Und dann kam dieser Brief von Die_Katzenhai (Das erste Schuljahr der Emily Dursley) ================================================================================ Kapitel 4: Phönixfedern ----------------------- „Nun fehlt euch nur ein Zauberstab“, sagte Tante Ginevra zu ihnen. Die Augen der beiden Mädchen wurden groß. Der Zauberstab… Das war eine Sache, die etwas Besonderes war. Für Emily etwas, das die Magie komplett machte. Erst, wenn sie einen in der Hand halten würde, könnte sie es wirklich glauben. „Wo gibt es die zu kaufen?“, fragte sie neugierig. „Bei Ollivanders, da haben schon meine Eltern ihre her. Auch wenn nun sein Sohn die Zauberstäbe macht und verkauft.“ Tante Ginevra schien kurz in Gedanken verloren zu sein. „Und wie macht man Zauberstäbe?“, wollte Emily wissen. Tante Ginevra zuckte mit den Schultern. „So genau weiß ich das nicht. Aber ich kann dir sagen, dass jeder Zauberstab einen Kern hat, der von einem magischen Wesen stammt. Ollivander verwendet das Haar von Einhörnern, die Federn von Phönixen und Fasern vom Drachenherz. „Wow“, sagte Emily. Ein Zauberstab mit einem Einhornhaar wäre sehr cool. „Und zusammen mit dem Holz hat jeder Zauberstab individuelle Kräfte. Man sagt, dass bestimmte Hölzer etwas über die Charaktereigenschaften eines Menschen aussagen. Ob das so stimmt wie behauptet, weiß ich nicht.“ „Wow“, sagte Emily erneut. Das alles klang furchtbar interessant. Ihre Aufregung steigerte sich, und auch Lily sah begeistert aus. „Wir müssen uns beeilen.“ Ollivanders sah ganz anders aus, als sich Emily vorgestellt hat. Es war klein, ein wenig schäbig, und das einzige Schaufenster war verstaubt. Als sie näher heran trat, sah sie, dass dieses Fenster beinahe vollkommen leer war. Nur ein einziger Zauberstab lag auf einem purpurroten Kissen. Was für einer es war, stand nicht dabei. Tante Ginevra war Emilys Blick gefolgt. „Niemand, bis auf Mr. Ollivander selbst weiß, wem dieser Zauberstab gehört hat, aber es gibt wilde Spekulationen über ihn.“ „Welche denn?“ „Ach, so einige. Am meisten höre ich, es sei der Zauberstab von Merlin gewesen.“ „Merlin gab es wirklich? Ich dachte, das sei nur eine Geschichte!“ Emily blickte überrascht zu Tante Ginevra hoch. „Ja. Die Muggel haben damals viel mitbekommen. Sie wissen ja auch über Einhörner und Drachen Bescheid. Nur sind ihre Vorstellungen nicht immer richtig.“ Emily fand das alles furchtbar interessant. Dass so viel, was sie von Magie gehört hatte, wahr (wenn auch nicht unbedingt hundertprozentig korrekt) sein könnte, faszinierte sie. Doch hatte sie nicht genügend Zeit weiter darüber nachzudenken. Lily war schon in den Laden getreten und so blieb ihr nicht viel anderes übrig als zu folgen. In Ollivanders war nicht viel Platz. Hohe Regale, in denen kleine Kisten waren, standen dichtgedrängt zusammen. Wie von außen zu vermuten, war es hier staubig. Ein Mann mit braunen Haaren und blass silbrigen Augen, die beinahe weiß wirkten, stand an einem Regal und sortierte Zauberstäbe in einige der Kisten. „Einen Moment, bitte“, sagte er ohne aufzusehen. „Ich bin gleich für Sie da.“ Tante Ginevra lächelte. „Kein Problem, wir haben Zeit.“ Dudley fand, dass es ziemlich unhöflich war, sie warten zu lassen. Dieser Mann sortierte nur, das konnte man auch mal liegen lassen, wenn Kundschaft kam! Aber so war das wohl in der Zaubererwelt. Alles war hier ein wenig verrückt. Schließlich war der Mann fertig mit seiner Arbeit und wandte sich der Gruppe zu. „Willkommen.“ Er lächelte sie an. „Ich nehme an, ihr beiden bekommt heute eure ersten Zauberstäbe für Hogwarts?“ Er sah zu Lily und Emily, welche nickten. „Nun, ich muss mich um euch einzeln kümmern. Einen Zauberstab auszuwählen ist eine schwierige Angelegenheit, die vollste Aufmerksamkeit erfordert. Eine von euch muss also warten.“ Emily und Lily sahen sich an. Noch bevor sie etwas sagen konnten, hatte Mr. Ollivander wieder das Wort ergriffen. „Ich denke, es wäre am fairsten, wenn wir eine Münze werfen“, sagte er und zog einen Sickel aus seiner Tasche. „Zahl oder Kopf?“ „Kopf“, sagte Emily. „Zahl“, sagte Lily. Und Mr. Ollivander warf die Münze. Glitzernd flog sie hoch in die Luft, bis sie von Mr. Ollivander aufgefangen und auf seinen Handrücken gelegt wurde. Emily stockte der Atem: Es war… „Zahl.“ „Schade“, sagte Emily. Sie hatte überhaupt keine Lust zu warten. Lily grinste breit. „Komm her, du bist Lily Potter, habe ich Recht?“, sagte Mr. Ollivander und Lily nickte. „Ja.“ „Sehr gut. Mein Vater hat mir von dem Zauberstab deines Vaters viel erzählt. Stechpalme und Phönixfeder, elf Zoll. Doch weiß ich nicht, welchen deine Mutter hatte.“ Er wandte seinen Blick zu Tante Ginevra. „Drachenherzfaser und Weidenholz. Ebenfalls 11 Zoll und unbiegsam.“ „Ah. Ich verstehe.“ Emily nicht. Sie hatte sich zurückgezogen und stand nun neben ihren Eltern, beobachtete aber gleichzeitig das Geschehen. Sie versuchte, nicht zu beleidigt auszuschauen. Nur kleine Kinder und Babies konnten nicht warten. Sie war schon fast erwachsen, da benahm man sich nicht so. Außerdem fiel es ihr schwer, in so einer interessanten Umgebung lange beleidigt zu sein. Mr. Ollivander hatte ein Maßband herausgeholt und es mit einem Schwung seines Zauberstabs dazu gebracht, Lily genau zu vermessen. Währenddessen redete er weiterhin mit ihr. „Welche ist deine Zauberstabhand?“ „Die Rechte“, sagte Lily, während das Maßband ihre Hand vermaß. Mr. Ollivander holte eine Kiste aus einem der Regale. „Hm. Ich denke, ich könnte es erst einmal mit Einhornhaar probieren und… ja… ich denke Stechpalme, wie bei deinem Vater.“ Das Maßband rollte sich wieder zusammen und schwebte auf einen Tisch zurück. Mr. Ollivander nahm einen Zauberstab und gab ihn Lily. „Schwing ihn, dann werden wir sehen.“ Lily tat es, doch traten nur ein paar schwache Funken aus der Spitze. Mr. Ollivander nahm ihr den Zauberstab aus der Hand. „Nein… nein. Das ist es nicht.“ Emily fand, dass es sehr lange dauerte, bis Lily endlich den passenden Zauberstab gefunden hatte. „Da haben wir es. Phönixfeder und Weidenholz, 10 1/3 Zoll.“ Lilys Lächeln breitete sich über ihrem Gesicht aus. Zufrieden mit dem Zauberstab sah sie zu ihrer Mutter. Auch diese lächelte. „Dann bin ich also dran, nicht wahr?“ Emily konnte es kaum erwarten und war einige Schritte vorgetreten. Erwartungsvoll schaute sie zu Mr. Ollivander. Muffin, samt Katzenkorb, hatte sie ihrer Mutter in die Hand gedrückt. „Ja, das bist du.“ Wieder ließ Mr. Ollivander das Maßband hochschweben, um Emily zu vermessen. „Ich nehme an, deine Zauberstabhand ist deine rechte?“, fragte er sie. „Äh“, sagte Emily, bis sie kapierte, was er meinte. „Ja.“ Das Maßband hatte anscheinend genug gemessen (sogar den Abstand zwischen ihren Nasenlöchern!) und legte sich zurück auf den Tresen. Mr. Ollivander verschwand hinter einem Regal und kam mit einigen Kisten zurück. „Probieren wir mal den, Apfelbaum und Einhornhaar. 9 Zoll, biegsam.“ Er drückte Emily den Zauberstab an die Hand. Sie schwang ihn ein wenig zu elanvoll, denn einige Funken traten unkontrolliert aus dem Zauberstab heraus und trafen das Regal, woraufhin die Kisten herausflogen. „Tut mir Leid!“, sagte Emily schnell und wurde rot. Mr. Ollivander jedoch lächelte nur verständnisvoll. „Das kann schon mal passieren. Das zeigt nur, dass der Zauberstab nicht der Richtige für dich ist… oder du für ihn.“ „Wie meinen Sie das?“ „Nun“, sagte Mr. Ollivander und holte einen weiteren Zauberstab aus einer der Kisten. „Der Zauberstab sucht seinen Besitzer, nicht umgekehrt. Und für jeden Zauberstab gibt es einen Zauberer, oder eine Hexe, der perfekt passt.“ Er reichte Emily den Zauberstab. „Kirschholz und Drachenherzfaser, 11 Zoll, perfekt für starke Zauber.“ Bevor sie ihn schwingen konnte, nahm Mr. Ollivander ihn ihr wieder aus der Hand. „Nein, das ist es auch nicht. Jedenfalls“, er sah nachdenklich zu den Zauberstabkisten, „kannst du die Wahl des Zauberstabs ein wenig mit der Liebe vergleichen. Es gibt Personen, die passen sehr gut zusammen und die Beziehung läuft gut. Wenn also Zauberer und Zauberstab gut zusammenpassen, dann ist das Ergebnis auch gut. Umgekehrt ist das natürlich genauso. Und nun probiere mal den. Haselnuss und Phönixfeder, 10 ½ Zoll. Gut geeignet für Verwandlung.“ Auch dieser Zauberstab war nicht der richtige für Emily. Es folgten viele weitere. Emily kam es vor, als ob Mr. Ollivander alle möglichen Kombinationen durchprobieren wollte und zweifelte ein wenig daran, dass sie überhaupt einen fand. Dennoch fand sie das Aussuchen furchtbar spannend. Mr. Ollivander erzählte ihr sehr viel über das Zauberstabmachen. Früher, berichtete er, wurden die Zauberstäbe nach dem Wunsch der Besitzer gemacht. Erst der Vater von Mr. Ollivander hatte angefangen, die Zauberstäbe so herzustellen, wie sie jetzt gemacht wurden. So waren diese Zauberstäbe natürlich viel besser, als die alten. „Woran erkennen Sie eigentlich, dass der Mensch zum Zauberstab passt?“, fragte Emily ihn. Sie hatte nicht wirklich verstanden, warum er ihr sie immer wieder aus der Hand genommen hatte. Na gut – bei denen, die etwas kaputt gemacht hatten, war das klar. Aber bei den anderen? „Hmm. Das ist eine gute Frage. Da sehe ich einfach. Weißt du, für mich ist das wie das Beobachten von Personen um sagen zu können, ob sie sich mögen oder nicht. Natürlich gibt es darüber auch Bücher, aber das kann man nicht aus Büchern lernen, das hier muss man fühlen.“ „Okay.“ Emily wusste nicht genau, was sie dazu sagen sollte. Irgendwie erschien ihr diese Aussage sehr seltsam. Aber Mr. Ollivander würde schon wissen, was er tat. Hoffte sie zumindest. „Probier‘ mal den hier. Hartriegel und Phönixfeder, 10 Zoll, saust überraschend gut.“ Er drückte ihr den Zauberstab in die Hand. Emily schwang ihn und dieses Mal traten goldene, hübsch anzusehende Funken aus ihm heraus. „Das ist also dein Zauberstab.“ Mr. Ollivander lächelte. Emily auch. Einige Zeit später saßen Emily und ihre Eltern zusammen mit den Potters in einem kleinen Eiscafé. Emily fand, dass ihr Vater recht entspannt aussah. Vielleicht war er ja auch ein wenig beeindruckt von dieser Welt. Vielleicht war er aber auch nur froh, dass es nun vorbei war und sie bald nach Hause konnten. Emily hatte sich nicht getraut, Muffin aus seinem Korb zu holen. Wenn er wirklich so dumm war wie behauptet, wollte sie ihn lieber nicht raus lassen, bevor er noch davon lief. Sie versuchte ihn ein wenig durch das Gitter hindurch zu streicheln, was ihr aber nur mit mäßigem Erfolg gelang. Also wandte sie sich dem Gespräch der Erwachsenen zu. „Wie gesagt, Dudley, du brauchst wirklich keine Angst um Emily zu haben. Sie ist in Hogwarts so sicher wie nirgendwo“, sagte Tante Ginevra. „Außerdem muss sie ihre Kräfte kontrollieren können. Ich habe Magda nicht gewollt aufgeblasen.“ „Sie wurde aufgeblasen?“, unterbrach Emily die Unterhaltung. „Naja. Das ist eine lange Geschichte …“, sagte Onkel Harry. „Wichtig ist aber, dass ein Kind mit magischen Kräften nicht kontrollieren kann, wann es zaubert. Das hast du sicher schon mal mitbekommen.“ Gezaubert? Sie hatte schon einmal gezaubert? Emily versuchte sich zu erinnern. Ja. Natürlich! Sie erinnerte noch gut an den Sportunterricht. Sie hatte den Barren gehasst wie die Pest. Einmal war es besonders schlimm gewesen. Vorturnen, und das auf Noten. Schon bevor sie an die Reihe kam, hatten einige Jungen aus ihrer Klasse angefangen, ihr Angst davor zu machen und dumme Kommentare abgelassen. Dann, kurz bevor sie dran kam, brach der Barren einfach in sich zusammen. Es wurde nie ein Grund dafür gefunden. Und selbst die Türen zu dem Raum, in den der andere Barren stand, ging nicht auf. Das war also sie gewesen? Und einmal konnte eine Lehrerin eine Arbeit (Emily war sich sicher gewesen, sie nicht bestanden zu haben) einfach nicht mehr finden. Ein anderer Lehrer konnte nicht mehr von seinem Stuhl aufstehen. Selbst der hinzugerufene Hausmeister hatte ihn erst nach einer Stunde befreien können und dabei die Hose des Lehrers am Stuhl hinterlassen. Emily musste unwillkürlich kichern. „Siehst du? Das machen alle jungen Zauberer und Hexen.“ Emily sah zu Onkel Harry. „Wow“, brachte sie heraus. „All das… das war ich?“ Dudley war ein wenig blass geworden. Er musste zugeben, dass er nicht wollte, dass Emily irgendeinen seiner Verwandten aufblies. Schon ein zerspringendes Glas war nicht in seinem Interesse. Dennoch war das alles gefährlich und unberechenbar. „Ja gut. Ihr habt ja Recht. Vielleicht ist es wirklich nicht dumm, wenn Emily auf diese Schule geht.“ Emily glaubte, sie hätte sich verhört. Erstaunt blickte sie zu ihrem Vater und auch Eliza schien überrascht, sah Dudley aber ein wenig misstrauisch an. Sie glaubte ihm nicht. Nicht so schnell. Auf der Rückfahrt las Emily die ganze Zeit in ihrem Lipurtá-Buch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)