Fantasien der Nacht von Lilime ================================================================================ Kapitel 17: eine Crew findet zusammen ------------------------------------- Vergangenheit Überlegend betrachtete Nikara den alten Mann, der vor ihr stand und mit dem Finger in die Richtung einer Bar zeigte. Er meinte, wenn sie wirklich eine Mitfahrgelegenheit suchte, solle sie sich am besten dort umsehen. Knapp nickte sie und lächelte ihn dankbar an. In Gedanken jedoch malte sie sich schon die folgende Szenerie aus: Sie, wie sie vor riesigen, halbbetrunkenen Piraten stand und sie bat, sie mit auf die nächste Insel mitzunehmen. Wahrscheinlich würde man sie auslachen. Gut möglich sogar. Nein, höchstwahrscheinlich. Aber bei ihrem Aufzug auch fast verständlich. In dem blütenweißen Sommerkleid und der weißen Blume im Haar, wirkte sie nicht so, als wüsste sie, was es heißt, mit Gesetzlosen zu reisen. Doch Aussehen konnte täuschen, dessen sollte sich wohl jeder bewusste sein. In dem Moment, in dem Nikara die Bar betrat, verstummten jegliche Gespräche. Aus allen Ecken starrten sie die Leute an. Jeden von ihnen fragte sich wohl, was eine junge Frau wie sie in einem solchen Loch zu suchen hatte. „He, Mädchen, verschwinde lieber. Das hier ist nichts für dich.“, kam es lachend links von ihr. „Nein.“, erwiderte sie düster, sah ihn aber nicht an. „Ich bin hier genau richtig.“, sagte sie noch, bevor sie auf die Bar zuging. Nicky beachtete den Mann, der sie angesprochen hatte, nicht weiter. An der Bar bestellte sich Nikara ein Bier und setzte sich mit den Rücken zum Barkeeper auf einen Hocker, sodass sie die anderen beobachten konnte. Sie ging jeden einzelnen mit den Augen ab und überlegte, wer von ihnen vielleicht bereit wäre, sie unter ihren Bedingungen mitzunehmen. Nach dem dritten Bier seufzte sie frustriert. Nach drei Absagen hatte sie schließlich aufgegeben. Alle anderen anwesenden Piraten sahen ihr ziemlich suspekt und nicht gerade so aus, als ob man sich mit ihnen auf einen Deal einlassen konnte. Abgesehen davon hatten sie eindeutig zu viel getrunken, als dass Nicky sie ansprechen würde. Abgesehen von zwei düsterwirkenden Gestalten, die sich im hinteren Teil der Bar aufhielten und unter Kapuzen versteckten. Doch auch diese würde sie ganz sicher nicht fragen. Die Blonde legte den Barkeeper das Geld auf die Tresen und stand dann auf. Als sie sich auf den Weg nach draußen machte, folgten ihr die Blicke der anderen. Murrend vergrub sie ihre Hände in die Taschen und lief die Straße lang. Es wurde langsam schon dunkel und Nicky merkte, dass sie schon ziemlich müde war. Doch nach einem Gasthaus oder ähnlichem brauchte sie erst gar nicht Ausschau halten. Schon heute früh hatte sie sich bei einem Passanten nach einer Unterkunft erkundigt, doch so etwas gab es hier nicht. Eigentlich schon merkwürdig, denn Nicky war davon ausgegangen, dass es bei der Menge an Piraten auch mindestens ein Gasthaus geben würde. Missmutig sah sie zum Himmel, wo sich schon einige dichte Wolken gebildet hatten. Sicher würde es bald mit regnen anfangen. Mit gesenktem Kopf lief sie durch die Stadt, bis sie schließlich beim Strand ankam. Ach, schlimmer kann es eh nicht mehr kommen, dachte sie und ließ sich erst in den Sand fallen, stand dann aber doch wieder auf. Vielleicht sollte nach ein wenig trockenem Holz suchen. Denn wenn sie die Nacht schon draußen verbringen musste, dann wollte sie wenigstens nicht frieren müssen. Gefühlte Ewigkeiten später hatte sie genug für ein Feuer zusammen, das hoffentlich ein paar Stunden brennen würde. Lustlos warf sie das Holz auf einen Haufen und überlegte, wie sie diesen zum Brennen bringen konnte. Sie hatte kein Feuerzeug dabei und wirkliche Alternativen hatte sie bei der Marine nie gelernt, da man dachte, es sowieso nicht brauchen zu müssen. „Es wird sich sicher nicht entfachen, wenn du es einfach anstarrst.“ Überrascht drehte sich Nicky um. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie beobachtet wurde. Skeptisch betrachtete Nikara die Gestalt, die langsam auf sie zukam. Unter der Kapuze guckten lange, rote Haare hervor, die man aber erst richtig sehen konnte, als sie die Kapuze noch hinten schlug. Unter dem dunklen Umhang trug sie ein weißes Shirt, eine kurze braune Hose und braune Chucks. „Ich würde es ja anzünden… wenn ich wüsste WIE“, sagte Nicky schließlich, was die Rothaarige zum Lachen brachte. „Soll ich dir vielleicht helfen?“, fragte sie, wartete eine Antwort aber gar nicht erst ab, sondern ging an ihr vorbei und fing schon an, am Feuerholz herum zu werkeln. Seufzend ließ sich Nicky wieder zurück in den Sand fallen. Besorgt sah sie zum Himmel hinauf und hoffte, dass sie vom Regen verschont bleiben würden. Zumindest diese Nacht. Noch einmal seufzte sie und sah dann zu der Rothaarigen, die immer noch mit dem Holz beschäftigt war. Wahrscheinlich hieß es jetzt abwarten und den nicht vorhandenen Tee trinken, dachte sie und lehnte sich zurück. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, merkte sie, dass sie doch schon viel müder war, als sie gedacht hatte. Nicky wäre in diesem Moment sicher eingeschlafen, wenn die Rothaarige nicht auf einmal freudig aufgeschrien hätte. „Ja, verdammt, genau so macht man das!“ Nicky öffnete die Augen und sah zu der anderen Frau hinüber, die breit grinsend auf das Holz zeigte. Erst wollte sie fragen, was denn los ist, bis sie eine winzige, aber dennoch vorhandene, Flamme erkennen konnte. Jetzt fing auch die Blonde mit grinsen an und stand auf. Beide zuckten im nächsten Moment jedoch zusammen, als ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnergrollen, über den Himmel zuckte. „Oh, nein“, stöhnten beiden gequält auf, als die ersten Regentropfen sie erreichten. Die Rothaarige blickte traurig auf die kleine Flamme, die endgültig wieder erlosch. Durch das Geräusch des nun sehr starken Regens hindurch hörten sie eine tiefe Stimme rufen. „Lotty?!! Lotty, bist du hier irgendwo??“ Die Rothaarige neben Nicky grinste, bevor sie tief Luft holte und rief: „Hier drüben, Alex.“ Interessiert beobachtete Nicky den Schwarzhaarigen, der langsam auf sie zuging. Er zog die Augenbraue hoch, als er die Blonde bemerkte, die ebenso durchnässt war, wie Lotty. „Du bist doch die, die vorhin in die Bar gekommen ist, oder?“, fragte er und brachte Nicky damit zum überlegen. Sie fragte sich, woher das denn wusste, schließlich war sie sich sicher, hin dort nicht gesehen zu haben. Als ihr Blick jedoch auf den Umhang fiel, den er trug, wurde es ihr sofort klar. Er war einen von diesen beiden Gestalten, die ziemlich weit hinten gesessen haben. Flüchtig sah sie zu Lotty. Das bedeutete, dass die Rothaarige zu ihm gehörte und auch dort gewesen war. „Bist du immer noch auf der Suche nach einer Crew?“, fragte er interessiert. „Nein, bin ich nicht.“, sagte sie, was ihn überrascht aufsehen ließ, also fügte sie hinzu: „Ich bin nur auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit zur nächsten Insel.“ Nachdenklich nickte Alex, bevor er anfing, breit zu grinsen. „Ich werde dann mal gehen“, murmelte Nicky leise und wollte an ihm vorbei gehen. Zu ihrem Erstaunen jedoch hielt er sie a, Handgelenk fest. „Warte“, sagte er. „Ich habe im Hafen ein kleines Schiff… besorgt und wollte sie“ Ein Kopfnicken in Lottys Richtung „jetzt eigentlich holen gehen, damit wir weiter segeln können. Es ist zwar nicht das Beste, aber für eine Fahrt zur nächsten Insel wird es sicherlich reichen.“ „Was meinst du, willst du mit uns segeln?“, fragte jetzt Lotty grinsend. Glücklich lächelte Nicky die beiden an und nickte. Dieser Moment, als die drei so im Regen stand und sich angrinsten, war der Moment, in dem ihre gemeinsame Reise und ein Leben als Piraten begann. Gegenwart „Ja, wer hätte damals gedacht, dass wir einmal hier sitzen würden?“, fragte Lotty und trank einen Schluck Sake. Aus den Augenwinkeln sah sie Alex grinsen. „Aus der Mitfahrgelegenheit wurde eine Crew.“, sagte er. „Pah, ich beide hattet das doch schon von Anfang an geplant.“, sagte Nicky gespielt beleidigt, lachte dann aber glücklich. „Ich wette ihr hattet nie vor gehabt, mich auf der nächsten Insel gehen zu lassen.“ „Niemals“, sagte Alex und zwinkerte ihr zu. Vergangenheit(zwei Wochen, nachdem Nicky, Alex und Lotty aufeinander trafen) Der Schwarzhaarige riss überrascht die Augen auf, als er etwas, oder um genauer zu sein jemanden, an sich vorbei fliegen sah. „Und wage es nicht, noch einmal wieder zu kommen!!“, brüllte ein aufgebrachter Barbesitzer. Die junge Frau, die gerade noch an Alex vorbei geflogen ist, stand auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. „Kein Grund, gleich so ausfällig zu werden.“, murmelte sie, schulterte ihre Tasche und ging vorkommen unbeeindruckt davon. Auch Alex wollte gerade weiter gehen, als er plötzlich die Stimme seiner neuen Kapitänin hörte, die sich an den Barkeeper wandte. „Was hat sie denn getan?“, fragte sie neugierig. „Nichts“, erwiderte er und musterte sie. „Oder zumindest heute noch nichts.“ „Dann hat sie vor einiger Zeit mal etwas getan, sodass sie heute nicht mehr in die Bar durfte?“ „“Etwas getan“ wäre vielleicht nicht mal allzu schlimm gewesen. Dieses Weib hatte meine ganze Bar zerlegt. Und das schon 3-mal, nur weil sie die Marinesoldaten, die hier öfters was trinken, nicht leiden kann!“, sagte er wütend und stampfte zurück in die Bar. „Danke für die Information“, sagte Nicky grinsend, obwohl der Mann schon längst außer Hörweite war. Als Alex ihr Grinsen bemerkte und sah, wie sie der Brünetten hinterher ging, hatte er das Gefühl, dass sein Käpt’n etwas ausheckte. Der Schwarzhaarige zwang sich, nicht weiter darüber nach zudenken, sondern machte sich auf zum Schiff. Die ehemalige Marinekapitänin schob währenddessen die Hände in die Taschen ihrer schwarzen engen Jeans. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge, ihr blick war fest auf die junge Frau gerichtet. Sie zog schließlich eine Augenbraue hoch, als diese unerwartet in eine kleine Gasse abbog. Nicky beschleunigte ihre Schritte und folgte ihr. Kaum hatte sie das getan, wurde sie an die Wand und ihr eine Klinge an den Hals gedrückt. Der kalte Stahl fühlte sich ein wenig unangenehm an, doch es war nicht so, dass sie davon beeindruckt war. „Warum, zum Teufel, verfolgst du mich??“, fauchte die Brünette. Trotz des bedrohlich wirkenden Tonfalls zogen sich Nickys Mundwinkel hoch. „Ich hab gehört, dass du in der Bar schon öfters Marinesoldaten fertig gemacht hast und das hat mich ein wenig beeindruckt.“ „Und deswegen verfolgst du mich?“, fragte sie verwirrt. „Ich möchte dich in meiner Crew. DESWEGEN bin ich dir gefolgt.“ „Warum sollte ich das machen?“, fragte die Brünette und zog eine Augenbraue hoch. „Das einzige, was ich will, ist diesen Marineaffen in den Arsch treten und nicht irgendeiner Crew beitreten.“, fauchte sie und zog ruckartig ihr Messer weg. Diese Aussage brachte die Kapitänin zum Lachen. „Jeder von uns wieder bereits von der Marine gejagt… Wäre für dich also genug zu tun.“, sagte Nicky und fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Haare. „Ich bin übrigens Nikara, oder auch Nicky, ganz wie du willst.“ „Rikaje“ „Also, Rikaje. Unser Schiff ist das einige, was in der Bucht ankert. Wir werden kurz vor Sonnenuntergang ablegen, also sei pünktlich.“, sagte sie und verließ ohne ein weiteres Wort die Gasse. Sofort machte sich Nicky auf den Weg zum Schiff und erreichte schon bald die Bucht. Alex wartete doch schon auf sie und sah sie abwartend an. „Und? Was ist passiert?“, fragte er, schien jedoch nicht gerade interessiert. „Sie hat kein Interesse oder?“ Nicky grinste überlegen. „Ich wette, sie wird noch vor Sonnenuntergang hier sein.“ Und so war es schließlich auch. Gerade als Lotty sich dran machte, den Anker zu lichten, betrat die neue Mitstreiterin das Deck. Gegenwart Ricky lächelte leicht, als Nikara von ihrer ersten Begegnung erzählt hatte. Langsam trank sie ein Schluck des Weines, den sie sich aus der Vorratskammer des Schiffes geholt hatte. Nickys Blick richtete sich währenddessen zufällig auf Alex‘ Armbanduhr und sie riss erschrocken die Augen auf. „Was ist denn los?“, fragte Lotty und beobachtete die Schwanger besorgt. „Ich habe nicht gewusst, dass es schon so spät ist.“, sagte sie und fuhr sich durch das seidige Haar. „Und was ist daran so schlimm?“, mischte sich jetzt Jack irritiert ein. „Lucci ist schon längst zu Hause! Dabei wollte er, dass ich da bin, wenn er kommt!“, sagte sie aufgeregt und verabschiedete sich von den anderen. Sie war schon längst außer Hörweite, als Jack sagte: „Sie ist ja schon völlig auf ihn fixiert. Früher wäre sie nie einfach so gegangen.“ Der Rest der Mannschaft nickte traurig und schwieg. Ihn allen war bewusst, dass sich ihre Freundin sehr verändert hatte, seit sie den Cyperpol-Agenten kennen gelernt hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)