Hinter dem Vorhang von DhalaElenaAngel (Eine neue Chance) ================================================================================ Kapitel 16: Familie und der Rest vom Chaos ------------------------------------------ Sanft strich Evan über Severus‘ Rücken. Der Kleine war um etwa sieben Uhr morgens aufgewacht und hatte, nachdem ihm wohl wieder klar geworden war, dass seine Mutter nicht kommen würde, direkt das stumme Weinen begonnen, weswegen eine Hauselfe Evan, auf dessen Befehl hin, geholt hatte. Er saß nur da, wollte dem Kleinen helfen. Doch er wusste auch, es brauchte Zeit. Bei ihm waren es sechs Jahre gewesen und erst in den letzten Monaten war es ihm wirklich besser gegangen, wenn er ehrlich war. Dank Lucius und dessen unnachgiebiger Art, seiner Nähe und seiner Geduld. Der Blonde war schon um halb sechs Uhr morgens aufgewacht, was Evan geweckt hatte. Doch sein Mann hatte darauf bestanden, dass er noch etwas weiterschlafen solle, er wolle nur mit einem Verwandten noch etwas vor dem Frühstück klären, bevor er um acht Uhr zur Arbeit müsse. Evan hatte sich tatsächlich noch mal umgedreht, doch nun saß er hier, mit einer nur hastig übergestreiften Schlafhose. „Möchtest du ein Bild von deiner Mommy in dein Zimmer bekommen?“, fragte er schließlich leise, als die Schluchzer nachließen. „Ich kann eines malen, wenn du möchtest. Ganz für dich allein und das hängen wir auf, wo du magst.“ Im ersten Moment nach dem Aufwachen war Severus sehr irritiert gewesen, es war so warm und weich gewesen, gar nicht wie seine Matratze im ungeheizten Zimmer. Oder draußen, weil er nicht schnell genug gewesen war. Doch dann war es ihm wieder eingefallen. Sein Tag. All die komischen Sachen. Er war mit dem letzten Geld los, um Bier zu holen, weil Moma sich wieder nicht hatte bewegen können, nur um sich dann auf unerklärliche Weise mitten in nichts zu finden – und bei einem seltsamen, wenn auch freundlichen Mann, der ihm geholfen hatte, als andere Zauberer gekommen waren, um ihm was zu tun. Und dann hatte er erfahren, dass sein Zuhause kaputt war – so, wie seine Eltern und dass er bei den beiden Fremden bleiben sollte. Er war in dieses riesige Schloss gekommen, zu zwei anderen Kindern, wo es viel zu Essen gegeben hatte, sogar Warmes. Er war gewaschen und ins Bett gebracht worden. Doch Moma hatte ihm nicht vorgesungen und sie würde ihn auch jetzt nicht mit leisen, freundlichen Worten wecken, um ihm klar zu machen, dass Vater noch schlief und nicht geweckt werden durften, aber dass nun mal einige Aufgaben warteten. Pflücken von Blättern für die Tränke, die Moma verkaufte, Schneiden und Zerdrücken von Flubberwürmern. All das würde nicht passieren. Severus war in einem fremden Haus bei fremden Leuten. Er wusste, er sollte das nicht, doch er war wieder am Weinen, wobei er nur sein Krächzi hatte, um sich daran festzukrallen. Und dann, irgendwann, spürte er eine Hand auf seinem Rücken. Der nette Mann, der Stimme nach. Er schimpfte auch nicht, sondern streichelte ihn, was Severus sehr seltsam fand, denn sein Vater hätte ihn schon verwemst und rausgeworfen. Hier… der Mann, er war irgendwie wie Moma, nur, dass er nicht versuchte, ihn dazu zu bringen, aufzuhören, wie sie es immer tat. Schließlich begann er, sich etwas zu beruhigen, sah schließlich zur Seite, als er die Frage des Älteren gehört hatte. „Ein… Bild?“; fragte er, dachte an das, was seine Mutter immer gesagt hatte. Dass sie nicht das Geld hatte für ein richtiges Portrait, wie es doch so wichtig gewesen wäre für sie. „Du… kannst das?“, fragt er leise. „Aber… ich hab doch… gar kein Geld und…!“ „Sev“, sprach Evan ruhig, hob den Kleinen aus den Decken und auf seinen Schoß, strich die letzten Tränchen weg. „Ich mache das selbst und ja, ich kann das. Das Letzte, was ich von dir will, ist Geld. Davon scheint es hier ohnehin zu gehen. Denk doch nur mal, wie viele Spielsachen im großen Spielzimmer standen. Du bist ein kleiner Junge und denkst nicht an Geld!“, befahl er, stupste die Nase leicht an. „So, und jetzt werden wir erst mal dich anziehen, dann muss ich mich anziehen und dann gibt es in zehn Minuten Frühstück, wir können sogar noch mit Lucius und Draco essen, wenn wir uns beeilen.“ Denn wenn Evan ehrlich war, er brauchte das, er wollte bei dem Blonden sein, bevor der zur Arbeit gehen würde, noch ein wenig kuscheln, etwas knutschen, was auch immer, einfach nur etwas Nähe nach der unruhigen Nacht, denn dummerweise hatte der zerstörte Grabstein und das zerwühlte Grab bei ihm Alpträume ausgelöst – wieder mal. Irgendwann gegen Mitternacht hatte er heulend in Lucius‘ Armen gehangen, wieder sehend, wie Severus gestorben war. Und der Blonde hatte ihn gehalten, ihn getröstet. Severus sah den Anderen an. „Frühstück?“, fragte er leise. „Ja, natürlich“, lächelte Evan. „Eier, wie du sie magst, etwas Speck, ein, zwei Würstchen und vielleicht Cornflakes. Der Tisch biegt sich meistens.“ Er stand auf, half auch Severus auf die Füße, öffnete den Schrank und suchte schnell einfache, aber gute Kleidung zusammen, Hose, Rollkragenpullover, dicke Socken. Immerhin wollten sie nachher wieder rausgehen. „So, dann wollen wir mal!“ Severus starrte auf die Kleidung in seinen Armen, sie war ganz fein, so was, das man eigentlich doch nur sonntags trug, oder wenn man auf ein Fest ging! Er sah unsicher zu dem Mann, der ihn aber sehr bestimmt in Richtung Bad abdrängte. Ein Bad, das für ihn auch toll war. Ein richtiges Kinderbad, wo er ohne Hocker an Spülstein und Spiegel kommen konnte. Er legte die Sachen ordentlich auf einem kleinen, geflochtenen Tischchen ab, wusch sich, wie er es gelernt hatte, das Gesicht, zog den Schlafanzug aus, faltete ihn ordentlich und stieg in die warmen neuen Sachen, bevor er wieder raus kam, wo der Evan-Mann auf ihn wartete, ebenfalls angezogen, nicht mehr nur in einer Schlafhose, sondern auch in einem Rollkragenpullover, der so grün wie dessen Augen war und einer schwarzen Hose. Er nahm sogar die Hand, die ihm hingehalten wurde, wobei er sich selbst sagte, dass er das nur tat, um hier nicht verloren zu gehen. Krächzi hielt er unter den Armen. Evan brachte Severus ins Esszimmer, setzte diesen und begrüßte erst mal Lucius, der bereits vollständig herausgeputzt, an seinem Platz saß, vor sich einen gut gefüllten Teller. Er küsste seinen Ehemann, sah dann wieder zu dem Kleinen. „Und? Was möchtest du essen? Eier? Vielleicht Rührei? Du musst es mir nur sagen.“ Severus starrte auf den dunkelhaarigen Mann, der zu dem großen, Blonden mit den langen Haaren gegangen war, ihn geküsst hatte und sich zwischen sie beide setzte. Das hatte er auch noch nicht gesehen. Dann aber war er irritiert. Eier, einfach so? Zum Frühstück?! Das hatte Moma immer zu Abend gemacht, damit auch mal was Warmes auf den Tisch kam! „Wirklich?“, fragte er leise. „Natürlich“, bestätigte Evan seine letzten Worte. „Was magst du?“ „Kann… kann ich… Spiegelei mit Speck auf… weißem Brot bekommen?“, fragte Severus, hoffend, dass er nicht zu weit gehen würde, doch er liebte das und Moma hatte es ihm eigentlich zum Geburtstag versprochen… gestern. Aber sie hatte dann doch kein Geld gehabt, um Speck zu holen, weil Vater nach seinem Bier gebrüllt hatte. „Sicher“, lächelte Evan, bestellte genau das, woraufhin kurze Zeit später zwei weiße, leicht getoastete Brote, belegt mit je drei Scheiben Speck und einem Spiegelei vor dem Kleinen auftauchten. Er band Severus noch schnell eine Servierte um, dann ließ er den begeisterten und vorerst wohl vom eigenen Elend abgelenkten Jungen essen, sah stattdessen zu Lucius, der ihn seinerseits musterte. „Was?“ „Hat er dich geweckt?“ „Er hat geweint“, erklärte Evan seinem Mann leise, lehnte sich an ihn und schloss kurz die Augen. „Da es ohnehin schon sieben war, dachte ich, dann können wir auch runter gehen und noch mit euch essen.“ „Mit ihm meinst du wohl“, gab Draco trocken zurück. Er wusste, in dem Moment hätte er auch gut und gern Luft sein können. Nicht, dass er übermäßig böse war, er beobachtete stattdessen fasziniert den kleinen Jungen, der erstaunlich manierlich und mit großem Genuss sein Frühstück verspeiste. Seinen Patenonkel als Kind zu sehen, war schon etwas sehr Eigenartiges. Evan sah kurz zu Draco, den er, ehrlich gesagt, tatsächlich vorher nicht wahrgenommen hatte, lächelte kurz entschuldigend. „Ich meinte euch… es ist mir gleich, wer mit am Tisch sitzt.“ „Stimmt, vom Fummeln und Knutschen lasst ihr euch nicht mal in Anwesenheit von Kindern abhalten und…“ „Draco“, sprach Lucius leise, aber hart. „Keine solchen Worte am Esstisch mit Kindern!“, seine Hand lag um seinen Ehemann, dessen Teller gerade gefüllt wurde. Er hatte Diesem etwas Obst bestellt, da er wusste, dass Evan nach den Träumen letzte Nacht wohl nichts Großes essen würde. Draco hob nur eine Augenbraue, zuckte denn mit den Schultern und vertiefte sich wieder in seine Zeitung. Schade, dass Astoria nicht hier war, er hätte gern mit ihr geredet, doch sie hatte sich wieder umgedreht, um noch etwas zu schlafen, bevor sie um neun Uhr den Unterricht für die Kinder übernehmen würde. Sie konnte die Tage auch nicht mehr abwarten, wieder ohne Wassermelone im Magen rumzurennen, wie sie es so schön ausgedrückt hatte. Nun, irgendwie konnte er die Frau verstehen. So mochte er auch nicht rumlaufen. Evan musste leise lachen, schloss die Augen und genoss die Wärme. Am liebsten hätte er Lucius gebeten zu bleiben, doch er selbst war es ja gewesen, der dem Anderen gesagt hatte, dass er sich seinen Traum von der höchsten politischen Karriere erfüllen sollte. Er würde zu seinem Wort stehen und immerhin würde er nachher, wenn Astoria mit dem Unterricht fertig sein würde, mit den Jungen raus gehen und bis dahin konnte er endlich das Geschenk für Lucius fertig malen. Es fehlte nicht mehr viel, anschließend musste es nur noch trocknen und mit einer Schutzschicht überzogen werden. Kurz sah Lucius besorgt auf seinen Gefährten, der heut früh sehr anhänglich schien, er wollte Diesem anbieten, zu bleiben, doch heute standen wichtige Sitzungen an, zu denen er erscheinen musste. „Iss was“, bat er schließlich, strich leicht über Evans Oberschenkel, wartete, bis der begann, seinen Fruchtsalat zur Kenntnis zu nehmen. Erst dann erwähnte er, wie am Rande. „Übrigens wird Graham für eine Weile hierher kommen. Er sucht nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten und ich dachte, wenn er auch etwas mit den Kindern spielt, hier im Haus, dann kannst du etwas mehr malen und da Astoria kurz vor der Geburt steht, kann er den Grundunterricht für eine Weile übernehmen.“ „Oh“, stellte Evan einfach fest. Er war durchaus überrascht, doch es klang vernünftig. Natürlich würde es ihm nichts ausmachen, das auch zu übernehmen, doch er liebte es, einige Stunden am Tag an der Staffelei verbringen zu können, daher fand er das eine gute Lösung. Er hatte den Anderen ja auf der Insel kennengelernt. Er war etwa so alt, wie Abraxas Malfoy, sehr aktiv, konnte kaum stillsitzen, hatte somit etwas von Mathew und würde sicher gut mit den Kindern spielen können. „Und wann kommt er?“, fragte er schließlich, schob sich ein Stück Melone in den Mund, auch, wenn er keinen Hunger hatte, aber ihm waren die prüfenden Blicke des kleinen Jungen aufgefallen und er wollte nicht das schlechte Beispiel sein. „Im Laufe der nächsten zwei Tage“, antwortete Lucius, lächelte Severus zu, der sie beide sehr interessiert und wie er sicher meinte, unauffällig musterte. Nun, von Draco konnte er hinter der Zeitung auch nicht viel sehen. Er lächelte dem Kleinen zu, der sich eiligst wieder auf sein zweites Brot konzentrierte, sah dann zu Evan. Zumindest solang, bis sein Sohn die Zeitung beiseite legte, seinen letzten Schluck Kaffee trank und ihn abwartend ansah, während er sich aufrichtete. „Ich muss wohl los…“ Evan seufzte etwas, erhob sich mit seinem Mann, begleitete ihn bis zur Tür des Esszimmers. „Ich wünsch dir einen tollen Tag“, flüsterte er, lehnte sich noch mal an die starke Brust, genoss den sanften Kuss, den er bekam. Lucius strich über die Wange des Jüngeren, lächelte etwas, während er nur zu deutlich die Absätze der Schuhe seines Sohnes auf den Marmorboden schlagen hörte. Nun, es war zehn vor Acht und sie wurden immerhin erwartet. „Dann bis später“, brachte er heraus, lächelte etwas. In den nächsten Tagen, wenn auch Graham da war, musste er Evan nämlich auch noch klar machen, dass sie eine Art Wahlreise unternehmen mussten, also jeden Tag für einige Stunden an einem anderen Ort auftauchen und dort Fragen beantworten. Nun, das hatte Zeit bis später. Es fiel auch ihm ungewohnt schwer, zu gehen, doch nun wusste er wenigstens, dass er diese Änderungen nicht nur für eine generell bessere Zukunft anstrebte, sondern für seinen eigenen Gefährten, der sich da draußen nie sicher gefühlt hatte. Er tat es für seine Familie. Aufheulend und voller unbändiger Wut sprang Molly zurück, als der Zauber reflektierte und direkt auf sie zuhielt. Nein! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Wer war so stark, um solche Felder mit Schutzenergie um das Grab von einem beschissenen Verräter zu legen?! Sie musste ihre Wut ablassen! Sie musste! Und sie wollte zerstören! Die Leiche dieses Mal zu Staub verbrennen! Doch sobald sie auch nur versuchte, zu der Gräberreihe zu gelangen, wurde sie regelrecht weggeschleudert und ihre Zauber kamen Alle zurück! Sogar der Avada! Sie ertrug das alles nicht mehr! Sie hasste die magische Welt, die Schweine, die ihr ihre Prinzessin genommen und sie so entwürdigt hatten! Dazu noch ihr beschissener, feiger Mann, der sich nun auf Grund IHRER mentalen Instabilität von ihr getrennt hatte! Sie hatte fast der Schlag getroffen, als sie am Morgen den Brief und die Dokumente gefunden hatte, die Arthur zurückgelassen hatte. Er hatte die Scheidung gefordert, weil sie besessen sei. Ja, Ginny habe Mist gebaut und sei dumm genug gewesen, sich erwischen zu lassen, sie sei nun mal ein Flittchen, damit müsse Molly leben, er würde ihr Gemecker und Gejammer nicht mehr ertragen und würde ihr nicht sagen, wohin er zu gehen gedachte! Das war… das… das…! Warum? Warum nur hatte sie sich dazu herabgelassen, diesen dreimal dummen Looser zu heiraten, der schon im ersten Jahr ihrer Ehe auseinander gegangen war, wie ein Knödel und der noch nicht mal genug Geld mit nach Haus gebracht hatte?! Und jetzt? Er hatte auch geschrieben, dass sie von seinem Gehalt nichts mehr bekommen würde, da sie ja dauernd Ginny etwas schicken und Ron aus Schwierigkeiten kaufen würde, dabei hatte die Eine verdient, was geschehen war und der Andere sei ein Säufer, der nichts zustande brächte, da er von ihr ausgerechnet von ihr, vollkommen verzogen worden sei, wo sie zwei ihrer Kinder noch nicht mal auseinander halten könne und nach reiflicher Überlegung sei er daher zum Schluss gekommen, ihr und England für immer den Rücken zu kehren. Dieser stinkende, pfurzende, jammernde, unfähige Feigling hatte es ebenfalls gewagt, sie zu verlassen! Schon zwei Mal hatte Molly versucht, den Laden der Zwillinge zu zerstören, doch sofort war sie nicht nur zurück geflogen, sondern hatte sich anschließend drei Wochen an den peinlichsten Stellen blutig gekratzt und absolut nichts hatte geholfen! Sie war sogar bei den Auroren gewesen, um Anzeige gegen ihre Kinder zu erstatten, doch die hatten die Dreistigkeit besessen, zu sagen, dass das, was diese beiden Irren um ihren Laden hatten, eine vom Ministerium abgesegnete und erlaubte Schutzschildfunktion sei, mit der sie ihre Ideen und ihre Besitztümer schützten. Und wenn sie dumm genug sei mit falschen Absichten dahin zu gehen, könnten ihre Kinder sie sogar anzeigen und einsperren lassen! Sie, die diese Ratten ins Leben geholt hatte! Schnaubend wie ein Walross stampfte Molly vom Friedhof, begann, bombardas wild durch die hässlichen, phantasielosen Grabsteine der Muggel zu jagen. Was würde sie nun gegen einen Zeitumkehrer geben, mit dem sie Kontakt zu Albus aufnehmen durfte! Denn mit seinem Gemälde konnte sie auch nicht reden, Mc Gonagall hatte es gewagt, Dieses irgendwo einzulagern, mit schweren Zaubern umgeben, dass der weise Mann nicht mal den Rahmen verlassen konnte! Weil er ein schlechter Mensch sei, egal, wie er verehrt werde! Wie konnte die Frau, für die Albus so viel getan hatte, so etwas behaupten?! Wie hatte die Zeit nach dem Krieg nur eine solche Wende nehmen können?! Statt wie früher Potter zierten dauernd ihre Kinder die Schlagzeilen. Ginny, die ein Mal nicht aufgepasst hatte und sich von ihrem jämmerlichen Vater hatte erwischen lassen, Ron, der zu dumm war, wenigstens öffentlich um seine Kinder zu kämpfen, der nun geschieden und allein war, wieder bei ihr lebte und doch nur weiter trank, statt sich zusammenzureißen und sich um etwas gute alte Rache zu bemühen. Und warum das alles? So weit wäre es doch nie gekommen, wäre es so gelaufen, wie Albus es geplant hatte, eine schnelle, überhastete Eheschließung zwischen Potter und ihrer Prinzessin, danach dessen Ende in der Schlacht. Aber nein, dieses Arschloch musste überleben, ohne ihre süße Kleine, die so viele bewunderten, auch nur anzusehen! Aufgebracht verließ Molly den Friedhof, lief einfach mitten durch die Muggel durch. War ihr doch egal, ob die Würmer sie erkannten oder nicht! Sie würde Jeden umbringen, der ihr in den Weg kam! Umbringen, umbringen, umbringen! Sie hatte doch nicht ihr gesamtes Leben für die richtige Sache umgestellt, aufgegeben und zurückgestellt, um nun eine Lachnummer zu sein! Gespräche in der Winkelgasse und in Hogsmeade verstummten, wenn sie kam und wenn sie ging, hörte sie jedes Mal hysterisches Gekicher! Ohne auch nur nachzudenken, tat sei das Einzige, was ihr in dem Moment in den Sinn kam, sie richtete ihren Zauberstab gegen die Muggel, begann, ein wahres Blutbad anzurichten, während sie hysterisch lachte, als die alten Frauen auf dem Weg zu den Gräbern unter Schmerzensschreien verbluteten und starben. Und sie begann, Bellatrix Lestrange zu verstehen. Es tat so gut, die Schreie und das Flehen zu hören, diese Macht zu spüren, während sie blinde Panik verbreitete. Erst, als Molly sich entschieden besser fühlte, apparierte sie zurück in den Fuchsbau, um ihre eigenen Sachen zu packen, Ron zwangsweise auszunüchtern und in eines der geheimen Häuser zu ziehen, die Albus für den Krieg überall hin ausgelegt hatte, umgeben mit Schutzzaubern aus dem Zauberstab des stärksten Magiers seit Merlin, da würden sie absolut sicher sein, solang sie es brauchten, bis sie Ginny befreit hatten und aus dem Land kommen würden. Und das Beste – sie fühlte sich entspannter, als seit Jahren, obwohl sie gerade Morde begangen hatte. Nun, jetzt wusste sie, warum die Leute aus dem dunklen Orden so etwas getan hatten und es waren ja nur ein paar dumme Muggel gewesen. Das würde sie nun häufiger machen, das wusste Molly. Und Ron mitnehmen, dann würde er etwas Besseres finden, als zu saufen wie ein Loch. Und er konnte trainieren, damit sie effektiver einbrechen konnten. Kurz wechselte Lucius einen Blick mit Graham, der ihm unauffällig zunickte, um ihm so zu sagen, dass keine Gefahr drohte und die roten Schöpfe, die er hatte erkennen können, nicht zu den Gefährlichen auf der Liste gehörten. Keine Gefahr für Evan, der neben ihm stand, äußerlich ruhig, doch wie schon auf den letzten beiden Veranstaltungen klopfte dessen Herz wie verrückt, er war zwar nur auf der Tribüne, doch er kam mit so vielen Menschen weiterhin nicht klar. Evan tat das Alles ausschließlich für ihn – weswegen Lucius ihn noch mehr liebte. Was nichts daran änderte, dass er mal wieder selbst krampfhaft versuchte, seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Nicht wegen der Rede, der immer selben dummen Fragen, die er mit erstaunlicher Gelassenheit auch jedes Mal wieder beantwortete, nicht wegen der Masse, die sich hinter dem Podium verbarg, sondern wegen der Nachrichten in den letzten Wochen. Es war inzwischen Mitte März geworden, Graham lebte seit über zwei Monaten bei ihnen und hatte ein Auge auf seinen Gefährten, was bei dem tatsächlich dazu führte, dass er sich manchmal verzweifelt seine Langeweile zurückwünschte, denn es war nun mal Evan. Er fand immer Schwierigkeiten, selbst, wenn er sie ganz sicher nicht suchte. Im Gegenteil, eigentlich versuchte sein Mann, denen wirklich aus dem Weg zu gehen, doch jedes Ausflug im magischen England schien mit Chaos verbunden zu sein. Sei es, weil er Mitte Januar mit Sev losgezogen war, um dem ein Geschenk zu kaufen, da sie ja an seinem Geburtstag nichts gehabt hatten und Jemand ihn wegen seines Nachnamens kritisiert hatte oder einfach nur weil Evan bei einem Abstecher in Muggellondon fast von einem Auto überfahren worden wäre, das eine rote Ampel übersehen hatte. Aber auch das war nicht der Grund für ihrer aller Panik. Das war etwas weit drastischeres. Es hatte Mitte Januar begonnen, damals waren Auroren ausgerückt wegen unerlaubter Zauber in einer reinen Muggelgegend nahe bei Godrics Hollow, das zu einem nationalen Denkmal ausgerufen worden war. Als die Leute eingetroffen waren, hatten sie ein Blutbad vorgefunden, wie seit Jahren nicht mehr. Es war, als wären die Todesser, seine wirklich schrägen Kollegen zurückgekehrt. Tote Muggel die gesamte Straße entlang. Alte Frauen auf dem Weg zum Friedhof, ein spielendes Kind, das zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und drei Männer, einer war gerade erst dreißig gewesen und auf dem Weg zu einem nahegelegenen Bäcker. Molly Weasley hatte den Verstand verloren. Wobei die Auroren nicht wussten, wer ‚der‘ Schuldige war, doch Lucius wusste es besser. Es war offensichtlich, da auch die Schutzzauber um die Gräber aktiviert worden waren, kurz vor dem Massaker. Diese Irre hatte festgestellt, die Leiche nicht schänden zu können, also war sie durchgetickt und hatte begonnen, die wehrlosen Menschen umzubringen! Es war ein wirkliches Wunder, dass es für die Tat keine Zeugen gab, denn sonst wäre zweifellos zu einer weiteren Hexenjagd geblasen worden und sie hatten alle keine Chance gegen die hochentwickelten Schusswaffen und Bomben der Muggel. Schon lange waren die ihnen eigentlich überlegen, denn was sie an Magie nicht hatten, hatten sie mit Technik wett gemacht, die den Fähigkeiten von Magiern schon lange überlegen war. Und seither häuften sich die Vorfälle. Es hatte inzwischen elf Angriffe gegen, Jeder in einem anderen Ort in England, immer auf offener Straße und meist am frühen Morgen. Jedes Mal mit mindestens acht Toten. Aber es waren nicht mehr nur Muggel, die Frau war nun dazu übergegangen, Reinblüter abzuschlachten – mit Vorliebe Kinder. Was sehr tief blicken ließ. Bei den letzten Massakern, die von den Auroren auch vorerst von der Öffentlichkeit fern gehalten wurden, um eine Panik zu vermeiden, waren auch Nachrichten gefunden worden. Nachrichten, gerichtet an Harry Potter. Dass das Morden weitergehen würde, solange der noch am Atmen war und dass Nichts und Niemand das geschehen stoppen könne, dass dies die Rache für dessen Versagen sei. Etwas, das Evan auf gar keinen Fall erfahren durfte. Es würde seinen Gefährten wieder in die tiefe Depression werfen, aus der er Diesen herausgeholt hatte, in wochenlanger Arbeit. Inzwischen hatten auch die meisten Auroren eingesehen, dass es sich bei den Tätern wohl wirklich um Molly und Ronald Weasley handelte. Wobei die wohl nun beide Prewitt heißen dürften, denn da Arthur das Land schon im Januar Hals über Kopf allein verlassen, Bill den Namen aufgegeben hatte und Charlie im Ausland wohnte, hatte Percy seine Mutter und seinen jüngsten Bruder ebenfalls aus der Familie ausgestoßen. Was aber nichts an den Tatsachen änderte. Diese irre Frau hatte nicht nur selbst Gefallen an Blut, Leid und Tod gefunden, sondern auch noch ihren Sohn mit hinein gezogen. Ron war schon immer leicht zu beeinflussen gewesen, etwas, das Draco ihm oft bestätigt hatte und er war seiner Mutter praktisch hörig. Und damit der perfekte Komplize. Oh, die Ziele waren auch ziemlich eindeutig. Die Beiden wollten die Freilassung von Ginerva erpressen. Was nicht geschehen würde. Die war nun um sechsten Monat schwanger, doch man würde das arme Kind früher holen, weil sie eine Gefahr für das Kind war. In zwei weiteren Monaten konnte es mit Muggelmethoden geholt werden. Anschließend hatten drei Familien Anträge gestellt, das Weib als Brutkasten zu bekommen. Eine davon war verzweifelt, weil sie seit Jahren keine Kinder bekamen und auch wohl zweifellos nie bekommen würden. Sie würden das Vorrecht bekommen. Das Problem war nur, dass das Ministerium nicht sah, dass das so etwas wie das Todesurteil für diese Familie sein könnte, denn da ließ es sich weit leichter einbrechen, als in Azkaban. Und Lucius bezweifelte, dass das Morden dann aufhören würde, nein, es würde nur noch schlimmer werden. Denn dann waren es nicht mehr zwei, sondern drei Leute und die kleine, junge rote Hexe würde ihren Hass sofort auslassen und ihr jetziges Kind war dann zweifelsfrei das erste Ziel. Es war simple Berechnung. Sicher, er hatte einen Vertrag ausgearbeitet, der vorübergehend Schutz bieten konnte, nämlich einen, der Magie nutzte, um die Frau an Pflichten zu binden, so, dass sie Niemandem, mit dem sie Kontakt gehabt hatte, schaden konnte, ihre Kinder nicht umbringen oder abtreiben durfte und außerdem selbst sterben würde, sollte ein Anderer versuchen, diese Leute dann zu ermorden. Das könnte die direkten Beteiligten schützen – aber nicht Verwandte, Bekannte und Außenstehende. Sie würde ihren Hass an Unschuldigen auslassen. Und was dann? Erneut glitt Lucius‘ Blick zu Evan, der hinter der Bühne gerade Severus in den Armen hielt. Würde er das erfahren, er würde etwas sehr, sehr Dummes tun, keine Frage. Dabei lief für ihn persönlich endlich mal wirklich Alles gut. Der Kleine hatte sich, nach drei harten und von Weinen geprägten Wochen endlich an das neue Leben gewöhnt, zumindest zum größten Teil, war irgendwann dazu übergegangen, ihn Papa und Evan Daddy zu nennen, vermutlich, weil Scorpius ihn darauf gebracht hatte und er hatte sich mit den anderen Jungs angefreundet. Wenn sie nicht gerade im Unterricht waren, spielten die Kinder mit Evan oder sahen ihm manchmal einfach nur fasziniert beim Malen zu, denn sein Gefährte hatte wahre Wunder verbracht, eines davon hatte dem Kleinen, der für ihn tatsächlich inzwischen irgendwie wie ein zweiter Sohn geworden war, der ihn abends empfing, um ihm stolz die Fortschritte des Tages zu zeigen, endlich helfen können. Evan hatte, nach einem alten Foto, Eileen Prince gemalt, so lebensecht, dass es schon beängstigend gewesen war. Und dann, drei Tage nach der Fertigstellung des Bildes, das zum Trocknen im Raum gestanden war, war es, obwohl es viele Jahre nach deren Tod entstanden war, zum Leben erwacht! Eileen Prince im Rahmen des Bildes hatte begonnen, sich zu bewegen. Und sie hatte sich erinnert. An Alles, bis hin zu ihrem Tod. Daraufhin hatte er sich mit dem Bild zusammengesetzt und der Frau den Rest erzählt. Die Leiden ihres Sohnes, dessen Mut und Erfolge. Sie hatte bitter geweint, als sie erfahren hatte, dass ihr Kind, das sie doch so geliebt hatte, gestorben war und ihm erzählt, wie sie es gehasst hatte, ihn nicht verteidigen zu können, gegen den gewalttätigen, versoffenen Ehemann. Außerdem hatte Eileen ihm auch erzählt, dass Tobias den Jungen nur zu oft mit nur einer Decke vor die Tür gesetzt hatte, weil er seinen Sohn nicht hatte ausstehen können, wie er Diesen verprügelt hatte und wie der Mann sie letztendlich, besoffen und wütend über das Fehlen von weiterem Alkohol, einfach erschossen hatte. Erst dann hatte Lucius ihr von Severus praktischer Wiedergeburt erzählt und Eileen klar gemacht, wie wichtig es erst mal wäre, dem Jungen nichts von seinem alten Leben zu erzählen, dass der nichts wüsste, was über sein fünftes Lebensjahr hinausging. Sie war dankbar gewesen, dass ihr Kleiner nun eine richtige Kindheit haben konnte, versprochen, ihm nichts zu sagen, bis Lucius oder Evan es erlauben würden. Erst dann hatten sie Severus das Bild gezeigt. Seither konnte der Kleine immer mit seiner Mutter reden, wenn er wollte und das hatte ihm sehr geholfen. Von seiner Mutter zu hören, dass Alles gut werden würde und er bei seiner neuen Familie sicher sei hatte dazu geführt, dass Severus begonnen hatte, sich an seinen Mann zu klammern. Er folgte Evan überall hin, wie ein kleiner Schatten. Evan war sogar mit dem Kleinen ins Labor gegangen, um Diesen dort mit einem Kindertränkeset arbeiten zu lassen, etwas, das Severus sehr viel Spaß machte. Schon mit seinen gerade mal fünf Jahren hatte der Junge sogar auf eine wenn auch noch schüchterne Weise die Fehler seines Gefährten korrigiert, denn ein Genie in dem Fach war sein Mann bei aller Liebe absolut nicht. Aber Jaden hatte bereits zugestimmt, zwei Mal die Woche für eine Stunde rüber zu flooen, oder, in der Zeit, in der Mattie dann die Cannons im Londoner Stadion trainieren würde, sogar bei ihnen einzuziehen. Hatte er schon mal erwähnt, dass das Haus langsam wirklich voll wurde? All das Glück – es wäre zerstört in der Sekunde, in der seinem Gefährten etwas geschehen würde, das wusste Lucius. Er blickte erneut zu Evan, der Severus auf dem Schoß hatte. Der Kleine war sehr quengelig und hatte geweint, als sie beide für einige Stunden hatten gehen wollen, weil er krank war und nach Mikas Erzählungen seiner Eltern hatte er Angst gehabt, dass die Beiden ihn abschieben würden. Nicht nach draußen, wie sein eigener Vater, aber zu den Hauselfen. Nichts hatte ihn vom Gegenteil überzeugen können, bis Evan einfach gemeint hatte, dass sie ihn ja mitnehmen konnten und wenn der Auftritt war, könnte ja Graham sich um den Kleinen kümmern. Lucius hatte daraufhin eine Hauselfe mitbeordert, mit der einfachen Ausrede, dass der Mann damit überfordert wäre und er seinem Großcousin zweiten Grades einfach so sehr mit Kindern nicht trauen würde, dann hatten sie Severus mitgenommen. Immerhin war Grahams Aufgabe nicht wirkliches Babysitten, sondern Gefahren wittern! Evan strich Severus über den Rücken. Der Kleine war vollkommen erschöpft und krank, aber genauso war er schrecklich stur. Einen Charakterzug, der den Jungen bereits als Erwachsenen sehr geprägt hatte. Und da sein Süßer, wie er Sev oft nannte, krank war, hatte er es Diesem durchgehen lassen, den Jungen mitgenommen, aber er wusste aus der Erfahrung der letzten Veranstaltungen, dass es nun bald Zeit wurde. Außerdem machten ihn Lucius‘ Blicke nervös. Als wüsste der etwas, was er nicht sagen wollte. Das tat der Blonde in letzter Zeit häufig und auch die seltsame Ausrede, Graham nicht mit dem Kind zu trauen, das sich ja kaum allein bewegte, fand Evan komisch. „Sev, ich setz dich auf diesen Sessel, wie wir es besprochen haben“, erklärte er schließlich leise. Ich muss mit Papa auf die Bühne. Er ist gleich dran.“ Ja, der Kleine bestand darauf, ihn Daddy zu nennen und Lucius arbeitete bereits daran, die Vormundschaft zu einer richtigen Adoption umzuwandeln, mit Eileens Einverständnis. Es berührte ihn irgendwie, dass das Kind, das einst der Mann gewesen war, der ihm ein Vater hatte sein wollen, nun sein Sohn werden würde, aber Luna hatte Recht – es war Sev, der einen solchen Neuanfang weit nötiger gehabt hatte, als er selbst, denn er hatte… seine eigene starke Schulter, die einen Vater unnötig machte. Lucius war ihm weit mehr als das und er war nie so glücklich gewesen, weswegen ihn dieses Verhalten so wahnsinnig machte. Oh, Evan las noch immer keine Zeitung, er wollte nicht wissen, was da gelogen wurde. Nicht mal den Quibbler nahm er in die Hand. Er war hier für Lucius und sonst für Niemanden, denn selbst jetzt noch, als Evan Snape, ließen ihn die Leute einfach nicht in Ruhe, mokierten sich und seit er die Überschrift gesehen hatte, in der stand, dass er Luc nur aus Gründen seiner Bequemlichkeit geheiratet habe, statt aus Liebe, war bei ihm Alles aus gewesen. Er hatte geheult. Erst Lucius hatte ihn beruhigen können, ihm gesagt, dass das doch vollkommen egal sei, solang sie beide die Wahrheit wissen würden. Und die lautete, dass Evans ganze Kammern mehr Gold beinhalteten, als die aller Malfoys zusammen, selbst ohne die Kammern der Princes, die allein an Sev zurückgehen würde, wenn er das Alter von Achtundzwanzig erreichen würde. Und vorher hatte er so was, wie er selbst gehabt hatte, eine Art Taschengeldkammer, wo er sich Gold holen konnte für kleine Wünsche, wie Trankzutaten, mehr Kessel oder Bücher, sobald er siebzehn werden würde und bis dahin würde Evan ihn selbst verwöhnen. Severus sah auf, runzelte kritisch die Stirn. Er wollte nicht von dem schönen, warmen Schoß runter, doch er wusste, dass er das musste. Er hatte es Daddy selbst versprochen. Ja, Daddy, sein Daddy, so, wie Scorp seinen Vater manchmal nannte und Mika seinen Onkel. Denn das war, was er wirklich wollte. Den Mann als seine Familie und Lucius als Papa. Als er die Zwei das erste Mal so genannt hatte, hatten sie ihn angesehen und gefragt, ob er das wirklich wollte, als er genickt hatte, war er nicht geschlagen, sondern umarmt worden und Evan hatte gesagt, dass es dann auch so sein würde. Er sei Daddy und Lucius Papa. Und sie würden ihn nicht allein lassen, auch nicht, wenn er quengelte, trotzte oder heulte. So, wie heut Morgen, doch es war ihm wirklich nicht gut gewesen und er hatte Angst gehabt, abgeschoben zu werden! Nicht nach Draußen, wo es nun auch gar nicht mehr so kalt war, aber zu den Hauselfen, wie man es mit Mika gemacht hatte und mit dessen Schwester Dawn. Also hatte er geklammert und geschrien, trotz seines kaputten Halses, bis Daddy gesagt hatte, dass sie ihn mitnehmen würden, er aber hinten in einem Korbsessel bleiben sollte, während die Zwei auf der Bühne stehen mussten. Das war in Ordnung gewesen, er wollte nicht, dass Andere ihn sahen, mit seiner großen, roten Nase und den tränenden Augen. Doch gerade jetzt wollte er nicht, dass Daddys Wärme verschwand. Er wimmerte etwas, als er hochgehoben und in den Sessel gesetzt, in eine dicke Decke gepackt wurde, sah mitleidsheischend zu Daddy. „Ich bin gleich wieder da, mein Kleiner. Ich verspreche es. Und du bleibst in der Zeit ganz ruhig sitzen, ja?“, bat Evan, er wartete, bis der Junge nickte, sah die Hauselfe, die sofort Stellung an Severus‘ Seite bezog. Erst dann trat er leise zu Lucius, schob seine Hand in die des Anderen. Er liebte das Gefühl, dass der nur durch ein leichtes Drücken in ihm auszulösen vermochte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte er nun. „Du… hast ein paar Mal so komisch zu Sev und mir geguckt…“ Vielleicht sollte er doch wieder etwas Zeitung lesen…? Nur mochte er sich nicht mit all den Gerüchten herumärgern! „Du… sagst mir doch, wenn etwas nicht stimmt, oder?“ Oder ging es um was Anderes? Hatte er sich falsch benommen, sich nicht richtig bewegt? Er bemühte sich wirklich um die Malfoyschen Standarts, doch er war nun mal kein Adeliger! Oder er war es, war aber nie entsprechend erzogen worden! Lucius spürte, wie die schmale Hand sich in seine legte, drückte Diese und warf noch einen Blick über die Menge, vor die er gleich treten würde, sah dann wieder zu Evan, der ihn nun leise fragte und ihn mit großen Augen ansah. „Oh, Evan…“, lächelte er, wandte sich zu seinem Mann um. Früher hatte er es schrecklich gefunden, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu zeigen. Irgendwie würdelos und dumm. Aber vermutlich war das nur gewesen, da das mit Narcissa immer hölzern gewirkt hatte. Doch mit Evan war er schon sieben Mal auf Titelblättern gewesen. Händchenhaltend beim vom Podium gehen, küssend, zu Silvester und zu anderen Anlässen, oder den Anderen eng an sich drückend. Von jedem der Bilder hatte er einen originalen Abzug in Farbe von der Zeitung bestellt, hatte die in ein eigenes, keines Album, das sich bei ihm im Schreibtisch im Ministerium verbarg und eines der Bilder stand sogar in einem goldenen Rahmen auf der Schreibfläche. „Es hat nichts mit dir zu tun, ich … mache mir nur Sorgen um die Leute in der Menge.“ „Wegen des Namens…“, stellte Evan leise fest. Doch er bereute diese Entscheidung absolut nicht. Erstens weil er es aus Überzeugung getan hatte, zweitens, weil es Alles, was Sev betraf, entschieden leichter machte. „Auch. Der Krieg mag um sein, aber das heißt auch nicht, dass Friede eingekehrt wäre.“ „Du machst dir also einfach Sorgen?“, fragte Evan leise. „Um mich?“ „Immer“, antwortete Lucius, froh, nach den letzten Zwischenfällen am Anfang des Jahres endlich mit seinem Gefährten in der Ahnengalerie gewesen zu sein, so, dass der nun zwei Zauberstäbe führte, erstaunlicherweise sehr starke. Nun, so viel, wie Evan ohne Stab konnte, war das vielleicht kein wirkliches Wunder. „Ich liebe dich“, flüsterte er, küsste seinen Geführten. „Und ich habe das Recht, mir Sorgen zu machen…“ Das brachte Evan zum Lächeln. Lucius war manchmal so süß zu ihm und nie stieß er Diesen zurück, nicht mal jetzt. Er konnte immer seine Hand zu der des Älteren stecken und sich an seinen Mann lehnen, selbst mitten in dessen Rede. Und die Fotos in der Zeitung, die er manchmal morgens sah, wenn Draco hinter den Papieren verschwand, schienen den Anderen gar nicht zu rühren. Froh, diese Katastrophe abgewandt zu haben, drückte Lucius seinen Kleinen an sich, denn er hatte wirklich nicht erklären wollen, was sich abspielte. Sicher, sie hielten vieles aus der Presse raus, um eben weiter nach den Irren jagen zu können, doch das änderte ja nichts daran, dass es Berichte gab und Evan würde eins und eins sehr schnell zusammenzählen. Schließlich mussten sie beide vortreten, der zweite Konkurrent hatte seine Rede mit sehr mäßigem Applaus beendet, doch nun brandete der wieder richtig heftig auf, als sie heraustraten, Hand in Hand wie immer bei den letzten Veranstaltungen. Warum auch immer. Vermutlich weil Lucius nicht nur blendend aussah und reden konnte, sondern weil er Ziele hatte, in denen Jeder sich wiederfinden konnte. Evan stand einfach nur still daneben, zeigte so, dass er seinen Mann unterstützte. Allerdings war er auch froh, als sie wieder nach hinten treten konnten, nach einem Blitzlichtgewitter und den immer selben, dummen Fragen, dem Händeschütteln und dem Entgegennehmen von Briefen, die Luc meist einfach verbrannte, da viele davon tatsächlich von Männern oder Frauen stammten, die sich an Evans Stelle als Eheleute anboten! Oder einige wenige, die Evan wollten! Wie konnte man nur?! Lucius war verheiratet, verdammt noch mal! Nun, der Blonde reagierte gar nicht auf diese Schreiben, die aber Draco manchmal zur puren Unterhaltung las. Oder Astoria gab, die kurz vor der Geburt stand. „Daddy“, murmelte Severus, froh, als der Grünäugige endlich wieder auftauchte, ihm war dauernd kalt, außer auf den Armen von einem seiner beiden neuen Eltern. Also stand er auf, torkelte, ohne auf die Elfe zu achten, zu dem Anderen und ließ sich wieder hochnehmen. Evan hob seinen Kleinen hoch, schlug Diesen ein weiteres Mal in seinen Umhang ein. „Können wir wieder heim?“, fragte er schließlich. Auch er war erschöpft und irgendwie sah selbst Graham nicht begeistert aus. Percy, der auf sie gewartet hatte, gab seinem Mann etwas. Kurz musterte Lucius seinen Mann, dem er heut Morgen ins Getränk heimlich einen Trank zur Vorbeugung geschüttet hatte, um zu verhindern, dass der auch noch krank werden würde, dass Sev krank war, war wirklich mehr als genug, dazu noch Scorpius, weswegen auch Draco nicht da war, da der Astoria nicht den Viren aussetzen wollte. Sie warteten nur darauf, dass es Mika auch traf – wobei, vielleicht hatte der das Mittel ja rechtzeitig bekommen. Das war das Schlimme an mehr als einem Kind an einem Platz. Sie wurden Alle krank, wenn einer was hatte. „Natürlich, hier sind wir fertig.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)