Auf Knien von Lollapie (Persönlicher Prolog ×× ɱissing) ================================================================================ Kapitel 1: Auf Knien -------------------- Das Treffen mit seinen besten Freunden rückte in greifbare Nähe und mit jeder Nacht wurde er unruhiger. Nicht, dass er die letzten Monate besonders gut geschlafen hätte. Immer wieder hatte er Szenen des Krieges in seinem Kopf. Auch nach beinahe zehn Monaten suchten ihn noch Alpträume heim. Voldemorts Fratze ließ ihn oft des Nachts aufschrecken. Schweißgebadet saß er dann kerzengerade in seinem Bett und musste sich erst orientieren, sich daran erinnern, dass alles vorbei war. Der Lord war tot und sein Leben ging weiter. Immerzu dachte er an all die Toten, geliebte Freunde und Familienmitglieder die Opfer des Kampfes wurden. An Remus, Fred und auch Dobby, die ihre Leben für seines gelassen hatten. Die auf den Krieg folgenden Beerdigungen bedrückten ihn, doch niemals hatte er sich gehen lassen, nicht in der Öffentlichkeit. Nicht dort, wo sich die Presse, der Tagesprophet, das Maul über ihn zerriss. Auch im Krieg schwiegen die Nachrichten nicht. Nur wenn er alleine war ließ er sich Fallen, zumeist Nachts, wenn er im Fuchsbau gelegen hatte und Rons leises Schnarchen ihm Gesellschaft leistete. Nach dem Fall des Lords musste Harry tatsächlich noch Rede und Antwort stehen. Er wurde aber, nicht nur von Reportern, sondern auch von anderen Hexen und Zauberern belagert. Die Meisten waren ihm dankbar und wollten mit ihm dieses Gefühl teilen, doch schon nach wenigen Tagen wurde es Harry und seinen Freunden zu viel. Die Bedrängng zerrte an ihren allerletzten Kräften. Schon vor dem Krieg waren die Drei nicht unbekannt gewesen, doch jetzt waren sie Landesweit gefeierte Helden. Man konnte nicht behaupten, dass es dem Rest des übrigen Ordens besser ging. Neville hatte bei Luna Lovegood und ihrem Vater Unterschlupf gefunden. McGonagall versuchte ihr bestes die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um andere zu entlasten, wie zum Beispiel Nymphadora Tonks. Remus Tod hatte sie in einen tiefen Abgrund gerissen, aus den sie niemand wieder holen konnte. Sie hatte sich in ihrer Wohnung verschanzt und machte niemandem auf. Am Ende verkroch sich das Trio im Fuchsbau und versuchte eine Lösung zu finden. Seine Beine trugen ihn an der Küste entlang, sein Blick glitt über das ruhige, graublaue Meer. Der Tag war klar und es war nicht mehr so heiß, wie noch vor einer Woche. Der Herbst kam mit großen Schritten näher. Harry atmete die salzige Luft mit tiefen Zügen ein, genoss das Rauschen, das gelegentliche Gelächter Fremder. Mittlerweile fand er gefallen daran hier zu sein, in Saint Yves. Es war eine normale kleine Stadt, mit normalen Menschen. Eine Muggelstadt im Westen der Insel. Anfänglich war es eine Qual gewesen hier zu sein. Ganz alleine. Ohne Zauberei. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich an die andere Welt gewohnt hatte und wie schmerzlich er sie in dem Jahr vermissen würde. Der Wind bließ ihm das schwarze Haar aus dem Gesicht und für einen Moment blieb er stehen, schloss seine Augen und dachte wieder an sie. Er dachte an Ginny. Sie würde ihm nicht verzeihen. Das wusste er jetzt schon. Dafür hatte er sie zu sehr verletzt. Als Hermione, Ron und er beschlossen hatten getrennte Wege zu gehen, war die jüngste der Weasleys nicht eingeweiht worden. Harry war einfach gegangen, genauso wie Hermione. Die kluge Hexe, war nach Australien geflogen. Wie es schien lebten ihre Eltern dort, weit weg aller Erinnerungen an ihre Tochter und dem bis dahin herrschenden Krieg. Er fragte sich wie es Herm ergangen war. Hatte sie ihren Eltern alles erklären können? Hatten sie es verstanden? Bald würde er es von ihr erfahren. Ron hingegen war im Fuchsbau geblieben. In der Situation, in der seine Familie war, wollte er nicht gehen. Fred hatte seinen Zwilling verloren und Molly einen Sohn. Ron wollte im Laden aushelfen und wo es sonst noch nötig werden würde. Harry verstand das, hätte er Familie zu die er gerne gegangen wäre, wäre er schon lange dort. Nur hatte er die nicht und die Einsamkeit hatte ihm Rückblickend gut getan. Erneut dachte er an Ginny. Inzwischen hatte er den steinigen Strand neben dem Peer erreicht. Sein Blick war weit in die Ferne gerichtet. Irgendwo dort draußen, in nicht allzugroßer Entfernung war Irland. Langsam sank er auf seine Knie. Harry hatte sie zurück gelassen, ohne ein Wort. Noch immer wusste er nicht, ob er es wirklich bereuen sollte, doch er tat es. Hätte er sich verabschiedet, hätte er sie eingeweiht, hätte er auch nur ein Wort mit ihr gewechselt … wäre er womöglich dort geblieben und untergegangen. Ein Seufzen, wie tausende zuvor, erleichterte ihn für einen kaum wirklichen Moment. Er sah vom Horizont hinunter, sah zu wie die sachten Wellen wenige Zentimeter vor ihm brandeten und sich das Wasser wieder zurück zog. Ständig kehrten dieselben Fragen in seinen Kopf zurück: Wie sollte er ihr erklären, dass er den Abstand gebraucht hatte? Wie konnte er rechtfertigen, dass er sie wortlos zurück gelassen hatte? Wie entschuldigte man sich für geschehenes, dass man nicht zurück nehmen konnte? Harry fuhr sich durch das zerzauste Haar. Nach so langer Zeit wusste er nicht einmal mehr, was genau er für sie empfand. Er hatte sich und seine Gefühle, seine Gefühle für sie und alles was er mit ihr in Verbindung brachte überanalysiert. Er glaubte sie noch immer zu lieben, hoffte es irgendwie. Sein Blick richtete sich vom stetigen Wellengang hoch in den wolkenlosen Himmel. „Es tut mir leid.“, murmelte er kaum verständlich. Er richtete diese Worte an Ginny, auch wenn sie ihn nicht hören konnte und ein einfaches 'Es tut mir leid', wohl nie ausreichen würde, um das wieder gut zu machen, was er angerichtet hatte. Ihre Freundschaft. Ihre Liebe. Ihr Vertrauen. Harry starrte in die blaue Weite und fasste nur langsam neuen Mut. Er sollte ihr nicht unrecht tun. Vielleicht verstand sie ihn besser, als er glauben mochte. Vielleicht würde sie ihm verzeihen. Vielleicht … hatten sie noch eine Chance. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)