Seltsame Entdeckungen von DhalaElenaAngel (Wozu Misstrauen führen kan) ================================================================================ Kapitel 5: Alles vorbei? ------------------------ Percy lachte leise, als er beobachtete, wie sein kleiner Gefährte versuchte, ein Eichhörnchen einzuholen. Der Jüngere hatte zwei Tage gebraucht, um sich nach der Trennung, wirklich wieder zu beruhigen und selbst jetzt ließ Neveo ihn kaum aus den Augen, war immer in der Nähe und hatte sogar schon versucht, Lucius zu kratzen, als der Blonde sich zwischen sie hatte drücken wollen, das Tier auf dem Boden vermutlich gar nicht erkennend. Es war keine Absicht gewesen, aber es hatte Neveo wieder sehr aufgeregt. Auch jetzt rannte der Andere nur so scheinbar unbesorgt, weil niemand sonst zu sehen war. Warum der Schneeleopard so ausgerastet war, war ihm ein Rätsel. Er hatte seinem Kleinen mehrfach gesagt, dass er zurückkommen würde, trotzdem hatten die Zwillinge schließlich ihre Tür auswechseln müssen. Nun, vielleicht hatte es was mit dem Zustand zu tun, indem er den Anderen gefunden hatte, der noch immer nicht mal Anstalten dazu machte, sich zurückzumorphen. Er hatte Neveo mehrfach darauf angesprochen, doch sobald das Thema zur Sprache kam, stellte sich der Jüngere dumm, als würde er Percy nicht verstehen. Der Rotschopf wusste einfach nicht, was er davon halten sollte, es schien ihm so unverständlich. Hatte sein Kleiner denn nicht in den letzten Wochen gesehen, dass er hier sicher war, dass Niemand es auch nur wagen würde, ihn anzugreifen? Was war es dann, was der Junge so fürchtete? Ja, er wusste, der Andere war um die fünfzehn Jahre alt, aber war er damit nicht auch zu alt, um sich auf diese Weise zu verstecken? Es machte ihm Sorgen, denn er wusste einfach nicht, was mit einem Teenager geschehen sein musste, um so was auszulösen. Es machte ihm sogar Angst. Schließlich morphte Percy selbst, streckte kurz seinen immer noch von der Verletzung juckenden Hinterlauf und lief los, hinter dem weißen Leoparden her, der inzwischen auf einem flachen, hellen Stein saß und fasziniert den Bach beobachtete, der zu seinen Tatzen floss, das Eichhörnchen schien vollkommen vergessen und Blut sah Percy auch nicht. Dabei hätte er es vermutlich in seiner jetzigen Form gejagt und umgebracht. Nun, ihm war schon die gesamte Zeit aufgefallen, dass sein Gefährte jagte, aber nicht tötete, er aß ja nicht mal rohes Fleisch, ließ sich immer nur Gekochtes, Gebratenes oder Gebackenes geben. Vielleicht hatte er schon zu viel Blut gesehen. Harry strahlte, als er sah, dass Percy wieder zum Panther geworden war, sprang den Größeren an, begann, sich spielerisch mit Diesem zu beißen, auch, wenn er jedes Mal hoffnungslos unterlag. Es war einfach nur ein Spiel, das er sehr genoss, hier in der Wärme des Sommertages, auf der saftig grünen Wiese, die er nicht selbst hatte mit einer Nagelschere schneiden müssen. Es war die größte Freiheit, die er je genossen hatte. Harry wurde nicht geschlagen, er hungerte nicht, Percy hatte dafür gesorgt, dass ihm nichts mehr weh tat, er musste nicht kämpfen, er war nicht allein, Jemand hielt ihn, es war im Grunde, wie er es sich immer erträumt hatte. Das Leben als Katze, als Haustier eben. Daher schaltete er einfach ab, jedes Mal, wenn der Rotschopf mit morphen begann. Er wollte nicht. Denn dann würde er Alles verlieren. Niemals würde Percy ihn bei sich behalten, wenn er sehen würde, was sich hinter dem Fell versteckte. Der Andere war Todesser und die wollten ihn tot sehen. Außerdem war er als Mensch einfach nur abstoßend hässlich mit Narben, die Wörter ergaben, die er manchmal selbst glaubte. Freak, um das Häufigste zu nennen. Niemand sollte das je erfahren oder sehen. Und er war mit dem Leben, so wie es gerade war, zufrieden. Sein Geist passte sich manchmal dem Körper an, seine Aufmerksamkeit wurde von einem Schmetterling gefangen genommen, die Tage schienen wie im Flug zu vergehen. Er träumte nur selten so schlecht, dass er Percy damit aufweckte, konnte sich ablenken, von Cedric, von Voldemort, von dem Verrat seiner angeblichen Freunde und Vertrauten. Hier war er jemand Anders, selbst die Zwillinge akzeptierten das und schienen manchmal sogar zu vergessen, wer er mal gewesen war, wenn sie spielten. Amüsiert ließ Percy zu, dass der Kleine ihn angriff, es war dann nur eine Sache von Sekunden, ihn runter zu rangeln, wobei er aufpasste, den immer noch zu dünnen Leoparden nicht irgendwie zu verletzen oder ihm Schmerzen zu bereiten. Er genoss einfach nur, dass Neveo sich bei ihm gut genug fühlte, um solche Spiele von sich aus zu beginnen. Schließlich, nach einer ganzen Weile, lag Neveo schwer atmend im Gras, sich selbst wieder an Percy kuschelnd und in der Nachmittagssonne gähnend. Der Jüngere hatte sich eindeutig vollkommen müde gespielt. Lächelnd morphte Percy wieder, eine Hand im Fell des Jüngeren, der ihn kurz anblinzelte und weiter schlief. Ja, Neveo wurde sehr schnell müde, aber er wurde auch stärker. Nun, vielleicht in ein paar Monaten. Percy hoffte wirklich, dass der Andere sich dann freiwillig morphen würde, wenn er aber auch schon wusste, was er zu erwarten hatte, denn auch, wenn er es nicht gern zugab, er hasste das Gefühl, nicht zu wissen, wer sich hinter dem Fell verbarg. Nicht wegen des Aussehens, sondern wegen der Abstammung. Was, wenn dessen Eltern oder Folterknechte ihn suchten und er nicht wusste, auf was er sich einstellen musste? Nun, Snape hatte ihm versichert, dass er Ende September Klarheit erlangen würde, oder zumindest bis spätestens Mitte Oktober. Bis dahin musste er eben vorsichtig sein, die kleinen Flügel mit Zaubern verstecken, denn in zwei Wochen musste er auch wieder arbeiten und er hatte keine Intentionen, Neveo allein zu lassen, schon allein, weil es auch das letzte Mal nicht gut gegangen war. Also würde der Schneeleopard ihn als Vertrauter begleiten. Nun, aber das waren Gedanken für einen anderen Tag, jetzt wollte auch er die Sonne genießen. Mit einem abfälligen Gesichtsausdruck starrte Lucius auf die vorbeirauschenden Häuser. Er saß in seiner Limousine, die er meist nutzte, wenn er in der Muggelwelt Geschäfte machte. Eigentlich hätte er auch gern seinen Sohn mitgenommen, doch Sev hatte ihm dringend davon abgeraten. Vermutlich zurecht. Die Sache war heikel, es war vielleicht wirklich nicht gut, Draco in die Sache rein zu ziehen. Noch nicht zumindest. Im Moment war sein Sohn, da, wo er war, am besten aufgehoben. Mit seiner Mutter in einem der Landhäuser in Neuseeland, zusammen mit seiner Tante und seinen Onkeln, die sich da in Ruhe von den Strapazen in Azkaban erholen sollten. Ja, das war noch so eine Sache. Bella hatte schon immer gewisse Aussetzer gehabt, die ganz bezeichnend für die jahrhundertealte Inzucht der Blacks, doch die Zeit bei den Dementoren hatten sie endgültig sehr seltsam werden lassen. Sie hatte doch tatsächlich hysterisch gelacht, als man ihr von den aktuellen Geschehnissen erzählt hatte, also von den Folgen des Angriffs. Was allerdings wirklich interessant gewesen war, war die Information, dass Black selbst, trotz der Aussagen, nie in Azkaban gesessen habe. Nun, das war ein Thema für die peinliche Befragung ihrer Gäste, die morgen stattfinden sollte. Verständlich, dass sein Lord gerade etwas andere Prioritäten hatte. Ja, auch er war überrascht und entsetzt gewesen, als er erfahren hatte, wer im Sarkophag vom Sohn des Lords gelegen hatte, war dann mit Severus in die Krypta, um mit ihm das Skelett zu betrachten, von dem der Tränkemeister schließlich eine Rippe eingetütet und mitgenommen hatte. Für irgendwelche obskuren Tränke sicherlich. So genau wollte Lucius es meist gar nicht wissen. Was ihn aber gestört hatte, war der Zustand der Leiche gewesen. Die Zauber des Präparators hätten so einen Verfall definitiv verhindern müssen. Es gab Leichen in der Krypta der Malfoys, die waren fast siebenhundert Jahre alt und sahen noch immer aus, als wären sie erst vor einigen Tagen gestorben. Laut des Zauberers, der die Beiden vorbereitet hatte, konnte der Grund nur das Fehlen von Magie, zusammen mit einem genetischen Defekt in dem kleinen Körper gewesen sein. Das allerdings bedeutete, dass der Sohn von James Potter tatsächlich ein Squibb gewesen sein musste! Etwas, das für Lucius unvorstellbar klang. Nun, Severus‘ komisches Gebräu würde auch das Geheimnis lösen. Auf die Geschichte war er auf jeden Fall selbst sehr gespannt. Das Halten des Wagens zwang Lucius‘ Gedanken in die Gegenwart und zu seinem Auftrag zurück. Er hatte keine vierundzwanzig Stunden gebraucht, um Potters Muggelfamilie über eine Muggelerfindung namens Internet und Telefonbuch zu finden, hatte in Erfahrung gebracht, wo das Oberhaupt arbeitete und einen Geschäftstermin arrangiert, etwas, das kein großes Problem gewesen war, er galt auch bei den Muggeln als Lord, reich und extrem geschäftstüchtig. Als Inhaber einer weltweit fungierenden Ladenkette erfolgreicher Kaffeeläden, die man in einigen Städten mehrfach finden konnte. Ja, er war der Besitzer von Starbucks, das es inzwischen auch hier und da in England gab. Auf die Idee war er gekommen, weil er Kaffee liebte und die Billigbrühe, die es oft in England gab, nicht ertragen hatte. Also hatte er die damals nur in Amerika verbreitete Kette aufgekauft und ausgebaut. Es war also nicht schwer gewesen, eine Einladung hierher zu bekommen. Im Grunde war man ihm in den Arsch gekrochen. Eine widerliche Vorstellung, bedachte man den Umfang dieses Mastschweins. Er wartete, bis der Fahrer, ein niedrigrangiges, aber verlässliches Mitglied des dunklen Ordens, seine Tür öffnete, stieg aus und lehnte sich leicht auf seinen eleganten Stab mit dem Schlangenkopf. Wobei er peinlichst darauf geachtet hatte, einen Businessanzug der höchsten Qualität in Muggelstandarts zu tragen, statt der wirklich guten Sachen. Allein der Name Armani schien hier schon viel zu bewirken. Seine Haare elegant hinter seine Schultern streichend, sah er auf, wo sich die Tür gerade öffnete und eine hagere Frau mit scharf geformtem Gesicht ihm öffnete. Sie sah, selbst, wenn er wirklich freundlich sein wollte, jämmerlich aus. Wie eine Kreuzung aus Schindmähre und Geier, wenn er so darüber nachdachte. Das Kleid, das sie trug, machte den Anblick auch nicht besser, eher das Gegenteil war trauriger weise der Fall. „Lord Malfoy! Wir haben Sie schon erwartet!“, rief in dem Moment Vernon Dursley, der sich in den Vordergrund rollte. Er sah schrecklich aus, daran konnte auch der Anzug nichts ändern. Ein Alptraum. Dieser Abend würde ein Alptraum werden, das war ihm vollkommen klar. „Guten Abend“, gab er steif zurück, mahnte sich selbst, dass er erst warten würde, bis er im Inneren war, um wirklich sicher zu gehen, dass es hier keine weiteren Zauber gab, als die, die er spürte. Keiner davon übrigens ein Blutzauber. Was er merkte, waren Barrieren, die eine Flucht unmöglich machten, als habe man Potter hier einschließen wollen, dazu noch ein einfacher Warnzauber, der vermutlich die Brathühnchen alarmieren würde, in dem Moment, wo Jemand uneingeladen ins Haus kam, aber der Zauber wurde gerade wirkungslos. Er nickte dem Todesser zu, sicher zu stellen, dass nichts übersehen war, dann erst trat er angewidert in dieses Einheitshaus. Er wurde eiligst in ein Wohnzimmer gezerrt, wo man ihm den sicher besten Sessel des Hauses anbot, auf den er sich erst nach einem unauffälligen Zauber sinken ließ. Das Haus war schrecklich kitschig eingerichtet, es hatte absolut keinen Stil und die Fotos… waren ein Alptraum. So ein Kind, wie dieses fette Minischwein, was ihm überall entgegen grinste, konnten nur Eltern lieben. Was ihm aber auffiel, war, dass nirgends auch nur ein Hinweis darauf war, dass neben dem Pferd, dem Mastschwein und dem Schweinenachwuchs hier noch irgendwer lebte. Kein gutes Zeichen, wie er wusste. Auf das, was der gestrandete Wal ihm gerade über seine tolle Familie erzählte, achtete er gar nicht, vor Allem, als er spürte, wie sein Mal kurz warm wurde. Die Luft war also rein, er konnte mit der Operation Muggel beginnen. Ohne ein einziges Wort und mit einem Schwung seines Stocks, in dem ja sein Zauberstab verborgen war, ließ er die beiden Erwachsenen einfach erstarren, ging dann zur Haustür und öffnete Diese, ließ sowohl Severus als auch Tom ein, die hinter sich das andere Schwein schweben ließen. Die Beiden hatten bereits eine ganze Weile gewartet und beobachtet, um die Lage auszuspähen. Sicherheitsmaßnahmen, auf die sie immer extremen Wert legten. „Wohnzimmer“, sprach er, runzelte dann die Stirn. „Hat der Bengel ein blaues Auge?“, fragte er irritiert. „Dieses… dieses Schwein hat den Nerv besessen, erst seinen Cousin, dann uns als Freaks zu bezeichnen! Er hat den Jungen aufs Übelste beleidigt und…!“ „Ruhig, Tom“, sprach Severus leise, legte dem Anderen eine Hand auf den Arm. Er wusste nicht, was er aus dem machen sollte, was er erfahren hatte. Vielleicht den Neid eines Jungen, der die Aufmerksamkeit seiner Eltern teilen musste, ja, das würde es gewesen sein. Mit einer Handbewegung beförderte er den fetten Jungen zu seinen Eltern, ließ ihn unzeremoniell auf den Boden krachen, der tatsächlich wankte. „Sucht nach Dingen, die Harry gehören“, befahl Tom, sah dann auf seinen Lover. „Du hast Trank und Papier dabei?“ Statt zu antworten hob Severus einfach nur die Phiole aus seiner Tasche, nicht willens, noch mal verbal zu reagieren. Dann machte er Lucius das Zeichen, nach oben zu gehen, sah den Lord an, der wortlos in den Keller lief und ging dann selbst los, vorbei an einer Reihe Bilder, wobei auch ihm auffiel, dass nicht eines davon Potter zeigte. In der Küche waren mehrere Töpfe und Pfannen auf dem Herd und allein die Vorstellung, dass Lucius dieses fettriefende Zeug hätte essen sollen, brachte ihn zum Lachen. Der Mann war noch narzistischer veranlagt, als seine eigene Frau und auch nur ein Bissen davon hätte vermutlich dazu geführt, dass er anschließend tagelang nur gerannt wäre um das pure Fett wieder los zu werden. Dazu roch es widerlich. Nur zu gern ließ Severus die Küche hinter sich, lief weiter ins Wohnzimmer, wo die drei Bewohner saßen oder lagen, eingefroren in ihrer jeweiligen Stellung. Auch hier fand er nicht ein einziges Indiz darüber, dass es Potter tatsächlich gegeben hatte, es war, als würde der Junge gar nicht existieren! Das war unheimlich und auch er konnte nicht mehr leugnen, was zu offensichtlich war. Misshandlung. Zumindest verbale. Er kannte die Zeichen zu gut, hatte zum Teil selbst so ein Leben durchmachen müssen. Nach einem kurzen Gang durch das Gästeklo und ein Arbeitszimmer, das wie Alles, penibel sauber gehalten war, blieb er stehen, vor dem Besenschrank. Sein angeblicher Vater, der Mann, mit dem seine Mutter zusammengelebt hatte, hatte ihn oft dort eingeschlossen. So oft, dass er irgendwann immer heimlich ein Buch oder ein Stofftier rein gelegt hatte, um nicht allein in der Dunkelheit zu sein. Je, er war kein Snape, er war nur ein Prince, seine Mutter war schwanger gewesen, bevor sie mit Snape zusammengekommen war, ein Grund dafür, dass er, was Dumbledore zum Glück nicht wusste von seinem Großvater zum Erben erklärt worden war, denn sein eigentlicher Vater stammte aus der höchsten, magischen Gesellschaft. Er war ein Reinblüter, das hatte er schon in seinem eigenen, fünften Jahr in Hogwarts raus gefunden. Nur ein Jahr später war die Freundschaft mit Lily, die damals schon brüchig gewesen war, endgültig kaputt gegangen. Den Kopf schüttelnd schwang Severus den Zauberstab, so, dass das Schloss einfach zu Boden fiel und die Tür lautlos auf glitt. Das, was er sah, ließ ihn schwer schlucken. Potter war hier nicht zur Strafe eingeschlossen worden, er musste hier eine ganze Weile gelebt haben. Auf dem Boden lag eine Matratze, übersät mit Blutspuren, die Decke darüber war voller Löcher und roch verdächtig nach Putzmitteln, einige zerbrochene Soldaten und ein vollkommen zerrissener Teddy, der kaum noch zu erkennen war, saßen auf einem Stuhl, an dem noch ein blutiges, viel zu großes T-Shirt hing, das Potter nie im Leben hätte passen können, nicht mal jetzt. Rasch schnitt er ein Stück des blutigen Stoffes aus, warf es in den Trank. Genau in dem Moment hörte er einen Schrei. Tom. Und er war sauer. Hastig die Phiole verkorkend lief er los, traf sowohl Lucius als auch seinen Geliebten im Obergeschoss, vor einer Tür, die voller Schlösser war, die man von außen absperren musste. Das Zimmer dahinter glich auch eher einer Zelle, sogar mit einer Art Katzenklappe, gerade hoch genug, um vielleicht einen Teller oder so was durch zu schieben. In dem Raum stand nicht mal ein Bett, da war nur eine schrecklich dünne Matratze, die mindestens so blutig war, wie die, die er gefunden hatte, sonst war das Zimmer leer, was man aber noch sah, waren die Gitter vor dem einzigen Fenster. „Die… die haben… die haben…! Selbst, wenn es wirklich ein Potter wäre…!“ „Lord, das hier ist ein besseres Zimmer, als sein Altes“, sprach Severus ruhig, dachte an den Papierfetzen, den er an der Wand gesehen hatte, darauf war in wackeligen Buchstaben geschrieben worden, dass es sich nicht um einen Schrank, sondern um Harrys Zimmer handelte, wobei der Junge seinen Namen falsch geschrieben hatte. „Die haben Potter ursprünglich in einem Schrank wohnen lassen, seine Decke stinkt nach Putzmitteln. Er…“ Weiter kam Severus gar nicht, bevor der Lord nach unten stürmte. „Musstest du das sagen?“, fragte Lucius lakonisch. „Er hat sich schon genug aufgeregt! Wenn er das sieht…!“ „Dann tickt er ganz aus“, nickte Severus, bevor er sich auf den Boden kniete, ein Blatt Papier aus der Hose zog, es ordentlich entfaltete, die Phiole noch mal schüttelte und den Inhalt auf die Unterlage tropfen ließ. „Nun?“, fragte Lucius, der das Blatt nicht sehen konnte, da der Andere sich direkt darüber beugte. Auch ihn würde interessieren, was nun das Ergebnis war. „Das, was wir bereits vermutet hatten“, gab Severus mit verschlossenem Gesicht fest. Für ihn wurde gerade ein Alptraum wahr. Der Junge, den er bisher immer als Potter bezeichnet hatte, hasste ihn und gleichzeitig war er das Einzige, was Tom noch von seiner Frau hatte. Der Junge würde immer vor ihm kommen und er hatte wenig Zweifel daran, dass der als Rache die Trennung einführen würde. Kurz blickte Lucius besorgt auf den Anderen, dann schüttelte er den Kopf. „Das hier ist ein Alptraum“, stellte er fest, half dem Jüngeren, der irgendwie sehr unglücklich wirkte, wieder auf. „Was haben diese Muggel nur mit dem Kind gemacht?“, fragte er schließlich. „Und warum hat es Niemand gesehen?“ „Das weiß ich nicht“, gab Severus knapp zurück. Er war sich sicher, er hätte es bemerkt, hätte er Potter in seinem Haus gehabt, aber das war nicht der Fall gewesen, er hatte den Bengel selten gesehen, im Unterricht, darüber hinaus nicht. Wie Poppy das mit hatte tragen und verschweigen können fragte er sich allerdings durchaus. „Wir sollten dringend nach Unten“, sprach der Tränkemeister schließlich. „Bevor Tom diese Irren umbringt ohne sie befragt zu haben.“ Wütend lief Albus herum, immer ein Mal um seinen Tisch, dann wieder zurück an das andere Ende des vollgestopften Zimmers, in dem momentan nur noch Moody und Molly saßen, beide zuckten jedes Mal leicht, wenn er wieder an ihnen vorbei rauschte. Dazu kamen ihre Verletzungen. Sie beide trugen noch immer Verbände und sie hatten vollkommen versagt. Es war eigentlich so einfach gewesen, sie waren sogar in Überzahl gewesen und doch hatten sie wichtige Mitglieder und Fußvolk verloren. Viel. Ein Verlust, der sie schmerzen würde, denn dummerweise waren auch einige Fürsprecher im Ministerium und bei den Auroren dabei gewesen. Nicht nur das, sie hatten auch noch Azkaban für die magische Gesellschaft verloren, da die Dementoren diese Angriffe genutzt hatten, um selbst einen Aufstand auszulösen. Diese Monster hatten einige Mitglieder des Ordens sogar im Grunde getötet, ihnen die Seele ausgesaugt und nur die Hüllen zurückgelassen. „Lupin und Black! Lupin und Black! Wisst ihr Beiden eigentlich, wie viel es mich damals gekostet hat, den Prozess zu stoppen, Sirius außer Landes und ein Fake nach Azkaban zu schmuggeln?! Die Beiden sind zwei meiner engsten Vertrauten! Sie wissen mehr als achtzig Prozent der Pläne!!“ Und was weit schlimmer war – sie kannten die Wahrheit, die sonst nur noch James gewusst hatte. Sie wussten von dem Austausch und von all seinen politischen Morden, die er nur zu oft Anderen in die Schuhe geschoben hatte. Er hatte sogar eine Frau aus der Linie der Cassandra vernichtet, weil die eben gedroht hatte, ihn als Lügner, die Prophezeiung als falsch und Tom als den Guten bekannt zu machen und noch war deren Tochter nicht alt genug, um ihm hilfreich zu sein, außerdem schirmte Xeno die Blage zu gut ab. Moody, der immer noch sauer war, dass auch er verletzt war, trotz seiner Paranoia und seinen Fähigkeiten, die überall berüchtigt waren, blickte abrupt auf. Er wusste von Allem, war Albus‘ engster Vertrauter, aber bis jetzt hatte er nicht gewusst, wie viel Black und Lupin gewusst hatten. Oh, er wusste, dass Black nur deswegen so hoch stand, weil der Mann mit seinem Vermögen praktisch den gesamten Orden bezahlte, doch nie hätte er gedacht, dass der Kerl mehr war, als ein Aushängeschild. Dumm gelaufen. „Können sie sich selbst umbringen?“, fragte er daher schließlich. Albus gab ein Geräusch von sich, was mehr als eindeutig war. „Der Mann ist ein Reinblut, er würde niemals Selbstmord begehen! Und Lupin…! Etwas Silber hat noch bei jedem Werwolf Wunder gewirkt! Der Mann wusste nicht viel, aber…!“ Aber Lupin wusste von Potters Selbstmord, der bisher erfolglosen Suche im Schnee und von den Geschehnissen während des magischen Turniers. Sollten diese Informationen international bekannt werden, würden sich andere, magische Gemeinschaften einschalten und dann konnte es nur hässlich kommen, alles, was bisher geschehen war, alles, was Albus tat, fußte nur auf seiner scheinbar weißen Weste und seiner Vorbildfunktion! „Was soll nun geschehen?“, fragte Molly ganz pragmatisch. Sie wusste, etwas musste passieren, schnell und gründlich. Die Übernahme vom Ministerium durch den Orden, Albus‘ Einsetzung als Minister oder sonst was. Sie nahm viel hin, für das Ideal, für das sie kämpfte. Schon mit dreizehn Jahren hatte sie ihre Zwillingsbrüder voller Hass verraten, sie hatte, auf Albus‘ Befehl hin, den Looser Arthur geheiratet und sich immerhin fünf Kinder von ihm machen lassen, sie hatte einen Erben und eine Erbin für Albus geboren, war bereit, ohne zu zögern fünf ihrer Kinder einfach umzubringen. Dummerweise waren ihr starke Schutzzauber in den Weg geraten, als sie ihre Zwillingssöhne ausschalten wollte. „Severus Snape muss die Gefangenen entweder befreien oder umbringen“, gab Albus ruhig zurück. „Dann kann nicht viel geschehen. Wir können es uns einfach nicht leisten, zu schnell zu handeln, sonst wird Alles kaputt sein und wenn der Orden nicht mehr da ist, wird es für Voldemort ein Leichtes sein, uns zu versklaven und seinen wahnwitzigen Plan in die Tat umzusetzen.“ Ja, das war es, womit er die meisten Leute in den Orden gebracht hatte. Er hatte ihnen gesagt, dass nur sie zwischen der Welt und dem Untergang standen und diese Idioten fragten noch nicht mal genauer nach! Das war so der Hammer, dass man es nicht glauben konnte! Es war so leicht, solang man nur als Ikone des Lichtes bekannt war. Dazu kam, dass Ron nur zu bereitwillig die Rolle als Retter spielen wollte, der Junge war das Beste, was er vorgebracht hatte, ein guter Nachfolger, voller Elan, ein Gryffindor. Sie würden es schaffen, auch diese Krise zu meistern. Weder ein krank geborenes Baby noch eine Frau in den Armen des Feindes konnte ihn stoppen. Er würde immer einen Weg finden! „Molly, kümmere dich um deine Sprösslinge. Lass sie zu Märtyrern werden. Das ist das Einzige, zu was Neutrale gut sein können. Moody, sieh zu, dass du endlich was gegen Malfoy findest! Der Kerl muss weg!“, ja, der Aristokrat war leider immer noch Derjenige, der ihm die größten Steine in den Weg warf, er stand gesellschaftlich höher, war damit für Albus so gut wie nicht öffentlich angreifbar und der Mann war unanständig reich! Beide nickten, sichtlich froh, nicht zu viel Unmut geweckt zu haben, nahmen ihre Beine in die Hand und verschwanden – schleunigst. „Er wird mich hassen“, stellte Severus leise fest. „Er wird verlangen, dass du mich abschießt, ist dir das klar?“, fragte er seinen Geliebten, als er das Blut von dessen Schulter wischte. Tom hatte die Befragung der Muggel sehr enthusiastisch selbst übernommen, die Leute am Ende gar nicht reden lassen, sondern sie mental vergewaltigt, alle, um an ihre Erinnerungen zu kommen, nicht die Geduld habend, sich mit den kriechenden, wabbeligen Kreaturen zu beschäftigen, die nur zum Treten oder foltern gut zu sein schienen, denn sobald man diesen Idioten zu sprechen gestattet hatte, hatten sie nur herumgeschrien, dass sie alle Freaks und die Dursleys anständige Menschen seien. Nun, darüber ließ sich ernstlich streiten. Das Thema schon wieder. Ja, Sev hatte Verlustängste, das war Tom klar und auch, dass er so was vielleicht wirklich tun würde, wäre Harry jünger, als er war, nun, wobei Harry war ja offensichtlich inkorrekt. Der Junge hieß auf Wunsch seiner Frau immerhin Zeon. Aber Zeon war fast erwachsen, so oder so. „Ich werde dich nicht verlassen, nur weil er es wollen könnte“, erklärte er dem Mann in seinem Schoß schließlich, so ruhig es eben ging. „Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, ob er so reagieren würde. Ich glaube, er war durch dein Benehmen verletzt, weil er nicht wollte, dass du gemein zu ihm bist, nicht, weil er dich hasst. Ich denke, von dem, was du mir erzählt hast und von dem, was mir Percy von den Zwillingen erzählt hat eher, dass er dich bewundert“, gab der Ältere zurück, packte den Anderen und küsste ihn sanft. „Das bleibt abzuwarten“, murmelte Severus, nicht bereit, sich große Hoffnungen zu machen. Potter oder wie auch immer war sturköpfig und ganz ehrlich – mit den neuen Eltern war das nicht besser geworden, sondern bestenfalls verständlicher, denn Tom war auch stur, mehr als irgendein Anderer, den Severus kannte. Tom beschloss, vorerst das Thema zu wechseln, doch langsam kam ihm ein Gedanke, wie er diese lächerlichen Zweifel ein für allemal zerstreuen konnte. Sev würde ihn im ersten Moment sicher umbringen, aber dann würden sich die Fronten wohl endgültig klären und Niemand konnte ihm vorwerfen, er würde in dem Tränkemeister nur ein dreckiges Geheimnis sehen. Stattdessen drifteten seine Gedanken zu etwas anderem zurück. Es war so unwirklich, sich vorzustellen, dass der Sohn, um den er so lange getrauert hatte, immer noch lebte, dass er einen Nachfolger und Erben hatte, dass er die Welt nicht mehr nur um der Hoffnung willen veränderte, sondern um seinem Kind einen besseren Ort bieten zu können. Wobei dieser Junge Jemand war, den er dummerweise seit nun fast vierzehn Jahren zu töten versucht hatte und von dem gerade Niemand zu wissen schien, wo er sich aufhielt. Aber nicht mal das war es so sehr, was ihn beschäftigte, ihn mitnahm. Es war das, was er erfahren hatte. Wie man mit seinem unschuldigen Kind umgegangen war. Dass er nur ein Mal am Tag eine frische Windel bekommen hatte, dass er zum Hauself degradiert worden war, dass man ihn nur geschlagen hatte, dass nicht mal Hogwarts für ihn eine Heimat hatte werden können. „Tom?“ „Sev, du hast doch mit misshandelten Kindern gearbeitet, oder?“, fragte der Ältere schließlich leise, während der Horror der Erinnerungen ihn wieder einholte. Wie musste es für ein kleines, stark untergewichtiges Kind gewesen sein, am Boden zu liegen, während das Mastschwein mit einem Gürtel auf dessen winzigen Körper eingeschlagen hatte? „Ja…?“, fragte Severus nun sehr gedehnt, wobei ihm schwante, was ihm jetzt schon wieder drohen würde. Er mochte es gar nicht! „Ich… kannst… kannst du einen Blick auf die Erinnerungen werfen, die ich gesammelt habe? Ich fürchte, ich… würde was tun, was meinem Kind schadet, er hat das alles durchgemacht, ich hab ihm auch noch das Leben schwer gemacht und er… sie haben ihn wirklich, wirklich schlecht behandelt.“ Ja, er hatte es gewusst, stellte Severus nur fest. Er rieb sich die Stirn. „Ich habe mich nur um meine Schlangen gekümmert“, erinnerte er den Älteren. „Sie hatten ein gewisses Grundvertrauen, das dein Sohn nach den Jahren in Hogwarts wohl kaum haben dürfte“, sprach er aus, was er auch fürchtete. „Es kann gut sein, dass er mich vollkommen abblitzen lässt. Ich werde dir sagen, wie du dich verhalten sollst und ich weiß, dass unter den hochrangigeren Todessern der eine oder Andere ist, der was auf dem Kasten hat. Aber ob ich das tun sollte…“ „Wer?“,fragte Tom, leicht verzweifelt. „Nenn mir einen, dem ich vertrauen kann, wie dir! Einen, der auch für meinen Sohn zu tragen ist! Und komm mir gar nicht erst mit Lucius! Der Mann ist ein Elefant im Porzellanladen!“ „Lestrange. Rabastan. Er hat sogar mal studiert, sich um den Geist verstörter Kriegskinder zu kümmern.“ „Der Mann ist selbst am Ende“, knurrte Tom mit einem Ton, der eindeutig nach dem sonst so großen Verstand des Anderen fragte. „Er war dreizehn Jahre in Azkaban, er befindet sich gerade in Neuseeland!“ „Regulus Black.“ „Regulus ist auf Mission in Tibet, um zuzusehen, ob wir nicht einige Drachen für den großen Angriff bekommen und außerdem ist der Mann selbst von dem Verhalten des Bruders traumatisiert, der ihn umbringen wollte! Und er leidet unter dem allseits verbreiteten Blackwahn! Willst du vielleicht als Nächstes Bella vorschlagen?!“ Severus seufzte, er massierte sich verzweifelt seinen Nasenrücken, bevor er aufsah. „Weasley. Er hat genug Geschwister, um mit Vielem umzugehen. Inklusive seines komischen Viehs, was ja auch gestört ist.“ „Vielleicht“, lenkte Tom ein. „Aber nur, wenn er sich auf dich wirklich nicht einlassen kann. Versprich mir, dass du es versuchst.“ „Ich verspreche es“, gab Severus schließlich zurück. „Ich werde mir die Erinnerungen ansehen, warten bis wir ihn finden und dann sehen, was ich tun kann..“ „Das ist das Einzige, was ich erwarte“, versprach Tom schließlich. Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott! Er hätte es doch wissen, es ahnen sollen! Es war so klar gewesen, dass es soweit kommen würde! Gestern hatte Snape Percy gesagt, dass heut Abend ein Trank fertig sein würde, der dem Älteren sagen würde, wer er wirklich war! Das durfte nicht sein! Zwei Monate, er hatte zwei Monate gehabt,, in denen er sich wohl gefühlt hatte, in denen er gestreichelt und gehätschelt worden war. Doch das würde noch heut Abend sein Ende finden, er wusste es einfach. Sie würden einen Weg finden, ihn zurück in seinen richtigen Körper zu zwingen, dann würden alle über ihn lachen und Percy würde gehen. Dann war Niemand mehr da, der ihm half, mit den Alpträumen umzugehen. Er würde wieder da sein, wo er begonnen hatte. Allein und als Idiot, auf dem nur rumgeprügelt wurde, nicht mal die Zwillinge würden ihn davor bewahren können. Vielleicht… vielleicht sollte er…! Harry wusste, der Andere war gerade unterwegs in die Kerker, um Gefangene zu befragen, ein Teil von Percys Job, zu dem der Andere ihn nicht mitnehmen wollte, zur eigenen Sicherheit. Es war ein Leichtes, jetzt wieder wegzurennen. Besser gleich gehen, als noch mehr verletzt zu werden. Als Schneeleopard war er süß, man sah keine Narben auf seiner Haut, sie waren von Fell überdeckt, er wirkte elegant, obwohl er zu dürr war, als Mensch dagegen war er einfach nur abstoßend hässlich. Percy würde ihm das Halsband wegnehmen, ihn nicht mehr wollen, er… er musste weg! Ohne nachzudenken, morphte er, das erste Mal seit Juli. Es tat weh, er merkte auch nicht, dass er anders aussah, während er zum Kamin stolperte, das Passwort mit heiserer, lang unbenutzter Stimme sprach und in die Flammen trat, direkt im hinteren Teil des Lagerraums landend. Er stürmte einfach nur in den Laden, die beiden Kunden sah er nicht, nur die roten Haare von George, wenn er sich nicht irrte, er war nicht ganz sicher, sah nur verschwommen durch die Tränen, die inzwischen wieder strömten. „George“, flüsterte er, sackte in den hastig ausgestreckten Armen des Rotschopfes zusammen. Er hörte, wie der Andere etwas sagte, dann sah er dessen Zauberstab, kurz danach wurde er hoch getragen, in das Wohnzimmer, wo er aufs Sofa gelegt wurde. „Har?“, fragte George überrascht, als er den Jungen aus dem Lager stolpern sah, vollkommen unkoordiniert, mit schulterlangen, aber glatten schwarzen Haaren, verheulten, blauen (blauen???) Augen und noch immer seiner Gryffindoruniform. Hätte man nicht das Halsband gesehen, das er trug, George hätte vermutlich den Zauberstab gezogen. Doch der Jüngere reagierte nicht. Also tat George das einzig Richtige. Er jagte die Kunden zum Teufel, schloss den Laden und brachte den Jüngeren erst mal hoch, legte ihn auf das Sofa und strich über dessen Wange. „Har, Kleiner, was ist los?“, fragte er schließlich, als sich die dumpfen Augen auf ihn richteten, die vollkommen hoffnungslos aussahen, so, als habe Harry schreckliche Schmerzen. „Er… er… er wird… ich…er wird…!“ „Kleiner, wer wird was tun? Ist dir nicht klar, dass unser Brüderlein Jeden zerreißen würde, der dich auch nur an deinem Schwänzchen zieht und sei es aus Versehen?“, fragte George besorgt. Er wusste einfach, Harry hatte dem Anderen noch nicht die Wahrheit gesagt, darum war er umso besorgter, dass sein kleiner Ehrenbruder gerade hier lag, zitternd, als sei ihm kalt, trotz des Winterumhangs und schneeweiß im Gesicht. „Nicht… wenn er weiß, wer.. .ich bin“, flüsterte Harry, am Ende seiner Kräfte. „Snape.. Trank… wollen wissen, wer Neveo ist, dann.. wird er mich nicht mehr haben wollen“, flüsterte er vollkommen am Ende. „Ich bin… allein…“ „Wenn er so reagieren würde, wäre er ein Idiot und Perc mag viel sein, ein Spielverderber, ein Regeleinhalter, ein großer Bruder, aber ein Idiot ist er nicht und für dich hat er definitiv ne Schwäche.“ Dummerweise schienen die Worte es nicht besser zu machen, statt sich zu beruhigen, regte Harry sich immer mehr auf, schlug schließlich sogar um sich, weil er dachte, George wollte ihm das Halsband wegnehmen, es wurde so schlimm, dass der Rotschopf den Anderen in den Schlaf hexte, sich dann erschöpft auf den Boden setzte und auf Harry starrte. „Womit hab ich das verdient?“, murmelte er. „Für so was is Freddy zuständig, nicht ich! Er ist das Gefühlsgenie! Ich bin der… der… der Idiot! UND schlimmer hab ich es auch noch gemacht! Gerade jetzt muss der Idiot irgendwelche verdammten Zutaten im Regenwald sammeln, weil ja der Zulieferer so teuer ist und so schlechte Ware hat. Jetzt soll ich das hier regeln? Ich bin nicht Fred, ich…! Ich sollte vermutlich aufhören, auf das Sofa einzubrüllen“, murmelte George, als er sah, dass Harry unruhiger wurde. Er stand auf, nahm eine Decke und breitete sie über den Jüngeren, zog ihm dann die lächerlichen Schuhe von den Füßen, warf sie angewidert auf den Flur. Also, Rekapitulation. Harry hatte Panik bekommen, weil Snape einen Trank gebraut hatte, der feststellen konnte, wer sich hinter Neveo verbarg. War nur logisch. Auf Zauber reagierte Harrys Morphgestalt nicht, weil sie magisch war, wie man es auch drehen und wenden wollte, es war so, Punkt. Was unmöglich sein sollte, traf auf den Kleinen mal wieder nicht zu. Die Nachricht, die für den Jungen wohl aus heiterem Himmel gekommen sein musste, hatte Harry in Panik versetzt, offensichtlich. Ziemlich sogar. George sprach einen Wärmezauber, der das Zittern des Kleinen wenigstens etwas besser zu machen schien, trat dann zu einem der Fenster. Er war wirklich versucht, seinen Bruder zurückzubeordern, da der auch sofort kommen würde, doch er wusste auch, dass der Andere sich auf diese Reise gefreut hatte. Nur im Notfall, sagte er sich selbst. Warum war Harry nur panisch geworden? Es konnte Percy doch nicht gleichgültiger sein, wer sich hinter Neveo verbarg! Sicher, er würde erst mal sauer sein, den Kleinen anstarren, sich wortlos umdrehen und gehen, wie er es schon früher immer wieder getan hatte, wenn Fred und er Mist gebaut hatten, aber danach würde er sich beruhigen, überlegen, warum der Jüngere so reagiert hatte, zu ihm zurückkehren und ihn fragen, anschließend war sicher wieder Alles in Ordnung, bedachte man, dass Perc zugegeben hatte, in Harry seinen Gefährten gefunden zu haben! Was aber wohl Harry nicht wusste. Fred hatte ihm mal gesagt, dass der Kleine ihm erzählt hatte, Angst zu haben, Alles zu verlieren, was ihm lieb war, jedes Mal, wenn was geschah, wenn er was nicht richtig gemacht hatte. Das war sicher auch hier der Grund für den Mist, fürchtete er. Sonst fiel ihm einfach nichts ein. Aber das lag wie gesagt, daran, dass Fred der Spezialist für Gefühle Anderer war, nicht er. George rieb sich die Stirn, blickte schließlich zu Harry, der gerade wieder wimmerte, hektisch um sich griff, immer nervöser wurde, als er, was auch immer er suchte, nicht zu fassen bekam. Nicht gut. Gar nicht gut. Entschlossen trat er zum Sofa, hob den Jüngeren wieder hoch, brachte ihn schließlich in ein Gästezimmer, auch um ihn in dickere Decken zu packen. Er überlegte auch, dem Anderen etwas Traumlostrank zu geben, doch er erinnerte sich nur zu gut an Harrys drittes Jahr, wo der Junge fast von dem Zeug abhängig geworden war. Keine gute Idee. Stattdessen setzte er sich zu dem Kleinen, strich über dessen immer noch sehr schmales Gesicht, beobachtete, wie Harry sich vollkommen in sich selbst zusammenrollte und von Zeit zu Zeit etwas murmelte, ohne, dass man was hören würde, doch die Bewegung der Lippen sah verdächtig nach ‚Percy‘ aus. Wie lang würde es wohl dauern, bis genau der panisch hier auftauchen würde, fragte George sich. Sollte er dann das Geheimnis verraten, das Harry mit seiner Flucht hierher eigentlich hatte bewahren wollen? Aber so quälte Harry sie ja nur beide. Durch die nicht gefestigte Bindung der zwei war es eigentlich schmerzhaft, überhaupt über einen längeren Zeitpunkt getrennt zu sein und wie gesagt, Perc würde stinkig sein, aber er würde auch drüber weg kommen. Sollte Percy nicht von selbst bis zum Abend auftauchen, würde er seinem Bruder Bescheid sagen, beschloss George, auch, wenn er sich etwas wie ein Verräter vorkam. Das war das Eine. Aber da war noch was, das ihn tierisch beschäftigte, jetzt, wo er so darüber nachdachte. Waren Harrys Augen eben blau gewesen, so richtig tiefblau? Und hatte seine Narbe gefehlt? Was hatte das zu bedeuten? Das war sehr, sehr seltsam, beschloss er für sich, schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte er gestern auch einfach zu viel gebechert und eine extreme Sehstörung entwickelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)