Dark City von DCMarvelFan (Das Dämonen Tor) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Ich stand früh am Morgen auf, machte mir ein kleines Frühstück und verließ danach das Haus, ohne auf die anderen zu warten. Ich stieg auf Raven; ich war immer noch etwas aufgewühlt wegen meiner Begegnung mit Eliza, da gab es bessere Mittel, als mit dem Motorrad durch die Gegend zu fahren. Außerdem wollte ich mich jetzt um meinen Fall kümmern. Zunächst wollte ich ein Gefühl für das Opfer entwickeln und es besser kennenlernen, erst danach wollte ich mich um das Messer mit der schwarzen Klinge kümmern. Ich hatte die Adresse immer noch im Kopf und nach einer kurzen Suche fand ich das Penthouse von Davis. Außerdem hatte ich Eckart angerufen und erfahren, dass die Wohnung freigeben worden war und dass die Schwester des Opfers heute dort zu finden war. Ich fuhr an den Rand der Straße und stieg dort ab. Das Gebäude war ein zweistöckiges Familienhaus mit einer Dachwohnung darin. Auf der auf obersten der Klingeln stand groß ‚Davis‘. Ich klingelte und eine sanfte Frauenstimme meldete sich. „Hallo?“ „Meine Name ist Kate Raider, ich arbeite für die Polizei“, sagte ich. „Darf ich zu Ihnen raufkommen?“ „Ja, natürlich“, sagte die Stimme und die Tür zum Treppenhaus wurde geöffnet. Ich stieg nach oben. Heute hatte ich mit Absicht auf meine volle Kampfmontur verzichtet. Nicht nur, weil ich dafür einen Umweg über das Büro hätte machen müssen, sondern aus Erfahrung. Bei Klienten machten meine Waffen wie gesagt mächtig Eindruck, bei Zeugen und besonders bei Angehörigen, die jemanden verloren hatten, wirkten sie eher einschüchternd. Musste ich mir das Vertrauen zu diesen eben mühsam erarbeiten. Ich kam schließlich im höchsten Stockwerk an. Bevor ich dort klingelte konnte, wurde mir schon aufgemacht. Vor mir stand eine junge Frau Ende zwanzig. Sie hatte lange, blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, ein ebenso weißes Top und eine schwarze Jeans an. Sie war attraktiv, wenn ich das so sagen durfte; alles war an den richtigen Stellen, sie war schlank und sportlich. „Hi, ich bin Linda Davis“, sagte sie, „aber kommen Sie doch rein, Miss Raider.“ „Nennen Sie mich Kate“, bot ich an. „Gut, sagen Sie Linda zu mir.“ Ich folgte ihr den kleinen Hausflur entlang, der im Wohnzimmer des Penthouses endete. Das Wohnzimmer war riesig und sehr modern eingerichtet, nur das Beste vom Besten. Die Frage lautete, wie konnte sich eine arme kleine Kunststudentin so eine Wohnung leisten? Das ganze Wohnzimmer war vollgepackt mit großen Umzugskartons. „Entschuldigen Sie die Unordnung, meine Freundin und ich sind dabei, ein paar persönliche Dinge zu holen, bevor sie aufgelöst wird.“ In diesen Moment tauchte aus einem der Nebenzimmer ein junges Mädchen Mitte zwanzig auf, mit einer Kiste in den Händen. Sie hatte lange, schwarze Haare. Ein ebenso schwarzer Lidstrich betonte ihre blauen Augen. Auch der Rest der Kleidung war schwarz: Ein Top mit Netzärmeln, in die ein Muster eingenäht war; über den Unterarmen trug sie Schnürstulpen. Dazu trug sie einen Minirock aus Leder, an ihren Füßen saßen kniehohe Stiefel mit Schnallen. Alles zusammen ergab ein Gothic Girl. Nun, ich hatte nichts gegen Gothics, vorausgesetzt, sie knieten nicht vor mir nieder und flehten mich an, sie doch bitte in einen Vampir zu verwandeln. Wobei das nicht möglich war. Sie stellte die Kiste auf dem Wohnzimmertisch ab. „So, das ist der Rest“, schaute sie in unsere Richtung. „Das ist meine Freundin Kim, sie hilft mir beim Ausräumen der Wohnung“. Sie gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Kim, das ist Kate Raider, sie arbeitet für die Polizei als…“ Linda schaute mich kurz an. „Beraterin“, erwiderte ich bloß. Kim musterte mich: „Sie sind ein Vamp, oder? Cool!“ „Kim!“, wies Linda ihre Freundin zurecht. Ich lächelte nur. „Ist schon gut, ich reagiere nicht darauf.“ Wir setzen uns auf zwei der Sofas. „Zunächst würde ich gerne Ihren Bruder besser kennenlernen“, begann ich. „Erzählen Sie mir von ihm.“ „Nun, wir sind immer für einander da gewesen, seit unsere Eltern bei einem Autounfall gestorben sind. Ich war damals sechzehn und er achtzehn“, erzählte sie. „Daniel war aber auch ein schwieriger Mensch.“ „Er hat alles besprungen, was bei drei nicht auf den Bäumen war“, meldete sich Kim zu Wort. „Kim!“, wies sie ihre Freundin erneut zurecht. „Studieren Sie auch Kunst?“, fragte ich nach. „Ja, das auch, aber ich bin bei weiten nicht so gut wie Daniel. Und nebenbei studiere ich Computerwissenschaften.“ „Unsinn, deine Bilder sind fast genauso gut wie die von Daniel“, kam es von Kim. „Ich habe mich außerdem um die ganzen Rechnungen und E-Mails gekümmert“, erklärte Linda. „Ich nehme an, dass Sie auch Kunst studieren?“, fragte ich Kim. „Ja“, sagte sie mit stolzer Stimme. „Aber ich gehe eher in Richtung Comic- und Manga- Zeichnerin, vor allem, weil ich damit meine Eltern ärgern kann.“ Langsam mochte ich die junge Frau. Ich ließ meinen Blick über die Wohnung schweifen. „Wie konnte sich ihr Bruder eigentlich so eine große und teure Wohnung leisten?“, fragte ich Linda. „Ich weiß es auch nicht, er sagte, er habe seit Neustem einen großzügigen Spender, der ihn fördert. Wer es ist, weiß ich auch nicht, auf jeden Fall scheint er sehr vermögend zu sein. Als Kim und ich zusammenziehen wollten, hat Daniel uns sogar finanziell unter die Arme gegriffen“, erklärte Linda. Meine Neugierde war auf jeden Fall geweckt: „Kann ich den Arbeitsbereich von Ihrem Bruder sehen?“ Linda führte mich in das Arbeitszimmer, einen großen Raum. Kahl bis auf einen Schreibtisch, der vor einem großen Fenster stand und eher zur Lagerung der Malutensilien gedacht war. Ansonsten gab es außer einer großen Staffelei, auf welcher sich eine besonders große Leinwand befand, nichts Besonderes in dem Raum. An der hinteren Wand befand sich eine ganze Reihe weiterer Leinwände, die ebenfalls bemalt waren und fein säuberlich hintereinander gestapelt waren. Ich schaute mir die große Leinwand an. Was ich da sah, ließ mich schlucken. Es zeigte eine gewaltige Schlacht, die in einem unterirdischen Gewölbe stattfand. Menschenähnliche Wesen in weißen Rüstungen kämpften gegen eine Horde rothäutiger Wesen. Einige flogen auf ledernen Flügeln, andere gingen auf zwei Beinen. Dabei war es so detailreich, als ob man den Lärm, den dieser Kampf verursachte, geradezu hören konnte. „Das war das letzte Bild, was Daniel gemalt hat“, erklärte Linda. „Es klingt vielleicht komisch, aber mein Bruder hat immer behauptet, dass er die Bilder, die er malt, in seinen Träumen sieht.“ „Dann scheint er in letzter Zeit viel geträumt zu haben“, sagte ich trocken und schaute in Richtung der Gemälde, die alle gute Arbeiten waren. Ich verstand nicht viel von Kunst, aber erkannte gute Arbeiten durchaus, wenn ich sie sah. „Ein paar seiner Bilder wurden bei der Uni ausgestellt, aber Daniel erzählte mir, dass seine Gönner ihm helfen wollten, seine eigene Ausstellung zu organisieren“, sagte Linda. „Deswegen hat er oft bis spät in die Nacht gearbeitet. Ich hoffe, irgendwie Kontakt mit seinem Gönner aufnehmen zu können und dass die Ausstellung doch noch stattfinden kann, einfach als eine Art Gedenken an Daniel.“ Meine Neugierde auf den Gönner war auf jeden Fall enorm gestiegen. „Kann ich mir mal die Unterlagen von Ihrem Bruder ansehen?“, fragte ich Linda. „Tut mir leid, die meisten Unterlagen sind bei mir zu Hause oder wurden von der Polizei mitgenommen“, antwortete sie. Ich überlegte kurz. „Kann ich mir den Ort ansehen, an dem Ihr Bruder getötet worden ist?“ „Sicher“, sagte Linda und führte mich zum Schlafzimmer. „Wäre es okay, wenn ich zurück zu Kim gehe, ich kann nicht…“ Sie brach ab. „Natürlich“, erwiderte ich und sie ließ mich allein. Ich betrat das Schlafzimmer von David, in dem er gestorben war. Obwohl das Blut längst weggewischt war, hielt sich der Eisengeruch immer noch in der Luft. Ein normaler Mensch würde so etwas nicht merken, aber ich als Vampir schon. Ich ging zu der Stelle, an welcher der Umriss der Leiche mit Kreide abgezeichnet war. Dort ging ich in die Hocke und meinen Gedanken nach: „Was ist dein Geheimnis Daniel?“, murmelte ich. Ich schaute auf und sah, dass auf dem Nachttisch ein Bild von Linda und ihrem Bruder stand. Wieder erhob ich mich, ging zu dem Bild und nahm es in die Hand. Ich hatte schon einmal ein Bild von Daniel gesehen, aber das Bild eines Toten war natürlich etwas anderes, als wenn die Person noch lebendig war. Das Bild zeigte Daniel und seine Schwester, wie sie in die Kamera grinsten. Nun war Linda ganz alleine. Irgendwie wusste ich, wie sie sich das anfühlte. Was mir auffiel war, dass Daniel für einen menschlichen Mann sehr schlank gebaut war und weniger muskulös. Auch das Gesicht mit den langen, blonden Haaren war eher schmal. Da fiel mir ein gefalteter Brief auf, der sich unter dem Bild befunden hatte. Eine Vorahnung beschlich mich, als ich merkte, aus was für eine Art von Papier er bestand und die Reste eines roten Kerzenwachssiegels bemerkte. Der Brief war aus Pergament und als ich ihn entfaltete, bemerkte ich die Schrift. Es war eine sehr feine Schrift. Nicht so plump wie bei einem Füller oder Kugelschreiber. Dieser Brief wurde mit einem Pferdekiel geschrieben. Und es gab nur eine Rasse, die immer noch auf diese Weise schrieb. Vampire. Ich las das Geschriebene: „Sehr verehrter Mister Davis, Lord Stoker würde Ihnen gerne bei der Erreichung Ihrer Ziele helfen und Ihr Talent fördern, sowohl finanziell, als auch organisatorisch. Um der Welt Ihre Kunst zu zeigen - aus diesem Grund hat Seine Lordschaft einen Found eingerichtet, über den Sie verfügen können, wie Sie wollen. Wir hoffen, bald mehr von Ihren Meisterwerken sehen zu können. Mit freundlichen Grüßen, Josh Lance Persönlicher Sprecher, Sekretär und Blutdiener von Lord Christopher Stoker, Oberhaupt des Hauses Stoker, Blutmeister von Dark City und Vorsitzender der Rates der zwölf Vampirhäuser“ Ich nahm den Brief an mich und ging damit zu Linda. „Ich weiß jetzt, wer der Gönner Ihres Bruders war“, sagte ich, als ich ihr den Brief gab. Diese wurde bleich, als sie ihn las. Kim war an der Seite ihrer Freundin; durch ihre Anwesenheit schien sie sich zu beruhigen. Nachdem sie den Brief mehrmals gelesen hatte, fragte sie mich: „G- glauben Sie, dass die Vampire für seinen Tod verantwortlich sind?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete ich ihr. „Aber ich verspreche Ihnen, dass ich heraus kriegen werde, wer es war und warum man Ihren Bruder getötet hat.“ Als ich das Gebäude verließ, fiel mir ein schwarzes Auto auf. Ich wusste nicht genau warum, aber mich beschlich ein unangenehmes Gefühl. Als ob der Fahrer des Wagens, dessen Scheiben verdunkelt waren, das Haus beobachtete. Und damit auch mich. Die Scheibe an der Fahrertür war einen kleinen Spalt herunter gelassen und ich konnte eine Kamera erkennen. Als er mich bemerkt hatte, startete der Fahrer des Wagens unverzüglich den Motor und fuhr davon. Das ungute Gefühl blieb, als ich auf Raven stieg und es blieb weiterhin anwesend, als ich weg fuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)