Last Ride Of The Day von Riandra ================================================================================ Kapitel 2: Erinnerungen an damals --------------------------------- Schlagartig wachte der Keyboarder am dritten Tag nach ihrer Ankunft in seinem Bett auf. Er brauchte einen Moment, bis er die Umgebung um sich herum wirklich wahr nahm und wieder runter kam. Schließlich musste Tuomas kurz seufzen. Er hasste es einfach. Der Grund, weshalb er nicht mehr so gut schlief und deshalb die Idee für den Urlaub bekam. Tuomas hatte gehofft, wenn es auch nur eine kurze Pause war, dass er endlich mal wieder richtig schlafen konnte. Doch dies schien ihm wohl nicht vergönnt, nein, im Gegenteil. Es wurde von Tag zu Tag, nein, wohl eher von Nacht zu Nacht schlimmer. Erneut seufzte der Keyboarder. Er sollte wirklich nicht so trübe Gedanken haben, immerhin machten sie hier Urlaub. So verschwand er nun ins Bad, wo er sich frisch machte und schließlich hinunter in den Frühstücksraum. Er mochte diese Pension hier sehr, die Umgebung war einfach traumhaft, auf der einen Seite Wälder mit einem großen, tiefblauen See und auf der anderen Seite konnte man in einiger Entfernung Berge erkennen. Ein wunderschöner Ort, um zu entspannen eigentlich. Außerdem war die Pension nie wirklich überfüllt und würde es wohl auch dieses Mal nicht sein. Es war nicht in der Saison, immerhin neigte sich der Sommer schon wieder fast dem Ende zu. Er betrat den Frühstücksraum und sah auch schon seine beste Freundin rum wuseln. „Guten Morgen“, begrüßte er und hoffte, dass er dabei nicht so brummig klang. Ria konnte überhaupt nichts für seine Laune. Die andere schien gerade etwas ihren Gedanken nach zu hängen, denn sie schreckte leicht auf, als sie die Stimme des Keyboarders hörte und lächelte leicht verlegen. „Tut mir leid, guten Morgen. Ich war gerade…“ „Etwas in Gedanken, wie früher“, beendete der Keyboarder ihren Satz mit einem Schmunzeln, was Ria zum Lachen brachte, was ihn sehr freute. „Möchtest du einen Kaffee?“, fragte sie schließlich und Tuomas bestätigte ihre Frage mit einem „Sehr gerne.“ Während sie in die Küche davon wuselte und einen Kaffee kochte, war es Tuomas, der einen Moment seinen Gedanken nach hing. Tuomas wusste, dass es für sie alles andere, als leicht war. Marco legte sich furchtbar gerne mit ihr an und er hatte, seit sie bei der Pension angekommen waren, jede Gelegenheit genutzt, um ihn von der anderen fern zu halten. Der Songwriter hatte schon damit gerechnet, dass es Differenzen geben würde, aber er hatte absolut nicht damit gerechnet, dass Marco sie gleich so anfahren würde. Er blickte auf, als Ria die Küche wieder betrat. Dabei hatte sie eine Kanne Kaffee und eine Tasse. Sie setzten sich an einem der Tische und Ria goss gerade in die Tasse jene schwarze Flüssigkeit ein, die der Keyboarder brauchte, um Frühs auf die Beine zu kommen. Er nahm die Tasse dankend an sich und trank einen Schluck. Rias Kaffees waren einfach unglaublich, wobei die andere überhaupt keinen trank, wie er wusste. Einen Moment schwiegen sie beide, bis Ria das Wort ergriff. „Und, was habt ihr heute vor?“, fragte Ria neugierig. Der Keyboarder überlegte kurz. „Anette wollte heute mit uns an den See, das schöne Wetter noch einmal ausnutzen, wie sie meinte“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln. Eigentlich war ihm überhaupt nicht nach Schwimmen zu Mute, doch Anette hatte ihn so lange mit ihren großen Augen und flehendem Blick angesehen, bis er zugestimmt hatte. „Das ist eine tolle Idee. Das Wasser um diese Zeit ist immer sehr angenehm, auch wenn der Sommer fast zu Ende ist“, erwiderte sie. Tuomas nickte leicht und erinnerte sich kurz an früher. Sie waren als Kinder oft zu dem See gegangen und immer endete es in einer unentschiedenen Wasserschlacht. Er würde sie wirklich gern fragen, ob sie nicht Lust hatte, sie zu begleiten, doch er hatte keine Ahnung, wie die anderen wohl reagieren würden. Er trank noch einen Schluck Kaffee, dann fiel ihm etwas auf. Nachdem er sich noch einmal in dem Raum umgesehen hatte, blickte er schließlich erneut zu seiner langjährigen besten Freundin. „Wo ist eigentlich dein Vater? Er war doch der Besitzer der Pension, nicht wahr?“, fragte der Keyboarder neugierig, sah dann jedoch, wie Ria nur abwinkte. „Vater ist nur noch in der Stadt und kümmert sich um die Anmeldungen, Bestellungen und so weiter. Um die Gästebetreuung und die Pension kümmere ich mich. Naja mir ist es recht“, fügte sie schulterzuckend hinzu, erntete jedoch nur einen fragenden Blick von Tuomas. „Ich bin nicht gerne unten in der Stadt, du glaubst gar nicht, wie mich die Leute immer angaffen. Als ich letzte Woche mal da war, hat mich doch tatsächlich einer gefragt, ob er ein Autogramm bekommen kann. Als ob Tarja Turunen höchst persönlich durch die Stadt mit Einkaufstüten latschen würde.“ Es tat der Dunkelhaarigen gut, endlich einmal Frust abzulassen, merkte jedoch für einen Moment nicht, wie sehr ihrem besten Freund dieser Name zu schaffen machte. Tatsächlich wirkte der Keyboarder mit einem Schlag abwesend, als er den Namen seiner alten Sängerin hörte. Ria hatte ihn nur beiläufig, vielleicht sogar unbewusst erwähnt und keine bösen Absichten gehabt, das wusste er, aber dennoch versank er ein weiteres Mal tief in Gedanken und dachte an den kurzen Streit, den er gestern mit seinem besten Freund hatte. So lange hatte er versucht, zu schweigen, es einfach zu vergessen, zu verdrängen, doch irgendwie konnte er es nicht. Er konnte Tarja einfach nicht vergessen, wie oft er es auch schon versucht hatte. Wie oft hatte er daran gedacht, mit der Sängerin einfach mal wieder reden zu können. Doch irgendwas hielt ihn davon ab, wieder Kontakt mit der anderen aufzunehmen, die ihm doch noch so viel bedeutete. Er hatte damals seine Gründe, sich gegen Tarja, sich gegen seine Gefühle zu entscheiden. Tuomas hatte es damals doch genauso gut gemerkt, wie die anderen, dass das Band zwischen der Band beinahe zerrissen wäre, wenn der Songwriter nicht endlich gehandelt hätte. Es war damals eine harte Zeit gewesen für sie alle und Tuomas stand sehr oft kurz vor dem Verzweifeln, bis sie schließlich Anette gefunden hatten. Anette passte einfach wunderbar zu ihnen, auf sie konnte man sich verlassen und sie würde alles dafür tun, dass die Band zusammen hielt. Tuomas würde sie für nichts auf der Welt wieder hergeben wollen, auch wenn er manchmal die Zeit mit Tarja vermisste. Ohne es wirklich zu merken, kam ein Seufzer über die Lippen des Keyboarders, was Ria zum Verstummen brachte. Ria hatte tatsächlich in dem Moment aufgehört, sich über die Bewohner der Stadt aufzuregen, als sie das Seufzen ihres besten Freundes vernahm und ihn anblickte. Für einen Moment hatte es sie verwundert, dass sie einen schon fast traurigen Gesichtsausdruck bei ihm erkannte, doch dann wurde es ihr schlagartig wieder bewusst und sie hätte sich selbst ohrfeigen können. Ohne darüber nachzudenken hatte sie den Namen jener Person erwähnt, mit der sie doch so oft verwechselt wurde. Die Dunkelhaarige wusste natürlich nicht, dass Tarja ihrem besten Freund noch so viel bedeutete, aber sie hätte sich zumindest denken können, dass es ihm doch noch schwer fallen musste, über sie zu reden. Wie oft hatte er sie damals angerufen, weil er jemanden zum Reden brauchte, aber niemanden aus der Band damit belästigen wollte? Ria hatte es damals nicht im Geringsten gestört, immerhin war sie schon jahrelang mit dem Keyboarder befreundet. „Tuomi?“, fragte sie vorsichtig und besorgt nach. Jedoch bekam sie keine Antwort, was sie leicht missmutig stimmte. Sie mochte es ganz und gar nicht, wenn ihr bester Freund so eine Laune hatte, auch wenn es dieses Mal eindeutig ihre Schuld war, wie sie gut wusste. „Tuomas!“, meinte sie nun etwas lauter und hoffte, dass er wenigstens darauf reagieren würde. Ria hatte dem Keyboarder stets mit seinem Spitznamen angeredet, nur wenn es mal wirklich um etwas Ernstes ging, hatte sie ihn so genannt und zu ihrem Glück setzte die Wirkung auch sofort ein. „Was ist?“, fragte er doch leicht verwirrt nach. „Tut mir leid, ich wollte nicht…“, fing sie an, brach jedoch ab, weil in diesem Moment die Tür zu dem Frühstückszimmer aufging und Anette rein kam. Bevor Tuomas zu Anette blickte, schenkte er Ria noch ein warmes Lächeln und die Andere wusste, dass dies so viel bedeuten sollte wie: Ist schon in Ordnung. Zwar glaubte Ria nicht ganz daran, doch sie wollte dem anderen die Laune nicht noch mehr vermiesen. So blickte sie nun zu Anette, stand auf und wünschte ihr einen guten Morgen. Sofort eilte sie los, um noch mehr Tassen zu holen, da sie wusste, die anderen würden nun auch bald aufstehen. Tuomas hatte es nun endlich geschafft, sich von seinen trüben Gedanken los zu reißen, die ihn doch manchmal einholten. Er blickte nun zu Anette, die sich ihm nun gegenüber setzte und wünschte ihr einen guten Morgen. Anette wiederum lächelte zwar etwas, jedoch wirkte es irgendwie… gezwungen? „Guten Morgen“, erwiderte dann die Sängerin, was auch noch leicht verschlafen klang. Tuomas blickte sie leicht überrascht an, dies kannte er von der anderen so gut wie gar nicht. „Alles in Ordnung?“, fragte er nach und erntete nun einen fragenden Blick von der anderen. „Ja, warum denn nicht?“, stellte sie als Gegenfrage. Alleine aus Neugier, nicht aus Trotz, wie der Keyboarder bemerkte. „Schon gut“, meinte der Keyboarder. Einen Moment schwiegen die Beiden. Tuomas beobachtete Anette dabei, wie sie etwas Gedankenverloren aus dem Fenster blickte. Beschäftigte sie etwas oder war sie ganz einfach noch erschöpft? Der Keyboarder wusste, dass Anette bei der letzten Tournee alles gegeben hatte, um zu beweisen, was sie konnte. Vielleicht hatte sie sich dabei etwas überanstrengt? Doch immerhin hatte er nun genau mit diesem Urlaub dafür gesorgt, dass sich alle erholen konnten. Oder vielleicht übertrieb Tuomas auch einfach nur und Anette hatte einfach nicht gut geschlafen, wie er selbst? „Es ist schön hier, nicht wahr?“ Tuomas schreckte erneut aus seinen Gedanken, als er die Worte der Sängerin vernahm. Gott er musste sich zusammen reißen. Seit wann grübelte er eigentlich wieder so viel nach? Für einen Moment blickte er die Schwarzhaarige leicht verwirrt an, nickte dann aber, als er ihre Frage verstanden hatte und musste lächeln. „Oh ja und es ist schön ruhig her“, erwiderte er. Anette blickte vom Fenster weg und schaute nun wieder zu dem Keyboarder. „Es ist mal ganz angenehm, das war wirklich eine tolle Idee von dir, hier her zu fahren“, meinte Anette. Nun war endlich wieder Begeisterung in ihrer Stimme zu hören, was den Keyboarder freute. Tuomas lachte etwas und lächelte schließlich leicht. „Ab und an mal zu entspannen ist auch wichtig“, bemerkte er. „Na das sagt ja der richtige“, hörte Tuomas eine Stimme sagen und blickte zur Tür, an der nun Marco und Emppu standen. Letzterer hatte gesprochen und grinste den Keyboarder nun breit an. Tuomas schaute den kleinen Wirbelwind jedoch nur verständnislos an. „Was soll das jetzt heißen?“, fragte er. „Wer von uns bleibt sonst immer die halbe Nacht auf, weil irgendwas mit dem Text nicht stimmt?“, erwiderte Emppu grinsend. Da hatte er Recht, das musste der Songwriter zugeben. Wenn er an neuen Texten arbeitete, vergaß er fast immer die Zeit und würden die anderen nicht darauf achten, wäre er wohl wirklich das ein oder andere Mal länger wach geblieben, als es ihm am Ende gut getan hätte. „Einer von uns muss es ja tun“, erwiderte Tuomas nun ebenfalls grinsend. Er bemerkte, dass Emppu gerade noch etwas erwidern wollte, als Jukka nun ebenfalls das Frühstückszimmer betrat, jedoch noch mit seinem Handy an seinem rechten Ohr, was die anderen zum Schmunzeln brachten. Sie alle wussten, mit wem er telefonierte. „Umarm die Kleinen von mir, ja? Wir sehen uns ja hoffentlich bald. Ich dich auch, Liebling, bis bald.“ Nach diesen letzten Worten legte der Drummer auf und bemerkte nun, dass ihn mehr oder weniger alle grinsend anblickten. „Was denn?“, fragte er und setzte eine Unschuldsmine auf. Er telefonierte fast täglich mit Satu, seiner Frau, und musste sich deshalb immer wieder Sticheleien von den anderen anhören. Nun, immerhin waren die beiden auch das Traumpaar von Nightwish, seit es die Scheidung zwischen Marco und Manki gab. „So früh telefoniert ihr schon?“, konnte sich Emppu nicht verkneifen, zu sagen. Dazu setzte er sein typisches Grinsen wieder auf. „Zum Telefonieren ist es nie früh genug“, konterte Jukka. Immerhin hatten sie drei noch sehr junge Kinder, die zum Teil schon sehr früh aufwachten. „Sie will mit den Kleinen die Woche mal vorbeikommen, das ist doch in Ordnung?“, fragte Jukka in die Runde und niemand schien zu seinem Glück etwas dagegen zu haben. Immerhin hatten sie durch ihre Tournee letztes Jahr nicht sehr viel Zeit gehabt. Nicht, dass Jukka die Zeit mit der Band nicht genossen hätte, im Gegenteil, aber er war nun mal auch ein Vater. Genau in diesem Moment betrat diese Riandra das Zimmer mit einem großen Frühstückstablett. Jukka wusste noch nicht ganz, was er von ihr halten sollte, jedoch hatte er nicht so eine direkte Abneigung wie Marco gegen sie. Er fragte sich nur, wie es sein konnte, dass sie Tarja so verdammt ähnlich aussah, er glaubte nicht an einem Zufall. War sie eine Verwandte? Aber dies hätte Tuomas ihnen doch sicher gesagt. Er glaubte nicht daran, dass der Keyboarder solche Geheimnisse vor ihnen hätte. Nachdem Riandra nun den anderen einen guten Morgen gewünscht hatte, erwiderte sogar Marco es, wenn auch brummig, wie immer. Während sie nun Frühstückten, sprach kaum einer ein Wort und nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, zogen sie sich für einen Moment nochmal in ihre Zimmer zurück, um sich für den See fertig zu machen. Anette war die Erste, die sich fertig umgezogen hatte und ging nun mit ihrer Tasche wieder die Treppe runter. Im Flur angekommen, entdeckte sie diese Ria, die gerade aus dem Frühstückszimmer kam. Anscheinend hatte sie dort gerade alles sauber gemacht. „Oh, schon fertig?“, wurde die Schwarzhaarige höflich von Ria gefragt. Anette nickte daraufhin. „Ja, bei uns ist es genau umgedreht. Du glaubst gar nicht, wie lange die Jungs manchmal brauchen“, berichtete die Schwarzhaarige leicht lächelnd. Ria musste daraufhin lachen. „Also hat Tuomas sich nicht verändert? Früher musste ich auch immer ewig warten, bis der Herr mal fertig war“, meinte sie. Anette bemerkte, wie ihr Gegenüber schmunzeln musste. „Nein, das hat sich bis heute nicht geändert“, bestätigte sie noch einmal. Dann fiel ihr etwas ein und Anette blickte die andere fragend an. „Sind hier eigentlich auch noch andere Gäste?“, fragte sie neugierig nach. Die Pension war gut gelegen, so wunderte es die Sängerin doch, dass hier anscheinend nicht so viel los war. „Wir sind außerhalb der Saison, deshalb habt ihr Glück, ihr seid zurzeit die Einzigen hier“, erklärte sie. Nach genau diesem Satz kamen nun endlich die anderen vier die Treppe hinunter. „Alle fertig?“, fragte Tuomas in die Runde. Emppu, Jukka und Marco nickten, doch Anette wartete noch einen Moment und blickte die Jungs an. Sie hatte da so eine Idee. „Meint ihr nicht auch, wenn sie Lust hat, könnte Riandra uns begleiten?“, schlug sie vor. Irgendwie wollte sie die andere besser kennen lernen, sie war davon überzeugt, dass sie ein gutes Herz hatte, auch wenn Marco gerade so aussah, als ob er sich gewünscht hätte, er hätte sich verhört. Jukka und Emppu schauten für einen Moment lang überrascht, aber Tuomas wirkte begeistert. Ria war ebenfalls darüber überrascht, aber teilweise freute sie sich auch. Also misstrauten ihr nicht alle. „Wenn sie möchte, warum nicht“, meinte Emppu und auch Jukka und Tuomas waren einverstanden. Danach blickten sie alle zu Marco, doch Ria bemerkte, wie Marco zuvor zu Tuomas schaute. Sie schienen sich wortlos zu verständigen, doch Ria durchschaute ihren besten Freund, der mit seinem Blick soviel sagen wollte, wie: Übertreibs nicht. Also ging Ria davon aus, dass Marco ihr immer noch misstraute. Doch sie verkniff sich, etwas zu sagen. Immerhin war sie auch für ihre Gäste verantwortlich und durfte auch nicht unhöflich werden. „Von mir aus“, knurrte Marco nur. Rias Gesicht erhellte sich schlagartig, natürlich freute sie sich darüber, auch Zeit mit ihrem besten Freund zu verbringen. „Wenn ihr mir zwei Minuten gebt, bin ich fertig“, bat sie. „Wenn du dir nicht zu lange Zeit lässt“, meinte Tuomas grinsend. „Na na, Tuomi. Wer musste hier früher immer auf wen warten?“, konterte Ria, woraufhin die Anderen nur lachten, ja, auch Tuomas hatte mit eingestimmt. Nachdem sie sich nun ebenfalls etwas anderes angezogen und ihr Handy gut und sicher verstaut hatte, folgte sie den anderen zu dem See. Sie hatten alle einen sehr vergnüglichen Tag gehabt. Am Ende hatte es jedoch, wie es eben immer war, eine Wasserschlacht gegeben, die Anette und Ria gegen Tuomas gewonnen hatte. Dieser hatte es tatsächlich gewagt, Anette zu packen und sie ins Wasser zu werfen. Der Keyboarder hatte gemerkt, dass Anette mal wieder in Gedanken war, wie so oft in letzter Zeit, was gar nicht zu ihr passte. Deshalb wollte er die andere ablenken und hatte sie einfach geschnappt und ins Wasser geschmissen. Die erste Zeit hatte sich Anette zwar ganz gut gegen Tuomas gewehrt, jedoch war sie ganz froh darüber, dass Ria ihr am Ende mit half und so hatten die beiden gewonnen. „Zwei gegen einen ist ja auch unfair“, meinte Tuomas grinsend, als er zusammen mit den beiden Frauen aus dem Wasser ging. „Du bist immerhin ein Mann und somit müsstest du es locker mit uns beiden aufnehmen können, nicht wahr Anette?“, fragte Ria, welche zur Bestätigung nickte. „Früher war es immer anders herum“, pflichtete Ria Anette bei. Tuomas wusste nicht, wie lange sie noch an dem See gesessen hatten. Sie hatten sich kurzerhand entschlossen, ein Lagerfeuer zu machen und da in der Pension noch alles vorhanden war, saßen sie alle eine Stunde später gemütlich am Lagerfeuer und hingen ihren Gedanken nach, wie auch der Keyboarder. Es war heute wirklich ein schöner Tag gewesen, es war lange her, dass er so viel Spaß hatte. Er lehnte sich leicht zurück, so dass er nun zu Anette sehen konnte. Und er merkte es schon wieder, wie abwesend sie war. Langsam machte er sich wirklich Sorgen um seine Sängerin. Warum nur war sie in letzter Zeit so? Da stimmte doch irgendwas nicht. Er würde später noch einmal mit ihr reden, denn der Keyboarder wusste, so eine schweigende Anette mochte er ganz und gar nicht. Er hing noch eine Weile seinen Gedanken nach, bis er wieder dieses merkwürdige Gefühl hatte. Heute nahm er es noch viel mehr wahr, als wie am Tag ihrer Ankunft und dieses Mal würde er seinem Gefühl nachgehen. Ria hatte zwar gesagt, hier in der Nähe war niemand, dennoch hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, wie auch schon die Tage zuvor. So stand er nun auf und er bemerkte, dass auch Jukka und Emppu, die sich bis gerade eben unterhalten hatten, nun verwundert zu ihm blickten. „Wo willst du hin?“, fragte Emppu, der leicht verwundert darüber war, dass der Songwriter nun so plötzlich aufstand und etwas zu suchen schien. Tuomas dachte einen Moment nach. Was sollte er jetzt sagen? Er wollte die anderen nicht mit seinem Gefühl beunruhigen, also brauchte er nun eine Ausrede. „Ich bin gleich wieder da, ich muss kurz was erledigen“, meinte er und die anderen scheinen zu verstehen, worauf er hinaus wollte, jedoch schienen sie nicht zu bemerken, dass er nicht ganz die Wahrheit sagte. Jedoch wirkte Ria etwas beunruhigt. „Sei vorsichtig ja? Wie du weißt, kann man sich hier auch schnell verlaufen“, meinte sie, doch Tuomas winkte nur ab. „Ich kenn das Gebiet hier in und auswendig, bis gleich“, wollte er Ria beruhigen und ging auch schon los. Es hatte nicht geklappt, Ria machte sich tatsächlich immer noch Sorgen. „Er wird sich schon nicht verlaufen“, meinte Marco knapp. Ria blickte nun zu dem Bassisten. Wollte er sie wirklich beruhigen? „Mhm…“, meinte sie nur. Nachdem Tuomas nun jedoch nach einer viertel Stunde immer noch nicht da war, begannen die anderen sich ebenfalls Sorgen zu machen. „Ich werde mal nachsehen, wo er ist“, meinte Anette und erhob sich. Ehe einer der anderen etwas sagen konnte, war sie schon davon geeilt. Es war noch nicht ganz dunkel, so konnte sie noch etwas von ihrer Umgebung erkennen. Tuomas war nun seinem Gefühl gefolgt, merkte jedoch nicht, dass es um sich herum bereits dunkler wurde. Auch bekam er nicht mit, wie viel Zeit vergangen war. Er hatte sich lediglich dem Wald genähert, von dem er wusste, er musste dort hin. Er wusste nicht genau, warum er ausgerechnet den Wald aufsuchte, er vertraute auf seinem Gefühl. Der Keyboarder war etwas weiter hinein gegangen und hatte sich eine Weile umgeschaut. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden, wurde immer stärker und stärker, bis er schließlich in näherer Umgebung das Knacken einiger Äste vernahm und sich umblickte. Warum war er überhaupt alleine gekommen? Wäre es nicht vielleicht sicherer gewesen, wenn er einen der anderen mitgenommen hätte? Wer wusste, was alles hier hauste in diesem Wald. „Wer ist da?“, fragte er dennoch. Es hätte ja nun eh keinen Sinn, sich zu verstecken. Er blickte sich aufmerksam um, bis schließlich wie aus dem nichts jemand zwischen den Bäumen auf ihm zukam. Der Keyboarder wich einige Schritte zurück, bis ein Baum es verhinderte, dass er weiter gehen konnte. „Keine Angst, ich werde dir nichts tun“, hörte er nun eine sanfte Stimme sagen, die er noch nie zuvor gehört hatte. Er konnte mit Sicherheit sagen, dass es sich um eine Frauenstimme handelte, doch mehr auch nicht. Die Gestalt zwischen den Bäumen kam nun hervor und ging auf den Keyboarder drauf zu und blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen. Tuomas klappte leicht der Mund auf, als er die Gestalt einer wunderschönen Frau erblickte. Ihr langes, fast silbern wirkendes Haar hatte sie sich zu einem eleganten Zopf gebunden und ihre dunklen, mandelförmigen Augen strahlten Freude und Wärme aus. Das einzige, was den Songwriter verwunderte war, dass die Frau merkwürdige Kleidung an hatte. Es sah fast aus, wie eine silberne Rüstung, aber irgendwie passte das doch gar nicht. Warum lief man heut zu tage noch so rum? „Wer bist du?“, fragte der Keyboarder. Er wollte misstrauisch klingen, doch irgendwie gelang es ihm nicht. Was war das nur für eine merkwürdige Frau? Er bemerkte, wie sie gerade zu einer Antwort ansetzen wollte, als eine andere Stimme ertönte. Tuomas blickte zu der Richtung, aus der die Stimme kam. „Gott sei Dank, da bist du ja, Tuomas. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, jag uns nicht nochmal so einen Schrecken ein!“, hörte er nun Anette schimpfen, die nun zwischen den Bäumen der anderen Seite auftauchte. Tuomas jedoch blickte noch einmal zu der Frau und stutzte nun. Sie war verschwunden! Und sein Gefühl, beobachtet zu werden, ebenso. Er blickte verwundert zu der Stelle und fragte sich, wie man denn nur so schnell verschwinden konnte. Anette kam nun zu ihm und blickte ihn leicht besorgt an. „Alles in Ordnung?“, fragte sie ihn, was den Keyboarder aus seinen Gedanken riss. „Ja, n… natürlich“, stotterte der Keyboarder leicht. Er war sich sicher, dass es das beste sein würde, diese Begegnung vorerst zu verheimlichen. Wie so viel in letzter Zeit. Anette jedoch blickte ihn leicht verwirrt an. „Was machst du hier überhaupt?“, fragte sie weiter. Tuomas setzte nun eine leicht verlegene Miene auf. „Irgendwie hab ich mich verlaufen“, meinte er und er schaffte es sogar, dass seine Stimme verlegen klang. Anette starrte den Keyboarder für einen Moment fassungslos an, bis sie schließlich kichern musste. „Ich dachte, du kennst dich hier aus“, meinte sie schmunzelnd. „Ich bin lange nicht mehr hier gewesen“, verteidigte Tuomas sich. „Wir sollten zurückgehen, ehe es dunkel wird. Sonst verlaufen sich die anderen auch noch, wenn sie nach uns Beiden suchen“, meinte die Schwarzhaarige schmunzelnd. „Einverstanden“, meinte Tuomas. So gingen sie nun los, doch Tuomas musste immer zu an die merkwürdige Frau denken. Wer war das? Oder hatte er sie sich vielleicht nur eingebildet? Immerhin war sie verschwunden, nachdem er Anette gesehen und gehört hatte. Die nun wieder schweigsam war, wie vorher. Der Keyboarder seufzte innerlich. Wurde er jetzt schon verrückt? Er versuchte den ganzen Kram beiseite zu schieben und wollte nun die Gelegenheit nutzen, jetzt wo Anette und er alleine unterwegs waren. Sie waren schon wieder in der Nähe der anderen. Es war zwar schon Dunkel, doch sie konnten bereits das Lagerfeuer in der Nähe erkennen. So würden sie sich immerhin wirklich nicht verlaufen können. „Anette?“, fragte er schließlich. „Hm?“, machte Anette und blickte den Keyboarder fragend an. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend in letzter Zeit“, fragte er schließlich. Die Schwarzhaarige schien sich für einen Moment ertappt zu fühlen, was der Keyboarder an ihrem Gesicht erkennen konnte. Jedoch schenkte sie ihm ein warmes Lächeln. „Mach dir keine Sorgen, Tuomas. Es ist alles in Ordnung, lass uns endlich zurück gehen“, meinte sie nur und ging ein Stück voran. Tuomas blieb einen Moment stehen, folgte ihr dann aber doch. Er wollte Anette zu nichts drängen. Bevor sie jedoch bei den anderen waren, hielt er sie noch einmal zurück. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du jeder Zeit zu mir kommen, das weißt du doch?“, fragte er. Anette drehte sich langsam zu Tuomas um, und blickte ihn immer noch lächelnd an. „Das weiß ich doch, aber mir geht es gut, wirklich“, meinte sie und ehe Tuomas noch etwas anderes sagen konnte, ging Anette los und sie hatten die anderen wieder erreicht. „Seht mal, wen ich mit gebracht habe. Unser Tuomas hat sich verlaufen“, klärte sie die anderen auf. Emppu blickte den Keyboarder nun an. „Hast du nicht vorhin selbst noch verkündet, dass du die Gegend hier in und auswendig kennst?“, konnte sich der kleine Wirbelwind nicht verkneifen, zu sagen. „Hab nicht dran gedacht, dass ich hier so lange nicht mehr war“, meinte Tuomas. Ria jedoch blickte ihren besten Freund leicht ungläubig an. Sie wusste, dass Tuomas sich hier niemals verlaufen würde. Verheimlichte er etwa was? Sooo das war auch schon das nächste Kapitel und ich hoffe, es hat euch gefallen, auch dass es so lang war. Kritik wie immer gern gesehen. :D *Kekse da lass* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)