Was hast du nur getan? von King_of_Sharks (*~YuKa~*) ================================================================================ Kapitel 3: Morgen ----------------- „Ich wusste gar nicht, dass die beiden zusammen sind“, sagte Yuriy plötzlich, als sie etwa die Hälfte des Weges geschafft hatten. „Hm?“, meinte Kai, der eben noch in Gedanken geschwebt hatte. „Na Takao und Hiromi. Ich habe immer gedacht, dass sie was von dir wollte“, half Yuriy ihm auf die Sprünge. „Ja, schon, aber ich glaube, das war einfach nur eine Schwärmerei von ihr und sie war eigentlich die ganze Zeit schon in ihn verliebt“, erwiderte Kai ohne jegliche Regung von Emotionen in seiner Stimme, was Yuriy schon ein wenig stutzen ließ. „Dir macht das gar nichts aus?“, wollte er überrascht wissen. Kai erwiderte darauf wie selbstverständlich: „Nein. Warum auch? Ich war nie an ihr interessiert.“ „Ach so“, gab Yuriy ein wenig erleichtert zurück, auch wenn er dies nicht verlauten ließ. Wenig später waren sie an dem Häuserblock angekommen, in dem sie im vierten Stock wohnten und Yuriy schloss die Eingangstür auf. Sie gingen leise durch das Treppenhaus, in die oberste Etage und betraten ihre Wohnung. Kai bemerkte erst jetzt so richtig, wie müde er eigentlich war und war froh, dass er sich bald in sein Bett kuscheln würde können. Wobei ihm sogleich wieder einfiel, dass er, wenn er einschlafen würde, auch wieder träumen, vielleicht wieder davon träumen könnte. Nachdem sie ihre Jacken aufgehängt und die Schuhe ausgezogen hatten, ging Kai ohne ein Wort zu sagen ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa sinken; das alles, ohne Licht anzumachen. „Kai? Was machst du da?“, wollte Yuriy zu Recht wissen, denn Kais Verhalten war alles andere als normal. Er betrat nun ebenfalls das Wohnzimmer und stellte sich vor das Sofa. Kai schien ihn gar nicht mehr richtig wahrzunehmen und hatte seine Augenlider geschlossen, soweit Yuriy das in der schwachen Beleuchtung, die von der Lampe im Flur herrührte, beurteilen konnte. „Kai?“, fragte er noch einmal vorsichtig. Nachdem wieder keine Antwort kam, überlegte Yuriy, warum Kai sich überhaupt aufs Sofa gesetzt und sich nicht gleich in sein Bett gelegt hatte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag mit dem Hammer. „Aber natürlich! Er schläft in seinem Bett immer schlecht und hat wahrscheinlich Angst davor, wieder etwas zu träumen, von dem er nicht will, dass er es träumt. Deswegen will er nicht in sein Bett“, überlegte er. Kai sah richtig friedlich aus, wie er mit geschlossenen Augen und entspannter Mine auf dem Sofa lag. „Aber ich kann ihn doch nicht einfach so hier liegen lassen! Er wird sich entweder eine Erkältung holen oder morgen einen steifen Nacken haben.“ Yuriy fiel allerdings auch ein, dass er ihn auch nicht in sein Bett bringen würde können, da er dann dort eventuell wieder einen Alptraum haben könnte und dann ihm die Schuld dafür geben könnte, da er ihn in sein Bett gebracht und ihn nicht einfach im Wohnzimmer gelassen hatte. Es klang zwar ein wenig absurd, aber möglich war es. Zumindest für Yuriy. So beschloss er kurzer Hand, ihn einfach in sein eigenes Bett zu tragen, groß genug war es allemal. Darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken, hob er Kai vorsichtig hoch und trug ihn in sein Zimmer. Er war doch sehr überrascht, wie leicht Kai war, was ihm hier aber nur zu Gute kam. Das Glück schien wieder auf seiner Seite zu sein, denn seine Zimmertür stand offen, sodass er keine Probleme hatte, einzutreten und Kai auf sein Bett zu legen. Dann zog er ihm die Hose aus, was sich als gar keine leichte Aufgabe herausstellte, denn sie saß wirklich eng und er zudem auch noch darauf achten musste, ihn nicht aufzuwecken. Doch praktischerweise war Kai todmüde und bekam so von alle dem nichts mit. Das T-Shirt stellte da schon ein weniger großes Hindernis dar und schon gar nicht die Socken. Nach getaner 'Arbeit', entkleidete er sich selbst und legte sich neben den friedlich schlummernden Kai. Er deckte sie beide noch zu und betrachte danach noch das entspannte Gesicht seines besten Freundes. „Schlaf gut, Kai“, flüsterte er so leise wie möglich. „Und träum zu Abwechslung mal was Schönes...“ In diesem Moment musste er sich zusammenreißen, um nicht etwas Unüberlegtes zu tun, das ihre Freundschaft gefährden könnte. „Verdammt…warum gerade ich?“, dachte sich Yuriy, bevor auch ihm endlich die Augen zufielen. Diese Nacht verlief unerwartet harmonisch, vor allem für Kai, der nicht ahnte, wo er sich befand. Instinktiv kuschelte er sich nach einiger Zeit -die Decke war verrutscht- an die Wärmequelle in seiner unmittelbaren Nähe, ohne dass Yuriy oder er selbst aufwachten. Offenbar schien Kai diese Nähe gut zu tun, denn er hatte einen sehr tiefen und ruhigen Schlaf, was darauf schließen ließ, dass er auch nichts Schlechtes träumte. Die Nacht verging ohne weitere Zwischenfälle, was sich allerdings bald ändern konnte, vor allem, wenn einer der beiden aufwachen würde… Am nächsten Morgen, es war gegen acht Uhr, wurde Kai langsam wach. Er fühlte sich irgendwie anders. Zum ersten Mal seit Wochen hatte er durchgeschlafen und das auch noch ohne einen Alptraum gehabt zu haben. Seine Freude wäre wohl nicht zu bremsen gewesen, hätte er nicht genau in diesem Moment realisiert, wo er lag und vor allem was er tat. Er lag halb auf Yuriy -genauso genommen auf dessen Brustkorb- welcher zum Glück noch schlief und auch keine Anzeichen dafür gab, in nächster Zeit aufzuwachen. Zumindest hoffte Kai dies inständig. „Moment! Was mache ich eigentlich in Yuriys Bett und warum habe ich abgesehen von meinen Shorts nichts an?“, fragte er sich erschrocken. „Und warum hat er auch nur seine Boxershorts an?“. War das Nächste, das ihm durch den Kopf schoss. „Hoffentlich hat er welche an…“ So sicher konnte man sich da nicht sein. Als er sich gerade dabei war, sich zu erheben -bemüht, dass er Yuriy nicht aufweckte- öffnete eben dieser seine Augen und murmelte ein verschlafenes „Guten Morgen“. Kais Blick hing nun unweigerlich an dessen nacktem Oberkörper, auf den er nun beste Sicht hatte. Die blasse, fast porzellanfarbene Haut, die sich deutlich abzeichnenden Muskeln und die zartrosanen Brustwarzen erweckten in ihm Gefühle, die er eindeutig nicht haben sollte…oder? Schnell wandte er seinen Blick ab. Vor allem, um die Röte auf seinen Wangen zu verbergen, aber auch um zu verhindern, dass Yuriy auf falsche Gedanken kam. „Ähm, Morgen“, brachte Kai nach kurzem zögern hervor. Yuriy schien nun auch langsam wach zu werden und bemerkte erst jetzt Kais höchst interessanten Gesichtsausdruck und die Situation, in der sie sich befanden. Es herrschte betretenes Schweigen. Um die Stille zu durchbrechen, aber auch um Klarheit zu schaffen, sagte Yuriy: „Du fragst dich sicherlich, warum du und vor allem wie du hierher gekommen bist…“ Kai nickte, überrascht darüber, dass Yuriy die Tatsachen so direkt ansprach. „Also, du erinnerst dich doch bestimmt noch daran, dass du dich gestern als wir nach Hause gekommen waren, ins Wohnzimmer gelegt hast.“ Kai nickte mechanisch und wartete gespannt - vor allem angespannt- auf das nun Folgende. „Ich dachte mir, dass ich dich nicht dort liegen lassen kann, aber in dein Zimmer bringen konnte ich dich auch nicht, da ich weiß, dass du schlecht schläfst, wenn du alleine dort liegst. Also habe ich dich mit zu mir genommen.“ Das war ja alles schön und gut, aber Kai fragte sich immer noch Eines: „Und warum habe ich nur Boxershorts an?“ Yuriy hatte schon fast geahnt, dass diese Frage nun hatte kommen müssen und antwortete: „Ich dachte mir, dass es unbequem ist, in Straßenklamotten zu schlafen und da habe ich dich ausgezogen“ „Hättest du mir nicht wenigstens mein T-Shirt anlassen können?“, gab Kai nun etwas bissig zurück und schlang die Arme um seinen nackten Oberkörper. Yuriy bemerkte jetzt erst, dass es Kai offenbar unangenehm war, seinen bloßen Oberkörper jemandem zu zeigen. Dennoch -oder gerade deswegen- konnte er nicht widerstehen, einen genaueren Blick bei Tageslicht auf diesen zu werfen. Kais Haut hatte einen leicht olivfarbenen Teint und seine Haut war dunkler als seine eigene. Kais Schultern waren relativ schmal, vor allem für einen Jungen in seinem Alter, genauso wie seine Taille, wie Yuriy bemerkte, als er seinen Blick so unauffällig wie möglich weiter nach unten schweifen lief. Vom Rest bekam er leider nicht viel zu sehen, da sich Kai alle Mühe gab, wenigstens den oberen Teil seines Rumpfs vor neugierigen Blicken zu schützen. „Und warum hast du dir nicht was zum Schlafen über gezogen?“, warf Kai schnell ein, der bemerkte hatte, wie Yuriy ihn ansah und das äußerst peinlich fand und dies, abgesehen davon, nicht gerade zur Besserung der Sachlage beitrug. „Ich war, um ehrlich zu sein, einfach zu müde um das zu tun…“, antwortete dieser wahrheitsgemäß. „Ich geh jetzt duschen“, meinte Kai nur und stand auf, während er von Yuriy, der noch immer auf dem Rücken lag, beobachtet wurde. Glücklicherweise merkte Kai nichts davon, da er damit beschäftigt war, seine Klamotten einzusammeln, die Yuriy, unachtsam wie so oft, schön auf dem Boden verteilt hatte. „So wie immer“, dachte sich Kai und musste sich ein Lächeln verkneifen. Yuriy war noch nie sehr ordentlich gewesen und er war es immer gewesen, der ihm alles hinterherräumte. „Soll ich uns Frühstück machen?“, fragte Yuriy plötzlich, der sich inzwischen auf den Bauch gedreht hatte und den Kopf auf die Hände gestützt, Kai ansah. „Klar doch“, erwiderte dieser schnell, raffte hastig seine Sachen zusammen und verließ dann das Zimmer. „Er ist genau wie du…“ „Stimmt doch gar nicht!“ „Ja, du hast Recht. Du würdest dir ja sofort nehmen, was du willst, ohne Rücksicht auf Verluste…“ „Hmpf!“ „Ach sei doch nicht immer gleich beleidigt! Du weißt doch, wie ich es meine.“ „Natürlich weiß ich das! Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern!“ „Oh je… „Und was willst du damit bitte wieder sagen?“ „Ach nichts…“ „Verdammt, verdammt, verdammt!“, fluchte Kai innerlich, als er unter der Dusche stand. Er wusste einfach nicht, was er nun tun sollte. Warum konnte er nicht einfach glücklich sein, wie alle anderen auch? „Warum nur?“, flüsterte er leise und das kalte Wasser rann seinen Nacken hinab. Warum gerade er? Diese Frage hatte er sich schon seit langem nicht mehr gestellt, doch die neusten Ereignisse hatten seine Mauer, die er zum Selbstschutz errichtet hatte, schwer beschädigt. Nicht, dass es nur heute gewesen wäre. Nein, das hatte schleichend vor einiger Zeit begonnen. Und nun hatte er wieder Angst. Schreckliche Angst vor ihm. Angst davor, dass es wieder passieren könnte. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)