Der Fluch der Meerjungfrau von irish_shamrock (Die Gier und ihre verheerenden Folgen) ================================================================================ Kapitel 14: Vom Suchen und Finden, Fühlen und Verstehen ------------------------------------------------------- Der Fluch der Meerjungfrau ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ Kapitel Vierzehn ≈ Vᴏᴍ Sᴜᴄʜᴇɴ ᴜɴᴅ Fɪɴᴅᴇɴ, Füʜʟᴇɴ ᴜɴᴅ Vᴇʀsᴛᴇʜᴇɴ ≈ Ewig konnten wir unser Beisammensein nicht auskosten. Die Stimmen, die an meine Ohren drangen, erst so weit entfernt, rückten näher. Ich wandte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich den Tumult vernahm, ehe sich ein Grinsen auf meinen Lippen ausbreitete. Sanji jedoch schien nicht viel daran gelegen, die Ruhe, oder mich, zu teilen. Fester hielt er mich in seinen Armen, als drohte ich, ihm abermals zu entwischen. Wieder lehnte ich mich gegen ihn, genoss das Schlagen seines Herzens, das mich vor so viel Elend beschützt hatte. Ihn bei mir zu wissen, ließ mich das Geschehene beinahe vergessen. »Mann ... hey, Ruffy! Lass sie in Ruhe!«, dröhnte Zorro, als wir das kichernde Lachen unseres Kapitäns vernahmen. Sanji, die Stirn zwischen meine Schulterblätter gebettet, gab nur einen ergebenen, murrenden Laut von sich. »Nami!«, rief Ruffy laut grölend und ruderte wild mit den Armen. Lysop und Chopper liefen mit Tränen überströmten Gesichtern und triefenden Nasen auf uns zu. »Lass sie doch«, sagte ich sanft und versuchte mich aus Sanjis Umarmung zu lösen. Widerwillig ließ er es geschehen, hielt jedoch meine Hand fest mit seinen Fingern umklammert, als ich mich aus dem Sand erhob. Mein Blick erfasste Robin, die ein erleichtertes Seufzen von sich gab. »Euer Timing war auch schon mal besser!«, fauchte ich, grinste jedoch. Abrupt kam Ruffy vor uns zum Stehen, legte den Kopf schief und wandte sich zum Rest der Crew um. »Wie ...?«, hob unser Kapitän an, doch wurde er von Lysop unterbrochen. »Die beiden wollen allein sein, siehst du das nicht?«, zischte dieser und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Nein«, sagte ich freiheraus, »das meine ich nicht.« Kurz sah ich zu dem Smutje, der sich ebenso erhoben hatte, doch wirkte Sanji bei meinen Worten ein wenig zerknirscht, um nicht zu sagen, verletzt. »Nein, nein, so meine ich das nicht!«, entfloh es mir hastig und ich hoffte, die trübe Stimmung des Jungen so etwas abzumildern. »Warum seid ihr zu spät gekommen?«, verlangte ich zu wissen und richtete meinen Fokus wieder auf Robin. Ich wusste, dass sie keinerlei Schuld traf und doch appellierte ich in diesem Moment an ihre diplomatische Ader. »Auf den Klippen?«, fügte ich hinzu, da ich nicht wollte, dass das Missverständnis heikler oder Sanjis Gemüt noch verbitterter wurde. Doch Robin blieb stumm, während sich der Zauber des Wiedersehens langsam davonzuschleichen versuchte. »Tut mir leid«, murmelte ich und senkte betreten den Blick. Ich sollte mich schämen, denn nur durch meine Gier waren wir in einen solchen Schlamassel geraten. Salzige Perlen sammelten sich in meinen Augen, brannten und drohten sich in meiner Kehle zu verfangen. Ich schluckte an dem schweren Kloß, der mir die Luft zunehmen drohte. Erst, als meine Knie den weichen Sand berührten bemerkte ich, dass ich in Tränen ausgebrochen und in mich zusammengefallen war. Doch all mein Weinen änderte nichts an der Vergangenheit, oder den Worten und Anschuldigungen, die ich vorgebracht hatte. Dass ich überhaupt noch ein Teil der Crew war ... »Nami?« Ich hob den Kopf, versuchte etwas durch den trüben Schleier zu erspähen und blinzelte die Tränen fort. Die Archäologin trat auf mich zu, klaubte mich auf und drückte mich an sich. »Hey Jungs, das klären wir später. Jetzt lasst uns erst einmal etwas essen.« Ihre Worte und das laute, fröhliche Zustimmen der Mannschaft, ließen mich zitternd auflachen. »Ist schon gut«, fuhr Robin flüsternd fort und strich über mir über den Kopf. Durch all den Trubel war das Knurren meines Magens völlig in den Hintergrund gerückt. Dass ich in all den Stunden nichts gegessen hatte, rächte sich nun und ich verschlang regelrecht die Portionen, die man mir auftrug. Wir hatten das Frühstück kurzerhand an den Strand verlegt und nahmen uns von dem reichhaltigen Angebot, das Sanji für uns bereitstellte. Chopper hatte mich, bevor wir uns auf das Menü stürzten, einer ausgiebigen Untersuchung unterzogen. Erleichtert hatte unser Arzt geseufzt, als er keinerlei Blessuren ausfindig machen konnte. Nun, abgesehen von ein paar Schrammen und blauen Flecken, die aber alsbald verheilen würden. Auch Sanji wurde einer akribischen Sichtung unterzogen, doch bei ihm stellte Chopper, zu meiner Angst, mehr Wunden fest, die jedoch im inneren Bereich lagen. Geprellte und angeknackste Rippen ... dass er sich in die Fluten gestürzt und sein Leben riskiert hatte ... »Alles okay«, sagte er und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, während Chopper einen Verband um seine Brust schlang. Er musste meinen ängstlichen, bangen Blick bemerkt haben. Wieder schluckte ich an einem Kloß in meinem Hals, der angefüllt von Schuldgefühlen war. »Hey«, meinte Sanji und haschte nach meiner Hand, die er zuversichtlich drückte. »Es ist alles in Ordnung. Nichts, was unser Chopper nicht wieder hinkriegt, oder Chopper?« Das Rentier, so sehr in seiner Arbeit vertieft, hob den Blick, zuckte mit den Öhrchen und nickte. Ich blieb so lang, bis unser Arzt den Smutje freigab. Die Bandage blitzten ab und an unter Sanjis Hemd auf, während er sich der Zubereitung des Essens widmete. Mein Blick schweifte umher, blieb an Lysop und Ruffy hängen, die so unbefangen schienen. Ich erspähte Zorro, der ausgestreckt im Sande liegend ein Schläfchen hielt, Franky, der Sanji dabei half, die nötigen Vorkehrungen für das Brutzeln und Braten zu treffen. Brook, der munter auf seiner Violine spielte und eine Siegeshymne zum Besten gab. Robin saß etwas abseits, im Schatten der Bäume, die Hände im Sand aufgestützt und Beine ausgestreckt. Ich entschied das Gespräch mit ihr zu suchen, da der Rest der Crew mit sich, oder dem Essen beschäftigt schien. Langsam ließ ich mich neben ihr nieder, zog die Knie an und starrte aufs Meer. »Also ...«, sagte ich und wandte mich ihr zu. Auf Robins Gesicht trat ein Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. Dann zog auch sie die Beine an, schlang die Arme um ihre Knie und richtete, wie ich zuvor, den Blick auf die See. »Viele Informationen haben sie uns nicht geben können«, begann sie und ich wusste, dass sie die Dorfler meinte. »Doch ein alter Mann, der Dorfälteste, hatte berichtet, dass ein Exemplar der Sage auf Pergament gebannt wurde.« »Ach?«, entkam es mir überrascht und ich nickte zögernd, verstand jedoch nichts. Ich entließ die angehaltene Luft, als Robin mit ihrer Erzählung fort fuhr: »Es war schon spät, nach elf Uhr, doch er gebot uns, das Schriftstück näher zu betrachten. Wir sagten ihm, dass wir Forscher seien, die sich auf Legenden und Mythen spezialisiert hatten. Zwar beäugte er den Schwertkämpfer kritisch, doch als ich ihm sagte, dass es sich bei diesem mürrisch-dreinblickenden Kerl um unseren Bodygard handle, gab sich der alte Herr damit zufrieden und führte uns zu einem Altar, der die die Legende barg. Die Schrift war alt, das Papier verwittert und beinahe nicht mehr zu entziffern«, legte die Archäologin nach. »Aber ...«, unterbrach ich Robins Rede. »Wenn ein solches Schriftstück existierte, warum haben mir die Bewohner dann keine richtige Auskunft geben wollen?« »Vermutlich aus Angst«, erklärte meine Kameradin. »Viele, junge Männer mussten ihr Leben lassen, sobald die Hexe dem Meer entstieg.« »Hm ...«, murmelte ich grübelnd. »Hatten mich die Dorfler etwa aus Vorsicht mit falschen Informationen versorgt?« »Unwahrscheinlich«, fuhr Robin fort. »Alle hier wissen um die Legende. Wir waren vermutlich nur zur falschen Zeit, am falschen Ort.« »Du meinst ...«, überlegte ich weiter. »Wenn sie um den Fluch der Hexe wussten, dann haben sie nur auf ein dummes Kind gewartet, das nach der Truhe sucht?« Robin schwieg und mir wurde mit einem Male ganz flau im Magen. Wie naiv, einföltig und blind ich doch gewesen war! Gierig, gar besessen von einem Schatz. »Dieses Pack!«, fluchte ich und spürte heiße Tränen der Wut und Enttäuschung in meinen Augen brennen. »Die haben mich benutzt! Mich belogen!« »Nami«, versuchte mich Robin zu beschwichtigen, doch ich winkte ab. Der Groll in meinem Inneren brodelte jedoch unerbittlich. »Soll ich weitererzählen?«, fragte Robin und ich nickte widerwillig, ehe sie damit begann, die Bruchstücke des Puzzles zusammenzufügen. »Die dunkle Fee, die die Krone verzauberte, war unsterblich in den Königssohn verliebt«, sprach Robin und ich nickte abermals, da mir dieser Teil bereits bestens bekannt war. »Dieser jedoch, hatte sich ein Mädchen des Meeres verliebt. Der Hexe jedoch missfiel die tiefe Zuneigung des Jungen, da sein Herz nicht für sie, sondern für die Tochter der See schlug. Das Kind des Ozeans sehnte sich jedoch ein Leben an Land herbei, um für immer mit ihrem Liebsten zusammen zu sein und zu ihrem Glück half man ihr dabei, nicht wissend, dass jene Güte nur ein fauler Zauber war, hinterlistig, falsch und durchtrieben. Doch die Hexe schenkte dem Mädchen statt den Flossen zwei Beine und als der Prinz seine Liebste erspähte, verlangte er sofort die Heirat. Als Zeichen seiner Liebe und Treue übergab ihr die Tiara. Oben, auf den Klippen, schlossen sie ihr Versprechen, aber jemand kam ihnen zuvor. Der Hexe, deren Schönheit jedes Herz verwirrte, war es nicht gelungen, die Zuneigung des Thronerben zu gewinnen, denn dieser hatte sich in das zauberhafte Wesen mit den Flossen verliebt. Die Zurückweisung und das Unverständnis wallten im Innern der Frau, sodass sie das Schmuckstück mit einem Fluch belegte. Sobald die Krone das Haupt des Meermädchens berührte, zierte eine Flosse erneut ihren Leib.« Ich schluckte, denn mir war es auf den Klippen nicht anders ergangen. Zwar schien das glitzernde, schimmernde Krönchen seine Macht verloren zu haben, doch war die Tiara nur das Mittel zum Zweck. »Es war der Tochter Neptuns nicht vergönnt, mit ihrem Geliebten zusammen zu sein. Die finstere Magierin labte sich an dem Unglück der beiden Liebenden. Die gekrönte Prinzessin stürzte sich die Klippen hinab, da ihr ein Leben an Land nun nicht mehr geboten war. Der Prinz jedoch vermisste seine Braut so schmerzlich, dass er sich ebenso in den Tod stürzte. Sein Blut mischte sich mit den salzigen Wellen, während sein Mädchen Tränen vergoss. Nicht ohne ihren Liebsten leben wollend, fand sie eine Möglichkeit, auch ihrem Dasein ein Ende zu setzen. Sie bat die Hexe erneut um einen Gefallen, und diese erfüllte ihr jenen Wunsch mit Freuden, auch wenn das dunkle Herz der Frau einen Riss davon trug. Während ihr Körper auf den Boden des Meeres sank, flog die Seele des Mädchens in den Himmel hinauf, um sich dort, in aller Hoffnung, mit der ihres Prinzen zu vereinen, doch die Hexe verschloss das fühlende Innere des Mädchens in eine Truhe. Die dunkle Fee, noch immer voll Gram und verschmähter Liebe, schwor jedem Mann Rache. Rache für ihr Unglück und die unerwiderte Liebe. Und wenn die Zeit gekommen ist, so erhebt sie sich aus den Wellen, in den Händen eine Truhe haltend. Und all dies geschah vor langer Zeit, in einer mondhellen Nacht.«, damit endete Robin die Legende. Ich schluckte und wischte mir die Tränen von den Wangen. »Aus diesem Grund war es der Hexe so wichtig, dass du die Truhe findest. Vielleicht ergab sie sich der Hoffnung, dass die Tage, bis zum Vollmond, nicht genügten, um dich von dem Flucht zu befreien.« Ich nickte, doch lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. »Dann waren die Perlen und Goldstücke ...?«, meine Gedanken überschlugen sich. »Nein, Nami«, meinte Robin. »Die Truhe war leer. Nur die Tiara war darin verborgen.« »Und die Seele der Meerjungfrau?«, fragte ich hastig und befand mich nun Nase an Nase mit Robin. »Die Schutzheilige, der gute Geist«, erwiderte meine Kameradin und ich wich von ihr zurück. »Vielleicht hat sie dich beschützt?« Ich forschte in meinen Erinnerungen. Die Truhe war leer, keine Perlen, kein Silber, kein Gold. Die Hexe und die Bewohner dieser Insel hatten also wirklich nur auf ein dummes Kind gewartet, dass sich der Gier ergab. »Beschützt?«, wiederholte ich und zog die Stirn in Falten. »Und was hat Sanji damit zu tun?« »Möglicherweise schützt sie die Liebenden«, gab Robin zurück und zuckte die Schultern. »Ein Jüngling und ein Mädchen, die zusammengehören ...« Ich warf meiner Freundin einen skeptischen Blick zu, ehe ich mich nach Sanji umsah und das warme Gefühl bemerkte, das sich unweigerlich in mir ausbreitete. »Möglich ...«, flüsterte ich. »Offenbar musstest du all das auf dich nehmen, um zu erkennen, dass ...«, hob sie an, doch dann verstummte Robin. »Die Jungs rufen zum Essen.« So schnell, wie sie die Worte gesprochen hatte, erhob sie sich, klopfte sich den Sand von der Hose und hielt auf die lange Tafel zu. Ich blieb, wo ich war und dachte an die letzten Minuten zurück. »Lasst uns von hier verschwinden!«, hörte ich Zorro sagen, als wir die restlichen Sachen zusammenpackten. »Ja«, grölte Franky und ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Wir haben hier schließlich genug Zeit vertrödelt. Oh, ähm, nichts für ungut, Nami.« »Kein Problem«, sagte ich. »Aber eine Nacht müssen wir noch bleiben. Der Logport stellt sich erst in ein paar Stunden wieder neu ein.« Das allgemeine Raunen ließ selbst die Vögel in dem Wäldchen aufgeschreckt davon fliegen. Die Sonne versank langsam in den Wellen, während sich der Himmel färbte und die Nacht allmählich anschlich. »Der Mond nimmt ab.« Ich zuckte zusammen, als ich Sanjis Stimme hinter mir ausmachte. Er trat an meine Seite und blickte, ebenso wie ich, zum Firmament hinauf, wo sich bereits vereinzelte Sterne blinkend zeigten. Schweigend haschte ich nach seinen Fingern und legte meinen Kopf an seine Schulter. »Hat euch Robin von der Legende erzählt?«, fragte ich und schielte zu ihm auf. Sanji nickte, entwand sich meiner Hand, legte mir den Arm um die Hüfte und zog mich näher zu sich heran. Ich stutzte, als ich die kleinen Lichter bemerkte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. »Glühwürmchen«, entfloh es mir, doch ich erntete nur ein amüsiertes Schnauben. Sanji drückte mir einen Kuss aufs Haupt, während ich mich noch näher an ihn drängte. Ich spürte sein schlagendes Herz, hörte das Trommeln und erinnerte mich, dass ich ohne ihn verloren war. »Sanji«, flüsterte ich und zwang ihn, mich anzusehen, indem ich nach seinem Hemd griff. Seine Finger fuhren zu meinem Gesicht, hielten es behutsam und vorsichtig, als befürchte er, ich könne zerbrechen. Ich reckte mich ihm und seinen Lippen entgegen und Sanji kam meiner stummen Aufforderung nach. Ein Rauschen erfasste meine Ohren, mein Puls schlug wild. Ich unterbrach jenen Moment, indem ich meine Arme um seine Mitte schlang und mein Kopf abermals an seiner Brust ruhte. »Danke«, entkam es mir schwer atmend, aber dennoch erleichtert. Ich hatte mein Leben wieder, meine Freunde, meinen Traum ... und ich hatte jemanden, der mich beschütze und mich liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)