Angst und andere Geheimnisse von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hallo, also als ich auf die animexx-fanfic-site gestoßen bin, hab ich nen Freudensprung getan, als ich die Musketiere hier fand, ne J dann hab ich begonnen, mir alle veröffentlichen FanFics durchzulesen und einige haben mich dabei so inspiriert, dass ich endlich über meine Schreibblockade hinweg gekommen bin...Egal, ob ihr glaubt, ihr könnt schreiben oder nicht, nehmt einfach nen Kuli, Bleistift oder sonst was in die Hand und schreibt los, denn damit macht ihr vielen anderen ne Freude (wenn sie eure Fics lesen dürfen, is ja klar :-)) Ansonsten hab ich mich hier also mal nützlich gemacht, als neues Mitglied (ich muss doch schließlich was beitragen, ne) Dies hier ist sozusagen das erste Kapitel meiner Story (es wird wohl auch nur noch 'ein' weiteres folgen ;-)) Würde mich über Meinungen jeglicher Art freuen... Ich wollte eigentlich nich zu viel verraten, aber es sollte doch schon ein Athos x Aramis story werden...lasst euch überraschen...tschü sagt DKrisi Angst und andere Geheimnisse Ich musste nachdenken. Und wo konnte ich das besser tun als außerhalb von Paris an einem einsamen Platz am Ufer der Seine? Ich kam hierher, um wieder ein kühlen Kopf zu bekommen, was die mindestens dreißig Grad Lufttemperatur nicht gerade unterstützten. Ich liebte den Sommer, das habe ich schon immer. Dabei gab es doch Momente, wo ich mir wünschte, dass der Sommer nicht so heiße Tage mit sich brachte. So auch dieses Jahr. Jedes Mal stand ich verstohlen neben meinen Kollegen, als diese sich auszogen, um nach dem Dienst eine Abkühlung in der Seine zu erfahren. Und jedes Mal musste ich nach einer anderen Ausrede suchen, damit mir die Männer nicht zu nahe kamen, um mir die Uniform vom Leib zu reißen, weil ich mich erneut sträubte auch nur mit der Fußspitze das Wasser zu berühren. Manchmal kam mir unser 'Kleiner' zu Hilfe, wofür ich sehr dankbar war. Ich konnte mich wirklich auf ihn verlassen. In unserer Kolonne kursieren daher jedes Jahr aufs neue die Gerüchte um mich herum. Ich lege keinen Wert darauf, weil meine Freunde hinter mir stehen und versuchen, möglichst hinter meinem Rücken, die Gerüchtevertreiber zum Schweigen zu bringen. Aber ich würde lügen, wenn mich diese Meinungen nicht belasten würden. Und oft genug stehe ich vor dieser einen vielversprechenden Entscheidung mein Geheimnis einfach vor allen hinaus zu schreien. Warum eigentlich war ich noch in Paris? Ich hatte meine lang geschworene Rache in die Tat umgesetzt und konnte nun endlich mein Leben wieder leben. Aber ich tat es nicht. Zum einen wegen ihm. Zum anderen weil mir einmal ein Freund sagte, er könne nicht auf mich verzichten. Diese Worte bedeuteten mir viel. Damals wie heute. Zur Zeit machte er Urlaub in der Gascogne bei seiner Familie. Er hatte doch tatsächlich den Elefanten mitgenommen. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Aber dies war nicht der Grund, warum ich hierher kam um nachzudenken. Ich glaube, es war vor ungefähr zwei Wochen, als ich meine Nachtschicht antreten musste. Es wurde bereits langsam dunkel, als ich den Trainingsplatz vor dem Haus der Musketiere erreicht hatte. An diesem Abend war ich aus irgendwelchen Gründen besonders müde und ich hatte Schwierigkeiten überhaupt meine Augen offen zu halten. Heute noch war mir unverständlich, wie ich die Nacht hätte wach bleiben können, wenn nicht das passiert wäre, was mich bis heute so verwirrte. Als ich am Pferdestall inmitten des Hofes vorüberging, sah ich ihn. Er stand dort mit einer Frau, die ich schon des öfteren mit ihm angetroffen hatte, nur hatten sie nie bemerkt, dass ich sie gesehen hatte. Doch an jenem besagten Tag war es anders. Ich hatte gespürt, wie langsam die Panik in meinem Körper hinaufkroch. Es war das Gefühl der Eifersucht, vor der ich sonst immer versucht hatte zu fliehen, als ich ihn mit 'ihr' antraf. Doch in dieser Nacht war ich von ihrer beiderseitigen Intimität zu geschockt und zu müde, um an den beiden unbemerkt vorüber zu gehen, sodass sie mich erkannten. Ich hatte ihm direkt in die Augen gestarrt und erst als er meinen Blick deuten konnte, sah ich in 'seinen' Augen, was 'meine' ausgedrückt hatten. Kränkung und Eifersucht. Es hatte ihn verwirrt, 'das' hatte ich gespürt. Er hatte durch diesen Blick erkannt, dass ich Zuneigung für ihn empfand. Und ich, ich hatte in diesem zwiespältigen Moment sogar eine einzelne Träne gewähren lassen, die den Weg über meine rechte Wange fand. Auch 'das' hatte er gesehen. Danach konnte ich nicht mehr denken. Ich weiß nur noch, dass ich mich abgewandt hatte und ins Quartier gegangen war. Konnte man sich das vorstellen? Seit diesem Vorfall hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Wir hatten uns einmal 'höchstens' zwei Sekunden gegenüber gestanden, bei dem keiner dem anderen in die Augen gesehen hatte. Er liebte Frauen. Er glaubte, dass ich ein Mann war. Und nun fühlte er sich in die Enge getrieben, weil er wusste, dass sich ein 'Mann' zu ihm hingezogen fühlte. Er brauchte Abstand, ich auch. Ein oder zwei Tage später kam heraus, dass wir beide fast zur gleichen Zeit den Kapitän baten mit anderen aus der Kolonne, beziehungsweise Schichten zu schieben. Er hatte es genehmigt, aber ebenso laut aufgeseufzt. Ich bin mir fast sicher, dass der Kapitän wusste, dass ich mich in einer meiner besten Freunde verliebt hatte. Und sicher hatte er auch den damit verbundenen Ärger vorausgesehen. Er hatte mir gegenüber aber nichts gesagt. Er hatte sich lediglich vor mich gestellt und fast kaum spürbar kurz mein Haar berührt. In diesem Augenblick hätte ich am liebsten angefangen zu weinen, doch das hatte ich nicht. Ich war einfach hinausgegangen. Unsere Freunde bemerkten unser verändertes Verhalten, da wir gemeinsame Abende vermieden. Unser Kleiner hatte mich nur in die Arme genommen und meinte, ich solle den Kopf nicht hängen lassen. Danach war er in die Gascogne aufgebrochen. Und er würde wiederkommen. Er war mein Trost, da er mein Geheimnis kannte, wie auch sein kleiner Freund und der Kapitane. Jetzt, zwei Wochen später saß ich auf einem Stein und beobachtete die Wasseroberfläche der Seine. Es beruhigte mich und ich konnte neue Hoffnung schöpfen, dass sich alles zum Guten wenden würde. Ich rollte mich vom Stein herunter in das seichte Gras daneben und blickte zum hellblauen Himmel hinauf. Wenn es zum schlimmsten käme und er könnte nicht damit umgehen, würde mich nichts mehr in Paris halten. Ich würde fortgehen. "Bitte lass es nicht dazu kommen, Athos...". Der späte Abend war angenehm. Es hatte sich draußen doch so sehr abgekühlt, dass ich gezwungen war ein 'kleines' Feuer im Kamin zu legen. Außerdem benötigte ich Licht, um mein Buch weiterzulesen, denn ich hatte morgen erst am späten Nachmittag gemeinsam mit Porthos Wache im Quartier zu schieben. Ich weiß nicht, wann ich mir das letzte Mal Zeit genommen hatte, um diesen Roman weiterzulesen. Normalerweise saß ich sonst um diese Stunde bereits im Bett und zerbrach mir den Kopf über meine gegenwärtige Situation und wie ich sie verändern könnte. Doch heute ließ ich alles hinter mir. Ich breitete eine Decke direkt vor dem Kamin aus, nahm mir mein Buch und machte es mir gemütlich. Ich wusste, wenn ich mich nur mit dem 'Problem Athos' auseinandersetzen würde, wäre ich vielleicht noch irgendwann krank geworden, weil die Situation ausweglos erschien. Ich begann also schon wieder damit mir Gedanken darüber zu machen. Nein, nicht heute, diesmal war der Abend für mich bestimmt. Aber wie konnte es auch anders kommen, jemand klopfte an meine Tür. Es war bereits spät, sodass ich mich halb verwundert und halb quälend von meinem schön angewärmten Platz auf meiner Decke erhob und die vier Schritte geradeaus zur Eingangstür tätigte. Ich öffnete und war noch mehr überrascht. Genau vor mir stand Athos. Er hatte den Kopf etwas gesenkt, um mir nicht sofort in die Augen sehen zu müssen. Ich musste zugeben, mit ihm hatte ich am allerwenigsten gerechnet und außerdem war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, wahrscheinlich heute eine Erklärung über mein letztmaliges Verhalten abzugeben. Als mir diese Tatsache in den Sinn kam, versteifte ich mich augenblicklich. Um etwas Bedenkzeit zu gewinnen, winkte ich ihn mit der Hand herein, drehte mich von ihm weg und ging noch vor ihm zurück in mein Haus. Und noch immer hatten wir uns nicht in die Augen geschaut. Als ich glaubte meine verwirrten Gefühle wieder unter Kontrolle zu haben, wandte ich mich ihm zu. Er stand ungefähr zwei Meter von mir entfernt und sah in dem gedämpften Licht, dass das Kaminfeuer erzeugte, verschlafener und älter aus als sonst. Er war anscheint von seiner Schicht direkt zu mir gekommen. Aber vielleicht irrte ich mich auch und das alles fiel mir heute einfach zum ersten Mal auf. Dann blickte er mir entgegen. Aber es war nicht der freundschaftliche Blick, den wir sonst immer geteilt hatten. Nein, es war etwas anderes. Er hatte etwas vor, das war das einzige was ich aus seinen Augen entnehmen konnte. Er schien genauso in meinem Gesichtsausdruck etwas zu suchen, aber konnte wohl nichts finden, da ich selbst nicht in der Lage war meine Gefühle zu ordnen. Ich begann ihn zu mustern, sodass mir die zwei Flaschen Rotwein, die er in beiden Händen trug, ins Blickfeld gerieten. "Es scheint, als hättest du einen längerfristigen Abend geplant...", versuchte ich so trocken und 'männlich' wie möglich zu klingen, was eigentlich mehr oder weniger auf seine Geliebte hindeuten sollte. Athos verstand, was ich damit sagen wollte. "Ja, eigentlich schon...", er hielt mir die Rotweinflaschen direkt unter die Nase "eine für dich und eine für mich...". So war Athos, wortkarg. Er sagte stets nur das wichtigste, was mir normalerweise völlig ausreichte, um zu verstehen was er meinte. Andere hingegen wie Porthos zum Beispiel hatten da so ihre Probleme. Aber anscheint war ich heute auch ein wenig begriffsstutzig, da ich ihn bei seinen Worten nur anstarrte. Er wandte sich von mir ab und deutete sogleich auf die ausgebreitete Decke vor dem Kamin. Sie musste ihm wohl schon beim Eintreten in mein Haus aufgefallen sein. Zum Kamin blickend meinte er "Aber so wie es aussieht, hast du heute Abend wohl schon etwas anderes zu tun...". "Ja, eigentlich schon..., ich hatte eine heiße Nacht mit meinem Buch geplant...", entgegnete ich prompt ohne nachzudenken, worauf Athos aber überraschend seinen Mund zu einem Lächeln verzog. Es brachte mich auch zum Schmunzeln. Athos sprach weiter "Weißt du, es ist eine Weile her, dass wir alle etwas gemeinsam getrunken haben und heute verlangte es mich sehr danach...D'Artagnan ist aber noch im Urlaub und Porthos traf ich nicht mehr an. Allein wollte ich aber diesen edlen Wein nicht leeren...". Athos war ehrlich zu mir. Aber es sah nicht danach aus, dass er das Problem oder seine Gedanken über mich bereinigen wollte. Er sah darüber hinweg. Ich befürwortete es ehrlichgesagt, weil mir einfach der Mut fehlte über meine Gefühle ihm gegenüber zu sprechen. Es hätte bedeutet die gesamte Wahrheit zu offenbaren und dazu war ich nicht bereit. Er versuchte den Bruch in unserer Freundschaft zu kitten. Und lieber versteckte ich alle Gefühle und wollte sein Freund sein, als alles andere aufs Spiel zu setzen. Aber noch immer wussten wir beide nicht genau miteinander umzugehen. Er wollte gerade an meinem Esstisch Platz nehmen, wovon ich ihn jedoch abhielt "Athos, nein...wir setzen uns vor den Kamin, damit ich die Decke nicht umsonst ausgebreitet habe...". Er nahm den Vorschlag ohne Wiederrede an, sodass wir es uns am besagten Platz bequem machten. Anfangs schwiegen wir verhalten, aber je mehr Wein jeder aus seiner Flasche zu sich nahm, desto lustiger wurde die Nacht. Wir waren so vertieft im Reden und Spaßen, dass wir nicht einmal die Notre Dame außerhalb wahrnahmen, die Mitternacht schlug. Es war fast so wie früher, aber eben nur 'fast'. Als Athos dann plötzlich verstohlen in seinen Flaschenhals blickte und nur Leere feststellte, amüsierte ich mich köstlich über ihn. "Aha, das bedeutet wohl, dass deine Flasche leer ist...", ohne auf Antwort zu warten, stellte ich meinen Wein auf der Decke ab und stand auf "Warte hier einen Moment, ich glaube, ich habe noch etwas in meinem Schlafzimmer...". In meinem Schlafzimmer fiel nie das Sonnenlicht ein, weil mein Haus an der Seite von einem nebenstehenden verdeckt wurde, sodass es in diesem Zimmer im Sommer immer angenehm kühl war, aber im Winter hingegen manchmal so arg kalt, dass nicht einmal vier Schlafdecken über mir in meinem Bett genügten, damit mir warm wurde. In dieser Zeit wünschte ich mir dann doch einen starken Männerkörper, der mich wärmte. Noch dazu träumte ich von einem bestimmten. Jetzt um diese Zeit nutzte ich mein Schlafzimmer zum Teil als Weinkeller. Als ich einmal nichts wirklich richtiges mit meiner Zeit anzufangen wusste, hatte ich eine Art kleines Weinregal aus hellen Buchenholzbrettern zusammengebaut. Darauf war ich wirklich stolz. Es stand nun am Fußende meines Bettes. Ich hatte wirklich exzellente Jahrgänge zu bieten. Einige von den Flaschen waren schon nahezu zwanzig Jahre alt. Als ich am überlegen war, welchen wir wohl öffnen sollten, hörte ich einen dumpfen Aufprall im Nebenzimmer und ein unterdrücktes Fluchen von Athos aus. "Ist alles in Ordnung, Athos?", rief ich besorgt zur Tür hinaus und erhielt sofort eine Antwort "Ja, aber ich habe Wein verschüttet. Hast du irgendwo ein Tuch, damit ich das aufwischen kann?". Gut, mehr war also nicht passiert. Ich schenkte meine ganze Aufmerksamkeit wieder der Lösungsfindung des Weines wegen zu und entgegnete laut ohne weiter darüber nachzudenken, welche möglichen Konsequenzen es mit sich brachte "Ja, geh zu dem Wandschrank hinüber. Drinnen müsstest du einige finden...". Ich hörte noch die leisen Schritte, die Athos tat, als er das Nebenzimmer durchquerte und die knarrenden Schranktüren öffnete. Dann glaubte ich den richtigen Jahrgang für uns beide gefunden zu haben. Als ich durch die Tür trat, war ich ganz und gar damit beschäftigt das Etikett auf der Flasche nochmalig durchzulesen und bemerkte aber plötzlich, als ich aufsah, dass Athos noch immer in den Wandschrank starrte und den vergossenen Wein noch gar nicht vom Boden aufgewischt hatte. Er regte sich nicht. Und dann wurde mir schlagartig bewusst, was ich so offensichtliches im Wandschrank befand: mein einziges Kleid, welches ich noch besaß. Ich hatte es in diesen Schrank gehangen. Zur Erinnerung daran wer ich 'wirklich' war. Denn manchmal verschmolzen Realität und Fiktion unheimlich miteinander und man selbst vergisst, wer man wirklich ist, weil man sich tagtäglich für jemanden anderen ausgibt. Es sollte mir auch als Warnung und Moralapostel dienen. Athos glaubte wahrscheinlich, dass dies nur das Kleid einer Geliebten wäre. Das würde ihn dazu veranlassen zu glauben, dass ich keine Gefühle für ihn hegte. Mir konnte doch eigentlich nichts besseres passieren... Wenn es denn doch auch nur so gewesen wäre... Denn...er drehte sich langsam zu mir um, dass ich glaubte, dass eine Sekunde sich aus einer Stunde zusammensetzen würde. Es war quälend langsam. Er blickte mir düster entgegen, sodass mir unbehaglich zumute wurde. Meine Arme senkten sich, doch ich hielt seinem strengen Blick stand und krallte mich fest an die Weinflasche in meiner rechten Hand, die mein lebensrettender Anker zu sein schien. Ich bildete mir ein, keinerlei Ausdruck in meinen Augen zu zeigen. Ich konnte Athos in diesem Moment überhaupt nicht einschätzen. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, was jetzt passieren würde. Er näherte sich auf bis zu zwei Meter an, noch immer mit eiskalten Augen und ich noch immer standhaft. Plötzlich begann er seinen Degen, den er an seiner linken Seite trug, zu ziehen und deutete dann auf die Stelle zwischen meinen Schultern. Noch immer zeigte ich keinerlei Reaktion. Ich war es nicht gewohnt von Athos bedroht zu werden. Die gesamte Situation verwunderte mich einfach nur. Und plötzlich... Er führte mit einer schnellen Bewegung den Degen an meinem Körper hinab. Ich hatte eigentlich überhaupt nichts gespürt. Aber meine Uniformjacke und mein darunter liegendes Hemd waren zerschnitten und aufgetrennt. Athos hatte etwas geahnt. Es wurde mir schlagartig bewusst. Das Kleid im Wandschrank hatte ihn nur weiter in die Gewissheit gedrängt. Vorsichtig aber entschlossen führte er die Degenspitze an meinen Kragen und schob meine Jacke samt Hemd zur Seite, sodass er meine weißen Schultern betrachtete, meine Brust und meinen flachen Bauch. Dann sah er mir wieder in die Augen und ich erkannte, dass er sich verraten fühlte und diese Gefühle hatte er zurecht. Es war nur fair, dass er dies mit mir machte, dass er 'Gewissheit' verlangte. Ich hatte kein Recht ihn daran zu hindern, so ließ ich es geschehen. Die Klinge war kalt und hätte mich leicht verletzen können, aber Athos ließ es nicht dazu kommen. Noch einmal betrachtete er mich eingehend, dann schwebte sein Degen in die Scheide zurück. Athos drehte sich von mir weg, ging geradewegs auf die Eingangstür zu, öffnete sie und war verschwunden. Die Tür blieb offen... Und ich sank auf den Boden und zog die Beine eng an mich heran. Es war geschehen...Er kannte die Wahrheit...Es war alles neu...Es war alles aus... Nisch zu verjessen: die Charas sind net meine! Traurig, aber war...wir alle müssen uns schließlich etwas fügen :-) Kapitel 2: ----------- Angst und andere Geheimnisse - Teil 2 Es war heiß an diesem Tag. Schon wieder. Anstatt irgendwo außerhalb von Paris in der Sonne zu liegen, musste ich am Nachmittag Wache schieben gehen. Na ja, ich konnte ja dort gemeinsam mit Porthos weiterjammern. Vielleicht war es auch besser, dass ich den Tag im kühlen Hauptquartier verbringen musste, weil mich doch ein leichter Kater zu begleiten schien, der sich manchmal doch durch Kopfschmerzen oder Übelkeit bei mir bemerkbar machte. Nachdem Athos heute Nacht fluchtartig mein Haus verlassen hatte, saß ich erst einmal noch eine Weile auf dem Fußboden. Irgendwann erinnerte ich mich an die Weinflasche in meiner rechten Hand. Und ich versuchte meinen Frust zu ertränken. Ich hätte es besser wissen müssen. Das Ergebnis waren Kopfschmerzen. Vielleicht konnte mich Porthos etwas ablenken. Als ich den Vorhof der Musketiere erreichte, war es wie an jedem unerträglich heißen Sommertag beachtlich ruhig. Ich konnte mir vorstellen, dass die Musketieranwärter (die bekanntlich den ganzen Tag anwesend sein mussten) und einige Alteingesessene sich zum Hinterhof geflüchtet hatten, weil man dort zu dieser Zeit den meisten Schatten auf dem Gelände finden konnten. Und da sie sicherlich ihre Fechtübungen durchführen mussten auf Befehl des Kapitäns, benötigten sie einen angenehmen Platz, an welchem sie sich für einige Minuten erholen konnten. Ich ging geradewegs zum Haupteingang und öffnete die schwere Tür. Nachdem ich mich dann zum Dienstantritt bei Kapitän de Trèville gemeldet hatte, schlenderte ich die schmale Treppe hinab und bog geradewegs zum "Zimmer der Wache" ein. Wie nicht anders zu erwarten, saß Porthos bereits am großen Ebenholztisch, der direkt unter dem Fenster stand und war dabei eifrig die Karten zu mischen. "Du kommst spät", war die nette Begrüßung von Porthos, der dabei leicht einmal von seinen Karten aufblickte. Ich zog meine Nase kraus "Nein Porthos, du bist zu früh...", meinte ich sicher und ging auf ihn zu, während ich schnell und leise ergänzte "wie immer...". Jetzt blickte er von seinen Karten auf und starrte mich an. Es war jedes Mal das gleiche, wenn wir zusammen Dienst schieben mussten. Dann begann Porthos zu lächeln und wir beide umarmten uns zum Zeichen der 'wirklichen' Begrüßung. Dabei drückte er mich stets so fest, dass ich beinahe einen Atemstillstand erlitt. Dann versuchte ich ihn davon abzuhalten, aber heute hinderte ich ihn nicht daran fester zu zupacken, weil ich es genoss, von jemandem umarmt zu werden, noch dazu von einem besten Freund. Bereits damit schenkte mir Porthos Trost, doch von alledem ahnte er nichts. Doch ich war ihm dankbar. Als wir uns schließlich gegenüber am Tisch saßen und Porthos zum dritten Mal den versuch startete mich im Kartenspiel zu besiegen, begann er zu reden "Und Aramis? Wie sieht es aus, hättest du Lust mit mir und den Jungs heute Abend in die Seine zu hüpfen?". Ich sah erschrocken von meinen Karten auf, weil ich glaubte, Athos hätte mein kleines Geheimnis bereits verraten. Aber noch im gleichen Moment wurde mir klar, dass er so etwas nie tun würde. Ich glaube, Athos würde nicht einmal ein Geheimnis seines ärgsten Feindes jemand anderem verraten. Und meine Vermutung bestätigte sich, denn wieder einmal begann Porthos zu schmunzeln. "Ach Porthos, lass die Scherze...", erwiderte ich schmollend und versuchte mein Gesicht hinter meinen Karten zu verstecken, weil ich wirklich darauf hereingefallen war. "Aha, man kann den schlagfertigen Aramis also doch noch sprachlos machen", lachte Porthos, doch dann wurde er plötzlich ernst "Weißt du Aramis..., wir kennen uns noch schon so lange und haben uns eigentlich immer alles erzählt...Wenn jemand von uns Geldnot hatte, halfen wir...Hatte jemand üble Typen am Hals, halfen wir...Wir alle zusammen sind eigentlich nicht zu schlagen...und trotzdem fragen wir uns manchmal, warum du bei bestimmten Dingen so weit von uns entfernt bist... Du scheinst dann ein anderer Mensch zu sein...", brachte Porthos nun zur Sprache und mir fiel auf, dass sich Porthos wirklich Gedanken und Sorgen um mich machte. Es rührte mich. "Also, du weißt, du kannst mir vertrauen 'und' du kannst mir alles erzählen...Was also hat es mit dem Schwimmen auf sich?", fragte Porthos nun direkt und ich wusste, was ich zu antworten hatte "Schon so oft war ich euch dankbar dafür, dass ihr, also du, D'Artagnan und Athos, mir den Rücken gestärkt habt und mir euer Vertrauen entgegenbringt, aber Porthos...es tut mir leid, ich kann es dir nicht sagen...", also jetzt konnte sich Porthos wenigstens vorstellen, dass ich wirklich ein Geheimnis hütete. Er schien enttäuscht, aber ich hatte den Satz noch nicht beendet "...ich kann es dir 'noch' nicht sagen...", als er dies von meiner Seite aus vernahm, lächelte und nickte er zufrieden. Nach einer Weile fügte er noch leise hinzu "Egal was zwischen Athos und dir vorgefallen ist, auch das kommt sicher bald wieder in Ordnung", Porthos sprach mir Mut in dieser Situation zu und ich kann gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich in diesem Moment war, einen solch guten Freund zu haben. Ich glaube, er würde mir immer zur Seite stehen. ***************************************************** Es war bereits Mitternacht vorbei, als ich die Kerze im "Zimmer der Wache" löschte. Ich hatte Porthos früher nach Hause geschickt, weil er kaum noch die Augen offen halten konnte. Wahrscheinlich hatte ihn seine Geliebte, also sein 'Bier', letzte Nacht zu sehr gefordert. Als ich dies bei mir dachte, musste ich selbst darüber grinsen. Es tat mir gut heute mit Porthos gesprochen zu haben. Er hatte mich gut von meiner jetzigen Situation bezüglich Athos abgelenkt. Dennoch tat es mir in der Seele weh, dass Porthos über all die Jahre nicht die ganze Wahrheit von mir kannte. Es war ihm gegenüber unfair, dass er es wahrscheinlich als letzter erfahren würde. Schon wieder ein Fehler den ich beging, aber ich wusste einfach nicht, wie ich es ihm hätte beibringen sollen. Sollte ich etwa sagen ,Ach Porthos übrigens, ich mag Männer..., aber auch nur weil ich eine Frau bin...', ich würde dann überhaupt nicht wissen, wie er darauf reagieren würde. Es würde wohl besser sein, dass ich es ihm gestehe, wenn er 'richtig' betrunken war, dann könnte er nicht so wie Athos einfach vor mir davon laufen. Ich begann tief in meiner Uniformtasche rumzukramen, um endlich den Schlüssel zur Hand zu haben, um das Zimmer abschließen zu können. Im gesamten Hauptquartier war es totenstill. Es war eigentlich immer so vereinbart, dass ich für das Gebäude verantwortlich war, wenn Kapitän de Trèville seine Arbeitszeit beendet hatte, daher war ich eine der wenigen die den Eingangstürschlüssel, den man auch für andere bestimmte Gemächer im Haus nutzen konnte, bei sich trugen um alles zu verriegeln. Den Rest der Nacht würden je zwei andere Musketiere auf dem Vor- und Hinterhof des Geländes Wache schieben, damit das Gebäude vor Einbrechern abgesichert war. Im Winter war die Nachtwache unbarmherzig für jeden aufgrund der bitteren Kälte. Aber im Sommer hatte es meiner Meinung nach auch etwas romantisches an sich, wenn es nicht gerade regnete. Ich trat auf den großen Vorhof hinaus und versuchte wieder aus Leibeskräften die große, schwere Holztür zu schließen. Als ich alles sicherheitsgemäß verschlossen hatte, drehte ich mich und sah bereits das Lagerfeuer, das jedes Mal von der Nachtwache entfacht wurde. Während ich näher hinschaute, erkannte ich auch wer Dienst zu schieben hatte. Kein geringerer als Athos, wo ich doch angenommen hatte, dass er frei hätte. Er hatte mich auch entdeckt und starrte mich an, aber nicht mehr mit einem gar so wütenden Blick, wie es gestern Nacht der Fall gewesen war. Das bewegte mich also dazu zu ihm zu gehen. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Aber ich konnte fühlen, dass heute eine Entscheidung getroffen werden würde. Athos blickte ins Feuer, als ich mich ihm näherte. Sein Kollege mit dem er diese Nacht Wache zu schieben hatte, konnte ich nirgendwo entdecken. Das war auch besser so, schließlich musste er nicht unbedingt erfahren, welche Streitigkeiten zwischen Athos und mir herrschten. Als ich vor ihm stand, wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Also begann ich ihn zu beobachten. Eigentlich wartete ich darauf, dass er das Wort ergriff, aber er regte sich nicht einmal. Und plötzlich erinnerte ich mich daran, wie meine Entscheidung doch ausfallen würde, wenn Athos nicht mit dieser Situation umgehen könnte. Ich hatte gesagt, dass ich dann die Stadt verlassen würde. Ich glaubte, dass ich seine Haltung sicher schon in seinen Augen erkannt hätte, aber er sah mich ja nicht einmal an. Wenn ich ganz ehrlich war, kam ich mir langsam aber sicher lächerlich vor. Dabei hatte ich noch Glück, dass niemand in der Nähe war. Dies hinderte mich jedoch nicht daran, mich ein paar Sekunden später wieder umzudrehen und gehen zu wollen. Es sah ganz danach aus, als ob alles zwischen uns geklärt war, jedenfalls für Athos. Doch so schnell wie ich mich abgewandt hatte, so unerwartet begann Athos plötzlich leise zu sprechen "Es tut mir leid, was ich letzte Nacht getan habe...". Jetzt war ich überrascht, denn mit einer Entschuldigung von seiner Seite aus, hatte ich 'überhaupt' nicht gerechnet. Und sofort machte sich Hoffnung in mir breit, aber er hatte seinen Satz noch nicht beendet "...aber es soll nichts daran ändern, dass ich noch immer wütend und verwirrt bin." Okay, er war ehrlich zu mir. Eigentlich war er all die Jahre über ehrlich zu mir. Wenn sich einer hier entschuldigen musste, dann war doch ich das! "Athos...", flüsterte ich, doch als er seinen Namen aus meinem Mund vernahm, zitterte er und ich konnte nicht sagen ob vor Wut oder Widerwärtigkeit. Ich hoffte auf keines der beiden Dinge. "Ich habe einen großen Fehler gemacht, Athos. Ich weiß das...", toll, das war wohl die erbärmlichste Entschuldigung, die er je gehört haben musste, aber ich versuchte zu retten, was zu retten war, wenn es da überhaupt noch etwas gab "Aber du musst mich verstehen. Ich hatte niemals angenommen, dass sich jemals zwischen Porthos, dir und mir eine solch tiefe Freundschaft entwickeln würde. Ich war den Musketieren in der Absicht beigetreten, für mich allein zu kämpfen und nicht Freunde fürs Leben zu gewinnen. Als ihr beide mich dann bereits so herzlich aufgenommen hattet, war es zu spät, um euch die Wahrheit zu erzählen...". "Ach ja?! Und 'was' ist die Wahrheit?!", Athos war plötzlich aufgesprungen und hatte mir jedes einzelne Wort beinahe entgegen geschrieen. Ich war darüber sehr erschrocken, denn anscheint hatte ich ihn mit meiner Erklärung nur noch wütender gemacht, anstatt ihn zu beruhigen. "Ich weiß ja nicht einmal, wie du wirklich heißt! Ich kenne dich gar nicht! Du bist jemand 'Fremdes' für mich!", Athos rief all dies, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Es verletzte mich. Aus letzter Verzweiflung die mich wie ein Schlag überkam, nannte ich meinen wirklichen Namen "Ich heiße Renée d'Herblay, nein....das 'war' mein Name, heute bin ich einfach nur noch Aramis...". Athos starrte mich an. Es war der gleiche reglose, durchdringende Blick wie gestern Nacht. Und dann...Athos winkte ab und kehrte mir den Rücken "Wer ist Aramis? Ich jedenfalls weiß es nicht...", dann als ob nichts gewesen wäre, setzte sich Athos wieder völlig ruhigen Gemütes auf seinen Platz am Lagerfeuer zurück und murmelte vor sich hin "Mir ist heute aufgefallen, dass ich nicht einmal weiß, wann dein Geburtstag ist, denn in all den Jahren hast du uns nicht einmal diesen anvertraut...", er blickte auf und fügte laut und ernst hinzu "Ich kenne keinen Aramis! Er war lediglich ein Schatten, der uns immer begleitet hat...". Ich war gekränkt von seine Worten und erschüttert, denn ich konnte in seinen Augen sehen, dass er das völlig ernst meinte. Mit meinem letzten Mut den ich aufbringen konnte, ging ich zu ihm, ließ mich vor ihm auf die Knie fallen und umschloss seine beiden Hände mit meinen schmalen Fingern "Bitte Athos, du sprichst hier von unserer jahrelangen Freundschaft...Du willst sie einfach so aufgeben? Ich kann das nicht glauben! Wir haben so viel miteinander durchgestanden, das ist nicht fair von dir!", doch als er sich nicht rührte und auch nichts darauf erwiderte, begann ich wütend zu werden. Ein letztes Mal versuchte ich seinen Blick für mich zu gewinnen, doch er beachtete mich nicht mehr. Mein Stolz ließ es nicht zu, mich vor ihm zu erniedrigen, also erhob ich mich und baute mich groß und stark vor ihm auf "Nun gut, du hast dich entschieden. Jetzt gibt es nichts mehr, was uns beide noch verbindet...", auch wenn Athos mich nicht ansah, wusste ich, dass er meine Tränen auf meinen Wangen spüren konnte, aber auch dieses Gefühl hielt mich nicht davon ab, den Vorhof in mühsamen, aber eiligen Schritten zu verlassen. Ich konnte nicht mehr sehen, das Athos bei meinem Verschwinden, verzweifelt vor dem Lagerfeuer zusammenbrach. Ich hingegen hatte es irgendwie bis zu meinem Haus geschafft, als ich jedoch meine Tür aufschließen wollte, setzte der Weinkrampf und die Aussichtslosigkeit in mir ein und ich sank kraftlos zu Boden. Plötzlich hatte alles für mich keinen Sinn mehr und ich begriff, wie 'sehr' ich diesen Mann liebte. Aber ich hatte eine Entscheidung getroffen... **************************************************** Okay, also das hier ist jetzt Teil 2 meiner ersten Musketier-FF und es tut mir leid, dass diese so lange auf sich hat warten lassen...Ich hoffe trotzdem, dass sie euch gefällt und sich somit das Warten doch etwas gelohnt hat...Mir sind jegliche Arten von Kritik und Verbesserungsvorschläge sehr wichtig, also nehmt bloß kein Blatt vor den Mund!;-) Der dritte und letzte Teil ist bereits zur Hälfte fertig, sodass der wohl nicht so lange brauchen wird ;-) Bis denne Kapitel 3: ----------- Angst und andere Geheimnisse - Teil 3 Es war früh an diesem Morgen. Die Sonne war eben erst aufgegangen, was mich dazu veranlasste aufzustehen, denn ich wollte so bald wie möglich und unbemerkt die Stadt verlassen. Ich würde einen Brief hinterlassen, der sicher irgendwann gefunden werden würde. Darin werde ich mich für all die wunderbaren Jahre bedanken und mich wohl danach nie wieder melden. Es war unehrenhaft sich nicht von Kapitän de Tréville zu verabschieden und wie ein Feigling zu verschwinden, aber mir wäre die Trennung dann einfach nur noch schwerer gefallen, nachdem was der Kapitane alles für mich getan hatte. Ich wusste nicht wohin ich gehen würde, aber eins wusste ich genau: Das Leben einer Frau würde ich nicht wieder aufnehmen. Diesen Schritt hätte ich höchstens für 'einen' Mann gewagt. Aber das war alles vorbei. Unter Tränen packte ich meine Sachen. Die Türen der Schränke standen alle offen, sodass man glauben konnte, bei mir wurde geplündert. Das Kleid würde ich hier lassen. Es gab keinen Grund es mitzunehmen. Meine Wohnung sah regelrecht verwüstet aus, weil ich unter anderem auch den Tisch zur Seite geschoben hatte, da sich unter diesem eine lockere Diele befand, in der ich gespartes Geld aufbewahrte. Es würde für einige Monate reichen, bis ich eine Arbeit gefunden hatte. Ich war so vertieft in Gedanken, dass ich nicht wahrnahm, dass jemand in mein Haus eingetreten war "Aramis? Was soll das werden? Was tust du hier?". Diese Stimme war mir sehr vertraut, sodass ich nichts zu befürchten hatte. Ich drehte mich um und blickte meinem Kollegen und Freund in die Augen "D'Artagnan! Du bist endlich aus der Gascogne zurückgekehrt!", meine Stimme war gebrochen und jetzt erst wurden mir meine Tränen bewusst, die ich wohl bereits seit einiger Zeit vergossen haben musste. Auch D'Artagnan erkannte diese "Mein Gott Aramis! Ist dir etwas zugestoßen? Was ist passiert?", sofort kam er zu mir gelaufen und packte meine Oberarme, sanft aber bestimmt. Ich antwortete nicht. Ich konnte einfach nicht. Ich wandte mein Gesicht von ihm ab, dass er nicht den Schmerz in meinen Augen sehen konnte. Ich wollte einfach keine Schwäche zeigen 'und' sie mir nicht eingestehen. "Aramis, sprich doch mit mir...", forderte D'Artagnan leise "ist es wegen Athos?". Und plötzlich glaubte ich, der 'Kleine' könnte hellsehen. Ich sah ihm in die Augen und darin konnte ich die Forderung nach Gewissheit lesen. Doch noch immer sagte ich nichts, doch ich begann bitterlich zu weinen. Darauf war D'Artagnan wohl nicht vorbereitet gewesen, dass ich mich ihm gegenüber so öffnete, doch er schloss mich in seine Arme und wir sanken gemeinsam zu Boden. Immer wieder flüsterte er mir liebevolle Worte ins Ohr, sodass ich mich endlich nach einer scheinbar langen Zeit beruhigte. Und...ich erzählte ihm alles. Alle Geschehnisse, all meine Gedanken, all meine Gefühle. Und...er verstand mich. Und...ich war ihm ewig dankbar dafür. Aber trotzdem...es änderte nichts an meiner Entscheidung. Das versuchte ich ihm klar zu machen. Doch D'Artagnan wollte es einfach nicht wahrhaben "Aramis, nein... überleg es dir bitte noch einmal...Athos lässt bestimmt mit sich reden...". Doch ich schüttelte nur den Kopf "D'Artagnan glaub mir...ich kenne Athos länger als du und wenn er einmal seine Meinung vertritt, wird er sie nicht mehr ändern...", ich seufzte auf und fügte niedergeschlagen mit hinzu "...meistens behält er sogar recht...", aber mein Kollege unterbrach mich dabei sofort "aber diesmal ist seine Entscheidung nicht richtig! Er hat nicht das Recht dazu dir die Freundschaft zu kündigen, nur weil er nun dein Geheimnis kennt! Schließlich hat sich doch dadurch nichts geändert zwischen euch!", er sah mich mit seinen großen Augen an und in diesen befand sich Hoffnung und Mut. "D'Artagnan du vergisst, es hat sich etwas geändert! Ich liebe ihn...", murmelte ich kleinlaut. Nach diesem Geständnis schwieg er kurz. Er suchte nach Lösungen, doch wahrscheinlich fand er keine. Doch dann meinte er "Aber Athos ahnt doch nichts davon, warum ist es dann ein so großes Problem für ihn?". "Ich weiß es nicht, D'Artagnan. Athos hat sicher seine Gründe und ich muss diese akzeptieren...". "Nein, das tust du nicht! Du läufst vor ihm davon!", stellte D'Artagnan energisch fest, doch ich wollte es mir nicht eingestehen "Nein, das mache ich nicht...es gibt nun einfach nichts mehr, was mich noch in Paris hält", erklärte ich ihm sanft, um ihn in seiner Wut zu beruhigen. Es würde sicher nichts schlimmeres geben, als sich noch in Wut von D'Artagnan zu verabschieden. "Und was ist mit Porthos und mir? Sind wir beide kein Grund um in Paris zu bleiben?", jetzt war er verletzt und ich konnte das verstehen "Sicher! Aber es ist meine persönliche Entscheidung und ich bitte dich sie zu akzeptieren. Wahrscheinlich war es ein Fehler überhaupt so lange in Paris zu bleiben, nachdem ich doch meine geschworene Rache an Manson verübt habe, doch diese jetzt getroffene Entscheidung hat nicht das geringste mit dir oder Porthos zu tun!", ich blickte D'Artagnan entgegen und zum ersten Mal seit langer Zeit, wurde mir bewusst, dass er sich optisch und geistig verändert hatte. Vor mir stand nicht mehr der naive siebzehnjährige Junge, der voller Hoffnungen und Träume nach Paris kam. Seine Schultern waren jetzt breiter und er deutlich erkennbare Muskeln an Armen, Brust und Beine angesetzt. Er war jetzt sogar fast einen halben Kopf größer als ich. Damit strahlte er Kraft, Mut und Kontinuität aus und ich war mir sicher, dass er mit meiner Entscheidung würde umgehen können. Ihm wurde bewusst, dass ich ihn beobachtete und bald bewahrheiteten sich meine Vermutungen, dass es sich nicht mehr nur um den 'Kleinen' handelte. "Also gut, Aramis...du bist selbst für dein Leben verantwortlich. Wenn du glaubst, dass deine Art die Probleme zu lösen richtig ist, dann werde ich dir nicht im Weg stehen...Dennoch weißt du auch und das habe ich dir schon bereits einmal gesagt: ich kann eigentlich nicht auf dich verzichten!". Er war so lieb. D'Artagnan war mir all die Jahre über ein treuer Freund gewesen. Ich verdankte ihm viel und genau diese Worte richtete ich nun an ihn. Auch er schien sichtlich gerührt "Aramis...ich habe nur noch eine Bitte an dich: Reite bitte erst heute Abend fort...". Diese Bitte von ihm war mir ein Rätsel. Weil er den Grund nicht nannte, musste ich nachhelfen "Was genau meinst du damit?" Daraufhin schaute er verlegen zu Boden "Nun ja, ich hatte noch heute vor Constance zu bitten meine Frau zu werden. Und ich wollte dir von ihrer Reaktion berichten...", D'Artagnan blickte wieder auf und musste glauben, dass ich in eine chronische Starre verfallen war, denn ich rührte mich kein bisschen. Doch dann begann ich zu lächeln und plötzlich schienen alle Tränen vergessen. Ich fiel ihm so überraschend um den Hals, dass wir beide beinahe gemeinsam zu Boden fielen "Oh D'Artagnan! Das ist fantastisch! Ich bin doch so egoistisch! Warum hast du mir das erst jetzt erzählt?!". Er zuckte nur mit den Schultern, als wäre es eine Selbstverständlichkeit "Weil du mit jemandem sprechen musstest! Du bist deshalb nicht egoistisch! Ehrlichgesagt tut es mir sogar sehr leid, dass ich nicht früher aus der Gascogne zurückgekehrt bin. Ich hätte es doch eigentlich wissen müssen, wenn es meinen Freunden schlecht ergeht..." "Bitte mach dir keine Vorwürfe! Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen...", entschuldigte ich mich, doch D'Artagnan winkte ab "Nun gut, als Gegenleistung musst du bis heute Abend auf mich warten, versprichst du mir das?" "Ja. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt!". Und damit war mein Schicksal besiegelt. Ich würde heute Nacht fortgehen. Es gab kein Zurück mehr. ***************************************************** Ich stand eingetaucht im warmen Abendrot an meinem Fenster und lauschte dem Klang der Glocken, die von der Sacre Coeur zu mir herüber schallten. Es war weit neun Uhr vorbei, doch erst jetzt konnte man die Sonne genau beobachten, wie sie schnell hinter den Dächern von Paris untertauchen wollte. Diese Beobachtung hatte ich oft vollzogen, seit ich in Paris wohnte. Heute sollte es zum letzten Mal sein. Ich hatte D'Artagnan versprochen bis zum Einbruch der Dunkelheit auf ihn zu warten. Nicht länger und nicht kürzer, doch seine Zeit wurde knapp. Meine Sachen lagen gepackt hinter mir auf meinem Tisch. Das Leben hielt schon einige Überraschungen für den Menschen bereit. Da trat ich als Mann verkleidet bei den Musketieren ein, übte Rache an dem Mörder meines Verlobten und verliebte mich in der Zwischenzeit in einen meiner besten Freunde. Ich dachte, ich würde Francois ewig lieben. Und ich behielt recht, ich liebte ihn auch jetzt noch. Dennoch glaubte ich, dass die Gefühle für Athos genau so tief waren...und das waren sie auch. Es schmerzte in mir zu wissen, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Und von alledem ahnte er nicht das geringste. Ich fühlte von neuem, wie meine Beine wieder langsam nachzugeben schienen. Ich musste mich an meiner Fensterbank abstützen. Mir wurde soeben klar, dass die Sonne vollständig untergegangen war. In meinem gesamten Haus schloss ich die Fensterläden, packte meine zwei Reisesäcke und verließ die Wohnung über die Außentreppe. Foudroyant wartete bereits ungeduldig auf mich. Er spürte, dass heute etwas geschah, denn es war für ihn ungewöhnlich, dass er nicht im Stall auf dem Gelände der Musketiere war. Er wieherte mir leise zu und ich glaubte, er wollte mir zu verstehen geben, dass ich nicht fortreiten sollte. Behutsam strich ich ihm über seine lange weiße Mähne "Du hast mir viele gute Dienste in den letzten Jahren erwiesen, Foudroyant. Dafür bin ich dir dankbar. Wir haben eine lange Nacht vor uns...", während ich dies sagte, befestigte ich bereits die Sachen am Sattel, doch plötzlich drehte Foudroyant durch und schlug mit seinen Hinterbeinen aus, sodass mein gesamtes Gepäck zu Boden fiel "Hey Foudroyant!", ich wurde jetzt langsam aber sicher wütend. Hatte sich denn alles gegen mich verschworen? "Bleib ruhig! Du sollst ruhig bleiben!". Mein Pferd hatte so etwas vorher noch nie getan. Er wieherte laut und trat weiterhin mit seinen Hufen aus, sodass ich befürchtete, dass er die gesamte Nachbarschaft wecken würde. Doch unerwartet pfiff jemand hinter mir und Foudroyant hatte sich sofort beruhigt. Überrascht von der plötzlichen Stille drehte ich mich um und erblickte Athos nur einige wenige Schritt vor mir. Augenblicklich und unvorbereitet kam die Wut über unser letztes Gespräch wieder in mir hoch und noch dazu darüber, dass er gerade derjenige war, der 'mein' Pferd beruhigt hatte! Es schien, als wäre ich zu allem unfähig. Ich kam mir lächerlich vor. "So, so...nun scheinst du auch noch der einzige zu sein, auf den mein Pferd hört...", sagte ich zähneknirschend und wandte mich wieder von ihm ab. Ruhig wie Athos eben war, erwiderte er kurzerhand "Foudroyant wird wohl seine Gründe haben, weshalb er so mit die umgeht...". Ich seufzte laut auf. Aber es war mehr ein genervtes und ungeduldiges Seufzen "Was willst du Athos?" "Ich bin hierher gekommen, um dir von D'Artagnan aus zu berichten, dass Constance seinen Antrag angenommen hat...", meinte Athos, während ich wieder auf Foudroyant zuging und ein weiteres Mal versuchte, ihm die Sachen aufzuladen "Warum ist D'Artagnan so einfältig und schickt dich, um mir davon zu berichten? Er hätte es besser wissen müssen!", noch dazu hatte ich ihn darum gebeten, Athos und Porthos nichts von meinem Vorhaben zu erzählen, dachte ich bei mir. Ich hätte wissen müssen, dass D'Artagnan alles daran setzte, damit ich nicht die Stadt verließ. Er hatte zwar ein Versprechen gebrochen, aber ich wusste, dass er es nur lieb meinte. "Der Kleine hat mir von deinem Vorhaben erzählt....und ehrlichgesagt finde ich das ganze einfach nur lächerlich...", sagte Athos monoton und mir fiel auf, dass er sich über mich lustig machte. Was bildete er sich eigentlich ein?! Er war noch immer so scheinheilig und erkannte nicht, dass ich das alles nur wegen ihm durchmachte! Er glaubte tatsächlich, ich tat das alles nur, weil er nun mein Geheimnis kannte, dabei ging es um so viel wichtigeres als das! Ich war wütend. "Warum sprichst du überhaupt mit mir, Athos? Hattest du nicht gesagt, dass ich nur ein Schatten für dich wäre? Seit wann also spricht man heutzutage mit einem einfachen Schatten? Findest du das nicht auch...unnormal?", oh ja, ich hörte mich, meine Stimmlage triefte vor Sarkasmus. Ich wusste nur zu genau, dass so etwas Athos provozierte. "Hör auf, Aramis!", sein Ton wurde nun ebenfalls lauter "Ich bin hier um mich zu entschuldigen. Und dich von einer derart dummen Sache, wie etwa Paris zu verlassen, abzuhalten!". "Dumme Sache?!", auch ich ließ mich schnell provozieren, doch es war zu spät um Ruhe zu bewahren "Das was du gestern Nacht mir gegenüber geäußert hattest war dumm! Man könnte glauben, dass du in den letzten zwanzig Jahren nichts dazu gelernt hast! Das ist zu bedauern...", und da sah ich es. Das Funkeln in den Augen von Athos, welches auftrat, wenn er sich innerlich auf einen Kampf vorbereitete. Auch ich sah ihn auf uns zukommen. Und den ausschlaggebenden Satz sprach Athos schließlich aus "Nur ein Schwächling und Feigling kehrt den Musketieren und seinen besten Freunden den Rücken zu und lässt alle im Stich...Ich hätte nie gedacht, dass du einer von diesen Schwächlingen sein würdest, Aramis...", jedes einzelne Wort hatte er höhnisch von sich gegeben, sodass es genug des guten Willens war. Ich ließ meinen Hut zu Boden gleiten, ging einen Schritt auf Athos zu und holte aus. Ich konnte noch sein überraschtes Gesicht erkennen, als meine Faust mitten auf seine Wange traf. So schnell hatte ich noch nie in meinem Leben Athos zu Boden fallen sehen. Ich war selbst über mich erstaunt, hatte aber bald meine Worte wiedergefunden "Was ist dein Problem, Athos? Bin ich jetzt weniger Mann für dich?", ich sah, wie sich Athos vor Schmerzen seine Wange hielt "So?! Bin ich jetzt immer noch weniger Mann für dich?". Athos richtete sich langsam wieder auf und stand wieder groß und stark vor mir "Nein, du bist mehr Frau!", antwortete Athos und verwirrte mich damit, was genau in seiner Absicht lag, denn er schlug zu. Ich verteidigte mich. Er verteidigte sich und es endete in einer wirklichen Schlägerei. ************************************** Falls ihr glaubt, das sei das Ende der Story muss ich euch leider enttäuschen. Als ich begonnen habe diese FF zu Papier zu bringen, hatte ich mit zwei Teilen gerechnet, inzwischen möchte ich mich jetzt schon gar nicht mehr darauf festlegen, weil die Teile immer mehr an Länge zunehmen und somit meine Rechnung überhaupt nicht mehr aufgeht. ,Foudroyant' (übersetzt: blitzartig) ist ein komischer Name für ein Pferd, das ist mir bewusst ;-), aber ich wusste nicht, ob der Name von Aramis' Pferd bekannt war und deshalb hab ich in meinem schlauen Französisch-Übersetzungsbuch nachgeschlagen und fand sofort dieses Wort 'blitzartig', na ja, und so hab ich also jetzt das Pferd getauft :-) falls jemand weiß, ob der Name des Pferdes bekannt war, würde ich mich freun, wenn derjenige mich informieren könnte ;-) Kapitel 4: ----------- Angst und andere Geheimnisse - Teil 4 Ich wusste nicht, wie lange wir aufeinander eingeschlagen hatten. Am Ende aber lagen wir beide erschöpft nebeneinander auf dem kalten Pflaster der Straße. Athos hatte kein Erbarmen gezeigt und ich auch nicht. Ich lag auf dem Rücken und hörte das schwere Atmen Athos' links von mir, während ich zum Himmel hinaufblickte. Die Nacht war rabenschwarz, wodurch man jedoch die hellen Sterne besonders gut sehen konnte. Es wäre eine Nacht gewesen, an die man sich hätte zurückerinnern können, wäre nicht die Schlägerei dazwischen gekommen. Athos und ich hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, doch es wurde nun Zeit dies zu ändern. Langsam stützte ich mich auf meinem Arm auf und sah auf den kraftlosen Körper neben mir. Bei jeder Bewegung, die ich tat, glaubte ich all meine Knochen einzeln zu spüren. Ich hoffte nur, dass wir uns gegenseitig nichts gebrochen hatten, aber ich glaubte daran, dass es wohl nicht so weit gekommen war, sonst hätte ich mich sicher nicht mehr bewegen können. Mir wurde bewusst, dass ich Athos noch nie so geschwächt gesehen hatte, wodurch ich lächeln musste. Es artete richtiggehend in herzhaftes Lachen aus, während ich mich mühsam erhob und nach Athos' Arm griff, um ihn mit mir hochzuziehen. "Wir sollten das wohl doch besser auf deine älteren Tage versuchen zu vermeiden...", schmunzelte ich und legte seinen Arm um meine Schultern, um ihn in mein Haus schleppen zu können. "Was... was willst du damit sagen? Glaubst du, dass ich schon zu alt dafür bin und man sich bereits um mich kümmern muss?", fragte Athos benommen, aber auch seine Stimme hatte jegliche Wut verloren. Ich legte leicht meinen Kopf zur Seite und lächelte "Na ja, ich jedenfalls kümmere mich gerade wirklich um dich, weil du es wahrscheinlich nicht allein von der Strasse geschafft hättest...", dabei kickte ich die Tür auf und schleppte Athos sofort zu dem Stuhl, der vor dem Kamin stand. Ich stellte mich vor ihn und erkannte, dass er noch nicht wirklich wahrzunehmen schien, was um ihn herum geschah. Und plötzlich rutschte er vom Stuhl "Oh Athos! Bitte brich' mir jetzt hier nicht zusammen!", rief ich noch, bevor ich ihn an den Schultern packte und er dadurch doch mehr oder weniger sanft zu Boden glitt. Er hatte wohl das Bewusstsein verloren. Männer! Eben doch das schwache Geschlecht, witzelte ich vor mir her und besorgte Decken, die ich vor dem Kamin ausbreitete und Athos darauf legte. Ich entzündete das Holz im Kamin und begann Wasser heiß zu machen. ******************************* Ich erschrak. Denn Athos saß plötzlich aufrecht vor mir. Es war gut eine Stunde vergangen, seit er bewusstlos vor meinem Kamin zusammengebrochen war. In dieser Zeit hatte ich ihn so gut ich eben konnte verarztet. Ich hatte dabei seine Uniformjacke und sein Hemd ausgezogen, um die Schürfwunden, welche er von unserem Kampf davongetragen hatte, mit heißem Wasser zu säubern. Jetzt saß er aufrecht vor mir und starrte mich an. "Ganz ruhig, Athos. Du befindest dich in meinem Haus. Es ist alles in Ordnung...", sagte ich, damit er sich schnell wieder zurecht fand. Und das tat er auch, denn als er mich endlich genau wahrnahm, musterte er mich vollständig. Und dann wurde mir bewusst, warum er mich so genau beobachtete, weil auch ich nur mein Unterhemd und Hose trug und dadurch auch etwas mehr zu Tage trat, als ich sonst immer vermeiden wollte. Ich war es nicht gewohnt, 'so' von ihm betrachtet zu werden, sodass ich verlegen auf meine Hände blickte. Doch schnell wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn gezogen, da er nun seine Schmerzen zu spüren schien und dabei die Augen schloss. "Ist okay... Ich fühle mich genauso wie du...denke ich", sprach ich ihm gut zu, wodurch er wieder in meine Augen sah "Es tut mir leid, es hätte nicht so weit kommen dürfen...". Ich nahm das nasse Tuch wieder zur Hand, was ich hatte fallen lassen und tauchte es wieder in die Schale voll heißem Wasser ein "Na ja, das war doch auch eine gute Art die Dinge zu lösen...", scherzte ich und erkannte, dass Athos' Blick traurig auf mir festlag "Nein, war es nicht...", meinte er weiterhin stur. Wir schwiegen eine Weile und ließen uns die letzten Ereignisse zwischen uns noch einmal durch den Kopf gehen. "Natürlich tut auch mir diese Schlägerei leid, zumal du schwerer verletzt zu sein scheinst als ich...", neckte ich ihn erneut, worauf er lächeln konnte. Es schien alles vergessen. Athos unterbrach wieder die aufkommende Stille "Ich bewundere dich, Aramis...", flüsterte er und versuchte zu erklären warum, als er meinen verstohlenen Gesichtsausdruck betrachtete "All die Jahre über konntest du herrlich deine wirkliche Herkunft uns gegenüber verheimlichen. Du hast gekämpft wie ein Mann und du hast gedacht wie ein Mann... Wie sollten wir uns jemals einbilden, dass du in Wirklichkeit keiner bist? Du strahlst Kraft und Mut aus und musst es aber schwer gehabt haben mit dieser Lüge zu leben, ...ich kann es jetzt verstehen... und daher bewundere ich dich...". Es machte mich glücklich, dass Athos mich nun endlich verstehen konnte und das zeigte ich ihm auch, indem ich ihm entgegenlächelte "Dreh dich bitte um..., ich hatte noch keine Gelegenheit die Kratzer auf deinem Rücken zu säubern...", nahm ich nun wieder meine Aufgabe in Angriff, welcher er bereitwillig folgte. Es lag ein Knistern in der Luft. Oder ich verwechselte es einfach mit dem Holz im Kamin, das laut versuchte gegen das Feuer anzukämpfen. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Es war das gleiche Gefühl, dass ich damals in der Nähe von Francois empfunden hatte. Doch diesmal glaubte ich diese Gefühle intensiver zu spüren als damals oder es war einfach zu viel Zeit seitdem vergangen. Athos erweckte diese Leidenschaft wieder in mir. Er bewegte mich dazu, mich wieder als vollkommene Frau zu fühlen. Ich war ihm nahe. Bei dieser Erkenntnis begann ich leicht zu zittern. Ich war in diesem Moment froh darüber, dass er mit dem Rücken zu mir saß, so konnte er meine Unsicherheit nicht feststellen. Das hier war alles zu irrational. Athos saß mit nacktem Oberkörper vor meinem Kamin ganz nah bei mir mitten in der Nacht. Ich begehrte seinen Körper, obwohl dieser von Wunden übersäht war. Und das ganz allein meinetwegen. Ich berührte mit meinen Fingerspitzen leicht seine Schultern und sah dabei nicht, wie Athos bei diesem Gefühl genüsslich seine Augen schloss. Konzentriert versuchte ich seinen Rücken von Dreck und getrocknetem Blut zu befreien. Als ich damit fertig war, konnte man nur noch einige blaue Flecken und kleinere Kratzer sehen, die gar nicht mehr schlimm erschienen. "So...", verkündete ich freudig "du bist erlöst". Aus seinen Gedanken hochschreckend blickte er mir über seine Schulter entgegen "Danke". "Dein Hemd war vollkommen zerschlissen, wie auch deine Uniformjacke... Wenn du möchtest, kannst du eines meiner Hemden anziehen...", dabei legte ich das Tuch zurück in die Schale und stand auf. Doch Athos hielt mich plötzlich zurück "Warte! Ich werde heißes Wasser machen! Du hast auch Wunden auf dem Rücken! Ich sehe Blut...", erklärte er besorgt und nahm mir sofort die Schale aus der Hand. Er deutete mir, dass ich mich zurück auf die Decken setzen sollte, dabei war sein Blick so auffordernd, dass ich mich gar nicht wiedersetzen 'konnte'. ********************************* Ich konnte ihn nicht sehen. Vielleicht war das auch besser so, denn so konnte er wohl auch nicht meine auffälligen roten Wangen erkennen. Ich schien innerlich zu brennen, stets wenn ich seine Finger auf meiner Haut spüren konnte. Noch immer saßen wir gemeinsam auf den Decken vor dem Kamin. Athos hatte frisches Wasser heiß gemacht um meine Wunden zu säubern. Leise saß er hinter mir und nahm mit seinen beiden großen Händen meine Haare und strich sie mir langsam über die Schulter nach vorn, damit er meinen Rücken genau betrachten konnte. Ich selbst hatte mir das Hemd vorn ein wenig aufgeknöpft, damit ich meine Schultern leichter freilegen konnte. Ich spürte seinen musternden Blick auf mir. Was mochte er wohl gerade denken? Diese Frage beschäftigte mich so sehr, dass ich nicht bemerkte, wie Athos das feuchte Tuch in die Schale voll Wasser zurücklegte und sich näher zu mir setzte. Erst als er sich über meine Schultern zu mir vorbeugte und ich dabei seinen warmen gleichmäßigen Atem auf meiner entblößten Haut spürte, sodass ich erschauderte vor Begehren, erst dann wurde mir bewusst, wie nahe er mir in diesem Augenblick war. "Gewalt war die falsche Art, dir meine Gefühle zu zeigen...Aber ich hatte solch eine Angst, du würdest wirklich von hier fortgehen...Verzeih...", flüsterte er sanft in mein Ohr, wobei ich die Augen schließen musste, um dieses Geständnis tief in mich aufzunehmen "Welche Gefühle meinst du?", hatte ich das gerade wirklich laut gefragt? Ich hatte eigentlich angenommen gar keine Stimme mehr zu besitzen, aufgrund des Tempos, das mein Herz soeben zurücklegte. "Das Gefühl nur für dich da sein zu wollen, die Zeit mit dir zu verbringen, deinen Geist zu verstehen und deinen Körper zu begehren...", sprach Athos und ich glaubte mich erneut in einem Traum oder meiner Fantasie wiederzufinden. Aber ich wusste, es war keine Illusion, die aus meiner Vorstellungskraft resultierte, denn ich spürte seinen warmen Körper, der meinen Rücken zu umfangen schien. Und ich fühlte seine Hand, die fast unmerklich meinen Oberarm hinaufstrich, über meine Schulter bis hin über meinen Hals, bis sie schließlich auf meiner Wange ruhte und er mich somit aufforderte ihm in die Augen zu blicken. Dies war der Moment, der uns beide wieder verband. Der die Freundschaft wieder zwischen uns herstellte und uns sogar noch etwas tiefer in die Seele des andern blicken ließ. Ich ließ Athos meinen heimlichen Schmerz, den ich über Jahre hinweg leugnete erkennen, aber auch die Zuneigung die ich für ihn empfand. In seinen Augen hingegen konnte ich die deutliche Angst ausmachen, die er gespürt haben muss, als er erfahren hatte, dass ich Paris verlassen würde. Doch nun wandelte sich sein Blick und ich erkannte seine Leidenschaft, die ich ihn entfacht hatte. Mein Mund öffnete sich leicht, als ich erkannte, dass er nun auch noch seine zweite Hand an meine andere Wange legte. Er hatte die Absicht mich zu küssen und ich hatte eigentlich keinerlei Einwände dagegen. Ich klammerte mich an mein halb geöffnetes Hemd, als würde es mich vor der Ohnmacht bewahren. Wir beide schlossen unsere Augen und hörten auf einmal nur noch das Knistern des Kamins. Leicht berührten seine Lippen meinen Mund und ich musste bei dem Gefühl seines Bartes, der leicht meine Haut kratzte, lächeln. Wir küssten uns lang. Und bei Athos an Stärke ausstrahlendem Äußeren hätte ich mir nie vorstellen können, dass er so unendlich zärtlich sein konnte. Mein Hemd rutschte über meine Schultern, als wir zusammen auf die Decken unter uns zurücksanken. Und die Nacht wurde erfüllt von Leidenschaft und Sehnsucht nach dem Körper des anderen. In dieser Nacht schlief ich in seinen Armen ein, seit langer Zeit wieder zufrieden mit mir selbst und meiner Situation. Athos jedoch wachte all die Stunden über mich und versuchte einfach nur sich mein Gesicht mit all seinen Einzelheiten einzuprägen, wie er mir später einmal gestand. Auch er war zufrieden. Doch wir wussten, dass sich bald etwas ändern sollte, wenn nicht sogar musste. Denn ewig könnten wir diese Art von Beziehung nicht geheim halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)