Ordinary People von Ducky ================================================================================ Kapitel 2: Unexpected Meeting ----------------------------- Lupin, Tonks, Snape, Dumbledore und Sirius. Wieder sah er ihre Gesichter. Wieder schienen sie ihn anzuklagen, konnten es nicht verstehen, dass er sie nicht hatte retten können. Und dann war da ein nerviges Klopfen. Das Klopfen eines stumpfen Gegenstands gegen Glas. Ein Geräusch, das er nicht einordnen konnte und das ihn noch nie verfolgt hatte. Es dauerte nicht lang bis er sich daran erinnerte, dass alles nur ein Traum war und das er aufwachen konnte wann er wollte. Es war sein Traum.  Schwer atmend erwachte der junge Mann, die smaragdgrünen Augen weit aufgerissen. Der schmale Brustkorb Harrys hob und senkte sich schnell,  der Schweiß stand ihm auf der Stirn und es dauerte eine Weile bis man wieder wusste, wo man war. Die sterile, weiße Decke verriet ihm, dass er sich in seiner Wohnung befand, genau genommen auf kirschroten Sofa, das er zusammen mit Ron und Hermine ausgesucht hatte, wobei es natürlich seine beste Freundin war, die die beiden Männer davon überzeugte, dass genau dieses Möbelstück wunderbar in ihre neue Wohnung passen würde.  Ein Ächzen entfuhr ihm, als er sich aufsetzte. Im Alter wurden eben auch die kleinsten Bewegungen zur Anstrengung. Doch dabei war er noch gar nicht so alt. Der Blick der verschlafenen Augen wanderte zu dem großen Fenster durch das das goldene Sonnenlicht strömte und es dauerte eine Weile bis er sich an das grelle Licht gewöhnt hatte.  Eine kleine Eule saß vor seinem Fenster, der spitze Schnabel hackte immer wieder auf das Fenster ein. Sofort sprang Harry vom Sofa, verlor für einen kurzen Augenblick das Gleichgewicht, schaffte es aber erfolgreich sich auf den Beinen zu halten. Keinen weiteren Moment des Hackens konnte er sich mit leisten. Wer wusste denn wie viele Kratzer die Glasscheibe schon zierte? Es war nicht das erste Mal, das die Eule dort saß und sein Fenster misshandelte. Seit einer Woche ging das nun schon so. Jeden zweiten Tag hatte er das schwarze Federvieh zu begrüßen. Seine besten Freunde schienen die normale Post mittlerweile nicht mehr vorziehen zu wollen, obwohl er doch ausdrücklich darum gebeten hatte ihm keine Eulen zu schicken. Seit Hedwig nicht mehr da war hasste er diese Geschöpfe und Hermine und Ron sollten das wissen. Doch wie hatte seine beste Freundin schon in ihrem ersten Brief geschrieben: „Harry, bitte sei nicht wütend. Wir wollen dir nur unbedingt so oft wie möglich schreiben.“  Doch er war nicht dumm. Wahrscheinlich wollten sie sich damit einfach absichern. Sie wussten genau wie es ihm ging, hatten es spätestens auf ihrer Hochzeit gemerkt. Sie hatten angst davor, dass er sich etwas antun könnte, sie wollten ihn nicht verlieren. Und wenn Harry ehrlich war konnte er ihre Angst verstehen. Auch er würde sich Sorgen machen, sollte sich einer von ihnen auch nur ansatzweise so verhalten wie er es zur Zeit tat. Und natürlich war es unmöglich jeden Tag Molly zu ihm zu schicken. Sie hatte sich um Teddy zu kümmern und der sollte so wenig wie möglich von den Gefühlen seines Paten mitbekommen. Er war unendlich dankbar dafür, dass Molly ihn von ihm fern hielt, auch wenn der junge Mann sein Patenkind am liebsten jeden Tag sehen würde.  Harry musste ihnen jeden Tag einen Brief zurückschreiben und so verbrachte er meist mehrere Stunden damit sich irgendwelche Dinge aus dem Finger zu saugen. Es gab kaum Tage, an denen er mal vor die Tür kam, wenn er nicht gerade zu arbeiten hatte. Er hatte sich Urlaub genommen. Nichteinmal das Kochen schien ihn mehr zu erfreuen. Und dabei sagte man doch die Zeit heilt alle Wunden.  Er öffnete das Fenster und ging sofort in Deckung, um dem Schnabel der Eule zu entgehen. Sie schienen sich nicht unbedingt das hellste Tier gekauft zu haben. Hindernisse schien dieses Tier gekonnt auszublenden, oder es blendete einfach nur die Menschen aus, die im Weg standen. Ohne Umwege flog das Tier in die Küche, um sich auf dem kleinen Tisch niederzulassen.  Die Zeit nutzte Harry, um das Fenster wieder zu schließen und danach ohne ein Wort zu verlieren zu folgen. Er sparte es sich mittlerweile der Eule seinen Ärger mitzuteilen. Es hatte ja sowieso keinen Sinn. Sie schien ihn nicht zu verstehen. Sie unterschied sich wirklich sehr von Hedwig. Der frühere Zauberer setzte sich vor dem Tier auf einen Stuhl und befreite sie von dem dicken Brief, den sie nun schon seit mehreren Stunden herumschleppen musste. Es grenzte doch wirklich an Tierquälerei eine Eule von Deutschland nach England und wieder zurück fliegen zu lassen. Doch wahrscheinlich würden seine besten Freunde sofort in seiner Wohnung stehen, sollten nicht regelmäßig Briefe schreiben und er konnte sich einfach nicht in die Winkelgasse schleppen, um eine weitere Eule zu kaufen, die die Andere unterstützen könnte. Vielleicht sollte er ihnen vorschlagen eine weitere zu kaufen? Nein, das würde gegen seine Prinzipien verstoßen. Still las er den Brief, den ganz eindeutig wieder Hermine geschrieben hatte. Ron saß vermutlich immer nur daneben und sah ihr dabei zu. Vielleicht hatten sie zu Anfang sogar darüber gestritten wer schreiben durfte. Doch die schönere Handschrift hatte ganz eindeutig gewonnen. Es wäre Harry sicher nicht immer möglich gewesen die Schrift seines besten Freundes zu entziffern. Es war unglaublich wie es jemand schaffte so zu schreiben, dass man jemanden dazu ausbilden musste diese Hieroglyphen zu übersetzen. Wie hatten es die Professoren nur immer wieder geschafft seine Aufsätze zu lesen?  Der heutige Brief unterschied sich nicht besonders von den, die in den Tagen zuvor eingetrudelt waren. Wieder musste er sich durchlesen, was sie am Tag zuvor unternommen hatten, wie wunderbar die vielen Museen in den einzelnen Städten waren und wie viel man doch lernen konnte. Und natürlich schlug sie ihm wieder vor, dass er doch auch mal nach Deutschland reisen sollte.  Harry war sich sicher, dass sie auch Kontakt zu der Welt suchten, die sie vor zehn Jahren verlassen hatten. Für sie war es nie einfach gewesen sie hinter sich zu lassen. Besonders Ron konnte sich nie ganz losreißen, was nicht weiter verwunderlich war und natürlich hatten sie es immer respektiert. Doch es war ganz natürlich, dass dadurch auch Hermine nie den Kontakt verloren hatte. Er konnte nur hoffen, dass wenigstens er den Kontakt nun ganz abbrechen konnte. Seinen anderen Freunden aus Hogwarts hatte er nicht einmal geschrieben, auch wenn er sie vermisste. Er hatte es einfach nicht übers Herz bringen können. Und wahrscheinlich wäre er daran zerbrochen. Er war sich sicher, dass er nicht glücklich werden konnte, solang Magie eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte.  Er erhob sich von seinem Stuhl, holte zwei gläserne Aschenbecher aus einem der vielen Küchenschränke, füllte den einen mit Wasser und den anderen mit Vogelfutter, das er vor wenigen Tagen gekauft hatte und stellte sie vor die Eule, die sofort begeistert mit den Flügeln schlug und sich über die Stärkung hermachte. Ohne konnte er sie einfach nicht wieder losschicken. Und schon verließ er wieder die Küche.  Es dauerte nicht lang bis er einen Brief verfasst hatte. Nur wenige Zeilen hatte er geschrieben, hatte sich dazu entschlossen es heute bei der Wahrheit zu belassen, doch natürlich wurde der Albtraum erneut ausgelassen. Sie sollten ihre Flitterwochen genießen und sich keine Sorgen um ihn machen. Das war von Anfang an der Plan gewesen, doch leider schienen seine besten Freunde keine Ruhe haben zu wollen. Lieber schlugen sie sich mit ihm herum. Da hätten sie ihn auch gleich mitnehmen können. Er verstand sie nicht.  Die Eule hatte mittlerweile alles zu sich genommen und putzte sich nun lieber das Gefieder. Ja, er würde wieder seine Küche putzen müssen, wenn sie gegangen war. Diese Tiere waren wohl einfach nicht dazu in der Lage wie kultivierte Vögel zu essen. Ohne Umschweife ging er auf sie zu und befestigte den Brief an ihrem Bein. Natürlich hatte er Mitleid mit ihr, doch er wusste, dass er keinen Besuch gebrauchen könnte. In den nächsten Tagen würden sowieso genug Leute hier eintrudeln. Harry öffnete das Küchenfenster und ließ die Eule hinaus, ehe er sich wieder ins Wohnzimmer begab, sich auf sein Sofa setzte und den Fernseher anmachte. Kurz nach der Hochzeit hatte er sich dazu entschlossen den Rat seiner besten Freundin anzunehmen und sich einen Mitbewohner zu suchen. Er hatte nicht vor in den nächsten Wochen zu heiraten, oder Kinder zu bekommen, also bestand keine Gefahr, dass er die freien Räume würde gebrauchen müssen. Als sie hier einzogen hatten sie alle ein Zimmer. Ron und Hermine waren damals noch nicht besonders erpicht darauf gewesen sich ein Bett zu teilen, doch das hatte sich wenige Wochen später geändert und so hatten sie es gemeinsam zu einem Zimmer umgebaut, das wunderbar dazu diente Teddy aufzunehmen, wenn er denn überhaupt hier schlafen wollte. Weihnachten würde er wieder hier verbringen, doch das war es dann auch schon wieder. Sie sahen sich wirklich viel zu selten.  Harry hatte sofort am nächsten Tag eine Anzeige in eine der vielen Zeitungen stellen lassen, in der Hoffnung es würde sich jemand melden. Doch bis jetzt hatte er keinen Anruf erhalten, nichteinmal ein Brief war eingegangen. Aber das war nicht weiter verwunderlich. Die Post der Muggel wurde einfach viel zu langsam überbracht. Traurig wäre es, wenn sich niemand melden würde und das nicht nur, weil die Einsamkeit ihn langsam aber sicher krank machte. So konnte er auch das ständige apparieren in seine Wohnung verhindern und auch sonst würde es jeder vorziehen keinen Gebrauch von Magie zu machen. Man wollte ja schließlich nicht auffliegen. Dass er dadurch jedoch auch seine Freunde und seine Familie verscheuchen könnte kam ihm gar nicht in den Sinn. Doch man wusste ja immer erst wie sehr man etwas vermisste, wenn man es schon längst verloren hatte. Nicht besonders interessiert sah man den Fernseher an, bekam so gut wie nichts von dem mit, was der Nachrichtensprecher eigentlich sagte. Die Tragödien schienen ihn kalt zu lassen. Völlig unspektakulär kam ihm das vor, worüber berichtet wurde. So ein wunderbares Leben hatten die meisten Muggel, sie wussten es nur nicht zu schätzen. Er lehnte sich zurück, legte die Fernbedienung auf seinen Schoß und schloss wieder die Augen. Die monotone Stimme des Mannes, der irgendwas von einem Erdbeben in den Staaten redete, ließ ihn immer müder werden und das, obwohl er erst vor wenigen Stunden schon einmal geschlafen hatte. Nichts gegessen hatte man am heutigen Tag, doch trotzdem blieb das Hungergefühl aus. Es sollte ihn nicht stören. Seiner Meinung nach hatte er sowieso genug Gewicht auf den Hüften. Wahrscheinlich hatte er einige Kilos zugenommen, als er sich auf der Hochzeit den Magen vollgeschlagen hatte.  Gerade erst war man in einem traumlosen Schlaf abgedriftet, bevor einen das schrille Geräusch der Türklingel aus eben diesem Riss. Fast so tief saß der Schock wie vor wenigen Stunden, als die Eule ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Er schaltete den Fernseher aus, legte die Fernbedienung auf das Sofa und erhob sich dann widerwillig. Es war selten, dass mal jemand klingelte. Es war möglich, dass es nur einer seiner Nachbarn war, der Zucker, oder Mehl brauchte. Es war absurd wie oft sie irgendwelche Kekse backten, oder ihm ein Stück Kuchen vorbei brachten, um sich für seine Hilfe zu bedanken. Als hätte er ihnen einen unglaublich großen Gefallen getan, weil er ihnen eine Tasse Milch lieh. Der Kuchen war sowieso meist ungenießbar, aber vielleicht empfand er es auch nur so, weil er Koch war und das in keinem Restaurant, das mit dem Niveau von McDonalds auf einer Welle lag. Er riss die Tür zum engen Flur auf, schlurfte den viel zu langen Weg bis zur Haustür entlang und warf dann einen Blick durch den Spion. Definitiv ein Fremder. Blondes Haar, blasse Haut, ein wenig kleiner als er selbst, nicht unbedingt unattraktiv. Wäre er an diesem Tag besser gelaunt gewesen, hätte er sich über eine solche Erscheinung sicher gefreut, doch am heutigen Tag konnte er niemanden gebrauchen, der sich verlaufen hatte. Erneut betätigte der Fremde die Klingel, wirkte nervös und trat von einem Fuß auf den Anderen.  Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete Harry die Tür. Er wollte ihn nicht loswerden, auch wenn er keinen Besuch gebrauchen konnte, und im nächsten Moment trafen smaragdgrüne auf rauchgraue Augen.  „Malfoy?“, krächzte Harry und lehnte sich an den Türrahmen. Fassungslos war sein Blick und es war ein Wunder, dass seine Kinnlade nicht Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. Fragen über Fragen strömten in ihn hinein und auch der Drang ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen brodelte in ihm hoch, doch er reagierte zu langsam, denn kaum hatte man den Befehl an seine Hand gegeben die Tür zu schließen drängte sich der andere junge Mann schon an ihm vorbei in die Wohnung und ging hastig in Richtung Wohnzimmer.  Nur wenige Minuten später saßen sie sich an Harrys Esstisch gegenüber. Keiner von ihnen schien etwas sagen zu wollen, oder wartete schlicht darauf, dass der Andere etwas sagte, um das meterdicke Eis zu brechen, das schon seit ihrem elften Lebensjahr zwischen ihnen bestand und noch nie zum Schmelzen hatte gebracht werden können. Fast schon hatte er vergessen wie er ihn vor gut zehn Jahren gerettet hatte. Es war das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten und Harry hätte es als nicht besonders traurig empfunden, wenn es auch so geblieben wäre.  „Was willst du hier, Malfoy?“, fragte der Schwarzhaarige schließlich. Er hatte nun wirklich nicht die Lust dazu bis nach Mitternacht hier zu verweilen. Er war noch immer müde und hätte es vorgezogen in seinem warmen, gemütlichen Bett zu liegen. „Meine Freundin hat mich auf unserer Wohnung geworfen.“ Eine viel zu simple Antwort, wie Harry fand und er würde sich damit sicher nicht zufrieden geben. Wieso ging er dann nicht zu seiner Mutter? Ob sein Vater noch immer in Askaban verweilte, konnte er ja nicht wissen. Den Tagespropheten hatte er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr in den Händen gehalten und mit den Weasleys sprach er über soetwas nicht. Es war nur möglich, dass Ron und Hermine etwas wussten. „Und wieso bist du dann hergekommen? Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?“ Fassungslosigkeit war dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. Er konnte noch immer nicht glauben, dass Draco Malfoy in seiner Küche saß und ihn mit seinem üblichen Blick musterte, der keine Emotion erkennen ließ. „Ich habe deine Anzeige in der Zeitung gesehen. Ich wusste nicht, dass es deine Wohnung ist. Glaub mir Potter, sonst wäre ich wirklich nicht hier.“ „Wieso gehst du dann nicht einfach wieder? Weshalb bist du dann überhaupt in meine Wohnung gestürmt, als würde im nächsten Moment die Welt untergehen? Und wenn du eine neue Bleibe suchst, wieso hast du dann keinerlei Dinge bei dir?“ Ja, nichteinmal einen Zauberstab konnte er sehen. Ob er es wohl auch vorgezogen hatte sich aus der Welt der Magie zu winden? Nein, sicher nicht Malfoy. Sein Name war schon Grund genug.  „Weil ich nicht genug Geld habe, um mir ein Hotelzimmer zu nehmen und ich hatte befürchtet du würdest die Tür zuschlagen.“ Da hatte er ja nichteinmal Unrecht. Doch das hieß noch lang nicht, dass man sich einfach so Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen durfte. „Ich habe keine Sachen bei mir, weil ich nicht mehr in mein Haus konnte. Sie hat einfach das Schloss ausgetauscht und mir nichts vor die Tür gestellt. Ich habe nichts bei mir. Gar nichts.“ Noch immer regte sich nichts in dem Gesicht seiner früheren Erzrivalen. Ihm erschien scheinbar alles recht plausibel und auch Harry hatte nichts an seiner Geschichte auszusetzen, doch es wurmte ihn noch immer, dass er gerade Malfoy vor sich hatte. Was sollte er nun tun? Ihn vor die Tür setzen und ihn auf einer Parkbank schlafen lassen? Verdient hätte er es, aber es war einfach nicht seine Art.  „Du suchst doch einen Mitbewohner, oder Potter? Sobald ich bei der Bank war kann ich dir sogar Miete zahlen.“ „Ja, ich suche einen Mitbewohner, aber-“ Er kam nicht besonders weit, da wurde er schon wieder unterbrochen: „Aber was? Potter, werde endlich erwachsen. Unsere Streitigkeiten sind nun schon Jahre her.“ „Du warst mal ein Todesser! Du wolltest mich umbringen, du wolltest Dumbledore umbringen! Glaubst du wirklich ich lasse dich einfach bei mir wohnen?!“ Harry sprang auf und raufte sich die Haare. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein. Wie dämlich war er eigentlich? Glaubte er wirklich er würde ihn bei sich einziehen lassen? „Das ist zehn Jahre her, Potter. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, ich habe seit dem letzten Kampf meinen Zauberstab nicht einmal in den Händen gehalten. Ich bin für dich so gefährlich wie ein Kaninchen. Der dunkle Lord ist tot. Es gibt keinen Grund für mich dein Leben auszulöschen.“ Er träumte. Ja, er musste träumen. Es war einfach zu unlogisch, dass nun Malfoy vor ihm saß und ihn wirklich darum bat, dass er bei ihm leben durfte. Das würde doch im Leben nicht gut gehen, auch wenn er es zuließ, dass er bei ihm einzog.  „Potter, lass mich wenigstens hierbleiben, bis ich einiges geregelt habe.“ Harry sah auf und blickte in die Augen seines Rivalen. Für einen Moment glaubte er wirklich einen Hauch von Verzweiflung in ihnen sehen zu können. Ein Seufzen entfuhr dem jungen Mann und er ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, das Gesicht in den Händen vergraben.  Jemanden bei sich wohnen lassen, der ihm ausschließlich schlechte Erinnerungen bringen würde? Er würde ihn nicht im geringsten davon abbringen sich etwas anzutun, wahrscheinlich würde er ihn sogar in den Tod treiben. Aber er könnte ihn nun nicht einfach vor die Tür setzen. Nein, das verstieß gegen all seine Prinzipien.  „In Ordnung, bleib. Bleib solang du willst, aber verhalte dich ruhig und komm mir nicht in die Quere.“ Wieder erhob sich Harry, sah die Erleichterung, die Malfoy ins Gesicht geschrieben war und holte zwei Tassen aus einem Küchenschrank. Beide wurden auf dem Tisch abgestellt. „Noch einen Tee bevor du schlafen gehst, Malfoy?“Bissig klang die tiefe Stimme des jungen Mannes noch immer und er würde das sicher nicht ablegen können. Niemals würde er genug Respekt vor ihm haben, um in ihm mehr zu sehen, als eine Schlange, die sein Mitleid nicht verdient hatte.  „Danke, Potter.“ Auch Malfoy schien seine Freundlichkeit und Dankbarkeit wieder vergessen zu haben. Hart waren die Gesichtszüge des Mannes, alt sah er aus, wenn man ihn denn genauer betrachtete. Für über dreißig hätte Harry ihn gehalten, wenn er es nicht besser gewusst hätte. Aber er wollte gar nicht in Erwägung ziehen, dass auch Malfoys letzte Jahre nicht die Schönsten waren. Und wenn sie es nicht waren, dann hatte er es nicht anders verdient.  Harry kramte Teebeutel aus einer kleinen Schachtel, um sie in die Tassen zu legen, bevor er Wasser aufsetzte und darauf wartete, dass es heiß genug war, um es in die Tassen zu gießen. Er wollte nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Seine Müdigkeit brachte ihn mittlerweile fast um. Schweigend tranken sie ihren Tee, warfen sich nur zwischendurch wütende und eisige Blicke zu, die jedem anderen das Blut in den Adern hätten gefrieren lassen. Doch sie waren es nicht anders voneinander gewohnt. Sie hatten sich nie etwas geschenkt, hatten immer miteinander konkurriert. Ob es anders zwischen ihnen gewesen wäre, wenn Harry sich damals mit Slytherin als Haus zufrieden gegeben hätte? Wäre dann vielleicht soetwas wie Freundschaft zwischen ihnen entstanden? Nein, Malfoy und er waren wohl immer dazu verdammt gewesen sich zu hassen und zu bekämpfen. Malfoy war der Sohn eines Todessers und er war der Junge, der lebte.  „Dein Zimmer ist das neben der Tür zum Flur. Du wirst in dem Raum noch eine Tür finden. Es ist das zum Badezimmer. Du hast dein eigenes.“ Wie gut, dass sie damals darauf bestanden hatten, dass jeder sein eigenes Bad bekam. Er konnte sich schönere Dinge vorstellen, als mit ihm ein Badezimmer teilen zu müssen.  Der Blonde nickte nur bevor er die Küche verließ und auf schnellstem Wege in sein neues Zimmer ging, auch wenn er sicher nur ein paar Tage, oder eine Woche bleiben würde. Länger würde es nicht dauern, bis er ein neues Heim gefunden hätte. Harry selbst stellte nur noch die Tassen weg, ehe auch er sich in sein Zimmer begab, sich auf sein Bett fallen ließ und sofort einschlief. Es war ihm nicht wichtig, ob er einen Schlafanzug trug, oder nicht. Er wollte einfach nur schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)