SchwarzWeiß von LadyOfDeath ================================================================================ Kapitel 2: Geburtstag --------------------- Geburtstag An ihrem 16. Geburtstag stand Shyla vor dem heiligen Baum ihres Dorfes. Sie trug eine lederne schwarze Hose und ein ebenso schwarzes Top. Ihre Arme wurden von Schonern geschützt. An ihrem Gürtel hing ein Schwert und über ihrer Schulter trug sie einen Köcher mit Pfeilen und einen Langbogen. Heute war der Tag gekommen. Sie würde in den Schwarzen Wald gehen und dort den Dämon erlegen. Damit würde sie zu einem vollwertigen Mitglied ihres Dorfes werden und konnte endlich das Erbe ihres verstorbenen Vaters antreten. Wie lange hatte sie sich nach diesem Tag gesehnt. Entschlossen band sie ihr langes weißes Haar zu einem Pferdeschwanz und machte sich auf den Weg. Niemand war zu sehen als sie das Dorf verließ. Als sie durch das weitgeöffnete Tor schritt schloss sich dieses wie von Geisterhand hinter ihr. Ohne den Reißzahn des Dämons würde man sie nicht wieder einlassen. Sie selbst hatte es sich zur Aufgabe gemacht einen ganz bestimmtes Monstrum zu finden und zu töten, denn die Regeln des Dorfes besagten nicht welche Art Dämon man töten musste um ein vollwertiges Mitglied zu werden. Doch dieser hatte ihr etwas sehr wichtiges genommen und nun würde sie sich an ihm Rächen. Ihren Blick fest nach vorn gerichtet lief sie weiter. Es würde einige Tage dauern bis sie den Schwarzen Wald erreichen würde. Falls sie den Weg dorthin überstand, aber daran zweifelte sie keine Sekunde. Sie hatte sich jahrelang auf diese Aufgabe vorbereitet. Seitdem sie laufen konnte hatte sie mit dem Schwert trainiert und im Bogenschießen war sie eine wahre Meisterin geworden. Doch einen wirklichen Kampf hatte sie noch nie bestritten. Den Bewohnern ihres Dorfes war es verboten das Dorf zu verlassen. Nur die Krieger, die einen Reißzahn trugen durften dies. Bald würde sie auch so eine Kriegerin sein und ihr Dorf von der Tyrannei der Erhabenen befreien. Zur gleichen Zeit schlich ein junger Jäger durch das Unterholz des Schwarzen Waldes. Er war mit Schwert bewaffnet. Seine schwarzen Haare hielt er mit einem Band aus seinem Gesicht. Seine schwarzen Augen funkelten als er ein leises Rascheln vernahm. Würde er endlich fündig werden? Shyla erreichte nach nur drei Tagen den Rand des Schwarzen Waldes. Die Sonne ging bereits unter und so beschloss sie hier ihr Nachtlager aufzuschlagen. Sie sammelte einige Äste und Zweige aus der näheren Umgebung und schichtete sie zu einem ordentlichen Haufen auf. Dann setzte sie das Holz mit Hilfe eines Feuersteins in Brand. Gleichmäßig zuckten die Flammen empor und erhellten ihren Lagerplatz. Aus ihrer Tasche nahm Shyla ein Stück Trockenfleisch und kaute darauf herum. Es war nicht sehr lecker, nahm jedoch wenig Platz weg und war überaus nahrhaft. Nachdem ihr Hunger gestillt war nahm das Mädchen noch eine Frucht aus ihrer Tasche. Es war eine kleine Melone, die eine Menge Flüssigkeit enthielt und so ihren Durst löschte. Nun lehnte sie sich an einen Baumstamm und sah in den Himmel. „Vater, ich werde deinen Wunsch erfüllten und eine der stärksten Kriegerinnen unseres Dorfes. Ich verspreche dir, ich werden den Dämon finden, der dich getötet hat und mit seinem Fangzahn zurückkehren.“ Dann schloss sie ihre Augen und fiel in einen leichten Schlaf. Ein Ohr immer auf die Geräusche in ihrer Umgebung gerichtet, ruhte sie so bis zum nächsten Morgen. Als sie erwachte war das Feuer bereits niedergebrannt. Sie beseitigte die Reste des Lagerfeuers und achtete darauf möglichst alle Spuren ihres Lagerplatzes zu vernichten. Dann begab sie sich in den Wald. Sie war noch nicht weit gekommen, als sie plötzlich ein leises Rascheln hinter sich vernahm. Langsam drehte das Mädchen sich um, immer darauf bedacht möglichst keine Geräusche zu machen. Wieder raschelte es. Gemächlich kroch nun aus einem der Büsche eine riesige Schlange hervor. Shyla wich ein paar Schritte zurück. Die Schlange hingegen hob interessiert den Kopf und betrachtete das Mädchen mit einer gewissen Neugierde. Dann öffnete sie ihr Maul und entblößte damit ihre gewaltigen Giftzähne. Shyla lief ein kalter Schauer den Rücken herunter. Sie griff nach ihrem Schwert und als wenn die Schlange auf diesem Moment gewartet hätte schoss sie nun auf das Mädchen zu. Dieses zog gerade noch rechtzeitig die Klinge aus der Schwertscheide um den Angriff abzuwehren. Die Schlange zischte bösartig. Wieder setzte sie zum Angriff an, doch diesmal war Shyla besser darauf vorbereitet und schlug zu. Mit einem lauten Krachen schlug der tote Körper der Schlange auf. Sie hatte ihren ersten echten Kampf bestritten. Etwas angewidert besah sich Shyla nun ihr Schwert mit dem sie der Schlange den Kopf abgeschlagen hatte. Grünes Blut klebte an ihm. Das war also eine dämonische Schlange gewesen. Hätte sie sich aber auch gleiche denken können. So riesige Schlangen gab es doch gar nicht. Das Mädchen wischte mit ein paar Grasbüscheln ihr Schwert sauber und schob es zurück in seine Scheide, dann setzte sie ihren Weg fort. Ihr begegneten an diesem Tag noch weitere niedere Dämonen, doch war nicht derjenige dabei, den sie suchte. Am Abend schlug sie auf einer kleinen Lichtung ihr Lager auf. Am nächsten Morgen vernichtete sie alle Spuren ihres Lagers und wollte sich gerade wieder auf die Suche nach dem Dämon machen, als plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Krach ein gigantisches Ungetüm aus dem Wald brach. Das Monstrum hatte große ledrige Flügel und war am ganzen Körper mit schwarzen Schuppen bedeckt. Seine rotglühenden Augen richtete der Drache nun auf das Mädchen und blickte es neugierig an. „Ein Drache,“ schoss es Shyla durch den Kopf. Sie wich ein paar Schritte zurück und zog zeitgleich ihr Schwert. Wusste jedoch, dass der Stahl nicht wirklich etwas gegen den harten Panzer der Echse hätte ausrichten können. Der Drache legte seinen Kopf schief und wirkte beinahe ein wenig belustigt. „Ihr Menschen seid schon eine merkwürdige Rasse. Meinst du ernsthaft dein Zahnstocher könnte mir auch nur einen Kratzer zufügen?“ ertönte mit mal eine dunkle Stimme. Shyla sah sich hektisch um, sah jedoch niemanden dem die Stimme gehören könnte. Ungläubig sah sie den Drachen an. „Kannst du etwa sprechen?“ Der Drache schüttelte amüsiert den Kopf. „Das kann wirklich nur der Mensch. Etwas sehen und es gleichzeitig in Frage stellen. Natürlich kann ich sprechen oder siehst du hier sonst jemanden, der uns noch Gesellschaft leistet?“ „Nein. Nein, nicht wirklich.“, antwortete Shyla noch leicht irritiert. Währenddessen ließ sich der Drache auf der Lichtung nieder und betrachtete weiter neugierig das Menschenmädchen vor sich. „Nun sag doch mal. Was tust du hier? Dies ist eigentlich kein Ort für Menschen und für so junge Mädchen wie dich schon gar nicht.“ Shyla sah empört auf. Hielt dieses Ungetüm sie etwa nur für ein kleines hilfloses Mädchen? Leicht pikiert antwortete sie daher: „Ich bin auf der Jagd nach einem bestimmten Dämon. Vielleicht kennst du ihn sogar. Sein Name lautet Shimaru.“ Nachdenklich schaute der Drache sein Gegenüber an. Da hatte sie sich aber einen gefährlichen Gegner ausgesucht. „Hm. Kein leichte Beute, die du dir da ausgesucht hast. Wieso jagst du gerade ihn? Und mal was ganz anderes: Wie heißt du eigentlich?“ Shyla funkelte den Drachen wütend an. „Mein Name ist Shyla und ich habe mir meine Beute nicht ausgesucht, dass hat sie selbst getan in dem dieses Monster vor vielen Jahren meinen Vater tötete und mein halbes Dorf niedermetzelte ohne einen ersichtlichen Grund.“ Der Drache konnte die Wut des Mädchens deutlich spüren und auch ihren Willen, denjenigen der ihr solches Leid zugefügt hatte unschädlich zu machen. Traurig schüttelte er seinen Kopf. „Das wäre eine Verschwendung. Glaubst du wirklich du hast gegen einen so mächtigen Dämon auch nur den Hauch einer Chance? Lass es Mädchen. Nimm meinen Rat an und verlasse diesen Wald. Sieh ab von deiner Rache und stürze dich nicht blindlings in dein Verderben.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen. Was verstehst du schon von meinen Gefühlen?“, schrie Shyla dem Drachen entgegen und wand sich von ihm ab. Ohne weiter darüber nachzudenken lief sie in den Wald hinein. Was verstand dieser Drache schon, was verstand überhaupt jemand von ihrem Kummer und dem Leid, was ihr wiederfahren war. Niemand würde sie je verstehen. Denn niemand wusste welche Schuld sie mit sich trug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)