immer gewusst hatten, dass er in Parvati verliebt war. Es hatte niemanden, nicht einmal sie gewundert, dass sie letzten Sommer geheiratet hatten. Und das war es auch, wonach Padma sich sehnte. Eine Ehe mit dem Mann, den sie liebte. Doch irgendwie schien Seamus nicht der Typ zu sein, der ihr einen Antrag machte. Er war generell nicht so der romantische Typ, das wusste sie ja bereits. Aber so langsam könnte er ihr wirklich einen Antrag machen. Jede ihrer Freundinnen war inzwischen verheiratet, manche hatten bereits Kinder. Nur sie, sie wartete immer noch bis ihr Freund ihr einen Antrag machte. Das fuchste sie wirklich! So gingen Padmas Gedanken, während sie am Strand auf den Kanaren lag. Seamus hatte ihr diesen Urlaub zum Geburtstag vor drei Monaten geschenkt. Und er konnte es sich wirklich leisten. Denn inzwischen war Seamus Chefredakteur des Sportteils beim Tagespropheten und verdiente so ziemlich gutes Geld. Gerade kam ihre „bessere Hälfte“ zurück von der Bar, wo er ihnen beiden einen Drink besorgt hatte. Innerlich hatte sich Padma so in Rage geredet bzw. gedacht, dass sie einfach nicht mehr an sich halten konnte. Sie riss sich ihre Sonnenbrille von der Nase, funkelte Seamus an und fragte in ziemlich schnippischem Ton: „Sag mal, kannst du mir eines verraten?! Wie lange willst du eigentlich noch darauf warten, bis du mir einen Antrag machst?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten redete sie weiter. „Wir sind jetzt seit ziemlich genau zehn Jahren zusammen. So langsam wird es Zeit. Wir sind siebenundzwanzig, alle meine Freundinnen und Freunde, alle unsere Bekannten aus Hogwarts sind inzwischen verheiratet! Auf wie vielen Hochzeiten muss ich denn noch die unverheiratete Brautjungfer machen, bis ich auch endlich einen Antrag von dir gemacht bekomme?! Ich weiß ja, dass du nicht der Mann für große Worte bist. Oder der Romantiker. Aber du bist doch verdammt noch mal ein Gryffindor! Du wirst doch wohl den Mut aufbringen, deine Langzeitfreundin zu fragen, ob sie dich heiraten will! Ausgenommen du willst überhaupt nicht heiraten. Dann wäre ich zumindest glücklich, du würdest mir das mitteilen, damit ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann, niemals zu heiraten!“ Sie hielt inne und holte Luft, funkelte ihr Gegenüber an, der immer noch wie festgewachsen vor ihrem Handtuch stand und sie verwirrt anschaute. „Hast du denn Garnichts dazu zu sagen?!“ Offensichtlich nicht, denn er machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu, wie ein Fisch im trockenen. „Auch gut! Dann gib mir wenigstens meinen Drink!“ Und damit schnappte sich Padma ihren Cocktail aus Seamus Hand, setzte mit dramatischer Geste ihre Sonnenbrille wieder auf, steckte sich das Röhrchen in den Mund und zog beleidigt daran. Seamus ließ sich unterdessen, immer noch wortlos, neben ihr auf sein Handtuch nieder und schaute verwirrt drein. Na toll, so hatte sich Padma das aber nicht vorgestellt. Wie hatte sie es sich eigentlich vorgestellt? Das war die Frage. Dass er auf die Knie sinken würde und ihr sofort einen Antrag machen würde? Dass er sie um Verzeihung bitten würde? Sie wusste es selbst nicht. Um an den letzten Rest ihres Getränks zu kommen musste Padma das Röhrchen und die blaue Papierblume, die im Glas war, herausnehmen, und aus dem Glas trinken. Doch als sie die Blaue Blume aus dem Glas nahm, war sie doch etwas schwer dafür, dass sie nur aus Papier war. Als das untere Ende aus der roten Flüssigkeit hervorkam sah sie auch, warum. Da war eine geschlossene Jakobsmuschel befestigt, die ziemlich schwer war. Verwirrt schaute sie die Blume in ihrer Hand an. „Seamus, hast du eine Ahnung, was das ist?“ In ihrer Verwirrtheit vergaß Padma doch glatt, dass sie eigentlich beleidigt war. Er schaute sie aus unergründlichen Augen an. „Nein, keine Ahnung.“ Seltsam, äußerst seltsam. Sie nahm die Muschel in die Hand und öffnete sie vorsichtig. Verdattert starrte sie auf den Inhalt der Muschel. Ein silberner Ring mit einem blauen Saphir im Marquise-Schliff lag in der Muschel eingebettet. Sie schaute hoch zu Seamus, der ein selbstzufriedenes Grinsen auf dem Gesicht hatte und wieder hinunter zu dem Ring in der Muschel. Ihr fehlten die Worte. „Tja, wenn du nicht so ungeduldig gewesen wärst… aber so hast du mir ja praktisch einen Antrag gemacht und ich habe nur den Ring dazu geliefert.“ Er grinste sie süffisant an. Auch sie musste grinsen. Also war sie jetzt verlobt. Obwohl wohl unklar bleiben würde, wer wem den Antrag gemacht hatte. Vier Monate später stand Padma mit ihrer Schwester in ihrem alten Kinderzimmer. Parvati lag auf ihrem alten Bett, das große plüschig-rote Kissen in den Armen, während Padma vor ihrer Kommode stand und das Foto darauf betrachtete. Sie selbst und Seamus winkten ihr fröhlich vom Bett ihres Hotelzimmers auf den Kanaren zu. Padma lächelte glücklich. In weniger als einer Stunde würde sie Mrs Seamus Finnigan sein. „Freust du dich darauf, bald verheiratet zu sein?“ Parvatis Stimme holte sie aus ihren Erinnerungen. „Ja, natürlich! Ich warte ja jetzt schon zehn Jahre darauf, endlich einen Ring am Finger zu tragen! Außerdem bin ich mir sicher, dass wir zusammen glücklich werden. Oder eher bleiben, glücklich sind wir ja schon. „ Parvati nickte. „Gut, dann lass uns dich fertig herrichten.“ Sie trug bereits ihr fliederfarbenes Brautjungfernkleid, das aber kaum ihren gewachsenen Bauch verdecken konnte. Und auch Padma hatte ihr weißes Hochzeitskleid bereits angelegt, es schimmerte in der Abendsonne in verschiedenen Farben des Regenbogens durch die vielen aufgestickten Kristalle und Steine. Es war ein einziger Traum in Weiß, wie es sich jede Braut wünschte. Parvati musste jetzt nur noch ihre Haare zu einer halben Hochsteckfrisur aufstecken, so dass ihr die Hälfte ihres Haares nun lang und glänzend und wie flüssige schwarze Tinte über den Rücken floss und die andere Hälfte kunstvoll hochgeflochten war. Padma hatte sich außerdem gewünscht auf der Wiese vor ihrem Elternhaus zu heiraten, eine weitläufige Wiese voller Wildblumen. Von dort waren auch die Blumen ihres Brautstraußes gepflückt: rote Tulpen. Es waren ihre Lieblingsblumen. Schließlich trat Padma hinaus ins Abendlicht. Parvati stand bereits vorne am Altar und erwartete sie, ein Lächeln auf den Lippen. Kurz daneben ihr Ehemann Dean, der der Trauzeuge von Seamus war. Seamus schaute sie an, als sie am Arm ihres Vaters den Gang hinunter zum Altar lief, und in seinem Blick stand die reine Liebe. Sie war sich sicher, dass man in ihrem Blick genau dasselbe lesen konnte, denn sie verschwendete keinen Blick an die Gäste, hatte nur Augen für ihn. Und in dem letzten Licht des Tages sagten sie beide „Ja“. Ihr altes Leben hatte nun aufgehört- das Neue begann mit dem nächsten Tag. Nach der Trauung gab es einen großen Empfang auf der Wiese. Mr und Mrs Seamus Finnigan nahmen die Glückwünsche der Gäste entgegen. Ihr gesamter Jahrgang war gekommen, unter anderem auch Harry und Ginny, Hannah und Neville, Luna und ihr Mann Rolf und noch viele weitere. Auch einiger ihrer alten Lehrer von Hogwarts waren gekommen, um diesen Tag mit ihnen zu feiern: Professor McGonagall, Professor Sprout und Professor Flitwick und –zu Padmas großem Entzücken und Seamus‘ Missfallen (er war ein wenig Eifersüchtig)- Firenze, ihre alter Wahrsageleher. Professor Trewlany hatte es leider nicht geschafft, denn niemand wusste momentan, wo genau sie sich aufhielt. Es tat gut, all jene Menschen um sich zu haben, die einen liebten, dennoch wartete Padma nur darauf, endlich mit Seamus alleine zu sein. Am nächsten Morgen wachte Padma auf und bemerkte nach einigem Blinzeln, dass Seamus neben ihr bereits wach war. Er schaute sie mit einem leichten Lächeln an. „Wie lange bist du schon wach?“ „Schon eine ganze Weile. Ich habe dir beim Schlafen zugesehen.“ Padma lächelte. „Das wirst du noch oft können.“ „Ja, denn ab heute wird jeder Tag mit dir beginnen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)