Meer sehen von LisaEgoismus ================================================================================ Prolog: -------- Ich ließ mich in den Sand sinken. Mein Blick fiel aufs Meer. Welch ein Anblick. Zufrieden lächelte ich. Dieser Anblick ließ mich den ganzen scheiß Tag vergessen. Meine Freundin - pardon, Exfreundin- hatte heute Schluss gemacht und mich hysterisch vor der ganzen Schulbelegschaft runtergeputzt. Und nur, weil ich mir die Nummer einer anderen geben lassen habe. Weiber… verstehe die einer! Es war doch gar nichts dabei… Der Wind wehte mir durch die Haare und er war der einzige, der meine Frisur zerstören durfte. Wahrscheinlich war ich solo eh besser dran. „Hier hängst du wieder rum…“, die Stimme meines Besten ertönte neben mir. Kurz darauf ließ er sich in den Sand plumpsen, „Ach… so oft wie du hier rumsitzt, könnte meinen, du seist romantisch…“ Dann musste er loslachen. Ich grinste ebenso. Ich und romantisch? Haha, der war gut. Ich war nur romantisch, wenn es darum ging, eine Alte zu knallen und ich sie auf die normale Tour nicht rumbekam. „Das war ja heut‘n Theater“, er schmunzelte mich belustigt an, „Und jetzt genießt du wieder das Leben als freier Hengst, was?“ Ich nickte: „Darauf kannst du einen lassen.“ „Nur wenn du mir eine Alte übrig lässt. Und ey, bei Rex steigt morgen Abend wieder ‘ne Party. Kommste mit?“, Mike war schon immer etwas eifersüchtig, was meine Anziehungskraft auf weibliche Wesen betraf. Und Rex war der Partykönig der Schule. Im Prinzip müssten wir ganz dicke sein. Er der Partykönig und ich der Weiberkönig. Das beides zusammen würde jeglichen Rahmen sprengen. Aber mein Bester war nun mal mein Hofnarr Mike. „Muss ich ja“, ich schmunzelte belustigt, „Sonst lassen sich doch keine Weiber blicken und ihr müsst alle schwul werden.“ „Ehe ich schwul werde, besorg ich’s mir selbst“, er sah mich entsetzt an, dann schmunzelte er wieder, „Echt. Ist doch abartig so was und voll gegen jegliche Natur.“ Ich zuckte mit den Schultern: „Sieh es doch mal positiv. Bei jedem schwulen Pärchen gibt es zwei Kerle weniger, die einem die Weiber streitig machen.“ Zunächst sah Mike mich erstaunt an, dann überlegte er –man sah wirklich die Zahnräder im Hinterstübchen rattern!-, um anerkennend zu nicken: „Da ist was Wahres dran. Okay, wie kann ich alle Männer außer mir schwul machen?“ Ich lachte: „Dann werden die Mädels alle lesbisch.“ „Hey!“, er schlug mich in die Seite, „Du bist voll dumm eh!“ „Nein, wahrheitsliebend“, ich grinste ihn an. Unter Freunden war gegenseitiges Dummmachen durchaus erlaubt. „Jaaa!“, er lachte, „So wie du jedes Weib anlügst, damit sie der Meinung ist, sie sei die Einzige!“ „Selber schuld, wenn sie sich nicht mit ihren Artgenossen verstehen.“, echt, wenn sie nicht so zickig wären und nicht so ‘ne Eifersuchtsnummer abziehen würden, müsste ich sie nicht belügen. „Jo Alter“, er stand bereits wieder auf, „Sorry du. Ich steh nicht auf Meerkino, wenn keine geilen Weiber rumspringen. Ich verdrück mich.“ „Na dann“, ich grinste ihn an, „Hauste!“ Grinsend stiefelte er davon. Endlich wieder Ruhe. Ich sah wieder über den Strand. Mike hatte einfach keinen Stil. Was gab es Schöneres, als den Wellen zu zusehen, den Vögeln zu folgen und die Sonne verschwinden zu sehen? Und wenn es dunkel war, sich auf den Rücken zu legen und die Sterne zu zählen? Die Sonne verschwand hinter den Wellen und es wurde dunkel. Lächelnd stand ich auf, klopfte mir den Sand von den Sachen, zog mir die Schuhe aus und krempelte meine Hosen ein wenig hoch. Ein wenig im Wasser waten war alles, was ich brauchte, um zu vergessen. Ich verstand sowieso nicht, warum außer mir kaum einer hier war. Die verpassten doch alle etwas! Ich lief schon ein Weilchen durchs Wasser. An die Temperaturen hatte sich mein Körper längst gewöhnt. In Gedanken war ich überall und nirgends. Schon ein wenig krank, dass es mir gar nichts ausgemacht hatte, als meine Ex Schluss machte. Ich fühlte gar nichts. Ich nahm es einfach so hin. War das normal? Meinen Blick ließ ich über den Strand schweifen, blieb letztendlich an einer Person hängen. Als ich näher kam erkannte ich einen Jungen, der im Sand saß. Sein Blick aufs Meer gerichtet. Der wusste anscheinend was gut war… Ich lächelte. Vielleicht könnten wir so etwas wie Strandgenossen werden?! Da war man nicht ganz so einsam, beim ‚Aufs-Meer-gucken‘. Ich ging aus dem Wasser raus und meine Beine trugen mich zu dem Jungen. Je näher ich kam, desto mehr stellte ich fest, wie gut er aussah. Seine schwarzen Haare wehten locker im Wind, er war recht zierlich gebaut und seine Augen stur auf das Meer gerichtet. Bemerkte er mich gar nicht? Irgendwann stand ich einen Meter von ihm entfernt und sah zu ihm runter. Keine Reaktion. Schüchtern? „Hey!“, ich lächelte ihn an, doch immer noch keine Reaktion. Grübelnd ließ ich mich neben ihm in den Sand sinken. Vielleicht kein großer Freund der Worte? Sollte mir recht sein. Mit Geschwafel wurde man von diesem Anblick bloß abgelenkt. Von der Seite musterte ich ihn nochmals genauer. Er sah wirklich… gut aus! Verdammt gut. Auf ihn würden die Mädels wohl nur so fliegen, aber warum hatte ich ihn noch nie gesehen? Wir saßen eine Weile so schweigend nebeneinander. Ich musste lächeln. Auch wenn wir nicht sprachen, war es gut zu wissen, dass jemand neben einem saß. Zudem ging er nicht weg. Es schien ihn also nicht zu stören. Einmal hatte er mich sogar angesehen. Ganz direkt. Nicht bloß geschielt oder so. Selbst, als ich seinen Blick –in diese wohlgemerkt, faszinierenden Augen- erwiderte, schaute er nicht weg. Sein Gesicht zeigte jedoch keine Mimik, also lächelte ich ihn an, doch das half auch nichts. So sah ich wieder aufs Meer. Merkwürdiger Kerl. Irgendwann wandte er seinen Blick wieder ab. „Hey!“, ich würde von einer lauten Stimme aus den Gedanken gerissen, „Was machst du da?!“ Ich drehte mich um und ich sah ein Pärchen auf uns zukommen. Als sie vor uns standen, schaute mich der Kerl nicht gerade liebenswürdig an: „Also, was soll das?! Lass Janis in Ruhe!“ Janis? Ich sah zu meinem Strandgenossen. Janis hieß er also. Jedoch blickte ich dann den Kerl wieder an: „Ich kann sitzen wo und wann ich will.“ „Aber nicht neben Janis!“, er packte mich unsanft an meiner Sweatjacke und zog mich auf die Beine. Was war denn das für einer…?! Irritiert sah ich ihn an: „Alter, was hast du denn für Komplexe?!“ „Verpiss dich lieber“, murrte er mich an, schubste mich dann unsanft weg. Seine Freundin, die mir irgendwo her bekannt vorkam, strich ihrem Freund über den Arm: „Sei doch nicht gleich so. Luke ist zwar ein Arsch, aber nur zu Mädels.“ „Du kennst den?!“, der Kerl sah sie irritiert an. „Woher?“, auch ich sah sie nun fragend an. „Flüchtig.“, dann wandte sie sich zu mir, „Du hast mich mal auf einer Party angequatscht. Aber ich hab dich abblitzen lassen. Dein Ruf als charmanter Machoarsch eilt dir ja voraus.“ Dabei sah sie kein bisschen verärgert aus, im Gegenteil, sie lächelte. Im nächsten Moment fragte ich mich, wie viel ich getrunken hatte, um die anzuquatschen! Sie fiel ja mal so gar nicht in mein Beuteschema. „Trotzdem!“, ihr Affe wandte sich nun auch mir zu, „Wenn ich dich noch einmal bei Janis sehe, knallt’s!“ Dabei fiel mein Blick zu Janis. Der hatte sich inzwischen von den Wellen gelöst und schaute zu uns dreien hoch. Jedoch sah er niemanden direkt an. „Komm klar“, ich hob meine Hände unschuldig und ging ein paar Schritte zurück. Freilaufende Idioten gab‘s… Janis stand auf und ließ seine wirklich entzückende Stimme hören: „Mo? Wer ist das?“ Er klang genauso zerbrechlich wie er aussah. „Ein dummer Kerl“, murrte dieser Mo, „Hat er dich irgendwie belästigt oder so?“ Janis schüttelte den Kopf: „Nein, glaube nicht.“ Mir klappte der Mund auf. Er glaubte nicht?! Wie war der denn drauf! Man muss doch wissen, ob man sich belästigt fühlte oder nicht! Sofort spürte ich Mo’s Blick wieder an mir: „Was stehst du hier noch rum?! Verpiss dich!“ Mein Blick hingegen hing an Janis. Er hielt mit seiner Hand den Shirtärmel von Mo fest, stand recht nah bei diesem Kerl und sein Blick ging zu Boden. War das ‘ne Dreiecksbeziehung oder wie?! Irritiert drehte ich mich um und ging. Bitte was war das jetzt?! Der Lover? Der Babysitter? Gott, und ich zweifelte ernsthaft daran, ob ich denn normal war! Im Gegensatz zu denen war ich zehnmal normal! Aber jetzt reizte es mich erst recht, Janis kennen zu lernen. Grinsend ging ich meiner Wege. Vorschriften waren dazu da, um sie zu brechen. Kapitel 1: ----------- Es war Samstag. Ich hatte mich mit Mike im Skaterpark getroffen, um ein paar Tricks zu üben. Aber Janis ging mir einfach nicht aus dem Kopf. „Alter!“, Mike stöhnte auf, „Was hat dir der Junge getan. Lass ihn doch einfach in Ruhe, der schnappt dir die Mädels schon nicht weg“ „Ich will ihn aber kennen lernen!“, erwiderte ich trotzig. Als ob es mir immer um die Mädels gehen würde und ich in jedem gutaussehenden Kerl eine Gefahr sah… Mike kratzte sich an der Stirn: „Dann mach doch…“ „Sein tollwütiger Wachhund bringt mich um, wenn er mich nochmal bei Janis sieht. Ernsthaft.“ „Und wie soll ich dir helfen? Mich hinter ‘nen Busch hocken und sobald der im Anmarsch ist, den zu Kleinholz verarbeiten?!“, als er das sagte, strahlte ich Mike an, doch der deutete sofort meinen Blick und sprach weiter, „No no, mein Herzchen. Das kannst du mal schön vergessen.“ „Bitte!!!“, ich flehte ihn an. Kaum zu glauben, dass ich vor meinem Hofnarr mal auf die Knie gehen würde. „Vergiss es. No way.“, er winkte ab, „Und wenn Janis auch Interesse hat, dich kennen zu lernen, wird er es diesem Mo schon verklickern.“ Gut, das war ein Argument. Am Abend ging ich wieder den Strand entlang. Ob er hier war? Ich lief schon gut eine halbe Stunde und langsam wollte ich es echt aufgeben, doch dann sah ich ihn. Bäm. Der Typ sah dreimal besser aus wie ich. Als ich näher kam, schien er mich bereits wieder knallhart zu ignorieren. „Hey Janis…“, ich hatte mal gehört, Menschen reagieren viel freundlicher und offener, wenn man sie beim Namen nannte. Und hey, taub schien er schon mal nicht zu sein, er zuckte ein wenig zusammen, mehr aber auch nicht. Er sah mich nicht einmal an! Ich hingegen sah mich um, ob man irgendwo einen tollwütigen Mo sehen konnte, doch weit und breit war nichts. Also ließ ich mich neben Janis in den Sand fallen und blickte aufs Meer. Es war heut recht unruhig. Und Janis? Der war die Ruhe schlecht hin und ignorierte mich gekonnt. So ein…?! Ja was eigentlich? Mir fiel gar nichts ein und irgendwo war ich ihm ja doch nicht böse. „Warum redest du nicht mit mir?“, irgendwann unterbrach ich die Stille. Und mehr, als das er mir nicht antwortete, konnte ja eh nicht passieren. Dann bemerkte ich jedoch, wie er sich nervös an dem Ärmel seines Pulli’s rumzupfte: „Ich soll nicht mit Fremden reden.“ „Und wie sollen dann aus Fremden Freunde werden?“, berechtigte Frage meinerseits. Aber hey, ich war echt überrascht, dass er überhaupt sprach. Daraufhin zuckte er mit den Schultern. Ich seufzte, nur zu gern würde ich noch einmal diese reizende Stimme von ihm hören wollen… „Und wer schreibt dir vor, was du machen sollst oder eben nicht?“, eigentlich konnte ich es mir ja fast schon denken, „Dieser komische Mo von gestern?“ „Er ist nicht komisch!“, meinte Janis nun fast ein wenig trotzig, „Er sorgt sich nur um mich…“ Ich seufzte: „Meinst du nicht, dass du alt genug bist, um allein Entscheidungen zu treffen?!“ Ich hatte ja nichts gegen fürsorgliche Menschen, aber irgendwo musste ja die Grenze sein. Janis hingegen schien das anders zu sehen: „Ich bin froh das ich ihn habe! Also misch du dich da nicht ein.“ Sein Blick fiel dabei die ganze Zeit zu Boden. „Sorry“, murrte ich. Was war das? Ein kleines Mo-Söhnchen, das keine eigenen Entscheidungen treffen konnte? Wahrscheinlich sagte Mo Janis auch, was er anziehen sollte. „Was redest du überhaupt mit mir?“, Janis unterbrach die kurz aufgetretene Stille. „Ich möchte dich kennen lernen.“ „Warum?“, sein Blick fiel aufs Meer. Ich hatte es inzwischen aufgegeben, Blickkontakt zu ihm aufzubauen. „Weil du gut aussiehst…“, okay, mit der Antwort hatte ich mich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Das schien auch Janis zu denken, denn er hustete und lief ein wenig rot an: „Ist das nicht ein wenig oberflächlich?“ „Deswegen möchte ich dich ja kennen lernen. Wenn man einen Menschen sieht, sieht man doch vorerst nur das Äußere. Danach entscheidet man doch, ob man denjenigen kennen lernen will. Oder etwa nicht?“ Janis hielt inne, schien zu überlegen, dann nickte er: „So scheiße wie es klingt, aber so ist es wahrscheinlich.“ Ich lächelte: „Ja, also, was ist?“ „Hm?“, er klang ein wenig ratlos, schaute in meine Richtung. Mit direktem Blickkontakt hatte es der Junge dennoch nicht so. Wirklich süß so ein schüchternes Kerlchen. Moment! Was dachte ich da?! „Was soll denn sein?“, widerholte Janis seine Frage diesmal ausführlicher. „Wollen wir uns kennen lernen?“, der Junge war echt verpeilt. Dem musste man anscheinend auch alles doppelt und dreifach sagen… „Ähm“, er schaute wieder auf seine Füße, lief wieder ein wenig rot an, „Mo hat gesagt, ich soll mich nicht mit dir abgeben. Du sollst nicht den tollsten Ruf haben…“ „Hörst du immer auf das, was andre sagen?“, murrte ich ihn an, „Okay, ich bin vielleicht ein Weiberheld und Herzensbrecher, aber bist du ein Weib?“ Er schüttelte den Kopf: „Nein, und du scheinst auch… nett zu sein.“ Ich lächelte: „Danke.“ Auch über sein Gesicht schien ein kurzes Lächeln zu huschen. „Hey!“, eine mir nur zu bekannte Stimme ertönte. Ich sah mich um und sah von weitem diesen Mo. „Hau lieber ab“, meinte Janis, „Ich regele das mit ihm.“ „Okay, danke dir“, ich strich ihm kurz über den Kopf und sah zu, das ich Land gewann. Vielleicht regelte Janis das so mit ihm, dass er eine Leine und Maulkorb bekam. Würde mir sehr gefallen. „Alter, du hast dich gestern auch nicht blicken lassen! Und heute Abend willst du mich wieder versetzten?!“, Mike klang sauer am Telefon. Gestern…? Gestern? Gestern?!!! Uh scheiße! Die Party bei Rex. „Sorry“, nuschelte ich, „Ich habe halt schon was vor.“ „Lass mich raten“, Mike holte künstlerisch Luft, „Das hat aber nichts mit diesem Jani-Kiddie zu tun?!“ Jani-Kiddie?! Was nahm er sich raus, Janis so zu nennen. Demzufolge zischte ich ihn an: „Er heißt immer noch Janis!“ „Bleib cool, man“, ich hörte förmlich, wie er die Augen verdrehte, „Also hängst du heut Abend lieber am Strand rum, als mit deinem Besten eine DVD zu gucken?!“ „Du hast doch eh keine Neue…“ „Na und?! Mir geht es um das Prinzip, dass du mich hier einfach gegen so ein Baby austauschst. Wie alt ist der überhaupt?!“, die Frage war berechtigt. Wie alt war Janis eigentlich? So ca. 15 Jahre? Er sah zumindest sehr jung aus. Jedoch kicherte ich dann ein wenig, nur um Mike aufzuziehen: „Du benimmst dich wie ein eifersüchtiges Eheweib.“ „Tse!“, jetzt war er eindeutig beleidigt, „Wir sehen uns morgen. Und viel Spaß.“ Dann legten wir auf. Ich befand mich bereits am Strand und suchte Janis. Gott, wie ich mich schon seit gestern auf diesen Moment gefreut hatte. Schon ein wenig krank. Ich sah ihn auch irgendwann sitzen, meine Freude wurde jedoch schnell wieder gedämpft. Neben ihm dieser Mo. Gerade als ich mich umdrehen wollte, winkte Mo mich zu ihnen. Janis schaute aufs Meer, erst als ich fast bei ihnen war, stand er auf und stellte sich neben Mo. „Hey…“, meinte ich ein wenig unsicher und sah beide an. Mo sah noch ein wenig grimmig aus: „Hey.“ Janis lächelte ein wenig, schaute aber zu Boden: „Hey…“ Es herrschte kurz Ruhe. Was wollte dieser Mo hier?! Umbringen wollte er mich ja scheinbar noch nicht. „Lass uns mal abseits reden“, Mo packte mich am Arm und zog mich mit sich. Ich drehte mich im Gehen um und sah fragend zu Janis, er sah uns auch nach, aber ich erhielt keine Antwort. „Hör zu, Junge“, Mo kam außer der Hörweite von Janis zum Stehen, „Mir passt das so gar nicht in den Kram, dass du meinen kleinen Bruder so bedrängst. Aber er scheint dich ja irgendwie zu mögen…“ Es passte ihm offensichtlich gar nicht, dass Janis mich mochte. Jetzt grinste ich, zumindest innerlich. Da sprang Janis wohl nicht ganz nach seiner Pfeife… och wie blöd! Jedoch beschloss ich ihm zu antworten, als in Schadenfreude zu versinken: „Janis kann sich seine Freunde wohl selber aussuchen, oder?!“ Er biss sich auf die Unterlippe: „Prinzipiell schon. Aber er wurde schon oft verarscht, ausgenutzt und auch gemobbt. Sollte ich also merken, dass du irgendeine Scheiße baust, zittere lieber um dein Leben…“ Ich sah zu Janis, dann wieder zu Mo: „Er sieht aber nicht aus, wie ein typisches Mobbingopfer. Tut mir leid, das habe ich nicht gewusst.“ „Er ist einfach zu gutgläubig“, murrte Mo und kratzte sich verzweifelt am Hinterkopf, dann sah er mich abwertend an, „Und da dir ja nicht der beste Ruf vorauseilt…“ „Ich kann doch auch nichts dafür, dass die Mädels auf mich stehen…“, war doch echt so! Was konnte ich dafür, wenn ich das gewisse Etwas scheinbar hatte. „Zudem“, fuhr ich fort, „Janis ist meines Wissens ein Junge. Das ist was ganz anderes. Ich verarsch keine Jungs, wenn sie mir nichts getan haben.“ „Dennoch, wenn du ihm irgendetwas antust, dann füge ich dir Schmerzen zu, dass du nicht mehr weißt, ob du männlich oder weiblich bist“, er wandte sich ab und ging. Ich ließ ihn ohne Kommentar von dannen ziehen… Alter! Wie schräg war der denn drauf?! Eine Morddrohung hätte ja auch gereicht… „So, mit Mo ist alles geklärt“, egal, grinsend ging ich zu Janis, der am Wasser stand und seine Füße kühlte. Er lächelte: „Schön“ Ich beobachtete ihn, dann kam mir die Erkenntnis, dass es eine gute Idee war. Es war heute verdammt heiß gewesen. Kurz darauf stand ich auch bis zu den Knöcheln im Wasser: „Ahh… das tut gut…“ „Was?“, Janis war scheinbar in Gedanken wieder wo anders. „Die Füße im Wasser zu haben!“, ich grinste. So ein verstreutes Etwas! Er lächelte ein wenig: „Ach so.“ Im gleichen Atemzug gähnte er. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch: „Du bist doch nicht etwa müde?!“ „Doch, ein wenig“, er tapste vorsichtig im flachen Wasser herum, was noch von den letzten heißen Tagen eine angenehme Temperatur hatte. Aber wie er es tat. Zu süß. So vorsichtig, als könnte er jeden Moment auf eine Miene treten. „Was machst du morgen?“ „Ich?“, fragte Janis mich verpeilt. Ich musste lachen: „Ja klar, oder siehst du hier noch jemanden?!“ „Ähm…, naja, Schule halt“, er wusste echt nicht worauf ich hinaus wollte. „Ist mir schon klar. Aber ich mein, danach.“ „Ähm… keine Ahnung, was machst du denn?“, dabei bückte er sich und fischte mit den Händen im Wasser rum, kurz darauf hielt er etwas in der Hand und streichelte es, als sei es ein kleines Tier, „Schau mal, eine Muschel, oder?“ Ach Gott. Wie er kurz zu mir hoch sah und so süß im Wasser hockte, und jetzt dieses Ding begutachtete, war echt zu putzig. Ich beugte mich über ihn und sah in seine Hand: „Ähm… sorry Kleiner, dass dürfte eher ein Stein sein…“ „Oh“, jetzt klang er enttäuscht, im nächsten Moment drückte er sich ein Grinsen auf die Lippen, „Biologie war noch nie meine Stärke…“ „Wenn es dich tröstet, das sah wirklich aus wie eine geschlossene Muschel“, wirklich, es war wohl nur sein Nachteil, dass mein Kindeshobby Muscheln sammeln war und ich mich mit den Dingern gut auskannte, „Okay, um dein Biologiewissen auf die Sprünge zu helfen, such ich mal eine.“ Es dauerte auch nicht lange, bis ich eine fand: „Janis, hier! Das ist eine.“ Er hielt mir seine Hand hin: „Kannst du mir die geben?“ „Klar“, ich drückte ihm das Ding in die Hand, „Aber Vorsicht. Die lebt noch.“ Lächelnd begutachtete er die Muschel… was war da nur so toll…? Wenn er dieses Teil schon so faszinierend fand, wie lange begutachtete er sich dann im Spiegel?! Der müsste ja dann den ganzen Tag vor dem Spiegel stehen. Moment. Alter, was dachte ich hier für eine Scheiße… okay, eigentlich war es keine Scheiße. Janis war ein verdammt hübsches Kerlchen. Und durch diese Verpeiltheit wirkte er verdammt süß. „Aber um mal auf das eigentliche Thema zu kommen“, fing ich wieder an, „Also ich würde morgen nach der Schule gern etwas mit einem Typen namens Janis machen. Baden gehen oder so.“ Er hatte die Muschel wieder ins Wasser gelegt, dann sah er unsicher zu mir und lief etwas rot an: „Meinst du mich?“ Wieder musste ich lachen: „Ach Gottchen, bist du niedlich. Ja klar meine ich dich!“ Jetzt lief er erst recht rot an: „Okaaay. Aber ich mag baden nicht so.“ „Hm…, dann gehen wir halt shoppen!“, okay, ein Kerl, der einen anderen nach shoppen fragte, war definitiv gestört. „Ähm…“, er setzte an und grübelte offensichtlich nach einem Gegenargument, doch ich unterbrach ihn, „Schon gut. War ein dummer Gedanke.“ „Ja, irgendwo schon…“, er lächelte ein wenig. „Hm…, wie wäre es mit Bowling?“, Gott, ich liebte Bowling spielen. Am besten immer und überall. „Ääähm“, er trat sich unsicher mit einem Fuß auf dem anderen rum. „Gut, auch nicht deins…“, er brauchte gar nichts sagen, sein Körper sprach Bände. „Sorry“, nuschelte er. „Nicht so wild“, ich lächelte ihn aufmunternd an, „Kino? Das geht doch immer.“ Gerade als er seinen Mund wieder zu einem “Ääähm“ aufmachen wollte und im Hinterstübchen grübelte, unterbrach ich ihn: „Wenn du nichts mit mir machen willst, dann sag es. Wir müssen nicht…“ Fast schon panisch sah er mich an: „Nein, nein, lass uns was machen. Kino ist okay.“ Ich lächelte. Er hatte zugesagt! Ach Gott, jetzt war ich der glücklichste Mensch ever! „Irgendwelche Wünsche, was du gucken möchtest?“, ich zückte bereits mein Smartphone, um zu schauen, wann und was überhaupt kam. „Nein“, er lächelte, „Such du was aus und sag mir eine Zeit. Ich lass mich überraschen.“ „Okay…“, ich überschaute die Liste der Filme. Ob was Actionreiches oder eher Komödie? Ich sah kurz prüfend zu Janis. Komödie war vielleicht besser. Nicht dass mir der Kleine einen Herzkasper bekam. „Gut, morgen 17 Uhr vorm Kino?“, unser kleines Städtchen hatte glücklicherweise bloß eins. Ich erinnerte mich an eine Szene, wo ich mich mit ein paar Freunden in Berlin getroffen hatte. Abends wollten wir ins Kino gehen. Letztendlich waren wir ein zwei verschiedenen Kino’s gelandet… ohne Worte. „Okay“, er lächelte wieder. Er sah so gut aus, wenn er lächelte… Wie es wohl aussah, wenn er lachte? „Gehen wir dann? Ich muss noch etwas für Schule machen“, ich sah ihn fragend an. „Ist okay“, damit ging er aus dem Wasser und zog seine Schuhe wieder an. Ich tat es ihm gleich. „Wo wohnst du? Vielleicht können wir ein Stück zusammen gehen?“, Gott, ich benahm mich wie eine Klette. Ich wollte gar nicht mehr von ihm weg, aber ich musste dummerweise wirklich etwas für Schule machen und es war schon ca. um 8 Uhr. „Ähm, ich ruf Mo an. Der holt mich ab…“, er seufzte. Mo… Mo… Mo…! Gott, ich hasste diesen Namen! Ob es mit der Person zusammenhing, die diesen Namen trug? „Okay, also bis morgen?“ „Ja, bis morgen“, er lächelte mich an. „Aber wehe, du bist nicht da…“ „Keine Sorge, ich werde da sein…“ „Gut.“, ich lächelte ihn an und dann… oh Gott! Ich umarmte ihn wirklich zum Abschied! Ich hatte gerade meine Arme um seinen zarten Körper geschlungen! Mein Herz bekam schon einen halben Anfall. „Lu-Luke?“, keuchte Janis leicht erschrocken auf, und gerade, als ich mich von ihm lösen und entschuldigen wollte, schlang er seine Arme um meinen Oberkörper. Es fühlte sich toll an! Und doch zitterte ich leicht vor Nervosität. Ich sollte besser aufhören… Ich drückte ihn noch mal richtig fest, wuschelte dem Kleineren kurz durch die Haare und löste mich von ihm: „Bis morgen“ „J-Ja“, ach Gottchen, jetzt war er total aus der Verfassung gebracht. Herrlich süß… Dann wandte ich mich ab und ging, dabei war ich erschrocken über mich selbst und meine Gedanken… Huhu, Luke?! Würdest du dann mal wieder klar im Kopf werden?! Kapitel 2: ----------- „Lohnt es sich wenigstens, mich zu versetzten?“, Mike benahm sich fast noch schlimmer als ein eifersüchtiges Eheweib. Er machte schon den ganzen Tag dämliche Bemerkungen. „Janis ist echt nett. Irgendwann stell ich ihn dir vor“, ich versuchte, seine Zickereien abzudämpfen. Stress mit Mike wollte ich nun gar nicht haben. „Seit wann legst du so Wert darauf, einen wildfremden Kerl kennen zu lernen. Das heute ist der vierte Tag in Folge, wo du was mit dem machst“, ja, irgendwo hatte er ja recht. Das war eigentlich gar nicht meine Art. Ich seufzte: „Er ist halt sehr nett…“ „Na so lang du nicht ans andere Ufer wechselst. Im Moment scheinst du mir nämlich so“, Mike grinste belustigt vor sich hin. Mir hingegen lief es eiskalt den Rücken hinunter und ich musste schlucken. So oft wie ich Janis schon als süß abgestempelt hatte und immer wieder seine Optik bewunderte, sollte ich mich zügeln. Am Ende schwamm ich wirklich noch über den Fluss. Aber wie wäre es wohl mit Janis? Ich hatte noch nie etwas mit einem Kerl, auch nicht in betrunkenen Zustand. Und so klein und zierlich wie der war, war es doch eigentlich eh kein richtiger Mann. Ein richtiger Mann stank nach Schweiß, war überall behaart, hatte Muskeln oder einen Bierbauch und trank jeden Abend sein Feierabendbier. Janis dagegen roch wundervoll, hatte Stil, war gut gebaut und sah alles in allem perfekt aus. Das waren zwei ganz verschiedene Welten! „Huhu? Luke? Denkst du jetzt ernsthaft über das Schwulsein nach?“, Mike lachte und klopfte mir auf den Rücken, „Könnte man aus deinem Blick so entnehmen…“ Ich hustete: „Ich bitte dich!“ „War auch bloß ein Scherz, man!“ „Gut“, ich nickte, dann klingelte es auch zum Unterricht. Konnte es nicht endlich 17 Uhr sein? Ich wollte nicht mehr hier sitzen. Ich wollte zu Janis! Im nächsten Moment ohrfeigte ich mir innerlich eine. Was für einen Müll dachte ich hier?! Ich wollte zu Janis… uuuohhh. Klar, noch was, Luke? Wolltest du ihn vielleicht noch küssen? Janis küssen… diese zarten, vollen Lippen mit Snakebites… Argh! Ich raufte mir durch die Haare. Ich sollte aufhören, so einen Bullshit zu denken! „Alles cool bei dir?“, Mike sah mich besorgt an. Daraufhin lächelte ich bloß: „Klar, alles cool.“ Ich philosophierte nur gerade darüber, wie ich Janis fand und wie er küssen würde… Und das ich ihn erst vier Tage kannte, egal! Gott, ich war so fertig…. Es war kurz nach halb fünf und ich stand mit butterweichen Knien vor dem Kino. Wenn er nicht gleich kam, musste ich kotzen vor Aufregung. Und leider Gottes ließ er mich noch zehn ganze Minuten warten! Zehn Minuten! In der Zeit bin ich fast umgekippt vor Nervosität. Doch dann, endlich kam er um die Ecke und leider Gottes im Schlepptau sein Bruder Mo. Boah… „Hey…“, als sie endlich vor mir standen, zog ich Janis wieder in meine Arme. Er erwiderte die Umarmung: „Hey…“ Ich schaute zu Mo, der uns oder eher mich, ziemlich missbilligend ansah. Arsch… Janis löste sich wieder aus meinen Armen. Es brach mir fast das Herz. Doch als ich sah, wie rot er um die Nasenspitze war und er schüchtern zu Boden schaute, war alles wieder heil. Ach Gottchen, er sollte nicht so sein, da wurde ich echt noch kitschig. Und warum zum Geier ging es mir so in Bezug auf einen Kerl?! Ich stand nicht auf Männer! Aber gut, Janis war ja kein Mann. So viel hatte ich schon geklärt. „Dann viel Spaß“, murrte Mo, „Und Janis, du rufst an, wenn du geholt werden willst?!“ Daraufhin nickte er: „Ja. Danke“ Als er weg war, holte ich zwei Karten hervor und wedelte damit vor Janis‘ Gesicht rum: „Schau mal, was ich hier habe!“ „Wa-Was ist das?!“, er sah ziemlich irritiert aus. „Kennst du etwa keine Kinokarten?“, also echt. Das Janis verpeilt war, war mir ja nichts neues, aber Kinokarten kannte doch jeder! „Oh, ach so“, er lächelte ein wenig unbeholfen, „Ich stand grad voll auf’n Schlauch. Sorry.“ „Nicht so schlimm, komm lieber“, damit drehte ich mich um und ging zielstrebig Richtung Eingang. Ach, er war echt putzig… „Luke?“, hörte ich dann Janis etwas panisch fragen. Ich drehte mich um und sah ihn fragend an: „Was ist? Bist du festgewachsen?“ „Äh, nein“, er lächelte und kam zu mir, „Und äh, die Karte bezahlt dann mein Bruder, ja?“ Wie? Sein Bruder? Ich wollte Janis ja nicht zu nahe drehten, aber konnte der auch irgendwas allein?! „Die muss keiner bezahlen“, lächelte ich dann, „Wenn ich dich schon gegen deinen Willen hier her schleppe!“ „Es ist ja nicht gegen meinen Willen“, während er sprach wurde er immer leiser und sein Blick fiel zu Boden, „Ich verbring gern Zeit mit dir…“ Ich konnte nicht anders, als ihn wieder zu umarmen: „Das freut mich.“ Oh Gott Luke! Reiß dich zusammen! Ich löste mich wieder von Janis: „Lass uns rein gehen, ja?“ „Aber renn nicht wieder weg…“, hörte ich ihn nuscheln. „Ich doch nicht!“, ich lachte. Warum sollte ich vor so einem hübschen Kerlchen wegrennen? Aber ach Gottchen, wie er das gesagt hatte, das war ja zu Zucker… Und Gott, wie schwul laberte ich mich hier selber in Gedanken zu?! Ich schüttelte innerlich meinen Kopf und setzte mich in Bewegung, diesmal folgte mir Janis auch: „Wie war Schule?“ „Ging so…, nervig halt“, ich seufzte, „Bei dir?“ „Naja, wohl genauso…“, er musste ein wenig schmunzeln und auch ich musste grinsen. Wie sollte Schule sonst sein? Ich schaute auf die Karten: „Der Saal fünf, hmm, wo ist der?“ „Keine Ahnung“, meinte Janis. Seufzend schaute ich mich um, und fand auch was ich suchte: „Warte hier schnell.“ Ich eilte zu der Tafel, wo darauf stand, wo welcher Saal zu finden war. Kinosaal fünf war im ersten Stock. Auch noch Treppen laufen. Ich hasste es. Murrend ging ich zu Janis zurück: „Wir müssen Treppen steigen.“ „Hmh“, er nickte, „Na dann, auf, auf!“ Damit ging ich zu den Treppen und sah hoch. Boah, ich hasste Sport. Okay, es war nur ein Stock, aber trotzdem! Sport war für den Arsch! ‘Nen Fahrstuhl würde es auch tun! Seufzend trat ich den Weg zur Besteigung des Mount Everest an. Ich würde das schaffen! Ich musste nur ganz stark daran glauben! Doch mein Stoßgebet, welches ich soeben aussenden wollte, wurde von einem Schrei unterbrochen. Ich schaute hinter mir. Janis lag der Länge nach auf der Treppe. Ungewollt musste ich ein wenig schmunzeln: „Ach Schnucki, was machst du?!“ Ich ging wieder ein paar Stufen zurück und half ihm auf die Beine. Er war knallrot im Gesicht und stammelte etwas Wirres vor sich hin: „I-Ich äh bin so aufgeregt und äh… wieso nennst du mich Schnucki?!“ „Äh“, scheiße, ich hatte ihn wirklich ‚Schnucki‘ genannt, „Äh, na du bist einfach so tollpatschig…“ „Tut mir leid…“, nuschelte er, schaute nach wie vor zu Boden, dabei glühte sein Kopf nur so, „Ich blamier dich voll. Die Leute gucken doch bestimmt schon…“ Ich sah mich um. Tatsächlich begutachteten uns einige. Hobbyloses Volk. „Nicht so schlimm“, ich packte seinen Arm, „Ich halte dich lieber, nicht dass du gleich wieder liegst.“ Er nickte und ließ mich machen. Und ich staunte, wir kamen wirklich voran und plötzlich war Treppen steigen gar nicht so schlimm. Im Gegenteil. Janis klammerte sich nahezu an mich. Ach… konnten wir nicht ewig Treppen steigen? Irgendwann saßen wir tatsächlich und ich hatte uns extra einen Sitzplatz in der letzten Reihe besorgt. Da hatte man einen guten Überblick. „Möchtest du noch etwas? Popcorn oder was zu trinken?“, ich sah meinen Sitznachbarn an, doch der verneinte dankend. Schade… ich wollte ihm gern etwas Gutes tun. Seufzend sah ich auf die Uhr: „Dauert noch ein paar Minuten…“ Janis nahm es so hin und seufzte. Der Saal wurde immer voller. Solang sich niemand neben mich oder Janis setzte… Doch leider Gottes wurde diese Hoffnung im Nu zerstört. Neben mir machte sich ein viel zu fetter, nach Schweiß stinkender Mann breit. Nein! Ich war definitiv nicht schwul!!! Und neben Janis saß irgendwann ein blondes Mädchen, die ihn offensichtlich anhimmelte. Doch Janis ignorierte sie gekonnt. Braver Junge. Und Gott sei Dank ging der Vorspann los. Werbung. Wie toll. Egal, da waren die meisten wenigstens etwas ruhiger. Da ich aus Sicherheitsgründen mich etwas zu Janis gelehnt hatte und wir Schulter an Schulter saßen, spürte ich ihn auf einmal zusammenzucken. Kurz darauf drehte er seinen Kopf zu mir und schien an mir zu riechen. „Luke?“, flüsterte er leise. „Ja?“ „Bist du das?“, seine Stimme war sehr leise, ich hatte Mühe, ihn zu verstehen. „Was?“, ich verstand ihn grad gar nicht. „Die Hand auf meinem Bein…“, nuschelte er kaum hörbar. Welche Hand?! Ich sah auf meine beiden, um sicher zu gehen, dass ich es nicht war. Nun beugte ich mich ein wenig vor und schielte dabei ganz aus Versehen auf seine Beine. Dieses… Miststück von Weib! Ich lehnte mich wieder zurück und flüsterte Janis ins Ohr: „Das ist das Mädchen, was neben dir sitzt.“ „Hm“, machte er kaum hörbar, weitere Handlung folgte aber nicht. Er ließ sie gewähren?! Das war ein fremdes Weib! Die durfte ihre Hand auf sein Bein legen und mit mir wollte er anfangs nicht mal sprechen! Dann rutschte er jedoch näher zu mir. Da wir auf so genannten Kuschelplätzen saßen, was für die letzte Reihe üblich war, trennte uns irgendwann kein Blatt Papier mehr. Das mit dem Weib war ihm wohl doch unangenehm. Sollte mir nur Recht sein. Gaaanz unauffällig ließ ich meinen Arm um Janis Hals fallen. So Klischeehaft… Dabei sah ich zu der Tussi, die auch zu mir schaute. Ich kratzte alles Böse, was ich hatte, zusammen und funkelte sie an. Und hey, sie schien zu verstehen, da sie ihren Arm zurückzog und sich abwandte. Janis hörte ich erleichtert ausatmen. Warum hat er nicht gesagt, wenn es ihn störte?! Doch ich komm gar nicht dazu, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, da Janis sich nun wirklich an mich kuschelte. Seine Arme schlangen sich um meinen Oberkörper und seine Beine hing er über das Bein von mir, was auf seiner Seite war. Enger ging es bald nicht mehr. Und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Arme schlangen sich nun auch um seinen Körper, und ich liebte es, wie er sich mit seinem Kopf an meinen Hals schmiegte. Und Gott, das war mir egal, wie schwul das aussah, es fühlte sich verdammt gut an. Der Film war total nebensächlich, ich schloss die Augen und genoss. In meiner Nase war der Duft von Janis‘ weichem Haar. Traumhaft… Ich war nicht homosexuell oder bisexuell, ich war janissexuell. Dieser Kerl machte mich total wuschig. Dieses Gefühl hatte ich noch nie wirklich verspürt, dennoch wusste ich, dass es das war, was ich wollte. Ihn. Schon krank… gerade für mich! Ich konnte nicht anders, als meine Hand auf seine Wange legen und sie zu streicheln. „Luke…?“, flüsterte er kaum hörbar, dann hob er seinen Kopf und sah mich an. Oh Gott. Dieser Blick… so süß, aber eindeutig fragend, was ich denn hier tat. Jedoch wusste ich es selbst nicht so genau. Mein Daumen streichelte seine Wange. Schüchtern schaute er zu Boden, was mich lächeln ließ. Er war echt so Zucker… „Wir kennen uns doch kaum…“, hörte ich ihn dann nuscheln. Recht hatte er. Ich seufzte und ließ meine Hand auf sein Bein sinken: „Leider…“ „Hm…“, er legte seinen Kopf wieder an meinen Hals. Seine Nase stupste gegen meinen Hals. Ich zuckte zusammen. Seine Nase strich sich an meinem Hals entlang, kurz darauf erreichte er mein Ohr und flüsterte: „Eigentlich geht das ja viel zu schnell… aber… ich find es schön…“ Von meinem Ohr aus ging ein Kribbeln. Ich seufzte wohlig auf und drückte ihn enger an mich. Meine Hand legte ich wieder an seine Wange und streichelte diese. Damit erreichte ich, dass er mich so zuckersüß ansah, dass ich das Bedürfnis verspürte, los zu quieken und rum zu hüpfen. „Ich find es auch schön“, hauchte ich ihm ins Ohr. Ich würde ihn gerade am liebsten fressen, aber ich musste mich zusammenreißen. Er schmiegte sein Gesicht an meins. Mein Herz schien gleich zu explodieren. Was machte er nur mit mir? Wir blieben den ganzen Film über so sitzen und ich hoffte, dass der Film, der übrigens –soweit wie ich es mitbekam- grässlich war, nie endete. Doch leider hatte alles ein Ende. Ich hätte heulen können und drückte Janis noch enger an mich. Die ersten fingen bereits an, aus dem Saal zu stürzen. Ich wollte nicht! Nein! Ich würde hier nie weggehen und auch Janis nie loslassen! „Luke…?“, nuschelte Janis, „Die anderen gehen doch schon, oder?“ Ich nickte: „Ja, aber ich sitz gerade so gut…“ Er kicherte: „Du bist echt süß“ Was? Ich und süß???!!! Na ganz sicher nicht. Ich war ein Weibermacho. Aber andererseits… ich benahm mich echt kitschig. „Lass mich doch“, murrte ich dann und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Im nächsten Moment zuckte ich zusammen und wich zurück: „So-Sorry! Vergiss das!“ Auch er sah etwas verplant aus der Wäsche, schaute dann aber peinlich berührt zu Boden: „Sc-Schon okay…“ Ach Gottchen… was war nur los mit mir. Dieser Junge machte mich komplett fertig! Ich sah mich um und langsam war echt das ganze Kino leer: „Wir sollten auch langsam…“ Janis nickte und entknotete sich. Seufzend stand ich auf: „Willst du jetzt heim oder noch was mit mir machen?“ „Hm…“, seine Hand suchte meinen Oberarm und hielt sich an meinem Shirt fest, „Ich würde gern etwas mit mir machen.“ „Schön!“, ich drückte ihn kurz, nahm dann seine Hand von meinem Shirt und zog ihn Hand in Hand aus dem Saal, „Was möchtest du machen? Eis essen?“ „Hm…, klingt gut“, er lächelte. Gerade als wir die Treppe runter gingen, sah ich Mo in der Eingangshalle. Was wollte der denn hier?! „Was macht denn Mo hier?“, fragte ich Janis. „Hm? Ist er hier?“ „Ja, da unten neben dem Plakat von dem Film gerade“, ich deutete mit dem Finger auf das Plakat, aber er folgte meinem Finger nicht. Mo hingegen schlug sich verzweifelt die Hand vors Gesicht. Ja, Mo, mir passt es auch nicht, dass du der Bruder von Janis sein musstest, und ich dem Kleinen vollkommen verfallen bin! „Hm, schade…“, nuschelte Janis, „Ich hätte gern noch etwas mit dir gemacht…“ Ich seufzte und verkniff mir einen Kommentar bezüglich Mo. Wir näherten uns ihm, und als sein Blick auf unsere Hände fiel, sah er mich im nächsten Moment giftig an. Grinsend blieb ich vor ihm stehen: „Hallo. Was machst du denn hier?“ „Janis abholen, was sonst“, murrte er, dann wandte er sich zu Janis, „Alles okay, Kleiner?“ Dieser nickte und lief ein wenig rot an: „Ja, der Film war gut…“ Ich musste vor mich hin schmunzeln. Der Film also… „Luke? Ich möchte noch mal kurz mit dir reden, allein.“, Mo sah nun mich wieder an. Ich seufzte und löste mich schweren Herzens von Janis. Wir gingen wieder abseits. „Hör zu, Luke“, fing Mo an, „Ich will nicht, dass du mit Janis spielst. Ich weiß nicht, was bei dir läuft. Ob eine Wette, mal einen Jungen rumzubekommen, oder die Neugier, wie Sex mit einem Kerl ist. Aber nicht mit Janis, verstanden?!“ „Ich mag ihn wirklich!“, murrte ich, „Das kannst du mir nicht verbieten! Und Janis mag mich anscheinend auch!“ Er seufzte und kratzte sich am Hinterkopf, dabei sah er zu seinem Bruder: „Ja, es ist offensichtlich, dass er dich mag. Deswegen sage ich es dir ja. Spiel nicht mit seinen Gefühlen!“ Auch mein Blick fiel zu Janis. Er stand etwas verloren herum und sein Blick ging ins Leere. Ach Gottchen, ich hatte gerade das Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen. „Ich spiele nicht“, meinte ich dann fest entschlossen und sah Mo an, „Sag du mir lieber, warum du dich immer wie eine Glucke aufführst. Janis muss eigene Erfahrungen machen! Du kannst ihn nicht immer vor allem schützen!“ Der Blick, den ich jetzt von Mo bekam, lies mich fast sterben, dann zischte er und wandte sich ab: „Du verstehst nichts…!“ Dann ging er zu Janis zurück. Bitte?! Was verstand ich nicht?! Seufzend ging ich zu den beiden zurück. Fast schon ein wenig provokativ nahm ich Janis‘ Hand und stellte mich nah neben ihm. Janis blickte lächelnd zu mir hoch: „Luke…, alles okay?!“ Ich nickte: „Ja.“ „Schön!“, er löste sich von meiner Hand, im nächsten Moment aber schlang er seine Arme ganz um mich. Lächelnd erwiderte ich die Umarmung. Wie kann man nur so toll wie er sein… „Ich störe ja nur ungern…“, meinte Mo, „Aber Janis, wir müssen dann los. Unsere Eltern warten mit dem Essen.“ Er nickte, löste sich wieder ein wenig von mir: „Treffen wir uns wieder?“ „Sicher doch“, ich wühlte in meiner Hosentasche. Irgendwo… hatte ich es doch! Und ich fand den Zettel auch. Eigentlich wollte ich den Zettel heute Janis heimlich zuschieben, aber dann eben jetzt so: „Hier.“ Ich drückte ihm den Zettel mit meiner Nummer in die Hand, er sah fragend zu mir hoch: „Was ist das?“ „Les es“, lächelte ich, „Also tschüssi.“ Ich umarmte Janis noch einmal, sah dabei prüfend zu Mo. Sollte der machen, was er wollte. Er würde mich nie von Janis wegbekommen. „Tschüssi..“, hörte ich Janis nuscheln, dann löste ich mich von ihm und wandte mich zum Gehen ab. Es passte mir so gar nicht, Janis hier zu lassen. Aber es half ja nichts. Hoffentlich sahen wir uns morgen wieder. Kapitel 3: ----------- Vielen lieben Dank für die Kommi's und Favo's :3 _______________________________________ Sehnsüchtig lag ich abends im Bett. Warum meldete sich Janis nicht? Morgen auch noch Schule… keine Lust! Eine liebevolle SMS würde mir den Abend echt versüßen… Ich schloss die Augen und seufzte depressiv. „Brrrr brrrrr brrrr“, sofort riss ich die Augen auf und tastete nach meinem Handy. Bitte lass es Janis sein! Ich las die SMS: “Morgen am Strand??? Mag dich. Janis“ Yuhu! Ich grinste vor mich hin. Von mir aus auch noch heute am Strand. Aber schon ein wenig krank, dass ich mich so sehr über diese SMS freute… “Okay, freu mich schon. Schlaf gut. Mag dich auch “, schrieb ich zurück. Gott, war ich kitschig geworden… „Na, wir war’s Kino mit deiner Prinzessin?“, Mike sah mich provokativ an. Genervt verdrehte ich die Augen: „Er heißt immer noch Janis. Und es war gut.“ „Ach so“, er grinste mich an, „Da können wir ja heute mal wieder ein wenig skaten gehen…“ Ich sah ihn fast schon bittend und flehend an. Hoffentlich riss er mir jetzt nicht den Kopf ab… Jedoch zog Mike skeptisch eine Augenbraue hoch: „Was guckst du so? Hast du was verbrochen?“ „Ich habe heute keine Zeit“, nuschelte ich kaum hörbar. „Bitte?!“, fuhr er mich an, „Schon wieder Janis?!“ Ich nickte und duckte mich schon, da ich die blöde Befürchtung hatte, gleich eine gescheuert zu bekommen. Doch es passierte nichts dergleichen. Mike stöhnte sichtlich angepisst auf und stand auf: „So schnell wird man abserviert und irgendwann sind wir keine besten Freunde mehr, oder wie?!“ Damit ließ er mich sitzen und verließ das Klassenzimmer. Es war gerade große Pause. Es dauerte eine Weile, ehe ich Mike folgte und ihn auf dem Pausenhof auf einer Bank sitzen sah. „Mike…“, ich seufzte und ließ mich neben ihm auf die Bank fallen, „Janis wird dich als meinen besten Freund nie ersetzen!“ Er schnaubte verachtend: „Sagst du jetzt.“ „Ja, und ich meine es auch so!“, ich seufzte, nuschelte dann aber kaum hörbar weiter, „Ich… also… Janis… ich mag ihn halt…“ Nun sah Mike mich ganz skeptisch an, und da ich wohl so einen peinlich berührten Blick drauf hatte, schien er ein wenig zu verstehen: „Du meinst mögen im Sinne von… naja… sehr mögen halt?“ Ich nickte und schaute zu Boden. Mein Gesicht musste wohl einem Feuerkrebs gleichen. Ich hatte mich doch jetzt nicht gerade geoutet, oder??? Nun hörte ich Mike lachen, dann klopfte er mir auf die Schulter: „Alter… gerade du?!“ „Ich bin nicht schwul“, nuschelte ich, „Ich steh nur auf Janis…“ „Oh wie krass, Alter!“, Mike schien seinen Spaß gefunden zu haben, „Ne, das glaub ich jetzt nicht! Du stehst auf ‘nen Typen. Haha, herrlich! Aber hey, da kann ich dann die ganzen Mädels trösten…“ „Nicht so laut“, es musste ja nun nicht die ganze Schule wissen. Das Mike es wusste, war schon Strafe genug. „Schon okay“, winkte er ab, „Aber nur wenn du mich auf dem Laufenden hältst, klar?“ Ich stimmte zu. Was blieb mir auch anderes übrig?! „Luke?“, gerade als wir wieder ins Gebäude reingingen, ertönte eine Stimme hinter uns, „Hast du kurz Zeit?“ Seufzend, ja fast schon genervt, drehte ich mich um: „Ja?“ Ein Mädchen, knallrot, stand hinter uns: „Ähm, also… ich beobachte dich schon lange. Und naja, ich find dich toll, auch wenn du nicht gerade den besten Ruf hast.“ „Aha“, meinte ich darauf. Konnte die Alte jetzt aufhören, meine Pause zu verschwenden? Gerade als ich mich umdrehen wollte um zu gehen, hielt sie meinen Arm fest. Ja, was?! „Luke! Ich liebe dich! Würdest du mir eine Chance geben“, um Gottes Willen, die heulte ja gleich. „Nein“, meinte ich dann und wandte mich wieder ab. Wenn ich eins gelernt hatte, dann, dass es gar nicht half, freundlich zu sein. Die Weiber machten sich dann nur weiterhin Hoffnungen. „Aber ich bin noch solo“, sprach Mike das Mädchen an, „Wenn du willst, können wir uns kennen lernen!“ „Arsch!“, damit pfefferte sie ihm eine und rauschte ab. „Hallo?!“, Mike sah ihr fassungslos hinterher. Ich musste schmunzeln: „Versuch es das nächste Mal etwas sentimentaler…“ „Gerade du willst mir etwas von Sentimentalität sagen…“, murrte er, musste aber letztendlich auch nur noch Grinsen. Aber eigentlich verstand ich gar nicht, warum er es so schwer hatte. So scheiße sah er nun wirklich nicht aus. Gott, endlich war es so weit. Ich rannte fast schon den Strand entlang, doch von Janis noch keine Spur. Gut, lag vielleicht daran, dass ich gut eine Stunde zu früh dran war, da wir uns sonst immer so halb oder um sieben begegnet waren. Irgendwann ließ ich mich dann an dem Platz nieder, wo er immer saß. Hierher würde er schon kommen. Ich ließ meinen Blick sehnsüchtig aufs Meer fallen. Das ich mal so auf einen Typen wartete, war doch echt fast schon ein wenig krank. Nein, krank war es nicht. Einfach nur anders. Irgendwann sah ich ihn auch kommen. Und diesmal Gott sei Dank alleine. Sonst hätte ich Mo wohl heute bei Gelegenheit im Meer ertränkt. Janis lief gedankenverloren mit seinen Füßen im Wasser und kam näher, ich strahlte ihn bereits an, doch er reagierte nicht. Er sah auch mal kurz über den Strand, und ich winkte ihm zu. Doch nicht einmal ein Lächeln. Mochte er mich nicht mehr? Ich seufzte und wartete, bis er ran kam. Dann würde ich ja merken, ob er anders war, oder ob ich mir das jetzt bloß einbildete. Okay, wollte er nicht langsam zu mir kommen? Er lief und lief. Irgendwann lief er an mir vorbei. Hä? Ich stand auf und klopfte mir den Sand von den Hosen. Knallhart ignorieren konnte ich mich selber, ganz ehrlich. Da sollte er wenigstens sagen, was ich falsch gemacht hatte. Skeptisch betrachtete ich ihn, als er nun aus dem Wasser ging und den Strand ein wenig hochlief. Vielleicht hatte er es sich ja doch anders überlegt und wollte doch mit mir reden. Doch er kam nicht zu mir. Er ließ sich gut dreißig Meter neben mir in den Sand sinken. Hallo?! Mir reichte es. Ich nahm meine Tasche und stapfte zu ihm: „Janis!“ Er zuckte zusammen und sah in meine Richtung, dann lächelte er: „Luuk, du schon hier?!“ Hä? Nein, ich kam mir jetzt nicht verarscht vor. Absolut nicht! „Ich saß schon die ganze Zeit hier“, murrte ich, als ich näher kam, „Du hast mich ja ignoriert.“ „Uh… sorry“, er sah peinlich berührt zu Boden, „Ich hatte dich gar nicht gesehen. Tut mir Leid…“ Ich seufzte und ließ mich neben ihm in den Sand sinken: „Schon okay. Kann passieren. Manchmal sieht man den Baum im Wald nicht.“ Er hatte mich nicht gesehen? Bitte? War ich so klein? Na gut, aber so wirklich böse konnte ich ihm gar nicht sein. Nicht wenn es ihm offensichtlich peinlich war und er so süß zu Boden sah. „Ja, das ist echt dumm.“, er lächelte, dann fuhr er mit seinen Fingern über meinen Arm, letztendlich ließ er sie an meiner Hand liegen und umschloss sie. Zufrieden lächelte ich. Seinen Körper lehnte er dann leicht gegen meinen: „Ich will ja nicht kitschig sein oder so…“ „Aber?“, ich sah gespannt zu meinem Kleinen, was wohl jetzt kam? Er kicherte ein wenig: „Du hast mir schon ein wenig gefehlt…“ Jetzt konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Och wie süß. „Nur ein wenig?“, meinte ich dann gespielt enttäuscht. Janis lachte: „Nein, ganz doll!“ „Das wollte ich hören“, ich lächelte ihn zufrieden an. Er richtete sich auf und drehte sich nun ganz zu mir. Dann packte er seine Hände auf meine Schulter und drückte mich in den Sand. „Wha!“, so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie ich lag. Dann setzte er sich frech auf meinen Bauch, um sich dann zu mir runter zu beugen: „Und ich? Hab ich dir gefehlt?“ Wie konnte er nur so etwas fragen?! Ich grinste ihn belustigt an: „Ein wenig…“ „Nur?“, auch er konnte nur leicht grinsen. „Ein wenig mehr?“ „Nur?“ „Hehe, was willst du denn hören?“, auffordernd blickte ich ihn an. „Hmmm“, er grübelte, „Das du die Nacht nicht schlafen konntest vor Sehnsucht…“ „Hmm“, ich hob meinen Kopf ein wenig an und stupste mit meiner Nase gegen seine, „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ständig habe ich auf’s Handy geschaut, ob du geschrieben hast. Ständig musste ich mir einen runterholen, weil du mich so geil machst…“ Jetzt lief er knallrot an, hustete leicht: „Sicher. Noch was?“ „Wirklich!“, ich ließ meine Hände auf seinen Arsch fallen und knetete diesen ein wenig, „Joa, das passt schon…“ „Idiot!“, es war ihm offensichtlich peinlich, denn packte er meine Hände und drückte sie neben meinen Schultern in den Sand. „Hey!“, protestierte ich, musste dann aber lachen. „Ich meins ernst…“, Janis kam meinem Gesicht näher, seine Nase berührte zaghaft meine, „Ich mag dich wirklich und du hast mir wirklich gefehlt.“ Seine Augen wichen meinen aus und waren fast geschlossen und diese Worte ließen mein Herz höher schlagen. „Janis…“, brachte ich zitternd über die Lippen, „Ich meine es auch ernst…“ Wann war ich schon einmal so aufgeregt gewesen? Seine Hände ließen meine frei, stattdessen legte er seine Arme neben meinen Kopf. Ich spürte seinen ganzen Oberkörper schwer auf mir liegen. Ein atemberaubendes Gefühl. Zaghaft legte ich nun meine Arme um ihn und er gewehrte es. Gott, er ist ein Kerl, aber es fühlte sich so geil an! Und wie er mich gerade so gedankenverloren ansah… es raubte mir sämtlichen Verstand und ich konnte nicht mehr anders, als einen zaghaften Kuss auf seine Lippen zu setzen. Janis zuckte am ganzen Körper zusammen und wich leicht zurück, doch im nächsten Moment schnappte er nach meinen Lippen, um einen leidenschaftlichen Kuss zu entfachen. Ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Es fühlte sich überwältigend an. Ich presste ihn enger an mich. Seine Zunge strich über meine Lippen, was mich nur noch mehr um den Verstand brachte. „Janis…“, hauchte ich. Er öffnete die Augen leicht: „Ja?“ „Nichts…“, ich lächelte und schnappte wieder nach seinen Lippen. Er machte süchtig… Wie konnte man sich nur so toll anfühlen? Und wann hatte ich das letzte Mal jemanden so begehrt? Hatte ich überhaupt schon einmal so gefühlt? „Luke…“, nun war er es, der mit zitternder Stimme unterbrach, „Es… du… es fühlt sich so gut an, du fühlst dich gut an. Aber…“ Er zögerte und biss sich leicht auf die Unterlippe. Fragend sah ich ihn an. Mein Herz blieb schon im Schockzustand stehen: „W-Was?“ „Du bist ein Kerl…“, nuschelte er kaum hörbar. „Und?“, ja, das musste gerade ich fragen. Ich kam ja selbst kaum über den Schock hinweg, dass ich mich scheinbar Hals über Kopf in ihn … verliebt hatte. Konnte man es so sagen? Also, liebte ich ihn wirklich? Ich mein, wir kannten uns kaum. Er zuckte mit den Schultern und seufzte: „Eigentlich ist es nicht wichtig, was du bist…“ „Schön“, zufrieden haschte ich kurz nach seinen Lippen, dann löste ich mich schmunzelnd wieder von seinen Lippen, „Aber beim Thema Sex müssen wir noch diskutieren…“ Jetzt lief er knallrot an, und stammelte fast schon beleidigt meinen Namen. Grinsend zog ich ihn wieder nah zu mir: „War nur Spaß. Vorerst.“ „Luke…!“, zuerst klang er noch ein wenig beleidigt, dann grinste er jedoch auch, „Ach, du bist doch dumm, eh!“ „Gern“, schmunzelte ich, dann drückte ich jedoch wieder meine Lippen auf seine. Er machte einfach süchtig! Das erklärte auch die Entzugserscheinungen, wenn ich ihn mal nicht sah. So schnell hatte noch nie jemand mein Herz erobert. Gut, außer meiner Mam. In die hatte ich mich wohl auch, als sie mich das erste Mal ansah, verliebt. Ich wusste es nicht so genau, aber ich nahm es an. Dennoch, Janis war anders. Bei ihm fühlte ich, was ich bei keinem anderen Menschen fühlte. Inzwischen lieferten sich unsere Zungen einen kleinen Machtkampf. Gott, ich könnte ihn fressen! Er war so heiß! Er küsste so gut! Kurz und knapp: Er machte mich wahnsinnig! Und Janis schien ähnlich zu denken. Es wurde schnell, verlangend, ja, fast schon heftig. Man konnte annehmen, wir wollten uns gerade wirklich verschlingen. „Wa-Warte!“, ich löste den Kuss und atmete schwer. Meine Nase reichte nicht. „Alles okay…?“, er sah mich an, als wäre nichts. „Du machst mich fertig…“ „Sorry“, er schaute peinlich berührt weg, „Ich wollte nicht so stürmisch sein…, aber irgendwie hätte ich dich am liebsten fressen wollen…“ „Hör auf, so was Süßes zu sagen…“, murrte ich, hob dann aber wieder meinen Kopf um seinen Lippen nah zu sein, „Sonst kann ich auch nicht anders, als dich zu fressen…“ „Hilfe, böser Wolf, ich habe Angst“, kicherte Janis ein wenig. Ich setzte ein Bösewichtlachen auf: „Jaaa, die solltest du haben!“ Dennoch schmiss ich Janis nur sanft von mir runter, um dann auf ihn zu krabbeln: „Na, wie ist das Leben als Opfer?“ „Bei so einem verführerischen Täter ganz angenehm…“, lächelte er. Seine Hände fuhren meinen Körper entlang und landeten dann an meinem Hals, wo er mich zu sich runter zog und sich meine Lippen holte. Ohja… bei so einem Opfer war man gern Täter… Es war einfach wundervoll mit ihm, auch wenn meine Klamotten vom vielen Rumwelzen voller Sand waren, und dieser sich echt unangenehm am Arsch und Schritt anfühlte, aber was sollte es. Ich hatte Janis. Da wäre es mir sogar egal, wenn mir ein Krebs in mein besten Stück zwickt… obwohl, gut, dass wäre mir dann vielleicht nicht ganz so egal. Inzwischen lag Janis wieder oben –der Kleine hatte mehr Kraft, als nach was es aussah- und küsste ausgiebig meinen Hals. „Hrmm“, meine Finger strichen durch die Haare, „Janis…“ „Hm?“, er küsste sich wieder hoch und küsste sich an meinem Kinn entlang, ehe er inne hielt, „Alles okay?“ Ich nickte: „Du machst mich nur grad ziemlich scharf…“ Janis schluckte, dann küsste er wieder meine Lippen. War das wirklich der Janis von vor ein paar Tagen??? Die Frage sprach ich auch aus. Er hielt inne, dann seufzte er: „Wenn ich Menschen kennen gelernt hab, und ich sie mag, werde ich sehr kuschelbedürftig…“ „Aber doch hoffentlich nicht bei jedem…“, ich meinte, ich wollte ja schon etwas Besonderes für ihn sein. „Nein“, er schüttelte den Kopf, „Irgendwie nur bei dir“ Ich musste grinsen. Gott, er war so süß. Ich drückte ihn eng an mich und knuddelte ihn. Was sollte man bei dem auch noch anderes machen? Er war nun mal einfach zum knuddeln! „Luuke!“, quiekte er erschrocken. Ich ließ wieder ein wenig lockerer und grinste ihn breit an: „Was wohl dein werter Bruder dazu sagt?“ „Ich werde es wohl so hinnehmen müssen…“, nuschelte auf einmal eine tiefe Männerstimme, die eindeutig Mo gehörte. Erschrocken sah ich hinter uns. Dort stand Mo mit seiner Angebeteten. „Mo?“, auch Janis schien sichtlich überrascht, „Was machst du hier?“ „Eigentlich einen Strandspaziergang mit meiner Hübschen…“, er seufzte schwer, „Nur dann haben wir euch von weiten gesehen und beschlossen, euch ein wenig zu beobachten….“ Janis lief rot an: „Mo!“ „Befriedigt euch das irgendwie, oder?“, skeptisch sah ich zu den zwei. „Nein“, meinte nun das Weib und lächelte, „Aber ihr zwei seid einfach so süß! Und Mo wollte sicher gehen, dass du es mit Janis wirklich ernst meinst.“ „Ich mein es ernst mit ihm!“, gab ich trotzig von mir. Hätte ich diesen scheiß Ruf nicht, würde man mir sofort glauben… aber so…! Mo seufzte: „Scheinbar schon…“ „Na nicht nur scheinbar! Ist so!“, maulte ich. Janis hingegen hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen: „Lass ihn doch. Ich weiß, dass es so ist und das reicht…“ Ich lächelte, küsste ihn auch nochmals kurz: „Schön…“ „Na da…“, seufzte Mo, „Und Janis, eigentlich sollte ich dich abholen. Unsere Eltern erwarten uns um 20Uhr zu Hause…“ „Schade“, Janis quälte sich mühsam von mir runter, „Wie spät ist es?“ Schweren Herzens richtete ich mich nun auch auf. Ich hätte mit Janis ewig hier liegen können…. Aber nein, wer funkte wieder einmal dazwischen? Richtig, Mo! „Halb acht“, meinte Mo, dann wandte er sich zu seiner Freundin, „Schatz? Sagen wir uns hier schon mal Bye?“ Sie nickte: „Ja, war wieder schön mit dir.“ Dann beugte sie sich zu Mo hoch, immerhin war er etwas über einen Kopf größer als sie, und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Als ich sie sehnsüchtig betrachtete, und mir wünschte, dass Janis das bei mir tun würde, spürte ich, wie seine Hand meine suchte: „Luke?“ Er sah mich mit Dackelblick an: „Wann treffen wir uns wieder?“ „Sobald wie möglich!“, meinte ich und beugte mich leicht zu ihm runter, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken, „Wir schreiben, okay?“ Er nickte, dann zog er mich näher zu sich und küsste mich inniger. Hmmm, davon könnte ich nie genug bekommen! „Janis?“, hörte ich Mo fragen, „Gehen wir?“ BOAH! MO!!! Und dann passierte, was passieren musste. Janis löste sich von mir, um zu seinen Bruder zu gehen. Ich hätte heulen können!!! Die beiden verschwanden irgendwann Richtung Straße. Das Mädchen sah mich nun lächelnd an: „Du und Janis… echt süß.“ „Wie heißt du eigentlich?“, meinte ich darauf. „Fine“, sie hatte immer so ein ruhiges, aber irgendwie sehr reifes Lächeln auf den Lippen. Kein bisschen kindlich, allgemein wirkte sie sehr reif. Das war wohl der Grund, weshalb ich solche Mädchen unter nicht vorhandenen Alkoholeinfluss nicht ansprechen würde. Ich mochte keine reifen Frauen. Die waren mir zu klug. Früher brauchte ich kleine, dumme Kiddies, mit denen man alles machen konnte. Aber jetzt hatte ich ja Janis. Damit wollte ich aber nicht sagen, dass Janis ein kleines, dummes Kiddie war. Er war halt einfach Janis. Unbeschreiblich. Ich nickte und antwortete auf ihre Frage: „Süß vielleicht, aber auch komisch…“ „Ja, gerade du. Wie das wohl die ganzen Mädchen aufnehmen werden?“, sie drehte sich um und sah aufs Meer, ihre Haare wehten im Wind. „Mir egal“, meinte ich entschlossen und drehte mich ebenfalls zum Meer um, „Ich habe Janis. Mehr will ich nicht.“ „Das du damit so klar kommst…“, meinte sie dann erstaunt, aber irgendwie traurig. Irritiert sah ich zu ihr: „Na so schlimm ist Homosexualität nun auch nicht!“ „Das mein ich doch auch gar nicht!“, auch sie sah zu mir, „Ich meine, dass Janis-“ Doch dann brach sie ab und sah fragend zu mir, dann murmelte sie etwas vor sich hin –hörte sich an wie “Du weißt das gar nicht…“-, aber dann setzte sie ihr übliches Lächeln auf: „Ach, vergiss es! Nicht so wichtig.“ „Nein, sag!“, nicht so wichtig? Irgendwas wusste ich über Janis nicht und das sollte nicht so wichtig sein? Hallo? Er war jetzt immerhin … mein Freund, oder so ähnlich! Da konnte gar nichts unwichtig sein. Ich wöllte sogar wissen, welches Paar Socken sein Lieblingspaar war. „Nein, ist vollkommen nichtig“, sie lächelte mich aufmunternd an. Ich seufzte und raufte mir durch die Haare: „Meinst du, dass Janis früher oft gemobbt und ausgenutzt wurde? So was hatte mir Mo schon mal erzählt.“ Daraufhin nickte sie begeistert: „Genau das! Du weißt es ja doch! Ich dachte schon…“ Jetzt lachte sie ein wenig. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. Glaubhaft war anders… Doch ich beschloss, es gut sein zu lassen. Ich konnte ja Janis auch noch direkt fragen, ob er mir etwas verschwieg. Und Weiber schwiegen, wenn es darauf ankam, wirklich bis ins Grab. Und solche wie Fine erst recht. „Und hey, deswegen ist Mo auch so“, sie sah mich aufmunternd an, „Er meint es nur gut. Er will nicht, dass Janis schon wieder so etwas passiert. Du musst ihn da bitte verstehen…“ „Dann soll er verstehen, dass ich es ernst mit ihm meine!“, murrte ich. „Ich glaube…“, Fine lächelte wieder und sah aufs Meer, „Nach eurem gegenseitigen Auffressen, scheint er es zu glauben. Zumal auch Janis total anders drauf ist, seit er dich kennt. Im Positiven.“ Seufzend lächelte ich: „Hoffen wir es.“ Sie nickte: „Ich geh dann auch mal heim. Bis die Tage, Luke!“ „Ja, tschüss“, ich blieb noch ein wenig am Strand und sah aufs Meer hinaus. Wie konnten mich ein paar Tage nur so verändern? Wie konnte mich ein einzelner Junge nur so verändern? Das musste doch dann wohl Liebe sein, oder? Oder gar Liebe auf dem ersten Blick… Kapitel 4: ----------- Heyho liebe Leutz :3 An dieser Stelle nur ein kurzes Übergangskapitel zum großen Wochenende der zwei. Vielen lieben Dank für die Unterstützung in Form von Kommi's, Fav's und Abo's. ______________________________________ Ich seufzte depressiv. Bestimmt hing über mir bereits eine dicke, fette Emowolke. „Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht“, Mike seufzte ebenso, „Das hält ja heute keiner mit dir aus!“ Darauf sagte ich nichts. Der verstand mich doch eh nicht! Es war Mittwochnachmittag und heute würde ich Janis nicht sehen. Und ob wir uns morgen sahen, war auch ungewiss. Ich hätte heulen können! „Luke!“, Mike rüttelte ein wenig an mir, „Komm wieder klar! Das ist mal ein Tag, wo du ihn nicht siehst!“ „Ja, ist ja schlimm genug!“, maulte ich. Zuckerentzug war etwas ganz schlimmes. Er seufzte: „Du bist echt total verknallt, was?“ „Na und?!“, murrte ich. „Und das in einen Jungen…“ „Komm klar damit!“, zickte ich ihn nun an. Nun hob Mike skeptisch eine Augenbraue: „Du bist schlimmer wie eine Hochschwangere!“ „Du verstehst mich einfach nicht!“, jetzt war mir wieder zum Heulen zu Mute. Ich wollte ihn sehen! Ich wollte ihn wieder in den Arm nehmen und küssen! Am besten jetzt sofort! Mike schüttelte nur noch verzweifelt den Kopf, ehe er sich auf sein Board stellte und quer über den Skaterpark rollte. Ja, lasst mich ruhig alle allein! Aber was mich auch noch beschäftigte, war die Tatsache, dass ich irgendetwas nicht zu verstehen schien. Erst meinte Mo im Kino zu mir, ich würde nichts verstehen, und dann Fine gestern, dass ich irgendetwas wohl nicht wüsste. Janis verheimlichte mir doch nicht etwa was? Aber wenn ja, was? Als wir gestern Abend via SMS geschrieben hatten, hatte ich ihn ja auch gefragt, ob es irgendetwas gibt, was ich wissen sollte. Aber er meinte, ich wüsste alles. Die Tatsache mit dem Mobbing früher war das, weswegen sich alle so aufführten. Er verstand dieses Theater deswegen wohl selbst nicht so genau. Das ist Geschichte und fast jeder hatte in irgendeiner Art und Weise Mobbing schon mal erlebt. Jedenfalls sollte ich mir keine Sorgen machen, aber ich tat es dennoch. Was war ihm nur zugestoßen, wenn sich alle so um ihn sorgten? Ich biss mir auf die Unterlippe. Shit! Ich wollte wissen, was da war. Aber es sprach ja keiner mit mir! „Kommst du dann auch mal?“, hörte ich Mike quer über den Platz rufen, „Vergiss Janis doch endlich mal!“ Seufzend stand ich auf. Es half ja nichts. Und Mike hatte Recht. Also stellte ich mich depressiverweise auf mein Board und rollte zu ihm. „Sehen wir uns morgen?“, ich hatte Janis abends auf dem Handy angerufen. Nur seine Worte zu lesen hatte mir nicht mehr ausgereicht. Er seufzte: „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht…“ „Warum? Hast du keine Lust mehr auf mich?“ „Doch, doch! Ich will dich ja sehen!“, meinte er nun fast schon panisch, „Aber ich weiß nicht, wie ich zum Strand kommen soll. Mo ist morgen Nachmittag weg.“ Das war jetzt nicht ernsthaft sein Problem?! Fahrrad? Öffentliche Verkehrsmittel, ect.??? Ich nahm es so hin: „Lass und was in der Stadt machen. Das Eis essen nachholen, zum Beispiel.“ „Ähm…“, jetzt fing er wieder an, nach einer Ausrede zu suchen. Soweit kannte ich ihn schon. Also ließ ich es bleiben: „Oder ich komm‘ zu dir?!“ Es war einen Moment ruhig am anderen Ende der Leitung, dann kam jedoch wieder ein Lebenszeichen: „Öh ja. Warte, ich frag mal schnell meine Eltern. Nicht weglaufen!“ Ich lächelte. Das klapperte etwas, anscheinend wurde ich irgendwohin geschmissen, dann hörte ich nur noch im Hintergrund ein “Maaaaaam?!“ rufen. Ach, irgendwo war er putzig. Gerade als ich wieder anfangen wollte, von ihm zu schwärmen, klapperte es wieder, dann hörte ich seine wundervolle Stimme: „Okay, du darfst.“ „Schön!“, Gott, war ich froh! Morgen würde ich den Traummann schlecht hin wieder sehen! Konnte es was Besseres geben?! Dann wühlte ich nach Zettel und Stift: „Wo wohnst du?“ „August-Bebel-Straße 16“, antwortete er mir. Und ich glaubte sogar zu wissen, wo die war. Egal, das Internet war mein Freund, da konnte ich noch mal nachschauen. „Wann darf ich da sein?“, hoffentlich jetzt gleich, nicht das ich vor Sehnsucht noch starb. Er grübelte hörbar: „Hm…, vielleicht so ab 17 Uhr? Oder ist das zu spät?“ „Nein, ist okay“, nein, eigentlich war es nicht okay. Ich wollte sofort zu ihm, nicht erst morgen 17 Uhr. Wir redeten noch ein wenig, ehe wir auflegten. Am nächsten Tag war es endlich so weit. Sehnsüchtig lief ich die Straße lang und suchte nach der Nummer, wo er wohnte. Zu meinem Übel müsste ich feststellen, dass es hier eine ziemlich noble Gegend war. Ein Einfamilienhaus, eine Villa, dann wieder eine Villa und zur Abwechslung mal wieder ein Einfamilienhaus. Scheiße, lebte er wirklich so gut betucht? Ich hingegen kam aus einem Mehrfamilienhaus mit zwölf Mietparteien. Irgendwann stand ich vor der Nummer 16 und mir klappte die Kinnlade runter. Ach du… Eine Villa ragte in einem wirklich prächtigen Garten empor. Abgezäunt. Krass. Ich wollte das Tor aufmachen, doch es ging nicht, dann fiel mein Blick auf eine Klingel mit Sprechanlage. Oben darüber eine Kamera. Bitte wo war ich denn gelandet??? Hatte mich Janis verarscht?! Zaghaft berührte ich die Klingel, versuchte dabei möglichst nett auszusehen, da ich scheinbar beobachtet wurde, zumindest fühlte ich mich so. „Ja?“, ertönte eine weibliche Stimme. „Ähm ja“, mehr fiel mir auf den ersten Moment gar nicht ein, „Äh, hier ist Luke. Wohnt hier Janis?“ „Ahh Luke!“, die Frauenstimme schien positiv überrascht, „Janis hatte schon von dir erzählt. Komm rein!“ Kurz darauf summte das Tor und ich bedankte mich noch rasch. An der Villa angekommen, öffnete bereits eine Frau die Tür, sie strahlte mich an: „Luke! Komm rein! Janis wartet schon ungeduldig!“ Es war die Stimme von eben. „Äh, guten Tag“, ich kam mir so dumm vor. Wie ging man mit Leuten aus höheren Kreisen um??? Die Frau lächelte: „Nicht so förmlich. Wir sind ganz normale Menschen“ Ich bemühte mich ebenso um ein Lächeln: „Okay. Wo ist Janis?“ „In seinem Zimmer. Ich bring dich zu ihm“, damit gingen wir in das Haus rein. Zu meiner Überraschung sah es von innen ganz normal aus. Nicht so historisch wie es von außen vermuten ließ. Ikeamöbel halt. Ich lächelte, das machte mir das ganze gleich sympathischer. Kurz darauf stand ich auch vor seinem Zimmer und klopfte an, ehe ich eintrat: „Janis?“ Er schreckte vom Bett auf und sah zu mir: „Luke!“ Jetzt fing er an zu strahlen. Ich lächelte ebenso überglücklich und schloss die Tür hinter mir, um dann zu seinem Bett zu gehen: „Du hast mir gefehlt…“ „Komm her!“, er klopfte neben sich aufs Bett und ich tat wie mir befohlen. Sofort umarmte er mich und drückte mich eng an sich: „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!“ Ich lächelte und küsste seinen Haaransatz: „Mein Kleiner…“ „Hey!“, protestierte er, „Ich bin nicht klein!“ „Nein, stimmt…“, meinte ich dann bedenklich und ernst, „Du bist winzig!“ „Hey!“, er zwickte mich in die Seite, was mich aufquieken ließ. Ich wuschelte ihm durch die Haare, drückte ihm dann aber einen Kuss auf die Lippen. Gott, das hatte mir so gefehlt. Er grinste in den Kuss und drückte mich eng an sich. Verlangend strich er mir über den Rücken bis hin zu meinem Po, wo er mich packte um mich auf sich zu ziehen. Erstaunt über seine Initiative löste ich den Kuss: „Janis…“ Er legte seinen Kopf im Kissen schief und sah mich treudoof an: „Ja?“ „So versaut…“, grinsend schüttelte ich den Kopf. „Du hast mir halt gefehlt!“, nuschelte er protestierend. Dabei betätschelte er mit beiden Händen meinen Po. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen: „Du bist so süß…, was hast du eigentlich gestern gemacht?“ Jetzt sah er mich seltsam ertappt an und überlegte offensichtlich. Bitte? Er musste doch wissen, was er gestern gemacht hatte? Oder vielleicht hatte er sich mit einem Anderen getroffen, mit dem er eine Affäre hatte. Dabei waren wir doch erst seit drei Tagen zusammen! Gut, ich schüttelte innerlich den Kopf. Jetzt wurde ich lächerlich. „Naja“, meinte er dann, lief rot an und sah peinlich berührt an die Wand, „Ich musste Mam gestern im Garten helfen. Wir haben ein paar Rosen verschnitten. Und Unkraut gezupft. Bitte halt mich jetzt nicht für ‘nen Freak…, mir ist es ja schon selber peinlich!“ Ich musste lachen: „Meinst du’s ernst?“ „Man!“, er war recht beleidigt, „Das ist nicht lustig!“ „Och Süßer!“, ich drückte meinem schmollenden Etwas einen Kuss auf seine aufgeblähten Backen, „Bei der Behausung müsstest ihr euch doch auch einen Gärtner leisten können.“ Er seufzte: „Du hast voll den falschen Eindruck von uns!“ „Ach so?“, ich sah ihn fragend an. Er nickte: „Ja. Wir sind nicht reich oder so. Meine Eltern haben ganz normale Jobs wie jeder andere. Nur wir wohnen hier schon seit Generationen.“ „Und das schicke Businessauto vor der Tür war aus Pappe?“ „Mensch Luke!“, er schnipste mir gegen die Stirn, „Du meinst bestimmt das Dienstauto von meinem Vater.“ „Schon gut“, ich seufzte, „Also werde ich später in keine reiche Familie heiraten?“ „Männer dürfen in Deutschland gar nicht heiraten! Sie dürfen sich nur als eine Art Partner-“, plötzlich brach er in seiner Klugscheißerei ab und hielt inne, dann fingen seine Augen regelrecht zu strahlen an, „Heißt das, du möchtest lange mit mir zusammen bleiben?“ Ich musste grinsen und küsste ihn kurz: „Ja.“ „Och Luke!“, jetzt sah er mich so zuckersüß an, dann drückte er mich wieder richtig fest an sich. Seine Beine schlangen sich fest um meine, dann hauchte er mir wieder einen Kuss auf die Lippen, den ich sofort ausbaute. Scheiße! Der Junge machte durch und durch süchtig. „Du sag mal“, Janis malte Kreise mit dem Zeigefinger auf meine Brust, „Was machst du das Wochenende?“ „Öhm“, ich musste grinsen, „Hoffentlich was mit dir…“ „Willst du da hier schlafen ab morgen?“, zum Ende hin wurde er immer leiser, aber ich verstand jedes Wort. Also Antwort knuddelte ich ihn durch: „Klar! Wie kannst du nur so dumm fragen?!“ „Kann ja sein, du willst nicht…“ „Bist du Irre?!“, ich musste lachen, „Wie sollte ich nicht wollen können?!“ „Da bin ich ja beruhigt“, er lächelte und schmuste sich wieder in meine Halsbeuge, „Ich liebe dich, Luke…“ „Ich liebe dich auch…“, ich hauchte ihm einen zarten Kuss auf seine Haare. Ja, ich liebte ihn wirklich. Kapitel 5: ----------- „Und ja schön Kondome verwenden!“, hörte ich Mike hinter mir noch blöken. Grinsend drehte ich mich nochmals um und zeigte ihm meinen gut geformten Mittelfinger. Ich war ihm ja dankbar, dass er mich ein Stückchen zu Janis begleitet hatte, aber solche dämlichen Bemerkungen konnte er wirklich lassen. Als ob ich Janis nach einer Woche schon vögeln wollen würde... Innerlich hustete ich ein wenig. Selbstverständlich hatte ich keine Kondome und Gleitgel eingepackt... (Das musste wohl von allein in den Rucksack gekrochen sein!) „Luke!“, Janis blickte mich überglücklich an, als ich endlich in seinem Zimmer stand und ihm ein “Naa Kleiner!“ an den Kopf geworfen hatte. Er saß wieder auf seinem Bett, was mich dazu verleitete, gleich zu ihm zu krabbeln, wo ich mit stürmischen Küssen empfangen wurde. Gott, das konnte ja ein Wochenende werden... Gerade als ich ihn so richtig nah zu mir ziehen wollte, flog die Tür auf: „Ist nicht wahr, oder?!“ Ich brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, wer uns denn beehrte. Genervt verdrehte ich die Augen und murrte missmutig vor mich hin: „Anscheinend schon...“ „Das ihr jetzt irgendwie zusammen seid, okay. Aber ihr kennt euch noch nicht mal eine ganze Woche, müsst ihr da schon ein Wochenende zusammen verbringen?!“, Mo klang aufgebracht. Kurz darauf schob sich auch Fine an ihm vorbei ins Zimmer und sah ihren Freund seufzend an: „Wenn sie sich doch lieben...“ „Ja, aber am Ende fickt Luke Janis das Wochenende und danach ist Schluss! Man weiß doch nie, was der für wirkliche Absichten hat!“, ‚der‘ hörte hier immer noch mit, lieber Mo! „Mo!“, nuschelte nun auch Janis vorwurfsvoll, „Wir werden schon keinen... also, wir werden schon nicht mit einander... schlafen oder so.“ Mein Blick fiel zu meinem Liebsten, der knallrot war und beschämt zu Boden schaute. Och wie süß. „Ach, und du willst dich gegen ihn wehren, wenn er es drauf anlegt?!“, Mo zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Alter!“, fuhr ich ihn an, „Wir machen es, wann es uns passt und nicht, wann es dir passt?! Oder willst du vielleicht noch zusehen und Tipps geben? Wie man sich am besten ein Kondom überzieht. Oder wie ich ihn am besten weite oder vielleicht, wie ich mich in ihm bewegen soll?!“ Jetzt blickte Mo verdattert aus der Wäsche, schüttelte dann angewidert den Kopf: „Nein danke. Das klingt irgendwie befremdlich...“ „Komm Schatz, lass sie doch...“, meinte Fine, schob dann ihren Liebsten aus dem Zimmer, lächelte uns noch kurz zu, ehe sie die Tür von außen schloss. „Tut mir Leid...Mo kann manchmal echt... naja, du weißt schon, sein.“, hörte ich nun Janis nuscheln. Ich nickte, seufzte dann aber erleichtert: „Jetzt ist er ja weg.“ „Hmh“, Janis nickte, dann suchte seine Hand meinen Körper um meine Schulter zu fassen. Kurz darauf saß er rittlings auf mir, um mich intensiv zu küssen. Bitte? Eher sollte ich hier Angst haben, dass er über mich herfiel. Grinsend erwiderte ich jedoch seinen Kuss. Ich würde nichts dagegen haben, wenn er es tuen würde... Jedoch kam es dazu letztendlich nicht. Inzwischen saßen wir bei Pizza und Musik im Zimmer und überlegten gerade ernsthaft, was wir mit dem Wochenende anstellten. Mit Musik deshalb, weil er keinen TV besaß, was mich sehr verwunderte. Aber gut, es sollte auch Leute geben, die ohne Verblödung auskamen. „Wasch hällscht du davon“, nuschelte ich mit der Pizza im Mund, „Wenn üsch dir morgen Mike vorstell?“ „Wer ist Mike?“, bitte? Hatte ich Janis noch nie von meinem Lieblingskumpel Mike erzählt? Diesmal schluckte ich das Pizzastück vorher runter: „Mein bester Freund. Der brennt darauf, dich endlich mal kennen zu lernen.“ Ja, das tat er wirklich! Auch wenn er nach wie vor ein wenig mürrisch drauf war, wenn ich ihm wegen Janis absagte, aber dennoch wollte er wissen, wer denn da mein Herz im Seesturm erobert hatte. „Oh okay“, meinte Janis, „Können wir machen.“ „Gut, was hältst du von Skaterpark?“ „Ist okay“, er lächelte mich an, „Solang ich nicht fahren muss...“ „Ach, da wäre ich mir nicht so sicher“, grinste ich ihn breit an, „Aber im Notfall, wenn du fällst, fang ich dich.“ „Na da“, auch er grinste und biss ein Stück von seiner Pizza ab, „Üsch schreib schunma‘ mein Töschtament.“ „Hey! Vertraust du mir etwa nicht?“, ich pikste ihm in die Seite. So was Freches! Er lachte jedoch bloß. Gut, morgen also im Skaterpark mit Mike. Das war doch schon mal etwas. „Naja, und Sonntag“, fing ich an, „Können wir ja deiner Mam im Garten helfen. Rosen schnippeln oder so!“ „Hey!“, meinte er nun protestierend, „Lass mich mit dem Scheiß in Ruhe!“ Jetzt war ich der, der lachte. „Arsch“, murrte Janis, konnte aber auch bloß grinsen. Uh... es roch so gut... Zufrieden kuschelte ich mich in Janis Bett, da ich die Ehre besaß, bei ihm im Bett schlafen zu dürfen. Der Herr selber war soeben noch im Bad, jedoch hörte ich bald die Zimmertür auf- und wieder zugehen. „Endlich!“, meinte ich erleichtert. Ich wollte ihn einfach nur noch knuddeln. „Hihi“, Janis kicherte, kurz darauf spürte ich etwas Schweres auf mich drauffallen. „Sorry!“, kam es erschrocken von Janis, „Ich hab dich nicht liegen sehen!“ Dann krabbelte er mühsam über mich hinweg zur Wand, da ich es nicht mochte, an der Wand zu schlafen. „Schon okay“, ich grinste und half dem kleinen Knackarsch auf seinen Schlafplatz. Dann griff ich nach meinem Handy um ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und wartete bis er sich in seine Decke eingekuschelt hatte. Das Handy legte ich wieder weg und rutschte an Janis: „Und? Hast du Angst?“ „W-Wo vor?“ „Das ich dich jetzt küsse. Meine Hand über deine Brust streicht, bis runter zu deinem Bauch“, ich legte meine Lippen an sein Ohr und redete wie ein kranker, perverser Mensch auf ihn ein, „Dann vergreife ich mich an deinem Höschen. Streichle deinen Kleinen solang bis du nicht mehr kannst, laut aufstöhnst und kommst. Dann weite ich dich, und dringe ohne Kondom in dich ein, um dich hart zu nehmen, bis du vor Schmerzen weinst und um Gnade schreist.“ Nein, das war jetzt nicht im Geringsten eine Anspielung auf Mo... „Hrrr“, Janis kicherte zunächst noch, versuchte dann eine erotische Stimme aufzulegen, „Oh jah... tu es, bring mich zum Weinen...“ „Nichts lieber als das, mein Schatz!“, ich beugte mich über ihn und küsste ihn. Löste mich dann aber von ihm und neben ihn wieder in die Kissen zu sinken: „Nein, echt mal. Ich kann Mo nicht verstehen. Hilf mir mal, das alles zu verstehen...“ Janis seufzte: „Na er denkt halt, ich werde immer von allen ausgenutzt. Und das du halt nur Sex willst...“ „Tu ich aber nicht!“, meinte ich fest überzeugt. „Ich weiß...“, seine Hand strich sich an meinem Körper entlang, bis sie meine fand und sie umklammerte, „Aber sag mal. Wie kommst du eigentlich auf das schmale Brett, dass ich der Passive sein soll?!“ „Wieso denn nicht?“, ich grinste, „Du bist so klein, zierlich und schwächlich. Du kannst gar nicht aktiv sein!“ „Hey!“, jetzt boxte Janis mir in die Seite, „Ich geb dir gleich klein, zierlich und schwächlich!“ „Ooohjaah! Gib es mir! Los, besorg es mir! Jaah! Härter!“, ich stöhnte ihm einen Orgasmus vor, musste dann jedoch laut loslachen. „Du bist doch so dumm ey!“, meinte Janis, lachte dann aber auch. „Ach man...“, zufrieden und ein wenig erschöpft von dem Gelache kuschelte ich mich an meinen Süßen, „Ich will ja nicht nerven oder so. Aber... gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?“ „W-Wie meinst du das?“, fragte er unsicher. „Fine hat eine komische Andeutung gemacht. Dein Bruder ist so überbesorgt. Gab es vielleicht bei dem Mobbing irgendetwas wirklich Schlimmes?“, eigentlich war es ja sinnlos, Janis darauf anzusprechen. Eine klare Antwort bekam ich nie. „Mobbing ist immer schlimm“, murrte er, dann seufzte er jedoch, „Ich weiß schon, was du meinst. Sie machen sich einfach so Sorgen, weil es einfach nie aufhört. Irgendeiner verarscht mich immer...“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an, auch wenn ich durch die Dunkelheit nicht viel sah: „Warum? Du siehst verdammt gut aus und hast einen super süßen Charakter. Warum solltest du gemobbt werden? Du bist doch gar kein typisches Opfer?!“ „Niemand ist ein typisches Opfer“, er machte mir damit wieder klar, dass ich die falsche Wortwahl erwischt hatte, sprach dann aber weiter, „Keine Ahnung. Einen Dummen muss es ja geben. Und wenn sich herum spricht, dass ich mich dafür gut eigne, war‘s das.“ „Was haben sie dir angetan?“, nun wagte ich mich doch direkt aufs Glatteis. Er schluckte: „Das Übliche halt. Geld gestohlen, mich verprügelt. Mich nach dem Sport unter der Dusche hin und her geschubst und ausgelacht, weil ich zu schwach war, mich zu wehren. Oder eben die typische Masche. Erst einen auf dicken Freund gemacht, und dann Lügen und Gerüchte verbreitet..., aber das ist ja jetzt vorbei! Ich besuche inzwischen eine Privatschule. Nur Mo hat halt immer noch Bedenken. Und wenn du so einen Ruf hast...“ Bitte was für Affen hatten meinem Kleinen so etwas angetan?! „Zeig mir die Arschgeigen und ich reiße jedem dem Kopf ab“, meinte ich leicht angepisst. Was geht in den Köpfen dieser kranken Menschen vor?! Ähnliches schien auch Janis durch den Kopf zu gehen: „Ich frage mich, was die davon haben, jemanden zu mobben...“ Ich seufzte und zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Eigentlich wird man ja mal erwachsen. Als Kind denkt man sich ja nicht dabei, jemand anderen zu ärgern...“ „Ach so?“ Ich nickte und seufzte: „Im Kindergarten war ich der Kinderschreck. Ich hoffe du bist nicht sauer auf mich, wenn ich dir sage, dass ich damals andere, vor allem Jüngere gern geärgert habe. Mit der Schule hat es dann aber langsam aufgehört, weil ich nicht gerade der Sympathischste war und ich nun selber ohne Freunde da stand.“ Janis musste ein wenig kichern: „Darf man fragen, was der große Kinderschreck im Kindergarten alles angestellt hat?“ Ja, darüber konnte man im Nachhinein nur schmunzeln. Als Kindergartenkind hatte man ja nichts wirklich Schlimmes gemacht. „Hm...“, ich grübelte, „Soll ich dir davon erzählen, wie am Ende ich als das Opfer da stand? Beziehungsweise ich mich so fühlte?“ Jetzt lachte Janis: „Gern. Aber bitte fang nicht an zu weinen...“ „Ach, hör mir auf. Das war echt schlimm und wahrscheinlich eine Art Vorschwulität. Danach war ich hetero und kaum kenne ich dich, bin ich wieder schwul“, ich musste selber ein wenig schmunzeln, lief aber rot an. Wenn man daran dachte, wie peinlich das war, und was sich wohl die Erzieher gedacht haben mussten... Oh großen Loch zum verbuddeln, wo warst du?! „Wie Vorschwulität?Erzähl!“, Janis‘ Aufmerksamkeit hatte ich anscheinend vollkommen. Glückwunsch Luke, jetzt machtest du dich ja bloß zum größten Deppen der Nation vor deinem Liebsten... War ja nichts dabei! Oh mein Gott, hätte ich bloß nicht angefangen! „Ähhm, also: Ich war damals so, fünf oder sechs Jahre. Jedenfalls gehörte ich schon zu den Großen und naja. Es war eben Sommer und wir haben draußen gespielt. Und da hatte mich immer so ein kleiner Knirps verfolgt. Keine Ahnung wie alt der war. Vielleicht drei oder so? Jedenfalls war der mir voll auf’n Sack gegangen. Egal wo ich hin ging, folgte er mir. Dann verkloppte mich eine dämliche Erzieherin, ich solle doch mit dem spielen. Gesagt, getan. Wir haben im Sandkasten gespielt und weil der mir nach wie vor auf die Ketten ging, hab ich ihm einfach eine Hand voll Sand in seine Hose, inklusive Unterhose, geschüttet...“ Janis musste lachen: „Ne oder? So macht man sich aber an keinen Kerl ran!“ „Ach halt die Klappe!“, ich boxte ihm in die Seite. „Und weiter?“, Janis kuschelte sich wieder an mich. „Ähm, na jedenfalls bin ich dann wieder zu meinen Jungs spielen gegangen und der Kleine fing an, sich die ganze Zeit an seinem Schritt zu kratzen und so. Die Erzieherin wurde dann aufmerksam und die kleine Ratte hatte mich natürlich verpetzt. Ende vom Lied, ich wurde mit in den Waschraum gezogen. Dort wurde der Kleine unten rum erstmal entblößt, schaute mich dabei richtig treu doof an, der war also nicht mal böse oder so. Und als Strate durfte ich ihn unter Aufsicht waschen“, zum Ende hin wurde ich immer leiser, doch Janis verstand jedes Wort, lachte dann wieder los. Toll. Jetzt stand ich wirklich als Depp da. „Meine Güte. So kommen die ersten sexuellen Erfahrungen im Kindergarten. Und als Kind weiß man es selbst nicht einmal!“, er kicherte belustigt vor sich hin, „Kennst du ihn heute noch?“ Ich schüttelte den Kopf: „Nein. Leider nicht. Ich würde ihn gern mal wieder sehen. Allein um zu sehen, wie er jetzt ausschaut.“ „Du bist aber auch mit mir zufrieden, oder?“ „Hmmm“, ich schmunzelte, „Ich weiß ja nicht, was du zu bieten hast...“ „Sau!“, schon hatte ich wieder eine Faust in der Seite sitzen, „Lief danach noch zwischen euch etwas? Oder war es dabei geblieben?“ „Ich sag ja: Vorschwulität.“, ich seufzte, und lief wieder rot an, „Während Jungs in dem Alter versuchen, mal ein Mädchen aus Spaß zu küssen, habe ich es bei dem probiert...“ „Ne, echt?!“, Janis klang erstaunt, kicherte sich dann aber ins Fäustchen. „Das Blöde an der Sache war, er hat sich nicht gewehrt. Und Gott, du hättest mal die Erzieherinnen sehen sollen. Die sind ausgeflippt! Danach war sozusagen Schluss zwischen ihm und mir“, wirklich, die waren kurz davor mich zu schlagen. Stundenlang hatten sie auf mich eingeredet, ich solle das lassen und das wäre verboten und Abschaum. Selbst meine Eltern wurden über eine Entwicklung in Kenntnis gesetzt. Da gab es gleich doppelt und dreifach Ärger. Und schwups die wupps, war ich hetero. „Ohhh“, Janis tat so, als ob er mich bedauern würde, „Da wird junge Liebe verboten...“ „Liebe vor allem!“, ich musste grinsen. „Ist doch so!“, meinte Janis trotzig. Ich schüttelte den Kopf und beugte mich über ihn: „Ich weiß erst seit dir, was Liebe ist...“ Er schluckte, das hörte ich deutlich, dann kam seine zitternde Stimme zu Wort: „S-sag doch nicht so was...“ „Ist aber so“, ich küsste ihn auf die Stirn. Danach auf den Mund, wo ich fast schon gierig empfangen wurde. Vogelgezwitscher machte mich unfreiwillig munter. Ich murrte und vergrub meinen Kopf wieder in die Kissen: „Jaaaniiis... bring die Viecher um...“ Doch auf meinen Befehl hin kam keine Reaktion, und die Viecher piepten demzufolge fröhlich weiter. „Janis?“, verpennt richtete ich mich auf und sah neben mir, doch da lag nichts mehr, „Janis?“ Ich drehte mich um, doch er war auch nicht im Zimmer. War der Junge schon in aller Frühe ins Bad gesprungen, um sich fertig zu machen? Seufzend stand ich auf. Unseren ersten gemeinsamen Morgen hatte ich mir anders vorgestellt. Mir blieb also nichts anderes übrig, als Richtung Bad zu trotten und Janis zurück ins Bett zum kuscheln zu holen. Am Bad angekommen vernahm ich Stimmen, da die Badtür leicht offen war. „Wie lange soll das noch so weiter gehen?“, Mo klang besorgt. „So lange, wie es halt geht“, meinte Janis. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Verheimlichte Janis mir nach wie vor etwas?! Was sollte das?! „Was soll noch weitergehen, solang es geht?“, mit der Frage betrat ich das Bad und Janis zuckte mit Mo ruckartig zusammen. Dann sah Mo genervt zu mir: „BOAH! Kannst du nicht anklopfen! Und P.S., man belauscht keine Leute!“ „Zu diesen Leuten gehört zufällig mein Freund!“, zickte ich ihn an, dann betrachtete ich die beiden irritiert, „Warum schminkst du Janis?!“ Mo hatte Kajal in der Hand und hatte sich vor Janis gehockt, der auf der Kloschüssel saß. „I-Ich kann das einfach nicht“, meinte Janis schüchtern und lief ein wenig rot an, „Das schaut bei mir immer aus, wie Kriegsbemalung.“ „Okay. Ich kann es dir ja mal beibringen“, ich lächelte meinen Kleinen an, ging zu ihm und küsste ihn auf die Stirn, „Und was war jetzt?“ „Ni-nichts wichtiges“, dabei sah Janis fast schon hilfesuchend zu Mo. Na klar, nichts Wichtiges. Wer‘s glaubte. Skeptisch sah ich nun seinen großen Bruder an, der irgendwann laut aufstöhnte und sich durch die Haare wuschelte: „Janis! Das geht nicht mehr! Wir sollten es ihm sagen!“ „NEIN!“, fuhr Janis in erstaunlich lauter Stimme seinen Bruder an. „Doch“, meinte der und sah mich fest entschlossen an, „Janis hat ein Problem...“ „Moooohooo!“, Janis klang nun den Tränen nahe und hielt bettelnd die Hand des großen Bruders, „Bitte nicht!“ „Janis... es ist besser so!“, meinte dieser zu seinem Kleinen, ehe er wieder zu mir sah: „Janis ist zu schlecht in der Schule. Er muss das Jahr jetzt vermutlich zum dritten Mal wiederholen. Wenn er es dann wieder nicht schafft, steht er ohne Abschluss da.“ Bitte? Ein wenig sprachlos sah ich beide zunächst an. Bemühte mich dann aber, meine Gefühle in Worte zu fassen: „Da-Das ist alles...? A-Also nicht das es toll ist, aber ich habe jetzt irgendwie mit etwas anderem gerechnet...“ Janis sah beschämt zu Boden: „I-ich hatte Angst, dass du mich dann nicht mehr magst, weil ich zu dumm bin... ich gehe ja auch jeden Mittwoch zur Nachhilfe!“ Vollkommen baff ließ ich mich auf den Badewannenrand sinken: „Nur weil du nicht so gut bist, soll ich dich nicht mehr mögen? Wie kommst du auf das schmale Brett?!“ „Versetz‘ dich doch bitte mal in seine Lage!“, giftete Mo mich an. Und kaum zu glauben, aber er hatte Recht. Gerade verhielt ich mich nicht wie ein liebender Freund. „Sorry Schatz!“, ich ging wieder zu ihm und nahm ihn in meine Arme. Er nickte: „Sorry dass ich es dir nicht gesagt habe...“ „Ist das der Grund, weshalb du immer gemobbt wurdest?!“, oh ja. Neben fetten oder hässlichen Kindern werden auch gerne Dumme gemobbt. Aber war dumm überhaupt der richtige Betriff? Ich mein, wenn interessierte es später noch, ob man eine Sinusfunktion zeichnen und berechnen konnte? Wieder nickte er: „Ja...“ „Idioten“, murrte ich, küsste ihn dann aber auf die Schläfe, „Kommst du wieder mit ins Bett kuscheln?“ „Wann treffen wir uns eigentlich mit Micha?“, Janis hatte sich eng an mich gekuschelt und hielt mich fest umschlungen fest. Den dummen Vögeln hatte er sogar den Gar ausgemacht, indem er das Fenster geschlossen hatte. Hätte ich auch selber drauf kommen können... „Micha?“, ich musste ein wenig schmunzeln, „Er wird sich über seinen neuen Namen sehr freuen...“ „Man...“, und schon hatte ich wieder die Faust vom Vortag in der Seite kleben. „Hey, auuu!“, beschwerte ich mich, kam dann aber wieder zum Thema zurück, „Wir haben uns für 16 Uhr im Park verabredet, wenn es recht ist.“ „Ist okay“, er küsste mich auf die Wange, „Wie spät haben wir es?“ Ich fischte nach meinem Handy: „Warte... öööh, kurz nach um eins.“ Jetzt grinste Janis mich bedrohlich an: „Da haben wir ja noch ein bisschen Zeit...“ Noch ehe ich fragen konnte, was für ein Attentat er denn nun auf mich vorhatte, drückte er seine Lippen an meinen Hals und arbeitete sich zu meinem Mund hoch. Hier halbnackt, sprich nur mit Boxer, liegen und Janis küssen... das war wohl die schönste Beschäftigung überhaupt. Ich war jedoch erstaunt über mich selbst, wie gut ich mich beherrschen konnte, auch wenn uns das ganze durchaus auch recht geil machte. Aber Mo hatte wohl wieder Recht. Wir kannten uns ja nicht mal eine Woche, beziehungsweise jetzt genau eine Woche. Da musste man ja nicht gleich mit einander schlafen. „Heeeeeeey!“ ,gröhlte uns Mike entgegen, als wir auf dem Skaterpark eintrafen. Sofort kam er angerollt. „Er heißt im Übrigen Mike...“, flüsterte ich Janis noch mal schnell zu. Nicht dass er jetzt womöglich ein Max aus ihm machte oder so. „Na was geht, Großer?!“, Mike umarmte mich sofort, ehe er sich Janis zuwandte, „Und du bist Janis? Hey, nicetomeetyou, Sweety!“ „Nice tomeetyou, too“, nuschelte dieser ein wenig verlegen und lehnte die Hand, die Mike ihm reichte scheinbar ab, da er sie knallhart ignorierte. „Schüchtern also“, schmunzelte Mike. Oh gott. Was hatte ich mir nochmal bei dem Treffen gedacht? Mike und Janis... das waren ja zwei ganz verschiedene Welten. „Und, Kleiner, kannst du skaten?“, Mike schien nicht locker zu lassen, eine Konversation mit Janis aufbauen zu wollen. Er sollte mal nicht vergessen, wie es mir am Anfang ging... „N-Nein. Und ich möchte es auch nicht können...“ „Was? Warum?!“, jetzt verstand Mike die Welt nicht mehr. Für ihn war skaten alles. Janis Druck an meiner Hand erhöhte sich ein wenig. „Ach, lass ihn“, meinte ich dann, „Er kann ja heute mal in Ruhe zusehen, und vielleicht findet er irgendwann Gefallen daran.“ „Okay!“, damit rauschte Mike ab und wir folgten ihm Hand in Hand. Einige, die mich kannten, schauten mich skeptisch an. Ja man, ich war seit Neustem auf den Kerl gekommen! „Hier!“, Mike rollte ein Board zu mir und ich sprang drauf, an meiner Hand konnte ich merken, wie Janis erschrocken zusammen zuckte. „Sorry“, ich musste ein wenig schmunzeln und stieg wieder ab, dann zog ich ihn zu einer Bank, wo wir unsre Taschen und Jacken ablegten, „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mal kurz eine Runde fahren wollen. Kannst ja zusehen.“ Er nickte: „Okay...“ Damit sprintete ich wieder zu dem Board –Mike hatte immer zwei mit, fragt lieber nicht, warum- und fuhr zu Mike, wo wir ein bisschen rumalberten und ein paar Sprünge übten. „Du hör mal...“, meinte Mike nach einiger Zeit bedächtig zu mir, „Nimm es mir nicht übel, aber Janis ist schon komisch...“ „Er ist nur schüchtern!“, zickte ich ihn an, „Sei du doch mal unter einem Haufen fremder Leute, mit denen du nichts anfangen kannst, weil sie ein anderes Hobby haben!“ „Das meine ich ja gar nicht“, seufzte er und fuhr sich durch die Haare, „Hast du ihn mal beobachtet, während wir gefahren sind?!“ „Wieso?“ „Er hat nicht einmal zu uns gesehen“, klärte Mike mich nun auf, „Der schaut entweder nur auf seine Beine, beziehungsweise auf den Boden. Wenn mein Freund hier rumskaten würde, würde ich ihm doch zuschauen, was er so Tolles kann!“ Wahres war wohl dran... Ich seufzte jedoch nur und winkte ab: „Er hat einfach kein Interesse daran. Er fühlt sich hier bestimmt fehl am Platz, das ist alles.“ Auch Mike seufzte: „Und wie sollen wir ihm ein besseres Gefühl geben?“ Ratlos zuckte ich mit den Schultern: „Das kommt irgendwann. Wie bei mir halt. Da war er anfangs genauso. Es ist einfach seine Art. Mach dir nichts draus, das wird schon.“ „Aber mal davon abgesehen...“, nun grinste Mike mich an, „Ich kann mir schon vorstellen, was du an dem findest. Er sieht aus, wie eine kleine Porzellanpuppe.“ „Ich sehe es als Kompliment für ihn und meinen Geschmack“, ich grinste meinen Besten ebenso an. „Und? Habt ihr schon?!“, auf die dumme Frage von Mike hin, bekam er prompt die Faust in den Magen, „Spinner!“ Wir mussten lachen, dann rollte ich zu Janis und kam neben ihm zum Stehen: „Ich sehe hier einen wunderhübschen Jungen sitzen...“ Dieser zuckte zusammen, sah mich dann aber lächelnd an: „Schön das du wieder da bist.“ „Aber noch bist du ja vor Sehnsucht nicht gestorben“, ich grinste ihn an, setzte mich dann aber neben ihn und zog ihn fest in meine Arme, „Haben dir meine Tricks gefallen?“ „Total, die waren echt toll“, schnurrte er mir ins Ohr -was mich gerade wahnsinnig machte- aber er hatte doch gar nicht zu mir gesehen?! Jedoch kam ich nicht dazu, mir weiter Gedanken darüber zu machen, da er mich bereits innig küsste und mir sämtlichen Verstand raubte. Zärtlich küsste ich ihn auf den Mund, arbeitete mich dann zu seinem Hals vor. Wir lagen wieder im Bett und wollten eigentlich schlafen, nur dazu kam es irgendwie nicht. „Ich liebe dich...“, hauchte ich gegen seinen Hals. „Ich dich auch...“, gab er mit zitternder Stimme zurück. Er war deutlich erregt, das spürte ich, weil ich auf ihm saß. Dieses Gefühl raubte mir fast den Verstand, aber ich wollte ja noch nicht mit ihm schlafen. Zärtlich küsste ich mich an deiner Brust entlang und liebkoste seine Brustwarzen. Ein leichtes Stöhnen entkam seinen Lippen. Es war das schönste, was ich je gehört hatte. Meine Hände fuhren zärtlich an seinen Seiten entlang. Er fühlte sich so unglaublich zart an. Weicher als jedes Mädchen, das ich bisher berührt hatte. Ich rutschte ein wenig tiefer auf seine Oberschenkel, um ihm am Bauch zu küssen. „Luke...“, nuschelte er fast schon verzweifelt. „Was?“, ging es ihm zu schnell? „Du machst mich total wahnsinnig...“, offenbarte er mir leicht keuchend. „Soll ich aufhören?“ Er schwieg einen kurzen Moment lang, dann nuschelte er kaum hörbar ein: „Nein, glaub nicht...“ Hach, hatte ich schon mal erwähnt, wie unglaublich süß er war??? Zufrieden mit der Antwort machten sich meine Fingerspitzen an dem Bund seiner Boxer zu schaffen, zogen sie dann letztendlich ein Stück runter. Was ich dann sah, ließ mir den Atem stocken. Vorsichtig berührte ich ihn mit meinen Fingerspitzen und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Der Anblick warf mich jetzt komplett aus den Socken. Gut, außer meinen hatte ich noch nie einen anderen in dem Zustand gesehen. Zärtlich hauchte ich einen Kuss auf die Spitze, was Janis leicht zusammenzucken ließ. Uhhwah, wie sollte ich mich da noch beherrschen können? Zärtlich küsste ich ihn, schaute dann zu Janis hoch: „Du siehst so unglaublich schön aus, weißt du das...?“ Er schluckte hörbar, antwortete nicht mehr darauf, was mich veranlasste, weiter zu machen. Kurz darauf spürte ich ihn leicht beben. Zufrieden lächelte ich. Trotz null Erfahrung schien es ihm zu gefallen. Gut, ein Kerl wusste eben halt, wo es einem anderen gefiel. Doch dann vernahm ich etwas, was mir gar nicht gefiel. Janis schluchzte leicht auf. Sofort löste ich mich von ihm und krabbelte zu ihm hoch: „Süßer... hey, was ist los?“ „Ni-Nichts“, meinte er stotternd, musste aber im nächsten Moment wieder schluchzen, hielt sich dann die Hände vor’s Gesicht, „Scheiße!“ Hilflos streichelte ich durch seine Haare: „Ging es doch zu schnell? Tut mir Leid...“ „N-Nein...“, meinte er, danach konnte er sich nicht mehr zurückhalten und presste sich ein Kissen vor’s Gesicht, „Hey, hey“, meinte ich nach wie vor hilflos. Ich wusste ja nicht mal, warum er jetzt weinte, wie sollte ich ihm da helfen? Ich strich über seine Brust, über seinen Hals bis hin zu den Haaren: „Was hast du...?“ Er antwortete mir gar nicht und versuchte krampfhaft, seine Tränen zu unterdrücken. Scheiße, und nun? Ich konnte ja schlecht Mo aus dem Schlaf reißen, auch wenn ich momentan echt froh wäre, wenn er hier wäre, da ich nicht einmal im Ansatz wusste, wie ich Janis helfen sollte. Mir bleib nichts anderes über, als ihn fest zu drücken, und zu hoffen, dass es besser wurde. Irgendwann beruhigte er sich tatsächlich etwas und nahm das Kissen wieder weg und schmiss es auf dem Boden. Darauf schlafen wollte sicher keiner mehr, bis es gewaschen war. „D-Du hast doch gesagt“, fing er mit leiser und belegter Stimme an, „D-Dass ich g-gut aussehe...“ „Ja“, antworte ich ihm ein wenig erstaunt, und küsste einzelne Träne weg, die nach wie vor ihren Weg über seine Wange fanden, „Das habe ich auch so gemeint. Du sieht einfach schlicht und ergreifend perfekt aus...“ Er schluchzte wieder kurz auf: „I-Ich wünschte, das könnte ich auch zu dir sagen...“ „Hä?“, irritiert sah ich ihn an. War ich jetzt hässlich, aber er liebte mich dennoch? So ‚Die Schöne und das Biest‘-Like? Seine Hand suchte meine Wange und strich über sie: „Versteh mich bitte nicht falsch... ich liebe dich!“ Nach wie vor sah ich ihn irritiert an, auch wenn er es vermutlich nicht sah, da es stockdunkel war. Doch ich brauchte nichts sagen, da er von sich aus nuschelnderweise weiter sprach und ich Mühe hatte, ihn zu verstehen, da er immer leiser wurde: „I-Ich..., also, i..h k..nn ni..h..ts seh..n...“ Kapitel 6: ----------- „W-Wie?“, mehr brachte ich nicht raus. Wie, Janis konnte nicht sehen?! „Ich bin fast blind“, nuschelte er, schluchzte dann wieder auf. In meinem Magen machte sich ein ungutes Gefühl breit. Das war doch jetzt bitte nicht sein Ernst?! „Bitte…“, Janis drückte sich eng an meinen Oberkörper, „Verlass‘ mich nicht…“ Hilflos legte ich meine Arme um seinen Körper. Das hatte gesessen. Ich wusste nicht im Ansatz was ich sagen sollte. Selbst was ich denken sollte, war mir noch nicht so richtig klar. Seine Finger strichen etwas hilflos über meinen Arm: „Luke…“ „T-Tut mir Leid“, presste ich aus meinen Lippen hervor, schob ihn dann sanft von mir, um aufzustehen, „Ich muss mal kurz weg…“ Er schluchzte nochmals auf, machte aber keine Anstalten mich festzuhalten. Seufzend ging ich ins Bad um mir einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht zu schmeißen. „Scheiße! Fuck!“, ich lehnte mich mit dem Rücken zum Waschbecken und vergrub meine Hände in meinem Gesicht. Scheiße! Da war man einmal glücklich und dann so was. Warum hatte er mir das nicht eher gesagt oder besser, warum war mir denn nichts aufgefallen, ich war doch schließlich sein Freund! Aber konnte ich wirklich mit jemandem zusammen sein, der nicht einmal wusste, wie ich aussah? Ich ließ mich auf die kalten Fliesen sinken. Nein, das durfte doch nicht wahr sein! Warum Janis? Warum nicht irgendjemand anderes?! „Luke?“, ich vernahm Mo’s Stimme von außen. „Ist offen“, nuschelte ich, er verstand es aber und kam rein. Jetzt durfte ich mir sicher wieder eine Standpauke anhören, wieso ich hier rumsaß und nicht bei Janis war… „Janis kam gerade zu meinem Zimmer“, fing er ungewohnt ruhig an, „Fine kümmert sich gerade um ihn. Er meinte, er hat es dir gesagt?!“ Ich nickte nur und sah auf die Fliesen. „Ach man“, Mo seufzte, dann setzte er sich auf den Badewannenrand, „Vielleicht verstehst du an Hand deiner jetzigen Reaktion, warum Janis es dir nicht gleich sagen wollte. Er liebt dich wirklich.“ Ich schwieg eine Zeit lang, dann seufzte ich: „Ich liebe ihn ja auch. Ich weiß nicht, was mich mehr schockiert. Die ganze Tatsache an sich, oder das er es mir verheimlicht hat…“ „Würdest du es gleich jemandem um die Ohren hauen, wenn du ihn magst, aber nicht weißt, wie er darauf reagieren wird? Und du Schiss hast, ihn deswegen zu verlieren?“, Mo’s Stimme klang fast ein wenig vorwurfsvoll, „Janis kann schon seit längerem kein normales Leben mehr führen und das mit dir war in seinen Augen einfach normal und unkompliziert…“ „Wie kam es dazu?“, ich blickte hoch zu Mo. Der seufzte und stand auf: „Red‘ doch einfach mit ihm selbst. Und es wäre vielleicht auch nicht schlecht, wenn du ihm jetzt die Angst nimmst, dass du ihn verlässt. Ich mein, dass wirst du ja nicht tun, oder?“ Ich schluckte und stand ebenfalls auf: „N-Nein…“ „Will ich auch hoffen“, murrte Mo, „Ansonsten bestätigt sich dein Ruf als oberflächliches Arsch nur! Und ich muss dich leider einen Kopf kürzer machen.“ Auch wenn Mo es sicher nicht lustig gemeint hatte, musste doch ihn doch ein wenig anlächeln: „Langsam kann ich dich verstehen. Und ich find deine Art richtig süß…“ „S-Süß?!“, Mo sah mich mit offenen Mund an. „Tut mir Leid, mach dir keine Hoffnungen, ich bin glücklich vergeben“, damit ging ich an ihm vorbei, „Wo kann ich Janis finden?“ Mo konnte auch nur grinsen, zog mich dann aber mit in sein Zimmer, wo Fine und Janis auf dem Bett hockten und sie ihn fest in den Armen hielt. „Janis?“, er zuckte etwas zusammen. „Janis…“, ich seufzte und setzte mich neben ihm aufs Bett, „Es tut mir Leid… ich liebe dich! Ich hät‘ nicht abhauen dürfen…“ Hilflos strich ich mit meinen Fingern über seinen Rücken. „Kann dir doch keiner übel nehmen“, nuschelte er kaum hörbar gegen Fine’s Hals, „Wer will schon etwas mit einem Krüppel zu tun haben…“ „Janis! Du bist doch kein Krüppel!“, fuhr Mo seinen Bruder energisch an. „Eben“, ich gab Mo recht -…ich gab Mo recht?! Oh Gott, dass das mal passieren würde…- und löste Janis‘ Klammergriff von Fine, um ihn in den Arm zu nehmen, „Ich liebe dich, und ich will weiterhin mit dir zusammen sein. Ich würde dich auch heiraten, wenn es möglich wäre, aber das geht ja noch nicht. Das Thema hatten wir ja schon…“ „Wirklich?“, er drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. Ich nickte: „Ja. Lass uns zu dir gehen, okay?“ Damit gingen wir wieder in sein Zimmer und legten uns ins Bett. Ich kuschelte mich eng an Janis: „Tut mir Leid das ich abgehauen bin…“ „Ich bin dir nicht böse…“, seine Finger strichen über mein Gesicht, dann spürte ich seine Lippen auf meinen. Zärtlich erwiderte ich den Kuss. Er war eben doch das, was ich wollte. Jedoch löste ich unfreiwilligerweise den Kuss, da ich gähnen musste. Janis kicherte ein wenig: „Lass uns schlafen, ja?“ „Aber ich wollte dich noch einiges fragen…“ „Kannst du morgen machen, okay?“, er hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe er sich eng an mich drückte und zufrieden schnurrte. Oh man… war ihm echt verfallen. Ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Den Kleinen würde mir keiner mehr wegnehmen. Hmmm, ich spürte wie etwas Weiches meine Wange abtastete. Es bewegte sich nun langsam zu meinem Hals und zu meinen Ohren, wo es blieb und zärtlich an meinem Ohrläppchen zog. „Hrrrm“, ich öffnete meine Augen, doch im nächsten Moment schloss ich sie wieder genießerisch, da eine Hand über meine Brust strich und schließlich meine Brustwarzen liebkosten. „Luke…“, säuselte Janis mir ins Ohr, dann ließ seine Hand von meinen Brustwarzen ab und strich zu meinem Bauch runter und wagte sich sogar an den Rand der Boxer. Uhh, wenn er nicht bald aufhörte… Ich öffnete wieder die Augen und fast schon grelles Tageslicht schoss mir entgegen: „Janis… hör auf…“ „Warum?“, er hielt tatsächlich inne, da er kurz davor war, seine Fingerspitzen unter den Rand der Boxer zu schieben. „Du machst mich damit nur geil…“, nuschelte ich ein wenig peinlich berührt. „Na, wenn’s sonst nichts ist“, meinte mein Liebster leichtfertig, dann drückte er auch schon sein Becken gegen meine Oberschenkel. Scheiße. Er war hart und diese Erkenntnis beruhigte meinen Puls nicht gerade. „Janis…“, ich wollte ihn noch zur Vernunft rufen, doch er drückte bereits seine Lippen gierig auf meine, dann rollte er sich auf mich und rieb sein Becken sanft gegen meins. Ich stöhnte leicht in den Kuss. Meine Hände ließ ich auf seinem Po nieder und massierte diesen etwas. „Luke…“, Janis löste den Kuss, „Du machst mich wahnsinnig…“ „Wer hat denn angefangen?“ „Du!“, nuschelte Janis fast ein wenig vorwurfsvoll. „Ich?!“, hä? Hatte ich was verpasst? „Wenn du so gut riechst und nur in Boxer neben mir liegst…“, nuschelte Janis. Ach so, jetzt war ich also daran schuld, weil ich einfach mal rumlag. Ich musste grinsend den Kopf schütteln, dann saugte ich mich an Janis Hals fest. Wie ich schon einmal festgestellt hatte: Bei so einem Opfer war man gern Täter. Meine Hand ließ ich in sein Höschen gleitet, wo ich bereits freudig erwartet wurde. „Uhh“, Janis musste aufstöhnen, als ich anfing meine Hand zu bewegen. Zärtlich küsste ich mich an seinem Schüsselbein entlang. Ich wollte mehr von dieser Stimme hören, so fasste ich ihn etwas fester und schneller an. Dass er immer feuchter wurde, bestätigte mir nur, dass es ihm offensichtlich gefiel. Seine Finger krallten sich nahezu schon in meine Schulter und sein Becken bewegte sich schneller gegen meine Hand. „Oh Gott!“, er biss sich auf die Unterlippe, „Hör auf!“ Er hielt meine Hand fest und bremste sich selber und nahm ein wenig Abstand. Fragend sah ich ihn an: „Was ist de-?“ Noch ehe ich die Frage komplett stellen konnte, spürte ich seine Hand an meinem besten Stück. Über diese Berührungen war ich nicht im Geringsten undankbar. Ich zog Janis wieder enger an mich und küsste ihn innig. Er keuchte in den Kuss als ich mich wieder an seinem Höschen zu schaffen machte. „N-Nicht“, meinte er dann flehend und wollte meine Hand wegschieben, doch der Widerstand war eigentlich viel zu lasch, als dass er es ernst meinen könnte. Ich musste grinsen, ehe ich ihn wieder innig am Hals küsste. „Kommt ihr auch zu- ähh“, plötzlich hörte ich Mo’s Stimme in meinen Ohren. Oh Scheiße! Sofort ließ ich von Janis Hals ab und sah erschrocken zur Tür: „M-Mo…?!“ „‘Tschuldigung“, damit flog die Tür wieder zu. ARRRRRRRGH!!! Bei Gelegenheit brachte ich den echt noch um! Noch ehe ich jedoch Mordpläne schmieden konnte, wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf Janis gelenkt, der sich jetzt doch mit aller Kraft aus meinem Griff befreit hatte und leicht keuchte. „Alles okay?“, ich sah meinen Liebsten besorgt an. Der nickte bloß: „J-Ja…“ „Schön…“, ich lächelte und beugte mich über ihn, da er sich wieder in die Kissen fallen lassen hatte. Ich küsste ihn wieder zärtlich am Hals. „L-Luke…“, er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und zog ihn zu sich hoch, um mich zu küssen. Meine Hand haschte wieder zu seinem Schritt, doch da erwartete mich eine Überraschung. Ich löste den Kuss und sah grinsend auf Janis hinab: „Tse tsetse…“ Der lief nur rot an und schaute beschämt weg: „Ich hab‘ doch gesagt, du sollst aufhören!“ Ich küsste ihn auf die Schläfe: „Mir wär’s nur lieber gewesen, wenn das nicht still und heimlich passiert wäre…“ „Luke!“, meinte mein Kleiner nun fast schon protestierend. Ich musste kichern: „Du bist so süß!“ Janis blähte beleidigt die Backen auf: „Ja ja, mach dich nur lustig! Ist mir ja kein bisschen unangenehm!“ „Olle Pussy, du!“, ich pikste mit dem Zeigefinger gegen seine Backe und richtete mich auf, „Gehen wir duschen? Danach können wir ja mal Mo suchen und fragen, was der wollte.“ Janis nickte und stand ebenfalls auf: „Der wollte uns sicher zum Frühstück holen. Sonntags essen wir alle zusammen.“ „Oh, da lass uns schnell machen“, ich krabbelte zu meinem Rucksack, um mir passendes Zeug rauszuholen, als mein Blick auf Janis‘ Boxer fiel, konnte ich bloß grinsen. Wenn ihn so mal keiner sah… „Du? Luke?“, Janis machte seinen Kleiderschrank auf, „Könntest du mir was zum Anziehen raussuchen. Ich willMo nicht rufen müssen…“ Ich nickte und trat an den Schrank ran, der mehr als ordentlich aussah: „Bestimmt sonst Mo, was du anziehst?“ Janis nickte: „Ja.“ „Da hat er einen guten Geschmack“, ich lächelte, dann drückte ich ihm eine schwarze Röhre und ein türkisfarbenes Shirt in die Hand, dazu ein weißer Nietengürtel, weiße Socken und eine schwarze Boxer. So konnte man sich eigentlich blicken lassen. „Ich hoffe, du hast auch Geschmack“, meinte Janis grinsend, nahm das Zeug dann aber dankbar an. „Wenn alle lachen, weißt du warum“, erwiderte ich voller Optimismus. „Idiot!“, brummelte Janis, ging dann schon mal Richtung Bad und ich folgte ihm. „Mach mal Platz!“, ich schob mich mit unter die Dusche zu Janis, der mich nun ganz entsetzt ansah, „Zusammen duschen?“ „Warum nicht?“, ich zuckte mit den Schultern, ließ dann meinen Blick über seinen mit Schaum geschmückten Körper gleiten, „So einen wunderschönen Körper ganz nackt zu sehen, darf ich mir doch nicht entgehen lassen…!“ „Spinner!“, meinte Janis mit hochrotem Kopf, seifte sich dann aber weiter ein. War kein bisschen verführerisch, wie er sich da über seinen ganzen Körper strich und wirklich keine Stelle ausließ. Gaaaanz ruhig, Luke… „Willst du dir gar nicht die Haare waschen?“, versuchte ich mich abzulenken. Janis sah ein wenig irritiert zu mir: „Ja?! Aber lass mich doch erst mal den Körper waschen…?!“ Ich nickte. Eigentlich tat man es ja andersrum, oder war ich jetzt der, der komische Ansichten beim Duschen hatte? Ohne groß zu fragen, packte ich mir den Duschkopf und hielt ihn mit laufendem Wasser über Janis seine Rübe. Dieser drehte sich erschrocken zu mir um: „Luke! Ich kann das selber!“ „Ich will es aber machen!“, meinte ich protestierend. Janis schüttelte grinsend den Kopf: „Du bist mir einer!“ Dann packte er mich an den Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken, dabei kam er mir ziemlich nah, oder eher: etwas ZU nah. Jetzt sah er mich grinsend an: „Von wegen Haare waschen, du hast ganz andere Absichten.“ „Hab ich gar nicht!“, maulte ich. Nein, wirklich nicht! Echt nicht! Glaubt mir doch bitte! Ich tat etwas Schampoo auf meine Handinnenflächen und rubbelte den Kopf des Kleineren ein. „Was du kannst, kann ich schon lange…“, hörte ich ihn nuscheln, oder zumindest so etwas Ähnliches. Kurz darauf verstand ich auch, was er meinte. Er hatte sich das Duschgel geschnappt und rieb mich am ganzen Körper ein. Absicht! Pure Absicht! Wirklich! Janis war versauter, als man es auf dem ersten Eindruck denken konnte! Er drückte mich energisch gegen die geflieste Wand und küsste meinen Hals. Seine Hände strichen über meinen Oberkörper, über meinen Arsch, über meinen Schritt. Sie waren einfach überall. Janis küsste sich zu meinem Ohr vor: „Du fühlst dich so toll an…“ „Und du leistest verdammt gute Arbeit“, erwiderte ich stöhnender Weise. Hastig zogen wir uns an. Wir hatten jetzt definitiv Verspätung, was das Frühstück betraf. Dabei hang uns der Magen wohl schon in den Kniekehlen. Irgendwann hasteten wir dann zur Küche, die sich im Erdgeschoss befand (Janis Zimmer und das Bad waren im ersten Obergeschoss) und ich staunte nicht schlecht, wie Janis die Treppen nahezu hinunter sprang, und dass, obwohl er nicht sah, was er tat. „Morgeeen“, flötete er fröhlich in die Küche hinein. Ein Gebrummel, was wie „Morgen“ klang, erhielt er zurück. Ich folgte ihm etwas langsamer, und ja, vielleicht war ich ein wenig schüchtern, und trat letztendlich auch in die Küche: „Guten Morgen…“ „Morgen“, Fine und Janis‘ Mam lächelten mich fröhlich an. Mo schaute nur peinlich berührt weg und sein Vater, den ich gerade zum ersten Mal sah, musterte mich von oben bis unten: „Du bist also Luke…“ Ich nickte etwas unbeholfen: „Ja…“ „Komm her!“, meine Aufmerksamkeit wurde auf Janis gelenkt, der auf den Platz neben sich klopfte. Lächelnd ging ich zu meinem Süßen, den bereits eine Schockoladenschnute zierte, da er in seine Schokosemmel gebissen hatte. Zu meiner großen Erleichterung verlief das Frühstück ganz okay, auch wenn die anderen schon lange fertig waren. „Warum kommt ihr so spät, Janis?“, sein Vater unterbrach die kurz aufgetretene Stille, „Mo hatte euch doch geweckt. Und du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn man zu spät zum Frühstück kommt. Das ist der einzige Morgen, wo die ganze Familie mal beisammen ist.“ „Tut mir Leid“, nuschelte Janis, „Ja, Mo hatte uns geweckt, aber irgendwie war mir nicht nach aufstehen. Luke hat ewig gebraucht, um mich wach zu bekommen! Und dann waren wir noch duschen, weil wir so geklebt haben. Die Hitze ist einfach unerträglich!“ „Ja, das ist sie in der Tat“, sein Dad seufzte, sah dann zu mir, „Janis ist schwer wach zu bekommen, wenn er nicht will, nicht wahr?“ Ich nickte und versuchte möglichst erschöpft zu klingen: „Wirklich! Ständig hat er sich wieder umgedreht und seinen Kopf in die Kissen gedrückt. Und kaum saß er mal, ist er wieder wie tot umgefallen.“ Der Mann lachte ein wenig: „Das ist mein Sohn.“ „Von wem hat er das wohl“, seine Mam räusperte sich grinsend. Auch er grinste, sah dann aber wieder zu mir: „Schön, dass er endlich mal einen guten Kumpel gefunden hat.“ Ach, offiziell war ich also nur der Kumpel? „Dad“, hörte ich Janis mampfen, „Luke ist kein Kumpel. Wir sind zusammen.“ Wer einen Springbrunnen brauchte, konnte sich gern melden. Ich hatte soeben den perfekten gefunden, da Janis‘ Dad der Kaffee förmlich raussprudelte. Die Mutter, die dummerweise gegenüber saß, sprang entsetzt auf: „Reiner!!!“ „Ist was?“, Janis sah verdattert in die Runde. Klar, er hatte es ja nicht gesehen. „Dein Vater musste nur gerade meinen, seinen Kaffee, den er im Mund hatte, über den ganzen Tisch zu verteilen!“, meinte seine Mutter und stand auf, um einen Lappen zu holen. Reiner hingegen hustete noch ein wenig, ehe er zunächst zu seiner Frau, dann aber zu uns sah: „Entschuldigung, Inge. Wie? Und ihr seid zusammen? Also so richtig mit Liebe und so?“ Janis nickte und grinste über beide Backen: „Ja!“ Mir hingegen war das irgendwo doch recht unangenehm. Ich mein, welcher Vater hörte schon gern, dass sein Sohn schwul war. Noch dazu am heiligen Sonntagsfrühstückstisch. „Oh Okay…“, mehr kam dann nicht mehr von ihm. „So!“, Luke setzte sich grinsend neben mich aufs Bett, „Du hattest doch gestern noch irgendwelche Fragen. Also?“ Ja… was hatte ich gestern noch mal für Fragen gehabt…? „Naja, eigentlich mehr so allgemein. Wie du das alles so machst. Ich mein, ich hab ja null gecheckt“, wirklich, was für ein unachtsamer Freund war ich nur?! Er zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Kannst du nicht irgendwie konkreter werden? Ich mein, ich weiß ja gar nicht, wo ich da anfangen soll.“ „Ähm, zum Beispiel, wie machst du das, dass du nicht überall dagegen rennst?“, wenn man sonst Blinde sah, die hatten ja einen Stock, und selbst damit sah das ganze doch recht waghalsig aus. „Hm…“, er kuschelte sich an mich, „Na hier im Haus weiß ich wo alles ist. Ich kann dir sagen, dass die Treppe acht Stufen hat. Und früher habe ich ja ganz normal gesehen. Das ist ja in etwa so, als würdest du im Dunkeln durch dein Haus laufen. Da weißt du ja auch, wo alles ist. Und ich sehe ja noch etwas. Ist ja nicht so, dass ich gar nichts sehe. Hell und Dunkel kann ich noch unterscheiden und ganz, ganz grobe Umrisse. Also ich weiß einigermaßen wo du stehst, zum Beispiel, oder wann mir etwas im Weg ist. Aber ich könnte dir nicht sagen, welche Augenfarbe du hast, oder wie dein Gesicht allgemein ausschaut. Und draußen… da orientiere ich mich anderen Personen. Meist an Mo, oder jetzt eben an dir. Ich mache sehr viel mit Gehör. Und wenn ich am Strand lang laufe, laufe ich meist knöcheltief im Wasser, so dass ich nicht die Orientierung verlier. Meist höre ich Musik, und weiß, nach so und so vielen Titeln muss ich umkehren, damit Mo mich später findet. Verstehst du ein wenig?“ Was für eine Fülle an Informationen. Das musste erst mal verarbeitet werden, klang aber recht plausibel. Ich nickte: „Raffiniert. Deswegen ist Mo auch auf Schritt und Tritt bei dir, beziehungsweise holt dich immer ab und so?!“ „Ja genau! Nur mit was ich nicht klar komme, sind irgendwelche Orte, wo viele Menschen sind. Weil ich dann leicht meine Bezugsperson verliere. Weißt du noch, als wir im Kino waren? Da habe ich dich doch gerufen, und bin erst zu dir, als ich deine Stimme hörte.“, jetzt wo er so erzählte klang vieles offensichtlich. Und die Treppe war er sicher hochgestolpert, weil er nicht wusste, dass da eine war. „Und wegen der SMS“, fuhr er fort, „Da muss ich dir beichten, dass Mo mir immer vorgelesen hat und dir geantwortet hat…“ „Bitte?!“, ich sah ihn auf dem ersten Moment recht sprachlos an, musste dann aber lachen, „Oh scheiße! Ich glaub, der hat jetzt für immer einen Schwulenschock weg.“ Ich mein, wir hatten nicht nur normales Zeug geschrieben, sondern auch richtig Kitschiges. Oh Gott, das war jetzt irgendwo schon dezent peinlich. „Jaa, weißt du wie peinlich mir das war, als du das erste Mal wirklich schnulziges Zeug geschrieben hattest?“, Janis musste kichern, „Und dann musste ich dir ja auch so antworten. Ich bin fast im Erdboden versunken!“ „Und das mit der Schule? Wirklich so schlimm?“, ich meinte, das wäre ja voll unfair, wenn er keinen Abschluss bekäme. Er konnte ja nichts dafür. Aber gut, über das deutsche Bildungssystem brauchten wir ja nichts sagen… Zu meiner großen Verwunderung schüttelte er den Kopf: „Das hat Mo gestern nur so gesagt, weil er genau wusste, dass ich dir das noch nicht sagen konnte. Ich besuche so eine Art Privatschule, eigentlich eher in Richtung Spezialschule. Ich bin nicht dumm oder so. Tut mir Leid, dass wir dich da gestern angelogen haben…“ Na Gott sei Dank! Ich war wirklich froh darüber, dass es bloß eine Lüge war, ohne Mist. „Das mit dem Mobbing stimmt aber“, nuschelte er dann kleinlaut, „Ich war schon immer die dumme Brillenschlange. Und selbst im Kindesalter hatte ich schon sau dicke Gläser…“ „Wie hat das überhaupt angefangen? Also, dass du nicht mehr viel siehst?“, ich mein, ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn ich nichts mehr sehen würde. Oder nicht mehr hören würde, oder, oder, oder! Ich mein, die fünf Sinne waren nicht umsonst da. Auch wenn Hören und Sehen wohl die beiden wichtigsten waren, zumindest empfand ich so. Er seufzte: „Keine Ahnung. Irgendwann wurde es immer schlechter. Dann, eines Morgens hatte ich eine Art Grauschleier vor den Augen. Wir waren sofort ins Krankenhaus gefahren. Nach Untersuchung, MRT, Hirnwasserentnahme und dem ganzen Zeug stand fest, ich hatte eine Sehnerventzündung beiderseitig. Mit ein bis zwei Wochen Behandlung geht das im Normalfall wieder weitestgehend weg. Nur bei mir irgendwie nicht. Der Grauschleier verschwand zwar, aber ich sah schlechter denn je. Und solche Entzündungen haben die Angewohnheit, dass sie gern ein zweites Mal kommen. Und naja, so kam eben eins zum anderen. Und bei solchen Entzündungen bleiben quasi Narben wie auf der Haut, was nicht gut ist.“ Ich schluckte. Oh Scheiße. Es konnte wirklich jeden immer und überall treffen. Aber warum ausgerechnet meinen kleinen, süßen Janis?! Ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn eng an mich: „Ist doch scheiße eh. Kann man nichts dagegen machen…?“ Ich mein, Menschen erfanden Handy’s, die mit einem sprachen und irgendwelche Raketen, die einen ins Weltall katapultierten. Warum waren sie dann in der Medizin teilweise so neandertalerhaft?! Beziehungsweise dauerte alles Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte! „Hm naja…“, Janis nuschelte, „Es gibt da schon was…“ Bitte? Überrascht und mit einem dicken Hoffnungsschimmer sah ich zu Janis: „Was?!“ „Ähm, das ist momentan noch in den Kinderschuhen. Man hat es bei dem ein oder anderen Menschen schon ausprobiert, auch mit Erfolg.“, Janis seufzte, auch wenn ich nicht verstand warum. „Aber das ist doch gut!“ „Naja, das Problem ist, das Risiko das man danach gar nichts mehr sieht, liegt bei 50%...“, nuschelte er, „Und so bleibt mir noch gut ein Jahr, also schätzungsweise nach meinem Arzt, dass ich noch einen Hauch sehe. Wenn es also schief geht, habe ich ein Jahr verloren…“ „Und wenn es gut gehen sollte, du dich aber nicht getraut hast, hast du dein restliches Leben verloren“, nuschelte ich gegen seinen Hals, „Janis, bitte! Versuch es doch!“ Er seufzte schwer: „Ich habe einfach Angst, verstehst du? Der Eingriff ist nicht ungefährlich! Und den Mittwoch war ich nicht bei der Nachhilfe, sondern bei einem Beratungsgespräch. Es birgt unglaublich viele Risiken! Ich hätte im Prinzip viel eher gehen sollen, denn je mehr man sieht, desto höher sind die Chancen, dass es gut geht.“ Auch ich seufzte. Irgendwo konnte ich ihn ja verstehen. Ich mein, wer legte sich gern unters Messer, vor allem bei so heiklen Themen wie Augen. Aber wenn es vielleicht seine Rettung war? Man sollte doch alle Chancen nutzen. Und ob er nun heute, oder nach einem Jahr nichts mehr sieht… was war schon dieses eine Jahr dagegen, dass man vielleicht für den Rest seines Lebens wieder sehen konnte? Oder verstand ich es einfach nicht? Musste man selbst in der Position sein, um in so einer Entscheidung richtig handeln zu können? „Ich weiß es einfach nicht!“, meinte er dann recht verzweifelt, „Selbst wenn ich meine Eltern frage oder Mo, sie können mir auch nicht richtig helfen. Es spricht einiges dafür, anderes dagegen.“ Ich seufzte: „Was würde sich für dich ändern, wenn du ein Jahr eher gar nichts mehr siehst?“ Er schwieg. Er schwieg eine ganze Zeit lang. Dann seufzte er: „Ich weiß es nicht. Die Angst, irgendetwas zu verpassen, was ich so vielleicht noch ansatzweise sehen könnte… oder allgemein die Angst, irgendwann gar nichts mehr zu sehen. So habe ich noch dieses eine Jahr, mich darauf vorzubereiten…“ Ja, das war es wohl eher. Die Angst davor, irgendwann gar nichts mehr zu sehen. Er wollte wohl einfach diesen Gedanken so weit wie möglich von sich schieben. Scheiße! Ich kuschelte mich enger an ihn. Wie sollte ich ihm da helfen? Ich konnte ja schlecht gegen seinen Willen sagen: Du machst das. Und am Ende brachte es gar nichts und ich war schuld daran, dass er dieses eine Jahr verloren hatte. „Scheiße“, nuschelte ich nun auch gegen seinen Hals. „Ich weiß“, antwortete er, „Aber weißt du, wie gern ich dich sehen würde? Und das Meer… wie gerne würde ich wieder das Meer sehen wollen…“ „Langsam versteh ich, warum du so hin und hergerissen bist“, ich seufzte, hauchte ihm dann einen Kuss auf die Wange. „Ach Luke…“, er seufzte, sah mich dann lächelnd an, „Was machen wir unsere restliche Zeit noch? Ich mein, jetzt depressiv zu sein, darauf habe ich keine Lust.“ Er hatte ja Recht, also grinste ich ihn breit an: „Ich wüsste da schon was…“ „Hm?“, er legte seinen Kopf schief und sah mich wie Mr. Bambi-Ratlos an. „Hehe“, ich zog ihn zu mir und küsste ihn ausführlich. Was sollte man auch sonst machen??? ____ *für den medizinischen Part übernehme ich keine Haftung!!! ;D Kapitel 7: ----------- „Okay, es ist so weit“, Janis erhöhte den Druck auf meine Hand und ich spürte, wie er leicht zitterte, sich aber um ein krampfhaftes Lächeln bemühte. Sanft küsste ich ihn auf die Stirn und nahm ihn in die Arme: „Du schaffst das Honey, ich glaub ganz fest daran…“ „Die Ärzte müssen das schaffen, ich muss nur schlafen“, korrigierte er mich grinsender Weise, spürte aber, wie er die Umarmung genoss und erwiderte. Je länger wir uns kannten, desto mutiger wurde Janis, und so war er gar nicht mehr so das unschuldige, schüchterne Lämmchen, aber jetzt merkte ich ganz deutlich, dass er angespannt und ängstlich war. „Mach dir keinen Kopf, Kleiner“, auch Mike klopfte aufmunternd auf Janis Schulter. Die zwei verstanden sich inzwischen auch recht gut. Dass Mike recht geschockt war, als er von Janis Sehschwäche erfuhr, brauchte man an dieser Stelle nicht zu erwähnen. Und zugegebenermaßen benahmen wir uns beide am Anfang ganz schön bescheuert, und Janis musste uns immer wieder daran erinnern, dass er nur nicht viel sieht, und dass er kein Ganzkörperkrüppel war. Bestes Beispiel war, als Mike ganz langsam sprach: „Ja-nis… hööörst duuu mi-ich?“ Janis musste sich wohl sehr verarscht vorkommen -so hat er auch drein geschaut-, aber Mike meinte es ja nicht böse. Er wusste einfach noch viel weniger wie ich, wie man mit Janis am besten umging. Aber ehrlich? Man ging einfach normal mit ihm um, auch wenn ich das auch erst lernen musste, da mich sein Geständnis im Nachhinein doch sehr aus der Fassung gebracht hatte. Ich hatte Angst, vieles falsch zu machen und nicht genug Rücksicht auf Janis zu nehmen. Jetzt war auch ein Monat seit dem Geständnis verstrichen. Eigentlich nicht viel Zeit, aber wenn man es aus Janis‘ Sicht betrachtete, war das sehr viel Zeit. Die Ärzte hatten ihn bezüglich einer OP vor die Wahl gestellt, da man nicht viel länger warten konnte und die Chancen auf eine Heilung sanken. Und aus dem Grund waren wir heute hier, im Krankenhaus. Beziehungsweise war Janis schon seit vier Tagen drin und lies die Vorbereitungen über sich ergehen, aber heute war der große Tag gekommen. Janis hatte sich letztlich doch für die OP entschieden, nachdem er gefühlte tausend Mal von mir hören wollte, dass ich bei ihm bleibe, auch wenn es schief gehen sollte. Natürlich blieb ich das. Ich war Janis so verfallen, wie noch nie einem Menschen. Aber zurück zum aktuellen Geschehen. „Mach mal Platz Luke, ich will Janis auch noch mal knuddeln…“, brummte Mo und schob mich mehr oder weniger von Janis weg. Janis murrte gespielt unglücklich vor sich hin: „Wer sagt, dass ich auch mit dir knuddeln möchte, Mo?“ „Phse!“, meinte Mo, dann mussten die Brüder aber lachen und lagen sich kurze Zeit in den Armen, ehe Fine noch mal ran durfte. Okay, langsam wurde ich eifersüchtig… ich wollte wieder… und kaum war Janis frei, beschlagnahmte ich ihn wieder und küsste ihn zärtlich. Wo war nur der Weiberheld Schrägstrich Macho hin? „Na Janis, dann wollen wir mal“, die freundliche Schwester kam mit Infusionszeug ins Zimmer. In meinem Magen zog es sich ekelhaft zusammen, es war so weit. Janis wurde für die Narkose vorbereitet und bekam parallel zu unserer Umarmung bereits das erste Medikament gespritzt. Die Schwester erklärte, dass es eine Art Vorbereitung auf die eigentliche Narkose war und wir uns nicht wundern brauchten, wenn er gleich müde werden würde. Ängstlich blickte ich zu Janis, den ich schon mal sanft ins Kissen sinken ließ. Ob das die richtige Entscheidung war? Janis schien ähnliche Bedenken zu haben, da sich sein Griff um meine Hand festigte, seine Augen wurden feucht und seine Stimme zittrig: „Luke… ich hab Angst…“ Sofort beugte ich mich zu ihm hinunter, küsste ihm einzelne Tränen weg und strich ihm beruhigend über die Wange: „Ich weiß, Süßer… aber denk daran, du wirst bald das Meer sehen…“ Klar, ich hatte auch Angst, aber ich musste ihm jetzt Kraft geben und er war wahrlich in der beschisseneren Position. „Ich muss euch jetzt bitten, zu gehen“, wir blickten alle zur Schwester und Mo, Fine und Mike, sowie Janis‘ Eltern gaben noch ein paar Glückwünsche von sich, die Janis mit einem Kopfnicken annahm. Ich küsste ihn noch mal zärtlich auf die Lippen: „Ich liebe dich Honey…“ Und küsste ihn erneut. Aber Janis waren bereits die Augen zugefallen und er konnte nur noch leicht nicken, dann ließ ich schweren Herzens seine Hand los und folgte den anderen. Wir brauchten nichts sagen, jeder wusste in etwa, wie sich der andere fühlte und wir hofften alle nur das Beste für unseren Kleinen. Alles andere hätte er nicht verdient. Gemeinsam setzten wir uns in die Cafeteria. Wirklich viel getrunken oder gegessen wurde nicht. Dafür lag uns ein viel zu großer Stein im Magen. Ich glaubte sogar, jeden Moment vor Anspannung kotzen zu müssen. Unser Blick viel immer wieder auf die Uhr, wie es in schlechten Filmen war. Wir wussten zwar, dass wir Janis heut eh nicht mehr sehen dürften, aber wir wollten wenigstens von den Ärzten hören, wie die OP verlaufen ist. Aber jetzt hieß es warten… Warten… Warten… Und nochmals warten. Wir trennten uns zwischenzeitlich und jeder erkundete für sich das Krankenhausgelände. Mike und ich setzten uns auf eine Bank in einem angelegten Park. Wir schwiegen eine Zeit lang, bis ein Grinsen über Mikes Lippen huschte: „Schon krass. Ich kann’s noch immer nicht glauben… du bist ernsthaft verliebt und das alles… sag mir vor zwei Monaten, dass wir heute hier sitzen und ich hätte dich ausgelacht. Aber ihr seid schon ziemlich süß zusammen…“ Auch bei mir huschte ein Lächeln über die Lippen: „Wenn man sich wirklich verliebt, ist es einem egal, wer oder was es ist...“ Und ich liebte Janis wirklich. Abgöttisch. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Jede Faser seines Körpers. Jedes Wort, das er aussprach, selbst wenn er mich als „Idiot“ betitelte. „Habt ihr zwei eigentlich inzwischen…?“, Mike sah mich neugierig an. Ich verdrehte nur grinsend die Augen und schüttelte den Kopf. Männer. Warum mussten die immer nur an das Eine denken?! „Nein, wir wollen warten, bis er sieht. Petting und so ja, aber mehr nicht“, und das war vollkommen okay. Nicht, dass ich nicht mit ihm schlafen wollte, aber das Warten war vollkommen okay und ich genoss es sogar ein Stück weit. „Und…“, Mike biss sich auf der Unterlippe rum, blickte dann zu Boden, „… wenn er nie wieder sehen wird?“ Mein Lächeln wich aus dem Gesicht und schüttelte energisch den Kopf: „Er wird sehen!“ Etwas anderes wollte ich jetzt nicht hören. Er musste einfach wieder sehen können! Inzwischen standen wir wieder alle beisammen und warteten zittrig wie ein Ameisenhaufen auf der Intensivstation und warteten auf den Arzt, der uns den Verlauf der OP schildern wird. Und wie das so war, wenn man wartete, passierte ewig nichts. Ich glaubte, gleich kotzen zu müssen. War ich jemals im Leben so nervös gewesen? Und dann kam er endlich in langsamen Schritten zu uns. Der weiße Kittel umspielte seine Beine, wie die Kittel es bei Ärzten immer taten. Es kam mir eine Ewigkeit vor, bis er den langen Flur hinter sich ließ und bei uns stand, um uns kurz zu grüßen und Reiner und Inge in ein Zimmer mitzunehmen. Klar, er durfte die Informationen nicht auf dem Gang breit treten, und klar, letztlich entschieden Inge und Reiner, ob sie uns die Informationen gaben. Ich schaute mich um. Irgendwo hier auf der Station lag Janis und ich wollte zu ihm, spürte dann aber Mikes Hand auf meiner Schulter. Ein wenig beruhigte es mich, dankte ihm mit einem Lächeln, sah dann aber wie gebannt auf das Zimmer, wo Inge und Reiner mit dem Arzt hinein verschwunden sind. Ob dort Janis lag? Dann endlich, die Tür ging auf. Inge und Reiner verabschiedeten sich von dem Arzt und kamen auf uns drauf zu. Aus ihrer Mimik bzw. Gestik konnte ich aber nichts ablesen. Gerade als ich meinen Mund aufmachen wollte, schüttelte Inge den Kopf: „Kommt, wir reden draußen.“ Wie gemein war das?! Natürlich folgten wir ihnen und ich konnte es kaum abwarten, endlich aus dem beschissenen Krankenhaus raus zu sein, um die Antwort zu erfahren. Dann drehte sich Inge zu uns um: „Die OP an sich ist ohne große Komplikationen verlaufen. Aber Herr Vockert kann nicht einschätzen, wie das Ergebnis sein wird, aber… wir sollen uns keine zu große Hoffnung machen.“ Sie zwängte sich ein Lächeln auf die Lippen und seufzte. Reiner legte einen Arm um seine Frau. Und genau das brauchte ich jetzt auch. Jemanden, der ganz schnell einen Arm um mich legte, sonst kippte ich um, auch wenn ich das, was gerade gesagt wurde, noch nicht richtig realisieren konnte. Hieß das, Janis würde nie wieder richtig sehen können? Hatten wir den falschen Weg gewählt? Hätten wir lieber das eine Jahr nutzen sollen, was ihm geblieben wäre? Hatte ich ihn zu sehr dazu gedrängt? Würde er mir verzeihen? Hasst er mich jetzt?! „Hey… Luke…“, ich spürte Mikes Arm um meine Hüfte. Er hielt mich fest: „Ein bisschen hoffen können wir noch! Nicht gleich schwarz malen…“ Ich konnte gar nicht sagen. Mir steckte der Kloß förmlich im Hals, so dass ich keinen Laut über die Lippen brachte. Ich war nahezu gelähmt vor Angst und Enttäuschung. Es wurde auch nicht besser, bis ich mein Zimmer betrat und mich auf mein Bett fallen ließ. Erst jetzt wichen die Anspannung, die Angst und die Enttäuschung den Tränen. Er wird mich hassen. Ich hatte ihn zu dieser Entscheidung gedrängt. Und eigentlich war es gar nicht seine Entscheidung sondern meine. Ich war allein schuld. Sein junges Leben war nun komplett im Arsch. Das würde ich mir nie verzeihen! Und er mir auch nicht. Am Tag nach der OP, wo wir ihn besuchen konnten, traute ich mich nicht zum ihm zu gehen. Ich hatte Angst, ihm gegenüber zu treten und zu sehen, was ich angerichtet hatte. Er würde mich vermutlich anschreien und sagen, dass er mich nie wieder in seiner Nähe spüren will. Verständlich. So verkrümelte ich mich in mein Bett, auch wenn Mike das verantwortungslos und übertrieben fand, schließlich stand noch nicht einmal fest, dass die OP nicht den gewünschten Erfolg brachte und immerhin ging es hier um meinen Freund, der mich jetzt auf jeden Fall brauchte. Aber dennoch ging ich nicht. Die Angst lähmte mich zu sehr. Aber Mike ging, mit den Worten: „Einer muss ja für ihn da sein.“ Die Verachtung war deutlich in seiner Stimme zu hören. Er hatte ja Recht. Aber ich konnte einfach nicht. Ich schämte mich ohne Ende und hatte nicht das nötige Rückgrat. Am Abend rief Mike mich an: „Janis war kurz wach geworden, als wir dort waren. Er hat sofort gefragt, wo du bist. Wir mussten ihm sagen, dass es dir nicht gut geht und du zuhause schläfst, weil du seit gestern kein Auge vor Sorge zugedrückt hast.“ Meine Stimme zitterte ein wenig: „U-Und?“ Janis… es tat mir so unendlich leid, dass ich heute nicht bei ihm war. Ich war so hin und her gerissen. „Ja, was, und?“, man hörte in Mikes Stimme deutlich, dass er mein Verhalten nicht korrekt fand, „Janis war alles andere als glücklich, dass du nicht da warst, aber er hat Verständnis gezeigt und gemeint, du sollst dich schnell erholen, um bei ihm zu sein.“ Ich schwieg kurz, weil ich bereits mit den Tränen kämpfte. Was war ich nur für ein egoistisches Arschloch? „Wie geht es ihm?“, sprach ich dann doch die Frage der Fragen aus. „Wärst du mitgekommen wüsstest du, wie es ihm geht“, antwortete Mike kurz und knapp. Er war nicht gewillt, noch etwas anzufügen, dass merkte man. So konnte ich nicht anders, als aufzuschluchzen, was Mike scheinbar sanftmütiger stimmte, aber er dennoch genervt aufstöhnte: „Mensch Luke! Morgen bewegst du deinen Arsch gefälligst selbst zu ihm. Und über seinen Zustand kann man noch nichts sagen. Die Augen sind abgeklebt und verbunden und das muss die nächsten zwei Wochen auch so bleiben. Dann entscheidet es sich.“ Zwei Wochen also zittern. Am nächsten Tag stürmte ich nahezu in Krankenhaus und in Janis‘ Zimmer, dessen Nummer ich mir von Mike geben lassen hatte. Inge und Reiner hatten schon Probleme, meinem Tempo zu folgen. „Janis?“, etwas außer Atem kam ich im Zimmer an und sah auf das Bett, aber er schien gerade zu schlafen. Ich seufzte und setzte mich an sein Bett und strich ihm sanft über die Wange: „Honey...“ Inge und Reiner kamen nun ebenfalls nach, begrüßten leise ihren Sohn und nahmen am Tisch im Zimmer Platz. Ich hingegen nahm mir leise einen Stuhl -da ich ihn nicht wecken wollte und er sich ausschlafen sollte, denn den Schlaf brauchte er sicher- und stellte den Stuhl neben sein Bett, um in seiner Nähe bleiben zu können. Ich wartete eine gute Weile, legte mich mit dem Kopf auf das Bett und dachte ein wenig vor mich hin, bis eine Schwester rein kam. Ich hoffte, dass er dadurch wach werden würde. Sie sah uns lächelnd an: „Er wird heut sicher nicht mehr aufwachen. Wir mussten am Vormittag einen kleinen nachfolgenden Eingriff machen. Das wird ihn sicher sehr geschwächt haben und schläft jetzt die Narkose aus.“ Sofort blickte ich ängstlich zu Janis. Das klang jetzt nicht so gut. Ähnliches dachten Inge und Reiner wohl auch. Doch die Schwester wollte beruhigen: „Keine Sorge, dass ist Routine und muss bei fast allen Patienten gemacht werden. Aber es wäre besser, wenn Sie ihm heute die Ruhe gönnen.“ Mit anderen Worten: Wir sollten gehen. Ich seufzte und stand auf. Es half ja alles nichts. Zaghaft strich ihm über die Wange und blickte auf seine verbundenen Augen. Vielleicht wird ja doch alles gut? Die nächsten Tage verbrachte ich so viel Zeit wie möglich bei Janis. Er war auch froh, mich endlich wieder bei sich zu haben. Wir kuschelten die ganze Zeit. Es war, als wären wir Jahre getrennt gewesen. Das Thema mit seinen Augen kam bei uns aber nie auf. Wir wollten nicht daran denken, dass sich bald entschied, ob er sehen oder nicht sehen könnte. Wir wollten unsere Zeit einfach nutzten. Womöglich wollten wir auch vor der Entscheidung wegrennen. Und wie das so ist, wenn man vor etwas weg rennt, holt es einen schneller ein als gewünscht. So auch hier. Wir sahen uns an und schluckten, als wir vor Janis‘ Zimmer standen. Wenn wir da jetzt rein gingen, wussten wir, ob sich unsere Befürchtung bestätigt hatte oder ob doch alles gut gegangen ist. Inge und Reiner wollten erst mit Herrn Vockert oder einem anderen Arzt sprechen, um vorbereitet zu sein, wenn sie das Zimmer von ihrem Sohn betraten, doch die Ärzte waren nicht auffindbar und die Schwestern durften nichts sagen. So standen wir vor der Tür und trauten uns nicht rein zu gehen. Zu groß war die Angst, einen verzweifelten Janis vorzufinden und nicht zu wissen, was man sagen sollte. Dabei brauchte er uns jetzt wohl am meisten. Ich schluckte und ging dann doch zu seiner Tür, sah aber noch mal zu Inge, Reiner, Mo, Fine und Mike: „I-Ich geh da jetzt rein! Ändern können wir es ja eh nicht mehr…“ „Wir lassen euch da kurz allein. Komm einfach raus, wenn wir nachkommen sollen“, Inge lächelte mich mit matter Stimme an. Ich nickte, dann legte ich meine Hand auf die Klinke und drückte sie runter. Mein Herz stockte, und blieb gar stehen. Ich schaffte es nicht, zu Janis zu sehen und sah auf den Boden, ehe ich dir Tür von innen schloss. Was mir sofort auffiel war, dass das Zimmer abgedunkelt war, aber ich erkannte Janis auf dem Bett sitzen und schluckte und bemühte mich um ein Lächeln: „Na…?“ Doch zu meiner Enttäuschung sagte Janis gar nichts, sah stur an mir vorbei, senkte dann seinen Kopf und richtete seinen Blick auf die Bettdecke. „Janis?“, fragte ich mit brüchiger Stimme und kam vorsichtig näher. Das er an mir vorbei gesehen hatte, hatte mir einen Stich versetzt. Als ich näher kam, sah ich, wie Tränen auf die Bettdecke tropften, kurz darauf schluchzte er auf. „Honey, hey!“, sofort eilte ich fast schon panisch zu seinem Bett und setzte mich neben ihm, um ihn in die Arme zu nehmen und ihn fest zu drücken. Er erwiderte die Umarmung und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Er weinte ohne Ende und ich hatte zu tun, nicht mitzuweinen und konnte letztlich nicht mehr tun, als ihm über den Rücken zu streicheln. Irgendwann hörte er auf zu schluchzen, aber seine Stimme war leise und brüchig: „I-Ich kann nichts mehr sehen…“ Das Schlimmste was passieren konnte, war nun eingetroffen. Ich brachte gar keine Regung von mir, und saß einfach nur da, mit ihm in den Armen. Wir schwiegen eine ganze Weile, wenn nicht gar eine halbe Ewigkeit, doch irgendwann musste ich etwas sagen: „E-Es tut mir so leid, Janis…“ Wirklich, dass tat es. Ohne Ende. „Muss es dir nicht“, nuschelte er gegen meinen Hals, schwieg ebenfalls wieder eine Zeit lang bis er weiter redete, „Willst du mich noch?“ Hier brauchte ich gar nicht nachdenken. Sofort nickte ich und drückte ihn enger an mich: „Was redest du da?! Natürlich, ich liebe dich doch! … Ich liebe dich so sehr Honey…“ Janis löste sich nun leicht von mir und seine Finger tasteten mein Gesicht ab, bis seine Fingerkuppen meine Lippen berührten. Zaghaft küsste ich seine Fingerspitzen, dann näherte Janis sich meinen Lippen: „Dann ist ja gut. Ich liebe dich auch…“ Dann küsste er mich und ich spürte, dass er in den Kuss lächelte. Ja, ich denke, wir werden dieses Schicksal gemeinsam meistern. Kapitel 8: ----------- Irgendwann löste er den Kuss –obwohl ich ihn gern weiter geküsst hatte- und sah mich auf eine seltsame Art von oben bis unten an, ehe er anfing breit zu grinsen und sich auf der Lippe rumbiss. Man konnte meinen, er wollte verhindern, dass er grinsen musste. Folglich war ich doch dezent verwirrt, aber ich ahnte doch irgendwie was nun kam. Dieser kleine….! Plötzlich fing er jedoch an, an meinem Shirt zu zupfen und sah mich ernst an: „Du weißt, ich liebe dich wirklich sehr Luke, aber… dieses gelbe Shirt geht ja mal so gar nicht!“ „Hm?“, ich sah an mir herunter und betrachtete mein Spongebob-Shirt. Na so schlimm war es nun auch nicht… Moment… MOOOMENT?! Mein Blick klebte förmlich an Janis, der wieder damit kämpfte, sein Grinsen zu unterdrücken. „D-D-Du kannst…?“, mehr brauchte ich gar nicht sagen, da Janis bereits heftig nickte und mich anstrahlte wie ein kleines, aber überglückliches Kind. Aufgeregt hibbelte er hin und her, quietsche nahezu: „Jaa, ich seh‘ dich Luke!“ Mir klappte wirklich der Mund auf und ich wusste vor lauter Schreck gar nicht was ich sagen sollte. Janis konnte sehen. Janis konnte sehen. Er sah mich! Okay, nebensächlich bemerkt fühlte ich mich gerade ein wenig... nackt, ausgeliefert? Oh Gott, er sah mich! Er wusste wie ich aussah. Oh Gott, was, wenn ich ihm nicht gefiel? O-h m-e-i-n G-o-t-t! „Luke?“, das Grinsen war aus Janis‘ Gesicht gewichen und sah mich nun besorgt an, dann senkte er seinen Kopf, „Tut mir leid, dass ich gelogen habe, ich wollte dich testen… ob du dein Wort hältst…“ Nach wie vor sah ich ihn ohne große Regung an. Janis konnte sehen… er konnte echt sehen… es war alles gut gegangen…! Dann fiel es mir förmlich wie Schuppen von den Augen, realisierte alles und fiel ihm einfach nur um den Hals, um ihn stürmisch in die Kissen zu drücken. Von Janis vernahm ich nur quietschende und erschrockene Geräusche. Zunächst knutschte ich ihn nahezu zu Tode, ehe ich mich leicht löste und nun war ich der, der grinste, dass einem fast die Wangen wehtaten. Janis lag unter mir, sah mich an wie ein geschocktes Reh, fing dann aber auch an mit schmunzeln: „Die Leitung war heut länger, was?“ „Oah, du Idiot!“, zugegeben, ich konnte ihm nicht böse sein, dass er gelogen hatte, ich konnte es einfach nicht, dafür war die Freude viel zu groß. So groß, dass ich jetzt schon anfing zu heulen. Janis drückte mich einfach nur: „Ich konnte es erst auch nicht glauben… aber es ist wirklich so…“ „U-und warum hast du vorhin geweint?“, ich schluchzte schon fast und verabschiedete mich parallel dazu von meinem letzten Stück Männlichkeit. Janis kam gar nicht hinter, mit die Tränen aus dem Gesicht zu streichen, fing dabei selbst wieder an, zu weinen, ehe er mir sanft zuflüsterte: „Weil ich gesehen habe, was für einen wunderschönen Freund ich habe, und das eigentlich viel zu schön sein konnte um wahr zu sein. Und weil ich Angst hatte, dass du durch den Test fällst…“ Oah, okay, das war jetzt wirklich kitschig hoch drei, aber ich genoss es: „Wenn du mich schon wunderschön findest, was sagst du dann erst, wenn du in den Spiegel guckst?“ Janis zuckte mit den Schultern: „Das hat noch Zeit!“ Dann rutschte er in seinem Bett an den Rand und hob die Bettdecke, um mir klar zu machen, dass ich mich neben ihn legen sollte, was ich auch sofort tat. Ein wenig vorsichtig schlang ich meine Arme um seinen zierlichen Körper: „Hast du abgenommen?“ „Ernähre du dich mal fast drei Wochen von dem Fraß hier!“, konterte Janis und griff auf seinen Nachttisch, um eine Sonnenbrille zu nehmen, „Die muss ich übrigens erst mal tragen, damit sich meine Augen Schritt für Schritt an die Helligkeit gewöhnen. Deshalb ist das Zimmer auch abgedunkelt.“ Er setzte die Brille auf, und ich musste wieder lachen: „Nimm’s mir nicht übel, aber du siehst aus wie Heino.“ Dadurch, dass seine Haare nicht gemacht waren, hatte er sie nach hinten gestrichen, wodurch seine Stirn freier war und der Haaransatz war blond. Er war also von Natur aus ein Blondchen… Jedoch plusterte er beleidigt die Backen auf, was aber nur noch komischer aussah und ich nahm an, dass er mich durch die Brille beleidigt ansah: „Idiot!“ Das brachte mich jedoch auch nicht davon ab, weiter zu schmunzeln. Wenig später hatten wir dann den Rest an Familie und Freunden reingeholt, diesmal ohne Test. Wie riesig da die Freude ausfiel, konnte man sich ja vorstellen. Vor allem blieb Janis fasziniert an Fine hängen: „Boaaah… du bist ja so irre hübsch… und so irre nett…“ Er konnte seinen Blick gar nicht mehr von ihr lösen. Wie musste es wohl sein, wenn man Leute um sich rum hatte, die nett und lieb waren, aber man einfach kein Gesicht dazu hatte? Seine Eltern und Mo kannte er ja auch von früher, aber dennoch ließ er bei seinen Eltern einen - in seiner üblichen Naivität- Spruch ab, bei dem man unter normalen Umständen fast schon beleidigt sein konnte. Bis auf Inge und Reiner konnten wir anderen jedoch nur lachen. Inge und Reiner schauten zunächst etwas komisch drein, dann sich gegenseitig an, nahmen es aber ihrem Sprössling nicht böse: „Man, seht ihr alt aus!“ Mo hingegen lobte er, wie gut er sich gemacht hätte und gegenüber Mike fielen die Worte: „Ich hatte dich mir anders vorgestellt. Irgendwie dicker, kurze Haare… aber du siehst ja auch ganz gut aus….“ Anschließend sah er zwischen Fine und mir hin und her: „Aber ihr zwei seid eindeutig die Schönsten…“ Wie schon erwähnt, wenn er uns hübsch fand, was sagte er dann, wenn er in den Spiegel schaute? Jedoch ergriff Inge bald das Wort, damit Janis aus dem Schmachten mal raus kam: „Hat der Arzt schon was gesagt, wie es um deine Sehfähigkeit steht?“ Janis nickte und sah seine Mum an: „Ja, ich werde wohl eine Brille oder Kontaktlinsen tragen müssen. Wenn sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, machen wir einen Sehtest. Ich werde wohl noch gut eine Woche hier drin bleiben müssen.“ Allein schon daran, wie lustlos er aufseufzte, merkte man, dass er da absolut keinen Bock drauf hatte. Verständlich. Wer bleibt schon gern einen Monat im Krankenhaus?! Wir blieben noch so lange es ging bei Janis, bis wir uns bis zum nächsten Tag verabschiedeten. Mo und Fine verabschiedeten sich beim Krankenhaus von uns, da sie noch in die Stadt rein wollten. Inge und Reiner schafften Mike und mich nach Hause. Während der Fahrt hörten wir wie sich die zwei darüber unterhielten, ob sie wirklich alt geworden seien. Oh je, das musste ja tief gesessen haben. Das ich es am nächsten Tag kaum abwarten konnte, zu Janis zu kommen, war ja fast schon selbstverständlich. Und heute hatte ich ihn ganz für mich alleine. Inge und Reiner mussten arbeiten und die anderen drei wollten uns mal Zeit für uns geben, da dies in den letzten Wochen viel zu kurz gekommen war. Wir verbrachten den ganzen Tag mit Kuscheln, Küssen und TV gucken. Ich hatte Janis auch etwas zu essen mitgebracht, damit er mir nicht noch dünner wurde. So fütterte ich ihn mit Milkaherzen –damit auch wirklich das aller allerletzte Stückchen Männlichkeit dem Kitsch wich- und holte mir zwischendurch immer einen süßen Kuss ab. Irgendwann sah er mich schmunzelnd an: „Ich kann es immer noch nicht glauben… so einen hübschen Freund zu haben.“ Ich pikste ihn in die Seite: „Das muss eher ich sagen.“ Doch darauf hin sah Janis etwas betrübt weg: „Wie sehe ich denn aus?“ Gut, kurz sah ich ihn verwirrt an: „Schau doch einfach in den Spiegel…?!“ Sofort schüttelte er energisch den Kopf: „Nein, das will ich nicht!“ Fast schon trotzig kuschelte er sich an mich und sah wieder zu dem TV. Er schien das Thema nicht weiter ausbauen zu wollen. So seufzte ich und nahm es hin. Doch zu meiner großen Überraschung fing Janis dann an zu sprechen, während er gedankenverloren mit seinem Zeigefinger Kreise auf meine Brust malte: „Ich habe mich so lange nicht mehr gesehen. Was ist, wenn ich gar nicht so aussehe, wie ich denke und eine fremde Person in dem Spiegel steht? Ich sehe es doch bei Mum, Dad und Mo. Ich habe sie zwar alle wieder erkannt, aber sie sahen alle älter aus, fast schon anders…“ Behutsam strich ich ihm durch die Haare: „So wird es bei dir auch sein. Du wirst dich wieder erkennen, aber halt älter aussehen…“ „Und wenn ich mir gar nicht gefalle?“ Ich schwieg kurz, dann seufzte ich: „Optik kann man ändern, auch wenn ich es sehr schade finden würde, da du unglaublich schön bist. Aber wenn du dich nicht wohl mit dem Stil fühlst, dann musst du es ändern.“ Wieder schwieg Janis eine Zeit lang, dann seufzte er: „Ich fand diesen Emo-Scene-Stil schon immer toll und habe, als ich dann nichts mehr gesehen habe, zu Mo gesagt, er soll mich genauso zurecht machen. Wenn das aber gar nicht zu mir passt und nur wie aufgezwungen aussieht…“ „Ich habe noch keinen gesehen, dem es besser steht“, antwortete ich kitschiger Weise, aber wohl auch, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich konnte ansatzweise erahnen, wie sich Janis fühlte, aber wirklich wissen tat ich es nicht. Behutsam setzte ich einen Kuss auf seine Stirn. Ich wusste nicht groß, was ich sagen sollte und vor allem, was ihm half, zumal die Stimmung gerade gegen den Nullpunkt rauschte. „Hör mal“, damit bekam ich seine Aufmerksamkeit und grinste ihn an, „So wie du jetzt aussiehst, würde ich auch keine Konfrontation mit dem Spiegelbild wollen. Aber was hältst du davon, wenn Mo und ich dich morgen richtig zurecht machen, so wie du immer rumgelaufen bist und du dann mal überlegst, ob du gucken möchtest?“ Er schwieg kurz, kräuselte seine Stirn und sah mich fast schon beleidigt an: „Heißt das, ich bin jetzt gerade ziemlich hässlich?“ Jedoch konnte er die böse Miene nicht lange halten und fing an zu lachen: „Schon klar, wer sieht nach einem Monat Krankenhaus auch noch aus wie ein Topmodel. Ich will gar nicht wissen, ob meine blonden Ansätze wieder zu sehen sind. Mo hat schon ziemlich lang nicht mehr nachgefärbt….“ Auch ich musste schmunzeln und drückte ihm versöhnlich einen Kuss auf die Wange: „Was denkst du, warum ich gesagt habe, dass du aussiehst wie Heino?“ „Idiot!“ Am nächsten Tag konnte ich leider nicht zu ihm, da mich meine Familie aufhielt und wir gaaaaanz dringend zu Tante Gisela mussten. Gott, hät‘ ich kotzen können! Dafür hatten wir uns am darauffolgenden Tag mit Mo bei Janis verabredet, um ihn zurecht zu striegeln. Nach der üblichen Begrüßungsfreude wurde auch gar nicht lang rum gefackelt. Wir gingen ins Bad und da zu dieser Zeit keiner duschen war, hatten wir auch genügend Platz und Freiraum. Jedoch mussten wir darauf achten, dass Janis nicht mit einem Spiegel konfrontiert wurde. „Ihr glaubt gar nicht, wie viele Spiegel so ein beschissenes Krankenhaus hat! Ich bin nur am ausweichen und nicht hinschauen! Ich bin ja froh, dass die Schwestern darauf Rücksicht nehmen und den Spiegel in meinem Zimmer abgehängt haben“, beschwerte er sich, während er auf dem Badestuhl saß und sich von Mo die Haare färben ließ. Eigentlich sollte man das ja nicht gerade ein einem Krankenhausbad machen, aber naja. Es war ein Notfall! Wir mussten unseren Heino in einen Udo Lindenberg verwandeln. „Das hat ja gleich ein Ende“, meinte Mo behutsam und tat das letzte bisschen Farbe auf die Haare. Hatte ich schon erwähnt, dass wir uns inzwischen fast schon gut verstanden? Janis nickte nur: „Morgen ist im Übrigen der Sehtest…“ „Darfst du denn dann schon ohne Sonnenbrille rumrennen?“, Mo sah besorgt zu seinem Bruder. Gestern wurde wohl Licht in die Zimmer gelassen und Janis durfte sein Zimmer auch verlassen, aber halt mit Sonnenbrille. Janis nickte: „Ja, morgen kommt die weg, aber es kann sein, das meine Augen anfangs leicht schmerzen, dann soll ich sie wieder für eine Stunde oder so aufsetzen.“ Geduldig warteten wir, bis die Farbe abgewaschen werden konnte. Nachdem die Haare trocken waren, sahen wir uns kurz an, bis Mo den Gedanken aussprach, denn wir wohl alle dachten: „Wäre es nicht sinnvoller, das morgen zu machen? Janis darf die Brille heut ja noch nicht abnehmen. Und die Haare sind ja soweit fertig.“ Wir nickten einstimmig, da es das Beste war und verzogen uns wieder auf sein Zimmer. Zu dritte hockten wir auf Janis Bett und holten „Das Spiel des Lebens“ hervor. Irgendeine Beschäftigung brauchte man ja… Tags drauf stürzte ich fast schon ins Krankenhaus, da ich mich verspätet hatte, aber unbedingt bei dem großen Moment dabei sein wollte. Als ich ins Zimmer platzte, saß Janis bereits auf dem Bett und Mo schminkte ihn, so wie er es immer tat. Ich lächelte Janis an, küsste ihn kurz und sah in seine wundervollen Augen. Wie lange hatte ich sie schon nicht mehr gesehen? „Wie sehe ich aus?“, Janis sah mich gespannt an. „Wunderschön wie immer“, säuselte ich ihm verliebt entgegen und küsste ihn erneut. Er lächelte, dass spürte ich. „Hallooho?“, Mo forderte seine Aufmerksamkeit. Aber Janis zu küssen fühlte sich gerade so gut an, und auch er intensivierte den Kuss. Seine Finger zupften und zogen bereits an meinem Shirt, um mich dann zu umklammern und mich mit in die Kissen zu ziehen, als er sich nach hinten fallen ließ. „Ähm, Jungs, hallo?“, wieder erhörte ich Mo’s Stimme, doch ehe ich reagieren konnte schlang Janis seine Beine um mein Becken und drückte mich enger an sich. Oookaaay, langsam wurde das ein wenig zu heißt, so löste ich schwer atmend den Kuss: „Janis…!“ Damit wollte ich uns ein wenig zur Vernunft rufen. Doch er sah mich schmollend an, biss kurz auf seiner Unterlippe: „Wir haben doch gesagt, wenn ich dich sehen kann, dann-“ Bevor er weiter plappern konnte, drückte ich ihm den Zeigefinger auf die Lippen um ihn zu stoppen, auch wenn Mo sicher wusste, was Janis meinte. Entschuldigend hauchte ich ihm noch einen hauchzarten Kuss auf die Lippen: „Aber doch nicht hier, ich dachte an einen schöneren Ort…“ Janis seufzte, nickte dann aber, ehe er mit seiner Naivität fortfuhr und mich mit Hundeaugen ansah: „Hm ja… wie wär‘s mit dem Strand?“ Zugegeben, mir klappte die Kinnlade runter und ich konnte gar nicht anders, als sprachlos zu Mo zu gucken. Auch der schüttelte nur verzweifelt den Kopf: „Frag mich nicht, ich weiß auch nicht, von wem er das hat…“ Nachdem wir uns wieder aufgerichtet hatten, fuhren wir fort mit dem Schönheitsprogramm. Aber es blieb nicht unbemerkt, dass Janis mich immer wieder nahezu sabbernd ansah und mich wohl am liebsten bespringen würde. Von wem hatte er das nur??? Okay, vielleicht war ich auch ein wenig Schuld daran, denn nach unserer ersten intimen Berührung konnten wir kaum die Finger von einander lassen und jetzt, durch das Krankenhaus kam so was natürlich viel zu kurz. Ich konnte mich so gesehen gar nicht mehr erinnern, wann das letzte Mal war… ich glaubte, vor der Krankenhauseinweisung…? „So fertig!“, Mo strahlte über beide Backen und tatsächlich sah Janis wieder so aus, wie wir ihn alle kannten. Er hatte sogar richtige Klamotten an und der weiße Nietengürtel zierte sogar die jeansblaue Röhre, wie er es immer tat. „Echt?“, Janis sah an sich runter, stand dann auf, um besser an sich runter zu gucken: „Solch geile Klamotten hab ich immer an?“ Mo und ich blickten uns erleichtert an. Wenigstens die schienen ihm zu gefallen, und ehrlich gesagt konnte ich es mir gar nicht vorstellen, wenn Janis in Hip-Hop-Klamotten rumlief, weil ihm sein Stil nicht gefiel und er sich ändern musste. „Ja, hast du“, pikste ich meinem Freund in die Seite, „Und nun komm, der Spiegel wartet“ Ich stand nun ebenfalls auf und reichte Janis die Hand, um ihn zum Spiegel zu begleiten. Nur zögerlich nahm er sie an, schluckte kurz und folgte mir. Kurz vor dem Spiegel –die Schwestern hatten uns netterweise einen Ganzkörperspiegel zur Verfügung gestellt- hielt ich ihm meine Hand vor die Augen, um ihn erst mal richtig zu stellen, und ihn dann gucken zu lassen. „Soo…“, ich grinste Janis breit an, „Du kannst!“ Damit nahm ich meine Hand weg, doch Janis hielt die Augen fest zusammengekniffen, und der Griff um meine Hand verstärkte sich: „Ich kann nicht…!“ Ich seufzte. Das hatte ich schon befürchtet. Ich schlang meine Arme um ihn kuschelte mich an ihn ran: „Du hast wirklich nichts zu befürchten.“ „Hrmphf!“, mehr hörte ich nicht mehr von Janis, da er sich nun ebenfalls an mich kuschelte und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub. Hm, und nun? Ein wenig hilflos sah ich zu Mo, der deutete mir jedoch an, Janis nichts zu sagen. Also kraulte ich weiterhin behutsam seinen Nacken und beobachtete Mo gespannt, was er vorhatte. Besagter schlich sich durchs Zimmer hinter den Spiegel. Kurz war es still, dann schrie Mo plötzlich los: „Ahh! FUCK!!! SCHEIßE! Das tut weh!“ Ich zuckte kurz zusammen, was hatte er sich denn jetzt getan?! Gleiches passierte auch bei Janis, der erschrocken den Namen seines Bruder rief, die Augen aufriss und in Richtung des Spiegels sah, und somit auch in ihn. Wie angewurzelt, nahezu geschockt blieb er stehen und starrte sich selber an. Er schluckte, dann, nach einer Zeit lang ging er langsam auf sein Spiegelbild drauf zu, bis er kurz vor dem Spiegel stehen blieb und seine Hand zaghaft an den Spiegel legte. Langsam ließ er seinen Blick wenden, dann drehte er sich zu mir um: „B-Bin ich das wirklich?“ Ich nickte nur, da ich nicht wusste, was sagen ich sollte, doch die Antwort schien Janis zu genügen. Sein Blick fiel wieder in den Spiegel. Langsam strich er sich durch die Haare, bewegte sich ein wenig, um sich von allen Seiten betrachten zu können, ehe er langsam anfing zu lächeln: „Das bin ja wirklich ich…!“ Sein Lächeln wich immer mehr einem Strahlen, dass über beide Wangen ging: „Um Gott…, das bin ja wirklich ich… gott, seh‘ ich gut aus! A-Also das soll nicht selbstverliebt klingen... aber … um Gott... Ernsthaft!“ Zufrieden grinste ich und stellte mich hinter ihm, um ihn sanft von hinten zu umarmen: „Habe ich dir zu viel versprochen?“ Er schüttelte immer noch baff den Kopf, ehe er zu mir sah und mich stürmisch küsste, löste sich jedoch wieder von mir um wieder sein Spiegelbild zu betrachten. Er konnte es gar nicht fassen, dass sah man ihm an. Dann hibbelte er leicht vor sich rum, drehte sich wieder zu mir und fiel mir wieder um den Hals, um mich wieder stürmisch abzuknutschen und mich Richtung Bett zu schieben, mit wohl eindeutigen Absichten. Grinsend ließ ich es zu und packte meinen Kleinen auch herzhaft am Arsch, als er sich auf mich legte und mich abknutschte. Hm.. scheiß aufs Krankenhaus, der Moment passt gerade perfekt! „Hallo? Hätte ich mir ernsthaft was getan würde ich jetzt daliegen und verbluten… Danke!“, Mo meldete sich zu Wort. Und Gott, wie früher hasste ich gerade seine Anwesenheit. „Hrrm... geh bitte…“, nuschelte Janis in den Kuss, zog im nächsten Moment die Bettdecke über uns und fing bereits an, an meinem Hosenstall rumzufummeln, dann sah er mich lüstern an, „Bitte gib mir nicht wieder einen Korb…“ Ich schüttelte den Kopf und küsste ihn wieder intensiver, drückte dabei an seinem Arsch fest gegen meinen Schritt, was ihm ein erregtes Keuchen entlockte, als sich unsere Becken leicht aneinander rieben. „Hallo Janis!“, plötzlich hörten wir, wie die Tür aufflog und die bekannte Stimme von Inge den Raum füllte, „Wir haben dir deinen Lieblingskuchen mitge- oh…“ Erst jetzt schien sie zu realisieren, was abging und die ganze Traube hinter hier blieb stehen. Mit Traube waren noch Reiner und Fine gemeint. Wir sahen uns alle etwas geschockt an, bis ein leichtes Wimmern zu hören war: „Aua…“ Sofort richtete sich unser Blick auf Mo, der in der Ecke stand und sich den Kopf hielt. Er stand wohl so blöd, dass er die auffliegende Tür –und Inge macht sie immer mit der viel Elan auf- abbekommen hatte. Fine hastete sofort zu ihrem Freund und sah sich seinen Kopf genauer an, auch Inge und Reiner gingen besorgt zu Mo. Zeit für uns, uns von einander zu lösen und runter zu kommen, zumal ich so schnell den Hosenstall zu machen konnte, da Janis recht erfolgreich mit dem Aufmachen war. Peinlich, peinlich, peinlich… „Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung und viel Erfolg weiterhin“, der Arzt schüttelte nochmals Janis Hand. Endlich! Das waren die befreienden Worte. Inzwischen waren noch mal zwei Tage vergangen und heute durfte Janis endlich gehen. Jedoch holten nur Inge und ich ihn ab. Die anderen planten zu Hause eine Überraschungsparty. Janis erzählten wir, dass Reiner arbeiten musste, Mo und Fine ganz dringend mein Geburtstag von Fine’s Oma mithelfen mussten und Mike später vorbei kam. Kaum fiel die Tür zum Krankenhaus hinter und ins Schloss atmete Janis erleichtert auf: „Endlich!“ Wir konnten nur lachen und gingen zum Auto. Janis sah die ganze Zeit begeistert aus dem Fenster, und so war fraglich, ob er überhaupt verstand, was Inge sagte: „Montag gehen wir gleich zum Optiker. Deine Dioptrie-Werte haben wir ja und dann lassen wir dir eine schöne Brille machen. Fine kann dir sicherlich auch noch helfen, was die Auswahl bei der Kontaktlinsenfirma betrifft.“ Wie schon gedacht, kam von Janis nur ein „Ja, ja“ und schaute sich weiter begeistert die Gegend an, bis er wie ein kleines Kind begeistert meinte: „Oh, guck, guck, das kenne ich noch von früher!“ Richtig süß. Kaum kam das Auto vor dem Haus stehe, sah Janis es skeptisch an: „Irgendwie sieht das auch richtig alt aus.“ „Aber von innen ist es noch hübsch“, meine Inge und wollte ihren Sohn dazu bewegen, ihr ins Haus zur Party zu folgen, doch Janis schien einen anderen Plan zu haben. Er schnappte sich meine Hand und rannte los. Irritiert und verpeilt wie ich manchmal war, folgte ich ihm zunächst bis ihn irgendwann fragte: „Wohin willst du?“ Janis drehte sich während er rannte um und sah mich breit grinsend an: „Na was wohl?! Ich will das Meer sehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)