Ordinary People von Ducky ================================================================================ Kapitel 1: Wedding ------------------ Ja, diese Fanfiction haben eventuell schon einige gelesen und ich gebe zu, dass dies ein schamloser Reupload ist. Nicht, um mich in den Vordergrund zu mogeln, sondern um altes zu beenden. Ich habe die Geschichte 2010 angefangen, dann die Lust daran verloren, weil ich keine Zeit mehr hatte und bin nun bereit sie fertig zu schreiben. Sie wird anders laufen als geplant, denn den Plan habe ich vergessen. Erst heute habe ich die Fanfiction und meinen alten Namen erneut herausgefunden. Beweisen kann ich nichts. Hoffentlich läuft es beim zweiten Anlauf besser. _______________________________________________ Wedding Zehn Jahre. Zehn Jahre war der letzte Kampf zwischen Voldemort und ihm nun schon her und trotzdem plagten ihn noch immer jede Nacht schreckliche Albträume, die ihn die schrecklichsten Ereignisse immer wieder durchleben ließen. Doch viel schlimmer war die Tatsache, das es niemanden gab, mit dem er hätte reden können, so gern er sich auch einredete, dass Ron und Hermine ihn verstehen würden. Doch in den letzten zehn Jahren war es nie zu einem Gespräch zwischen ihnen gekommen. Jedenfalls hatten sie sich nie über den Kampf unterhalten, der ihr aller Leben nicht nur in guter Weise verändert hatte. Sie alle hatten jemanden verloren, nicht alle konnten gerettet werden und noch immer musste er jede Nacht ihre leblosen Körper und die starren Gesichter sehen.  Wie oft hatte er sich schon gefragt, wie anders alles gewesen wäre, wenn er nicht der wäre, der er nun ist. Wie oft schon hat er sich gefragt, wie anders sein Leben verlaufen wäre, wenn Hagrid ihn damals nicht aus den Fängen seiner letzten Verwandten gerissen hätte. Wahrscheinlich hätte er einfach seine Schule abgeschlossen und wäre dann ausgezogen, hätte einen unwichtigen Bürojob und eine kleine Familie. Doch auch der Wunsch nach einer Familie würde wohl niemals in Erfüllung gehen, auch wenn er etwas besaß, das dem Begriff sehr nahe kam.  Abgestumpfte Smaragde blickten ihn in diesem Moment an. Seine Augen, die schon so lang verlernt hatten zu leuchten und die ihm zeigten, wie sehr sein Leben sich doch verändert hatte. Freude war ein Fremdwort geworden, auch wenn er doch nach all der Zeit endlich alles im Griff haben sollte. Etwas, das er seinen besten Freunden und auch sonst jedem erzählte, der nach seiner Verfassung fragte. Niemand glaubte ihm, da war er sich sicher, doch sie hatten wohl zu viel Angst davor ihn mit dieser Tatsache zu konfrontieren. Sie wussten, dass es ihnen nicht anders ging und das niemand von ihnen es sich gern eingestand.  Langsam wanderten die blassen, dünnen Finger an dem weißen Hemd entlang, um es zu zuknöpfen. Es war kein Tag für trübe Gedanken. Heute würden seine besten Freunde heiraten und er wusste genau, dass seine Stimmung alles zerstören könnte, was so viele Monate lang vorbereitet wurde. Er konnte sich noch genau daran erinnern wie aufgeregt Hermine war, als sie ihm vom Rons Heiratsantrag erzählte. Romantisch sei er gewesen, so schwer man sich das auch vorstellen konnte. Den Namen Ronald Weasley brachte man einfach nicht mit dem Wort 'Romantik' in Verbindung. Ein leichtes Lächeln huschte über die dünnen Lippen des Mannes, das erneut nicht seine Augen erreichen wollte, so glücklich die Erinnerungen an die letzten Monate auch sein mochten.  So gut es ging hatte er Molly und Hermine dabei geholfen die Hochzeit vorzubereiten, hatte ihnen unter die Arme gegriffen und ihnen auch finanziell geholfen, so ungern man diese Hilfe auch hatte annehmen wollen. Doch seit dem finalen Kampf hatte vieles zu leiden. Und man sollte bedenken, dass Ron, Hermine und er sich fast vollständig aus der magischen Welt zurückgezogen hatten. Sie alle waren Helden, doch niemand von ihnen hatte etwas damit anfangen können. Selbst Hermine, die eine Karriere in der magischen Welt in Betracht gezogen hatte, hatte sich mit der Entscheidung ihrer Freunde zufrieden gegeben, auch wenn man sie nie zu etwas gedrängt hatte. Doch sie wollte nicht allein sein. Nicht in dieser schweren Zeit.  Sie alle hatten sich dazu entschlossen eine Universität zu besuchen, alle waren sie in London geblieben, hatten nie etwas anderes als England gesehen, auch wenn Hermine und Ron nun bald nach Deutschland fliegen würden, um dort von Stadt zu Stadt zu ziehen. Hermines Wissensdurst hatte nicht abgenommen, auch nach all den Jahren nicht. Wenn er recht überlegte hatten sie sich alle nicht besonders verändert, wenn man von den seelischen Leiden absah, die sie wohl alle mehr, oder minder davongetragen hatten. Doch für solche Gedanken war jetzt kein Platz. Seit einigen Monaten wohnte er nun schon allein. Ron und Hermine waren kurz nachdem sie einen Termin für ihre Hochzeit gefunden hatten ausgezogen und hatten ihn in ihrer gemeinsamen Wohnung allein gelassen. Trist wirkte es seither, viel zu groß war es für eine Person allein, doch es war nicht schwer für ihn die Miete aufzubringen. Er war schließlich noch immer Harry Potter. Noch immer war das Erbe, das ihm seine Eltern und sein Pate überlassen hatte, nicht völlig ausgeschöpft und es würde eine schwere Aufgabe für ihn werden all das Geld auszugeben, das er besaß.  Einen Teil hatte er für gute Zwecke gespendet, den Rest lagerte er nun auf einer Bank. Gringotts hatte ihm den Betrag in der Währung der Muggel ausgezahlt. Niemals wieder würde er einen Schritt in die Winkelgasse setzen. Zu schwer wäre es für ihn erneut mit Magie in Kontakt zu kommen. Nichteinmal der Tagesprophet wusste wo er sich befand, obwohl er und seine Freunde kein Geheimnis daraus gemacht wo sie sich aufhielten. Selbst von der Hochzeit hatte die Welt, in der er viele Jahre seiner Jugend verbracht hatte, keine Ahnung. Es war wirklich erstaunlich wie blind selbst die Zauberer sein konnten. Doch es war kein Wunder. So viele Jahre hatten sie ihm nicht geglaubt, dass Voldemort zurückgekehrt war. Erst als er im Ministerium aufgetaucht war hatten sie erkannt, was genau vor sich ging.  Ein Klopfen an der Tür seines geräumigen Badezimmers holte ihn aus seinen tristen Gedanken, die er einfach nicht abstellen konnte. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen, die grünen Augen wurden für einen Moment geschlossen, ehe man sich dazu in der Lage fühlte der Person Einlass zu gewähren, die hinter der Tür auf eine Antwort wartete.  „Herein.“, erklang die tiefe Stimme Harrys. Vorsichtig wurde die hölzerne Tür geöffnet, ehe ein Junge von knapp zehn Jahren den Kopf hineinsteckte. Ein breites Grinsen zierte das Gesicht, das ihn so oft an zwei Personen erinnerte, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielten, ehe sie im Krieg gefallen waren. Der Dunkelhaarige zwang sich zu einem leichten lächeln, wollte er doch nicht auch noch seinem Patenkind Sorgen bereiten.  „Hallo, Teddy. Was ist los?“ War es denn wirklich schon so spät, dass sie unter Zeitdruck gerieten? Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn er zu diesem wichtigen Ereignis zu spät erscheinen würde. Besonders nicht, da er im Besitz der Ringe waren, die seine besten Freunde schon bald am Finger tragen würden. „Oma sagt, du sollst dich beeilen.“, war alles, was über die Lippen des kleinen Jungen kam, der bereits im nächsten Jahr auf die Schule gehen würde, die er vor elf Jahren noch besucht hatte und vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Und er wusste genau, dass er Teddy niemals zum Hogwartsexpress begleiten könnte. Er würde zu viel Aufsehen erregen und es würde zu viele Erinnerungen wecken. Er würde es nicht übers Herz bringen.  Ein leichtes Nicken bekam der Kleine als Antwort, ehe dieser zufrieden lächelnd die Tür schloss und zu seiner Oma zurückkehrte. Es war nicht seine richtige Oma, die seit ein paar Stunden auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer saß. Es war Molly Weasley, die auf ihn wartete und die sein Patenkind schon lang als Oma bezeichnete. Natürlich wäre „Tante“ auch in Ordnung gewesen, doch das schien er nie in Betracht gezogen zu haben. Ob es an dem Altersunterschied zwischen ihm und Molly lag hatte er nie erfahren. Es war, wie es war und er hätte sowieso nichts mehr daran ändern können.  Es dauerte tatsächlich nicht mehr lang, ehe Harry das Bad verließ, um endlich zu der kleinen Kapelle zu fahren, in der Ron und Hermine heirateten. Sie lag am Rande Londons und hatte seiner besten Freundin sofort den Atem geraubt, als sie das erste Mal einen Fuß hineinsetzten.  Molly und Arthur saßen mit Teddy zusammen auf dem Sofa. Mr Weasley war voll und ganz damit beschäftigt das Telefon zu begutachten, das auf einem kleinen Glastisch neben ihm stand. Immer noch nicht hatte er die Technik der Muggel verstanden, obwohl seine Schwiegertochter und sein Sohn schon so lang in dieser Welt lebten und sowohl er, als auch seine Frau so gut wie jeden Sonntag auftauchten, um sie zu besuchen. Hier tauchten sie nur noch selten auf. Und wenn sie auftauchten, dann nur, wenn Molly Angst hatte er könnte sich nicht allein versorgen. Seine Kochfähigkeiten wurden noch immer von ihr unterschätzt, obwohl sie schon so oft in den Genuss seiner Gerichte kommen konnte. Doch vielleicht hatte sie auch einfach Angst, dass er sich etwas antun könnte, kannte doch auch sie ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihm nicht gut ging, seit sie das Gelände von Hogwarts damals verlassen hatten.  „Harry, das wurde aber auch Zeit. Wir kommen noch zu spät.“ Mrs Weasley sprang sofort auf, als sie ihn sah und auch Teddy erhob sich, um auf die Tür zuzurennen. Für ihn war die ganze Situation auch unglaublich spannend. Er konnte ihn gut verstehen, waren es doch Tante Hermine und Onkel Ron, die heiraten würden. Und auch Arthur schien sich aus seiner Trance befreien zu können, blickte nur kurz verwirrt zu seiner Ehefrau, ehe er auch endlich Harry zu bemerken schien. „Molly, wir werden schon früh genug erscheinen. Du weißt genauso gut, wie ich, dass wir uns nicht verspäten werden.“ Arthur wusste genau, dass er seine Frau nicht beruhigen könnte, doch ein Versuch war es immer wert. So dachte er jedenfalls.  „Wenn Harry mit uns apparieren würde wäre eine Verspätung ausgeschlossen.“ Sie hatte es nie akzeptieren können, dass ihr Sohn und er das Zaubern aufgegeben hatten, doch Harry wusste ihre Bemühungen zu schätzen, die sie sie kosteten, um einigermaßen mit den Tatsachen zurecht zu kommen.  „Ich denke mein Auto ist schnell genug.“, antwortete der junge Mann, dem er Vorwurf gegolten hatte, ehe sich dieser für wenige Momente in sein Zimmer zurückzog, um die Jacke seines Anzugs zu holen. Ohne hätte er wohl schlecht auf der Hochzeit auftauchen können. Wenige Augenblicke später saßen die Vier in dem doch recht kleinen Auto des Jungen, der vor mehr als fünfundzwanzig Jahren einen Angriff des dunklen Lords überlebt hatte. Besonders die rundliche Frau, die neben ihm Platz genommen hatte sah nicht besonders begeistert aus, als sie durch die Straßen der riesigen Stadt fuhren, auf dem Weg zu der Hochzeit, auf die sie eigentlich schon viel zu lang hatten warten müssen. Denn, wenn man ehrlich war, waren die Gefühle seiner besten Freunde schon vor vielen Jahren ersichtlich. Wie konnte man nur so blind durch die Welt laufen? Arthur hingegen war vollends begeistert von dem fahrbaren Untersatz, den Harry besaß. Seit dem kleinen Unfall in ihrem zweiten Schuljahr hatte man es ihm nicht mehr erlaubt ein eigenes Auto anzuschaffen. Molly machte sich einfach viel zu große Sorgen um ihren Mann.. Sein Patenkind schien nicht besonders beeindruckt zu sein. Wieso denn auch? So oft haben sie schon etwas miteinander unternommen und schon einige Male hatte er in dem Auto seines Paten gesessen. Es war einfach nichts neues mehr für ihn.  Harry fiel es nicht besonders leicht sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. So viele Erinnerungen kamen in ihm hoch. Gedanken, die ihn schon seit dem Morgen quälten. Die Erinnerungen, die er versuchte so gut es ging zu verdrängen. Aber er würde sie wohl nie ganz verbannen können. Es war sowieso fraglich, ob er es wollte. Erneut kam ein Seufzen über seine Lippen und es schien nun viel mehr Aufsehen zu erregen. Arthur hörte damit auf ihn mit Fragen über die Technik der Muggel zu durchlöchern und auch Molly schien für einen Augenblick die Angst vor dem fahrenden Ungetüm zu vergessen. Er konnte ihre bohrenden Blicke spüren, konnte spüren wie sie versuchten aus seinem Verhalten schlau zu werden, doch es war ihnen klar, dass sie zu keiner Erklärung kommen würden, wenn sie ihn nicht fragten. Sein Mutterersatz war die erste Person, die den Mut aufzubringen schien: „Ist alles in Ordnung Harry? Du wirkst schon den ganzen Tag so bedrückt.“ Harry bog in eine kleine Gasse, ehe er versuchte zu antworten. Er wollte ihnen keine Sorgen bereiten. Nicht heute. Nicht an einem Tag der Freude. „Es ist wirklich alles in Ordnung Molly. Ich denke ich habe einfach noch mehr Angst vor dem großen Tag als das Paar selbst.“ Er wusste selbst wie dümmlich diese Antwort klang, doch etwas besseres konnte er sich nun wirklich nicht aus dem Finger saugen. Aber wieso sollten sie seine Worte in Frage stellen? Er hatte seit Wochen nicht mehr so übernächtigt ausgesehen wie an dem heutigen Tag. Er wusste nur zu gut, weshalb er in den letzten Wochen und Monaten in ungewöhnlich guter Stimmung gewesen war. Er hatte einfach keine Zeit, um sich mit seiner Einsamkeit und seinen Sorgen auseinander zu setzen. Seine beste Freundin hatte ihn viel zu oft belagert und auch Ron schien ihm keine ruhige Minute gönnen zu wollen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen es sei Absicht gewesen, doch wer wollte seinen besten Freund nicht in die Planung seiner Hochzeit mit einbeziehen? Er hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht. Sie waren eine Familie. Sie hielten immer zusammen.  Quietschend öffneten sich die Türen seines kleinen Autos, als sie ihn auf dem Kiesweg vor der Kapelle abstellten. Keiner von ihnen schien besonders scharf darauf zu sein noch länger die unangenehme Stille auszuhalten, die sich über sie gelegt hatte wie ein harter Schleier. Sie hatten nicht weiter nachgefragt, hatten ihn in Ruhe gelassen. Und so war es wohl auch am besten. Sie mussten nichts vor Teddy bereden, auch wenn er mit Sicherheit kein kleines Kind mehr war, das man besonders schonen musste. Wie sehr er es doch gehasst hatte, wenn man ihm nichts erzählte, wenn die Erwachsenen es vorzogen Dinge unter sich zu klären. Doch damals ging es auch meist um ihn selbst. Man hatte ihn immer behandelt wie ein rohes Ei. Als wäre er bei der kleinsten Erschütterung seines Weltbildes einfach zusammengebrochen. Wie konnte ihn denn noch etwas erschüttern, wenn er wusste wie seine Eltern damals ums Leben gekommen waren.  Hart schlug er die Tür auf der Fahrerseite zu, ehe er mit festem Schritt auf den Ort zu lief, an dem in wenigen Augenblicken eine Trauung vollzogen werden sollte. Es war ihm egal, ob er sein Patenkind und die beiden Menschen, die wie Eltern für ihn waren, einfach hinter sich ließ. Es war ihm ebenso egal, ob ihre besorgen Blicke ihn irgendwann aufspießen würden. Er wollte den Tag einfach nur hinter sich bringen, wollte mit seinen besten Freunden feiern und lachen bis sie ihn für einige Wochen verlassen würden. Flitterwochen.  Laut fiel die massive Holztür zu, als die Vier endlich eingetreten waren. Er hatte es schließlich doch für besser gehalten noch ein wenig zu warten. Es war ja nicht so als sei er auf sie wütend gewesen. Es war er selbst, der ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Nicht viele Leute hatten sich hier eingefunden. Es würden auch sicher keine Leute mehr kommen. Nur wenige Personen waren da, mit denen sie in der Muggelwelt in Kontakt gekommen waren.  Der Rest von Rons Familie hatte sich auf den hölzernen Bänken eingefunden. Das flammend rote Haar würde er wohl niemals übersehen können. Auch ein paar Unbekannte saßen in den Reihen vor dem Altar. Harry war sich ziemlich sicher, dass es sich bei den Personen um die Verwandten von Hermine handelte und er sollte sich nicht täuschen. Sobald auch Arthur Weasley die Personen ins Auge gefasst hatte lief er schon auf sie zu und der Name Granger hallte mehr als ein Mal durch die Kapelle. Molly verabschiedete sich in genau diesem Moment von ihm. Sie wollte nach ihrer baldigen Schwiegertochter sehen.  Erst jetzt fiel dem jungen Mann auf, dass auch Teddy schon lang seine Seite verlassen hatte. Er saß mittlerweile neben Charlie Weasley und unterhielt sich mit ihm. Schon früh war klar geworden, dass sich der junge Lupin für magische Geschöpfe interessierte. Kein Wunder also, dass besonders „Onkel Charlie“ zu einer wichtigen Bezugsperson für ihn geworden war. Kurz beobachtete er die Beiden, wünschte sich mehr mit seinem Patenkind unternehmen zu können, wusste aber im gleichen Moment, das sein Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Auch wenn man ihn dazu auserkoren hatte für ihn zu sorgen, sollte seinen Eltern etwas geschehen, so hatte er den Jungen lieber in die Hände von Arthur und Molly gegeben. Sie kümmerten sich gern um ihn auch wenn mit zunehmendem Alter ihre Kraft sank. Doch es würde nicht mehr lang dauern, ehe Teddy alt genug war um für sich selbst zu sorgen. Harry konnte es einfach nicht.  Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen seines Anzugs, ehe ein weiterer Rotschopf seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, was nicht zuletzt dem Wedeln dessen Arme zu verdanken war, die nur zu deutlich machten, das er gebraucht wurde. Wieder schlich sich ein kleines Lächeln auf die Lippen des jungen Mannes, ehe er den schmalen Gang entlang ging, dabei die Blicke auf sich spürte, die ihn gefangen zu halten schienen. Die meisten Personen kannte er nicht, doch er war sich sicher, dass der Name Harry Potter auch ihnen schon einmal begegnet war. Es war Hermine schließlich nicht verboten von ihrem besten Freund zu reden, der er mit Sicherheit noch war.  „Das wurde aber auch Zeit. Ich dachte schon ihr kommt zu spät.“, rief Ron schon von Weitem. Kein besonders passendes Verhalten an einem Ort wie diesem. Doch er würde seinen besten Freund nicht zurechtweisen. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. „Ich würde doch niemals zulassen, dass deine Eltern und ich zu spät zu eurer Hochzeit kommen. Dieses Ereignis darf man sich nicht entgehen lassen.“  „Hast du die Ringe?“ Natürlich. Es war völlig offensichtlich, dass genau diese Sache wichtig für den Bräutigam war. „Aber sicher.“ Nur kurz holte er die Schachtel mit den Ringen hervor, die er in der Innentasche seiner Jacke aufbewahrte und war froh, als er das erleichterte Grinsen Rons sah, das er nur zu leicht erwidern konnte. Er freute sich für ihn. Und er freute sich für Hermine. Sie würden ein wunderbares Ehepaar sein und wahrscheinlich einen ganzen Stall voll Kinder bekommen, auch wenn das sicher nicht den Vorstellungen seiner ehrgeizigen, zukünftigen Ehefrau entsprach.  „Ob sie es sich anders überlegt hat? Ich bin nun wirklich nicht der beste Fang und-“ Weiter kam er nicht, da wurde ihm schon das Wort von seinem besten Freund abgeschnitten, der nur mit Mühe ein Auflachen verkneifen konnte. „Ron, Ron, Ron. Ihr seid nun schon so lang zusammen. Ich glaube kaum, dass sie es sich nach zehn Jahren anders überlegt. Ihr werdet bald verheiratet sein, wenn ihr das nicht mental schon lang wart.“  „Manchmal könnte man auf die Idee kommen du seist eine Frau, Harry.“ Es war ein Kommentar, den er schon mehr als einmal zu Hören bekommen hatte, doch er dachte sich schon lang nichts mehr dabei. Es waren nur die Sticheleien zwischen zwei Männern, die wohl niemals ganz erwachsen werden würden, so viel Mühe sie sich auch dabei gaben. Obwohl, Harry und Ron gaben sich nun wirklich keine Mühe. Man hatte sie so akzeptiert wie sie waren. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen wie Molly aus einem kleinen Raum in der Kapelle kam und sich neben ihren Mann setzte, der neben seinen Söhnen Platz genommen hatte, nachdem er die gesamte Familie seiner zukünftigen Schwiegertochter begrüßt hatte. Für Molly war es also wirklich nicht mehr nötig es ihm gleich zu tun. Sie hatten auch nach der Trauung noch genug Zeit, um sich miteinander zu unterhalten. Man sah der älteren Dame die Aufregung an.  Kurz wurde dem Priester zugenickt, der hinter dem Altar stand, ehe man die hölzerne Tür erneut ins Schloss fallen hörte. Misstrauisch beäugte er die fremde Person, die in die Kapelle hineinglitt. Von Kopf bis Fuß war sie in schwarz gekleidet, das Gesicht unter einer schwarzen Kapuze versteckt. Niemand außer ihm schien den Fremden bemerkt zu haben, oder seine Anwesenheit für merkwürdig zu erklären. Und so war es wohl auch unnötig die Person anzusprechen, so ungut das Gefühl auch sein mochte, das in ihm hochkroch und die ganze gute Stimmung zu ersticken schien.  Ein letztes Mal wurde dem Bräutigam auf die Schulter geklopft, bevor man seinen Platz einnahm, den Fremden noch immer mit seinen smaragdgrünen Augen durchbohrend. Es dauerte jedoch nicht lang bis seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen wurde, denn der Hochzeitsmarsch ertönte und die ersten Brautjungfern schritten den Gang entlang. Unter ihnen auch Ginny Weasley und Fleur, dessen Mann Bill unter den Rotschöpfen saß und sie verliebt anlächelte. Wieso Fleur eine Brautjunger geworden war hatte Harry nie verstanden. Er hatte sich immer gut mit ihr verstanden, doch da war immer ein mulmiges Gefühl, das sich in ihm ausbreitete, wenn er sie sah. Erst als sie schon fast am Altar angekommen war erblickte Harry die Braut und ihren Vater. Sie schwebte förmlich über den kalten Boden, das Haar zu einer hübschen Frisur hochgesteckt und das Kleid war einfach zum sterben schön. Es würde ein wunderbarer Tag werden, dessen war er sich sicher. Kapitel 2: Unexpected Meeting ----------------------------- Lupin, Tonks, Snape, Dumbledore und Sirius. Wieder sah er ihre Gesichter. Wieder schienen sie ihn anzuklagen, konnten es nicht verstehen, dass er sie nicht hatte retten können. Und dann war da ein nerviges Klopfen. Das Klopfen eines stumpfen Gegenstands gegen Glas. Ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte und das ihn noch nie verfolgt hatte. Es dauerte nicht lang bis er sich daran erinnerte, dass alles nur ein Traum war und das er aufwachen konnte wann er wollte. Es war sein Traum.  Schwer atmend erwachte der junge Mann, die smaragdgrünen Augen weit aufgerissen. Der schmale Brustkorb Harrys hob und senkte sich schnell,  der Schweiß stand ihm auf der Stirn und es dauerte eine Weile bis man wieder wusste, wo man war. Die sterile, weiße Decke verriet ihm, dass er sich in seiner Wohnung befand, genau genommen auf kirschroten Sofa, das er zusammen mit Ron und Hermine ausgesucht hatte, wobei es natürlich seine beste Freundin war, die die beiden Männer davon überzeugte, dass genau dieses Möbelstück wunderbar in ihre neue Wohnung passen würde.  Ein Ächzen entfuhr ihm, als er sich aufsetzte. Im Alter wurden eben auch die kleinsten Bewegungen zur Anstrengung. Doch dabei war er noch gar nicht so alt. Der Blick der verschlafenen Augen wanderte zu dem großen Fenster durch das das goldene Sonnenlicht strömte und es dauerte eine Weile bis er sich an das grelle Licht gewöhnt hatte.  Eine kleine Eule saß vor seinem Fenster, der spitze Schnabel hackte immer wieder auf das Fenster ein. Sofort sprang Harry vom Sofa, verlor für einen kurzen Augenblick das Gleichgewicht, schaffte es aber erfolgreich sich auf den Beinen zu halten. Keinen weiteren Moment des Hackens konnte er sich mit leisten. Wer wusste denn wie viele Kratzer die Glasscheibe schon zierte? Es war nicht das erste Mal, das die Eule dort saß und sein Fenster misshandelte. Seit einer Woche ging das nun schon so. Jeden zweiten Tag hatte er das schwarze Federvieh zu begrüßen. Seine besten Freunde schienen die normale Post mittlerweile nicht mehr vorziehen zu wollen, obwohl er doch ausdrücklich darum gebeten hatte ihm keine Eulen zu schicken. Seit Hedwig nicht mehr da war hasste er diese Geschöpfe und Hermine und Ron sollten das wissen. Doch wie hatte seine beste Freundin schon in ihrem ersten Brief geschrieben: „Harry, bitte sei nicht wütend. Wir wollen dir nur unbedingt so oft wie möglich schreiben.“  Doch er war nicht dumm. Wahrscheinlich wollten sie sich damit einfach absichern. Sie wussten genau wie es ihm ging, hatten es spätestens auf ihrer Hochzeit gemerkt. Sie hatten angst davor, dass er sich etwas antun könnte, sie wollten ihn nicht verlieren. Und wenn Harry ehrlich war konnte er ihre Angst verstehen. Auch er würde sich Sorgen machen, sollte sich einer von ihnen auch nur ansatzweise so verhalten wie er es zur Zeit tat. Und natürlich war es unmöglich jeden Tag Molly zu ihm zu schicken. Sie hatte sich um Teddy zu kümmern und der sollte so wenig wie möglich von den Gefühlen seines Paten mitbekommen. Er war unendlich dankbar dafür, dass Molly ihn von ihm fern hielt, auch wenn der junge Mann sein Patenkind am liebsten jeden Tag sehen würde.  Harry musste ihnen jeden Tag einen Brief zurückschreiben und so verbrachte er meist mehrere Stunden damit sich irgendwelche Dinge aus dem Finger zu saugen. Es gab kaum Tage, an denen er mal vor die Tür kam, wenn er nicht gerade zu arbeiten hatte. Er hatte sich Urlaub genommen. Nichteinmal das Kochen schien ihn mehr zu erfreuen. Und dabei sagte man doch die Zeit heilt alle Wunden.  Er öffnete das Fenster und ging sofort in Deckung, um dem Schnabel der Eule zu entgehen. Sie schienen sich nicht unbedingt das hellste Tier gekauft zu haben. Hindernisse schien dieses Tier gekonnt auszublenden, oder es blendete einfach nur die Menschen aus, die im Weg standen. Ohne Umwege flog das Tier in die Küche, um sich auf dem kleinen Tisch niederzulassen.  Die Zeit nutzte Harry, um das Fenster wieder zu schließen und danach ohne ein Wort zu verlieren zu folgen. Er sparte es sich mittlerweile der Eule seinen Ärger mitzuteilen. Es hatte ja sowieso keinen Sinn. Sie schien ihn nicht zu verstehen. Sie unterschied sich wirklich sehr von Hedwig. Der frühere Zauberer setzte sich vor dem Tier auf einen Stuhl und befreite sie von dem dicken Brief, den sie nun schon seit mehreren Stunden herumschleppen musste. Es grenzte doch wirklich an Tierquälerei eine Eule von Deutschland nach England und wieder zurück fliegen zu lassen. Doch wahrscheinlich würden seine besten Freunde sofort in seiner Wohnung stehen, sollten nicht regelmäßig Briefe schreiben und er konnte sich einfach nicht in die Winkelgasse schleppen, um eine weitere Eule zu kaufen, die die Andere unterstützen könnte. Vielleicht sollte er ihnen vorschlagen eine weitere zu kaufen? Nein, das würde gegen seine Prinzipien verstoßen. Still las er den Brief, den ganz eindeutig wieder Hermine geschrieben hatte. Ron saß vermutlich immer nur daneben und sah ihr dabei zu. Vielleicht hatten sie zu Anfang sogar darüber gestritten wer schreiben durfte. Doch die schönere Handschrift hatte ganz eindeutig gewonnen. Es wäre Harry sicher nicht immer möglich gewesen die Schrift seines besten Freundes zu entziffern. Es war unglaublich wie es jemand schaffte so zu schreiben, dass man jemanden dazu ausbilden musste diese Hieroglyphen zu übersetzen. Wie hatten es die Professoren nur immer wieder geschafft seine Aufsätze zu lesen?  Der heutige Brief unterschied sich nicht besonders von den, die in den Tagen zuvor eingetrudelt waren. Wieder musste er sich durchlesen, was sie am Tag zuvor unternommen hatten, wie wunderbar die vielen Museen in den einzelnen Städten waren und wie viel man doch lernen konnte. Und natürlich schlug sie ihm wieder vor, dass er doch auch mal nach Deutschland reisen sollte.  Harry war sich sicher, dass sie auch Kontakt zu der Welt suchten, die sie vor zehn Jahren verlassen hatten. Für sie war es nie einfach gewesen sie hinter sich zu lassen. Besonders Ron konnte sich nie ganz losreißen, was nicht weiter verwunderlich war und natürlich hatten sie es immer respektiert. Doch es war ganz natürlich, dass dadurch auch Hermine nie den Kontakt verloren hatte. Er konnte nur hoffen, dass wenigstens er den Kontakt nun ganz abbrechen konnte. Seinen anderen Freunden aus Hogwarts hatte er nicht einmal geschrieben, auch wenn er sie vermisste. Er hatte es einfach nicht übers Herz bringen können. Und wahrscheinlich wäre er daran zerbrochen. Er war sich sicher, dass er nicht glücklich werden konnte, solang Magie eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte.  Er erhob sich von seinem Stuhl, holte zwei gläserne Aschenbecher aus einem der vielen Küchenschränke, füllte den einen mit Wasser und den anderen mit Vogelfutter, das er vor wenigen Tagen gekauft hatte und stellte sie vor die Eule, die sofort begeistert mit den Flügeln schlug und sich über die Stärkung hermachte. Ohne konnte er sie einfach nicht wieder losschicken. Und schon verließ er wieder die Küche.  Es dauerte nicht lang bis er einen Brief verfasst hatte. Nur wenige Zeilen hatte er geschrieben, hatte sich dazu entschlossen es heute bei der Wahrheit zu belassen, doch natürlich wurde der Albtraum erneut ausgelassen. Sie sollten ihre Flitterwochen genießen und sich keine Sorgen um ihn machen. Das war von Anfang an der Plan gewesen, doch leider schienen seine besten Freunde keine Ruhe haben zu wollen. Lieber schlugen sie sich mit ihm herum. Da hätten sie ihn auch gleich mitnehmen können. Er verstand sie nicht.  Die Eule hatte mittlerweile alles zu sich genommen und putzte sich nun lieber das Gefieder. Ja, er würde wieder seine Küche putzen müssen, wenn sie gegangen war. Diese Tiere waren wohl einfach nicht dazu in der Lage wie kultivierte Vögel zu essen. Ohne Umschweife ging er auf sie zu und befestigte den Brief an ihrem Bein. Natürlich hatte er Mitleid mit ihr, doch er wusste, dass er keinen Besuch gebrauchen könnte. In den nächsten Tagen würden sowieso genug Leute hier eintrudeln. Harry öffnete das Küchenfenster und ließ die Eule hinaus, ehe er sich wieder ins Wohnzimmer begab, sich auf sein Sofa setzte und den Fernseher anmachte. Kurz nach der Hochzeit hatte er sich dazu entschlossen den Rat seiner besten Freundin anzunehmen und sich einen Mitbewohner zu suchen. Er hatte nicht vor in den nächsten Wochen zu heiraten, oder Kinder zu bekommen, also bestand keine Gefahr, dass er die freien Räume würde gebrauchen müssen. Als sie hier einzogen hatten sie alle ein Zimmer. Ron und Hermine waren damals noch nicht besonders erpicht darauf gewesen sich ein Bett zu teilen, doch das hatte sich wenige Wochen später geändert und so hatten sie es gemeinsam zu einem Zimmer umgebaut, das wunderbar dazu diente Teddy aufzunehmen, wenn er denn überhaupt hier schlafen wollte. Weihnachten würde er wieder hier verbringen, doch das war es dann auch schon wieder. Sie sahen sich wirklich viel zu selten.  Harry hatte sofort am nächsten Tag eine Anzeige in eine der vielen Zeitungen stellen lassen, in der Hoffnung es würde sich jemand melden. Doch bis jetzt hatte er keinen Anruf erhalten, nichteinmal ein Brief war eingegangen. Aber das war nicht weiter verwunderlich. Die Post der Muggel wurde einfach viel zu langsam überbracht. Traurig wäre es, wenn sich niemand melden würde und das nicht nur, weil die Einsamkeit ihn langsam aber sicher krank machte. So konnte er auch das ständige apparieren in seine Wohnung verhindern und auch sonst würde es jeder vorziehen keinen Gebrauch von Magie zu machen. Man wollte ja schließlich nicht auffliegen. Dass er dadurch jedoch auch seine Freunde und seine Familie verscheuchen könnte kam ihm gar nicht in den Sinn. Doch man wusste ja immer erst wie sehr man etwas vermisste, wenn man es schon längst verloren hatte. Nicht besonders interessiert sah man den Fernseher an, bekam so gut wie nichts von dem mit, was der Nachrichtensprecher eigentlich sagte. Die Tragödien schienen ihn kalt zu lassen. Völlig unspektakulär kam ihm das vor, worüber berichtet wurde. So ein wunderbares Leben hatten die meisten Muggel, sie wussten es nur nicht zu schätzen. Er lehnte sich zurück, legte die Fernbedienung auf seinen Schoß und schloss wieder die Augen. Die monotone Stimme des Mannes, der irgendwas von einem Erdbeben in den Staaten redete, ließ ihn immer müder werden und das, obwohl er erst vor wenigen Stunden schon einmal geschlafen hatte. Nichts gegessen hatte man am heutigen Tag, doch trotzdem blieb das Hungergefühl aus. Es sollte ihn nicht stören. Seiner Meinung nach hatte er sowieso genug Gewicht auf den Hüften. Wahrscheinlich hatte er einige Kilos zugenommen, als er sich auf der Hochzeit den Magen vollgeschlagen hatte.  Gerade erst war man in einem traumlosen Schlaf abgedriftet, bevor einen das schrille Geräusch der Türklingel aus eben diesem Riss. Fast so tief saß der Schock wie vor wenigen Stunden, als die Eule ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Er schaltete den Fernseher aus, legte die Fernbedienung auf das Sofa und erhob sich dann widerwillig. Es war selten, dass mal jemand klingelte. Es war möglich, dass es nur einer seiner Nachbarn war, der Zucker, oder Mehl brauchte. Es war absurd wie oft sie irgendwelche Kekse backten, oder ihm ein Stück Kuchen vorbei brachten, um sich für seine Hilfe zu bedanken. Als hätte er ihnen einen unglaublich großen Gefallen getan, weil er ihnen eine Tasse Milch lieh. Der Kuchen war sowieso meist ungenießbar, aber vielleicht empfand er es auch nur so, weil er Koch war und das in keinem Restaurant, das mit dem Niveau von McDonalds auf einer Welle lag. Er riss die Tür zum engen Flur auf, schlurfte den viel zu langen Weg bis zur Haustür entlang und warf dann einen Blick durch den Spion. Definitiv ein Fremder. Blondes Haar, blasse Haut, ein wenig kleiner als er selbst, nicht unbedingt unattraktiv. Wäre er an diesem Tag besser gelaunt gewesen, hätte er sich über eine solche Erscheinung sicher gefreut, doch am heutigen Tag konnte er niemanden gebrauchen, der sich verlaufen hatte. Erneut betätigte der Fremde die Klingel, wirkte nervös und trat von einem Fuß auf den Anderen.  Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete Harry die Tür. Er wollte ihn nicht loswerden, auch wenn er keinen Besuch gebrauchen konnte, und im nächsten Moment trafen smaragdgrüne auf rauchgraue Augen.  „Malfoy?“, krächzte Harry und lehnte sich an den Türrahmen. Fassungslos war sein Blick und es war ein Wunder, dass seine Kinnlade nicht Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. Fragen über Fragen strömten in ihn hinein und auch der Drang ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen brodelte in ihm hoch, doch er reagierte zu langsam, denn kaum hatte man den Befehl an seine Hand gegeben die Tür zu schließen drängte sich der andere junge Mann schon an ihm vorbei in die Wohnung und ging hastig in Richtung Wohnzimmer.  Nur wenige Minuten später saßen sie sich an Harrys Esstisch gegenüber. Keiner von ihnen schien etwas sagen zu wollen, oder wartete schlicht darauf, dass der Andere etwas sagte, um das meterdicke Eis zu brechen, das schon seit ihrem elften Lebensjahr zwischen ihnen bestand und noch nie zum Schmelzen hatte gebracht werden können. Fast schon hatte er vergessen wie er ihn vor gut zehn Jahren gerettet hatte. Es war das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten und Harry hätte es als nicht besonders traurig empfunden, wenn es auch so geblieben wäre.  „Was willst du hier, Malfoy?“, fragte der Schwarzhaarige schließlich. Er hatte nun wirklich nicht die Lust dazu bis nach Mitternacht hier zu verweilen. Er war noch immer müde und hätte es vorgezogen in seinem warmen, gemütlichen Bett zu liegen. „Meine Freundin hat mich auf unserer Wohnung geworfen.“ Eine viel zu simple Antwort, wie Harry fand und er würde sich damit sicher nicht zufrieden geben. Wieso ging er dann nicht zu seiner Mutter? Ob sein Vater noch immer in Askaban verweilte, konnte er ja nicht wissen. Den Tagespropheten hatte er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr in den Händen gehalten und mit den Weasleys sprach er über soetwas nicht. Es war nur möglich, dass Ron und Hermine etwas wussten. „Und wieso bist du dann hergekommen? Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?“ Fassungslosigkeit war dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. Er konnte noch immer nicht glauben, dass Draco Malfoy in seiner Küche saß und ihn mit seinem üblichen Blick musterte, der keine Emotion erkennen ließ. „Ich habe deine Anzeige in der Zeitung gesehen. Ich wusste nicht, dass es deine Wohnung ist. Glaub mir Potter, sonst wäre ich wirklich nicht hier.“ „Wieso gehst du dann nicht einfach wieder? Weshalb bist du dann überhaupt in meine Wohnung gestürmt, als würde im nächsten Moment die Welt untergehen? Und wenn du eine neue Bleibe suchst, wieso hast du dann keinerlei Dinge bei dir?“ Ja, nichteinmal einen Zauberstab konnte er sehen. Ob er es wohl auch vorgezogen hatte sich aus der Welt der Magie zu winden? Nein, sicher nicht Malfoy. Sein Name war schon Grund genug.  „Weil ich nicht genug Geld habe, um mir ein Hotelzimmer zu nehmen und ich hatte befürchtet du würdest die Tür zuschlagen.“ Da hatte er ja nichteinmal Unrecht. Doch das hieß noch lang nicht, dass man sich einfach so Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen durfte. „Ich habe keine Sachen bei mir, weil ich nicht mehr in mein Haus konnte. Sie hat einfach das Schloss ausgetauscht und mir nichts vor die Tür gestellt. Ich habe nichts bei mir. Gar nichts.“ Noch immer regte sich nichts in dem Gesicht seiner früheren Erzrivalen. Ihm erschien scheinbar alles recht plausibel und auch Harry hatte nichts an seiner Geschichte auszusetzen, doch es wurmte ihn noch immer, dass er gerade Malfoy vor sich hatte. Was sollte er nun tun? Ihn vor die Tür setzen und ihn auf einer Parkbank schlafen lassen? Verdient hätte er es, aber es war einfach nicht seine Art.  „Du suchst doch einen Mitbewohner, oder Potter? Sobald ich bei der Bank war kann ich dir sogar Miete zahlen.“ „Ja, ich suche einen Mitbewohner, aber-“ Er kam nicht besonders weit, da wurde er schon wieder unterbrochen: „Aber was? Potter, werde endlich erwachsen. Unsere Streitigkeiten sind nun schon Jahre her.“ „Du warst mal ein Todesser! Du wolltest mich umbringen, du wolltest Dumbledore umbringen! Glaubst du wirklich ich lasse dich einfach bei mir wohnen?!“ Harry sprang auf und raufte sich die Haare. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein. Wie dämlich war er eigentlich? Glaubte er wirklich er würde ihn bei sich einziehen lassen? „Das ist zehn Jahre her, Potter. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, ich habe seit dem letzten Kampf meinen Zauberstab nicht einmal in den Händen gehalten. Ich bin für dich so gefährlich wie ein Kaninchen. Der dunkle Lord ist tot. Es gibt keinen Grund für mich dein Leben auszulöschen.“ Er träumte. Ja, er musste träumen. Es war einfach zu unlogisch, dass nun Malfoy vor ihm saß und ihn wirklich darum bat, dass er bei ihm leben durfte. Das würde doch im Leben nicht gut gehen, auch wenn er es zuließ, dass er bei ihm einzog.  „Potter, lass mich wenigstens hierbleiben, bis ich einiges geregelt habe.“ Harry sah auf und blickte in die Augen seines Rivalen. Für einen Moment glaubte er wirklich einen Hauch von Verzweiflung in ihnen sehen zu können. Ein Seufzen entfuhr dem jungen Mann und er ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, das Gesicht in den Händen vergraben.  Jemanden bei sich wohnen lassen, der ihm ausschließlich schlechte Erinnerungen bringen würde? Er würde ihn nicht im geringsten davon abbringen sich etwas anzutun, wahrscheinlich würde er ihn sogar in den Tod treiben. Aber er könnte ihn nun nicht einfach vor die Tür setzen. Nein, das verstieß gegen all seine Prinzipien.  „In Ordnung, bleib. Bleib solang du willst, aber verhalte dich ruhig und komm mir nicht in die Quere.“ Wieder erhob sich Harry, sah die Erleichterung, die Malfoy ins Gesicht geschrieben war und holte zwei Tassen aus einem Küchenschrank. Beide wurden auf dem Tisch abgestellt. „Noch einen Tee bevor du schlafen gehst, Malfoy?“Bissig klang die tiefe Stimme des jungen Mannes noch immer und er würde das sicher nicht ablegen können. Niemals würde er genug Respekt vor ihm haben, um in ihm mehr zu sehen, als eine Schlange, die sein Mitleid nicht verdient hatte.  „Danke, Potter.“ Auch Malfoy schien seine Freundlichkeit und Dankbarkeit wieder vergessen zu haben. Hart waren die Gesichtszüge des Mannes, alt sah er aus, wenn man ihn denn genauer betrachtete. Für über dreißig hätte Harry ihn gehalten, wenn er es nicht besser gewusst hätte. Aber er wollte gar nicht in Erwägung ziehen, dass auch Malfoys letzte Jahre nicht die Schönsten waren. Und wenn sie es nicht waren, dann hatte er es nicht anders verdient.  Harry kramte Teebeutel aus einer kleinen Schachtel, um sie in die Tassen zu legen, bevor er Wasser aufsetzte und darauf wartete, dass es heiß genug war, um es in die Tassen zu gießen. Er wollte nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Seine Müdigkeit brachte ihn mittlerweile fast um. Schweigend tranken sie ihren Tee, warfen sich nur zwischendurch wütende und eisige Blicke zu, die jedem anderen das Blut in den Adern hätten gefrieren lassen. Doch sie waren es nicht anders voneinander gewohnt. Sie hatten sich nie etwas geschenkt, hatten immer miteinander konkurriert. Ob es anders zwischen ihnen gewesen wäre, wenn Harry sich damals mit Slytherin als Haus zufrieden gegeben hätte? Wäre dann vielleicht soetwas wie Freundschaft zwischen ihnen entstanden? Nein, Malfoy und er waren wohl immer dazu verdammt gewesen sich zu hassen und zu bekämpfen. Malfoy war der Sohn eines Todessers und er war der Junge, der lebte.  „Dein Zimmer ist das neben der Tür zum Flur. Du wirst in dem Raum noch eine Tür finden. Es ist das zum Badezimmer. Du hast dein eigenes.“ Wie gut, dass sie damals darauf bestanden hatten, dass jeder sein eigenes Bad bekam. Er konnte sich schönere Dinge vorstellen, als mit ihm ein Badezimmer teilen zu müssen.  Der Blonde nickte nur bevor er die Küche verließ und auf schnellstem Wege in sein neues Zimmer ging, auch wenn er sicher nur ein paar Tage, oder eine Woche bleiben würde. Länger würde es nicht dauern, bis er ein neues Heim gefunden hätte. Harry selbst stellte nur noch die Tassen weg, ehe auch er sich in sein Zimmer begab, sich auf sein Bett fallen ließ und sofort einschlief. Es war ihm nicht wichtig, ob er einen Schlafanzug trug, oder nicht. Er wollte einfach nur schlafen. Kapitel 3: Ordinary Day ----------------------- Der Aufenthalt des ehemaligen Slytherin dauerte zu lang. Das war die Erkenntnis, die Harry nach der ersten Woche des Zusammenlebens kam. Es war nicht so, dass Malfoy sich undankbar verhielt oder ihn reizte und provozierte. Nein, es war sicher nicht seine Absicht, doch die bloße Anwesenheit des Anderen machte dem Auserwählten das Leben zur Hölle. Die Einsamkeit verbannte der Blonde keineswegs. Er ließ sich fast nie blicken, kam nur zu den Mahlzeiten aus seinem Zimmer und wüsste Harry es nicht besser, so würde er fast vermuten, dass Malfoy in seiner Freizeit satanische Rituale durchführte. Wahrscheinlich hatte er das Zimmer längst zu einem riesigen Schrein umgebaut, um Voldemort hinter seinem Rücken huldigen zu können. Er wusste selbst, dass diese Vorstellungen nicht der Wahrheit entsprachen, doch die bloße Tatsache ihn in seiner Wohnung zu wissen, machte ihn wahnsinnig. Wie versprochen war Malfoy direkt am nächsten Tag zur Bank gegangen und hatte ihm die Summe gezahlt, die er als monatliche Miete in die Anzeige geschrieben hatte, doch das vermochte ihn nicht zu besänftigen. Auch nach einer Nacht ohne Albträume war er nicht begeistert davon gewesen ihn bei sich aufzunehmen. Wer wusste schon, ob er tatsächlich wieder ging? Einen Monat würde er sicher bleiben, denn er hatte dafür bezahlt und ein Monat waren vier Wochen zu viel. Hoffentlich würde er nicht auf die Idee kommen noch länger zu bezahlen, denn das würde unweigerlich bedeuten, dass er es länger mit dieser miesen Ratte aushalten müsste. Nun lebten sie also schon eine Woche zusammen, sie redeten wenig und genau das störte und beruhigte Harry ungemein. Er mochte die Ruhe und seit Malfoy eingezogen war, hatte er Molly und die anderen nicht mehr gesehen. Das bedeutete noch mehr Ruhe für ihn und all die Stimmen in seinem Kopf, die ihn schon bei Malfoys Eintreffen dazu gedrängt hatten den Blonden einfach umzulegen. Aber dann hätte er sich wohl eingestehen müssen, dass er selbst vollkommen verrückt war. Der goldene Junge hatte zwar gehofft, dass mit mehr Ruhe auch mehr Entspannung folgen würde, doch da hatte er sich getäuscht. Seine Laune hatte den Tiefpunkt erreicht und doch waren all die Gedanken an Selbstmord verflogen. Seinem neuen Mitbewohner würde er dafür jedoch nicht danken, denn er hatte damit sicher rein gar nichts zu tun, trug er doch nicht viel zu seiner Laune bei. Er ließ sich zu selten blicken, als dass er etwas ausrichten könnte. Hatte der junge Mann nicht an seinem ersten Abend gesagt er müsse noch einige Dinge erledigen? Davon bekam Harry wenig mit und wenn er etwas mitbekam, dann war es die aufgebrachte Stimme des anderen, die wahrscheinlich in den Hörer seines Handys schrie. Mit wem genau sich Master Malfoy nun unterhielt, war Harry ein Rätsel und er wollte nicht zu viel Interesse an ihm zeigen. Nicht, dass er wie ein Hund, wenn man ihn lang genug streichelte, an seiner Seite blieb. Nein, er würde von ihm kein Fünkchen Aufmerksamkeit bekommen. Dass er jeden Tag das Essen für ihn einplante musste ihm einfach reichen. Malfoy würde er sicher nicht an seinen kostbaren Herd lassen. Er würde das Essen ohnehin nur versauen. Genau wusste er das nicht, doch ging er davon aus, denn auch Ron besaß absolut kein Talent, selbst Hermine kochte in seinen Augen schlecht und ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, dass die beiden bald in ein gemütliches Haus am Stadtrand ziehen würden und sie für sich selbst sorgen mussten. Er würde jedoch einen Teufel tun und wie Molly zu ihnen fahren, um ihnen etwas zu essen zu bringen. So wie er seine Freunde kannte, würden sie hier auftauchen, sobald sie in einer Woche aus den Flitterwochen zurück waren. Noch immer trudelten die Briefe von ihnen ein und selbst Malfoy reagierte langsam aber sicher eher gereizt auf den Anblick der dümmlichen Taube, wenn er morgens die Küche betrat, um sich zu Harry zu setzen. Nicht, dass er seinem Ärger freien Lauf ließ, doch seinem Blick war deutlich anzusehen, dass er sie nicht mochte. Und so sah er auch an diesem Morgen aus. Genervt betrat er die Küche, tiefe Furchen zogen sich durch sein Gesicht, als er die Taube betrachtete, die fröhlich fraß und trank und das auch noch aus einem Aschenbecher, den er an diesem Morgen wunderbar gebrauchen könnte. Ja, der große Draco Malfoy hatte ein Laster. Er verpestete die gesamte Luft mit seinen Zigaretten und Harry hatte ihn tausendmal darum gebeten auf den weitläufigen Balkon zu gehen, doch das wollte der feine Herr nicht hören. Er rauchte trotzdem in der Wohnung, war es doch nicht verboten. Harry wusste, dass es ein Fehler war ihm die Hausregeln auszuhändigen, die vom Vermieter stammten und nicht eigene zu verfassen. Nun konnte er das nicht mehr ändern und würde damit leben müssen. Noch immer konnte er ihn nicht vor die Tür setzen und das schien Malfoy zu spüren. Er war also auch noch ein Gedankenleser. Er hätte ja nicht noch nerviger werden können. Harry sah auf, als der schlecht gelaunte Malfoy die Küche betrat und die Eule musterte. Wie immer ging er am Tisch vorbei und holte sich einen Becher aus einem der Schränke, um sich am Kaffee zu bedienen. Wenn sie eines gemeinsam hatten, dann die Sucht nach heißem, schwarzen Kaffee am Morgen. Dann erst setzte er sich zu ihm und beobachtete ihn dabei, wie der Brünette einen Brief an seine besten Freunde verfasste. „Du lässt sich also immer noch bemuttern.“, ließ sein Rivale schließlich verlauten. Harry hatte selbst in dieser einen Woche gelernt, dass Malfoy ohne einen Schluck Kaffee und seine allmorgendliche Zigarette vollkommen unausstehlich war, doch heute schien er einen besonders schlechten Tag zu haben, redete er doch sonst nicht, sondern beobachtete ihn nur voller Spott. Oh, wie er diesen Blick doch hasste, der seine Wut auf ihn noch schürte und von alten Tagen erzählte, die sie in Hogwarts verbracht hatten. „Freundschaft ist für dich wohl noch immer ein Fremdwort.“ Natürlich wusste er, dass er da nicht ganz recht hatte. Draco kannte Loyalität und er hatte wohl so etwas wie eine Freundschaft für eine handvoll Slytherin empfunden, doch das tat nichts zur Sache. Dieser Mann machte ihn schon jetzt fertig. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Schon gar nicht, dass er seine gute Beziehung zu seinen besten Freunden so in den Dreck zog. Er konnte sehen, dass sich das Gespräch in Luft auflöste, als er in Dracos Gesicht sah. Es tat ihm nicht leid. Ein solches Gespräch wollten sie wohl beide nicht führen. Sie beide hatten Angst davor, dass jemand seine Worte nicht mit Bedacht wählte und alte Wunden erneut bluten ließ. Keiner der beiden Streithähne wollte es darauf ankommen lassen, denn im Grunde waren sie beide noch immer verletzte und traurige Teenager. Ein Leben ohne wirkliche Jugend hatte bei beiden Spuren hinterlassen und sie beide hatten sich eine gewisse Feigheit antrainiert, die sie davor bewahrte dumme Dinge zu tun und sich auf Dinge einzulassen, die ihnen dumm erschienen. Sie waren sich ähnlicher als sie in diesem Moment wussten, doch sie beide ahnten es, ob sie wollten oder nicht. Der Morgen verging wie jeder zweite Morgen in diesem Haushalt. Harry band den Brief, in dem er – mal wieder – vergaß seinen neuen Mitbewohner zu erwähnen, an das Bein der Eule und schmiss sie aus seinem Haus. Dann kümmerte er sich um den Abwasch, während Draco noch immer am Küchentisch saß und sich mit der Zeitung beschäftigte, während er mit dem unerträglichen Gestank seiner Zigarette die Luft verpestete und er ließ es über sich ergehen. Es war nicht zu verleugnen, dass die Dunkelheit mit Dracos Eintreffen auf seltsame Weise verschwunden war. Dafür fühlte er sich nun einfach unglaublich wütend. Es war ein anderes Gefühl, als die einlullende Depression, die ihn zehn Jahre lang befallen hatte. Natürlich war er nicht geheilt, war der andere doch noch lang keine Medizin oder Balsam für seine Seele. Auch wenn er Teil des damaligen Geschehens gewesen war, so lenkte er ihn trotzdem davon ab. Seit der andere Mann bei ihm wohnte, hatte er keine Albträume mehr und konnte durchschlafen, was nicht unbedingt seine Laune besserte, doch man konnte eine deutliche Veränderung feststellen. Ob diese Veränderung von Desinteresse in Wut tatsächlich auch eine Besserung war, blieb ungeklärt und man konnte sicher einen langen Disput darüber führen und das Für und Wider beider Gefühle aufwiegen, doch zum Schluss würden sie alle zu dem selben Ergebnis kommen, zu dem auch Harry am gestrigen Abend gekommen war: Es war keine Besserung. Eigentlich war es noch viel schlimmer als zuvor. Mit brodelnder Wut im Magen lebte es sich schlechter als mit dem flauen Gefühl im Magen und dem schlechten Gewissen, das ihn plagte. Jedenfalls war es das, was er sich einreden wollte, nicht wahr? Es war einfacher Draco dafür verantwortlich zu machen, dass es ihm jetzt noch schlechter ging als zuvor, als sich einzugestehen, dass seine Anwesenheit ihn doch irgendwie ablenkte. Ob die Ablenkung nun gut oder schlecht war, war egal, denn Ablenkung konnte in seinem Zustand nur gut sein und da Molly und Arthur seit einer Woche nicht mehr bei ihm aufgekreuzt waren, hatte er keine andere Ablenkung. Als Nichtraucher in einer Küche zu stehen, in dem ein Mann saß, der bereits seine dritte Zigarette an diesem Morgen rauchte, war eine Qual. Die Aschenbecher hatten sie nur für Besuch besessen, denn in ihrem Haushalt hatte niemand geraucht. Ron und Hermine hassten den Gestank so sehr, wie Harry ihn hasste. Er wünschte sie sich zurück. Zwar verbrachten sie erst zwei Wochen in Deutschland, doch trotzdem vermisste er sie sehr. Er wollte es sich ungern eingestehen, doch er machte sich sogar Sorgen, auch wenn ihn an jedem zweiten Tag eine Eule erreichte. Diese Eule und Malfoy waren zwei Dinge, die ihn daran erinnerten, was er hatte hinter sich lassen wollen. Er hatte die Magie lang hinter sich gelassen, doch seine besten Freunde und sein erbitterter Feind mussten sie wieder zurückbringen, auch wenn Malfoy in seiner Gegenwart nicht zauberte. Laut eigenen Angaben hatte auch er seinen Zauberstab lang nicht mehr in die Hand genommen. Ob er ihm glauben konnte, war unklar. Er wusste ja noch immer nicht, ob Malfoy in friedlicher Absicht kam oder doch einen teuflischen Plan ausheckte. Das Vertrauen war nicht existent. Wie konnte es auch anders sein? Sie hatten sich in ihrer Schulzeit eigentlich nur gestritten und daran änderte sich auch jetzt nichts. Wie konnten sie auch glauben, dass sich zwischen ihnen etwas bessern würde? Nur, weil sie nicht mehr in der Schule waren, wurden die alten Taten nicht vergessen. Natürlich sollte Harry langsam damit abschließen, doch das war ihm fast unmöglich. Das Rascheln der Zeitung riss ihn aus seinen Gedanken. Kurz überlegte er, ob er Draco einfach die Tasse an den Kopf werfen sollte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder und blickte über die Schulter in seine Richtung. Er sah ihn an, sturmgraue Augen sahen ihn an und für einen Moment konnte er seinen Blick nicht von ihm wenden. Er wusste nicht, wie lang er da stand und ihm in die Augen sah und er wusste auch nicht, wie lang Draco dort saß und ihn ansah. Der Moment verging, als Draco aufstand, den Blick auf den Tisch richtete und die Zeitung zusammenlegte, um nur wenige Augenblicke später aus der geräumigen Küche zu verschwinden. Ein normaler Morgen in einem normalen Haushalt verging normal und in normalem Tempo. Der seltsame Moment in der Küche war schnell verdrängt und er ging zur Normalität über. Es war bereits Mittag, als er endlich aus der Küche kam und beschloss in sein Zimmer zu gehen. Es war Wochenende und er musste nicht arbeiten. Für einen Koch war ein Wochenende eher selten normal und es kam selten vor, dass er es wie die meisten Menschen mit einem normalen Beruf verbringen konnte, doch dieses Wochenende war sein freies Wochenende und dieses Wochenende würde er auf dem Sofa verbringen. Niemand würde ihm dieses Wochenende nehmen, selbst Draco nicht. Es war ihm schließlich auch gar nicht möglich. Er zog es schließlich vor seine Zeit in seinem Zimmer zu verbringen. Doch er sollte sich an diesem Tag täuschen. Kaum saß er auf dem Sofa und hatte den Fernseher angeschaltet, um sich verdummen zu lassen, trat Malfoy aus seinem Zimmer, gestriegelt und geschniegelt, als habe er etwas wichtiges vor. Nur kurz sah der Blonde ins Wohnzimmer und verabschiedete sich. „Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich werde zum Abendessen wieder da sein.“ Nicht, dass es Harry interessieren würde, eigentlich freute er sich sogar darüber, dass Malfoy endlich aus dem Haus ging und ihn für ein paar Augenblicke allein lassen würde. Am liebsten würde er ihm sogar sagen, dass er etwas zu essen mitbringen sollte, denn wenn er ehrlich war, so stand ihm heute nicht der Kopf danach zu kochen. Doch er ließ es, für solche Worte waren sie noch nicht bereit. Dafür war es zu früh, denn das Eis war noch immer einige Meter dick und es würde dauern, bis es schmolz. Zuweilen wurde es sogar noch dicker und wenn sie jemals wahre Normalität erreichen wollten, würden sie sich anstrengen müssen. Wie gut, dass der andere nicht lange bleiben wollte. Das würde es ihnen erleichtern. War es vielleicht das, was er erledigen wollte? Hatte er in der Zeitung nach Wohnungen gesehen und hatte vor sich nun einige anzusehen? Er wusste nicht, wie es sich mit Wohnungen verhielt. Er hatte auch nicht diese ausgesucht. Die Wahl hatte er Hermine und Ron überlassen, wobei wohl eher Hermine diese Wohnung erwählt hatte. Ihm sollte es nur recht sein, hatte er sich mit solchen Dingen noch nie besonders befasst und er wollte dort sein, wo seine besten Freunde waren. Damals schon hatte er gewusst, dass sie nicht ewig zusammen hier leben würden, aber nach dem Krieg war es ihm nur recht gewesen, dass er Leute hatte, die hinter ihm standen und ihn unterstützten. Und nun lebte er hier mit Malfoy, der langsam genervt zu sein schien, weil Harry nichts sagte. Ein steifes Nicken folgte, dann drehte sich der Blonde auf dem Absatz um und verschwand. Es war das erste Mal, dass die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, es war das erste Mal seit einer Woche, dass er die Wohnung verließ. Erleichterung sollte seinen Körper durchströmen, die Anspannung sollte von ihm abfallen, doch die Anspannung blieb, die Erleichterung blieb aus. Es war ein seltsames Gefühl erneut allein in der Wohnung zu sein, auch wenn es nur wenige Stunden waren, die er allein sein würde. Das ungute Gefühl seinen Mitbewohner bald wieder zu verlieren blieb. Außer Malfoy hatte sich niemand für das Zimmer gemeldet, scheinbar zogen die Leute ein Zimmer in einer schlechten Wohngegend vor. London war nicht billig und er bot das Zimmer für einen Spottpreis an. Es war eigentlich lächerlich und seltsam, dass er sonst niemanden fand. Und wenn Malfoy eine andere Wohnung finden würde, dann wäre er wohl bald weg. Bei ihm glaubte Harry weniger, dass er auf den Preis achtete, sondern eher auf die Entfernung, die die Wohnung zu der von Harry hatte. Er glaubte kaum, dass der andere erpicht darauf war ihn wiederzusehen, sollte er erstmal ausziehen. Im leichten Schockzustand legte er sich auf das Sofa, legte die Fernbedienung neben sich und blickte stumpf auf die Mattscheibe, ehe er schließlich einschlief, auch wenn er gar nicht müde war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)