The 83rd Hunger Games von Destinys-Angel (Die Tribute von Panem) ================================================================================ Kapitel 5: Training und Konkurrenz ---------------------------------- Allein das Stehen fordert Konzentration in den hohen Schuhen und dem rollenden Wagen. Ich klammere mich mit ganzer Kraft am Rand fest und lächele gezwungen. Florian steht locker neben mir und wirkt beinahe entspannt, doch ich vermute, dass es in seinem Inneren ganz anders aussieht. Wir fahren durch die Tore nach draußen und die Menschenmasse umjubelt uns. Sie rufen einzelne Namen und Distriktnummern und klatschen in die Hände, pfeifen und stampfen mit den Füßen. Die Lautstärke ist mit nichts vergleichbar, was ich bis jetzt gehört habe. Auf großen Bildschirmen vor, neben und über uns werden Nahaufnahmen der einzelnen Tribute eingeblendet und Perdan Sulaw kommentiert jedes Kostüm. Als wir auf dem runden Platz vor dem Trainingscenter stehen, spricht Präsident Storm zu uns. Er gratuliert uns und wünscht uns Glück für die Spiele. Dann fahren wir in das Center ein und wir dürfen von unseren Wagen steigen. Zum ersten Mal habe ich die Ruhe, um die anderen Tribute zu betrachten. Die Karrieretribute stecken alle in eleganten, reich geschmückten Gewändern und tragen komplizierte Kopfbedeckungen. Die Tribute aus den anderen Distrikten tragen unauffälligere Kleidung, wirken aber zum Teil auch sehr selbstbewusst. Niemand fängt meinen Blick auf. Alle sind entweder mit sich selbst beschäftigt oder sehen sich ebenfalls um. Unsere Vorbereitungsteams, Stylisten, Colin und Jean kommen zu uns. Sie gratulieren uns zu unserem Auftritt, der weder sehr positiv, aber zum Glück auch nicht negativ war. „Und jetzt“, trällert Colin, „jetzt geht’s in eure Etage. Ihr werdet begeistert sein!“ Die Tribute nehmen andere Aufzüge als ihre Mentoren und Teams. In meinem Aufzug stehen Florian, ein Mädchen in meiner Größe, mit einem selbstgefälligen Grinsen und muskulösen Armen, die in einem Trägerkleid stecken, ein kleines Mädchen mit zwei braunen Zöpfen, ein Junge in Flo's Alter lehnte lässig an der Rückwand und ein zierlicher, dunkelhäutiger Junge, der der Jüngste von uns Anwesenden seinen muss. Florian und ich steigen zuerst aus, was bedeutet, dass alle anderen aus höheren Distrikten kommen. Der erste Eindruck von unserer Etage, sie ist noch luxuriöser als der Zug! Eine Wand des Wohnzimmers ist vollständig aus Glas, es gibt wieder einen hochmodernen Fernseher, eine große Couch und einen kleinen Cafétisch. Der Essbereich ist im gleichen Raum. Er besteht aus einem langen Tisch mit sehr bequemen Stühlen, so sehen sie auf jeden Fall aus. Jean, Colin, Florian und ich haben alle unser eigenes Zimmer, mit privatem Bad. Alles ist sehr geräumig, gemütlich und modern. Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns von dem ganzen Wirbel der im Kapitol veranstaltet wird, zu erholen. Als Florian und ich am Abend auf der Couch sitzen, gesellt sich Jean zu uns. „Morgen geht’s los“, sagt sie resigniert. „Du solltest dich von der Station fernhalten, wo ihr das Fallen stellen lernt“, sagt sie zu meinem Mittribut. „Und du, du hast mir immer noch nicht dein Talent verraten!“ Sie sieht mich eindringlich an. „Ich...“, es gab keinen Ausweg mehr. Jetzt muss ich ihnen sagen, dass ich nichts kann. „Ich hab kein Talent.“ „Das versteh ich nicht. Jeder kann irgendetwas!“ „Ich nicht. Ich hab nie etwas gemacht und gedacht >Hey, das ist voll mein Ding< oder so...“ „Das muss ein Scherz sein“, ruft Jean ungläubig. „Dann ist dein Auftrag, so viel wie möglich auszuprobiren! Und solltest du merken, dass irgendetwas >total dein Ding< sein sollte“, sie betonte es lächerlich, „dann wechsele sofort die Station und führe es im Einzeltraining vor! Ich hoffe du findest etwas, dass du kannst. Sonst brauchen wir einen Notfallplan...“ Jean klang mutlos. Dabei sollte ich diejenige sein, die mutlos ist! Sie war ja nur Mentorin und so wie es aussieht, wird sie das auch nächstes Jahr noch sein. Unsere Distrikt hat auch dieses Jahr keinen Gewinner gestellt... Am nächsten Morgen werde ich von einem Avox-Mädchen geweckt. Doch es ist nicht das Mädchen aus dem Zug, was ich fast ein wenig bedauere. Sie zeigt erst auf den Wecker, der auf dem Nachttisch neben meinem Bett steht, dann auf einen Stuhl, auf dem Sachen für mich bereitliegen. Es ist 7:00 Uhr morgens! Seit dem Tag der Ernte bin ich nicht mehr so früh aufgestanden. Das ist erst zwei Tage her. Es kommt mir vor wie die Ewigkeit. Auf dem Stuhl liegt ein grünes T-Shirt mit breiten, schwarzen Wellen an den Seiten und einer drei auf dem Rücken und beiden Oberarmen. Der Stoff ist leicht und atmungsaktiv. Die Hose war farblich auf das Shirt abgestimmt und dreivirtel lang, es ist aus dem gleichen Stoff. Das Shirt besaß einen Protektor, der die gesamte Wirbelsäule entlang lief, die Hose hatte Protektoren an den Knien und den Schienbeinen. Die Schuhe sind durchgängig schwarz und aus festem, glänzenden Leder. Schnell gehe ich ins Bad um mich zu waschen, bevor ich mir die Sachen anziehe. Als ich ins Wohnzimmer komme, sitzen die anderen bereits bei Frühstück. „Los, los“, hetzt mich Jean. „Ihr wollt doch nicht zu spät kommen, oder? Glaubt mir, das wollt ihr ganz sicher nicht!“ Ich überlege gerade, was ich alles essen könnte, als mir einfällt das es garantiert nicht gut ist, wenn ich mit voll gestopftem Magen am Training teilnehme! Also beschränke ich mich auf ein Brötchen mit Käseaufschnitt und einem Haufen Obst das auf kleinen Tellern vor mir steht. „Und jetzt husch“, scheucht uns Jean vom Tisch auf, als ich mir gerade irgendwas rotes, rundes, fruchtiges in den Mund stecke. „Es ist Zeit! Die andere werden bestimmt schon unten sein.“ Na super! Hätte sie das nicht zehn Minuten früher sagen können!? Jetzt werden alle Blicke auf uns gerichtet sein, wenn wir die Halle betreten... Es kam mir so vor, als würde der Aufzug mit Absicht langsamer fahren als gestern. Nervöse wippte ich von einem Fuß auf den anderen und Florian wischte in einer fast unauffälligen Geste die Hände an der saugfähigen Trainingshose ab. Die Türen öffnen sich und wir treten hinaus. Vor uns befindet sich ein dunkler Flur, an dessen Ende eine massive Stahltür ist. Als wir davor stehen, gleitet sie automatisch zur Seite und wir werfen einen Blick in die Trainingshalle. Sie war weiträumig und bis zu Decke waren es bestimmt gute 10 m. Es waren wirklich schon alle anderen Tribute anwesend, aber keiner kümmert sich um uns. Eine Gruppe von sechs Leuten stand rechts von mir und sie unterhielten sich. Das müssen die Karrieros sein. Sie haben sich schon verbündet, was irgendwie klar war. Alle anderen trugen die gleichen Klamotten wie wir, nur mit ihren eigenen Distriktnummern drauf. Ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern stellte sich auf ein Podest in der Mitte der Halle und räusperte sich lautstark. Alle Köpfen fuhren zu ihm herum. „Da jetzt alle anwesend sind, können wir ja anfangen“, sagt er mit autoritärer Stimme und wirft Florian und mir einen drohenden Blick zu. Ich muss mich zusammenreißen, damit ihr mir mein Kommentar spare. Meine Augen wandern zu der Wand hinter dem Mann, dort stehen, die gesamte Länge nach, eine Reihe Friedenswächter mit Elektroschockern in den Händen. Ich schlucke schwer. Dann folge ich wieder dem Mann auf dem Podest. „Ich bin Gran, euer Haupttrainer während eurer Zeit hier. Zuerst ein paar Regeln: Erstens, ihr habt alle pünktlich zu den Trainingszeiten hier zu sein! Ab Morgen wird es dafür Abzüge bei eurer Endbewertung geben.“ Wieder wirft er uns beiden einen Blick zu, dieses mal sieht es aus wie Genugtuung. „Zweitens, kein Tribut kämpft mit einem anderen, so lange ihr hier seid! Für Kämpfe untereinander habt ihr in der Arena genug Zeit und die Herren hinter mir stehen nicht nur zum Spaß dort. Drittens und letztens, ihr habt allen Anweisungen der Stationstrainer zu gehorchen und zu befolgen! Ansonsten besteht die Gefahr, dass ich von Gruppen-Training ausgeschlossen werdet. Ach so und bevor ich es vergesse, das Mittag werdet ihr alle zusammen im Speisesaal einnehmen. So und jetzt ab mit euch! Ihr habt fünf Tage Zeit zum Üben, dann folgen sie Einzelstunden und letztendlich die Bewertung. Viel Erfolg!“ Er hebt die Hand als Startzeichen und verlässt das Podest wieder. Die Karrieretribute rennen sofort zu den Stationen mit den Waffen, Schwerter, Speere, Äxte und noch vieles mehr. Die anderen Tribute gehen zu den Stationen, die weniger gefährlich sind, Tarnung, Essbare Pflanzen, Klettern. Ich schaue Florian an, doch er zuckt nur die Schultern. Will ich überhaupt mir ihm zusammen am Training teilnehmen? Würde das nicht auffallen? „Ich werde dann mal zum Fallen stellen gehen“, sage ich beiläufig und er sieht fast enttäuscht aus. „Ja, ist gut, dann sehen wir uns beim Mittagessen, schätze ich“, er klingt entmutigt. „Streng dich an“, sage ich schnell und lächele flüchtig, dann verschwinde ich. Fallen stellen war gar nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich brauche fast eine Viertelstunde, für einen simplen Knoten, den selbst die zwölfjährigen Tribute auf Anhieb hin bekommen. Aber wie schon gesagt, Alter spielt fast gar keine Rolle bei den Spielen. Das Mädchen aus Distrikt 1 ist auch erst 12 Jahre alt, aber siegessicher wie ein 18-jähriger Karriero. Nach einer Dreiviertelstunde gebe ich das Fallen stellen deprimiert auf und schaue mich weiter um. Klettern und Hürdenparcours waren so wenig besetzt, dass ich es dort mal versuchen könnte. Also schlendere ich zu dem Parcours. Dort befindet sich gerade der männliche Karriero aus Distrikt 4, arrogant, wie sie alle sind. Seine schwarzen, kurzen Haare waren verschwitzt und struppig und seine eisblauen Augen verurteilten die Tribute, die vor ihm in der Reihe standen, zu Tode. Das waren, das Mädchen aus D9, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters im Gesicht immer noch aussah, wie ein 12-jährige und ein Mädchen mit blonden Haaren die zu einem Dutt zurecht gemacht waren, dass tatsächlich erst 12 Jahre alt sein muss, aus D6. Ich stelle mich hinter den Karriero und warte bis ich an die Reihe kommen. Die Mädchen waren nicht gerade flink, aber garantiert schneller als ich. Der Junge war erschreckend schnell. Er rannte über die treppenförmigen Podeste und wich geschickt den Trainern mit den gepolsterten Schlägern aus, die die Sache noch erschweren sollten. Fast wäre mir die Kinnlade runter geklappt, aber das wäre zu viel des Guten! Zum meinem Glück scheint er bereits fertig zu sein, denn nach seiner Runde geht er los, ohne uns noch eines Blickes zu würdigen. Die Mädchen hinter mir atmeten genau so auf, wie ich in diesem Moment und darüber muss ich fast grinsen. Ich hole noch einmal tief Luft und beginne meine erste Runde. Es läuft auch ziemlich gut, bis die Trainer mit ihren Schlägern kommen. Dem ersten kann ich gerade so entkommen, aber dafür trifft mich der zweite mit voller Wucht in den Magen und ich falle vom Podest. Doch anstatt ungeschickt auf die Matte zu knallen, rolle ich mich gekonnt ab und ziehe mich sofort wieder auf das nächste Podest rauf. Dem kleinen Mädchen in der Reihe entfährt ein leises „wow“ und fühle mich für einen Moment echt cool! Schnell lauf ich weiter und achte peinlich genau darauf, den Schläger auszuweichen und unter ihnen hinweg zu tauchen. Die nächsten fünf Runden laufen genau so ab, nur ohne den Treffer. Dann läutet es zur Mittagspause und alle Tribute verlassen die Halle in Richtung des Speisesaals. Ich warte an der Tür auf Florian und er lächelt leicht als er mich entdeckt. „Hey, wie war's für dich“, fragt er sofort. „Ging so, beim Fallen stellen hab ich total verhauen. War ganz schön penlich. Aber beim Parcours hab ich mich gar nicht so blöd angestellt, wie gedacht! Und wie war's bei dir?“ „Naja, ungefähr genau so. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich mich vom Klettern verhalten sollte“, er reibt sich mit schmerzverzehrtem Gesicht den Hintern, „aber ich kann halbwegs mit einem Schwert umgehen!“ „Du warst schon bei den Waffen!? Wow, respekt“, sage ich wirklich ehrfürchtig. „Wieso“, fragt Florian überrascht. „Wegen denen da“, sage ich mit Nachdruck und mache eine Kopfbewegung zu den Karrieros, die weit entfernt vor uns laufen, um zu hören, was ich sage. „Was ist schlimm an denen? Also außer das sie wahrscheinlich 100 verschiedene Arten kennen, wie sie uns töten könnten!“ Er lacht. „Nein, im Ernst, ich weiß nicht wieso ich Stationen meiden soll, die hilfreich in der Arena sein könnten, nur weil sie dort auch gerade sind. Du warst doch auch mit einem Karriero beim Parcours!“ „Ja, aber er war allein dort. Das ist ein Unterschied! Moment mal! Beobachtest du mich etwa!?“ Ich sehe ihn entgeistert an. „Manchmal...“, räumt er ein. „Ich will dich nur ein bisschen im Augen behalten, dass du nichts Dummes machst. Du scheinst mit dem Mund ziemlich voreilig zu sein!“ Verdammt... Er hat es also schon gemerkt! Mein größte Schwäche...! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)