Stille von Zofenluder ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das leise Ticken der großen Wanduhr durchschnitt die Stille, die so schwer im Raum lag. Er genoss es, oh ja, und wie er das tat. Das leise Ticken, das zarte Knarzen des Schaukelstuhls, in dem er saß. Sachte wippend im Takt der Uhr. Seine langen Finger schlossen sich enger um die Tasse in seinen Händen. Die Hitze des frisch eingegossenen Tees drang unbarmherzig durch das dünne Porzellan und verbrühte seine Hände. Doch es störte ihn nicht. Still. Es war so verdammt still. Oh, wie er diese Stille genoss. Ein zartes, feines Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Mannes, als er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Das Wohnzimmer war schlicht und beinahe kühl, genauso wie er. Ein paar Möbel fanden sich dennoch ein, eine Kommode, ein Esstisch, ein paar Stühle, die Couch,… Alles nur Staubfänger. Zumindest von nun an. Er schloss die Augen und nahm einen Schluck von seinem Tee. Kamille. Sollte beruhigend wirken. Doch der Blonde war ruhig, ruhig und still. Still… Sein Blick fiel auf das Fenster, er sah hinaus in die stürmische Nacht. Der Wind zog um sein Haus, wehte durch die Bäume, ließ dünne Äste und Blätter tanzen. Es hieß, Einsamkeit sei die Strafe für etwas, das man falsch gemacht habe. Für ihn war es mehr eine Belohnung. Eine Belohnung für das, was er die letzten Jahre zu ertragen hatte. Belohnung für Schweiß, harte Arbeit und Tränen. Doch allmählich verzieh er. Der Wind beruhigte ihn, mehr als der Tee es tat. Die Ruhe, die Stille sorgten dafür, dass sein Gemüt Frieden fand. Einsamkeit war eine Belohnung. Eine Belohnung für Körper und Seele. Als er Stunden später, sein Tee war mittlerweile eiskalt, Schritte auf der Veranda vernahm, stand er nicht auf. Zum Teufel mit den Menschen. Eine kleine Ewigkeit saß er schon hier, alleine, dies sollte sich nicht ändern. Auch als man draußen zum Klopfen überging, trat er nicht zur Tür. Eine ihm allzu bekannte Stimme durchbrach die Stille in seinem Haus, ein Schlag gegen die Tür, scheinbar versuchte man sie aufzubrechen. Doch er war ruhig. Seelenruhig. Mit demselben kühlen Lächeln auf den Lippen sank er langsam aus dem Schaukelstuhl auf die Knie zu Boden. Ein totes Augenpaar blickte ihm leblos entgegen. „Jan, mach die verdammte Tür auf!!“ Aber er lächelte nur, ließ sich Zeit. Liebevoll hauchte er einen Kuss auf die kalten Lippen des für immer zu Schweigen gebrachten Mundes, dann stand er auf. Gemächlich hob er die Axt in seiner Hand, ehe er die Tür öffnete. Stille, welch göttliche Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)