Nichts ist wie es scheint. von NorwegianWood ================================================================================ Kapitel 1: Lock sie aus ihrem Schneckenhaus ------------------------------------------- Nichts ist wie es scheint Kapitel 1: Lock sie aus ihrem Schneckenhaus. Etwas missmutig stieg TenTen aus dem Auto. Eigentlich mochte sie es in die Schule zu gehen, da es für sie eine Ablenkung bedeutete, aber auf der anderen Seite war sie im Moment auch ziemlich nervig. Am Ende der Woche, also in drei Tagen, war offiziell Notenschluss. Dies bedeutete, dass die Lehrer entweder total am Rad drehten und noch so viele Tests wie nur möglich schreiben wollten oder dass ihnen einfach alles egal war. Viele Lehrer waren schon selbst im Sommerferienmodus, obwohl diese erst in eineinhalb Monaten beginnen würden. Und dies verursachte wiederum immer weniger Motivation bei den Schülern. Vor allem der männliche Anteil in TenTens Stufe war immer darauf bedacht vor den Ferien noch einen riesigen Streich zu spielen, um in den Ferien selbst Gesprächsthema Nummer eins zu sein. Bei diesem Gedanken verdrehte TenTen verständnislos die Augen. Als wären sie noch kleine pubertierende Kinder. Doch sie waren das komplette Gegenteil. Das nächste Schuljahr würde zugleich ihr Abschlussjahr sein und fast alle in der Stufe waren schon volljährig. Deshalb empfand TenTen das Verhalten einiger ihrer Mitschüler ziemlich kindisch und unangebracht. „Nur noch sechs Wochen dann hast du es ja erst einmal hinter dir“, meinte Iruka, der das Augenverdrehen seiner Schwester gesehen hatte und grinste sie leicht an, als TenTen ihn leicht verwirrt anschaute. „Nein, das war nicht wegen der Schule“, entgegnete sie ehrlich. Die beiden Geschwister betraten die Aula und Iruka verabschiedete sich zugleich ins Lehrerzimmer, während TenTen zu ihrem Spind ging, um ihre Bücher für den heutigen Schultag herauszuholen. An ihrem Spind löste sie das Schloss durch das Eingeben ihres vierstelligen Sicherheitscodes, der aus Tag und Monat des Hochzeitsdatums ihrer Eltern bestand. Als sie die Tür öffnete fiel ein zusammengefalteter grauer Zettel vor ihre Füße. Das Mädchen bückte sich und hob mit einem fragenden Gesichtsausdruck den Zettel auf. 'Portrait von TenTen Umino' stand in verschnörkelter Schrift darauf. Ungutes ahnend entfaltete sie das Stück Papier und knüllte es im nächsten Moment auch schon wieder unachtsam zusammen und warf es in den Mülleimer nicht weit von ihrem Spind entfernt. „Lustig“, dachte sie ironisch. Auf dem Zettel war lediglich eine kleine Maus gemalt und darunter stand 'Was haben eine graue Maus und TenTen Umino gemeinsam? - Sie fallen beide nicht auf und sind nahezu unsichtbar.' „Wenn ich so unsichtbar bin, wieso schmeißt ihr mir dann immer solche Zettel in meinen Spind?“, fragte sich TenTen in Gedanken, regte sich dann aber nicht weiter auf. Diese Scherze war sie schon seit drei Jahren gewohnt, auch wenn sie keine Ahnung hatte von wem die Zettel kamen. Sie ging zurück zu ihrem Spind, holte ihr Mathematikbuch, ihr Englischbuch, ihr Geographiebuch und ihr Chemiebuch heraus und packte sie in ihre Tasche. Gerade als sie die Spindtür zuschlug und wieder verschloss, kam Lee auf sie zugelaufen. „Guten Morgen, TenTen“, begrüßte er sie und TenTen erwiderte seine Begrüßung mit einer kurzen Umarmung. „Wie geht es dir?“, Lee hatte schwarze Haare in einer Topfform geschnitten und schwarze buschige Augenbrauen. Heute trug er eine schwarze Jeans mit grünen Schuhen und einem grünen Shirt. TenTen musste etwas schmunzeln. Man traf ihn wirklich nie ohne etwas Grünes an, aber das hatte er sich wohl von seinem Vater abgeschaut. Sein Vater Maito Gai war Sportlehrer an ihrer Schule und trug in jeder Sportstunde, egal in welcher Stufe, einen grünen Jogginganzug. „Ganz gut soweit und selbst?“, erkundigte sich auch TenTen um das Wohlbefinden ihres guten Freundes. „Bestens“, grinste der Junge und hob einen Daumen, um seine Laune zu untermauern, „dann lass uns mal in Englisch gehen.“ Zusammen begaben sich die beiden Schüler in Richtung ihres Klassenzimmers. „Hey, buschige Augenbraue! Ich weiß ja, dass du deinem Vater in allem nacheifern willst, aber weißt du was mich richtig interessieren würde? Wenn du deinem Vater alles nachmachst, bedeutet das, dass du nur schwul geworden bist, weil er es auch ist. Und das lässt mich zu der Frage kommen: Wie konntest du überhaupt gezeugt werden? Stell ich mir eigentlich ziemlich eklig vor...“, kam es spöttisch von einem vorbeilaufenden Schüler im Abschlussjahrgang. Sein Name war Itachi Uchiha und er gehörte zu einem der vielen Mädchenschwarme der Schule. Er hatte etwas längere schwarze Haare, markante Gesichtszüge und einen trainierten Körper. Seine Freunde lachten und viele herumstehenden Mädchen fingen an wild zu kichern und sahen Itachi mit schmachtenden Blicken nach, als er mit Pain, Hidan und Sasori um die nächste Ecke verschwand. „Hör einfach nicht hin. Die haben keine Ahnung“, versuchte TenTen Lee etwas aufzumuntern, da sein Gesichtsausdruck etwas härter geworden war. Lee wollte sich nichts anmerken lassen, winkte ab und lächelte tapfer. Er hatte von Anfang an gewusst, was auf ihn zukommen würde, wenn er sich outet, aber er wollte sich auch nicht ewig verstecken. Schweigend und ohne weitere Vorfälle begaben sich TenTen und Lee dann in den Englischunterricht von Mrs. Yuhi. „Please go into groups of four and discuss the role of women in today's society“, bat Kurenai Yuhi ihre Schüler gegen Ende der Doppelstunde und schaute abwartend in die Klasse. Kein Schüler machte sich allerdings die Mühe aufzustehen und sich drei weitere Mitschüler zu suchen, um eine Gruppe zu bilden. „Oh bitte, muss ich euch denn wirklich noch selbst in Gruppen einteilen, wie in der ersten Klasse?“, entnervt holte Mrs. Yuhi das Klassenbuch hervor und las immer vier Namen von Schülern vor, die zusammen eine Gruppe bilden sollten. „Gruppe A: Ino Yamanaka, Hinata Hyuuga, Shikamaru Nara und Sakura Haruno. Gruppe B: Sai Uchiha, Naruto Uzumaki, Rock Lee und Neji Hyuuga. Gruppe C: Choji Akimichi, Temari Sabakuno, Kiba Inuzuka und TenTen Umino. Gruppe D: Gaara und Kankuro Sabakuno, Sasuke Uchiha und Shino Aburame. Gruppe A versammelt sich vorne rechts, Gruppe B vorne links, Gruppe C hinten rechts und Gruppe D hinten links. Und jetzt hopp hopp wir sind hier nicht mehr im Kindergarten, legt einen Zahn zu. Schlimm genug, dass man euch dass noch abnehmen muss.“ Die Schüler hörten auf ihre Lehrerin und versammelten sich an den angegebenen Plätzen in ihren zugeordneten Gruppen. „Okay, dann legt mal los. Wie ist denn eure Rolle in der heutigen Gesellschaft?“, fragte Choji an Temari und TenTen gerichtet und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. „Choji du befindest dich hier im Englischunterricht, also sprich bitte auch Englisch!“, wandte Mrs. Yuhi ein, die ihre Runde durch den Saal ging. „Sie reden doch selbst kein Englisch mit uns gerade“, warf Kiba ein und stellte sich dumm. Die Englischlehrerin ging darauf nicht ein und ging weiter zur nächsten Gruppe. In der Gruppe C trat Schweigen ein, also entschied sich TenTen dazu einfach den Anfang zu machen. „I think that women are often -“ „Hört ihr das?“, unterbrach Kiba sie achtungslos, „dieses Piepsen? Oder hab nur ich das im Ohr?“ „Kiba“, seufzte Temari genervt und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Ich meine es ernst. Da war irgend ein seltsames Geräusch ungefähr aus der Richtung“, er wedelte mit seiner Hand direkt vor TenTens Gesicht herum und machte so als würde er sie gar nicht sehen. „Da hätte sich auch die Frage nach dem Sender der anonymen Zettel in meinem Spind geklärt“, sagte TenTen augenverdrehend. „Da! Da war es schon wieder!“, rief Kiba theatralisch und hob sie die Ohren zu, „so ein schreckliches Piepsen!“ Alle Augenpaare der Klasse waren nun auf ihn gerichtet und vor allem Sasuke und Kankuro, Kibas beste Freunde, kamen aus dem Grinsen nicht mehr heraus, weil sie genau wussten, um was es ging. „Kiba veranstalte kein Theater und kümmere dich um deine Aufgabe!“, ermahnte ihn Kurenai erneut verärgert und die Gruppen begannen wieder sich zu unterhalten. „Du bist so kindisch, das ist schon fast nicht mehr auszuhalten“, meinte Temari gereizt und wollte anfangen über die Aufgabe zu reden, als Kiba wieder unterbrach. „Nein, lass das doch TenTen machen. Sie hat heute noch gar nichts gesagt“, meinte er und lachte über seinen eigenen Witz. „Wird es nicht langsam langweilig dauerhaft frustriert zu sein?“, fragte TenTen unbeeindruckt, legte den Kopf leicht schief und musterte Kiba. „Wieso sollte ich frustriert sein? Ich habe Freunde und mich nimmt man auch wahr. Ich habe es nicht nötig durchgehend nur für die Schule zu lernen“, konterte er und fühlte sich leicht angegriffen. „Dauerhaft frustriert, weil Hinata dich letztendlich doch abserviert hat. War doch bestimmt ein harter Schlag für dich. Und ja du hast Recht, du hast es vielleicht nicht nötig so viel zu lernen, aber deine Noten schon. Du bist doch der, der bereits einmal sitzen geblieben ist und zwei mal knapp davon kam, oder irre ich mich da?“ „Oh, wow. Jetzt hast du es mir aber gegeben. Zuhause gehe ich sofort in mein Zimmer und weine“, meinte Kiba sarkastisch und rieb sich über die Augen als hätte er Tränen darin. „Wieso versuchst du es überhaupt. Sein IQ ist dafür nicht hoch genug“, meinte Temari mit einem Schulterzucken und zwinkerte TenTen zu. Bevor Kiba noch irgendetwas erwidern konnte, klingelte es zur Pause. Für TenTen war das eine richtige Erlösung, da sie endlich von diesem Vollidioten flüchten konnte. Sasuke und Kankuro klopften Kiba sofort anerkennend auf die Schulter, als hätte er eine ausnahmslose Meisterleistung vollbracht. „Was für Idioten“, murmelte Lee zu TenTen als sie beide hinter den 'coolen Jungs' in Richtung Cafeteria liefen. „Und das fällt dir jetzt erst auf?“, fragte TenTen monoton, woraufhin Lee leicht lachte. Die beiden begaben sich in die Cafeteria und setzten sich mit ihrem Frühstück auf einen etwas weiter abseits stehenden Tisch. „Hast du dir schon überlegt, was du heute in Sport vorzeigst? Mein Vater hat irgendwas erwähnt, dass ihr gerade turnt und sich jeder eine Choreographie überlegen sollte, die benotet wird?“ „Oh verdammt“, murmelte TenTen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, „ich habe heute morgen meine Sportsachen zu Hause liegen lassen.“ „Das ist halb so wild. Mein Vater wird dir schon nicht den Kopf abreißen“, versicherte ihr Lee. „Wenn du wüsstest wie oft ich in den letzten drei Jahren schon meine Sportsachen 'vergessen' habe oder irgendwelche anderen Entschuldigungen gefunden habe...“, dachte TenTen bitter. Mit ihrer Krankheit durfte sie sich nicht anstrengen. Der Arzt hatte ihr so gut wie alle körperlichen Tätigkeiten untersagt. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch laufen durfte. Das Attest, dass sie jedoch kein Sport mehr machen durfte, hatte sie nie abgegeben. Anders hätte sich die Information ihrer Krankheit wie ein Lauffeuer ausgebreitet und niemand würde sie mehr 'normal' behandeln. „Schau sie dir an. Die Obertussi ist wieder am Werk“, seufzte Lee und TenTen folgte seinem Blick. Mitten in der Cafeteria stand Ino vor einem Schüler der Unterstufe, der aus Versehen sein Tablett fallen gelassen und das Trinken über Inos Schuhe geschüttet hatte. „Siehst du das? Das sind meine brandneuen Schuhe und du hast sie ruiniert! Weißt du eigentlich, was die gekostet haben??“, motzte die Blondine das kleine Kind an. Ino trug ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und hatte ein blaues Kleid an. Dazu trug sie ihre gelben High-Heels. Der junge stand komplett eingeschüchtert vor dem Mädchen und murmelte immer wieder nur wie leid es ihm doch tat- „Von deinen Entschuldigungen kann ich mir auch nichts kaufen, du Bengel! Und wie läufst du überhaupt herum? Soll das Gestell auf deiner Nase etwa eine Brille darstellen? An deiner Stelle würde ich deine Mutter verklagen, dass sie dich hier so rumlaufen lässt!“ Bevor sie noch weiter ausflippen konnte und die Missgunst der Lehrer weckte, stellte sich ihr Freund Sai dazwischen und versuchte sie zu beruhigen, indem er auf sie einredete und ihr immer wieder sanft über die Wange strich. Die Blondine beruhigte sich schließlich nach einigen Minuten und ging mit Sai zu ihrem Tisch. Überaus glücklich musste TenTen feststellen, dass sie dafür an ihrem Tisch vorbei musste. „Was glotzt du so?“, kam auch schon gleich zickig von ihrer Mitschülerin. TenTen verdrehte erneut genervt ihre Augen und wandte sich dann wieder einem Gespräch mit Lee zu, während Sai Ino weiter zu ihrem Tisch zog. „Diese Umino geht mir echt auf den Keks!“, beschwerte sich Ino, als sie sich hinsetzte und einen Schluck Wasser nahm. „Gut, dass du es ansprichst“, meinte Kiba und man konnte ein Glitzern in seinen Augen erkennen, „bald sind wieder Ferien, also wird es Zeit für einen Streich.“ Vielsagend schaute er in die Runde und sein Blick blieb an Neji hängen. „Dieses Jahr bist du dran. Und sie wird das Opfer sein.“ „Und was genau hast du dir da vorgestellt?“, fragte Neji skeptisch. Ihm schien Kibas Vorfreude nicht gerade zu gefallen. „Du wirst sie aus ihrem Schneckenhaus locken. Umwerbe sie, bring sie dazu sich in dich zu verlieben und dann, zwei Tage vor dem Sommerferien an unserem Basketballtunier, wirst du sie vor allen Anwesenden abservieren. Glaube mir, so etwas wird man die ganzen Ferien über nicht vergessen.“ „Geht das nicht etwas zu weit, Kiba?“, fragte Gaara kühl und schaute seinen Kumpel an. „Wollt ihr etwa kneifen? Sasuke, Kankuro, Shikamaru und ich haben die letzten vier Jahre unsere Streiche, wie von euch verordnet, ohne zu Meckern makellos ausgeführt“, beschwerte sich Kiba. „Dabei wurde aber auch niemand derart verletzt“, wandte nun auch Temari ein. „Ihr müsst es ja auch nicht machen.Wir haben gelost und es hat Neji getroffen. Also, Neji?“, Kiba starrte Neji abwartend an und grinste über beide Ohren, wie ein kleines Kind, das sich auf sein erstes Weihnachten freute. „Ich weiß nicht...“, zögerte Neji und sein Blick wanderte zu TenTen, die sich noch immer mit Lee unterhielt. Irgendwas sagte ihm, dass er nicht darauf eingehen sollte, aber auf der anderen Seite war das jetzt schon seit vier Jahren ihr Ritual. „Es gibt eigentlich keinen besseren für dieses Streich, schließlich kennst du sie auch ein wenig. Sie war ja lange genug mit deiner Cousine befreundet“, äußerte sich Sasuke und machte eine leichte Kopfbewegung zu Hinata. „Stimmt schon, aber ich kann mir als Streich schon etwas Besseres vorstellen, als sie vor der ganzen Schule bloßzustellen und als Arschloch dazustehen“, meinte Neji gleichgültig. „Du wirst ein Held sein und kein Arschloch“, versicherte Kiba ihm überzeugt und hielt ihm seine Hand ihn, „komm schon, schlag ein.“ Neji schaute auf Kibas Hand und war sich immer noch unsicher. Er merkte jedoch die erwartenden Blicke seiner Freunde auf sich, seufzte und schlug in Kibas Hand ein. „Abgemacht.“ Während Kiba, Sasuke und Kankuro sich freuten, Gaara und Temari es nicht gut hießen und die anderen sich größtenteils heraushielten, wanderte Nejis Blick wieder zu seinem Zielobjekt. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er es anstellen sollte, dass TenTen mit ihm redete und sich mit ihm anfreundete. Noch bevor er sich eine gute Taktik überlegen konnte war die Pause vorbei und er musste sich zu Chemie begeben. Von seiner Clique teilte nur Gaara diesen Kurs mit ihm, der Rest verteilte sich auf andere Kurse, die zeitgleich abliefen oder hatten eine Freistunde. Als Neji und Gaara den Saal betraten waren sie zuerst etwas verwirrt. Chemie wurde von der Direktorin Tsunade unterrichtet und sie legte eigentlich viel Wert auf Theorie. Heute jedoch waren die Tische in kleinen Gruppen zusammengeschoben und auf jedem Tisch befanden sich andere Experimente aufgebaut. Neji und Gaara waren unter den ersten Schülern und warteten bis der Rest eingetroffen war. Nach einigen Minuten sah Neji TenTen durch die Tür kommen und hob leicht seine Augenbrauen. Ihm war bisher noch nie aufgefallen, dass TenTen auch im Chemiekurs war. „Okay, dann scheinen wir ja jetzt vollständig zu sein“, eröffnete Tsunade den Unterricht und klatschte in die Hände, „heute werdet ihr in Zweierpaaren zusammenarbeiten. Wir sind 14 Schüler und haben insgesamt 7 Experimente, es geht also perfekt auf. Jedes Paar beginnt an einem Experiment und arbeitet sich dann im Uhrzeigersinn durch bis ihr alle Experimente durchhabt. Wir haben heute ja wieder eine Doppelstunde, also müsste jedes Paar locker durchkommen... So, dann macht euch mal an die Arbeit. Schutzbrillen und Mäntel liegen hier vorne. Die Anweisungen zu den Experimenten liegen auf dem jeweiligen Tisch.“ Nachdem die Direktorin geendet hatte fanden sich die einzelnen Paare zusammen. „Sorry, Mann, aber heute musst du wohl ohne mich auskommen. Operation graue Maus beginnt“, meinte Neji zu Gaara und lief direkt zu TenTen. Gaara verdrehte die Augen und tat sich mit Matsuri, einer neuen Schülerin, zusammen. „Brauchst du noch einen Partner?“, fragte Neji TenTen mit samtiger Stimme. TenTen drehte sich um und schaute Neji verwirrt an. „Wieso arbeitest du nicht mit Gaara?“, fragte sie lediglich ohne auf seine Frage einzugehen. „Er interessiert sich für die neue Schülerin, da wollte ich ihm die Freiheit lassen sie näher kennenzulernen“, er zwinkerte ihr zu. „Wie edel von dir“, erwiderte TenTen sarkastisch und schaute sich im Saal um, „dann bleiben wohl nur noch wir beide übrig.“ Der Gedanke gefiel ihr nicht, aber daran ändern konnte sie jetzt auch nichts. Sie begab sich zu dem letzten freien Experiment und fing an sich die Beschreibung durchzulesen. Neji folgte ihr und musterte sie von der Seite. In Gedanken überlegte er sich Schritt für Schritt, wie er sich TenTen annähern könnte. Er war so in seine Pläne vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass TenTen ihn angesprochen hatte. Schließlich schnipste sie mit ihren Fingern vor seinen Augen. „Hab ich was an meiner Backe kleben oder was ist dein Problem?“, fragte sie ihn und erst jetzt merkte Neji, dass er sie die ganze Zeit angestarrt hatte. „Entschuldige“, räusperte er sich und wandte sich zum Experiment. „Na das fängt ja gut an“, dachte er und seufzte. „Also was müssen wir machen?“ TenTen reichte ihm die Experimentbeschreibung. „Ich schätze du kannst lesen.“ Neji schmunzelte leicht, nahm das Blatt Papier aus ihrer Hand und streichte dabei absichtlich leicht ihre Hand. TenTen jedoch ignorierte dies vollkommen und schraubte dann irgendwas an dem Gerät vor ihr herum. Sie herumzukriegen würde wohl schwerer werden, als er angenommen hatte. Aber Neji Hyuuga wäre nicht Neji Hyuuga, wenn er keine Herausforderungen mögen würde. Er ließ sich das Experiment durch und wollte TenTen daraufhin helfen, jedoch merkte er selbst, dass er eigentlich keine Ahnung davon hatte, was er tat. Das Mädchen war davon leicht genervt und führte das Experiment schließlich alleine durch, während Neji daneben saß und nur halbherzig zuschaute. Und so verlief es fast die ganze Zeit lang. „Wieso bist du so abweisend?“, fragte Neji als sie sich zu Experiment Nummer 5 begaben. „Wieso bist du so stinkfaul?“, stellte sie die Gegenfrage, „jetzt kann ich auch gut verstehen, wieso Gaara lieber mit Matsuri zusammenarbeitet.“ „Vielleicht war das ja nur eine Ausrede zu meiner Tarnung“, spielte Neji an und warf ihr erneut ein Zwinkern zu. „Was willst du damit schon wieder sagen?“, fragte sie und schaute sich den neuen Versuchsaufbau an. „Naja, vielleicht wollte ich ja unbedingt mit dir zusammenarbeiten und hab Gaara und Matsuri deshalb als Vorwand genutzt“, lächelte Neji sie an. TenTen seufzte und legte den Versuchsaufbau weg. „Okay, was soll das?“, fragte sie genervt und schaute Neji durchringend an. „Was denn? Seit du mit Hinata zerstritten bist, haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Früher haben wir uns doch eigentlich auch ganz gut verstanden“, erklärte Neji und hoffte, dass seine Masche funktionierte. TenTen musste zugeben, dass er damit nicht ganz Unrecht hatte. Sie hatten des Öfteren auch etwas zu dritt unternommen und es gab nie ein Problem zwischen Neji und ihr. Nur war sie eben mit Hinata befreundet gewesen und nicht mit ihm. Und als sie sich dann mit seiner Cousine zerstritten hatte, brach auch automatisch der Kontakt zu ihm ab. „Und jetzt, ganze drei Jahre später, packt dich auf einmal die Sehnsucht nach mir? Verstehe schon.“ Neji lachte. „Seit wann bist du so zynisch geworden?“ „Können wir diesen Small-Talk einfach lassen und uns auf die Experimente konzentrieren? Wir müssen noch drei machen und der Unterricht ist in einer halben Stunde vorbei“, meinte TenTen entnervt. „Klar“, entgegnete Neji achselzuckend, „mach du mal. Ich kann es eh nicht.“ Auf ihren bösen Blick hin, grinste er sie nur frech an und spielte mit seinem Charme, was TenTen jedoch immer noch kalt ließ. Fünf Minuten vor Unterrichtsende waren Neji und TenTen beziehungsweise nur TenTen fertig geworden und gaben ihre mitdokumentierten Aufzeichnungen bei ihrer Chemielehrerin ab. „Das war doch eine sehr schöne Stunde, ich freu mich schon auf nächstes Mal“, Neji strich TenTen eine Strähne aus ihrem Gesicht und verabschiedete sich mit einem Lächeln bei dem jedes andere Mädchen der Schule sofort in die Knie gegangen wäre. Jede außer TenTen. „Elender Schleimer“, murmelte sie und lief zu ihrem Spind. Sie hatte weder in Englisch noch Chemie Hausaufgaben auf bekommen, also verschloss sie die beiden dicken Bücher wieder im Spind, um nicht so schwer tragen zu müssen. Da klingelte es auch schon zur zweiten Pause. Die zweite Pause war immer etwas kürzer als die erste, weshalb sich TenTen erst gar nicht die Mühe machte in die Cafeteria zu laufen und sich gleich auf den Weg zu den Mathematiksälen machte. Im Laufen schaute sie schnell etwas in ihren Unterlagen nach und bog unachtsam um die nächste Ecke, wo sie auch prompt mit jemanden zusammenstoß. „Na, hattest du etwa schon so schnell Sehnsucht nach mir?“, neckte sie Neji und bot ihr seine Hand an, um ihr aufzuhelfen. Kiba und Sasuke, welche mit ihm gelaufen waren, gingen einige Schritte weiter und blieben dann etwas weiter abseits stehen, um das Geschehen grinsend zu beobachten. „Träum weiter“, sagte TenTen kühl und rappelte sich ohne seine Hilfe wieder auf die Beine. Ihre Notizen, die er währenddessen aufgesammelt hatte, riss sie ihm ohne ein Wort aus der Hand und lief an ihm vorbei. „Wo willst du denn so schnell hin?“, hielt Neji sie am Arm zurück und schaute ihr tief in die Augen. Auf TenTens Lippen bildete sich ein kleines, amüsiertes Lächeln. „Was auch immer du versuchst... Lass es bleiben. Such dir ein anderes Opfer, Neji. Ich habe nicht das geringste Interesse an dir. Und ich hab auch keine Lust zu eurer Freizeitbelustigung zu werden, wenn du mich also entschuldigen würdest“, TenTen entriss sich seinem Griff und ging schnellen Schrittes zum Mathematikraum. Neji schaute ihr verblüfft hinterher. Noch nie hatte ein Mädchen ihn so lange und hartnäckig abgewiesen. „Ein harter Brocken, die Kleine“, sagte Sasuke von hinten, „aber mach dir keine Gedanken, du wirst sie schon noch überzeugen können.“ „Ja, wahrscheinlich...“, sagte Neji und die drei Jungs begaben sich zu ihrem eigenen Unterricht. TenTen verlangsamte ihren Schritt erst etwas, als sie schon fast bei den Sälen angekommen war und noch kein Schüler in der Nähe war. Sie seufzte und versuchte ihre Gedanken abzuschütteln. Was verdammt nochmal wollte Neji auf einmal von ihr? Drei Jahre lang hatte er sie komplett ignoriert, nur weil sie sich mit seiner Cousine gestritten hatte. Es kam noch nicht einmal ein 'Hallo', wenn sie sich in der Schule oder sonst wo über den Weg liefen. Und heute hatte er sich vollkommen auf sie fixiert. Vor ihrem Fachraum blieb sie stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand. „Wer weiß, was er und seine pubertären Freunde sich wieder ausgedacht haben“, dachte TenTen bitter. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke nicht, dass Neji sich mit den anderen gegen sie verbündete. Sie hatte ihm nichts getan und früher hatten sie echt viel Spaß miteinander gehabt. Aber diese Zeiten waren wohl im Anbetracht der Umstände schnell in Vergessenheit geraten. Auf TenTens Lippen schlich sich ein leicht trauriges Lächeln. Manchmal vermisste sie die alten Zeiten wirklich. „TenTen? Alles okay bei dir?“, ertönte Lees Stimme. Die Angesprochene öffnete ihre Augen und nickte. „Klar, ich war nur in Gedanken versunken“, sagte sie und stieß sich von der Wand ab, als Mr. Sarutobi, ihr Mathematiklehrer, sich dem Saal näherte. „Sicher? Du siehst etwas blass aus“, stellte er fest und musterte sie besorgt. „Echt?“, fragte TenTen verwundert und hob eine Augenbraue. Eigentlich fühlte sie sich momentan wirklich ganz normal. Seit dem Nasenbluten heute morgen war nichts mehr passiert gewesen. Kein Schwächeanfall, kein Husten, kein erneutes Nasenbluten, keine Übelkeit oder sonst irgendein alarmierendes Anzeichen. „Ich fühle mich wirklich gut, Lee. Mach dir keine Sorgen.“ Ihr bester Freund schien sich damit zufrieden zu geben und zusammen mit dem restlichen Kurs begaben sie sich zum einstündigen Mathematikunterricht. Mr. Sarutobi ließ die Klasse zehn Minuten früher raus, da sein Vater, der ehemalige Schulleiter von TenTens Schule, im Krankenhaus lag und er ihn noch besuchen wollte, bevor er am Nachmittag operiert werden würde. „Was hast du jetzt?“, fragte Lee TenTen, während sie gemeinsam in Richtung Aula liefen. „Geographie bei Orochimaru und das auch noch im obersten Stockwerk“, antworte sie ihm und verzog leicht sein Gesicht, „und du?“ „Geschichte bei deinem Bruder“, grinste Lee und schien damit ganz zufrieden zu sein, „siehe es positiv, du kannst dich dann mit Leichtigkeit aus dem Fenster stürzen und bist ihn los. Im ersten Stock würde dir da nicht viel passieren.“ „Und was, wenn ich ihn statt mich das Fenster hinaus stürze?“, fragte TenTen und setzte einen unschuldigen Blick auf, welchen Lee zum Lachen brachte. „Das wäre natürlich die bessere Idee. Es wäre schade, wenn du plötzlich nicht mehr da sein würdest“, der Junge in grün zwinkerte ihr kurz zu und lief dann in ihre entgegengesetzte Richtung weiter. TenTen schaute ihm kurz mit einem Lächeln hinterher. Lee hatte keine Ahnung wie rührend seine Worte manchmal waren und was sie TenTen bedeuteten. Zum wiederholten Male an diesem Tag versuchte sie ihre Gedanken abzuschütteln und sich auf die Schule zu konzentrieren. Dies wollte ihr in Geographie aber auch nicht so wirklich gelingen. Und der Grund dafür war niemand anderes als Neji Hyuuga. Neji saß zwei Reihen vor ihr und warf ihr alle paar Minuten einen Zettel zu. Entweder hatte er Smileys darauf gemalt oder er schrieb wie sehr er doch die alten Zeiten vermisse und dass er es schade fände, dass sie ohne eine wirkliche Aussprache auseinander gegangen waren. Irgendwann war es TenTen zu blöd die Zettel alle noch durchzulesen, weshalb sie sie einfach liegen ließ und versuchte die Blicke ihrer Mitschüler zu ignorieren. Die meisten wunderten sich wohl, was Neji Hyuuga einem Mädchen wie ihr so viel zu sagen hatten und andere wiederum gingen wohl gleich davon aus, dass es wieder einer der vielen Scherze der Jungs war. Hier und da saßen auch Mädchen, die TenTen hasserfüllte und neidische Blicke zuwarfen, da Neji ihr Aufmerksamkeit schenkte und ihnen nicht. TenTen wäre am liebsten aufgestanden und hätte den Saal verlassen, aber das würde sie sich nie trauen. Sie war viel zu pflichtbewusst und sie wollte sich auch irgendwie keine Blöße vor den anderen geben. Orochimaru wäre das kleinste Problem dabei gewesen. Er erzählte gelangweilt irgendetwas über Stadtentwicklungsmaßnahmen und kritzelte dabei unleserliche Worte an die Tafel. Er drehte sich kein einziges Mal zur Klasse um, also hätte er ihr Fehlen wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Jedoch seufzte TenTen nur und nahm ihr Schicksal hin. Als sie kurz später auf ihre Armbanduhr schaute, musste sie gequält feststellen, dass gerade mal 20 Minuten der Stunde vergangen waren. Ihr kam es schon vor als hätte sie drei Stunden Geographie hinter sich. Sie verstand kaum, was Orochimaru erzählte, da es in der Klasse relativ laut war. Keiner passte jemals bei Orochimaru auf, da es einfach unmöglich war ihm lange zuzuhören. Ungewollt schweifte TenTens Blick also zu Neji, der sie immer noch mit Zetteln bombardierte und sie zwischendurch schelmisch angrinste. Ihr gefiel es nicht es zuzugeben, aber irgendwie konnte sie verstehen, wieso so viele Mädchen an ihm interessiert waren. Er war groß, sportlich und gut gekleidet. Seine lange Haare waren gepflegt und passten einfach perfekt zu seinem restlichen Erscheinungsbild. Und auch seine Augen waren etwas Besonderes. Sie waren fliederfarben und TenTen konnte sich gut vorstellen, dass man sich leicht in ihnen verlieren konnte. Als das Mädchen merkte worüber sie da gerade nachdachte, senkte sie sofort den Blick und legte ihren Kopf in ihre Handflächen. „Jetzt fange ich auch noch so an. Reiß dich bloß zusammen, TenTen“, ermahnte sie sich innerlich. Den Rest der Stunde schaute sie kein weiteres Mal mehr auf. Ihr Blick haftete auf ihrem Block und sie versuchte Orochimarus Worten so gut es geht zu lauschen und sich daraus ihre eigenen Aufzeichnungen zu basteln, da sie mit den Tafelbildern des Lehrer noch nie etwas anfangen konnte. Zusammen mit dem Klingeln zur Mittagspause, räumte sie schnell ihre Sachen ein und rannte förmlich aus dem Saal, nur um zu verhindern, dass Neji sie erneut ansprach. Seine ganzen Zettel hatte sie einfach liegen lassen. „Nur noch die Mittagspause und Sport... Dann habe ich es überstanden...“, redete sich TenTen gut zu und lief zur Mittagskantine, um sich dort mit Lee zu treffen. Kurz dachte sie darüber nach, ob Neji in ihrem Sportkurs war, musste dann aber erleichtert feststellen, dass dies nicht der Fall war. Lee und TenTen holten sich ihr Essen aus der Kantine und setzten sich damit draußen in die Sonne, was TenTen nur Recht war, da sie vor hatte den Rest des Tages nicht mehr in der Nähe von Neji aufzutauchen und seine Clique war fast nie draußen anzutreffen. „Das kann ja noch heiter werden“, dachte TenTen und stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)