Say What?! von LittleDestiny (Version 2.0) ================================================================================ Kapitel 2: Medium-Roulette -------------------------- Kapitel 2/ Medium-Roulette Die Hölle war das, was sich gerade in ihrem Kopf abspielte. Mit jeder Minute, die Blue wacher wurde, schwabbte ein immer aufdringlich werdender Würgereiz in ihr empor. Ihre Wange rieb auf einem rauen Untergrund hin und her. Es musste Holz sein, zumindest roch es danach. Müde schlug sie ihre Lieder auf und durch das gleisende Licht erkannte sie tatsächlich einen Holzuntergrund. „Verdammt“. Ihr Hals pulsierte. Der Mistkerl hatte sie betäubt, mit seinem komischen Allzweckkuli. Das hatte sie nicht erwartet, dabei wäre es ihr sicherlich 2 Sekunden später gelungen diese Klette vor die Knarre zu bekommen. Aber das war wohl sehr optimistisch von ihr geplant worden. Er war so furchtbar schnell und leise. Er musste eine Kampfausbildung haben. „Das ist so gemein“. Ein leicht rotziges Gefühl stieg in ihr empor. Das leise Kreischen von Möwen erinnerte sie an die Bucht. Als Blue ihren Kopf langsam hob und ihren Blick über den Holzboden wandern ließ, erkannte sie eine schmale Reling. War sie etwa auf einem Boot? „Bist du endlich wach ja“? Sie vernahm Tais Stimme in der Ferne und langsame Schritte. Seine Hand legte sich auf ihre Schulter und er drehte sie sachte auf den Rücken. Blue blinzelte noch immer von der hellen Sonne und erkannte schließlich seinen Schopf im Himmelsblau auftauchen. Ihre Glieder waren wie gelähmt. „Lass das“! Winselte sie leise. Langsam erkannte sie die Konturen seines Gesichtes und auch die roten Haare wurden aus den Schattenumrissen erkennbar. Er richtete sie auf. Seine grauen Augen musterten sie gründlich. Wenn sie es nicht besser wüsste, saß da ein ganz anderer Mann vor ihr. In der Dunkelheit konnte sie ihn nicht exakt erfassen. Jetzt bei Tag sah Tai viel erwachsener aus. Er musste weit älter sein als sie. Vielleicht 5 bis 6 Jahre. Sein Bartansatz und seine zerzausten Haare machten ihn etwas schmuddelig. Tais graue traurige Augen jedoch waren die Selben. „Lass das hab ich gesagt“! Vehement griff Blue um sich und verbannte ihren Kidnapper aus ihrer Nähe. Er grinste und fuhr sich durchs Haar. „Hast mich ganz schön auf Trapp gehalten. Als du noch geschlafen hast, fand ich dich richtig niedlich“. Ihr stieg etwas Röte ins Gesicht. „Pah, du Perverser! Fass mich ja nicht nochmal an“! Er hob beide Hände und grinste. „Dein Vater hat sich einverstanden erklärt, dich auf die Insel mitzunehmen. Na ja, ihm blieb ja auch nichts anderes übrig“, erklärte Tai und blickte über die Reling hinaus aufs Meer. „Die Insel“? „Dort ist ein Stützpunkt der Force. Auch Forschungseinrichtungen und der Großteil der Special Force Bodyeinheit. Ich werde dich zu meinem Vorgesetzten bringen, dann sehen wir weiter“, erklärte er weiter. Blue blickte sich um. Sie waren wirklich auf dem offenen Meer. Wie konnte ihr Vater das bloß zulassen? „Wieso hat sich mein Vater dazu bereiterklärt? Das kann doch nicht sein Ernst sein“! Blue wurde wütend. Etwas in ihr befürchtete, dass ihr Vater sie doch nicht so sehr liebte, wie er ihr es früher immer versichert hatte. Sie wusste auch noch nicht einmal im Entferntesten, dass er beim Militär gewesen war und auch noch so einen hohen Grad besaß. Wieso hatte er ihr das verschwiegen? Sie konnte sich wage daran erinnern, dass ihr Vater und ihre Mutter damals zusammengearbeitet hatten. Es war auch etwas mit Maschinen, aber sie hatte es nie in Zusammenhang mit dem Militär gebracht. „Und was will die Special Force Einheit so Dringendes von mir“, brummte sie. Tai hatte eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd an. Es sah, so musste Blue zugeben, besser aus als sie es sich eingestehen wollte. Der Wind wehte sanft durch sein Haar und er strich es sich leicht hinters Ohr, als er wieder zu ihr blickte, um ihre Frage zu beantworten. „Du bist ein Medium“! Geil, sie konnte bestimmt wahrsagen oder Liebeskerzen gießen und Zaubertränke brauen. „Braucht ihr Hilfe bei etwas? Verstorbene Großväter? Ärger mit der Umwelt? Sind wohlmöglich Gefühle mit im Spiel“. Blue machte eine schnippische Bewegung. Tai ließ sich jedoch wie erwartend nicht davon provozieren. „Ich rate dir dringend deinen Fernsehkonsum zu verringern. Es wäre langsam mal angebracht dein Wissen in Fachschriftzeitungen zu erweitern. Bei der Force wird jemand als Medium bezeichnet, der mit einer sogenannten biologisch-organisch-dynamischen Maschine, also einer B-O-DY Maschine kommunizieren kann“. Was heißt hier Fernsehkonsum verringern? Tai hielt sich wohl für besonders geil, nur weil er super cool mit einer Waffe herumfuchteln konnte. „Ja super, kann ich aber nicht. Noch nie mit so nem Ding geredet, geschweige denn mal getroffen. Sorry Kleiner. Kannst mich gleich an der nächsten Haltestelle wieder raus lassen“. Er lachte leicht. „Dein Vater hat dich nie aufgeklärt, nicht war“? Blue schüttelte mürrisch den Kopf. Das war wohl der Hauptgrund, wieso sie hier ahnungslos und noch leicht betäubt auf einem kleinen Fischkutter hockte und sich kidnappen ließ. „Dann warte, bis wir die Insel erreicht haben. Dort wirst du dann wohl die Informationen erhalten, die dir zustehen“. Er stand wieder auf und ging in die Kajüte, die zwei Treppen tiefer unter Deck lag. Dort nahm er ein Funkgerät und brabbelte wirre Koordinaten hinein. Blue wurde mulmig. Der Himmel bedeckte sich langsam und im gleichen Zuge auch ihre Stimmung. Sie spürte noch immer die Betäubung, wahrscheinlich konnte sie kaum aufstehen, aber das war wohl von Tai so beabsichtigt. Sie war schließlich eine gute Schwimmerin. So garantierte er, dass sie ihm nicht ein zweites Mal einfach vor der Nase wegsprang. Der kleine Kahn ankerte nach etwa 45 Minuten in einem kleinen Hafen. Blue erblickte nur die Hälfte der Insel, weil sie noch immer auf den Boden hockte und nicht richtig aufstehen konnte. Zu der Lähmung gesellte sich Übelkeit und Herzrasen. Tai stand vor ihr und reichte ihr die Hand. Sie hatte keine Lust jetzt mit ihm fröhlich von Bord zu hüpfen, also wandte sie abweisend ihren Kopf ab und blickte stur in eine andere Richtung. Man hörte ihn nur verärgert schnaufen. Im Augenwinkel erkannte sie, dass er sich vor sie gehockt hatte. Seine Hände griffen unsanft nach ihrer Hüfte und im selben Moment lag sie über seiner Schulter. „…was…“? Sie spürte seine Knochen, die sich in ihren Magen bohrten. Etwas schwerfällig stemmte er sich auf die Beine und wackelte mit ihr von Bord. Blue wagte es nicht sich umzudrehen, also blickte sie mit leichten Tränen in den Augen dem Boot nach, welches sachte vor Anker lag und immer keiner wurde. Erst als sie fremde Stimmen vernahm blickte sie in Laufrichtung und er kannte große dunkle Männer in schwarzen Anzügen. „Oh die Men in Black“? Es war eine Art Hanger, eine große Halle die nicht weit vom kleinen Hafen das erste besiedelte Gebäude der Insel war. Eilig liefen ein paar Männer hin und her und Tai blieb langsam stehen. Er zog sie von seiner Schulter zu Boden bis sie schließlich langsam auf eigenen Beinen stand. Im selben Moment aber klappen ihre Knie zusammen. Blue wusste nicht ob es an der Betäubung lag, oder an der Angst, die sich langsam durch ihre Glieder fraß. Sein Arm drückte sie jedoch sicher an sein schwarzes Hemd. „Wieso heulst du schon“, raunte er scharf. Tai’s Stimme war wieder etwas abfälliger geworden. Seine Armystimme. Blue biss sich wütend auf die Lippen. „Arschloch“. Im selben Moment spürte sie jedoch auch Verlegenheit. „Kid, so früh hätte ich nicht mit dir gerechnet“! Eine dunkle Stimme ertönte aus dem Hintergrund. Blue blickte vorsichtig hinter sich und erkannte eine Riege von schwarzen Männern, und zwischen ihnen ein älterer Mann in olivfarbender Uniform. „Kommandant“. Tai hob die Hand zur Stirn. Heute wieder so förmlich? „Das muss Blue Bright sein. Es ist schon so lange her, seit dem ich dich an der Seite deines Vaters gesehen habe. Und nun ist der Vogel zurück ins Nest gekehrt“, säuselte der alte Mann und trat näher an die Beiden heran. „Was klammerst du dich so an meinen Sohn? Hast du etwa Angst“? Lachte der oberste Führer und drehte Blue an der Schulter etwas herum. „Vergessen Sie’s. Der Typ hat mich sediert und hier her verschleppt. Freiwillig wäre ich wohl kaum mitgekommen. Hab nämlich so gar kein Bock auf diesen Spinnerverein“, keifte sie halbherzig. Ihre Beine wurden etwas stabiler und nun blickte sie in die grauen Augen des Kommandanten. Er hatte einen grauen langen Bart und eine Kappe im Gesicht. Hätte er nicht so ein vorlautes, proletenhaftes Auftreten würde man ihn fast für einen netten Opa halten. Aber tatsächlich schaute er in gewisser Weise Tai sehr ähnlich. Vor allem die Augenpartien glichen jene von Tai’s, nur mit merklich mehr und tieferen Falten. Seine rauen Hände griffen nach ihrem Kinn. „Du bist wie deine Mutter“! Was wusste er schon von ihrer Mutter! Wütend riss sie an seiner Hand und befreite sich von seiner unverschämten Annäherung. „Was soll das herumgeeiere. Ihr Sohnemann versicherte mir, dass mich hier endlich jemand mal aufklären würde“. Der Kommandant hob beschwichtigend und grinsend seine Hände. „So soll es sein! Aber jetzt nicht. Du bist noch viel zu breit von Kid’s Betäubung. Lass uns ein andermal darüber reden“! Schon hatte er auf seinen Stiefeln kehrt gemacht und schlenderte von dannen. „Kümmere dich um sie Kid“! Warf er noch Tai entgegen. Blue blickte hinauf zu ihrem Kidnapper. Der blickte etwas ratlos seinem Vater hinterher. „Das auch noch..“? Er wusste nicht so recht wie er sich um das vorlaute Mädchen kümmern sollte. Sie hatte ihn schon bis an seine mentale Schmerzgrenze gebracht. Er war sonst nicht sehr aufbrausend, aber Blue hatte es geschafft ihn für ein paar Sekunden wahnsinnig zu machen. Fast wäre sein Schaumbad übergelaufen. „O.k. Also dann Blue Bright. Du kommst dann wohl mit mir“, murmelte er unentschlossen und blickte hilfesuchend um sich. „Kann mir jemand beim Schleppen helfen“? Weit und breit waren plötzlich sämtliche Men in Black verschwunden. „Haben sich die Schweine einfach wieder verpisst. Das darf nicht wahr sein“! Blue musterte den Rothaarigen interessiert. Er sollte sie wohl lediglich abholen und auf die Insel schaffen. Die Tatsache, dass er sich jetzt um sich kümmern sollte schien ihn völlig zu überfordern. „Was ist, hast du dich noch nie um ein Mädchen kümmern müssen“? Spottete sie grinsend. „Verdammt was soll ich denn mit dir machen“? Entgegnete er etwas gereizt. War hier nicht irgendein Schminkspiegel oder ein Schuhschrank? „Was ist mit dir? Kannst du langsam wieder allein laufen“? Er gab verzweifelt auf zu grübeln und hatte sich wohl endlich entschieden was zu tun war. Blue nickte langsam. Dann lief er mit ihr den langen Sandweg hinauf. Blue blickte in einen langen Flur. Der Boden war mit hellem Parket ausgelegt. An den Wänden dominierten weiße und blaue Töne. Links des langen Flurs führte eine Treppe in den ersten Stock. Das Geländer war weiß angestrichen. An den Wänden hingen kleine Bilder von Sandstränden. Fotographie, keine Malerei. Es sah wie in einem Reisekatalog aus. Alles sauber. Tai zog sich die Schuhe aus und schlenderte rechts in die Tür hinein. „Die Küche“, murmelte er und verschwand zunächst aus ihrem Sichtfeld. Blue lugte um die Türecke und sah ihm beim Trinken aus einer großen Glasflasche zu. Als er durstig diese von seinen Lippen nahm stellte er die schwere Flasche zurück in den Kühlschrank und stieß dabei einen erschöpften Laut von sich. Er fuhr sich durchs Haar, weil er spürte, dass sie ihn beobachtete. War ihm ihre Anwesenheit so unangenehm? „Was soll ich hier“? Wolle sie leise wissen und huschte zurück in den Flur, als er auf sie zukam, um die Küche zu verlassen. Sie hatte einen anthrazit farbenden Anstrich und sah nicht danach aus, dass sie viel in Benutzung war. Kein Geschirr, keine Krümel auf dem Boden, so als ob das Haus nur ein Ausstellungsstück war. Eine weitere Tür ging nach rechts ab. „Da ist eine Couch drin“, murmelte er und deutet auf jene Tür. Wohl ein Wohnzimmer. Auch ungenutzt nahm sie an. Er griff nach dem Knauf des Geländer und zog sich die erste Stufe hinauf. Blue tat es ihm gleich. Oben angekommen zeigte er kurz nach links. „Meins“. Dann nach rechts. „Bad“. Ehe Blue die letzte Stufe der Treppe genommen hatte, öffnete er die hintere rechte Tür und zeigte mit dem Finger stumm hinein. „Das ist deins“! Blue war buff. „Ich soll bei dir wohnen“? Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und drängte sich an ihr vorbei um seine Tür zu öffnen und sich kurz entschlossen zu verdrücken. Sie konnte nur einen kleinen Blick in sein Zimmer erhaschen. Viel gab es dort nicht zusehen. Einen Schreibtisch, mehr gab die Sicht nicht Preis. „Ich bin fertig. Du warst auch ganz schön anstrengend. Leg mich für 2 Stunden hin, dann gehen wir in den Trakt“. Somit schloss er die Tür hinter sich und Blue war allein im Flur. Sollte sie jetzt abhauen? Aber wohin? War das überhaupt sinnvoll? Wie schnell würde es dauern, bis man sie wieder geschnappt hatte? Mutig blickte sie in ihr Zimmer und war erstaunt, wie komfortabel es eingerichtet war. Ein Bett, etwa 140cm breit, ein großes Fenster, welches viel Licht ins Zimmer fallen ließ. Ein kleiner Tisch mit einer Lampe darauf. Ein Kleiderschrank. Ein Hocker und ein Teddy darauf sitzend. Ob sie hier Katalogbilder schossen? Ganz bestimmt! Oder Werbebilder für die Force? „Kommen Sie auf die Insel und erleben Sie neben Ihrer anspruchsvollen Soldatenarbeit angenehmen Komfort in einem unserer gemütlich eingerichteten Gästehäuser“. Sie ließ sich sachte auf das Bett fallen und starrte an die Wand. Worauf sollte sie jetzt warten? „Wie heißt dein Vater eigentlich? Wie soll ich ihn nennen? Sirr Kommandant Dad“? Tai hatte einen engen, gepolsterten, schwarzen Overall an. Seine Stiefel quietschten furchtbar auf dem Boden, als beide durch einen riesigen Hanger liefen, der mit meterlangen Luftschlachtschiffen gefüllt war. Alle waren sie mit dem Zeichen der Force, einer Kugel mit einem Pfeil hindurch, gekennzeichnet worden. „Kommandant Methought“! Gab er als knappe Antwort. Durch eine Schleuse hindurch gelangten sie in einen abgeriegelten Trakt. Er musste in den naheliegenden Berg eingelassen sein. Es war dimmig und stickig geworden. „Der Trakt wird strengstens bewacht. Hier werden die Body’s aufbewahrt. Du wirst auch eine Kennung bekommen, damit du dich auch ohne mich ungehindert durch die Schleusen bewegen kannst“. „Bekomm ich eigentlich auch so nen heißen Fummel wie du“? „Vermutlich“! Tai war ein Mann der tausend Worte. Über eine weitere Schleuse hindurch gelangten Beide endlich in den Haupttrakt. Vor Blue ragten nun 7m große Maschinen, die an riesigen Ankerungen befestigt waren, in die Höhe. Sie hatten Ähnlichkeiten zur menschlichen Anatomie mit Armen, Beinen, Rumpf und Kopf. Die Hülle bestand zumeist aus glänzenden, silbernen Metall. In Brusthöhe ragte eine grüne Traube aus dem Body heraus. Sie erinnerte Blue an eine Art Kapsel. „Das sind die Body’s“? Blue’s Mund wurde trocken, weil sie die ganze Zeit mit offenen Mund und Kopf im Nacken hinauf zu den metallischen Ungetümen starrte. „Du willst die doch nicht etwa steuern, oder“? Blue begriff allmählich den Zusammenhang. „Du bist doch gescheiter als gedacht“, raunte der Rote und deutet auf den dritten Body in der Riege der Metallmenschen. „Das hier wird mein Body werden“. Er sah nicht sonderlich anders aus, als die anderen 6 Stück neben ihm. Unter dem Metallmann zu stehen war noch furchteinflößender als sie nur von Weitem zu betrachten. Erst am Fuße war das Ausmaß der Größe der Riesen messbar. Blue verstand allmählich den Sinn hinter ihrem Daseins. „Ihr könnt ihn nicht bewegen. Er lässt sich mechanisch nicht steuern“, murmelte sie und berührte die glänzende Oberfläche des Metallfußes. An ihren Fingerkuppen spürte sie ein leichtes Kribbeln. „Er fühlt sich warm an“! Schockiert blickte sie zu Tai, der sie überrascht musterte. „Er reagiert sofort auf dich, das ist verblüffend“! „Biomasse, die in monatelangen Verfahrensschritten herangezüchtet wurde. Aus einer Hautzelle von der kleinen Blue Bright“! Hinter den Beiden schlenderte der Oberste Führer Kommandant Methought. „Du siehst sie nicht, aber sie versteckt sich hinter diesem Metallpanzer. Diese Technologie ermöglicht es uns eine Maschine zu trainieren. Wir können sie so formen, wie einen Athleten. Mit dem richtigen Training, mit den richtigen Nährstoffen und Zubehör lässt sich eine revolutionäre Kampfmaschine erschaffen“. Blue schritt leicht angesäuert über die Anwesenheit des unverschämten Befehlsführers beiseite. „Und wofür das Ganze“? Die weichen Barthaare des älteren Mannes kräuselten sich seinen Hals entlang. Unter dem Bart verbarg er ein zynisches Grinsen. „Um den Krieg zu gewinnen, wofür glaubst du sonst werden solch mächtige Kampfmaschinen entwickelt“? Blue blickte missverstanden zu Tai. Dieser hatte seinen Kopf von ihr abgewandt. Sie spürte jedoch deutlich, dass er wütend war. „Einen Krieg? Davon weiß ich bisher aber noch nichts. Die Gardien‘s und die Force haben doch erst vor ein paar Jahren einen Friedenspakt geschlossen“! Blue, dass musst sie zugeben, war nicht wirklich im Bilde über die poltischen Machenschaften zwischen der Ost- und Westhalbkugel. Ein Militärbund aus den östlichen Ländern, zwischen Asien und Europa, hatte sich zusammengeschlossen, um Herr über die Ausbeutung des westlichen Militärstabs namens „The Gardien“ zu werden. Die Force versuchte ihre restlichen seltenen Erden und Energieressourcen in den eigenen Reihen zu bewahren. Durch die damaligen Kämpfe an den Grenzen zu Arabien wurde schlussendlich ein Pakt zwischen den beiden Welten geschlossen. Die Ressourcen wie Öl, Gas und Kohlen waren so gut wie aufgebrauch. Die Minen der seltenen Erden konnte man an einer Hand zählen. Der illegale Handel mit Schrott war somit zu einem lukrativen Geschäft geworden. „Seit einiger Zeit rüsten die Gardien-Einheiten auf. Ein paar Informanten haben herausgefunden, dass sie ein Heer von Kriegsfahrzeugen horten. Wir nehmen an sie bereiten sich darauf vor sämtliche Stützpunkte der Force Einheit anzugreifen“. Blue stutzte. Hieße das, dass der Krieg unmittelbar bevorstand? „Wie habt ihr euch das vorgestellt? Mal eben ne Lern-DVD einschieben und schon ist Blue startklar zum drauflosballern“? Tai zischte zu ihr hinüber, sie solle sich gefälligst im Tonfall zügeln, doch sein Vater lachte lauthals über ihre Bemerkung. „Fräulein Bright, sie haben das Temperament ihrer Mutter geerbt. Damals haben wir Sie nicht ohne Grund als Proband ausgewählt. Ihr Vater stellte fest, dass sie eine erstaunliche Hirnaktivität aufweisen. Nicht etwa im Stammhirn, vielmehr im Groß- und Kleinhirn. Dort wo Sinneseindrücke verarbeitet werden und die verbale Kommunikation zustande kommt. Verstehen Sie? Ihnen ist es möglich viele Umweltreize aufzunehmen und sie zu verarbeiten“. Er deutete auf das Metallmonster. „Sie werden eine Art Übersetzerin sein für den Piloten dieser Maschine“, sagte er und richtete seinen Arm auf Tai. „ER“? Sie sollte mit dem mundfaulen Egozentriker zusammenarbeiten? „Deshalb wurde Kid auch zu Ihnen geschickt Blue. Er sollte sich sein Geschenk schon persönlich abholen“. Blue klappte das Kinn auf den Boden. Sie hatte bei Tai die ganze Zeit dieses Gefühl gehabt. Diese Gänsehaut. Ihr Körper tat so, als ob er sich gegen den Jungen mit den roten Haaren wehren wollte. Langsam begriff sie warum. „Ich konnte es mir leider auch nicht aussuchen“, maulte er als Blue ihm finstere Blicke zuwarf. Er stand ihr nun gegenüber und blickte ihr in die Augen. An Blues Fingerkuppen spürte sie wieder diese leichten Erhebungen als sie ihren Arm berührte. Sein zusammengekniffener, ernster Mund erzählte ihr eine ganz andere Geschichte als seine traurigen, müden Augen. Moment mal! Endlich begriff sie es. Ihr Körper wollte ihr nicht etwa zu verstehen geben, dass sie sich in Acht vor Tai nehmen musste. Ihre Hand streckte sich zu seinem Gesicht und sanft fuhr sie seine Wange entlang. Etwas kribbelte auf ihrer Haut, ihre Hand durchfuhr eine angenehme Wärme. „Ich… nein Du… bist aus dem Selben gemacht wie ich“! Er fühlte sich genauso an, wie der Body. Wie konnte das möglich sein? „Das stimmt, man könnte sagen wir sind Blutsverwandte“, murmelte er und riss ruppig ihre Hand beiseite. „Konntest du mir deshalb nichts antun“? Blue blickte ihn verstört an, doch Tai ließ sich nicht länger in die Karten schauen. Er wirkte angegriffen, weil sie ihn wohlmöglich durchschaute und das wollte er vermeiden. Ihr Körper hatte ihr nicht etwa eine Warnung geschickt, vielmehr ein Hinweis. Kapitel 2/ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)