Fight with me von Mitsunari_Ishida ================================================================================ Kapitel 3 --------- Motochika und seine Männer waren nun schon einige Tage in Osaka und schienen sich allmählich einzugewöhnen. Zumindest grösstenteils. Man konnte ihnen deutlich anmerken, dass ihnen das Meer fehlte. Zudem entging Okami nicht, dass Motochika, wann immer er in der Nähe war, ihn beobachtete. Das mochte der Ninja überhaupt nicht und jeder Andere hätte schon längst seine Klingen zu spüren bekommen. Aber der Pirat war ein Mitstreiter und Mitstreiter sollte man in Ruhe lassen. Okami schlenderte etwas gelangweilt durch die Burg. Auch wenn er sich noch vor kurzem beschwert hatte, andauernd fortgeschickt zu werden, langweilte er sich, sobald er nichts zu tun hatte. Denn er sass in der Burg fest. Ihm war heute ausnahmsweise mal nach Gesellschaft, doch darauf musste er definitiv verzichten. Motochika war dem so verschlossenen Ninja zu offen und zu neugierig als dass er sich mit ihm unterhalten wollte. Und Mitsunari hatte am Morgen einen recht starken Wutanfall gehabt, weswegen er entschieden hatte, ihm heute etwas aus dem Weg zu gehen. Zu seinem Missfallen begegnete er wenig später auf einem der Korridore Yoshitsugu und es gab keine Möglichkeit mehr ihm auszuweichen. „Ah, Okami“, wurde der Ninja gegrüsst. „Du scheinst dich wohl auch entschieden zu haben, Mitsunari etwas zu meiden?“, sagte er lachend. Okami lehnte sich gegen die Wand. Ob das Lachen wohl ernst gemeint war? „Ich muss ja nicht noch Öl ins Feuer giessen. Ich weiss genau, dass ich meine freche Zunge irgendwann nicht mehr im Zaum halten kann. Da geh ich ihm lieber ganz aus dem Weg.“ „Ich verstehe.“ Einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern. „Okami, ich habe mir etwas überlegt“, fuhr Yoshitsugu dann fort. „Bis jetzt weiss ja, ausser den Soldaten im Schloss, niemand wirklich, zu wem du gehörst. Ich dachte es wäre eine gute Idee, wenn du nicht mehr nur eine Schattengestalt bist. Das würde bestimmt Ieyasus Moral schwächen, da er keine Chance mehr hat, dich für sich zu gewinnen,“ sagte er mit einem triumphierenden Blick. Okami legte den Kopf schief. „Und wie soll ich das anstellen? Ich bin gefährlich und werde gefürchtet. Wenn ich irgendwo auftauche, würde Panik ausbrechen. Ausserdem ist es mir, so wie es ist, gerade recht“, antwortete der Ninja desinteressiert. „Wir müssen es eben so hinbekommen, dass nur die feindliche Armee dich fürchtet.“ In Yoshitsugus Augen blitzte etwas auf, dass Okami gar nicht gefiel. „Wie willst du das schaffen?“ „Du hast bis jetzt ja noch keine Zivilisten getötet, oder? Das allein nützt schon sehr viel.“ Yoshitsugu hatte recht. Auch wenn Okami schon viele Leben auf dem Gewissen hatte, so galt das alleine feindlichen Soldaten. Es gab keinen Grund, Zivilisten zu töten, weswegen er auch noch keinem im entferntesten etwas angetan hatte. Abgesehen von der Tatsache, dass er einigen geliebte Ehemänner, Väter und Söhne genommen hatte. „Du musst nur das Vertrauen unserer eigenen Leute gewinnen. Das fängt an bei den Soldaten hier in der Burg und geht weiter bis zu den Bewohnern von Osaka.“ „Willst du mir etwa gerade Vorschreiben, wie ich mich zu Verhalten habe?“, fragte Okami gereizt. Er wollte sich keine Vorschriften machen lassen, wie er sich anderen gegenüber zu verhalten hatte. Von Niemandem und erst recht nicht von Yoshitsugu. „Gewiss nicht, verehrter Okami. Wie du es anstellst, überlasse ich dir. Sorge einfach dafür, dass dich die Gegner fürchten und die Eigenen langsam vertrauen fassen.“ „Was hält Mitsunari von dieser Idee?“, fragte Okami skeptisch. „Er sagte mir, es sei deine Sache, wer dich sieht und wer dich fürchtet. Sieh es aber als gut gemeinter Ratschlag von mir.“ „Was soll daran gut sein? Ich schwäche damit nur meine Position.“ Ausserdem war Okami glasklar, dass er so mehr und mehr zu einem gewöhnlichen Untergebenen von Mitsunari werden würde. Aber das war genau das, was er von Anfang an nie gewollt hatte. Yoshitsugu liess sich aber nicht so leicht von seiner Idee abbringen. „Wie wäre es, wenn du jetzt mit mir in die Stadt kommst um zu sehen, wie die Leute jetzt in diesem Moment auf dich reagieren.“ „Für Zivilisten bin ich ein eiskalter Killer, was glaubst du wie sie reagieren?“ „In meiner Begleitung jedoch gehörst du zur dieser Armee.“ Okami seufzte genervt. Für jedes Argument würde Yoshitsugu ein Gegenargument finden, davon war er überzeugt. „Schön“, willigte der Ninja schliesslich genervt ein. „Aber falls etwas passiert, was Mitsunari missfällt, geht das alles auf dich.“ Etwas unwohl war Okami schon, als er mit Yoshitsugu die Burg verliess und sich auf den Weg in das Stadtinnere machte. Den Gedanken, gleich unter unzähligen Menschen zu sein, gefiel ihm nicht besonders. Er mochte keine grossen Ansammlungen von Menschen. Auch seiner Wölfin Amaterasu, welche es sich nicht hatte nehmen lassen ihn zu begleiten, schienen die vielen Menschen nicht ganz geheuer. Sie blickte sich hektisch immer wieder um. Wie bereits von ihm erwartet, zog er die Blicke der Menschen auf sich. Einige machten einen etwas grösseren Bogen um das ungleiche Trio oder mieden so gut wie möglich Blickkontakt. Aber keiner traute sich, offen zu zeigen, was er von ihm hielt. „Du hattest recht, Yoshitusug. Es war äusserst sinnvoll, hierher zu kommen“, sagte Okami sarkastisch. Angst und Misstrauen lagen in der Luft, dass konnte der Ninja deutlich spüren. „Gedulde dich. Gib den Menschen Zeit, sich an deine Anwesenheit zu gewöhnen. Es ist doch der erste Tag, an dem du dich in der Öffentlichkeit zeigst“, antwortete Yoshitsugu gelassen. Vor einem Kräuterladen blieb Yoshitsugu plötzlich stehen, besser gesagt, stoppte seine Sänfte. „Wenn du mich kurz entschuldigen würdest.“ Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand er im Geschäft. Nicht wirklich interessiert fragte sich der Ninja im Stillen, ob Yoshitsugu seine Mittel gegen seine Krankheit wohl selber herstellte. Aber die Antwort interessierte ihn herzlichst wenig. Er liess sich auf die Bank welche neben der Eingangstür stand fallen. Amaterasu versteckte sich darunter. Er hätte sie nicht mitnehmen dürften, der Stress schien für das Tier einfach zu gross. Etwas entfernt beobachtete ein für ihr Alter recht kleines, etwa zehnjähriges Mädchen den Ninja und seine Wölfin. Gedankenverloren beobachtete der Ninja die Menschen um ihn herum. Der weisse Wolf lag zusammengerollt unter der Bank. In den Augen des Mädchens sah er recht traurig und einsam aus wie er so alleine auf der Bank sass. Er tat ihr leid. Sie schien sich der Gefahr nicht bewusst, die von diesem Mann ausging. Die Kleine sah zu ihrer Mutter. Diese Unterhielt sich gerade ausgiebig mit der Gemüsehändlerin und achtete nicht auf ihre Tochter. Die Kleine sah erneut zum Ninja. Ohne ein Wort zu ihrer Mutter machte sie sich auf dem Weg zu ihm. Er bemerkte sie erst, als sie direkt vor ihm stand. „Hallo“, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Ihre braunen Augen strahlten eine für Okami unverständliche Freundlichkeit aus. „Hallo“, antwortete der Ninja etwas verdutzt. „Ich bin Sayuri“, stellte sie sich mit einer Verbeugung vor. „Und wer bist du?“ „Man nennt mich Okami“, antwortete er. Er wusste selbst nicht, warum er sich auf ein Gespräch mit einer Zehnjährigen einliess. Aber es schadete ja nichts. „Okami“, sagte Sayuri nachdenklich. „Den hab ich glaube ich schon mal gehört. Aber ich weiss nicht mehr von wem. Ist ja egal“, sagte sie und lachte fröhlich. „Ist das dein Wolf?“, fragte sie weiter. Sie schien ihm Gesellschaft leisten zu wollen. „Ja, sie heisst Amaterasu.“ Als ihr Name fiel, kroch die Wöfin unter der Bank hervor und begutachtete das Mädchen. „Darf ich sie streicheln?“, fragte Sayuri mit einem Leuchten in den Augen. „Wenn sie es zulässt, warum nicht.“ Daraufhin hielt Sayuri der Wölfin erst eine Hand hin, damit diese daran schnuppern konnte. Als Amaterasu nach ausgiebigen Beschnuppern anfing, ihren Kopf auffordernd an der Hand des Mädchens zu reiben, fing diese erfreut an, der Wölfin über den Kopf zu streicheln. Das entlockte dem Ninja ein Lächeln und er war wie so oft froh über seine Maske. Das unschuldige Lachen des Kindes war selbst für ihn entwaffnend. „Sayuri!“, erklang eine hysterische Frauenstimme. Sowohl Sayuri als auch Okami sahen auf. Eine schwarzhaarige Frau mittleren Alters in einem schlichten grünen Kimono kam auf sie zugerannt. Sie zog Sayuri etwas von Okami weg und verneigte sich. „Bitte entschuldigt, Okami-sama. Ich hoffe meine Tochter hat Euch nicht belästigt.“ „Nein, keineswegs“, sagte Okami und stand auf, um mit der Frau auf der selben Augenhöhe zu sein. „Sie hat mir nur etwas Gesellschaft geleistet.“ „Ich durfte sogar seine Wölfin streicheln, schau mal wie lieb die ist“, sagte Sayuri strahlend und wollte Amaterasu noch einmal streicheln, doch ihre Mutter zog sie etwas unsanft weg. „Lass das, Sayuri. Entschuldigt uns bitte, aber wir müssen los.“ Den letzten Satz sagte sie zu Okami gewandt und verneigte sich noch einmal. „Sie sollten netter zu ihrer Tochter sein und ausserdem besser auf sie aufpassen. Ein Anderer hätte sie vielleicht mitgenommen“, antwortete Okami, bevor die Mutter mit ihrer Tochter verschwinden konnte. Er konnte es wirklich nicht verstehen, wie man so unachtsam sein konnte. Diese Worte hatte die Mutter nicht erwartet und ihr wurde erst jetzt bewusst, was alles mit ihrer Tochter hätte passieren können. „D-danke, dass Ihr auf sie aufgepasst habt, Okami-sama. Es wird nicht wieder vorkommen. Auf Wiedersehen.“ Sie verbeugte sich ein drittes Mal und ging dann mit ihrer Tochter davon. Sie hatte es wohl sehr eilig, von ihm wegzukommen. Sayuri winkte zum Abschied. Okami sah ihnen nach. Er hätte nicht erwartet, so einen Einfluss auf die Mutter zu haben. Irrte er sich oder war die Mutter ihm wirklich dankbar? „War das jetzt so schwer?“, erklang eine Stimme neben ihm. Yoshitsugu war aus dem Kräuterladen gekommen und sah ihn nun erwartungsvoll an. „Was hast du alles gesehen?“, zischte der Ninja. Das letzte was er wollte war, dass der Andere seine „freundlichere“ Seite sah. „Nur den Schluss, als du die Mutter zurechtgewiesen hast.“ „Das bleibt unter uns“, knurrte der Ninja. Das fehlte ihm gerade noch, dass ausgerechnet Yoshitsugu gesehen hatte, wie er sich für eine Zehnjährige einsetzte. Yoshitsugu lachte kaum hörbar. „Aber natürlich, wenn du das wünschst, verehrter Okami.“ Laut genug, dass der Ninja es gerade noch hören konnte, fügte er hinzu: „ Wer hätte gedacht, dass unser schonungsloser Ninja sich mit einem kleinen Mädchen unterhält.“ Okami tat, als hätte er es nicht gehört. Auf solch ein Gespräch, wie es Yoshitsugu gerade provozieren wollte, würde er sich nicht einlassen. Als die Sonne schon langsam am Horizont unterging, begaben sie sich endlich zurück in die Burg. Okami war froh, bald von Yoshitsugu wegzukommen. Als sie im Burhof ankamen, ging der Ninja in eine andere Richtung als Yoshitsugu um das Hauptgebäude herum. Amaterasu begann plötzlich freudig mit ihrem Schweif zu wedeln. Erst dachte der Ninja, es liege an der Tatsache, dass sie von Yoshitsugu weggekommen sind. Als er ihrem Blick folgte, sah er den eigentlichen Grund für ihre Freude. Motochika unterhielt sich nicht weit entfernt von ihnen mit zwei Soldaten aus der Armee. „Komm, lass uns gehen“, sagte der Ninja zu seiner Begleiterin und betrat die Burg durch einen Nebeneingang. Amaterasu sah ihm nach und blickte dann kurz zu Motochika zurück. „Amaterasu!“ Folgsam rannte sie ihm nach. „Wie lange willst du noch schweigend dasitzen?“, zerbrach Mitsunaris Stimme die Stille zwischen den beiden Männern. Okami sass auf dem Geländer des Balkons, welcher zu Mitsunaris Arbeitszimmer gehörte. Der Ninja sass bestimmt schon eine halbe Stunde wortlos da und beobachtete ihn. Die Sonne war mittlerweile ganz untergegangen und der Raum wurde nur noch von einigen Kerzen erleuchtet. „Weisst du von Yoshitsugus Vorhaben?“ „Ja, weiss ich. Ist deine Sache was du daraus machst“, antwortete Mitsunari und sah auf. „Ist das der Grund warum du mich bei der Arbeit störst?“ „Er versucht mich auf die selbe Ebene wie einen gewöhnlichen Soldaten zu bringen, siehst du das nicht?“ In Okamis Stimme lag Wut. Er ärgerte sich mittlerweile über seine eigene Blödheit, sich überhaupt auf Yoshitsugus Idee eingelassen zu haben. Mitsunari gab keine Antwort. Ob es Zustimmung oder Widerspruch wusste Okami nicht. „Das ist dein Problem, nicht meines“, sagte Mitsunari schliesslich. „Ich hab gesagt du kannst mit diesem Ratschlag machen was du willst, ignorieren oder befolgen. Das ist etwas zwischen euch. Ich will nichts mehr hören.“, sagte er in einem Tonfall, der wohl mitteilen sollte, dass das Gespräch für ihn beendet war. Im Nachhinein musste sich der Ninja nun gestehen, dass er so eine Reaktion eigentlich hätte erwarten müssen. Was hatte er sich eigentlich erwartet? Er wusste ja, dass die Feindschaft zwischen ihm und Yoshitsugu Mitsunari gehörig auf die Nerven ging und dieser hatte auch entschlossen, keine Partei zu ergreifen. Das hatte er dem Ninja auch schon einige Male klar gemacht. Okami setze sich an die Wand gelehnt Mitsunari gegenüber. Auch wenn sie in letzter Zeit selten miteinander über etwas anderes als den Krieg und Yoshitsugu sprachen, genoss Okami Mitsunaris Gesellschaft. Und es war tausendmal besser als alleine im Zimmer zu hocken und schlimmstenfalls von Yoshitsugu noch belagert zu werden. Den wurde er einfach nicht los in letzter Zeit. „Da...ist noch etwas“, begann Okami nach einer Weile. Etwas in Okamis Stimme liess Mitsunari aufhorchen. „Was?“ „Motochika. Er beobachtet mich seit er hier ist.“ „Das bildest du dir nur ein. Du glaubst auch, von Yoshitsugu verfolgt zu werden.“ Das hingegen empfand Okami wirklich nicht als Einbildung, aber die Chance, dass Mitsunari mal zuhörte, wollte er nicht für einen weiteren Streit verlieren. „Es ist nicht nur das“, sagte der Ninja ernster. „An dem Tag, an dem er hier ankam, bat er mich um einen Gefallen. Er wollte, dass ich mich auf die Suche nach einer Kunoichi namens Tsukiko mache.“ Mitsunari schien scharf nachzudenken. „Was hast du ihm geantwortet?“, fragte Mitsunari kalt. „Im Wissen, dass er sonst keine Ruhe geben würde, dass ich darüber nachdenken werde.“ Mitsunari stand auf. „Ich hoffe du weisst, was du zu tun hast.“ „Natürlich.“ Gemeinsam verliessen sie den Raum. „Gute Nacht“, wünschte der Ninja, bevor er sich auf den Weg in sein Zimmer machte, bekam aber keine Antwort. Als der Ninja die Tür zu seinem Zimmer aufschob, traf ihn fast der Schlag. In seinem Zimmer war nicht nur seine Wölfin, wie er es erwartet hatte. Schnell trat er ein und schob die Tür wieder zu. „Was willst du hier?“, fragte Okami, bekam aber nicht so viel Schärfe in seine Stimme wie er es gerne gehabt hätte. Motochika sass in der Mitte des Raumes und streichelte Amaterasus Kopf. Diese hatte sich neben ihn hingelegt und ihren Kopf in seinen Schoss gelegt. Er stütze seinen Kopf in seine andere Hand und grinste den Ninja schelmisch an. „Es war ein bisschen Pech für dich, dass sie mich wiedererkannt hat. Ansonsten hätte ich es vielleicht nicht ganz so schnell bemerkt“, sagte der Pirat. „Ich weiss nicht was du meinst.“ Okami verschränkte die Arme. „Hör auf mit dem Versteckspiel“, sagte Motochika und seufzte. „Mir kannst du nichts mehr vormachen, ich habe dich durchschaut, Okami. Oder sollte ich besser Tsukiko zu dir sagen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)