Fireball
Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber. Der Coach der Champions vom letzten Jahr und der Coach der Neulinge. An diesem Tisch sollte entschieden werden, ob die Schule an dem Turnier teilnehmen wollte.
Der Mann hatte die Arme auf dem Tisch abgelegt. Durch seine lockige rotbraune Mähne konnte man seine Augen nur schwer erkennen: „Erklären Sie mir noch mal die Spielregeln.“ Den, der Coach der Champions, ihm gegenüber lächelte: „Eigentlich gibt es keine Regeln. Es ist ein Basketballturnier. Ein Team besteht aus fünf Leuten. So fängt es an.“ Er grinste breit.
„Das Team, das zuerst einen Korb wirft, gewinnt. Das war auch schon alles.“ Der Japaner hob den Kopf: „Alles ist erlaubt?“ Den lachte auf: „Ja. Ein hartes Spiel ohne Regeln. Bei Verletzten…“ Er lehnte sich im Stuhl zurück und fuhr erst dann fort: „Es wird kein Spieler ersetzt. Ist jemand so verletzt, dass er nicht weiterspielen kann, geht das Spiel ohne ihn weiter. Also suche deine Spieler gut aus.“
Dens Gegenüber schien noch unbeeindruckt zu sein: „Und die Auszahlungen?“ Schmunzelnd verschränkte Den die Arme auf dem Tisch: „Die Auszahlungen sind so wie letztes Jahr. Auch wenn das Team nicht gepunktet hat. Solange noch einer deiner Männer steht, kannst du gewinnen. Das Preisgeld geht nach jeder Runde noch einmal in die Höhe, also lohnt sich die Investition.“
„Investition?“ Den nickte: „Zunächst investiert der Teamchef und über die Buchmacher vor Ort holt er sich das wieder rein. Es ist ein Risiko. Es läuft mal besser, mal schlechter.“ Mit einem höhnischen Grinsen betrachtete er den Japaner vor sich: „Und das Risiko trägt der Chef.“
Den beobachtete, wie sein Gegenüber die Kapuze zurückschob und ihn durchdringend ansah: „Wir sind dabei. Suzuran wird am Fireball teilnehmen.“ Nun mit einem freudigen Grinsen reichte Den ihm die Hand: „Willkommen im Fireball Rindaman.“
Das Team
Rindas POV:
„Fireball. Ich habe davon gehört.“ Tamao legte die Stirn in Falten. Er schien angestrengt nachzudenken. „Das thailändische Basketballspiel ohne Regeln.“ Ich nickte: „Ich habe euch ausgewählt, um unsere Schule im Fireball zu verstehen. Es wird ein harter Kampf und ich denke, nur ihr könnt das Turnier gewinnen.“
Vier Augenpaare sahen mich nun an. Alle vier Kämpfer wollte ich mit nach Thailand nehmen. Allen voran natürlich unser Head of Suzuran Genji Takiya. Er sollte der Kapitän der Mannschaft sein. So wie er die Schule als erster unter sich gebracht hatte, sollte er nun auch das Team leiten können. Seine Ausdauer und Willenskraft sollte uns doch zum Sieg führen können.
Dann war da natürlich Tamao Serizawa. Bevor Genji die Schule übernahm war er am nächsten dran, die Schule zu übernehmen. Nur am Ende hatte er sich doch noch Genji unterwerfen müssen. Doch er hatte nicht nur einmal bewiesen, dass er ein besonders guter Kämpfer war. Also wollte ich auch ihn ins Team.
Izaki Shun. Er sollte der dritte im Team sein. Der Mann an Genjis Seite war ein besonders treuer und vor allem erfahrener Kämpfer. Izaki war so viel wie Genjis strategischer Kopf. Jemand, der wusste, wie man den Kapitän wieder runter bringen konnte. Vielleicht sollte das für das Turnier gar nicht so schlecht sein.
Als viertes war da dann noch Kirishima Hiromi. Der Anführer der ersten Klassen. Ein Neuling. Aber gerade das sollte wohl auch etwas frischen Wind ins Team bringen. Neue Ideen waren nicht immer etwas Schlechtes. Vor allem in einem Spiel, dass keiner von ihnen zuvor gespielt hatte.
Izaki sah mich fragend an:“ Wir sind vier. So wie ich das weiß, sind es aber insgesamt fünf Personen pro Team. Sonst darf man gar nicht erst antreten.“ Jaja. Das war Izaki. Ich grinste: „Er hat bereits eingewilligt. Ihr werdet ihn auf dem Flug sehen. Er passt super in das Team, also seit unbesorgt.“ Ein weiterer Blick auf die anderen verriet mir, dass alle noch unschlüssig waren. War das denn so schwer?
Tamao stand von seinem Platz auf und wand sich an Genji: „Und was sagt unser Kapitän dazu?“ Alle Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Takiya. Er sah uns an. Er hatte diesen etwas hilflosen Gesichtsausdruck im Gesicht, den man doch recht häufig bei ihm sah. Ohne zu antworten zündete er sich erst einmal eine Zigarette an. Genüsslich inhalierte er, bevor er den Rauch ausblies und grinste. Er hatte also eine Entscheidung getroffen: „Ich werde teilnehmen.“
Auf mein Gesicht stahl sich ein Lächeln, als Genji Tamao überlegen ansah. So war Genji. Er ließ keine Herausforderung aus. Das machte ihn auch so stark. Tamao grinste ihn an: „Na dann.“ Selbst nach seinen Zigaretten angelnd drehte er sich zum gehen: „Der Head of Suzuran hat gesprochen.“
Der Flug
Kirishimas POV:
Der Flug nach Thailand ging um fünf Uhr morgens. Äußerst unpassende Zeit. Aber wenn wir noch mit dem Platz und den anderen Spielern vertraut gemacht werden wollten, dann mussten wir so früh los. Rinda hatte außerdem darauf bestanden. Und er war der Chef.
Fünf Minuten vor Abflug erschien dann endlich der Letzte. Serizawa Tamao. Wie der sich aber auch immer Zeit ließ. Unglaublich. Genji und Izaki warfen sich einen Blick zu und grinsten los. Wer hatte noch gleich behauptet, dass die zwei sich durch Augenkontakt verständigten? Egal wer es war. Er hatte recht.
Der Flieger war voll, als wir die Treppe hoch gingen und uns nach unseren Plätzen umsahen. So viele freie Plätze gab es auch nicht mehr, also sollten unsere nicht so schwer zu finden sein. Natürlich sah Tamao auch zuerst unsere Reihe und besetzte erst einmal den Fensterplatz. Sollte mir recht sein. Fliegen war eh langweilig.
Die anderen hatte sich auch gerade gesetzt, als Izaki das Wort ergriff: „Wir sind immer noch nur vier Leute. Wo ist denn jetzt der fünfte Spieler?“ „Hier!“ In der Reihe vor uns stand jemand auf, mit dem wohl keiner von uns gerechnet hatte. „Bando!“ Dieser warf nur lässig seine Lederjacke über den Stuhl und setzte sich neben Genji. Der Kapitän schien kein bisschen überrascht. Eher bewundernd über die gute Wahl.
Rinda stellte sich in den Gang, zu uns gewandt und verkündete: „Dann ist das Team ja vollzählig. Der Fireball kann also beginnen.“ Oh ja. Das konnte er. In diesem Team konnte eigentlich nichts unmöglich sein. Genji und Tamao waren die stärksten Kämpfer der Schule, Izaki der strategische Kopf, Bando der Anführer der dritten Generation der Armoured Front und ich der Anführer der ersten Klassen. Da konnte doch gar nichts schief gehen.
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Wie gut die Thailänder wohl waren? Bisher hatte ich nur ein Mal vom Fireball gehört und es hieß, die Teilnehmer gehörten zu den Stärksten des Landes. Nicht selten landete wohl einer im Krankenhaus oder starb sogar noch auf dem Feld. Aber genau in diesem Moment wurde mit klar, dass wir als Team zusammenarbeiten mussten um zu siegen. Na das konnte ja noch was werden.
Ankunft
Rindas POV:
Unsere Unterkunft war ein großer Wohnblock, in dem sich alle ausländischen Spieler befanden. Für uns gab es auf der vierten Etage drei Doppelzimmer. Diese waren von mir auch schnell eingeteilt worden. Mit Bando würden sich noch die wenigsten vertragen, also steckte ich ihn erst einmal mit zu Izaki. Die würden sich nicht all zu hart prügeln. Genji und Tamao zusammen und Kirishima mit mir zusammen. Irgendwie musste ich es ja schaffen, dass sich alle wie ein Team benahmen. Bei Tamao und Genji sollte es noch am schwersten werden.
Keine fünf Sekunden dauerte das Beziehen der Zimmer. Ein brastiges die Tasche ins Zimmer schmeißen und schon war das erledigt. Da hatte ich ja schon mal gute Karten. Aber jetzt wollten wir uns erst einmal die Trainingshalle ansehen. Vielleicht sollte das die Gemüter der Jungs besänftigen.
Das Erdgeschoss war mir sechs Trainingsräumen versehen. Es waren sechs Basketballfelder. Vier waren belegt. Dort trainierte man schon fleißig. Gleich am zweiten blieb ich stehen. Hier konnte man gut sehen, wie hart dieses Spiel doch war. Es durfte alles getan werden, um den Ball zu ergattern. Tritte, Hiebe, alles war erlaubt. Solange der Ball wieder in Besitz kam, war alles erlaubt.
Mein Blick glitt von den Spielern zu meinen Jungs. Es wat faszinierend, wie sich die Mienen der Jungs verändert hatten. Man konnte genau sehen, wie sie versuchten, sich die Bewegungen einzuprägen und sofort auf einen Gegenschlag zu projizieren. Es ging nicht erst um das Verständnis des Spieles. Es ging bei allen erst um einen Weg, zu gewinnen.
Durch ein Räuspern machte ich wieder auf mich aufmerksam. Ich nickte ihnen zu und es ging weiter zu einem der unbenutzten Trainingsräume. Ich öffnete die Tür und dich Jungs gingen hinein. Ob sie überhaupt schon einmal Basketball gespielt hatten, wusste ich nicht, aber das sollte ich ja jetzt sehen.
Aus einem Korb nahm ich einen alten Basketball und warf ihn Genji zu: „Na dann. Zeigt doch mal, was ihr könnt.“
1. Spiel
Izakis POV:
Es war soweit. Nach dem Training gestern war heute schon unser erstes Spiel. Nun sollten wir ja sehen, wie so ein Spiel aussah. Gleich das erste Team sollte ein Thailändisches sein. Rinda hatte uns vor diesem Team gewarnt. Sie hätten zwei super Werfer dabei, die wir nie zu Wurf kommen lassen durften. Mal sehen, wie wir die am besten aus dem Spiel hielten.
Das Gitter in den Basketballkäfig wurde geöffnet und wir gingen rein. Auch das Gegnerische Team platzierte sich auf der anderen Feldseite. Um uns rum wurde durcheinander gerufen und gebrüllt. Man geilte sich an dem brutalen Spiel richtig auf. Wir hatten bereits herausgefunden, dass jeder hier nur auf die Schlägereien aus war. Sollten sie es bekommen.
Der Don war auch da. Rinda hatte uns von dem Mann erzählt, der hier das höchste Tier war. Er war der Boss von allem und jedes Mal bei den Spielen dabei. Ein amerikanischer Millionär, der hier her kam, um sich diese Kämpfe anzusehen, weil es in seinem eigenen Land nicht erlaubt war.
Ich ging auf meine Position. Bando war hinten am Korb platziert worden, weil er als Verteidiger noch die brutalsten Schläge verteilte. Kirishima war der schnellste von uns und stand so am Mittelkreis, wo gleich der Ball landen sollte. Er sollte noch am schnellsten den Ball erwischen. Genji und Tamao standen recht und links des Mittelkreises, um zum einen Kirishima abzuschirmen und zum andern schnell nach vorne zu kommen. Ich stand in der Mitte unserer Feldfläche, falls der Ball zurück gespielt werden musste.
Ein Pfiff ertönte und alle Augen richteten sich nach oben. Es ging schnell. Das Tier vor Kirishima rannte gegen ihn und warf ihn so einfach zu Boden. Der Ball war in den Händen der Gegner. Sofort war Genji da, trat dem Riesen den Ball aus der Hand und schon hatte Tamao ihn. Das war auch für mich das Zeichen aus meiner Starre zu erwachen und einen der Gegenspieler von Tamao anzulenken.
Das Spiel war wirklich genauso hart, wie man es uns gesagt hatte. Über meinem Auge war die Haut schon aufgeplatzt. Das war man zwar aus Suzuran schon gewohnt, aber die Schnelligkeit im Spiel war etwas Neues. War man nur kurz unaufmerksam, so hatte man seinen Gegenspieler vielleicht schon aus den Augen verloren und das war dann manchmal schon die Chance für den Gegenschlag.
Wenn einer aus unserem Team zu langsam war, dann musste man auch aushelfen. Gerade schlug ich einen von Tamao runter, der in Bedrängnis geriet. Aber schon in der nächsten Sekunde ertönte der Pfiff. Genji grinste uns entgegen. Er hatte den Korb geworfen. Wir hatten gewonnen.
