Light my fire von Daisuke_Andou (Aoiha - Fortsetzung zu Happy Birthday XXX.) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Light my fire Pairing: R’nR / Aoiha Genre: Comedy, totaler Kitsch, Drama tbc Warnings: Alles soweit vertretbar ^^ Disclaimer: Hierbei handelt es sich um reine Fiktion. Ich habe keine Rechte an the GazettE und verdiene hiermit kein Geld, noch will ich den Ruf von real existierenden Personen schaden. Widmung: Mir >D… nein, natürlich wieder allen, die es bis hierher mit dem Lesen geschafft haben ^^ Durchhalten XD Bald ist es vorbei ^^ Kommentar: Die lang erwartete Reaktion von Ruki ^____^ Irgendwie tut er mir leid ;__; Aber nun ja, ich hab es ja selbst so gewollt. Manchmal muss es eben auch Umwege geben. Ich finde es schön, dass Reita nun wieder mit dabei ist. Halt so richtig. Aber irgendwie ist es auch doof… Das vorletzte Kapitel und eine Fortsetzung steht nach wie vor in den Sternen. Bin jedenfalls gespannt auf die Reaktionen nach diesem Kapitel ^^ Also viel Spaß beim Lesen ^^°°° Light my fire Chapter 8 Ruki starrte den Blonden an, in seinen Ohren rauschte es. Nein, verhört hatte er sich gerade definitiv nicht. Reita hatte 100%ig gesagt „Seitensprung“. Kein Irrtum möglich und er sah ihn auch nicht an, starrte nur zu Boden. Rukis Herz pumpte sein Blut in Rekordtempo durch seinen Körper, während es in seinem Kopf arbeitete. Darum also keine Nachrichten mehr. Darum dieser bedrückte Blick. Darum diese in sich zusammengesunkene Körperhaltung. Ruki sah einfach nur rot. Kein Verständnis. Mit einem lauten Knall traf seine Hand Reitas Wange, auch wenn seine Lippen zitterten. Der Blonde sah den Kleineren, der schnaubend vor ihm stand, nur total entgeistert an. In Rukis Kopf arbeitete es weiter und alles überschlug sich. Fragen über Fragen strömten auf ihn ein. Sie waren doch glücklich. Sie liebten einander. Warum machte Reita sowas? Warum war er ihm nicht genug Wert, um ihm treu zu bleiben? Warum verletzte er ihn so? „Ich… Ruki, es tut mir leid, ich… ich war… betrunken….“, sprudelte es nun aus dem Größeren heraus, aber jedes Wort machte es einfach nur noch schlimmer für den Kleineren. Er fiel regelrecht aus allen Wolken. Seine rosarote Brille schien zersprungen zu sein und er fühlte Hass, Enttäuschung und auch Angst. Entfremdung. Er wusste einfach nicht wohin mit sich oder was er denn sagen sollte. Es war, als würde er Reita gar nicht kennen, als stünde eine fremde Person vor ihm. „Ich kann mich selbst… nicht erinnern… ich…“ „Halt.deine.Fresse!!“, schrie Ruki den anderen an. Ehe er noch etwas tat oder sagte, was ihm leid täte oder ihm letztendlich peinlich wäre, drehte er sich um und rannte los, noch bevor Reita reagieren konnte. Ruki tauchte in dem Schutz der umhereilenden Leute ab und verschwand, ohne dass Reita ihn auch nur hätte aufhalten können. Innerlich total aufgewühlt und nicht in der Lage auch nur einen Gedanken zu fassen, machte er sich sofort auf den Weg zu Aoi. Stetig verschwamm das Bild vor seinen Augen und er blinzelte die aufkommenden Tränen weg. Es war ihm egal, ob sein Atem schwer ging oder seine Lunge von dem hektischen Atmen wehtat. Er wollte einfach nur zu Aoi, einen Ort, an dem er heulen konnte. All seine Freude, Reita wiederzusehen, war verflogen und hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden in das genaue Gegenteil verwandelt. Nie im Leben hatte er mit so einer Hiobsbotschaft gerechnet. In seiner Fantasie war alles okay, alles voller Herzchen, rosa Wölkchen. Er hatte gehofft, Zärtlichkeiten mit Reita austauschen zu können. Allein einfach nur ihm zuzuhören, wie er von seinem Urlaub erzählte, hätte Ruki genügt. Im Gegenzug hätte er ihm erzählt, was bei ihnen los war. Ihr Ausflug, der Streit zwischen Aoi und Uruha, die Kätzchen. Aber gerade waren all diese Dinge Banalitäten, genau wie seine Liebesbekundungen und die liebevollen Nachrichten, die er Reita geschickt hatte, als sie getrennt waren. Genau diese Dinge waren ihm nun peinlich, obwohl sie ihn mit so viel Glück und Zuneigung erfüllt hatten, als er sie getan hatte. Nun blieb nur ein bitterer Beigeschmack, wenn er daran auch nur einen Gedanken verlor. Eigentlich wollte er Reita nun nie wieder sehen. Wieso machte er sowas? Sie wollten doch zusammenbleiben und sie hingen doch so aneinander. Warum hielt er es dann nicht einmal zwei beschissene Wochen ohne ihn aus? Ohne Sex? Er hatte es doch auch geschafft. Er wollte nicht mal jemand anderen an sich ran lassen außer seinem Freund. Immer wieder dieses warum! ♥~~~ „Ruki?“ Aoi klang total verwundert, war regelrecht erschrocken, als der Kleinere, kaum dass er die Türe geöffnet hatte, sich in seine Arme schmiss und direkt aufschluchzte. Was zum Teufel machte er denn hier? „Was ist denn los?“ Aoi war wirklich überfordert. Beruhigend legte er seine Hand auf Rukis Rücken und trat mit ihm einen Schritt beiseite. Dann konnte er die Tür schließen und verhindern, dass die Kätzchen abhauten. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen. „Hey… Sag schon… was ist los?“, versuchte er es noch mal und wieder kam nur ein herzzerreißendes Schluchzen aus dem kleinen Körper. Der kleine Braunhaarige klammerte sich stocksteif an ihn, was den Größeren nur noch mehr aus der Fassung brachte. Ruki gehörte nicht zu den emotionalsten Menschen. Oder eher gesagt: Er heulte nie in Gesellschaft. Da musste schon mehr passiert sein. Dessen war sich Aoi bewusst und eigentlich wollte er nicht nachfragen, da es so oder so nur mit einer Person zu tun haben konnte. Dennoch kamen die unheilvollen Worte wie von selbst aus seinem Mund: „Wolltest du dich nicht mit Rei treffen?“ „Er hat mich betrogen!“, erwiderte Ruki energischer als er es wollte und wischte sich mit seinem Jackenärmel die Tränen ab. Seine Finger aber krallten sich kraftlos in Aois Oberteil. Nun war es also Realität geworden. Ein Mitwisser mehr, keine Chance das Gesagte noch als einen makaberen Spaß abzutun. „Reita?... Dich?“ „Ja… Reita… Er kam… eben und… hat es mir gesagt…“, brachte Ruki unter Tränen hervor. Er war dankbar, als Aoi ihn gleich wieder in seine Arme schloss und sachte durch sein Haar streichelte. „Warum macht er so was? Warum tut er mir so weh?“ Für Ruki war gerade mehr als nur eine Welt zusammengebrochen. Es fühlte sich so an, als hätte man ihm sein Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen. Nie in seinem Leben war er so enttäuscht gewesen und er hatte auch nie gedacht, dass ihm so etwas mal passieren würde. Aber andererseits hatte er auch nie gedacht, dass er sich irgendwann mal so sehr zu einem anderen Menschen hingezogen fühlte. Nun aber bekam er die Quittung dafür, dass er sein Glück so sehr zur Schau gestellt hatte. Seine Brust bebte erneut und immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg. Es fiel ihm schwer, zu atmen und noch viel schwerer fiel es ihm, das zu verarbeiten, was ihm sein Freund oder wohl nun Ex-Freund gerade verkündet hatte. Er glaubte, vor einem handfesten Nervenzusammenbruch zu stehen. Beruhigen konnte er sich auch nicht. Das war auch merkwürdig. Sonst verlor er nie die Kontrolle, wusste was los war. Aber gerade reagierte sein Körper nur, da er nicht in der Lage war, klar zu denken. Niemals hatte er sich so richtig down gefühlt, nie war seine Welt in Schwarz getaucht, doch nun konnte er all das nachvollziehen, verstehen. Und er hasste es. Er verabscheute dieses schwarze Loch, in das er gerade unaufhaltsam fiel. Was sollte er denn jetzt machen? Ohne Reita? Allein schon der Gedanke verursachte weitere Sturzbäche aus seinen Augen. Kaum, dass er sich einen Moment beruhigt hatte, traf ihn wieder ein schmerzvoller Gedanke und bohrte Nadeln in die Bruchstücke seines Herzens. Wieso war diese Welt so ungerecht? Warum gab man ihm eine erfüllte Liebe, nur um sie ihm wieder wegzunehmen? Das ergab keinen Sinn. Er wollte zu Reita… Aber zu dem Reita, der ihn über alles liebte und ihn nie mehr hergeben wollte und zu keinem miesen Betrüger, der seinen Schwanz in eine billige Hure steckte, nur um ein paar Minuten Spaß mit ihr zu haben. Mittlerweile hatte Aoi den Braunhaarigen auf seine Couch verfrachtet und drückte ihn sachte an sich. Mit dem Streicheln hatte er auch nicht aufgehört, dennoch war er mittlerweile noch überforderter mit der Situation als bei Rukis Auftauchen. Da fiel ihm nur eines ein: Er musste telefonieren. Das wäre seine einzige Hoffnung, nachdem er sich Rukis angenommen hatte. Aoi wusste nicht mehr, was er noch unternehmen sollte. „Hey, Uruha, ich bin’s. Kannst du bitte vorbeikommen?“ „Was ist denn los?“, erklang die Stimme von Uruha am anderen Ende der Leitung. Aoi war mit seinem Latein am Ende. Zwar hatte er Ruki mittlerweile mit einer riesigen Taschentuchbox verpflegt, aber aufgehört zu weinen hatte er seit über einer Stunde nicht. Selbst die Katzen konnten ihn nicht ablenken, obwohl sie in überschaubaren Abständen immer mal wieder vorbeitigerten, um Aufmerksamkeit abzustauben. Sie wurden kurz halbherzig gestreichelt, dann wieder weggeschoben und gingen unzufrieden ihres Weges, um sich einer anderen Unterhaltung hinzugeben. Und Aoi hatte keinen Schimmer mehr, was er denn tun sollte. Essen wollte Ruki definitiv nicht, etwas trinken auch nicht. Noch nicht mal seine Schuhe oder seine Jacke hatte er ausgezogen. Er war generell unwillig. Aoi war schlichtweg nicht in der Lage, irgendwas zu tun. Auch ihn zu umarmen hatte einfach keinen sichtbaren Effekt und so gerne er Ruki auch geholfen hätte, seine Fragen waren entweder unsensibel gewesen oder total banal. Ablenken konnte er ihn nicht. Blieb also nur, Uruha anzurufen und ihn um Hilfe zu bitten. Auch, wenn er sich das gut überlegt hatte. Schließlich hatten sie selbst auf gefühlstechnischer Ebene gewisse Probleme, die sie nach wie vor verdrängten und mit keiner einzigen Silbe wieder erwähnt hatten. Und nun saß hier ein Teil der Bilderbuchbeziehung, die Uruha selbst so sehr beneidet hatte. Nun war alles zerplatzt wie eine Seifenblase. „Reita hat Scheiße gebaut. Komm bitte her“, bat er den Honigblonden, der wohl an dem Tonfall des Schwarzhaarigen schon erahnen konnte, dass es dann wohl schon mehr als eine mittelschwere Katastrophe sein musste, wenn Aoi ihn anrief, obwohl ihr Verhältnis zueinander immer noch ungeklärt war. Zumindest, was ihre Gefühle anging und wenn es mal nicht um katzenzentrierte Themen ging. „Okay, 15 Minuten, dann bin ich da“, versicherte er dem anderen und sie legten beide auf. „Scheiße gebaut hast du… aber nett formuliert…“ Wieder hob und senkte sich Rukis Brust, während er sprach und er japste nach Luft. Gerade kullerten mal keine Tränen über seine Wangen, was sich in den nächsten 10 Sekunden aber schon wieder schlagartig änderte und er sein Gesicht in einem neuen Taschentuch vergrub. Kurz darauf schnäuzte er sich. Es waren die Bilder in seinem Kopf, die immer wieder diese schrecklichen Gefühlsregungen auslösten und sein Herz wie eine Schraubzwinge zusammenpressten. Dann liefen die Tränen ungehindert, so sehr sich Ruki auch die Mühe gab, nicht mehr zu weinen. Aber so langsam war es ihm auch egal, wenn Aoi ihm dabei zusah. Er hatte schließlich allen Grund dazu. Da durfte auch er Schwäche zeigen. Schlimmer als jetzt konnte er sich kaum mehr fühlen. Aoi betete nur, dass Uruha schnell kommen möge. Er fühlte sich total fehl am Platze, da er sowieso nicht in der Lage war, zu helfen. Und auch der Tee, den er Ruki gekocht hatte, war mittlerweile wieder kalt geworden. Seine Gedanken überschlugen sich und der Drang, Reita einfach aufzusuchen und ihm eine reinzuhauen, wurde immer größer. In seinem Kopf herrschte maßloses Unverständnis. Wenn man jemanden liebte, dann liebte man ihn und blieb bei ihm, wenn man schon die Chance dazu bekam. Warum zum Teufel hatte sich Reita so einen Fehltritt geleistet? Und hatte er wirklich gedacht, dass Ruki so etwas durchgehen ließ? Das passte doch alles nicht zusammen. Noch beim Lagerfeuer hatte Uruha beteuert, wie sehr Reita Ruki doch verfallen war und dann vögelte er jemand anderen. Für ein paar Minuten Spaß warf man doch seine große Liebe nicht weg. Und in Aois Augen waren die beiden eben einfach die große Liebe. Sie spielten das nicht, sondern meinten es ehrlich. Und warum war Reita dann noch so blöd und beichtete es ihm? Aoi blickte unsicher zur Seite. Okay, lügen wäre wohl eine der beschissensten Optionen gewesen, aber trotzdem! Das alles regte ihn sowas von tierisch auf. Es juckte in seinen Fingern. Er wollte Reita einfach nur seine Dummheit aus dem Leib prügeln, bis er sich entschuldigte, Ruki die Füße küsste, Absolution schwur und am besten noch ein Bad in einem geweihten See nahm. Gott ey, irgendwie konnte er ihm das nicht verzeihen, obwohl es nicht einmal sein Freund war, der ihn betrogen hatte, sondern nur ein Freund. Aber er musste sich gerade das Glasscherbengebiet ansehen, welches er hinterlassen hatte. Dann aber klingelte es endlich an der Tür des Schwarzhaarigen, bevor seine Aggressionen sich noch mehr bündeln konnten. Bedacht darauf keinem Kätzchen eine Fluchtmöglichkeit zu bieten, schob er sich in den Flur und schloss die Wohnzimmertür hinter sich. Dann ließ er Uruha rein. „Was hat Reita gemacht?“, fragte Uruha im Flüsterton, klang dabei aber ziemlich abgehetzt. Er zog seine Jacke noch schnell im Flur aus, wollte eigentlich einen Blick auf Ruki werfen, aber die Tür war verschlossen. Vielleicht war eine kurze Lageplanung auch nicht das Dümmste. „Reita hatte ‘nen Seitensprung. Hat er Ruki vorhin gesagt, als sie sich getroffen haben. Er hat Reita dann wohl stehen gelassen und ist zu mir gekommen. Mehr hab‘ ich auch noch nicht aus ihm raus bekommen.“ Uruhas Augen wurden zeitweise größer, dann aber legte sich seine Stirn in Falten. „Glaubst du das wirklich?“, fragte Uruha ungläubig nach, noch während er seine Jacke an die Garderobe hing. Schließlich ging es hier um Reita, der nur Augen für Ruki gehabt hatte. Da musste ziemlich viel eingebrochen sein. In seinen Ohren jedenfalls klang das nach Fiktion. „Ich weiß es nicht. Aber warum sollte er Ruki diesbezüglich anlügen? Er würde sich damit doch nur ins eigene Fleisch schneiden. Also scheint da was dran zu sein“, erwiderte Aoi. Uruha nickte verstehend. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass da etwas dran war. Er brach also ihre kleine Unterhaltung prompt ab und ging zur Wohnzimmertür. Diese öffnete er vorsichtig und riskierte einen Blick. Aber Ruki hatte ihn schon bemerkt, warf ihm einen kurzen Blick zu, blieb aber sonst unbewegt da sitzen, wo er saß. So ging Uruha, ohne weiteres Aufsehen zu erregen, zu ihm und setzte sich gleich neben den Braunhaarigen auf die Couch. Vorsichtig rückte er weiter ran und gab sich nun alle Mühe, seinen kleinen Freund zu trösten. Das war aber wirklich regelrecht ein Ding der Unmöglichkeit. Worte konnten die Wunde, die Reita seinem Ex-Freund zugefügt hatte, eben auch nicht einfach so heilen. ♥~~~ Die Ohrfeige war nicht einmal annähernd genug, als das, was er verdient hätte. Reita verstand sich selbst nicht. Er war enttäuscht von sich und was noch viel schlimmer war, er hatte Ruki wehgetan und ihn dann auch noch einfach gehen lassen. Es war wohl die Schuld, die auf ihm lastete, die ihn dazu bewegt hatte, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Die Schuld wog schwer und zog ihn seit Tagen runter. Dabei erinnerte er sich selbst kaum an den Abend, an dem es geschehen war. Gerade war einfach nur sein schlechtes Gewissen vorherrschend und die Gewissheit, Ruki verloren zu haben. Es war doch abzusehen gewesen. Was wollte er sich hier denn vormachen? Dieses Gespräch konnte nur genau so enden. Ruki war zwar ein guter Mensch, vielleicht der liebste Mensch auf der ganzen Welt, aber auch er verzieh keinen Vertrauensbruch. Wieder und wieder ging Reita den Abend vor seinem geistigen Auge durch und dachte nach. Er wollte das nicht wahrhaben, er wollte einfach nur noch seine Beziehung retten und dass Ruki ihm verzieh. Er wollte seine heile Welt wiederhaben, die er so leichtfertig verspielt hatte. Da war dieses Mädchen, ihren Namen hatte er auch schon wieder vergessen oder vielleicht nie gewusst. Sie war in dem gleichen Restaurant gewesen wie er mit seiner Mutter auch. Er hatte sie nur bemerkt, weil ihre Eltern so typisch Großstadtmenschen waren und ihm mit ihrem Benehmen auf den Geist gingen. Eigentlich hatte er sich nichts weiter dabei gedacht, vielleicht gemeint, dass sie hübsch war. Aber manchmal fand man fremde Menschen eben hübsch, auch wenn man nichts weiter mit ihnen zu tun gehabt hatte. Letztendlich gab es Rindfleisch. Und dann war er noch mit seiner Mum zusammen weggegangen in eine Bar mit angrenzender Disko. Die Musik war teilweise viel zu laut und der Bass hämmerte. Die Boxen krächzten unter den schrillen Stimmen der Sänger und Sängerinnen, die irgendwelche Partymucke anstimmten, um die Laune der Gäste zu heben. Es war warm, stickig und schwül. Eben ein ganz normaler Sommerabend. Er hatte getrunken. Eine Coke mit massig Eiswürfeln, die er nach und nach auf seiner Zunge zergehen ließ, um sich abzukühlen. Dann aber hatte sich seine Mum eingemischt und für sie beide bestellt. Ab da floss der Alkohol. Er hatte vom Cocktail seiner Mutter probiert, dann selbst etwas aus der Karte ausgesucht. Einen Caipirinha und einen Tequila Sunrise, sowie einen Sex on the beach. Nach und nach lockerte sich seine Stimmung, die Gespräche mit seiner Mutter und den anderen Gästen wurden lauter, lustiger, versauter. An den vierten Cocktail erinnerte er sich gar nicht mehr. Wobei, irgendwas mit Kokos. Und da hatte sie sich mit zu ihnen an den Tisch gesetzt, direkt neben ihn und ihre gesellige Runde vervollkommnet. Sie hatte mit ihnen geredet, sowohl mit ihm als auch mit seiner Mutter, ab und an mit einem aus der Gruppe der Animateure, mit denen sich seine Mutter so gut verstanden hatte. Sie hatte erklärt, dass sie Urlaub mit ihrer Familie hier machte, es aber langweilig wäre, weil sie so früh schlafen gingen und sie was erleben wollte. Irgendwie so was. Das war wohl auch der Grund, warum sie sich gerade zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte. Und er wusste noch, dass sie ihm ziemlich auf die Pelle gerückt war. Aber ansonsten… Nichts. Rein gar nichts. Egal wie sehr er in seinem Gehirn nachgraste und darüber grübelte. Es gab ihm keine weitere Information. Laute Musik, Alkohol, nette Gespräche. Er wusste noch, dass sie ihre Hand auf seinen Arm gelegt und sich an ihn gelehnt hatte. Ihr langes Haar hatte dabei seinen Oberarm gekitzelt. Aber keinen Schimmer, wie er ins Hotelzimmer zurückgekommen war, geschweige denn, wie er den Weg durch den Sand bewerkstelligt hatte, ohne Sand zu fressen. Allein ein kurzer Abstecher nach Cocktail Nummer 2 auf die Toilette hatte ihn schon alle Mühe gekostet gehabt, weswegen ihn seine Mutter auch ausgelacht hatte. Aber zurück zum Hotel. Er war alleine im Bett aufgewacht mit einem tierischen Kater und die Unterwäsche einer Frau lag am Fußende seines Bettes. Seine eigene lag zusammen mit anderen Sachen, die er getragen hatte, neben dem Bett verstreut. Beide Kopfkissen waren zerknautscht und das Bettlaken zerwühlt, etwas feucht. Aber seine Haut klebte von der vorherrschenden Hitze so oder so. Da war eigentlich jegliche Decke schon zu viel gewesen. Aber Fakt war: Keine Erinnerung an die Zeit dazwischen. Kein Schimmer wie er ins Hotelzimmer kam, wie die Nacht verlaufen war oder wie er es auch nur aus seinen Klamotten geschafft hatte. Aber der größte Schock ereilte ihn, als er seine Beine aus dem Bett schwang und da das benutzte Kondom im Mülleimer sah. Das war mehr als eindeutig. Der Mülleimer stand genau neben dem Bett und das Kondom lag oben drauf auf diversen anderen Sachen, die im Laufe ihres Urlaubs ihren Weg in den Mülleimer gefunden hatten. Das getrocknete Sperma konnte man genau sehen. Zweifel ausgeschlossen! Reita raufte sich die Haare. Das konnte doch alles echt nicht möglich sein. Er konnte doch nicht mit so einer Schnalle in die Kiste gestiegen sein und seinen Freund betrogen haben? Was war er bitteschön für ein Freund? Er liebte Ruki abgöttisch und nun hatte er ihn einfach nur enttäuscht. Ruki machte nun sicherlich Schluss. Haha. Die Ohrfeige war schon Reaktion genug gewesen und seine Fresse sollte er auch halten. Wenn das mal kein „scher dich zur Hölle, motherfucker“ gewesen war, dann wusste Reita auch nicht. Manchmal sprachen Taten eben mehr als tausend Worte. Reita konnte es dem anderen nicht mal verübeln. Wer wollte schon mit so jemandem wie ihm zusammen sein, den man nicht mal zwei Wochen in den Urlaub schicken konnte, ohne dass er alle Vorsätze über den Haufen warf und mit jemand anderem schlief? Reita zog seine Nase hoch und wischte sich über seine nassen Augen, als er den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte, um die Wohnungstür aufzuschließen. Er hatte gewusst, dass es ein scheiß Tag werden würde. Am liebsten wollte er jetzt bei Ruki sein und ihn einfach nur in den Arm nehmen. Aber der wollte ihn nun sicherlich nicht mehr. Also konnte er das auch vergessen. Deprimiert schlurfte Reita durch den Gang und schlüpfte aus seinen Schuhen. Wenigstens war er vorerst allein zu Hause. Auch wenn es ihm davor graute, dass er nochmals zu Ruki musste, um sich den Schlüssel für die Wohnung geben zu lassen. Scheiße ey, sein schlechtes Gewissen brachte ihn noch um! ♥~~~ Uruha atmete erleichtert aus, als er die Wohnzimmertür hinter sich schloss. Dieses bescheuerte Tetris ging ihm auf den Sack, aber Ruki spielte es seit geschlagenen 2 Stunden. Selbst Aoi redete nicht und Uruha fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Es würde wohl wieder auf eine Nacht in Aois Bett mit seinen zwei Kumpels hinauslaufen, wenn die anderen beiden denn überhaupt schlafen würden. Er selbst hatte sich nun einfach erstmal aus dem Staub gemacht. Das Zimmer, so hübsch es auch war, erdrückte ihn, Rukis Stimmung und seine Hilflosigkeit erdrückte ihn. Zwar hatte Ruki aufgehört zu weinen, aber er sprach kaum und nun starrte er bunte Steine gebannt an, die er in einer Reihe positionierte. Das war doch deprimierend. So verschwand der honigblonde Junge im Badezimmer und hockte sich auf den Toilettendeckel. Zwar war es bereits elf Uhr abends, aber welcher Jugendliche schlief schon zu so einer Uhrzeit? Darum hatte er auch kein schlechtes Gewissen, als er mit ein paar betätigten Tasten auch schon einen Anruf erledigte. Es klingelte, parallel raschelte der Duschvorhang neben ihm und ein Katzenkopf erschien. „Was machst du denn hier? Hast geduscht?“, fragte Uruha leise und hob das Kätzchen auf seinen Schoß, wo es aber nicht lange blieb. Aber das war nebensächlich, denn der Angerufene meldete sich nun doch mit einem „Moshi, moshi“. „Hey, Reita“, begrüßte der Honigblonde seinen langjährigen Freund mit gemischten Gefühlen. Doch erwidert wurde nichts weiter. Nur am ruhigen Atem am anderen Ende der Leitung konnte man noch hören, dass nicht aufgelegt worden war. „Du, wir sind bei Aoi. Ruki… geht’s scheiße. Was ist denn los?“, wollte er nun wissen. Es war wohl beiden sowas von klar, warum er anrief. „Das habe ich Ruki heute doch schon gesagt.“ „Ja, schon, aber…“ „Selbst, wenn ich es dir sage, macht es die Sache nicht besser. Ich hab‘ fremdgefickt. Da hast du es. Bist du zufrieden?“ Reitas Worte klangen vorwurfsvoll, aber auch verletzt zugleich, was Uruha irritierte. Ob Reita glaubte, dass er nun gegen ihn war? „Ich… „ „Nein, du musst nichts sagen. Ich habe es verbockt und ich weiß das auch.“ Uruha blinzelte. Irgendwie klang der andere so erwachsen? Oder war er einfach ignorant? Es war fast so, als wenn er sich schon damit abgefunden hatte, Ruki verloren zu haben. „Aber das lässt sich sicherlich klären.“ Nein, ließ es sich eben nicht. Uruha wusste selbst nicht, was er denn sagen sollte oder warum er angerufen hatte. Vielleicht hatte er auf neue Infos gehofft, auf so etwas wie einen verspäteten Aprilscherz, aber nichts dergleichen kam. „Das glaubst du doch selbst nicht. Bitte Kou, verschone mich damit. Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken und es gibt nichts, was es ungeschehen machen kann. Ich muss dafür geradestehen. Ich kenn‘ meine Rechte und die Konsequenzen sind mir nun auch bewusst.“ „Akira, bitte… das kannst du doch…“ Aber wieder fiel ihm der andere ins Wort. „Kou, ich weiß das sehr zu schätzen und es ist lieb von dir, dass du dir Sorgen machst, aber ich komme klar.“ Er sollte es eben nicht schönreden oder ihn in Schutz nehmen oder sonst was. Das wäre falsch. Falsch vor allem Ruki gegenüber. Uruha schluckte, weil er so abgewürgt wurde. Doch dann konnte er hören, wie Reita am anderen Ende der Leitung lächelte. „Kümmer dich bitte um Ruki. Er kommt allein jetzt sicherlich nicht klar.“ Uruha biss sich auf die Unterlippe. Er spürte, dass der andere eigentlich noch viel mehr Worte auf den Lippen hatte, aber alle blieben unausgesprochen. Sicherlich hatte er Tränen in den Augen. „Bai“, hörte er die gehauchte Verabschiedung seines besten Freundes und dann nur noch Stille. Reita hatte aufgelegt und nichts war geklärt. Ob er zu ihm gehen sollte? Aber Reita hatte gewollt, dass er jetzt bei Ruki blieb, auch wenn ihm unwohl bei der Sache war. Ihre Freundschaft würde er nicht mit in die Waagschale werfen, egal, was zwischen Ruki und ihm war oder ist. Betrübt blickte der Honigblonde Tora an, der ihm lautstark entgegen miaute. Anerkennend nickte Uruha. „Du hast’s gut. Du musst dich nicht mit beschissenen Gefühlen herumquälen. Im nächsten Leben werd‘ ich die Katze und du fütterst mich!“, sagte er leicht gequält und nahm das Kätzchen wieder auf den Arm, verließ dann auch gleich das Badezimmer. Das brachte doch alles nichts. ♥~~~ Noch nie war Reita so froh darüber gewesen, dass seine Mutter so viel auf Arbeit um die Ohren hatte. Es war nicht so, dass er sie nicht sehen wollte, aber er selbst verabscheute sein eigenes Spiegelbild. Wie sollte er so denn bitte jemandem unter die Augen treten? Das viele Grübeln und Nachdenken machte ihn sichtlich krank. Zu Hause fiel ihm die Decke auf den Kopf und die Stunden wollten nicht vergehen. Aber besonders schrecklich waren die Nächte, die er sich um die Ohren schlug, da dann alles umso deutlicher auf ihn niederprasselte. Der Verlust seines Freundes war einfach das, was ihn nicht losließ und ihn mitnahm. Er hatte schließlich kein Recht mehr auf gar nichts. Er war Schuld und er selbst hatte seine Schuld eingesehen. Selbst eine Entschuldigung würde es nicht wieder gut machen, auch wenn er vor Ruki auf Knien rutschen würde, wenn er ihn nur noch einmal so liebevoll ansehen würde wie zu der Zeit, als sie noch zusammen waren. In Reitas Kopf klang alles einfach total pathetisch. Es war nicht einmal 48 Stunden her, dass er Ruki seinen Fehltritt gebeichtet hatte und es waren schreckliche Stunden. Fluchtartig hatte er heute Morgen die Wohnung verlassen, als seine Mutter noch geschlafen hatte. Ziellos war er mit seinem Fahrrad durch die Stadt gefahren. Irgendwie hatte er gehofft, dass das dem Denken einen Riegel vorschieben würde, aber eigentlich machte es alles nur noch schlimmer. Zwar fiel ihm die Decke nicht mehr auf den Kopf, aber die Stimme in seinem Kopf war lauter denn je, die Gedanken schlimmer und sie wurden detailgetreuer. Reita wollte es nicht akzeptieren, dass Schluss war. Aber wenn er es irgendwann akzeptieren musste? Er machte sich Sorgen um die Zukunft und um seinen zukünftigen Partner. Seit Wochen, Monaten, übertriebenerweise vielleicht auch schon seit Jahren hatte er sich Ruki an seiner Seite gewünscht und ihn auch bekommen. In seinem Kopf konnte niemand neben ihm existieren als dieser Junge. Wie konnte er dann jetzt annehmen, dass sein Kopf eine andere Person neben ihn projizieren konnte? Das war hirnrissig. Noch dazu würde niemand einen Fremdgänger haben wollen. Einmal fremd gegangen, immer fremdgegangen. Wenn man einmal die Hemmungen ablegte, seinen Partner zu hintergehen und zu belügen, dann würde man es skrupellos auch mit dem nächsten Partner tun. Er war gebrandmarkt und das für die Ewigkeit. Niemand würde ihn mehr wollen oder akzeptieren. Genau so wenig wie seine Freunde. Sie würden ihn vielleicht nicht offensichtlich verstoßen, aber sie würden in ihm auch nur denjenigen sehen, der andere belügt und betrügt und ihn irgendwann fallen lassen. Außerdem waren sie auch mit Ruki befreundet. So lief das also in jedem Falle auf eine Entscheidung hinaus. Ruki oder er. Wobei Reita selbst wohl definitiv für Ruki wäre. Er war fest entschlossen in den sauren Apfel zu beißen und seine Freunde aufzugeben. Konsequenzen tragen, egal, wie schwer sie waren oder sein mögen. Aber eins wollte er definitiv nicht: Ruki noch mehr verletzen, indem er ihm die Freunde wegnahm. Dann lieber blieb er selbst alleine und sah seiner Strafe ins Auge. Einsamkeit. Vielleicht würde er nach Kanada gehen. Einsam. Allein. Weit weg von allen, die er je gekannt hatte. Ein gebrochenes Herz allein in der Wildnis Kanadas. Ja, er verarschte sich gedanklich selbst. Aber er hatte es nicht anders verdient. Auch wenn er sich selbst in solchen trübsinnigen Gedanken nicht wiedererkannte, wusste er, dass es gerechtfertigt war, sich selbst niederzumachen. Er hatte Rukis Glück zerstört, also war es das Mindeste, seinem eigenen Glück ebenfalls den Gar auszumachen. Mit nur noch trüberen Gedanken stellte der blonde Japaner sein Fahrrad wieder zurück in den Geräteschuppen hinter dem Haus und betrat es schließlich durch den Hintereingang. Er konnte das Klappern von Töpfen in der Küche hören, also war seine Mutter zu Hause. Aber ewig konnte er ihr ja auch nicht aus dem Weg gehen. Also zog er wie gewohnt seine Schuhe aus und hängte seinen Schlüssel ans Schlüsselbrett, was seine Mutter auf den Plan rief. „Hm? Du bist schon wieder zurück?“, fragte sie und steckte den Kopf aus der Küche. Reita nickte nur tonlos. Sein Blick war nach unten gerichtet und er machte den Anschein eines Häufchen Elends, was er wohl auch war. „Und wo hast du Ruki gelassen? Du wolltest dich doch mit ihm treffen“, hakte sie weiter nach. Die Ferienplanung ihres Sohnes bestand doch nach eigenen Aussagen nur aus „Mit Ruki treffen“ und „Zeit mit Ruki verbringen“. Was war daraus denn nun geworden? Sie verschränkte ahnungslos die Arme vor der Brust. Skeptisch blickte sie drein, war aber überfordert, als sie sah, dass Reita plötzlich Tränen über die Wangen kullerten. Sowas kannte sie nicht von ihm, was ihre Mutterinstinkte auf den Plan rief. Da war etwas faul. „Ruki kommt nicht mehr. Ich hab‘ Scheiße gebaut und nun hasst er mich…“, erklärte er kleinlaut. „Was hast du denn gemacht?“, wollte Reitas Mutter dann aber schon wissen. Sie betrachtete ihren Sohn skeptisch. Er hatte zwar nach ihrer Rückkehr kaum mehr was gegessen, aber sonst war nichts auffällig gewesen. „Im Urlaub… hab‘ ich mit einem Mädchen geschlafen…. Ich bin Ruki fremdgegangen.“ „Und wann war das bitteschön?“, wollte die Frau wissen. Ihre Stimme hatte einen besserwisserischen Klang, der Reita allen Mut nahm und nur sein schlechtes Gewissen noch verstärkte. So barsch kannte er seine Mutter nicht. Aber sie hatte sicherlich auch allen Grund dazu, ihn zu hassen. Man ging schließlich nicht fremd. „Als… wir in der Bar waren und ich zu viel getrunken hab‘… Das Mädchen, was sich so an mich rangemacht hat…“ Reita schien immer geknickter, als er das erzählte und auch noch seiner Mutter. Das war doch ein Armutszeugnis, welches er sich gerade selbst ausstellte. Aber irgendwem musste er es doch sagen. Die anderen hatten ihn alle so sehr unterstützt, dass er endlich mit Ruki zusammenkam und dann machte er so einen Mist und alles war dahin. Er hätte sich gerade ohrfeigen können. Auch wenn das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen wäre. „Wie kommst du darauf?“, fragte die Frau weiter und ihr Sohn zuckte mit den Schultern. „Ich erinnere mich kaum. Aber… Als ich aufgewacht bin, lag Reizwäsche auf meinem Bett und ich war auch nackt… und… das ist doch offensichtlich“, versuchte es Reita in Worte zu fassen, was seiner Mutter gegenüber schon etwas schwieriger war. Er traute sich ja noch nicht einmal, sie anzusehen, stierte den Boden an, auf dem sie stand, nur um den Vorwurf in ihrem Blick nicht standhalten zu müssen. Aber was ihn nun total umhaute war, dass seine Mutter anfing zu lachen, lauthals. Seine Trauer und sein Kummer waren für einen Augenblick total vergessen und wichen seiner totalen Verwirrung. Selbst seine Tränen stoppten. „Mum, warum lachst du? Das ist ein ernstes Thema!!!“, jammerte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Gerade fühlte er sich nicht ernst genommen. Wie konnte sie ihn bitteschön auslachen, wenn er die Liebe seines Lebens verloren hatte und in Depressionen versank? „Mum, was ist daran so lustig?“, quengelte er weiter. Unverständnis und Wut. Reita konnte darüber nun so rein gar nicht lachen. „Weil die Wäsche von mir war!“, weihte die Frau nun ihren Sohnemann ein, der regelrecht aus allen Wolken fiel. Seine Augen wurden tellergroß. „Nie im Leben!“, entkam es ihm und er erntete einen bösen Blick seiner Mutter. „Wie sah sie denn aus?“, fragte sie dann aber besserwisserisch nach und Reita verzog sein Gesicht. „Rot… Spitze… und… in der gleichen Farbe ein Tanga… Auch mit so… Blumenkram“, erklärte er. „Und, soll ich die Sachen aus der Wäsche holen?“, fragte sie weiter nach und Reita runzelte seine Stirn. Hatte er sowas schon mal bei ihnen gesehen? Vielleicht… Vielleicht aber auch nicht. „Aber warum war ich dann nackt?“, fragte er total bedröppelt nach. Mehr Indizien, die definitiv gegen ihn sprachen! „Weil ich dich deinem Schicksal überlassen habe und gesagt habe, dass du dich alleine ausziehen sollst. Schätzchen, du warst stockbesoffen.“ Diese Erklärung klang wie die natürlichste auf der ganzen Welt. „Glaub mir, du wusstest nicht einmal mehr, wo oben und unten ist.“ In Anbetracht des Katers, den er hatte, glaubte er zumindest das seiner Mutter. „Und was ist dann mit dem Kondom, das im Mülleimer lag?“, fragte Reita regelrecht schon hysterisch nach. Das letzte Indiz seines Seitensprunges und wohl das eindeutigste. Seine Mutter sah ihn abwartend an, bis Reita eins und eins selbst zusammengezählt hatte. Das dauerte ein bisschen. Wenn er es nicht war, dann… „Nein…“ Er schüttelte seinen Kopf und seine Kinnlade klappte regelrecht nach unten. Diese Erkenntnis war fast genauso schlimm wie die Erkenntnis, dass er einen Seitensprung gehabt hatte. Gerade konnte er echt nicht beurteilen, was denn für ihn nun weniger schlimm war. „Na hör mal, Bürschchen! So alt bin ich nun auch nicht! Und ich werde mich im Urlaub doch wohl auch mit einem Mann vergnügen dürfen!“, durfte sich Reita dann gleich eine Standpauke anhören. „Das Kondom ist von einem der Animateure, die an dem Abend bei uns gesessen haben und der mir geholfen hat, dich Nichtsnutz ins Hotelzimmer zu bringen. Irgendwie musste ich mich doch erkenntlich zeigen.“ „Mum, keine Details!“ Reita kniff seine Augen zusammen. Er wollte definitiv kein Kopfkino, keines, in dem seine Mutter die Hauptrolle spielte. „Glaub‘ mal, für eine heiße Liebesnacht brauch‘ ich sicherlich nicht meinen stockschwulen, pubertären Sohn!“ Das hatte gesessen! Reita blieb wohl jeglicher Kommentar im Halse stecken. Aber davon war die Frau nicht weiter beeindruckt. „Die Unterwäsche hab‘ ich aufs Bett geworfen, als ich zum Duschen gegangen bin, als du noch gepennt hast. Wie du dich vielleicht erinnerst, stand der Koffer direkt am Fußende vom Bett“, klärte die Frau ihren Sohn nun aber endgültig auf. Der wusste nicht, welches Gefühl gerade überwog, die Erleichterung doch kein Fremdgeher zu sein oder der Ekel, dass es seine Mutter mit einem Mann in seinem zugegeben total benebelten Beisein im Nebenzimmer getrieben hatte. Wenn er recht darüber nachdachte, dann war er total glücklich, dass er zu viel getrunken hatte. Aber noch glücklicher war er wohl über seine Absolution. Gerade wollte er seine Mutter heilig sprechen. „Das heißt dann also, dass….“ „…du nicht mit dieser unreifen Schlampe im Bett warst! Also bitte, Akira! Was wäre ich denn für eine Mutter, wenn ich nicht auf meinen Sprössling aufpassen würde?“ „Eine schlechte, wahrscheinlich…“ Das Grinsen auf Reitas Gesicht war zurück und die Tränen von eben schon fast wieder versiegt und vergessen. „Außerdem mag ich Ruki. Der hat dich wenigstens im Griff. Also sieh ja zu, dass du ihn bei Laune hältst!“, ermahnte ihn seine Mutter gleich noch mal. „Klar, mach ich.“ „Es ist echt unglaublich, auf was für Ideen du kommst und was du dir zusammenspinnst.“ Sie schüttelte ihren Kopf und legte diesen dann schief. Ein wenig klang sie schon sauer. „Was stehst du da eigentlich noch rum? Wolltest du dich nicht mit Ruki treffen? Also das solltest du echt aufklären.“ Sie nahm einfach mal an, dass Reita Ruki seinen Fehltritt gestanden hatte und er sich deswegen wie ein Maulwurf verbuddelt hatte. „Du hast Recht! Ich muss sofort zu Ruki!“, entkam es Reita und er schlüpfte in Windeseile wieder in seine Schuhe und stürmte aus der Tür. Urplötzlich sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Gott, er war aber auch echt blöd gewesen. Die letzten Tage des Urlaubs hatte er mit Grübeln verbracht und sich Horrorvisionen ausgemalt, wie alles ablaufen könnte, wenn er Ruki seinen Fehltritt gestand, dabei war er mit niemandem im Bett gewesen. Mann ey, er war echt selten dämlich. Hätte er doch nur schon früher mal seine Klappe in Gegenwart seiner Mutter aufgemacht, dann hätte er sich ganz viel Kummer und Leid ersparen können und vor allem hätte er Ruki nicht in so eine Situation gebracht und sich auch nicht. Und dann wären sie jetzt womöglich schon eng umschlungen dabei, sich furchtbar lieb zu haben. Gerade verfluchte Reita seine eigene Blödheit. Wie konnte er nur? ♥~~~ Wie vom Erdboden verschluckt. Ruki war nirgends auffindbar. Das machte Reita nun erst recht total wuschig. Okay, es war nachvollziehbar, dass Ruki nicht an sein Handy ging. Zu Hause nahm auch keiner ab, war keiner da. Denn mittlerweile war er schon zweimal bei ihm zu Hause gewesen. Kai war auch nicht zu erreichen. Auf dem Handy ging sofort die Mailbox ran oder es kam eine Ansage, dass der Teilnehmer gerade nicht zu erreichen war. Brachte also nichts. Bei Uruha das gleiche Spielchen. Nicht zu erreichen. Warum auch immer? Und als er bei ihm zu Hause angerufen hatte, wurde ihm nur gesagt, dass er bei Shiroyama war. Da Reita ja nicht dumm war (schließlich hatte er die gesamte Dummheit, die ihm in diesem Jahr zur Verfügung stand schon durch diese Fremdgeher-Sache aufgebraucht), ging er sofort bei Aoi vorbei. Fehlanzeige. Dort wurde ihm nicht einmal geöffnet. Wobei das wohl daran lag, dass niemand da war, denn das Licht brannte auch nicht. Pure Ernüchterung machte sich bei dem blonden Japaner breit. Das Ganze artete so langsam in das bekannte Spiel „Nadel im Heuhaufen suchen“ aus. Darauf konnte er gerade wirklich verzichten. Als wäre sein Körper nicht eh schon angespannt genug. Nicht zu vergessen sein geistiger Zustand, der zunehmend unter diesem Spektakel litt. Aber nüchtern betratet sanken Reitas Anlauforte, an denen er Ruki unter Umständen vielleicht hätte antreffen können, gen Null. Klar, gab es noch die ein oder andere Spielhalle, die Ruki ab und an mal besuchte, aber das brachte doch alles nichts. Wieso war nie jemand per Telefon zu erreichen, wenn es dringend war? Das brachte ihn um den Verstand! Es folgte wiederum eine Nacht mit Bauchschmerzen, Fieberträumen und schließlich totaler Schlaflosigkeit. Reita hätte platzen können. Da hatte er schon seinen Freispruch bekommen und niemand von Belang war erreichbar, dem er es hätte mitteilen können. Freunde, pah! Er wollte doch nur zu Ruki, dringlicher als je zuvor in seinem Leben. Aber so schnell gab ein Suzuki nicht auf. So fand er sich am nächsten Morgen, Mittwoch, wieder bei Ruki zu Hause ein. Diesmal traf er sogar jemanden an, natürlich nicht Ruki! Das hätte ja einem Hauptgewinn in der Lotterie geglichen. Doch mehr als ein „Der ist nicht da. Der ist bei Shiroyama“, bekam er letztendlich nicht. Zumindest ein Hinweis mehr für Reitas angehende Karriere des Sherlock Holmes #2. Doch als Reita bei Aoi ankam, wiederholte sich das Spielchen vom Vortag. Die Tür war geschlossen, blieb verschlossen, auch nach 5 Minuten langem Sturmklingeln. Und seine verfickte Laune sank immer mehr. Ihm war zum Heulen zumute. Wieso versteckte man Ruki vor ihm? Sofort wählte er Aois Nummer, sendete Stoßgebete zum Himmel. Bitte lass ihn rangehen! Wenigstens klingelte es schon mal. Mehr, als er bisher erreicht hatte. Aber letztendlich hob niemand ab. Verdammte Scheiße aber auch. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich doch wieder auf den Nachhauseweg zu machen. Doch vorher schrieb er Aoi eine Nachricht. Hoffentlich half das etwas. >Ruf mich bitte an! Es ist verdammt wichtig! Reita< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)