Living On A Prayer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Hello ---------------- Die Schulglocke klingelt zur Pause. Wieder. Regenwolken kommen zum spielen. Wieder. Hat dir niemand erzählt dass sie nicht atmen? Hallo, Ich bin dein Verstand der dir ein Gesprächspartner verschafft. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Zeit steht still. Ich stehe oberkörperfrei da, meine Narben sind für jeden meiner engsten Freunde sichtbar. Nakaos Augen weiten sich. Ich sehe zu wie seine Augen zu meinem Gesicht fahren, seine Augen funkeln mit einer Mischung aus Mitgefühl und Trauer. Er bewegt sich und ich kann Sano über die Schulter sehen. Er hat es noch nicht gesehen, aber wenn Nakao sich dreht, er stoppt in seiner Bewegung. Ich sehe wie er die sich kreuzenden Kratzer auf meinen Armen, die roten Schnitte und vor allem die lange, noch blutende Schnittwunde am linken Unterarm in sich aufnimmt. Er will nicht in mein Gesicht sehen. Er sieht einfach weg. Ich schaue Nakatsu nicht an. Ich kann den Schmerz in seinen Augen nicht ertragen. „Kayashima! Was zur Hölle?“ zischt Nakatsu. Er durchquert den Raum und hält meinen rechten Arm, was ich nicht sehe, weil ich auf den Boden vor mir starre. „Nakatsu verärgere ihn nicht. Das ist wahrscheinlich das letzte was er braucht.“ „Scheiß drauf!“ schreit Nakatsu Sano an. Mein Kopf zuckt auf den Schock von Nakatsus fluchen nach oben und ich mache den Fehler, dass sich unser Augen treffen. Unter Enttäuschung. „Was ist los, Kayashima? Was machst du denn? Denn wenn ich herausfinde das du dich ritzt...“ „ Ich tu es.“ sage ich mit leiser Stimme. Ich weigere mich irgendjemanden anzuschauen. Der Boden wird mich nicht verurteilen. Nakatsu saugt einen langen, bebenden Atemzug ein. Er legt seine Hände auf meine Schultern und zwingt mich ihn anzusehen. Ich halte meine Augen stets nach unten. „Kayashima. Bitte. Ich flehe dich an. Schau mich an.“ Ich will nicht, denn wenn ich dich anschaue werde ich in Stücke fallen und du wirst alles ruinieren. Es würde alles ruinieren für das ich gearbeitet habe. Er würde es Umeda sagen. Er würde es meinem Vater sagen. Und ich würde schneller wieder in der Klapsmühle sitzen als man Ashiya ist ein Mädchen sagen kann. „'Schima?“ meldet sich Nakao zu Wort. „Bitte, mach was er sagt. Wir machen uns nur Sorgen um dich.“ „Lasst mich einfach alleine.“ Ich schubse Nakatsu von mir, was eine blöde idee ist, denn er ist schnell und stark. Nakao und Sano sind sowieso hier. Aber sie sind leicht benommen und Nakatsu ist der einzige der es wagen würde mich zu berühren, so komme ich an ihnen vorbei und die Treppe hinauf ohne erwischt zu werden. Ich stoße den Perlenvorhang zurück und trete ein. Ich höre wie jemand (schwerer, also wahrscheinlich Nakatsu) beginnt die Treppe hinaufzusteigen, stoppt aber. „Warum darf ich mich damit nicht allein auseinandersetzen? Du bist viel zu aufgebracht.“ Ich kann mir Nakatsus Reaktion vorstellen. Er würde aufblicken, für eine Sekunde und dann auf Sano starren....und nicken. Das musste es sein, denn kurz nachdem höre ich wie eine Tür zugeschlagen wird. Ich ziehe mir ein Sweatshirt über. Ich brauche niemanden der mich untersucht. Ich streife schnell meine nasse Jeans ab und schmeiße sie zu Boden. Sano kommt rein als ich mir meine Pyjama Hose anziehe. Ich blieb weiterhin mit dem Rücken zu ihm stehen. „Ich möchte nur etwas schlafen.“ sage ich ihm immer noch abgewandt. Ich greife nach der Decke meines Bettes und schlage sie über, als Sano mich mich stoppt indem er seine Hand auf meinen Arm legt. „Taiki.“ Mein Vorname fällt aus seinem Mund, seine Zunge stolpert über die ungewohnten Buchstaben. „Niemand nennt mich hier so.“ sage ich ihm. ER hat mich bei meinem Vornamen genannt. ER ist der einzige, der sich wichtig genug fühlt um meinen Vornamen zu benutzen. „Dann Kayashima. Entschuldige.“ sagt Sano erleichtert. Er dreht mich zu sich um. Er ist einen Kopf größer als ich, also muss ich nicht unbedingt nach unten schauen, um Augenkontakt zu vermeiden. Er legt seine Hand auf meine Schulter. „Ich weiß wir sind nicht unbedingt die besten Freunde, aber die Tatsache, dass wir nebeneinander wohnen und mit Nakatsu als Verriegelung für nun fast zwei Jahre, aber...“ Er bricht ab, unsicher was er nun sagen soll. „Es ist okay.“ sage ich ihm und schaue ihn wagemutig an. Sein Körper ist in meine Richtung gedreht, doch sein Kopf ist weggedreht. „Du musst nichts sagen.“ „Klar muss ich.“ Er schaut zu mir herab. „Du verletzt dich selbst. Egal ob wir uns nahe stehen oder nicht. Ich sehe dich trotzdem als Freund.“ Ich drehe mich weg. Sano seufzt. „Ich werde dich niemals zwingen. Ich kann dir sagen, es ist wirklich nicht angenehm, darüber zu reden, und das ist okay. Versuche einfach mit jemanden zu reden, Wir sind alle deine Freunde hier und Nakatsu ist krank vor Sorge.“ Er fährt mit seiner Hand durch sein Haar. „Solange du Hilfe bekommst werden sie glücklich sein.“ Er dreht sich um und geht. Ich blicke auf. Das war so.....einfach. Sano bleibt bei dem Vorhang nochmal stehen und sieht zu mir. „Lass mich dir eine Frage stellen. Du denkst aber nicht über......du weißt schon nach. Suizid. Tust du?“ „Nein.“ Lügner. Unsere Augen treffen sich. Es besteht eine gewisse Verzweiflung in ihnen. Ich kann es ihm nicht übel nehmen. Er glaub mir nicht. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sano verlässt den Raum. Ich kann meine Freunde auf dem Gang mit leisen Stimmen über mich sprechen hören. Ich warte auf der Treppe. Nakatsu wird mit mir reden wollen wenn er zurück kommt. Als er zurück kommt hat er einen stoischen Gesichtsausdruck und seine Aura ist ein schlammiges Blau. Er hat angst. „Nakao sagt er sorgt sich um dich.“ Nakatsu sackt fast tonlos gegen die Tür. Seine Augen starren für einen Moment ausdruckslos in irgendeine Richtung, bevor er auf springt und flott durch den Raum geht. „Mit was ritzt du dich?“ Er beansprucht meine Schultern mit seinen Händen . „Ein Messer? Einem Rasierer? Antworte mir, Taiki.“ Schreit er beinahe und rüttelt an meinen Schultern. Ich weigere mich immer noch ihn anzuschauen. Er greift meinen Arm und zieht den Ärmel hoch. Nachdem er den frischen Schnitt für eine Minute in Augenschein genommen hat zieht er ihn wieder runter. „Messerstiche.“ Er steht auf und durchquert den Raum. „Das war es was du im Badezimmer getan hast. Richtig?“ruft er über seine Schulter als er hinein geht. Ich höre ihn herum kramen, bevor er mit dem perlenbesetzten Messer und dem Blutbeflecktem Handtuch wieder heraus tritt. „Das werde ich behalten.“ Er verstaut das Bündel zwischen seiner Matratze und dem Federkern. Ich halte ihn nicht auf. Ich brauche das Messer nicht für meine Pläne und wenn doch kann ich es immer noch von Nakatsu klauen, während er beim Fußballtraining ist. Nakatsu setzt sich auf sein Bett und stützt seinen Kopf mit seinen Händen. „Sano meint, du sagtest du würdest nicht über einen Suizid nachdenken. Aber er glaubt du lügst.“ Ich antworte noch immer nicht. Ich schaue ihn nicht einmal an, also erschrecke ich als eine große Hand sich um meinen Oberarm wickelt und mich hoch zieht. „Was machst du?“ „Halt den Mund, Taiki. Ich werde die Wunden reinigen. Es wird sich sonst entzünden.“ Ich fange an zu argumentieren, dass ich schon mich nun schon seit 2 Jahren ritze und es sich noch nie etwas entzündet hat. Aber das würde mir in diesem Fall nicht helfen. Als wir ins Bad kommen, dreht er das Wasser auf und schnappt sich einen Waschlappen aus dem Schrank. Er dreht sich um, unsere Augen treffen sich immer noch nicht. „Shirt aus.“ sagt er bevor er seine Hand unter das Wasser hält um zu prüfen ob es warm genug ist. Ich beginne die Ärmel aufzurollen, aber er schnappt sich den Saum meines Sweatshirts. „Ich sagte ausziehen. Zieh es aus.“ „Aber....“ „Ich werde darüber nicht mit dir diskutieren.“ Nakatsu ergreift den Saum und reißt es über meinen Körper. Normalerweise würde ich mich wehren, aber er hat es schon gesehen und er könnte mir in den Arsch treten wenn es zum Kampf kommen würde. Er schaut mich wieder an und starrt auf die Karte aus Fleisch und Knochen von all meinen Sünden geschnitzt. Ich habe etwas zu genommen, so das mein Brustkorb nicht sehr ausgeprägt ist, doch die Schrägstriche von vor einigen Jahren beschreiben genau die Positionen meiner Knochen. Er taucht den Lappen in das heiße Wasser und verteilt Seife darauf. Er reibt sie ein bevor er damit meine blutverschmierte Haut berührt. In der Sekunde in der er meinen Schnitt trifft, sticht es als ob jemand mit einer Peitsche darauf schlägt. Ich reiße meinen Arm weg. „Still halten, Kayashima!“ „Das tut weh!“ „Und sich mit dem Messer selber aufschneiden nicht?“ murmelt er mehr zu sich selber, als er weitermacht meine nun brennende Wunde zu betupfen. Ich beiße mir auf die Lippe um nicht los zu schreien. Es...... tut weh. Es tut wahrhaftig weh. Schmerzt mehr als alles andere was ich die letzten Jahre gefühlt habe. „Wie lange ritzt du dich schon?“ fragt mich Nakatsu nach einer Minute. Ich zucke mit meinen Achseln. „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht 5 Jahre oder so. Etwas weniger.“ Nakatsu stoppt seine Handlung. „So um die Zeit wie du mit der Middleschool anfingst?“ fragt er. Richtig. Das ist richtig nachdem ich IHM begegnet bin. ER war es der es mir gezeigt hat. „Schätze ich.“ sage ich. Ich will das wirklich nicht mit ihm ausarbeiten, aber Nakatsu hat eine andere Vorstellung. „Warum bist du angefangen?“ Das ist nicht deine Sache. „Ein Freund hat es mir gezeigt.“ Nakatsu hört auf meine Wunden zu desinfizieren und schaut mir in die Augen. „Kein guter Freund.“ „Das ist kein Scherz.“ sage ich in der Hoffnung die Konversation sei nun beendet. Er sagte kein Wort bis meine Schnitte bandagiert und wir zurück im Zimmer sind. Nakatsu ruft meinen Namen und wirft mir mein Handy entgegen, als ich mich umdrehte. „Dein Vater hat 3x angerufen. Das letzte mal habe ich abgenommen und ihm gesagt du seist verschwunden.“ „Das hast du nicht!“ „Natürlich habe ich es getan.“ seine Augen sind abgewandt. „Du bist mitten in einem Schneesturm ohne Mantel oder Handy verschwunden. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ „Ich bin fast 17. Ihr braucht mich nicht jede Minute beobachten.“ „Anscheinend schon.“ Ich atme aus. Okay. Ich werde meinen Vater anrufen und erklären, dass ich weg war um Zahnpasta zu kaufen und das mein Zimmergenosse nur überreagiert, solange Nakatsu mich nicht dazu zu bringt ihm zu sagen das ich.... „Und ich möchte auch, dass du ihm sagst das du dich ritzt.“ „Nein.“ Das würde alles ruinieren. Er wird keine Wahl haben meinen Arzt zu kontaktieren, dann werden sie mich zurück in das Krankenhaus bringen und mich wieder wegsperren. Das darf nicht passieren. Ich kann nicht zulassen das es passiert. Nakatsu sitzt auf seinem Bett und starrt ins nichts. „Er muss es wissen, damit du Hilfe bekommst.“ „Habe es versucht. Sie können mich nicht reparieren.“ Nakatsu sieht mich kurz aus seinem Augenwinkel an. „Du brauchst nicht repariert werden, Kayashima. Du bist nicht kaputt.“ Er kommt zu mir und zerzaust meine Haare. „Du bist nur krank.“ Ich schlage seine Hand weg. Er versteht es nicht. Ich bin dort gebrochen, wo man es nicht sehen kann. „Mein Vater weiß schon das ich mich ritze.“ „Du hast es ihm erzählt?“ Nakatsu beäugt mich argwöhnisch. Ich stottere und stolpere über meine Worte: „ Ähm, nun, ich, nein.“ Ich werde diesen Tag nie vergessen. „Also hat er es gesehen?“ „Nein.“ Ich kann es ihm nicht sagen. Ich kann es nicht selber sagen. „Und woher weiß er es?“ Nakatsu verschränkt seine Arme und starrt auf mich herab. Ich starre auf meine Hände in meinem Schoß. Weil er mich gefunden hat. „Kayashima.“ Weil er der ist der den Krankenwagen gerufen hat. Weil er der ist der meine Hand hielt während wir auf das Rettungsfachpersonal gewartet haben. „Antworte mir, Kayashima!“ Weil er der war der schluchzend an meinem Krankenhausbett saß als er dachte ich würde schlafen. „Kayashima. Kayashima!“ Nakatsu rüttelt an mir. Ich habe ihn gar nicht bemerkt. „Ich habe es versucht.“ „Was hast du versucht?“ Nakatsu schaut mich mit einem Besorgnis erfülltem Blick an. Er hat nur einmal geweint wenn er gewusst hat,dass ich wach war. „Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht.“ Ich stemme mich und wage es zu sagen während ich in seine Augen schaue. „Ich habe versucht mich umzubringen.“ Als ich das erste Mal aufwachte, wollte er mir nicht in die Augen sehen. Er verschränkte meine Arme, aber hielt seine Augen von meinem Gesicht entfernt. „Ich weiß.“ sagte er. „Ich weiß was du dir selber angetan hast.“ Ich ignorierte es und hoffte das es verschwindet. Selbst jetzt....will er mir nicht in die Augen schauen. „Kayashima...“ Nakatsu sitzt neben mir auf der Stufe und fährt sich mit seinen Fingern durchs Haar. „Es tut mir so leid. Ich habe es nicht gewusst.“ „Es ist okay.“ hörte ich mich selber sagen. „Das ist der eigentliche Grund warum er mich hierher geschickt hat. Zur Osaka High. Damit ich nicht bei meinen alten Klassenkameraden sein muss.“ „Haben sie...“ Nakatsu stoppt. Er weißt nicht was er sagen soll. „Ich habe eine Menge Mist wegen der Geister Sache zu hören bekommen.“ Erzähle ich ihm einfach. Ich stehe auf und strecke mich. „Du weißt, dass ich mich nicht in der Lage dazu fühle darüber zu reden.“ Nakatsu greift meinen Ärmel. „Du musst immer noch deinen Vater anrufen.“ „Jetzt? Er schläft bestimmt. Es ist fast 1 Uhr morgens.“ „Ruf ihn an. Er sorgt sich um dich. Er wird wahrscheinlich nicht ins Bett gehen bevor du ihn angerufen hast.“ Ich weiß das es wahr ist, aber ich mag es nicht wenn Nakatsu mir das unter die Nase reibt. Er packt mich am Arm. „Und du wirst ihn über das ritzten informieren. Oder ich tu es. Und glaub mir ich werde es nicht schönreden. Ich kann es nicht haben. „Okay.“ sage ich. „Aber du nimmst nicht mehr ab, wenn mein Vater anruft.“ Nakatsu atmet scharf ein. „Abgemacht.“ sagt er. Ich nehme das Handy und nehme meinen Mantel. „Warte, wo gedenkst du hin zu gehen?“ „Aufs Dach.“ sage ich. „Da hat man den besten Empfang, in diesem Gebäude.“ Er nimmt meinen Mantel. „Auf keinen Fall. Ich lasse dich nicht auf das Dach.“ „Was denkst du werde ich tun?“ Dumme Frage. Nakatsu lässt die Schultern hängen. „Ich würde mich einfach nur besser fühlen wenn du nicht dort hoch gehst.“ „Okay.“ Ich lege den Mantel zurück. „Ich gehe runter in den Aufenthaltsraum. Nakatsu schaut erleichtert. „Danke, Kayashima.“ sagt er. Her schaut hinab und setzt sich zurück auf sein Bett. „Ich hoffe wirklich, dass dein Vater in der Lage sein wird dich für deine Handlungen verantwortlich zu machen. Ich kann ein lächeln aufbringen, bevor ich auf den Flur hinaustrete und die Tür schließe. Fang nicht an dir Sorgen zu machen, Taiki. Du machst das nur seinetwillen. Sie werden ohne dich viel glücklicher sein. Alle von ihnen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Plötzlich weiß ich, ich schlafe nicht. Hallo, Ich bin immer noch hier. Alles, was von gestern übrig geblieben ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)