Say What?! von LittleDestiny (Version 2.0) ================================================================================ Kapitel 4: Connected -------------------- Anmerkung: sind im Kapitel gekennzeichnet durch: *************************** Erinnerungen *************************** Viel Spaß LittleDestiny Kapitel 4/ Connected Blue war das erste Mal in diesem großen Speisesaal. Es gab also noch andere schräge Militärtypen wie Tai. Viele von den Soldaten waren groß und kräftig gebaut. Wenn man Tai so betrachtete, musste er fast immer einen Kopf kleiner sein, als seine Kollegen. Lydia saß neben ihr und löffelte genüsslich ein Dessert. Blue beobachtet Tai, wie er mit solch einem Schrank von Mann sprach. Ab und zu wandten sich die Blicke der Männer zu den Mädchen hinüber. Blue wusste, dass dort höchstwahrscheinlich auf höchstem Niveau herumgeprollt wurde. Der große, breite, schwarzhaarige Schrank hatte, ebenso wie Tai, einen schwarzen Anzug an. „Er ist auch ein Pilot wie Tai, nicht wahr?“ Warf Blue schließlich interessiert in den Raum. Lydia reagierte irritiert und folgte Blues Blick zu Tai hinüber. „Ja ein Bodypilot. Es gibt sechs Piloten“! Tai hatte wirklich einen großen, körperlichen Nachteil gegenüber den anderen Männern. Mit der Attraktivität verhielt es sich allerdings nicht gleichermaßen. Bei diesem Gedanken stolperte sie unbewusst über eine elementare Fragestellung: Was war da zwischen den Beiden? Sie fühlte sich von Tai fast erdrückt, wenn er sie berührte und so eindringlich ansah, wie einige Stunden zuvor im Trakt. Ihr Kopf drehte sich wie ein Rad herum, so sehr durchwühlten diese Gefühle sie. „Diese Studie, an der Tai teilnimmt, wegen seiner Krankheit, wie sieht die aus“? Wollte sie schließlich von Lydia wissen. „Mh… da fragst du die Falsche. Ich habe keine Akteneinsicht und Tai spricht nicht gern über dieses Thema mit mir“, gab sie ehrlich zu. Blue bemerkte im Augenwinkel eine Gestalt an ihren Tisch herantreten. Ein Schrank stand vor ihnen und grinste sie breit an. „Hey Mädels, kann ich mich zu euch setzten?“ Er hatte nicht den Anstand auf eine Antwort zu warten, schon saß er gegenüber von den Beiden. „Hallo Blue, ich bin Georg der Pilot des Body 02. Tai hat mir schon einiges von dir erzählt“, brabbelte er gleich darauf los. Lydia rollte mit den Augen. „Nett, das der Typ doch so viel über mich weiß! Zumindest meine Blutgruppe“, konterte Blue und gab mit einem eher gequälten Gesichtsausdruck zu erkennen, dass sie kein Interesse an weiterer Konversation hatte. „Ich beneide Tai. Hätte ich so ein bezauberndes Team, würde ich bestimmt eine Auslastungsrate von 90 Prozent erreichen.“ „Bla bla bla…“ Hinter ihm tauchte Tais roter Schopf auf. Seine Miene deutete ebenfalls darauf hin, dass Georg an diesem Tisch gerade nicht geduldet wurde. „Du schaffst nicht einmal die 50 Prozent! Klotzen statt protzen , als dämliche Machosprüche zu reißen.“ Georg stand mit schweren Füßen vor ihm und blickte Tai scharf in die Augen. „Was ist dein Problem?“ Obwohl Tai mit der Nasenspritze gerade mal den Hals von Georg erreichte, stellte er sich ebenfalls wie ein revierstreitender Gorilla vor ihn. „Don’t fuck the company“, grollte Tai in an. Georg lachte auf. “Eifersüchtig Kid?” „Ich meine nicht die Mädels, ich meine mich!“ Damit stieß er den Schrank beiseite und setzte sich auf seinen Platz gegenüber den verblüften Gorillaweibchen. Georg zog von dannen, weil er bemerkte, dass nun der gesamte Speisesaal auf die Beiden schaute. „Don’t fuck the company?“ Widerholte Blue skeptisch und zog dabei ein Augenbraue tief. „Hochschlafen bringt hier wenig Punkte. Eher im Gegenteil. Es ist in der Force verboten, physische und psychische Beziehungen untereinander einzugehen“, zitierte Lydia und grinste breit, als sie dabei Tai ansah und ihn indirekt damit ansprach. Der bemerkte ihre heimliche Anspielung und drehte seinen Kopf desinteressiert zur Seite. Tai konnte sich nicht erklären, wie Lydia schon wieder die Lunte riechen konnte. Verflixte Weiber und ihr Feingefühl! Blue seufzte nur. „Recht haben sie. Das macht die Sache nur kompliziert!“ Dabei erwischte sie sich, wie sie heimlich Tais Gesichtsstatus prüfen wollte. Sie stand mit ihrem Tablett kurz entschlossen auf, weil sie fertig mit Abendbrot essen war. „Ich geh dann mal. Vorträge machen ein müde. Vor allem Tai’s Vorträge!“ Lydia folgte ihr und Beide verschwanden kurz aus Tai’s Sichtfeld. Er hatte sich die Sache etwas unkomplizierter vorgestellt. Wie sehr hatte er sich ein Medium gewünscht. Jetzt hatte er wohl eine der Besten abgestaubt, und nun schien er auch damit nicht recht zufrieden zu sein. Vor ihm, auf der Tischplatte, stellte Lydia ein Bier ab und schob es hinüber zu Tai. Der musterte missmutig die Rundungen der Flasche, ehe er sich für eine physische und psychische Beziehung mit ihr entschied und sogleich einen großen Schluck trank. „Was ist da zwischen dir und ihr, Tai“? Lydia hatte ihre Arme auf die Tischplatte gestützt und sich geheimnisvoll zu ihm nach vorn gebeugt. „Was spielt das für eine Rolle. Don’t fuck the company“, erwiderte er mürrisch und wich erneut ihrem Blick aus. „Also ist da etwas!! Ich hab‘s mir gleich gedacht, als du Blue deine Luft zugewedelt hast, gestern auf der Rampe!“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst!“ Lydia grinste breit. So offensichtlich abstreiten machte die Sache nicht glaubwürdiger. „Blue scheint aber genau zu wissen, wovon ich spreche“, säuselte sie geheimnisvoll. Neugierig schnellte sein Kopf wieder herum zu ihr. „Wieso, hat sie was gesagt?“ Fast zu drollig, wie aufgeregt Tai auf dieses Thema reagierte. „Nein hat sie nicht. Aber sie macht aus ihrer temporären Unbehaglichkeit dir gegenüber auch keinen Hehl! Was geht da vor sich Tai? Vielleicht kann ich dir helfen! Das kann unmöglich so weitergehen. Ihr seid ein Team, ihr werdet zusammen im Krieg kämpfen. Da sollten alle Karten auf den Tisch gelegt werden“, mahnte sie ihn eindringlich. Er seufzte zustimmend. „Es gab da einen Versuch. Blue spendete das Blut für meine erste Behandlung. Es wurde so aufgearbeitet, dass ein gewisse Bruchstücke der DNA ihres Blutes in meines integriert wurde. Die Ärzte haben sich davon versprochen, meine Blutkörperchen so zu manipulieren, dass sie ihre reguläre Funktion im Organismus wieder aufnehmen können. Damals hatte es nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Anscheinend kam es nicht zu dieser gewollten Mutation. Oder die Zellen sind einfach abgestorben. Nach den vielen Jahren hat sich jetzt jedoch herausgestellt, dass diese DNA von Blue wohl an anderer Stelle Veränderungen hervorgerufen hat. Wenn wir uns jetzt auch nur flächtig berühren, dann kommt es zu einer unangenehmen Reaktion an dieser Stelle“. Lydia machte große Augen. „Verrückt! Aber zugegeben auch irgendwie ziemlich sexy“, fing sie an zu schwärmen und schaute mit funkelnden Augen gen Himmel. „Das hat es aber nicht zu sein“, er schlug dabei etwas unsanft und aufgebracht auf den Tisch. Lydia blickte ihn erschrocken an. Langsam verstand sie Tais missliche Lage. „Du bist….“!? Lydia hielt erschrocken den Atem an, als er ihr barsch über den Mund fuhr. Auf der Krankenstation brannte nur noch gedimmtes Licht. Hastig rannte er die kalten Gänge dieser entlang. Noch immer war er aufgebracht von Lydias Erkenntnis. Sei Herz wollte sich einfach nicht beruhigen. Es war weit nach 22 Uhr, dennoch brauchte er seine wöchentliche Packung aggressive Medizin, und das sofort! Er blickte sich nach einer Schwester um. „Miss, ich brauche sofort eine Infusion“! Eine ältere Dame, die er auf dem Flur stehend aufgegabelt hatte, blickte ihn nur missverstanden an. „Aber Leutnant, es ist schon sehr spät. Die Ärzte sind alle außer Haus und nur auf Bereitschaft zu erreichen.“ Tai wirkte gereizt. „Das ist mir egal, ich trage die volle Verantwortung. Geben sie mir endlich diese verdammte Infusion!!!“ Hurtig sprang die arme Krankenschwester ins nächste Zimmer und kramte alle nötigen Utensilien aus den Schränken. Tai setzte sich auf einen Behandlungsstuhl und versuche seinen Puls etwas zu normalisieren. Nachdem die Schwester seinen diesen gemessen und Tai argwöhnisch gemustert hatte, setzte sie die Kanüle und ließ Tai schließlich mit dem Beutelinhalt alleine. Keine 30 Sekunden später sackte er langsam in sich zusammen. Die Infusion beinhaltet auch einige Synapsenhämmer. Langsam fühlte Tai sich wie nach vier Bier. Nachdem Lydia ihn dermaßen bloßgestellte hatte, weil sie ihn und seine Gefühle zu Blue durchschaut hatte, hatte er einfach das halbe Bier vor ihr stehenlassen und war fortgelaufen. Man konnte auch nicht wirklich von Gefühlen sprechen, jedenfalls keine emotionalen. Tai war sich sicher, dass Blue in seinem Kopf, gegen seinen Willen, einfach Hormone freisetzte und die ließen ihn wie ein 14 jährige im Dreieck springen. Lydia hatte weitaus mehr weibliche Reize zu bieten, doch bei Tai hatte Lydia noch nie solche Reaktionen hervorgerufen. Er erinnerte sich an die Neuronale Lehreinheit in seinem Hauptstudium. Das menschliche Gehirn ist, wie auch der Rest des Körpers, grundlegend nur aus Molekülen aufgebaut. Auch wie man fühlt, wie man denkt und wohlmöglich auch handelt wird alleine durch die molekulare Zusammensetzung der körpereigenen Stoffe bestimmt. Botenstoffe, die dem Gehirn Impulse zum Handeln und Denken geben, werden durch den jeweiligen Aufbau der Düsen bestimmt. Jeder Mixt sich somit seinen Charakter und wohlmöglich seine Vorlieben selbst. Sie musste etwas an sich haben, was seinem Organismus gefiel. Es war fast so, als ob sie ihre Botenstoffe zu ihm hinüber schickte, so dass er sich empfangen konnte. War das auch eine Eigenschaft eines Mediums? Sein Kopf hämmerte laut im Takt seines Herzschlages. Die Infusion zeigte erste, ernsthafte Wirkung. Bei so viel Chemie wurde selbst der stärkste Soldat schwach. Müde schloss er seine Augen. Selbst im Traum konnte er seine Gedanken nicht von ihr lassen. Die Krümel, vor ihr auf dem Tisch, sortierte die junge Frau gähnend und schon mehr als 15 Minuten gelangweilt in Grob- und Feinkrümel. Manchmal naschte sie auch die besonders großen Brotkrümel einfach weg. Während Blue über eine Methode grübelte, die Krümel noch effektiver und vor allem schneller zu sortieren, trottete der Rothaarige in die schmale, graue Küche hinein. Sie blickte erschrocken auf und hob ihren Kopf aus dem aufgestützten Arm. „Morgen“, summte sie und grinste dabei. Tais Augen huschten schnell an ihr vorbei und er versteckte seinen Kopf im Kühlschrank, während er nun ebenfalls ein „Morgen“ zwischen seiner zusammengeknautschten Visage presste. Sie drehte beunruhigt ihren Körper zu ihm. Was war los mit Tai? Der sonst so morgenagile Soldat brachte keinen morgendlichen Befehl wie: „DU musst mehr essen!“, „Du musst mehr schlafen“!, „Deine Sporteinheit heut Morgen war zu kurz“!, „Mach mir ein Rührei“! über die Lippen. Etwas war faul. Als Tai seinen Kopf aus dem Kühlschrank gezwängt hatte, blickte er sie durch verquollene Augen müde an. „Du hast nicht genügend geschlafen! Du musst etwas essen! Wo warst du heut beim Frühsport? Lässt es ganz schön schleifen junger Mann“, zitierte sie provokativ. Sein Körper ließ sich müde neben sie auf den Stuhl sacken. Tai vergrub sein Gesicht in den Händen und schnaufte nur laut. „Du bist gestern spät nach Haus gekommen. Habt ihr noch lange mit Lydia gemacht“? Blue beugte sich interessiert zu ihm hinüber. Sie ließ sowieso nicht locker, hatte er das Gefühl, so zeigte er bereitwillig seine aufgequollene Visage und schüttelte den Kopf. Nach kurzer Stille streckte Blue zaghaft ihre Hand nach ihm aus und fuhr durch sein rotes Haar hinunter zu seiner Stirn. Tais Augen wandten sich erschrocken zu ihren. „Hast du Fieber“? Sie spürte seine heiße Stirn, aber ihre Hände waren auch furchtbar kalt, weil in der Küche niemand die Heizung aufdrehte. Kurz entschlossen reckte sie sich hinüber über den halben Tisch zu ihm, zog mit der Hand seinen leichten Pony hinauf und legte ihre Stirn an seine. „Kein Zweifel, du hast Fieber Tai“! Ihre blauen Augen blickten hinauf zu seiner Stirn, doch er starrte sie überrumpelt und atemlos an. Er spürte ein leichtes Kribbeln durch seine Stirn rauschen. Ihre Augäpfel wanderten langsam hinunter und dann blickte sie mit ihren Ozean blauen Augen in seine. Sie musste nun auch gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte, denn ihre Stirn löste sich nun rasch von seiner und ihre Augen wandten sich nun beschämt zur Tischplatte. Er sagte nichts, spürte nur dieses angenehme Gefühl, welches sich allmählich durch seinen Kopf fraß. Ihm war schwindlig gewesen und er hatte auch Kopfschmerzen, doch nur eine Berührung von ihr reichte ihm, damit er alle Schmerzen vergas. „Willst du zum Arzt“, fragte sie vorsichtig. Seine grauen Augen waren so kalt, dass sie eine Gänsehaut bekam. Wieso schaute er sie immer wieder so an? Das süßlich brennende Gefühl erlosch und sie konnte wieder klare Gedanken fassen. „Nein, da war ich gestern Abend. Das Fieber ist eine Reaktion auf die Behandlung von Gestern. Kein Grund also theatralisch und hysterisch zu werden. Dein morgendliches Sportprogramm umfasste heute lediglich 5 Minuten. Du bist um den Baum und dann wieder zurück gerannt“, erwiderte er brummend. „Mist….,“ erwiderte sie ertappt. Er erhob sich nach langer Bedenkzeit und verschwand rasch in die obere Etage. Keine 20 Sekunden später hatte er seine Jacke über die Schulter gelegt und kehrte zurück in die Küche. Lediglich ein Glas Wasser nahm er zu sich, dann kippe sein Kopf auffordernd in Richtung Tür. „Komm jetzt“! Murmelt er säuerlich. „Hast du dir jetzt ne Pille eingeworfen“? Blue konnte nicht glauben, dass Tai trotz seines anscheinend hohen Fiebers, mit ihr in den Trakt gehen wollte. „Das sind gute Pillen. Keine 15 Minuten und mir geht es wieder blendend“, erwiderte er und schob sie vor sich her. „Du hast nichts gegessen“! „Mach ich im Trakt. Das Futter dort ist auch viel nährreicher, als deine Brotkrümel auf dem Tisch“, sagte Tai schließlich mit letzten gutmütigen Worten, dann schlug er die Tür hinter den Beiden zu und eilte den langen Weg zum Trakt entlang. Blue konnte ihm nur mit Unverständnis hinterher hechten. Umstimmen konnte sie diesen Bock sowieso nicht. Während er im Spinnt wirklich einen Schockoriegel gefunden hatte, quälte sich Blue in den Anzug hinein. Geteilte Umkleidekabinen gab es hier nicht. Wieso auch, Mädchen waren hier so selten wie Schneeflocken in der Wüste Gobi. Blue rollte den fast gelartigen Stoff gerade über ihre Schultern, als sie Tai schwer atmen hörte. Er hockte auf dem Boden und hielt sich an der Sitzbank fest, um nicht komplett gen Boden zu segeln. Hastig zurrte sie ihren Reizverschluss nach oben und eilte zu ihm. Seine blassen Lippen hatten schon trockene Falten geschlagen und seine Augen waren zu einem schmalen Schlitz gezogen. Er vernahm ihr Gesicht nur schemenhaft. „Tai…“? In den Händen und Füßen breitete sich ein kribbelndes Gefühl aus. Tai wurde bewusst, dass sein Kreislauf gerade die Biege machte. Verdammt, gerade vor ihr! Er wollte Blue beweisen wie stark er war und auf keinen Fall Schwäche zeigen. Sie war hier schließlich das Mädchen! Doch sein Körper gehorchte ihm schon nicht mehr. Langsam sackte sein Kopf nach vorn und Blue konnte ihn sanft auffangen. „ Tai… Tai… jetzt nicht schlapp machen! Schön wach bleiben“, jammerte sie. Er spürte ihre sanfte Wärme in seinem Gesicht, als sich sein Kopf gegen ihre Brust lehnte und nun auch der restliche Körper nachgab. Blue hielt ihn panisch im Arm und versuchte durch leichte Schläge auf seine Wange ihn wieder zu sich zu bringen. Was würden Beide bloß tun, wenn sie einmal gleichzeitig das Bewusstsein verloren? Wahrscheinlich mussten sie dann ewig weiterschlafen. Die Tür des Umkleideraumes öffnete sich und ein fremder Mann betrat das Geschehen. Blue blickte durch glasige Augen hinauf zu ihm. „Bitte, hohlen Sie Hilfe! Er hat hohes Fieber.. Ein leises Surren weckte ihn aus seinem leichten Schlaf. Das Geräusch kam ihm wohl bekannt vor. Wie viel Stunden hatte er schon so regungslos in einem weißen Sag gepfercht herumgelegen und der Stille des Krankenzimmers gelauscht? Er brauchte noch nicht einmal die Augen zu öffnen, um sich zu vergewissern, wo er war. Sein linker Arm brannte. Eine Kanüle musste in ihn hineingestopft worden sein. Seichtes Licht vom Fenster blendete seine Sicht, als er schließlich die Augen öffnete und neben sich blickte. In Licht getaucht lag sie zu ihm gewandt, auf dem Rücken in einem andern Krankenbett. Durch eine summende Dialyse zog sich ihr Blut hinauf und wurde in selben Arbeitsschritten in ihn gepumpt. „Ich kann mich nicht erinnern, je in einem Krankenhaus gelegen zu haben. Schon verrückt, was man alles vergisst“, hörte er sie flüstern. Ihr blaues Haar viel leicht über ihre Wangen, als sie ihren Kopf zu ihm drehte. „Wieso tust du das?“ Flüsterte er zurück. „Weil ich dir damit helfen kann. Und du brauchst Hilfe“! Die Medikamente waren bestimmt zu aggressiv für seinen Körper. „Schon verrückt, ich verschleppe dich zu der Force Einheit und als Dank spendest du mir auch noch dein Blut“, murmelte er weiter und schloss erschöpft seine Augen. Hatte heute anscheinend sowieso kein Sinn mehr, da konnte er auch getrost weiterschlafen. „Ich bin halt ein guter Mensch. Was soll ich sagen. Ich hab‘s halt drauf“, scherzte sie. „.. aber es wird nicht einfacher werden Tai. Im Gegenteil, es wird diese Sache zwischen uns noch verschlimmern“, murmelte Blue weiter. Dabei chiffrierte sie dieses heikle Thema gekonnt. Tai wusste sofort, was ihre Worte bedeuteten. Sie hatte es also auch gespürt! „Diese Sache“? Er öffnete interessiert ein weiteres Mal seine Augen und kippte seinen schweren Kopf zu ihr zur Seite. Dort lag sie mit ihren hellen, blauen Augen und blickte ihn ebenfalls an. Beide waren sie durch einen langen Schlauch irgendwie körperlich miteinander verbunden. „… wenn wir uns berühren“. Dabei hauchte sie das „Berühren“ so angenehm aus ihrem Mund, dass Tai schon jetzt dieser süßliche Schmerz durchzuckte. Er spürte, wie seine Schneidezähne sind in seine Unterlippe bohrten. „Was hat es zu bedeuten Blue?“ Fragte er schließlich. Sie seufzte und zupfte an ihrer Decke herum. „Nun ja, den genauen biochemischen Prozess kann ich dir leider auch nicht erklären, aber es muss etwas mit den Stoffen, die unser beider Körper absondert, zu tun haben“. Hörte sich jetzt erst einmal eklig an. „Ich meine damit Botenstoffe wie Hormone, die über unsere Drüsen abgegeben werden. Bei jeder Berührung tauschen wir nicht nur Bakterien und andere Mikroorganismen aus, auf der Haut befinden sich auch eine Menge von molekularen, körperlichen Eigenkreationen. Sie sind wichtig zwischen Mann und Frau. Damit wissen wir, ob wir das andere Geschlecht bevorzugen oder nicht. Wir haben über die Jahrhunderte verlernt mit dieser Gabe unsere Partner auszusuchen. Genetisch gesehen ist dies die beste Methode sich seinen Sexpartner auszuwählen. Wir suchen uns dann nämlich diejenigen aus, die unsere eigenen Defizite am besten kompensieren können. So werden die Nachfahren nicht alt zu verschoben. Ich hab mich zu oft von schönen Haaren blenden lassen“. „Von dir kann man ja sogar etwas lernen“, stellte Tai in gewohnter Feinfühligkeit fest. „Damals waren mir meine mentalen Fähigkeiten nur einmal bewusst geworden. Meine Oma ist eines Morgens einfach nicht mehr aufgewacht. Den Tag zuvor habe ich sie besucht. Als ich den Abend vor ihr stand, und mich von ihr verabschiedete, wusste ich, dass ihr Herz diese Nacht aufhören würde zu schlagen. Ich habe es, als ich sie umarmt hatte, langsam und träge pochen hören. Als ich davon erfuhr, dass sie gestorben war, habe ich mich so furchtbar gefühlt, weil ich geglaubt hatte, es heraufbeschworen zu haben. Erst jetzt bereife ich, dass ich ihre Körpersprach einfach nur wahrgenommen habe. Ihr Körper hat mir mitgeteilt, dass er nicht mehr länger arbeiten wollte. Ich bin mir sicher, meine Oma hatte es auch gespürt“. Diese Geschichte aus ihrem Mund zu hören, ließ Tai langsam die Beziehung zwischen den Beiden begreifen. Blue vertraute ihm gerade ein Geheimnis an. Lydia hatte wohl doch Recht behalten. Die Beiden waren jetzt so etwas wie Freunde. „Wieso fühle ich diese Reaktion auch Blue? Ich bin kein Medium!“ Sie zuckte mit den Achseln. „Seh ich so aus, als ob ich Biochemie studiert habe“? Entnervt lehnte sie ihren Körper zurück ins Bett. Kaum zu glauben! Sie hatte gerade die „ultra“ traurige Geschichte ausgepackt, und Tai schwenkte keine zwei Sekunden später wieder zurück zu „back to basics“. „Was genau ist denn dein Problem Tai“? Fragte sie schließlich entnervt. Das war eine spannende Frage. Seitens Tai herrschte jetzt jedoch absolute Stille. Wie sollte er ihr das beibringen? Er wusste doch noch nicht einmal selbst was er davon halten sollte. Er mochte dieses Gefühl zwischen den Beiden irgendwie. Von der Selbsterkenntnis übermannt richtete er seinen geschärften Blick vor sich an die Krankenhauswand. Vor ihm hing ein furchtbares Bild von den Schweizer Alpen. Viel zu dunkel und viel zu altmodisch. Im Hintergrund vernahm der angeschlagene Soldat leises Brabbeln. Er mochte dieses Gefühl auf seiner Haut. Er mochte ihren Atem in seiner Nase. Er mochte den Geruch ihrer Haare. Immer wenn er neben ihr stand, nahm er ihre Reize ins sich auf und ihn durchzog dann ein angenehmes Kribbeln. Wenn Ihre weichen Fingerkuppen auf seinem Arm und ihre Lippen auf seiner Stirn lagen, dann, immer wenn sie ihn anfasste, durchzog sein Gehirn ein aufregender Reiz. Anfänglich hatte er es mit einem körperlichen Warnsignal verwechselt, jetzt wurde ihm klar, dass es vielmehr ein Alarm war: Achtung, weibliche Zielperson ist in der Nähe. ZUM ANGRIFF! „Taaai!“ Rief ihn die Stimme zurück in die Realität. Hastig drehte er sich zu ihr und starrte mit offenem Mund auf Blue, die an der Bettkante saß, und sich einen Verband auf die Armbeuge presste. Scheiße, sein Körper stand auf ihren! Er mochte Blues molekulare Absonderung! Er konnte sie gut riechen! „ .. nicht das auch noch“, stammelte er. Eine Schwester, die bis vor Sekunden noch an Blue herumgefummelt hatte, wandte sich nun zu dem verstörten Soldaten und klemmte den Schlauch von seinem Arm ab. Sie redete mit ihm, doch Tai hörte ihr nicht zu. Er blickte das Mädchen mit den blauen Haaren an und im wurde bewusst, dass es nichts anderes zu bedeuten hatte, als das er etwas für Blue empfand. Durch das weite Krankenhaushemd zeichneten sich ihre weichen Rundungen ab. Das lange, glatte Haar schmiegte sich sanft um ihre schmalen Schultern. Ihre Oberlippe war besonders weich geschwungen, ihre Unterlippe etwas schmal, aber dennoch irgendwie voll. Sie hatte diese großen, runden, blauen Augen, die ihn mit Freundlichkeit, aber auch nicht selten mit Hass anschauten. Sie hatte schöne, lange, knochige Finger. „Taai!“ Während er ihre Finger angaffte, wurde Blue anscheinend ungeduldig. „Was hast du denn? Geht’s dir nicht gut?“ Sie war genervt, dass er keinen klaren Satz mehr verfassen konnte. „Äh… ich glaub mir ist schlecht“, stammelte er und die Schwester drückte seine Hand nun ebenfalls in seine Armbeugen, als sie die Kanüle herausgezogen hatte. Er hasste normalerweise die Prozedur mit dem “Nadel rein und Nadel raus“, dieses Mal hatte er gar nicht wahrgenommen, dass da jemand an seinen Blutgefäßen herum werkelte. „Aufstehen Leutnant“, summte die nette Krankenschwester und zerrte seine Beine aus dem Bett. Er richtete seinen Körper herum und rutschte von der Bettkante zu Boden. Blue war schon an der Tür des Zimmers und zwischen dem Schleifchen, in ihrem Nacken, legte ein Spalt des Krankenhauskittels ihre Rückseite etwas frei. Im angeschrägten Profil ihres Körpers konnte er einen Blick auf ihre festen Pobacken erhaschen. Er stöhnte. „Wieso ausgerechnet du Blue“? Er verhielt sich schon seit Tagen seltsam. Hatte es etwa mit der Bluttransfusion zutun? Jetzt schwamm auch irgendwie etwas Blue in Tai herum, dass verunsicherte ihn bestimmt. Keine wusste so genau, was das Blut eines Mediums für Kräfte hatte. Aber Blue war sich sicher, solang ihm keine Brüste wuchsen war doch alles in Ordnung. Er stand kerzengerade neben ihr und presst die Brust heraus. Er hatte sich auch nicht rasiert, schon seit Tage nicht mehr. Jetzt sah er etwas schmuddelig aus. Wie ein Landstreicher. Der Kommandant, alias Daddy Tai, hielt eine feurige Rede vor versammelter Mannschaft. Die Body Einheiten wurden „scharf gemacht“. Das hieß, dass der Kampfeinsatz geprobt wurde. Die Kacke war also mächtig am dampfen. Blue kam das alles ein bisschen verfrüht vor. Sie hatte diese Blechbüchse noch keinen Zentimeter bewegt, nun sollte sie fast schon in den Krieg ziehen. Das hieß für die nächsten Tage non Stopp Arbeit. Kein nettes Pläuschchen mit Lydia nach 20 Uhr in der Cafeteria… Kein Ausschlafen bis 8 Uhr… und kein fünf Minuten Sportprogramm mehr. Erschrocken wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als die Soldatenmeute ein „Jawohl“ im Chor von sich brüllte und wie eine Ameisenkolonie in alle Richtungen ausscherte. „Wie steht es um die Frischlinge“? Der auffallend arrogante Unterton kam, wie Blue vermutete, vom obersten Befehlshaber Kommandant Methought. Sein langer Zausebart verbarg sein offensichtliches Grinsen, als er vor den Beiden stand und nun einen ausführlichen Erfolgsbericht aus ihren Mündern hören wollte. „Sirr, wir werden umgehend mit der Synchronisation des Bodys, des Piloten und des Mediums beginnen“, bellte Tai, der noch immer einen Stock im Hinter hatte. Blue musste zugeben doch etwas von Tais zähen Vorträgen behalten zu haben. Diese Synchronisation war eine heikle Sache. Wird sie nicht ordnungsgemäß durchgeführt, dann konnte ein Medium den Body mental durch den Fleischwolf drehen. Blue war prädestiniert dafür komplizierte Gerätschaften innerhalb von Sekunden einfach kaputt zu machen. Groß aus den Händen fallen konnte ihr die Blechbüchse zumindest nicht. Aber trotzdem befürchtete sie, dass ein Paar Schwierigkeiten auf sie zukamen. „Ich bin enttäuscht, dass ihr noch immer in Phase Eins hängt. Hat das etwa mit deinem Rückfall zutun Kid“? Der Kommandant hatte bestimmt von Tais Zusammenbruch erfahren, er war schließlich der nächste Verwandte des Rothaarigen. „Die Anwärterin Bright beteiligt sich wieder an der Therapie Kommandant“. Tai kniff die Arschbacken zusammen und hoffte auf Gnade vom König. „Interessant. Lasst uns in nächster Zeit einige Test durchführen. Hat der werter Papa vielleicht die nächsten Wochen Zeit für uns“, fragte nun der alte Mann Blue, die perplex mit den Schultern zuckte. Sie würde ihren Vater wiedersehen? Aber für welchen Preis? „Was soll das für ein Test werden? Sollen wir mit Bauklötzern Türmchen bauen, ohne die Hände zu benutzten“? Fragte sie schnippisch. Der Kommandant erwiderte mit einem verschmitzten Lachen und machte schließlich kehrt. Mit einem letzten Gruß klopfte er Tai auf die Schulter und ließ seinen Sohn überfordert zurück. Blue rümpfte die Nase. „Was war das denn gerade?“ Murmelte sie. So einen elterlichen Schulterklopfer hätte sie am wenigsten von Tais Daddy erwartet. „Zu komisch, ich glaube mein Vater mag dich“, erwiderte der Rothaarige ebenso verblüfft. Lydia wartet schon vor dem Body 01 auf die Beiden. Sie sah so unverschämt sexy und auch gleichzeitig so schlau in ihrem braunen Overall aus. Blue tat sich noch immer schwer mit ihrer neuen Dienstbekleidung. Der Overall war Haut eng und schnürte sie bis zum Kinn in eine gelartige Masse ein. Komischer Weise hatte sie nie das Gefühl zu schwitzen oder gar zu müffeln. Tais Anzug sah sehr massiv und schwer aus. An den Gelenken, wie Armen und Knie, war der Anzug durch Polsterung verstärkt. Er hatte einen dicken Gürtel um die Hüfte, in dem er seiner speziellen Tai Utensilien verstaute, wie zum Beispiel ein Messer und ein Kommunikationsgerät. Dieses Ding hatte allen Digitalschnickschnack, wie GPS und sogar ein Spiel gegen Langeweile an der Front. Sie hatte auch so ein Communicator, bloß viel kleiner. Tai lief vor ihr die Rampe hinauf. Sie spürte eine leichte Aufregung in sich. Hoffentlich wurde sie seinen Erwartungen gerecht. Blue wusste, wie viel Tai an dieser Sache mit dem Body lag. An der Blase angekommen, wartet er auf sie am Vorsprung, hinunter zur grünen Blase. Gemeinsam kletterten sie hinauf auf den Body. Mit den Füßen voran stieg Blue schließlich in das Herzstück des Bodys ein und verschwand mit Haut und Haar in der grünen Masse. Wie vor ein paar Tagen geprobt hielt sie zunächst ihre Augen geschlossen, ehe sie mit einem beherzten Atemzug den Wackelpudding in ihre Lunge zog. Das erleichternde Gefühl zu atmen stellte sich wie erwartend rasch ein und durch die grüne, milchige Sicht blickte sie hinaus zu Tai, der mit prüfendem Blick alles überwachte. Sie gab ihr o.k. , dann verschwandt er. Nach etwa einer Minute spürte sie, wie sich um sie herum die Masse zu erwärmen begann. Ein lautes Summen aus dem Inneren des Bodys ließ das Medium ängstlich zusammenzucken. Tai könnte ihr auch eine Falle gestellt haben, sie die ganze Zeit im Glauben gelassen haben, sie wäre wirklich nötig um diese Maschine zu steuern. Dabei saß sie im Magen des Metallmonsters und wurde jede Sekunde in ihre Einzelteile zersetzt. *Tai*, wimmerte sie innerlich. *Ich bin hier*. Seine Stimme hallte klar und deutlich durch ihr Unterbewusstsein. Wie war das möglich? Blue prüfte nochmals, dass sie auch ganz sicher in einer abgeschlossenen Blase saß. Auch kein Lautsprecher oder dergleichen war zu sehen. Die Membran, die sie umgab, bestand aus einer lederartigen, bräunlichen Haut. Sie war in dieser Kapsel isoliert, vernahm aber trotzdem seine Stimme. *Wie ist das möglich*? Frage Blue in sich hinein. *Das Prinzip beruht auf Schallwellen. Um dich herum befindet sich eine empfindliche Membran. Du kannst mit mir kommunizieren, weil diese Membran deine neuronalen Signale auffängt und ins Cockpit überträgt. Anders herum kannst du mich hören, weil du die Schallwellen der Membran über dein Ohr aufnehmen und übersetzten kannst*. Komplizierte Sache. *Du kannst also meine Gedanken lesen?* *Blue, wir starten jetzt die Synchronisation. Lydia, ist das System stabil?* *System stabil, Body 01 bereit für Synchronisation*, ertönte Lydias Stimme. Blue schluckte den pelzigen Brei auf ihrer Zunge angespannt hinunter. Im selben Moment durchzuckte die grüne Kapsel ein angenehmes Vibrieren. Ihre Fingerkuppen kitzelten leicht und Blue spannte ihren Rücken an, um auf die nächsten Minuten vorbereitet zu sein. *Denk daran Blue, was auch immer geschieht, trenne niemals die Verbindung mit dem Body, bevor die Synchronisation nicht komplett abgeschlossen ist*. Sein Ton war heut für Blues Geschmack etwas zu herrisch. *Verstanden.* Vor ihrem inneren Auge flimmerten erste, unscharfe Bilder vorbei. Das Vibrieren in der Kapsel wurde intensiver und die Biomasse erwärmte sich fast unangenehm heiß auf. Eine plötzliche Erinnerung durchzuckte Blues Kopf: ************************************ „Lauf weg! Lauf weg! Lauf weg“! Ein kleiner Körper drückte sich an eine kalte Stahlwand. Der kleine Junge konnte keine zwei Meter mehr sehen, zu dicht war der Rauch. Die Brücke zum Kapitän war unpassierbar. Seine Mutter musste dort irgendwo noch sein. Sirenen jaulten unerträglich laut und monoton, doch keine kam ihnen zur Hilfe. Sie schipperten wie eine Sardelle im Haibecken und es handelte sich nur noch um Minuten, bis sie erneut unter Beschuss standen. „Lauf weg Junge!“ Sein Vater schubbste ihn zornig von sich, doch der kleine Junge rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck. „Wo ist Mutter?“ Fragte er seinen Vater. Dieser antwortet ihm jedoch nicht, er hatte ein Funkgerät in der Hand und schrie Befehle hinein. „Thamir! Thamir. Komm hier weg. Das Schiff wird sinken“! Eine ältere Frau eilte zu ihnen und nahm ihn an die Hand. „Wir müssen Mutter finden“, jammerte der kleine Junge, doch die alte Frau hatte auch für ihn kein offenes Ohr. Sie zerrte an seinem Arm und erreichte nach endlosen Metern schließlich ein Rettungsboot, in welches sie den Jungen setzte. Lautes Knarren des schmelzenden Stahls donnerte durch die Gänge des Schiffes. „ Es sinkt! Das Schiff wird sinken!“ *********************************** Dicke, schmerzende Druckwellen durchfuhren Blues zierlichen Körper. *Ich höre dein Herz schlagen*, keuchte Blue und sackte in sich zusammen, als der Impuls plötzlich verstummte. *Dein Herz… .* Gierig zog sie die Biomasse immer tiefer ins sich auf. Sie hatte Angst zu ersticken. Sie brauchte Sauerstoff. Verdammt, Blue steuerte mal wieder unaufhaltsam in Richtung Hyperventilieren. *Blue, halt die Verbindung aufrecht!* Seine Stimme hallte laut und brutal durch ihren Kopf. Nein, sie wollte das nicht! Er sollte damit aufhören. Alles tat weh, alles war so laut und so erdrückend. Es war zu viel. *Tai, ihre Werte sacken ab!! Tu was sonst verliert sie wieder das Bewusstsein*, ertönte nun auch Lydias aufgeregte Stimme. *Blue, was ist mir dir?* Er schien jetzt erst zu begreifen, dass Blue Probleme hatte. *Ich kann nicht atmen Tai*, jammerte die Blauhaarige und schlug die Hände vor ihrem Gesicht zusammen. Das weiche Gelee leitete erneut Druckwellen an ihren Körper weiter. *Bleib ruhig. Du weißt doch noch, wie wir es geübt haben. Langsam atmen, konzentrieren, den Puls senken. Versuche dich zu erinnern.* Er hatte Recht. Sie schloss ihre Augen und versuchte langsam die Panik in sich zu unterdrücken. *Ich bin hier Blue…*. Seine Stimme erklang nun angenehm sanft. *…Blue…* ******************************** Er hörte das Meer rauschen. ******************************** Erneute Bilder flackerten durch Blues Kopf. ******************************* Die Sonne war schon untergegangen und die Möwen umkreisten den Pier, auf dem er stand. In der Ferne erkannte er ein blauhaariges Mädchen. Ein Junge unterhielt sich mit ihr. Er musste, nach Akteninformationen ein enger Bekannter von Blue Bright sein. Neben ihm stand die Blauhaarige im Badeanzug und hielt dem Jungen eine Schwimmflosse ins Gesicht. In der großen, männlichen Hand hielt er ein Foto. Es war zwar schon ein paar Jahre alt, aber sie war darauf gut zu erkennen. ********************************* Diese Szene musste sich an dem Tag abgespielt haben, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Er wollte sie holen. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet! ******************************** Im nächsten Bild blickte er in ihre großen blauen Augen. In der Hand hielt er seine kalte Waffe. Blues Augen signalisierten ihm, dass sie Angst hatte, und diese Tatsache erregte ihn. Es gab ihm das Gefühl von Macht, ein Gefühl, was er in seinem Leben nicht alt zu oft erfahren hatte. Er fixierte ihre blauen Augen… ******************************** Sein Kopf durchführ ein angenehmes Kribbeln. Er blickte hinunter in einen weiblichen Ausschnitt. Weiter hinauf erkannte er weiche, weibliche Lippen. Das Gefühl in seinem Kopf benebelte ihn und der warme Atem an seiner Nase raubte ihm den Verstand. „Du hast Fieber“, hörte er sie flüstern. ******************************** Schockiert riss das Medium, aus der Trans erwacht, die Augen auf. *Connected!* Kapitel 4/ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)