Zum Inhalt der Seite

When paths cross again

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Quidditch

‘Auch nach dem Untergang des Dunklen Lords geht das rege Leben auf Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei, weiter. Nach dem Wiederaufbau an dem zahlreiche Hexen und Zauberer des ganzen Landes beteiligt waren startet das neue Schuljahr etwas verspätet im Gegensatz zu ihren unberührten Konkurrenten Durmstrang und Beauxbatons, die vier Jahre zuvor erst auf dem Schloss zu Besuch waren um das Trimagische Turnier auszutragen.

Natürlich werden wir mit Aug und Ohr von nachkrieglichen Ereignissen berichten, welche Umstrukturierungen es gegeben hat und geben wird und was unser „Goldenes Trio“ im letzten Jahr an der Schule so treibt – schließlich könnten Harry Potter, Hermine Granger und Ronald Weasley es sich leisten, in „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ nun nicht mehr ganz so aufmerksam zu sein, wo sie es doch waren die dem letzten Jahr eine maßgebliche Wendung gaben. …‘ Oh Gott, wie ich diese Kuh hasse! Als ob es nicht genug wäre, dass alles so viele Opfer gefordert hat, nein, diese Klatschpressenreporterin muss auch noch übel drüber her ziehen!“ Hermine schmiss entnervt den Tagespropheten von sich und wendete sich wieder ihrem Rührei zu; es war Samstag, zwei Wochen nach Schulbeginn.

„Komm schon, es ist doch nichts neues mehr… Dass sie die nicht längst weggesperrt haben wundert mich allerdings.“ entgegnete Ron lahm, drei Würstchen auf einmal in sich hineinstopfend. Es war das erste Quidditchspiel der Saison, offensichtlich versuchte er die lange Trainingspause mit Essen zu kompensieren. Dummerweise hatte Rita Kimmkorn mit einem Recht: Das Schuljahr war verspätet gestartet, weshalb reichlich Training ausfallen musste, bevor sie ins kalte Wasser geschmissen wurden – und dann traten sie auch noch im ersten Spiel gegen Slytherin an. Zum Glück – oder Pech, je nachdem wie man es betrachten mochte – waren nur noch wenige Spieler der letzten Hausmannschaften an der Schule; unter Snapes Direktorenschaft war es komplett untersagt gewesen, auch nur einen Besen anzufassen und da nun ein ganzes Jahr vergangen war konnten sie mehr als die Hälfte der Plätze neu besetzen. Nicht einmal alle aus ihrem Jahrgang waren zurückgekehrt, wobei sich das ‚Goldene Trio‘ entschlossen hatte das siebte Jahr zu wiederholen um zumindest das verpasste theoretische Wissen aufzuarbeiten.

Harry derweil saß vor einem Plan des Spielfeldes und schob kleine Papierkügelchen hin und her. Er war Mannschaftskapitän und hatte die letzten zwei Wochen damit verbracht, hartnäckig nach neuen Spielern zu suchen – leider war es verlaufen wie schon einige Jahre zuvor und er musste erst einmal Schaulustige von talentierten Interessierten trennen bevor er sich an die Arbeit machen konnte. Lediglich er selbst, Ron und Ginny waren von der Stammmannschaft noch übrig, was hieß, dass es vier freie Positionen gab.

„Wir müssen langsam los, Man.“ nuschelte Ron, noch immer am essen. „Du packst das schon! Den kleinen goldenen Mistkerl hast du noch jedes Mal geschnappt und wie gut können die Slytherins schon sein? Die mussten doch ein komplett neues Team zusammenstellen…“

„Hm.“ kam es nur von dem Schwarzhaarigen, er war noch immer in die Spieltaktik vertieft, bis Hermine mit einem Schlenker ihres Zauberstabes schließlich das Papier verschwinden ließ.

„Erde an Harry! Ihr müsst los. Ron hat Recht, du bist als Sucher doch so gut wie ungeschlagen. Es wird schon nichts schief gehen!“ Noch beim Sprechen schwang Hermine ihre Beine über die Bank und stand auf. „Ich muss noch eben schnell in die Bibliothek, was für Arithmantik ausleihen, aber bis zum Spiel bin ich da.“ Und weg war sie nach einem schnellen Kuss für Ron. Hermine nahm es ziemlich eng, dass sie nun zwei Wochen weniger Zeit hatte zu lernen…

Während sie abdampfte war auf dem Gesicht des Rothaarigen pure Glückseligkeit abzulesen; seit er mit Hermine zusammen war hatte er seine Strahlemann-Momente, die Harry nur allzu gut nachvollziehen konnte – schließlich ging es ihm mit Ginny genauso, jetzt wo sie nicht mehr jede Sekunde um ihr Leben fürchten mussten.

Grummelnd stand nun auch Harry auf, schnappte sich eine Ecke Toast – da er es natürlich komplett verschwitzt hatte, etwas zu essen – und machte sich mit Ron auf den Weg. „Es wird gut gehen, Harry! Jetzt hör mal auf, dir Sorgen zu machen!“ ereiferte sich Ron erneut.

„Ron. Es sind Slytherins. Da kann man sich nie sicher sein.“

Und Harry hatte Recht – zwar verhielten sich die Schlangenkinder erstaunlich ruhig und umgänglich seit Voldemort gefallen war, jedoch war es kein großes Geheimnis, dass sie auch in der Vergangenheit schon immer Fans der Täuschung waren. Allerdings musste man fairer Weise anmerken, dass die größten Unruhestifter – sprich Malfoy, Goyle, Zabini, Parkinson, etc. – dieses Jahr nicht wieder gekehrt waren, was Harry doch immens beruhigte. Er war niemandem von ihnen über den Weg gelaufen, doch vor Allem wüsste er nicht, wie er sich Malfoy gegenüber verhalten sollte, würde er tatsächlich auf ihn treffen.

„Ja, man. Aber du bist der beste Sucher aller Zeiten!“ versuchte ihn sein bester Freund nun aufzumuntern. „Die können doch nicht sooo gut sein – wenn sie eins hatten, dann war es Malfoy, der halbwegs akzeptabel war. Aber der ist weg!“ Ron verzog sein Gesicht als ob er was Schlechtes gegessen hätte, als dieses Halb-lob über seine Lippen kam. Wenn er hier ein gutes Haar an dem Blonden ließ, dann nur um Harry aufheitern.

„Hey, Jungs! Wartet mal!“ Verwundert blieben sie stehen. Sie waren schon aus dem Tor raus und auf dem Weg zum Feld als ihnen Neville entgegenkam. Seine Verletzungen waren mittlerweile restlos verheilt und er sah glücklich aus. „Es gibt da ein paar Gerüchte über die neue Mannschaft der…“ -Leider war er immer noch grobmotorisch und stolperte über seine eigenen Füße, wobei er Ron beinah mit sich zu Boden riss.

„Ich glaube es ist besser, wenn ich sie nicht höre.“ gab Harry leise zu. Ron hatte Recht – wie schlimm konnte es schon werden? Auf Nevilles verwirrten Gesichtsausdruck antwortete er: „Ich mach mir zu viele Sorgen – und da ich mit vollem Kopf nicht spielen kann, werd ich mich jetzt entspannen.“ Nur halbwegs überzeugt wandte er sich um und ging weiter. An Ron gewandt murmelte er noch: „Meinst du, Hermine kennt einen Spruch dafür?“

Er erntete ein Grinsen. „Sie ist brilliant, aber ob es so etwas gibt?“

„Für einen armen Jungen wie mich sicherlich nicht…“

„Mensch Harry, jetzt hör aber auf! Du hast den bösesten Magier aller Zeiten besiegt, da wirst du doch heute diesen blöden Schnatz fangen können.“ Ron machte den Eindruck, als würde er sauer werden.

„Mach mir ja keinen Druck.“ kam es ironisch aber grinsend von dem Schwarzhaarigen. „Sieh du nur zu, dass unsere Ringe sauber bleiben, Mr Weasley!“ Und so schlenderten sie – entspannter denn je – zum Spielfeld runter, mit einem nervösen Neville im Schlepptau, der sehr überzeugt davon war, sie hätten seine Neuigkeiten wissen wollen.
 

„Also, Jungs und Mädels! Wir werden heute den ersten Sieg einfahren.“ begann Harry mit seiner Ansprache im Umkleideraum – mittlerweile wieder etwas gezwungen entspannt; selbst Ginnys Gegenwart hatte es nicht geschafft, ihn völlig zu beruhigen. „Es stimmt, wir hatten nicht viel Training, aber das hatten die Slytherins auch nicht! Und wir sind die bessere Mannschaft, also lasst uns nun da raus gehen und sie alle vom Feld fegen!“ Seine Stimme war angeschwollen, was letztendlich in angespornten Jubelrufen seines Teams endete und ihn in ihrer Energie und ihrem Ehrgeiz mitriss. Zusammen schritten sie in ihren Quidditchumhängen und mit ihren Besen in der Hand auf das Tor und draußen auf die Mitte des Feldes zu, während sie von Jubel empfangen wurden.

Das restaurierte Stadion erwachte in vollem Glanz, dichter als sonst besetzt und sogar mit Leuten der Presse bestückt. Offenbar hatte Rita Kimmkorn ihre Drohung wahrgemacht und würde sie auf Schritt und Tritt verfolgen; das konnte ja nur ein großartiges Spiel werden!

Geblendet von Blitzlicht, Jubel und Euphorie bemerkte er das gegnerische Team erst als sie direkt vor Madame Hooch standen und die Kapitäne sich zu einem fairen Spiel die Hand reichen sollten – dass Ron zu diesem Zeitpunkt schon stocksteif neben ihm stand fiel Harry nicht auf, allerdings würde er in Sekundenbruchteilen den Grund dafür erfahren. Und zwar genau…

… jetzt. Es dauerte einige Momente, bis Harry kapierte, wer hier vor ihm stand. Platinblond wie eh und je und einen genauso selbstgefälligen Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Malfoy?“ Zu einer intellektuelleren Aussage war er zu seinem Leidwesen nicht fähig. „Was tust du hier?“

„Dich im Quidditch schlagen, Potter. Endlich.“ Hämisch grinsend streckte er ihm seine Hand entgegen, in die von dem Schwarzhaarigen erst nach reichlichem Zögern und einem strengen Blick von Madame Hooch eingeschlagen wurde. Das konnte doch nicht deren Ernst sein! Was machte der Kerl überhaupt hier?

Bevor er seine Gedanken ordnen konnte, stieß ihre Fluglehrerin die Ballkiste auf, woraufhin Klatscher und Schnatz in die Luft schossen. Zusätzlich gab sie das Kommando um ihre Besen zu besteigen und an Höhe zu gewinnen, bevor sie auch den Quaffel hinterherwarf und das Spiel für eröffnet erklärte. Harry schoss gleichzeitig mit Ron zurück zu den Torringen.

„Wie zu Hölle ist das möglich? Die können doch diese Todesserschlange nicht einfach wieder auf die Schule lassen! Hat denn keiner gemerkt, wie er abgedreht ist?“ Ron war gar nicht mehr zu beruhigen, wobei es in Harrys Kopf ähnlich chaotisch aussah.

„Ich muss ihn einfach vor ihm fangen. Ignorieren wir, dass es Malfoy ist.“ schlug er vor und begann seine Kreise zu drehen. Ginny sauste bereits mit den anderen Jägern um den Quaffel kämpfend über das Spielfeld, wobei die Kräfteverteilung auf den ersten Blick sehr gleichmäßig erschien. Mit einem leichten Lächeln stellte er fest, dass sich zumindest die Stimme des Kommentators nicht geändert hatte; er wusste von George, dass Lee Jordan extra für diese Spiele angefordert wurde – offenbar hatte Professor McGonagall seinen Stil letztendlich eben doch gemocht. Durch ihn erfuhr er auch schnell, dass die Slytherins bereits das erste Tor kassiert hatten, was ihn allerdings nicht viel ruhiger werden ließ. Wenn sie in Führung waren würde sich Malfoy noch mehr anstrengen, würde er den Schnatz vielleicht schneller sehen, wäre er vielleicht verbissener… Nein. Verbissener als Harry konnte man in dieser Situation gar nicht sein.

Sich immer weiter gut zuredend zog er Kreise um das Spielfeld, mal kleiner, mal größer, mit Argusaugen auf jede kleine Berührung gefasst. Dummerweise beging er auf diese Weise einen der simpelsten Anfängerfehler überhaupt: Er achtete nicht auf den Klatscher, der von einem großen breitschultrigen Halbaffen in seine Richtung geschossen wurde und konnte ihm nur in letzter Sekunde ausweichen, bevor er noch einen Blick auf den Treiber warf und erneut fast vom Besen fiel. Sie hatten nicht nur Malfoy in die Mannschaft geholt – nein, Goyle musste ja auch mit rein! Immer unruhiger und geschockter lauschte er auf Lees Stimme; Slytherin hatte aufgeholt und sogar ein Tor mehr geschossen. Offenbar hatte es Ron genauso kalt erwischt.

Momentan befand er sich in der Nähe der feindlichen Torringe – zuvor war er etwas kleinem Beweglichen hinterher gestürzt, was sich leider nur als Libelle entpuppt hatte. Er wurde nicht nur nervös, er wurde mega-nervös und dass ein platinblonder Schopf auf der anderen Spielfeldseite in einen Sturzflug ging half diesem Gefühl nicht. Trotz seiner schnellen Reaktion konnte er nur noch mit ansehen, wie ein roter Umhang in den gegnerischen Sucher hineinflog, ihn von seinem Kurs abbrachte und selbst einige Meter zu Boden sackte. Besagter Spieler hatte rotes Haar.

Harry legte alles was er hatte in seinen Feuerblitz, welcher seinem Namen nun alle Ehre machte und auf seinen fallenden Mitspieler zuraste – bessergesagt Mitspielerin, wie es sich herausstellte: Es war Ginny höchst selbst gewesen, die ihr Temperament mit ihr hatte durchgehen lassen. Er war bei ihr bevor sie auf den Boden prallte.

„Was hast du dir nur dabei gedacht? Geht’s dir gut?“ Nervosität war Besorgnis gewichen, dass das Spiel weiterlief interessierte nicht. Die Rothaarige schien ein wenig wacklig und durcheinander gerüttelt zu sein, ansonsten fehlte ihr aber nichts, was sie mit einem leichten Nicken bestätigte. Noch immer in der Luft brachten sie sie wieder in eine sichere Sitzposition, bevor sich ihre Wege in unterschiedliche Richtungen trennten – die Wut die im Gesicht seiner Freundin zu sehen war hatte alles übertroffen, was ihm in letzter Zeit untergekommen war. Die Diskussion über die Rückkehr der Slytherins würde sich wohl mehrere Abende hinziehen.

Lees Stimme riss ihn erneut aus seiner Trance – es gab schlechte Neuigkeiten: Während ihrer kleinen Auffangaktion hatte Ron zwei weitere Bälle durchgelassen (was kein Wunder war, immerhin ging es um seine Schwester) und Gryffindor hatte nur einen wieder gut gemacht. Es stand vierzig zu zwanzig für das Kerkerteam. Hatten sie ihren plötzlichen Auftritt als Überraschungsmaneuver geplant? So musste es sein – denn nichts anderes hätte seine Mannschaft so aus dem Konzept bringen können!

Wütend auf diese hinterlistige Art und Weise die er noch vor dem Spiel prophezeit hatte hängte Harry sich bis zum Letzten rein; das Spiel lief eine ganze Weile – er hatte aufgehört auf den Kommentar zu achten – bis er endlich das ersehnte goldene Blitzen sah. Reflexartig schoss er darauf zu, im Fluge realisierend, dass der Schnatz genau neben Rons Ohr herumflog und er nicht mehr ausweichen konnte, wollte, durfte.

„Ron! RUNTER!“

Den völlig perplexen Gesichtsausdruck sah er noch, als er seine Flugbahn nur ein kleines Bisschen anschneiden musste um seinen Freund nicht doch noch zu treffen – was Draco Malfoy nutzte um von unten mit bereits ausgestrecktem Arm auf die beiden zugeschossen zu kommen. Harry sah kaum eine Lösung; er hielt sich ein wenig an Ginnys Beispiel und bremste seitlich so, dass er mit voller Wucht in den Blonden reinrasselte, aber selber so gut wie möglich auf Kurs blieb. Er war so nah dran!

Ein Stück unter sich hörte er Malfoy fluchen, offenbar hatte er ihn ziemlich heftig erwischt – es war zwar nicht sein Ziel gewesen ihn ernsthaft zu verletzen, aber es war wichtig, dass Gryffindor den ersten Sieg mit nach Hause nahm, da konnte er doch nicht ernsthaft darüber grübeln ob er ihn weniger fest hätte rammen sollen. Und doch tat er es, wie er mit zusammengebissenen Zähnen feststellte und erneut dem goldenen Glänzen hinterhertauchte.

„Uuuuuund Potter scheint den Schnatz gesehen zu haben! In der Hälfte der Löwen tobt ein brodelnder Kampf zwischen den Suchern der beiden Mannschaften! Malfoy, der eben noch gerammt wurde fängt sich schnell wieder uuuuuuund - “ Lautes Keuchen von Publikum. Besagter Blondschopf war erneut von unten an Harry vorbei in die Höhe geschossen, hatte aber einen besseren Winkel erwischt und seine Hand war nur Zentimeter von dem kleinen Ball entfernt… „- wird von einem Klatscher aus dem Hause Gryffindor getroffen! Schade, Draco, da sollte das Comeback wohl doch nicht sein…“

Lee hatte die ganze Sache ziemlich gut zusammengefasst, allerdings ausgelassen, dass dieser Klatscher so heftig gewesen war, dass es Malfoy beinah vom Besen riss – er wankte gefährlich, bevor er erneut Halt fand und nach Luft rang. Die übliche Arroganz in seiner Haltung war wie weggewischt, er hatte wohl unterm Strich ziemlich viel einstecken müssen.

All das nahm Gyffindors Sucher nur aus dem Augenwinkel war, er hatte es nicht mehr gewagt, den Schnatz aus den Augen zu lassen und war ihm hinterhergeflitzt. Glücklicherweise konnte er diesmal halbwegs unbehelligt ans Werk gehen, Malfoy ließ sich nicht blicken – er hatte doch wohl nicht aufgegeben? Zu früh gefreut. Es folgte ein kleines Deja-vu-Erlebnis: Der Schnatz befand sich wenige Meter über dem Boden, Harrys ausgestreckte Hand war kurz davor sich um ihn zu schließen, als er den Blonden in einem kamikazeähnlichen Akt von der Seite auf ihn zuschießen sah. Allerdings sah er nicht so aus, als ob er noch vorhätte zu bremsen; seine Mimik war merkwürdig verzogen, es war keine Spur von Triumph zu lesen – er kam näher – Harrys Hand schloss sich – Draco prallte in ihn hinein – ein Pfiff ertönte – und das nächste was beide wahrnahmen war ein schmerzhafter Aufprall auf dem Boden des Spielfeldes.
 


 

________________________________________________

____________________C0MMENT____________________

Ihr Lieben,

danke vielmals, wenn ihr es bis hierhin geschafft habt.

Wenn es gefallen hat, lasst es mich wissen, das verstärkt die Motivation zum weiterschreiben ;p

Ich hoffe, wie sehen uns im naechsten Kapitel~


 

Kriegsrat

„Und er hat den Schnatz! Potter holt einhundertfünfzig Punkte für Gryffindor! Damit steht es zweihundertzehn zu neunzig! Gryffindor gewinnt!“ Jubel brandete um sie herum los, Pressefotographen klickten sich die Seele aus dem Leib, Leute begannen aufs Spielfeld zu stürmen. Dass er den Schnatz tatsächlich in der Hand hielt realisierte Harry erst als er bemerkte, dass der Blondschopf quer über ihm drüber lag.

Beide Jungen atmeten schwer, ihr Brustkörbe hoben und senkten sich in dem verzweifelten Wunsch nach Sauerstoff – bis der grüngekleidete Sucher unsanft von Harry herunter gerissen wurde und er in einer rotgoldenen Welle unterging. Hände hoben ihn in die Luft, kaum jemand achtete darauf, dass er tatsächlich eine unsanfte Landung hinter sich hatte und ihm alle Gliedmaßen schmerzten; was vorrangig wichtig war, war Gryffindors Sieg gegen Slytherin. Das erbitterte Hausduell war gewonnen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war auch Harry wieder in der Lage, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen: Drei der vier Haustürme waren mit jubelnden, singenden und klatschenden Leuten besetzt, während der Slytherinturm sich in Null-komma-nichts geleert hatte, auch alle gegnerischen Spieler waren verschwunden. Die Hände die ihn trugen gehörten seiner Mannschaft, welche ihn erst auf beharrliches Bitten hin herunter ließ und das erste, was ihn erwartete, war ein hitziger Kuss von Ginny.

„Du hast es geschafft, Harry!“ Ron war völlig aus dem Häuschen. „Ich wusste es! Es konnte gar nicht anders laufen!“ Bei den nächsten Worten drehte er sich in Richtung des Teams. „Wir haben die Schlangen wieder in ihr Loch befördert!!“ – und Jubel brandete um sie herum hoch.

Zu Harrys Rettung bahnte sich eine bis über beide Ohren strahlende Hermine ihren Weg zu ihm; sie hatte es nicht ganz leicht, da nun auch ein Großteil des restlichen Hauses um sie herumgedrängt stand. Lachend fiel sie ihm um den Hals. „Du warst großartig! Ich bin so froh, dass ihr euch nicht habt aus der Ruhe bringen lassen. Verstehe mal einer, was Malfoy und Co hier suchen, ich wette, der Auftritt war geplant!“ Als sie ihn wieder losließ war ihre Mine skeptisch. „Lass uns da später drüber reden.“

Harry blieb nur noch Zeit für ein Nicken, ehe Ron sich gespielt nörgelnd einschaltete. „Weißt du, jetzt sind wir schon zusammen und du bekommst immer noch mehr Aufmerksamkeit. Wird sich das denn nie ändern?“ Der Schwarzhaarige konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Hermine sich auf dem Absatz umdrehte und Ron ruhig küsste.

Es dauerte noch eine geschlagene Stunde, ehe Gryffindors Sucher erlaubt wurde, sich umzuziehen und sich in seinen Gemeinschaftsraum zurückzuziehen, in dem ihn schon ein wohlverdientes (illegales) Butterbier erwartete. Wie nach jedem Sieg hatte man ausgiebig dekoriert und war in Feierlaune wie noch nie – einmal mehr wurde Harry zu ihrem Helden gekrönt.

Er selbst setzte sich schon während der Feierlichkeit ausgiebig mit Slytherins Auftritt auseinander; nicht nur mit ihrem spielerischen Geschick, sondern eher mit der Tatsache, dass alte Bekannte aufgetaucht waren. Er verstand nicht, wie es sein konnte, dass die Söhne zweier bekannter Todesser sich erneut in Hogwarts Mauern einfinden durften – nicht, nach allem was passiert war. Zu intensiv zerbrach sich Harry sein Sucherköpfchen; und schreckte auf, als er sich plötzlich erneut Neville gegenüber sitzen sah. „Hm?“ brachte er nur unelegant zustande – er hatte nicht mitbekommen, dass mit ihm geredet wurden.

Neville strahlte ihn an. „Das war klasse, Harry! Offensichtlich hat es mit der neuen Aufstellung überhaupt keine Probleme gegeben!“

„Neue Aufstellung?“ Harry war so verwirrt, dass er nicht direkt begriff, wovon Neville redete. „Jaah~ Wir funktionieren ganz gut zusammen, aber unsere Treiber brauchen noch eine Menge Training.“

Enthusiastisch wurde ein Kopf geschüttelt. „Nein, nein! Ich meinte doch Slytherins Aufstellung! Weißt du noch? Ich wollte es dir doch schon vor dem Spiel sagen!“ Offenbar war er sehr stolz auf diese Information.

Und da fiel es Harry wie Schuppen vor den Augen: Neville hatte sie ja noch vor dem Spiel darauf angesprochen, es gäbe ein Gerücht… „Ist schon gut, wahrscheinlich hätte ich es nicht glauben können.“ Er schwieg eine Weile, bevor ihm etwas einfiel. „Sag mal… Hast du zufällig auch was darüber gehört, wie es kommt, dass Malfoy und Goyle wieder da sind?“

Harry konnte förmlich zusehen, wie Nevilles Grinsen einfror und seine Züge ernüchterten. „Es ist… nur ein Gerücht –„

„Egal, ich will es hören.“

Neville war sichtlich unwohl in seiner Haut. „Na gut.“ Sein Blick schweifte in die Ferne, als er ansetzte. „Du hast ja sicher im Tagespropheten gelesen, dass Malfoys Eltern nach letztem Schuljahr in Askaban gelandet sind… Malfoy Manor wurde angeblich verpfändet und nun… naja, nun hat er erstmal keinen Ort mehr, an dem er leben kann. Alle seine Verwandten sind ja irgendwie… entweder tot, auf der Flucht oder auf Askaban. Er ist zwar volljährig, könnte also alleine wohnen, aber mit der Reputation ist es wahrscheinlich schwer, ohne Schulabschluss Arbeit zu finden…“ Neville bedachte Harry mit einem vorsichtigen Blick, ehe er fortsetzte. „McGonagall hat ihm angeboten, das Jahr zu wiederholen.“

Seinem Gegenüber war der Unterkiefer runtergeklappt. „McGonagall hat… was?“ Das konnte nicht sein Ernst sein! McGonagall war doch unter denjenigen, die Hogwarts gegen Voldemort und seine Armee behauptet hatten! Wie konnte sie nur…

In diesem Moment wurden sie von Ron unterbrochen, der sich mit einem Butterbier in der Hand und sich noch immer über ihren Sieg auslassend zwischen sie fläzte. „Och Leute, was schaut ihr so miesepetrig? Wir haben gewonnonnonnonnen…!!“ Offenbar hatte der Rotschopf schon in ein oder zwei Flaschen zu viel geschaut, da diese Theorie sich auch in Hermines Blick wiederspiegelte, die gerade hinter das Sofa trat auf dem Ron und Neville saßen. Im Grunde zeigte ihre Mimik blankes Entsetzen und den Wunsch, ihren Freund irgendwie ins Bett zu verfrachten – gemischt mit einer gewissen Hilflosigkeit. Als sich dann auch noch eine bittende Nuance hinzuschlich, wusste Harry, mit was er es zu tun hatte; das Gute daran war, dass er sich ein wenig ablenken konnte.

Noch immer schockiert von der Neuigkeit, die ihm grade zugetragen wurde, folgte er also perplex Hermines unausgesprochener Bitte mit einem schief lächelnden „Wingardium Leviosa hattest du schon im ersten Jahr drauf, wieso lässt du ihn nicht hochschweben?“, legte sich einen von Rons Armen um die Schultern und zog ihn hoch. Neville murmelte er zu: „Bin gleich wieder da, bitte weih‘ Hermine da mit ein.“

Wie sich rausstellte, war Ron im alkoholisierten Zustand noch ein wenig sperriger, als es ein Ganzkörperklammerfluch zur Folge gehabt hätte – Harry hatte das Gefühl, er blieb absichtlich an jeder Ecke hängen. Allerdings könnte das auch daran liegen, dass Ron partout nicht ins Bett wollte, um die Welt noch weiterhin mit „Wir haben sie geschlaaaaaageeeeeen! Die Schlagen sind alle! Malfoy machte BUMM und wir ha’m gewunnnnnn…!“-Rufen zu beschallen. Harry schämte sich eindeutig ein wenig fremd, weshalb er sich letztendlich doch die Ganzkörperklammer gewünscht hätte – aber das konnte er ja nicht tun, schließlich war er ein guter bester Freund, der seinen zeternden Kumpel auch gegen seinen Willen ins Bett verfrachtete, wenn er es nötig hatte. Er konnte ihm ja morgen dafür danken. (Nicht.)

Nach einer geschlagenen halben Stunde war er wieder in den sich leerenden Gemeinschaftsraum zurückgekehrt und ließ sich erschöpft neben Neville sinken – Hermine hatte den Sessel für sich beansprucht, auf dessen Lehne nun Ginny saß. Beide Mädchen sahen ihn an, als ob sie grade ein Gespenst gesehen hätten; ein wenig entrückt und um Fassung ringend.

Ginny war die erste, die sich zu Wort meldete. „Ich kann nicht glauben, dass sie sie wieder aufgenommen haben. Sie haben geholfen, die Schule in Schutt und Asche zu legen. Sie waren… an Morden beteiligt…“ Genannte Fassungslosigkeit breitete sich nun auch in ihrer Stimme aus, ehe sie ganz abbrach und nur noch den Kopf schüttelte. Es war glasklar, dass sie an ihren verstorbenen Bruder dachte, Tonks, Lupin, alle, die zum Wohle der Menschheit ihr Leben gelassen hatten. Betroffenheit verbreitete sich, diese gemeinsame Erinnerung machte die unergründliche Rückkehr noch um einiges schlimmer.

Sachte legte ihr Hermine von hinten eine Hand auf die Schulter. „McGonagall wird sich schon was dabei gedacht haben. Zumindest hoffe ich das.“ Mit einem tiefen Seufzen drehte sie den Kopf und fand einen Scheit im Kaminfeuer, auf den sie ihre Aufmerksamkeit richten konnte; der Zwiespalt zwischen Objektivität und Subjektivität in dem sie steckte, war ihr anzusehen. „Wer in Hogwarts Hilfe sucht, dem wird sie erteilt… Offenbar handelt sie danach. Oder es ist mal wieder anders als wir denken.“

„Was kann da anders sein, Hermine? Malfoy steckte im Krieg mit drin. Welcher Grund rechtfertigt es, dass er auf diese Schule zurückkehren darf? Wieso muss er ausgerechnet nach Hogwarts zurückkommen?“ Harry verstand es nicht und sich zu ereifern machte es nicht besser; er spürte förmlich, wie die Unruhe in ihm wuchs. Das einzige zu Hause mit dem er sich je wirklich verbunden gefühlt hatte, in dem ihn ein Gefühl der Sicherheit umfing, sollte selbst nach all diesen schrecklichen Taten nicht gänzlich von jedem in seinen Augen schädlichen Einfluss befreit sein. Alles in ihm sträubte sich gegen diesen Gedanken und die anderen schienen es zu merken.

„Vielleicht wollen sie ihn im Auge behalten?“ schlug Neville vor. „Gerade weil er nicht die rosigste Vergangenheit hat… Hier haben sie ihn noch eher unter Kontrolle als außerhalb des Schlosses.“ Wenn man es genauer betrachtete, klang es logisch. Halbwegs zumindest, was die zweifelnden Minen der anderen zum Ausdruck brachten. „Naja, bedenkt doch mal, wie viele Lehrer hier sind und Leute, die ihn leicht überwältigen könnten. Es kann ja wirklich sein, dass da nur guter Wille dahintersteckt…“ Neville klang selbst nur leidlich überzeugt. Eine Lösung des Rätsels kannten sie alle nicht.

Die Freunde schwiegen eine Weile, ließen sich das Gesagte durch den Kopf gehen, während es immer leerer wurde und sich schließlich auch Ginny und Neville in ihre Betten verabschiedeten. Sie hatten beschlossen, ihre Überlegungen an einem anderen Tag fortzusetzen, an dem sie nicht alle müde und erschöpft waren – mal abgesehen vom Status ‚leicht alkoholisiert‘.

Als Hermine nun erneut das Wort ergriff, waren sie bis auf ein paar unausgelastete Erstklässler in einer anderen Ecke des Gemeinschaftsraumes allein. Tatsächlich wurde hier das erste wage positive Wort über Draco Malfoy gesagt. „Vielleicht sollten wir dem Ganzen Zeit geben, Harry. Malfoy mag noch die übliche Arroganz an den Tag legen, aber ich glaube immer mehr, dass das nur eine noch härtere Schale ist, als die die er bisher trug.“ Nachdenklich machte sie einige Momente Pause. Sie wusste, wie schwach sich das anhören musste. „Er lief an mir vorbei, nachdem das Spiel abgepfiffen war. Da war rein gar nichts in seinem Gesicht, das mich an den Draco Malfoy erinnert hat, den wir kennen.“ Sie würde ja sagen, es sah sehr nach Leid aus, was sie in seinen Zügen gelesen hatte, war sich aber nicht sicher, wie glaubhaft diese Äußerung aus ihrem Munde klingen würde. Immerhin waren sie jahrelang Erzfeinde und nie gut aufeinander zu sprechen gewesen – sie konnte diese Beobachtung ja kaum mit sich selbst vereinbaren. Hermine rieb sich einmal energisch mit den Händen übers Gesicht, ehe sich aufstand und Harry umarmte. „Ich sollte ins Bett gehen, die Übermüdung tut mir nicht gut…“.

Harry registrierte die Worte seiner besten Freundin, speicherte sie ab, um sich in naher Zukunft mit ihnen zu beschäftigen. Er wusste, dass sie den Sachverhalt lediglich von allen Seiten betrachten wollte, er konnte, wollte aber kein positives Haar an jenem Slytherin lassen, um des es hier ging. Zu lange hatte er das Bild von ihm mit negativen Attributen gespickt, als dass er plötzlich anfangen könnte, auch nur ein kleines positives Lämpchen auf ihn zu richten.

Das leise „Schlaf gut“, das noch vom Turmaufgang zu ihm rüberhallte nahm Harry so tief in Gedanken nicht mehr wahr. Was ihn beschäftigte, war vielmehr der Blonde, der ihn heute so völlig aus der Fassung gebracht hatte – und das mit seiner bloßen Anwesenheit. Im wollte es einfach nicht in den Kopf, was alles hatte schief gehen müssen, um sie alle in diese Situation zu bringen.

Jahrelang hatten sie sich bekämpft, anfänglich hatte es sich alles noch in kleinen Hexereien abgezeichnet, bis es schließlich bitterböser Ernst geworden war; allerspätestens bei Dumbledores Tod war klar, dass ihr Leben nicht mehr von kindlichen Scherzen bestimmt wurde und der nächste Fluch den sie sich an den Hals jagten womöglich ein tödlicher wäre. Das alles war ein eher schleichender Prozess gewesen, zumindest hatte es Harry eine Weile so wahrgenommen – bis dann in Schüben die Realität über sie hereingebrochen war. Oft fragte er sich, wie sie zu denen geworden sind, die sie heute waren – hätte sein eigenes Schicksal anders aussehen können?

Wohl kaum, rief er sich ins Gedächtnis. Ja, die Prophezeiung hätte auch auf jemand anders zutreffen können; aber es hatte nunmal ihn erwischt und er sah sein Schicksal ab diesem Punkt als determiniert an. Er hatte sich längst damit abgefunden, für diese eine Sache zu leben.

Bei Ron und Hermine war es das Band, das ihre Freundschaft geknüpft hatte, welches dafür verantwortlich gemacht werden konnte, dass ihr Leben auf diese Weise verlaufen war. Sie hatten immer zu ihm gehalten, egal wie oft er sie aus der Gefahrenzone bringen wollte, hatten nicht aufgegeben, sondern ihn unterstützt und immer hinter ihm gestanden. Die unendliche Dankbarkeit die er empfand war mit Worten nicht einmal annähernd auszudrücken.

Was übrig blieb, war der Fakt, dass er nicht nachvollziehen konnte, warum Draco Malfoy so geworden war, wie er nunmal war. Harry konnte sich nicht ausmalen, wie seine Kindheit gewesen war, was ihn beeinflusst hatte und wie es in ihm aussah. War das der Grund für seine strikte Abwehrhaltung? Er wusste es nicht, konnte es auch nicht mehr greifen, allerdings war er mit ebendiesen Gedankenwindungen beschäftigt, als er spätnachts vor dem Kaminfeuer einnickte.
 


 

________________________________________________

____________________C0MMENT____________________

Ihr Lieben,

danke für's Lesen, ich hoffe, es hat euch gefallen.

Kleine Vorwarnung: Ich kann noch nicht abschätzen, wann das nächste Kapitel kommt, ich bin erstmal in der Klausurphase. Bleibt mir aber trotzdem erhalten, bitte! ;D



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück