Burn it all von dreamfighter ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- Noch sichtlich verschlafen erreichte Haruka am nächsten morgen noch so eben pünktlich das Feuerwehrinstitut, wo ihre Ausbildung stattfinden würde. Von weitem konnte sie schon ihre Ausbilder über den Flur laufen sehen und begab sich deshalb gleich in den Schulungsraum. Sie wollte sich gleich einen Platz in einer der hinteren Reihen suchen, als sie ein kleines Grüppchen bemerkte. „Hey Püppi, was machst du denn hier?“ „Hast du dich etwa verlaufen?“ „Du wirst es niemals schaffen die Ausbildung zu überstehen. Das ist doch viel zu schwer für dich.“ „Genau, Jason hat Recht. Aber vielleicht bist du ja auch nur hier, um uns etwas Abwechslung zum Ausbildungsalltag zu bieten.“ Haruka trat auf die Jungs zu, die mit dem Rücken zu ihr da standen und anscheinend jemanden in eine der Ecken drängten. Langsam schritt sie auf die Gruppe zu und erblickte dort eine junge Frau, etwa in ihrem Alter. Sie hatte schulterlanges türkises Haar und schien leicht verunsichert zu sein. Haruka hatte noch nie viel von solchen anmachen gehalten und fand es einfach niveaulos. Gerade als dieser Jason einen Schritt auf das Mädchen zutrat und diese nicht weiter zurück weichen konnte, mischte Haruka sich ein. „Hey, was ist denn hier los? Meinst du nicht, dass es ihr überlassen bleiben sollte, ob sie hier sein möchte oder nicht? Außerdem, was spricht denn dagegen?“ Jason ließ von dem Mädchen ab und musterte Haruka nun skeptisch. „Ich wüsste nicht, was es dich angeht. Du bist doch nur so ein reicher verzogener Schnösel, der vom wahren Leben keine Ahnung hat. Am besten gehst du zurück nach Hause und hängst dich an Muttis Rockzipfel. Das hier ist für dich ebenfalls nichts.“ Haruka war kurz davor die Beherrschung zu verlieren, doch das Eintreten des Ausbildungsleiters verhinderte eine Eskalation. Jason schritt mit selbstgefälligem Grinsen an Haruka vorbei, die ihn jedoch noch kurz am Arm festhielt. „Bild dir hier ja nichts ein. Ich werde dir schon noch beweisen, wer von uns hier fehl am Platz ist.“ Diese Worte waren zwar nur geflüstert, aber dennoch verstand Jason die Drohung, welche dahinter stand und nickte. Daraufhin ließ Haruka seinen Arm los und wand sich an die türkishaarige. „Na komm, lass uns zu unseren Plätzen gehen. Wir wollen doch nicht schon vor Beginn der Ausbildung Ärger bekommen.“ Sie zwinkerte ihrem Gegenüber zu und gemeinsam setzten sie sich auf ihre Plätze. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Ausbildungsleiter waren nun die Schüler an der Reihe sich vorzustellen. Haruka lauschte mehr oder weniger interessiert den Ausführungen der anderen. Erst als die junge Frau neben ihr an der Reihe war sich vorzustellen, war ihr Interesse wieder geweckt. Seit der ersten Sekunde, als sie die türkishaarige erblickt hatte, war sie von deren Ausstrahlung fasziniert. Zwar hatte Haruka bisher noch kein Wort mit ihr gewechselt, doch alleine schon der Anblick der anderen, ließ ihr Herz höher schlagen. Noch niemals zuvor war ihr etwas Vergleichbares passiert. Sicher, sie hatte sich schon öfters zu dem ein oder anderen Mädchen hingezogen gefühlt, doch das hier war anders. Und nun saß sie auf ihrem Platz und lauschte den Ausführungen der jungen Frau neben ihr. „Guten morgen, mein Name ist Michiru Kaiou und ich komme ursprünglich aus Japan, was sicherlich schon mein Name verrät. Kurz nach meiner Geburt sind meine Eltern hierher ausgewandert und als ich etwa sechs Jahre alt war, verlor ich meine Eltern bei einem Brand. Das ist auch gleichzeitig der Grund, weshalb ich mich entschieden habe, diese Ausbildung anzutreten. Ich möchte die Möglichkeit haben, anderen dieses Schicksal zu ersparen.“ Dann wand sich Michiru noch einmal speziell an ihre Mitschüler, die sie bisher nur belächelt hatten. „Und dabei ist es mir egal, ob ich von euch akzeptiert werde oder nicht, nur weil ich eine Frau bin. Ich bin davon überzeugt, dass ich es schaffen werde.“ Haruka war von der plötzlichen Selbstsicherheit Michirus fasziniert. Noch nie war ihr jemand mit solch einer Entschlossenheit begegnet und sie freute sich darüber, dass sie nicht alleine mit all den jungen Männern war. Zwar hielten die Haruka wahrscheinlich aufgrund ihres Aussehens für ebenfalls für einen jungen Mann, doch das würde sich in Kürze ändern. Sie hatte sich bei der Anmeldung an der Feuerwehrschule bewusst für die Wahrheit entschieden. Schließlich kannten einige ihrer Ausbilder ihren Vater und somit auch sie. Es wäre mehr als riskant gewesen, sich für etwas auszugeben, was sie gar nicht war. Und da die Stadtverwaltung sich für Gleichberechtigung in allen Berufen aussprach, wurde sie nach erfolgreichem Eignungstest an der Feuerwehrschule angenommen. Jedoch hatte sie damals nicht gewusst, dass es eine weitere Auszubildende gab und sie beide nun gemeinsam hier sitzen würden. Der Ausbildungsleiter nickte und bedankte sich bei Michiru, ehe er dann Haruka aufforderte sich vorzustellen. Diese zuckte bei der Erwähnung ihres Namens zusammen. Sie war kurz in Gedanken versunken und nickte nun schnell bevor sie aufstand und anfing sich vorzustellen. „Nun gut, mein Name ist Haruka Tenou, ich bin die Tochter von Steven Tenou, den einige vielleicht kennen werden. Mein Vater war mit Leib und Seele Feuerwehrmann und er starb bei einem Einsatz, als er versuchte in einem brennenden Gebäude nach vermissten Personen zu suchen. Schon als kleines Kind habe ich mich für die Feuerwehr und die Technik der Fahrzeuge interessiert, weshalb ich jetzt hier sitze. Mein Ziel ist es, dort weitermachen zu können, wo mein Vater aufhören musste.“ Zufrieden mit ihren Worten ließ Haruka sich zurück auf ihren Stuhl fallen. Alle anderen Schüler starrten sie geradezu mit großen Augen an. Fassungslosigkeit war in ihren Gesichtern zu sehen, was Haruka zufrieden grinsen ließ. Da Haruka die letzte war die sich vorstellen sollte, begann der Ausbildungsleiter auch gleich mit dem nächsten Punkt. Der Ausbildungsplan wurde ausgeteilt, sowie die Zimmerbelegung festgelegt. Haruka und Michiru würden in einem Zimmer am anderen Ende des Gebäudes untergebracht werden, damit sie von den Jungs nicht belästigt wurden. Diese Erklärung des Ausbilders, ließ Haruka amüsiert auflachen. Sie hatte sich bisher immer selbst durchgesetzt und wusste genau wie sie sich die Typen vom Hals halten konnte. Zumal sie eh nichts von ihnen wollte. Und sie würde nun bestimmt nicht davon abweichen. Michiru war bereits bei der Erwähnung des Namens von Harukas Vater so vorgekommen, als würde dieser ihr etwas sagen. Doch sie kam in dem Moment nicht darauf, weshalb das so war. Als sie erfuhr, dass Haruka ebenfalls eine junge Frau war, freute sie sich, dass sie nicht vollkommen alleine mit all den jungen Männern war. Mit einem kurzen Seitenblick musterte sie die große Blonde. Plötzlich hatte Michiru das Gefühl, als würde ihr Herz jeden Moment stehen bleiben. Ihr Blick hatte die Augen Harukas getroffen und sie augenblicklich in ihren Bann gezogen. Und auch ihrem Gegenüber schien es nicht anders zu gehen, was ihr die leicht verlegene Gesichtsfarbe zeigte. Haruka hatte zu ihrer Tischnachbarin geschaut und wie der Zufall es so wollte, traf ihr Blick den der anderen. Sofort schlug ihr Herz ein paar Takte schneller und sie hatte das Gefühl in dem dunklen Blau, welches sie an den Ozean erinnerte, zu versinken. Es fiel ihr sichtlich schwer den Blickkontakt wieder zu lösen und ihr Hals fühlte sich trocken an. Nachdem der Ablauf geklärt und alle ihre Zimmerschlüssel in Empfang genommen hatten war erst einmal eine Pause angedacht, in der die Zimmer bezogen werden sollten. Haruka und Michiru machten sich gemeinsam auf den Weg und gingen schweigend nebeneinander her. Keine von beiden wusste so recht, was sie sagen könnte und so wurde die Stille zwischen ihnen immer unangenehmer. Kaum dass sie ihre Unterkunft erreicht hatten, schloss Haruka die Tür auf und ließ ihrer Kameradin den Vortritt. Michiru betrat das Zimmer und schaute sich erst einmal um. Haruka trat neben sie und tat es ihr gleich. Der Raum war nicht besonders groß, dennoch bot er ausreichend Platz für zwei Personen. An der einen Seite des Raumes standen zwei Betten und vor dem Fenster, gegenüber der Tür, befand sich ein großer Schreibtisch. Vor dem Tisch standen zwei Stühle, damit beide Bewohner Platz zum Lernen hatten und dies eventuell auch gemeinsam könnten. An der, den Betten gegenüberliegenden Wand, waren zwei geräumige Spinte, wo die Bewohner ihre Kleidung unterbringen konnten. Desweiteren bot dieses Zimmer noch eine Besonderheit. Im Gegensatz zu den Räumen am anderen Ende hatten die beiden Frauen hier ein eigenes Badezimmer, welches sie durch die Tür neben den Spinten erreichen konnten. „So, das wäre dann also für die nächste Zeit unser neues zu Hause.“ Haruka lächelte ihre Zimmerkameradin an und begab sich dann weiter in den Raum hinein. Michiru folgte ihr und machte sich auch gleich daran ihre Kleidung in einen der Spinte zu packen. Haruka beobachtete die andere dabei, ehe sie sich selbst daran machte ihre Sachen zu verstauen. „Du bist wohl nicht sehr gesprächig, oder?“ Es war ein erneuter Versuch ein Gespräch mit ihrer Kameradin zu beginnen und zu ihrer Überraschung erhielt sie diesmal sogar eine Antwort. „Eigentlich nicht. Ich bin es nur nicht gewohnt, angesprochen zu werden. Die meisten Leute ignorieren mich.“ während dieser Worte senkte Michiru ihren Blick und Haruka bemerkte den traurigen Unterton in deren Stimme. „Aber wieso? Ich meine, du bist hübsch und scheinst auch ziemlich schlau zu sein. Und eben hast du so selbstsicher gewirkt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass das was du da gesagt hast stimmen soll.“ Haruka verstand die Worte der anderen wirklich nicht. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand diese wunderschöne junge Frau ignorierte. „Glaub mir, es ist so wie ich es gesagt habe.“ Michiru hatte inzwischen sichtlich Mühe die Tränen, die in ihr aufstiegen, zurück zu halten. Sie wand sich von Haruka ab und starrte aus dem Fenster. Haruka trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube dir ja. Und wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich gerne etwas an dieser Situation ändern. Wenn du also mal jemandem zum Reden brauchst, dann weißt du ja wo du mich findest. Ich glaube es wird noch schwer genug für uns hier werden, also sollten wir versuchen die Zeit gemeinsam zu überstehen. Und wer weiß, vielleicht werden wir mit der Zeit ja auch gute Freunde.“ Michirus Laune hatte sich mit jedem Wort, welches die andere ihr entgegen brachte, gebessert. Sie konnte sogar darüber Lächeln und drehte sich nun zu der Blondine um. „Danke, das ist sehr nett von dir.“ „Keine Ursache. Wir müssen doch schließlich zusammenhalten.“ Haruka zog ihre Hand wieder zurück und räumte die letzten Dinge in ihren Spint. Die kurze Berührung der anderen hatte Haruka regelrecht wie ein Stromschlag durchzogen. Ihr ganzer Körper kribbelte und sie hatte Mühe sich zu beruhigen. Nur mit großer Anstrengung schaffte sie es ihre Stimme normal klingen zu lassen. Auch Michiru fühlte plötzlich einen Schauer, der sich über ihren Körper ausbreitete als Haruka ihre Schulter berührte. Da sie nach dem Verlust ihrer Eltern in ein Waisenhaus kam und dort immer alleine war, konnte sie dieses Gefühl nicht zuordnen, welches sich ihr nun bemächtigte. Zumal sie durch die Einsamkeit und die ständigen Hänseleien keine Freunde hatte und sie sich durch Harukas offene Art überfordert fühlte. Erst als sich die Pause zu Ende neigte, ergriff Haruka wieder das Wort. Beide hatten schweigend ihren Gedanken nachgehangen und dabei beinahe die Zeit vergessen. „Hey, ich glaube wir müssen langsam mal wieder zurück.“ Michiru nickte nur abwesend und folgte Haruka dann in kurzem Abstand zurück zum Schulungsraum. Dort saßen die Jungs bereits auf ihren Plätzen und konnten sich diverse Sprüche nicht verkneifen. „Na, seid ihr auch endlich da? Der Schönheitsschlaf scheint wohl etwas zu kurz ausgefallen zu sein, nicht wahr Blondie? Wo hingegen bei Püppi so etwas gar nicht notwendig ist, die ist auch so heiß genug. Oder habt ihr euch etwa überlegt, ob es nicht vielleicht doch besser für euch wäre, hier zu verschwinden…“ Weiter kamen sie jedoch nicht, da Haruka auf die Jungs zugegangen war und sich nun denjenigen, der diese Äußerung getätigt hatte, schnappte und am Kragen hochzog. „Was hast du da eben gesagt? Ich glaube du tickst nicht ganz richtig. Ich warne dich jetzt nur dieses eine Mal. Halt dich von mir und auch von Michiru fern, sonst erlebst du dein blaues Wunder. Und wer von uns hier fehl am Platz ist, dass wird sich erst noch zeigen.“ Haruka war richtig aufgebracht und in ihren Augen konnte man ihre Wut und Anspannung deutlich sehen. Michiru hatte sich ein wenig im Hintergrund gehalten und fragte sich, weshalb Haruka plötzlich so gereizt war. Sie war es gewohnt derartige Sprüche zu hören und gab darauf nichts. Michiru hatte im Laufe der Jahre gelernt ihre Gefühle hinter einer Mauer zu verstecken. Nur wenn man sich nichts anmerken ließ, war man unverwundbar. Wie es in ihrem Inneren aussah, konnte sie ohnehin nicht beschreiben. Als die Situation drohte zu eskalieren trat sie auf Haruka zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter, ganz so wie diese es zuvor getan hatte. „Lass es gut sein. Die sind es nicht Wert, dass du dir wegen denen Ärger einhandelst. Du wirst deine Chance schon noch bekommen.“ Zu ihrer Überraschung zeigten die Worte sogar Wirkung, denn Haruka ließ tatsächlich von dem Sprücheklopfer ab. Haruka drehte sich zu Michiru und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Du hast ja Recht. Komm, lass uns zu unseren Plätzen gehen. Die sind es echt nicht wert, sich mit ihnen abzugeben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)