Ewige Erinnerung von Painchen (Für immer wirst du an meiner Seite bleiben) ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ „Sasori...“ Ungläubig starrte sie ihn an. Damals war sie der festen Überzeugung gewesen, ihn nie wieder zu sehen. Er hatte es ihr immerhin versichert. Er hatte ihr gesagt, dass sie niemals nach ihm suchen solle. Niemals mehr an ihn denken solle. Anfangs war es ihr nicht gelungen. Viel zu oft hatte sie an ihn denken müssen. An seine fast schon unheimlich beruhigende Art. An seinen emotionslosen Blick. Sie erinnerte sich daran, wie sie vergeblichst versucht hatte, hinter diese nichts ausdrückenden Seelenspiegel zu blicken. Es war ihr nie gelungen. Nie wusste sie, was er dachte oder was er fühlte. Nie hatte er etwas von sich preis gegeben und genau das war es, was sie so fasziniert hatte. Er war so verdammt undurchschaubar. Genau wie jetzt. Auch, wenn seine Lippen ein kleines Lächeln formten, verrieten seine Augen nichts. Er wirkte unnatürlich. Nicht Menschlich und auf keinen Fall seinem Alter entsprechend. Es war erschreckend, wie jung er wirkte. Er musste auf jeden Fall über dreißig sein, wirkte jedoch fast jünger als zwanzig. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung nicht ein bisschen verändert. Zehn Jahre war dies jetzt her. Trotzdem erinnerte sie sich an jedes einzelne Detail. Gewaltsam schlugen die Wellen gegen die Felsen der Klippe, auf welcher zwei Personen saßen. Die Sonne schien in dem rot schimmernden Wasser zu versinken und färbte den Horizont ebenfalls in ein warmes Rot. Das Rauschen des Meeres übertönte die Schreie der Möwen welche, nach Beute suchend, über das unruhige Gewässer kreisten. „Du willst gehen?“ Die junge Frau ließ ihren Blick runter zu ihren Füßen gleiten, welche sie einfach frei herunter baumeln ließ. Es ging in die tiefe und würde man hier runter stürzen, wäre es ein Wunder gewesen, wenn man nicht von einen der Spitzen Felsen, welche aus dem Wasser ragten, aufgespießt worden wäre. Auch nach mehreren Minuten erhielt sie keine Antwort, weshalb sie den Blick hob und ihren Sitznachbarn direkt ansah. Sein Blick lag auf dem Meer. Wie immer wusste sie nicht, wie er sich wohl fühlen mochte. Vor vier Tagen hatte sie ihn kennengelernt, wusste jedoch nichts über ihn. Sie hatte ihm einiges von sich erzählt und immer hatte er stumm zugehört. Nie hatte er ihr eine Frage gestellt, sie hatte immer von selbst angefangen zu reden. Sie wusste nicht, ob es ihn genervt hatte, wenn sie ihm von ihren Träumen erzählt hatte. Der Rothaarige hatte sich nie beschwert, kam sogar wieder an diesen Ort, nachdem sie ihn darum gebeten hatte. Er hatte nicht zugesagt, war trotzdem gekommen. Genau dafür war sie ihm dankbar. „Wir werden uns nicht mehr sehen.“ Ein zuerst angenehmes Gefühl durchflutete sie, als er sprach. Seine Stimme war so sanft und beruhigend und sorgte bei ihr für ein Gefühl der Geborgenheit. Nur schwer widerstand sie dem Drang, sich einfach gegen seine Schulter zu lehnen. Sie wusste einfach zu wenig über ihn und konnte so auch nicht wissen, wie er reagieren würde. Trotzdem spürte sie ein plötzliches Ziehen in ihrer Brust. Seine Worte taten weh und lösten gleichzeitig eine starke Sehsucht nach ihm aus. „Lässt sich das nicht ändern?“ Der Gedanke daran, ihn nie wieder zu sehen, versetzte ihr ein Stich im Herzen. Sie hatte sich in der kurzen Zeit an ihn gewöhnt und wollte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. „Es ist das Beste für dich, mach dir also keine unnötige Hoffnung.“ Er zeigte noch immer keine Regung. Das Meer hielt weiterhin sein Blick gefangen. „Aber...“ Sie brach ab. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es wäre wohl am besten, nichts mehr zu sagen und ihn einfach gehen zu lassen. Nach seiner Art her zu urteilen, wäre es wohl das sinnvollste, ihm niemals zu widersprechen. Doch so einfach ging das nicht. Sie konnte ihn jetzt nicht einfach gehen lassen. Sie brauchte ihn. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt, wie in den letzten vier Tagen. „Geh nicht...ich brauche dich.“ Sie hörte ein leises Schnauben. „Mach dich nicht lächerlich. Du hast keine Ahnung, wer ich bin.“ „Dann lass es mich wissen.“ Erst jetzt löste er den Blick von dem unruhigen Meer und sah ihr direkt in die Augen. Ihr Herz setzte kurz aus. Sein Blick hatte sich verändert, er wirkte boshaft und sie wurde nervös. Er beugte sich zu ihr, bis er mit seinem Gesicht direkt vor ihrem war. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Sie spürte eine Gänsehaut auf ihrem Körper, als sich sein intensiver Blick in ihre Augen bohrte. „Ist dir dein Leben wichtig?“, flüsterte er, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Saeko verkrampfte sich. Angst mache sich in ihr breit und das sonst so angenehme Gefühl, welches sie sonst bei ihm verspürte verschwand immer mehr, bis es kaum noch vorhanden war. Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr geborgen, wünschte sich sogar mehr Abstand zwischen ihnen. Sie wollte zurück rutschten, wurde jedoch von seiner Hand an ihrem Rücken daran gehindert. „Sag schon, wie wichtig ist dir dein Leben?“ Er klang ungeduldig und packte mit seiner Freien Hand ihren Oberarm. Er drückte fest zu und zog sie noch etwas zu sich. „Beantworte meine Frage.“ Ihre Atmung hatte sich fast verdoppelt, genau wie ihr Herzschlag. Sie kniff leicht die Augen zusammen, als er den Druck um ihren Oberarm noch etwas verstärkte. „Lass mich los!“ „Sag es.“ Sein Ausdruck blieb gleich und seine Stimme war ruhiger denn jäh. Der Griff jedoch wurde fester. Die junge Frau biss sich kurz auf die Lippe, bevor sie sich zusammenriss und ihm seine Gewünschte Antwort gab. „Es gibt für mich nichts wichtigeres.“ Er schwieg und starrte sie weiter an. Der Himmel wurde zunehmend dunkler. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sterne ihre volle Schönheit zeigen konnten. Das Meer tobte immer noch, schlug immer wieder seine Wellen gegen die steilen Klippen. „Dann solltest du verschwinden, kleine Träumerin...“ Das war das erste mal, dass sie Angst vor ihm hatte. Sein drohender Unterton hatte ihr klar gemacht, dass sie ihn nicht vertrauen konnte. Sie hatte sich schwer in ihn getäuscht und ihn dafür gehasst. Er hatte sie fort geschickt und gesagt, sie solle ihn vergessen. Es hatte lange gedauert, doch es war ihr gelungen, ihn vollkommen aus ihren Gedächtnis zu verbannen. Um so mehr schmerzte es, ihn jetzt wieder zu sehen. Er lächelte immer noch, sagte nichts und schien ihre Gedanken lesen zu wollen. Erst jetzt erkannte sie auch seine Kleidung. „Akatsuki?“, fragte sie und musterte weiter den Schwarzen Mantel. Er antwortete ihr nicht, sondern ging auf den metallenen Tisch zu, welcher mit vielen Schläuchen bestückt war. Er rollte den Tisch in ihre Richtung, was ein leises Quietschen verursachte. „Was soll das? Warum hast du mich gefesselt?“ Ihre Stimme überschlug sich und wieder spürte sie die Angst in ihr aufkommen. Der Tisch stand nun direkt neben ihren Kopf. Der Puppenspieler griff in einen Behälter und holte eine Kanüle hervor. Sie erkannte, dass die Nadel dicker war, als die von den normalen Spritzen. Ein Stich würde sicher schmerzvoll sein. „Antworte mir, verdammt!“ Sie zog wieder an den Handfesseln, worauf sie sich jedoch selbst Schmerzen zufügte. „Weißt du noch, was du dir damals so sehr gewünscht hast?“ Sie hielt inne. Eine seltsame Frage, wie sie fand. Sie hatte sich so vieles gewünscht. Nie war etwas in Erfüllung gegangen. „Was meinst du?“ Er nahm einen der langen Schläuche und steckte auf eines der Enden die Kanüle. Vorsichtig, als könne die Nadel wieder abfallen, legte er den bestückten Schlauch auf den Tisch und verschwand aus Saekos Blickfeld. Sie hörte ihn jedoch direkt hinter sich. „So vergesslich?“ Seine Stimme triefte nur so vor Spott, während im Hintergrund etwas schepperte. Es klang wie ein Blecheimer, welcher auf den Boden fiel. Ihre Vermutung bestätigte sich, als Sasori kurz darauf wieder neben ihr stand und besagten Blecheimer neben ihr auf den Boden abstellte. „Ich sollte für immer bei dir bleiben.“, klärte er sie auf, ohne sie jedoch dabei anzublicken. Stadtessen nahm er wieder den blutigen Schlauch und legte ihn direkt neben ihren Arm auf den Metalltisch. Sie hob eine Augenbraue. Damit hatte er Recht. Damals hatte sie sich wirklich gewünscht, dass er für immer bei ihr blieb. Eigentlich total übertrieben, nachdem sie ihn kaum kannte, doch sie war schon immer ein sehr anhänglicher Mensch gewesen. Sie brauchte jemanden in ihrer Nähe um sich sicher sein zu können, nicht alleine zu sein. Etwas, was viele vor Sasori gestört hatte. Sie fanden Saeko meist zu nervig und nannten sie oft „Traumtänzer“. Die Menschen waren oft der Meinung, sie würde den ernst des Lebens nicht verstehen und zu sehr in ihrer Traumwelt leben. Sie hatten Recht damit. Sie wusste jedoch nicht, warum Sasori dies jetzt ansprach. „Was tut das zur Sache?“ Er lachte leise. Es klang irgendwie besessen und Saeko fühlte sich immer schrecklicher. „Du hast nun das Glück, für immer mir zu gehören.“ Sasori genoss den verwirrten und teils geschockten Ausdruck in Saekos Gesicht. Wahrscheinlich verstand sie nicht, was er damit meinte. Das konnte auch so bleiben. Anders würde sie nur wieder unruhig werden und das konnte er jetzt nicht gebrauchen. Für seine Pläne musste sie ganz still halten, damit es so schnell wie möglich voran ging. Das Ergebnis sollte immerhin perfekt werden. Auch wenn er dies nicht zum ersten mal machte, er hatte nur einen Versuch und es konnte immer was schief gehen. Dann wäre ihr Körper jedoch nichts als eine gewöhnliche Puppe, wie all die anderen, die er besaß, auch. Sie sollte jedoch nicht wie die anderen werden. Sie musste anders sein und es würde um einiges mehr Arbeit kosten. „Für immer? Willst du mich ewig hier gefangen halten?“ Dachte sie wirklich, er sei so ein Unmensch? Was hätte er davon, wenn er sie hier einfach gefangen halten würde? Sie würde Tag für Tag älter werden. Ihr Körper immer schwächer und zerbrechlicher, bis er irgendwann vollends versagte. Nein, dieses Leid würde er nicht über sie ergehen lassen. Er würde sie unvergänglich machen. Niemals würde ihr Körper altern, sondern in der ewigen Perfektion erstrahlen. Bald würde sie eins seiner Kunstwerke sein. „So denkst du von mir? Ich bin enttäuscht.“ Langsam wurde die Gefesselte wütend. Sie bekam keine richtige Antwort von ihm. Sie blieb weiter im unwissenden, was in anscheinend zu amüsieren schien. „Verdammt jetzt sag mir endlich, was du vorhast!“ Sie wurde lauter, konnte trotzdem nicht verhindern, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten. Es war ihr unbegreiflich, wie man sich nur so in einen Menschen täuschen konnte. Sie hätte damals alles dafür getan, bei ihm zu bleiben und jetzt? Jetzt würde sie ihn am liebsten nie wieder sehen. „Halt still!“ Er nahm den Schlauch mit der Kanüle und setzte die Nadel direkt an ihre Pulsschlagader im Handgelenk an. Die Adern stachen gut sichtbar hervor. „Was? Was soll das, hör auf!“ Sie beugte ihr Kreuz durch, zog so fest sie konnte an den Fesseln. Es brachte nichts, doch die Angst hatte ihren Körper nun voll im Griff. Sie hatte Angst vor dem, was Sasori mit ihr vorhatte. Hatte Angst um ihr Leben. Tränen rannen ihr an den Schläfen hinab und sie schluchzte. Sasori kniff die Augen zusammen. Nicht nur, dass es die dicken Fesseln schon schwer machten, an ihre Pulsschlagader zu kommen. Nun hinderten ihn auch noch ihre ruckartigen Bewegungen. Sie musste doch schon längst bemerkt haben, dass sie keine Chance hatte, ihm zu entkommen. Sie war anscheinend immer noch so naiv wie damals, was ihn im Moment wirklich nervte. Verzögerungen waren nicht geplant gewesen. Er musste fertig werden, bevor er wieder auf eine nächste Mission geschickt wurde. Also packte er ungeduldig ihr eines Handgelenk und drückte es mit etwas Krafteinsatz auf den Metalltisch. „Lass mich los! Du bist doch verrückt, hör auf damit!“ Er schenkte ihren Worten keine Beachtung und drückte die dicke Nadel durch die Haut, direkt in ihre Ader. Sie schrie kurz auf und versuchte weiterhin, ihr Handgelenk los zu bekommen. Es dauerte nicht lange, bis das Blut den Schlauch entlang floss, hinunter Richtung Boden. Sie hörte ein schnelles regelmäßiges Tropfen und wusste nun auch, wofür der Blecheimer gedacht war. Er fing ihr Blut auf. Sie begann zu zittern, während immer mehr der salzigen Flüssigkeit ihre Augen verließ. Langsam bemerkte sie, dass sie nicht fliehen konnte. Auf jeden Fall nicht mit dieser Methode. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. Auch, wenn die Möglichkeit, dem Rothaarigen zu entkommen so gut wie unmöglich war. Sie spürte plötzlich seine Hand unter ihrem Auge. Vorsichtig wischte er mit seinem Daumen ihre Tränen weg. Wieder bemerkte sie seine viel zu kühle und feste Haut. Er fühlte sich nicht menschlich an. Sie hörte wieder ein Quietschen. Sasori hatte irgendetwas unter dem Tisch, auf welchem sie lag, hervor geholt. Er setzte sich auf den Gegenstand, welchen sie aus ihrer Perspektive nicht erkennen konnte. Wahrscheinlich ein Hocker. Er legte seine Hand auf ihre Stirn und strich mit seinem Daumen zärtlich über diese, während er immer wieder zu dem, mit Blut gefüllten, Schlauch starrte. Auch er hörte das schnelle Tropfen ihres Blutes. Er musste noch ein wenig warten, dann konnte er die Kanüle so einstellen, dass das Blut schneller hindurch floss. Sie weinte immer noch. Er erkannte, dass sie zitterte. Immer wieder erbebte ihr Körper wegen eines Schluchzen. Bald würde dies jedoch ein Ende haben. Ihr Körper würde bald von jeglichen Gefühlen befreit werden. Dann hätte sie ihre ewige Ruhe. Er musste wieder lächeln. Damals, als er sie kennen gelernt hatte, war er schon längst eine Puppe gewesen. Trotzdem genoss er ihre Anwesenheit. Sie hatte immer etwas beruhigendes an sich gehabt und es war angenehm, ihr zuzuhören. Er hasste sie dafür. Hasste sie dafür, dass sie in sein Leben getreten war und doch hatte er sich an sie gewohnt. Ihre verträumte Art hatte Interesse in ihn geweckt. Sie wollte soviel in ihrem Leben erreichen, hatte jedoch nicht den Mut, den ersten Schritt zu gehen. Stadtessen zog sie sich gedanklich zurück, lebte in ihrer eigenen Fantasy und versuchte so, dem waren Leben zu entkommen. Eine seltsame Lebensweise. Den irgendwann musste man sich immer dem Leben stellen. Bei ihr war jetzt der Zeitpunkt gekommen. Sie hätte damals einfach sofort verschwinden sollen. Doch sie hatte ihn angesprochen und jetzt musste sie mit den Konsequenten rechnen. Sie war nun ein Teil seines Lebens und würde dies auch immer bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)